Brüchtenregister - Archive in Nordrhein-Westfalen
Brüchtenregister - Archive in Nordrhein-Westfalen
Brüchtenregister - Archive in Nordrhein-Westfalen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landesarchiv NRW – Staatsarchiv Münster<br />
„... als wäre er mit e<strong>in</strong>em Mädchen im Busch gewesen.“<br />
<strong>Brüchtenregister</strong>:<br />
Genealogie im Staatsarchiv<br />
Titel<br />
Vortrag und Führung<br />
von Dr. Thomas Reich<br />
20. Oktober 2005
Vorherige Seite:<br />
� Herzogtum <strong>Westfalen</strong>, Landesarchiv Nr 945, fol. 23V-23R: Kellerei Arnsberg<br />
(Gerechtigkeiten, pars 4): Bericht der Brüchten.<br />
� M<strong>in</strong>den-Ravensberg, Verordnungen Nr. 192 [Bestellsign: Msc. VII 2402 Bd 4], fol.<br />
306ff.: Allgeme<strong>in</strong>e Verordnung für das Fürstenthum M<strong>in</strong>den und die Grafschaft<br />
Ravensberg, wie die Brüchtengerichte gehalten und die Uebertreter der Landes- und<br />
Policeygesetze zu bestrafen; nebst e<strong>in</strong>em Anhange von denen zum Brüchtengerichte<br />
gehörigen Contraventionsfällen; de dato Berl<strong>in</strong>, den 27. Julii 1772.<br />
Schlagen 1 Mark<br />
Blome, das der Herman Sluter geslagen,<br />
geven I m. VII ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 41´.
Beischlaf 4 Mark<br />
Lampen szonne, das der Fischer<br />
Borius dochter beslapen, geven IIII m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44.
Beischlaf 4 Mark<br />
Albertt tho Gesteln knecht, das der<br />
Annen, Olrichs dochter beslapenn,<br />
geven IIII m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44.
Schlagen 1 Mark<br />
Jurgen Knicken, das der Thonies Forsters<br />
geslagen, geven<br />
I m. X ß. VI d.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 42.
Schlagen ohne Brüchtbetrag<br />
Jergen Ocken frauw clagt vber Jurgen Holscher<br />
das er ihr habe zwey locher <strong>in</strong> den kopff<br />
geschlagen, vnd e<strong>in</strong> Yaudt vnd Schandthoeren<br />
geschloldten. Ist auch <strong>in</strong> Niemeyers hauß geschehen.<br />
StAMS, Domkapitel Paderborn, Akten Nr. 27.7 (von 1629), Bl. 2.<br />
Brüchtenzettel über domkapitularische Pflichtige zu Atteln, Etteln und Henglarn. 1628-1630
Schlagen und Gewalt 31 Mark<br />
Hermel<strong>in</strong>gs szonne, das der zum<br />
Lipl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en geslagen unnd sunst<br />
zu mhermaillen gewaldt getha<strong>in</strong>,<br />
geven XXXI m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 42.
Beischlaf 4 Mark<br />
Johan des Holtgreven scheper, das<br />
der Stropen dochter beslapen, geven IIII m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44.
Graben verwerfen und sich<br />
widersetzen 78 Mark<br />
Die junge Meiger tho Bocklo, das<br />
der etzlige verbeder versetten unnd<br />
e<strong>in</strong>en graven moidtwillichlichen<br />
uffgeworpen unnd sich hir nach<br />
deme Nienhuiß weigerlich gehalten,<br />
geven LXXVIII m. IX ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 48´.
Beischlaf 4 Mark<br />
Der wanne macher, das der<br />
Lambertt Kerst<strong>in</strong>gs dochter beslapen,<br />
geven IIII m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44.
Beischlaf 3 Mark<br />
Der Wecker tho Borch, das der des<br />
Weckers dochter beslapen, geven III m. II ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44.
Illegale Ehe 4 Mark<br />
Kalber Tigs, das der se<strong>in</strong>e frouwen ane<br />
vurwissendt me<strong>in</strong>s gnetigenn hern zur ehe<br />
genomen, geven IIII m. VI ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 44´.
Inzucht 23 Mark<br />
Kipshagen, dat der bej se<strong>in</strong>er modd(er)n<br />
geslapen unnd der e<strong>in</strong> k<strong>in</strong>dt gemacht,<br />
geven XXIII m. VII ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 48´.
Aufruhr gegen den Rat zu<br />
Salzkotten 83 Mark<br />
Qwackert der uß deme rathe [zu Salzkotten] gewiesett<br />
gewesen unnd wedder <strong>in</strong>gesatzt<br />
se<strong>in</strong> wulle, dardurch <strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>e<br />
schir e<strong>in</strong> uffroir gegen den raidt<br />
enstanden unnd der radt vom raidthuiß<br />
weichen mussen, zw<br />
bruche geven LXXXIII m. II ß.<br />
StAMS, Fürstbistum Paderborn, Ämterrechnungen Nr. 1040 (von 1562), Bl. 40-52’ , hier 51´.
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Brüchten als Alltagsersche<strong>in</strong>ung<br />
<strong>Brüchtenregister</strong> s<strong>in</strong>d die<br />
Bildzeitung der Archivalien.
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
„Anna Kathar<strong>in</strong> Cramer hat Johann Becker bezichtigt,<br />
als wäre er mit e<strong>in</strong>em Mädchen im Busch gewesen,<br />
ist e<strong>in</strong>e arme Frau – 6 Mark.“<br />
(Aus e<strong>in</strong>em <strong>Brüchtenregister</strong><br />
des westfälischen Amtes Medebach, 1712)
Überblick<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung als Teil des Landesherrschaft<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen von <strong>Brüchtenregister</strong>n<br />
8. <strong>Brüchtenregister</strong> als genealogische Quelle<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische quellen<br />
10. Literatur<br />
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
� Strafe <strong>in</strong> weniger bedeutsamen Fällen an die<br />
öffentliche Gewalt.<br />
� Vor 1500: Brüchte wird auch Brüche genannt<br />
(friesisch brekma, mittelniederdeutsch broke, brake,<br />
breke, mittelhochdeutsch brüche).<br />
� Begriff „Brüchte“ wird nur auf m<strong>in</strong>dere Strafen<br />
angewendet.<br />
� Strafgelder <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Höhe.<br />
� Von den Brüchtengeldern erhält der Landesherr e<strong>in</strong><br />
bis zwei Drittel, der Richter e<strong>in</strong> Drittel.<br />
� Strafhöhe unterschiedlich.<br />
� Hauptzeitspanne: <strong>in</strong> Ämterrechnungen 1550 – 1800.<br />
� Brüchten = Strafen auf unterster Ebene
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1.a. Abgrenzung der Brüch(t)e von der Buße<br />
� „Buße“: nur Leistung an den Verletzten.<br />
� „Brüche“: Leistung an die öffentliche Hand.<br />
� Zeitliche Veränderungen und Unterscheidung je<br />
nach Rechtskreis.<br />
� Volksrechte des fränkischen Stammes:<br />
Gesamtbuße (compositio), so u.a. <strong>in</strong> <strong>Westfalen</strong>.<br />
� Manchmal Teilung nach Quoten, so auch die<br />
westfälischen und hamburgischen Rechte:<br />
Kläger, Richter und Stadt nehmen gleiche Teile.<br />
� Brüche ist an Gerichtsherrn zu zahlen
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1.a. Abgrenzung der Brüch(t)e von der Buße<br />
� Buße ist Wergeld (Totschlagsbuße) oder Buße im<br />
engeren S<strong>in</strong>ne.<br />
� In <strong>Westfalen</strong> wird im 11. Jh. e<strong>in</strong> Wergeld erwähnt<br />
(Vita Me<strong>in</strong>werci), das später als Brüche wiederkehrt<br />
(Dortmunder Stadtbuch, um 1350).<br />
� Bußen im engeren S<strong>in</strong>ne: Kränkungsbußen – sie<br />
sollen die Beleidigung wieder gut machen.<br />
� Bei Bußen für Körperverletzungen auch Funktion als<br />
Schmerzensgeld.<br />
� Buße oftmals zugleich Schadensersatz.<br />
� In jüngeren Quellen stehen hierauf meist Leibesoder<br />
Lebensstrafen.<br />
� Bußen: zunächst Wiedergutmachung
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1.a. Abgrenzung der Brüch(t)e von der Buße<br />
� Wo nur von der Brüche und nicht von der Buße die<br />
Rede ist, kann es sich um Fälle handeln, wo gar<br />
ke<strong>in</strong>e Privatperson verletzt ist.<br />
� z.B. bei Ungehorsam gegen e<strong>in</strong> richterliches Gebot.<br />
� Mitunter nur Brüche, ke<strong>in</strong>e Buße
Bsp. Sachsenspiegel:<br />
Bußsystem<br />
Der Sachsenspiegel: Bußsystem<br />
Der Beklagte zahlt dem obsiegenden Kläger Buße oder Wergeld, dem Richter das Gewette<br />
Aus: H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. / Schild, Wolfgang, Justiz <strong>in</strong> alter Zeit (= Schriftenreihe des mittelalterlichen<br />
Krim<strong>in</strong>almuseums Rothenburg ob der Tauber 6), Rothenburg o.d.T. 2 1984, nach S. 64. [7 J 30]
Bsp. Sachsenspiegel:<br />
Rechtsordnung<br />
Der Sachsenspiegel<br />
Die Abbildung zeigt die<br />
von Gott hergeleitete<br />
mittelalterliche<br />
Rechtsordnung:<br />
• Papst und Kaiser als<br />
Lehnsleute Gottes;<br />
• geistliche und weltliche<br />
Gerichtsbarkeit:<br />
• das bischöfliche<br />
Sendgericht,<br />
• das Grafend<strong>in</strong>g,<br />
• das Schultheißend<strong>in</strong>g.<br />
Aus: H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. /<br />
Schild, Wolfgang, Justiz<br />
<strong>in</strong> alter Zeit<br />
(= Schriftenreihe des<br />
mittelalterlichen<br />
Krim<strong>in</strong>almuseums<br />
Rothenburg ob der<br />
Tauber 6), Rothenburg<br />
o.d.T. 2 1984, nach S. 64.<br />
[7 J 30]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1.b. Der Brüch(t)enbegriff und se<strong>in</strong> Gebrauch<br />
� Brüche des Mittelalters: aus der Verschmelzung des<br />
fränkischen Friedensgeldes mit dem bannus<br />
hervorgegangen.<br />
� Im allgeme<strong>in</strong>en die Züge des alten Friedensgeldes.<br />
� Die Leistung an die öffentliche Gewalt hat jetzt ganz<br />
den Charakter e<strong>in</strong>er Strafe angenommen (pena oder<br />
Brüche)<br />
� hoheitlicher Strafanspruch verdrängt Sühne.<br />
� Brüche wird ausschließlich zur Strafe
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1.b. Der Brüch(t)enbegriff und se<strong>in</strong> Gebrauch<br />
� Friesisches Stammesgebiet: Friedensgeld (fretho,<br />
ferd, mnd. vrede).<br />
� In den übrigen Gebieten neue Bezeichnungen, vor<br />
allem: Bann (pena, mnd. mhd. pene).<br />
� Bruch, Brüche, Brüchte (fries. brekma, mnd. broke,<br />
brake, breke, mhd. brüche, später bruch oder<br />
brüchte) heißt die Zahlung an die öffentliche Gewalt<br />
besonders im Nordwesten, weil sie die Strafe für<br />
den Bruch der Rechtsordnung darstellt.<br />
� Mitunter wird die Brüche mit demselben Namen<br />
benannt, wie das betreffende Vergehen.<br />
� Im ostfälisch-thür<strong>in</strong>gischen Quellenkreis heißt die<br />
Zahlung an die öffentliche Gewalt vielfach Wette,<br />
weil sie durch Wettvertrag versprochen wurde.<br />
� „Brüche“ wandelt sich zur „Brüchte“
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
2. Brüchtendelikte<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Brüchtenfälligkeit erstreckt sich über<br />
� Beleidigung / Schmähen<br />
� Körperverletzung, Gewalt und Schlägerei<br />
� Blutrunst (Verwundungen und Totschlag)<br />
� Betrug<br />
� Steuerh<strong>in</strong>terziehung<br />
� Diebstahl<br />
� Sorgloser Umgang mit Feuer<br />
� Holz- und Feldschäden<br />
� Abpflügen der Äcker
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
2. Brüchtendelikte<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Brüchtenfälligkeit erstreckt sich weiterh<strong>in</strong> über<br />
� Exzesse und Blutrunst im Walde<br />
� Exzesse bei Prozessionen<br />
� Exzesse auf den Tiggen <strong>in</strong> den Dörfern<br />
� Widersetzlichkeit gegen Anordnungen des Landesherren<br />
und des Stadtrates<br />
� Außerehelichen Beischlaf und Schwängerung<br />
� Unerlaubten Handel (typische Strafe für Juden)
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
� Mögliche Strafen bei Brüchtenverfahren:<br />
• Geldbußen<br />
• Freiheitsentzug von e<strong>in</strong>igen Tagen<br />
• Seltener „Dorenkasten“, also Ausstellung des<br />
Del<strong>in</strong>quenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em drehbaren Gitterkasten<br />
auf dem Marktplatz [z.B. <strong>in</strong> Werl]<br />
� Passauer Recht von 1225: Zahl der Schläge<br />
entspricht der Zahl der verwirkten Brüchepfennige.<br />
� Brüchtenstrafe meist Geldzahlung
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Deutsches Recht � Römisches Recht<br />
� Strafrecht im Spätmittelalter: vom germanischfränkischen<br />
Kompositionensystem (Ausgleich durch<br />
Sühnegeldleistungen) zum sog. Blutstrafrecht.<br />
� Frühe Neuzeit: erheblicher Fortschritt bei Rezeption<br />
des römischen und kanonischen Rechts.<br />
� z.B. Münsteraner Hof- und Landgerichtsordnung<br />
von 1571.<br />
� Gerichtsprotokolle: häufig Bezugnahme der<br />
Prozeßbeteiligten auf das „geme<strong>in</strong>e Recht“ (ius<br />
commune).<br />
� FrNZ: von der Sühne zum Blutgericht
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Gerichts-Gemengelage im <strong>Westfalen</strong> des Alten Reichs<br />
� Gerichte und Lokalverwaltungen entziehen sich<br />
häufig erfolgreich der landesherrlichen Kontrolle.<br />
� Untergliederung der Fürstbistümer: Ämter als kle<strong>in</strong>e<br />
und kle<strong>in</strong>ste Verwaltungs- und Gerichtse<strong>in</strong>heiten,<br />
(Go-) Gerichte und Kirchspiele.<br />
� Unmenge kle<strong>in</strong>erer Gerichte.<br />
� Neben Go-, Frei- und Stadtgerichten im gleichen<br />
Gerichtsbezirk noch Hofes-, Bauern-, Marken- oder<br />
Holzgerichte.<br />
� Ämterverwaltung durch Drosten: Lokalverwaltung<br />
und untere Gerichtsbarkeit.<br />
� Drosten setzen Richter e<strong>in</strong>.<br />
� Drosten setzen auch Vögte e<strong>in</strong> als Verwalter der<br />
Kirchspiele und als Polizeiorgan.<br />
� Gemengelage konkurrierender Gerichte
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Gerichts-Gemengelage im <strong>Westfalen</strong> des Alten Reichs<br />
� Landgerichtsordnung 1571 des<br />
Fürstbistums Münster<br />
� Abstellen formaler Mißstände<br />
� Ordnung des Gerichtsverfahrens.<br />
� Dritter Teil dieser Gerichtsordnung behandelt<br />
Lokalgerichte wie Holz-, Brüchten- und<br />
Markengerichte usw.<br />
� Allerd<strong>in</strong>gs starke Widerstände gegen Reform, oft<br />
Rückgriff auf althergebrachten Gebrauch.<br />
� Landgerichtsordnung nur Teilerfolg
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Gerichts-Gemengelage im <strong>Westfalen</strong> des Alten Reichs<br />
Städtische Gerichtsbarkeit.<br />
� Stadt Rüthen: Ratsgericht an erster Stelle.<br />
� Es wird von Bürgermeister und Rat ausgeübt; als<br />
Protokollführer fungiert der Stadtsekretär und als<br />
Vollziehungsbeamter der Rats- oder Stadtdiener.<br />
� Gegenstände: Erb- und Sterbefällen, Injurien- und<br />
Gewaltsachen, Immissionen <strong>in</strong>nerhalb der Stadt,<br />
Krim<strong>in</strong>aluntersuchungen und mit gewissen<br />
Brüchtensachen.<br />
� Von jeder Brüchtenstrafe hat der Rat die Erkenntnis,<br />
Anschlag und Erhebung. Der Rat setzt auch die<br />
Höhe der Brüchten fest.<br />
� Städtische Brüchten beim Ratsgericht
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
� Bis zum 16. Jh. bleiben Gerichtsverhandlungen<br />
unterer Gerichte mündlich.<br />
� Bei Brüchtenverfahren ist die Anlage der<br />
Fallprotokolle <strong>in</strong> der Grundstruktur fast immer gleich:<br />
Kläger – Beklagter – Klage – Abwägung – Urteil.<br />
� Als Beispiele für den westfälischen Raum seien<br />
landesherrliche Edikte Kurkölns und M<strong>in</strong>den-<br />
Ravensbergs genannt, die das Brüchten-Verfahren<br />
e<strong>in</strong>gehend regeln:<br />
• Chur-Coellnische Bruechten-Ordnung De Anno<br />
1616.<br />
• Allgeme<strong>in</strong>e Verordnung für das Fürstenthum<br />
M<strong>in</strong>den und die Grafschaft Ravensberg, wie die<br />
Brüchtengerichte gehalten und die Uebertreter der<br />
Landes- und Policeygesetze zu bestrafen, 1772.<br />
� Brüchtenordnungen regeln Strafverfahren
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Beispielhaft wird im Folgenden das Brüchtenverfahren<br />
mit se<strong>in</strong>en Beteiligten anhand des kurkölnischen<br />
<strong>Westfalen</strong>s vorgestellt.<br />
1. Ausführung festgelegter Strafen durch die<br />
kurkölnischen Beamten.<br />
2. Aufzeichnung strafwürdiger Fälle durch<br />
Gerichtsschreiber.
Bsp. Jahrgericht zu Wewelsberg (Holzbrüchten)<br />
[Fbm PB Hofkammer 2868]<br />
E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>es Brüchtenprotokolls ist<br />
das Protokoll über die auf dem<br />
Jahrgericht zu Wewelsberg (hier<br />
Holzbrüchten im Fürstbistum<br />
Paderborn) verhängten Brüchten<br />
[Fbm PB Hofkammer 2868]<br />
Sträcker auf den Mennschen Höfen abendts vor<br />
aller Heiligen 8. Heisters gehauen, behufs<br />
B<strong>in</strong>de stämpels, welche er nach Lipstadt gefahren,<br />
und dieselbe außer dem dorff auf dem West-<br />
felde, und <strong>in</strong> den wiesen verstochen, damit ich<br />
dieselbe nicht antreffen könne – damnum 2 Rtl<br />
Mulcta.
Bsp. Jahrgericht zu Wewelsberg (Holzbrüchten)<br />
E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>es Brüchtenprotokolls ist das<br />
Protokoll über die auf dem Jahrgericht zu<br />
Wewelsberg (hier Holzbrüchten im Fürstbistum<br />
Paderborn) verhängten Brüchten<br />
[Fbm PB Hofkammer 2868]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1. Ausführung festgelegter Strafen durch die<br />
kurkölnischen Beamten.<br />
2. Aufzeichnung strafwürdiger Fälle durch<br />
Gerichtsschreiber.<br />
3. Aufzeichnung strafwürdiger Fälle durch Kanzlei<br />
und Kammer.<br />
4. Jährlicher Bericht an die Rechenkammer.
Bsp. E<strong>in</strong>nahmen der Landrentei Münster<br />
1750<br />
Beispiel nicht gelieferter Brüchtenlisten<br />
im Fürstbistum Paderborn Ende des 18. Jh.<br />
[Fbm MS Landrentei 77]<br />
Jahres-<br />
Landrenteirechnung<br />
des Fürstbistums<br />
Münster von 1750<br />
[Fürstbistum Münster<br />
Landrentei Nr. 77]
Bsp. E<strong>in</strong>nahmen der Landrentei Münster<br />
1750<br />
Beispiel nicht gelieferter Brüchtenlisten<br />
im Fürstbistum Paderborn Ende des 18. Jh.<br />
[Fbm MS Landrentei 77]
Bsp. nicht gelieferter Brüchtenlisten<br />
Beispiel nicht gelieferter Brüchtenlisten<br />
im Fürstbistum Paderborn Ende des 18. Jh.<br />
[Fbm PB Hofkammer 2856]<br />
Beispiel<br />
nicht<br />
gelieferter<br />
Brüchtenlisten<br />
im<br />
Fürstbistum<br />
Paderborn Ende<br />
des 18. Jh.<br />
[Fürstbistum<br />
Paderborn<br />
Hofkammer<br />
2856]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
1. Ausführung festgelegter Strafen durch die<br />
kurkölnischen Beamten.<br />
2. Aufzeichnung strafwürdiger Fälle durch<br />
Gerichtsschreiber.<br />
3. Aufzeichnung strafwürdiger Fälle durch Kanzlei<br />
und Kammer.<br />
4. Jährlicher Bericht an die Rechenkammer.<br />
5. E<strong>in</strong>treiben der Strafgelder.<br />
6. Strafverhängung durch den Brüchtmeister bei<br />
kle<strong>in</strong>en Verbrechen.<br />
7. Verhältnismäßigkeit der Strafe.<br />
8. Möglichkeit des ordentlichen Rechtsweges.<br />
9. Kaution oder Haft.
E<strong>in</strong>lieferung <strong>in</strong> das Gefängnis. Im<br />
Innern des Strafturmes e<strong>in</strong><br />
Gefangener, der rückwärts<br />
herausblickt und sich die Haare<br />
rauft. E<strong>in</strong> Leidensgefährte<br />
überschreitet die Schwelle, gefolgt<br />
von zwei Häschern, die ihn mit<br />
Fußtritt und Fausthieb <strong>in</strong> das<br />
Gefängnis treiben.<br />
(Soester Nequambuch, 14. Jh.)<br />
Bsp. E<strong>in</strong>sperren durch Häscher<br />
aus: H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. / Schild,<br />
Wolfgang, Justiz <strong>in</strong> alter Zeit<br />
(= Schriftenreihe des<br />
mittelalterlichen Krim<strong>in</strong>almuseums<br />
Rothenburg ob der Tauber 6),<br />
Rothenburg o.d.T. 2 1984, nach S.<br />
208. [7 J 30]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
10. Anklage vor dem Richter.<br />
<strong>Brüchtenregister</strong>
Abb. Gerichtsverhandlung mit<br />
Geldstrafe<br />
Verhandlung leichterer Straftaten, die<br />
durch Geldstrafe an das Gericht oder<br />
Geldbuße an den Verletzten gesühnt<br />
werden. In der Mitte der Vogt und die<br />
beiden Gerichtsverwalter des Rates.<br />
Der Kläger ist an der Hand verletzt<br />
worden, h<strong>in</strong>ter ihm zwei Zeugen.<br />
(Hamburger Stadtrecht von 1497)<br />
aus: H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. / Schild,<br />
Wolfgang, Justiz <strong>in</strong> alter Zeit<br />
(= Schriftenreihe des mittelalterlichen<br />
Krim<strong>in</strong>almuseums Rothenburg ob der<br />
Tauber 6), Rothenburg o.d.T. 2 1984,<br />
nach S. 112. [7 J 30]
Abb. Stadtgericht Herford<br />
Verhandlung vor dem Herforder<br />
Stadtgericht. H<strong>in</strong>ter dem Tisch mit dem<br />
Kruzifix und dem Schwert der Richter und<br />
die Schöffen, vor dem Tisch die streitenden<br />
Parteien und der Gerichtsschreiber.<br />
(M<strong>in</strong>iatur aus dem Herforder Rechtsbuch,<br />
um 1375. Stadtarchiv Herford)<br />
aus: H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. / Schild, Wolfgang,<br />
Justiz <strong>in</strong> alter Zeit (= Schriftenreihe des<br />
mittelalterlichen Krim<strong>in</strong>almuseums<br />
Rothenburg ob der Tauber 6), Rothenburg<br />
o.d.T. 2 1984, nach S. 112. [7 J 30]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
10. Anklage vor dem Richter.<br />
11. Beweismittel und Verteidigungsmöglichkeit.<br />
12. E<strong>in</strong>sichtnahme des Beklagten <strong>in</strong> die Beweismittel.<br />
13. Vere<strong>in</strong>fachtes Rechtsverfahren.
Bsp. Vere<strong>in</strong>fachtes Rechtsverfahren<br />
Chur-Coellnische Bruechten-Ordnung De Anno 1616<br />
u.v.m., <strong>in</strong>: Vollstaendige Sammlung deren die<br />
Verfassung des Hohen Erzstifts Cöln betreffender<br />
Stucken, mit denen benachbahrten Hohen Landes-<br />
Herrschaften geschlossener Concordaten und<br />
Vertraegen, dan <strong>in</strong> Regal- und Cameral-Sachen, <strong>in</strong><br />
Justiz- , Policey- und Militair-Weesen vor und nach<br />
ergangener Verordnungen, und Edicten. Aus<br />
gnaedigstem Befehl Ihrer Churfuerstlichen Gnaden zu<br />
Chur-Coellnische Bruechten-Ordnung De Anno 1616 u.v.m., <strong>in</strong>: Vollstaendige Sammlung deren die Verfassung<br />
Cölln Maximiliani Friederici zusammen getragen, und<br />
des Hohen Erzstifts Cöln betreffender Stucken, mit denen benachbahrten Hohen Landes-Herrschaften<br />
geschlossener Concordaten und Vertraegen, zum Druck dan befoerdert <strong>in</strong> Regal- [durch und Cameral-Sachen, den Geheimen <strong>in</strong> Justiz- Rat von , Policey- und Militair-<br />
Weesen vor und nach ergangener Verordnungen, Kempis], 2 Bde., und Edicten. Köln 1772 Aus / gnaedigstem 1773, S. 245-263. Befehl Ihrer Churfuerstlichen<br />
Gnaden zu Cölln Maximiliani Friederici zusammen getragen, und zum Druck befoerdert [durch den Geheimen Rat<br />
� 13 S 42<br />
von Kempis], 2 Bde., Köln 1772 / 1773, S. 245-263. [13 S 42]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
10. Anklage vor dem Richter.<br />
11. Beweismittel und Verteidigungsmöglichkeit.<br />
12. E<strong>in</strong>sichtnahme des Beklagten <strong>in</strong> die Beweismittel.<br />
13. Vere<strong>in</strong>fachtes Rechtsverfahren.<br />
14. Zulässigkeit der Appellation.<br />
15. Ke<strong>in</strong>e Appellation bei Leibesstrafen.<br />
16. Unverzüglicher Appellationsprozeß.<br />
17. Zweifel an der Strafbarkeit oder an den Beweisen.<br />
18. Kontumazialverfahren.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
19. Übergriffe auf Amtspersonen.<br />
20. Maßvolle Strafen.<br />
21. Abtrennung von anderen Strafverfahren.<br />
22. Freies Geleit.<br />
23. Güterkonfiskation bei Flucht.<br />
24. Visitationsreisen des Brüchtenmeisters.<br />
25. Dreifache Brüchtenzettel.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Mißstände nach dem 30-jährigen Krieg<br />
� Nach dem 30-jährigen Krieg vermehrt Beschwerden<br />
über unordentliche Brüchtenverfahren.<br />
� Verzeichnisse der brüchtmäßigen Verbrechen<br />
werden nicht jährlich e<strong>in</strong>geschickt.<br />
� Verschiedenen Orts werden jahrelang gar ke<strong>in</strong>e<br />
Brüchenverhöre durchgeführt.<br />
� Kurkölnische Verordnung von 1687: Protokolle s<strong>in</strong>d<br />
jährlich am St. Bartholomä Tag unter Nennung der<br />
Straftaten und der Verbrecher abzuliefern.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
E<strong>in</strong> solcher Bericht über Juden-Brüchten<br />
stammt aus der Feder von Mathias von<br />
Westerholt, der 1598 im Münsteraner Amt<br />
Ahaus, Herrlichkeit Lembeck, e<strong>in</strong>en ohne<br />
Geleit Handel treibenden Juden aus<br />
Gemen mit e<strong>in</strong>er Brüchte von nicht<br />
weniger als 800 Reichstalern bestraft.
Bsp. Judenbrüchen im Amt Ahaus - Karte<br />
StAMS, Fürstbistum Münster Landesarchiv<br />
Akten Nr. 413.
Bsp. Judenbrüchen im Amt Ahaus - Text<br />
StAMS, Fürstbistum Münster Landesarchiv<br />
Akten Nr. 413.<br />
StAMS,<br />
Fürstbistum<br />
Münster<br />
Landesarchiv<br />
Akten Nr. 413.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Mißstände nach dem 30-jährigen Krieg<br />
� 1738 ermahnt Erzbischof zu Köln se<strong>in</strong>e Richter<br />
erneut zur jährlichen Ablieferung der<br />
Brüchtenprotokolle an St. Bartholomä bei der<br />
Hofkammer.<br />
� Inzwischen wird die Strafe bei Zuwiderhandlung auf<br />
10 Goldgulden angesetzt.<br />
Folgende Seite: Vollstaendige Sammlung deren die Verfassung des Hohen<br />
Erzstifts Cöln betreffender Stucken, mit denen benachbahrten Hohen Landes-<br />
Herrschaften geschlossener Concordaten und Vertraegen, dan <strong>in</strong> Regal- und<br />
Cameral-Sachen, <strong>in</strong> Justiz- , Policey- und Militair-Weesen vor und nach<br />
ergangener Verordnungen, und Edicten. Aus gnaedigstem Befehl Ihrer<br />
Churfuerstlichen Gnaden zu Cölln Maximiliani Friederici zusammen getragen,<br />
und zum Druck befoerdert [durch den Geheimen Rat von Kempis], 2 Bde.,<br />
Köln 1772 / 1773, S. 254, Stück 110.
Bsp. Strafen gegen Richter
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Mißstände nach dem 30-jährigen Krieg<br />
� 1738 ermahnt Erzbischof zu Köln se<strong>in</strong>e Richter<br />
erneut zur jährlichen Ablieferung der<br />
Brüchtenprotokolle an St. Bartholomä bei der<br />
Hofkammer.<br />
� Inzwischen setzt die Strafe bei Zuwiderhandlung<br />
auf 10 Goldgulden an.<br />
� 1745 Strafe beträgt <strong>in</strong>zwischen für die<br />
ungehorsamen Richter 25 Goldgulden.<br />
� Mitunter jahrelanger Rückstand.<br />
� 1744 Erzbischof droht allen Widerspenstigen mit<br />
Ungnade.<br />
� 1749 Strafe um weitere 50 Goldgulden erhöht,<br />
falls die Jahresprotokolle nicht die Geständnisse<br />
der Brüchtfälligen enthalten.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Aufteilung der Brüchten-Zuständigkeit<br />
zwischen Landesherr und Städten<br />
� Beschwerden h<strong>in</strong>sichtlich des Brüchtenwesens <strong>in</strong><br />
der kölnischen Stadt Reckl<strong>in</strong>ghausen führen 1750<br />
zur genauen Festlegung des Brüchtenverfahrens.<br />
� Entgegen dem Edikt von 1577 zieht Kurköln die<br />
städtischen Bürger bei fast allen Delikten vor die<br />
kurfürstliche Brüchten-Kommission.<br />
� Beamte beanspruchen die halben Brüchtengelder.<br />
� Edikt von 1750: Ladungen vor Gericht durch<br />
städischen Bürgermeister und gleichzeitig durch<br />
kurfürstlichen Richter.<br />
� Stadt stellt die beiden Bischof- und Quaden-Türme<br />
samt zweier Wacht-Stuben für die Land-Schützen.<br />
� Stadtrat soll die Brüchten ansetzen und vollständig<br />
für sich behalten, außer bei Krim<strong>in</strong>alfällen.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Empfänger der Strafzahlungen<br />
� Mittelalter: die Brüch(t)e fällt an den Inhaber der<br />
gräflichen Gerichtsbarkeit.<br />
� In hohen und niederen Gerichtsherrschaften<br />
empfängt Gerichtsherr die Brüchte; häufig Anteil an<br />
Beamte des Landesherrn oder des Gerichtsherrn.<br />
� Stadt oder Schöffenkolleg erhalten häufig Brüchte.<br />
� Unabhängige Dorfgeme<strong>in</strong>den und Markgenossenschaften:<br />
Brüchte an Genossenschaft.<br />
� In den abhängigen Dörfern und Marken Brüchte an<br />
die Herrschaft oder deren Beamten.<br />
� Öffentliches Stadtgericht: Brüchte an die Stadt.<br />
� Domkapitel Münster beispielsweise erhält 5 Prozent<br />
der Brüchtensumme.
Bsp. Heberegister Domk.MS Das Domkapitel<br />
Münster erhält laut<br />
Heberegister der<br />
Domkellnerei zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des 19.<br />
Jahrhunderts aus<br />
se<strong>in</strong>en Gogerichten<br />
Bakenfeld<br />
(Baakenfeld), Meest,<br />
Senden und Telgte e<strong>in</strong><br />
Zwanzigstel, also 5<br />
Prozent der<br />
Brüchtensumme,<br />
wobei immer die<br />
Angaben des<br />
Vorjahres veranschlagt<br />
werden.<br />
[Domkapitel Münster<br />
Domkellnerei Nr. 1872,<br />
pag. 1094-1097]
Bsp. Heberegister Domk.MS
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
6. Frühneuzeitliche Kodifizierung<br />
als Teil der Landesherrschaft<br />
� Frühe Neuzeit: Fiskalisierung des Strafrechts.<br />
� Gerichtsbarkeit wird zu nutzbarem Hoheitsrecht.<br />
� Aus f<strong>in</strong>anziellem Interesse werden die zahlreichen<br />
angedrohten pe<strong>in</strong>lichen Strafen überwiegend nur<br />
noch an armen Leuten vollstreckt.<br />
� Städte und Territorien erlassen Policeyordnungen<br />
� immer mit Geldstrafen bewehrt<br />
� meist ausgedrückt <strong>in</strong> Pfunden (5,6 Pfund ≃ 1 fl.)<br />
� Geldstrafen i.d.R. 10, 20, 30 oder mehr Pfund<br />
führen zu immensen E<strong>in</strong>nahmen.<br />
� Wende: Carol<strong>in</strong>a kennt nur noch pe<strong>in</strong>liche Strafen.<br />
� Im Bereich des territorialen und städtischen Policeyund<br />
Ordnungsrechtes bleibt die Geldstrafe wegen<br />
ihrer großen f<strong>in</strong>anziellen Bedeutung erhalten.<br />
� Landesherrschaft braucht Strafzahlungen
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
Policeyordnungen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
� Begriff „Policey“: von der weltlichen Obrigkeit zu<br />
handhabende gute Ordnung.<br />
� Die Obrigkeit sorgt für Zucht, Ordnung und<br />
Sicherheit im privaten wie im öffentlichen Leben.<br />
� Die Policey-Ordnung für das Erzstift Köln von 1595<br />
enthält im § 37 „Von Brüchten“ folgendes: Die<br />
Brüchten sollen von den Amtsleuten so festgesetzt<br />
werden, wie sie es vor Gott dem Allmächtigen und<br />
dem Erzbischof und Kurfürsten zu verantworten<br />
wissen.<br />
Scotti, J. J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche <strong>in</strong> dem vormaligen<br />
Churfürstenthum Cöln (im rhe<strong>in</strong>ischen Erzstifte Cöln, im Herzogthum Westphalen und<br />
im Veste Reckl<strong>in</strong>ghausen) über Gegenstaende der Landeshoheit, Verfassung,<br />
Verwaltung und Rechtspflege ergangen s<strong>in</strong>d : vom Jahre 1463 bis zum E<strong>in</strong>tritt der<br />
Königl. Preußischen Regierungen im Jahre 1816 zusammengetragen und hrsg. von<br />
J[ohann] J[osef] Scotti; Nebent.: Churkoelnische, westphaelische und<br />
Reckl<strong>in</strong>ghausen'sche Landes-Verordnungen, Bd. 1. [A IV, 60; WE 754/1]<br />
� Policeyordnungen stellen Strafforderungen
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645<br />
Die Präambel e<strong>in</strong>er<br />
Policeyordnung der<br />
Stadt Lübbecke von<br />
1645 schildert, daß<br />
die bestehende<br />
Policeyordnung von<br />
1620 nicht beachtet<br />
wird.<br />
Msc VII 2807 A, fol. 12ff.
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645
Bsp. Policeyordnung<br />
Lübbecke 1645
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Beträge und Währungen bei Brüchtenstrafen<br />
� Brüchtebeträge: Festhalten am Althergebrachten.<br />
� Mitunter bewußte Abänderung: Herabsetzung durch<br />
stadtherrliches Privileg (z.B. Lippstadt).<br />
� Im allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Städten jedoch unter dem<br />
E<strong>in</strong>fluß des Stadtfriedens Erhöhung der Brüchten.<br />
� Brüchtenbetrag kann sich bestimmen nach<br />
� der Stellung des Herrn oder des Beamten,<br />
� oder nach der Stellung des Richters.<br />
� Im größten Teil Deutschlands jedoch stuft sich die<br />
Brüchte nach der Schwere des Vergehens ab.<br />
10. Literatur � Brüchte ist abhängig vom Gerichtsherrn<br />
oder vom Vergehen
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Beträge und Währungen bei Brüchtenstrafen<br />
� Ursprünglich s<strong>in</strong>d Brüch(t)etarife sehr e<strong>in</strong>fach; ab<br />
dem 13. Jh. starke Ausdifferenzierung.<br />
� Westfälische Gerichte: im 15. Jh. zeigt die Wette<br />
von 5 Mark (= 3 lb) die Neigung, zur allgeme<strong>in</strong>en<br />
Brüch(t)e, auch für ganz leichte Fälle, zu werden.<br />
� Unterhalb der kle<strong>in</strong>en Wette noch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ste, e<strong>in</strong>e<br />
Brüch(t)e für bloße Übertretungen<br />
� Manche Brüchten haben ursprünglich den<br />
Charakter von Lösungsgeldern.<br />
� Städte setzen Brüchten häufig willkürlich fest.<br />
� Zum Teil noch überkommene Naturalleistungen.<br />
10. Literatur � Brüchtetarife werden ausdifferenziert
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Beträge und Währungen bei Brüchtenstrafen<br />
� Mitunter soll der Missetäter se<strong>in</strong>e Buße nicht<br />
kennen.<br />
� Größenverhältnis zwischen der Brüch(t)e und der<br />
Buße sehr verschieden.<br />
� Fortschritt zu e<strong>in</strong>er öffentlich-rechtlichen Auffassung<br />
des Strafrechts: Wegfall der Buße.<br />
� Brüchten s<strong>in</strong>d i.A. <strong>in</strong> Mark oder <strong>in</strong> Reichstalern<br />
festgesetzt. In der Stadt Rüthen z.B. werden<br />
Brüchten zu Beg<strong>in</strong>n des 17. Jh. <strong>in</strong> Mark und <strong>in</strong><br />
Reichstalern, 1614 bis 1618 <strong>in</strong> Mark, ab 1619 <strong>in</strong><br />
Reichstalern festgesetzt.<br />
� Mitunter werden auch Goldgulden festgesetzt.<br />
� Brüchtetarife <strong>in</strong> unterschiedlicher Münze
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Sprachliche Wendungen <strong>in</strong> <strong>Brüchtenregister</strong>n<br />
� E<strong>in</strong>e Abkürzung, die <strong>in</strong> den <strong>Brüchtenregister</strong>n<br />
gelegentlich vorkommt:<br />
s.v. = salva venia = man verzeihe den Ausdruck.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
8. <strong>Brüchtenregister</strong> als genealogische Quelle<br />
� In <strong>Brüchtenregister</strong>n wird unterhalb der Ebene der<br />
Kapitalverbrechen greifbar, wie sich der Alltag von<br />
gewöhnlichen Menschen ausgestaltete.<br />
� Zeit des 30jährigen Krieges: Verrohung von<br />
Menschen wird deutlich.<br />
� Abhängig von Quellengattung, Territorium und Zeit<br />
werden die Namen der Missetäter und der<br />
Geschädigten sowie der Tatort und die verhängte<br />
Brüchtensumme genannt.<br />
� Die Namenangabe variiert zwischen Vor- und<br />
Nachname, Nachname oder der Angabe<br />
namenloser Personengruppen bzw. des<br />
Verwandtschaftsgrades.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
8. <strong>Brüchtenregister</strong> als genealogische Quelle<br />
� Inhalte:<br />
� Kampf um das tägliche Brot<br />
� soziale Bezüge<br />
� soziale und wirtschaftliche Zustände<br />
� Kommunikationsformen<br />
� Geltungsstreben<br />
� religiöse Vorstellungswelt<br />
� Zügelung und Ausbruch von Aggressionen<br />
� Denken und Fühlen von Menschen <strong>in</strong> der<br />
Frühen Neuzeit.<br />
� In <strong>Brüchtenregister</strong>n wird Alltag greifbar
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
9. Archivische Quellen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Ämterrechnungen (z.B. Fbm Paderborn, Rechnungen)<br />
� Brüchtenlisten kommen typischerweise <strong>in</strong><br />
landesherrlichen Ämterrechnungen (niedere<br />
Gerichtsbarkeit) vor.<br />
� Die älteste Ämterrechnung des Staatsarchivs<br />
Münster datiert auf das Jahr 1430.<br />
Amtsbücher<br />
� Städtische Amtsbücher erstrecken sich als Serie<br />
oftmals über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum.<br />
� Die Amtsbücher s<strong>in</strong>d nach Jahren gegliedert und<br />
geben die Prozesse samt richterlicher Untersuchungen<br />
und Entscheidungen <strong>in</strong> Protokollform<br />
wieder.<br />
� Die <strong>Brüchtenregister</strong> s<strong>in</strong>d hier also jahrgangsweise<br />
aufgelistet.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
9. Archivische Quellen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Brüchtenordnungen<br />
� Aus landesherrlicher Sicht werden Regelungen für<br />
geordnete Rechtsverfahren geschaffen (z.B.<br />
M<strong>in</strong>den-Ravensberg, Verordnungen – <strong>in</strong> Msc).<br />
Policeyordnungen<br />
� Konkret werden die öffentlichen, sozialen und<br />
wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Territorium angesprochen.<br />
� Es werden bestehende Mißstände und der künftige<br />
Handlungsbedarf der öffentlichen Hand umrissen.<br />
� Gleichzeitig werden die Untertanen <strong>in</strong> ihre sittlichen<br />
Schranken verwiesen.
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
9. Archivische Quellen<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Auswahl weiterer Quellen zum Brüchtenwesen<br />
� Brüchtenzettel.<br />
� Brüchtenverzeichnisse e<strong>in</strong>zelner Ämter (z.B. Hzm<br />
<strong>Westfalen</strong> Landesarchiv).<br />
� Brüchtenprotokolle / Gerichtsprotokolle.<br />
� Brüchtenberichte durch Amtsleute und Richter.<br />
� Jahresrechnungen der Rentmeister (z.B. Fbm<br />
Münster, Landrentei).<br />
� Heberegister (z.B. Domkapitel Münster,<br />
Domkellnerei).<br />
� Akten über Streitigkeiten wegen Besitzrechten an<br />
f<strong>in</strong>anziell nutzbaren Hoheitsrechten (hier:<br />
Strafrechtspflege).<br />
� Berichte an Hofkammer <strong>in</strong> Brüchtensachen (z.B.<br />
Fbm Paderborn, Hofkammer).
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Benkert, Adolf, Das Gogericht zum Sandwelle, Burgste<strong>in</strong>furt 1929. [WG 621]<br />
Brockmann, Bernhard / Kokenge, Nikolaus, Die Geschichte des Desumgerichts im<br />
Überblick, <strong>in</strong>: Behr, Hans-Joachim u.a. (Hgg.), Das Gogericht auf dem Desum – haubbtund<br />
ubergericht – des Oldenburger Münsterlandes, Oldenburg 2000, S. 13-44. [14 G 82]<br />
Fascies, Bernhard, Aus e<strong>in</strong>em Alt-Sendenhorster <strong>Brüchtenregister</strong>. Von<br />
Backenstreichen, bösen Schimpfworten, Hehlereien und Diebstählen, <strong>in</strong>: Heimatblätter<br />
der Glocke (1958), Nr. 80, S. 320. [D 715a]<br />
Fohn, Werner / Deist<strong>in</strong>g, He<strong>in</strong>rich Josef, <strong>Brüchtenregister</strong> der Stadt Werl von 1597 bis<br />
1671, <strong>in</strong>: Beiträge zur Westfälischen Familienforschung 50 (1992), 99-318. [D 606]<br />
Führer, Anton, Amt Medebacher Brüchten-Register, Selbstverlag Mönchengladbach<br />
1952. [WE 92]<br />
Hachenberg, Wolfgang, Die Gogerichte des Fürstentums Münster und die<br />
Landgerichtsordnung von 1571, Münster 1997. [WG 2620]<br />
H<strong>in</strong>ckeldey, Ch. / Schild, Wolfgang, Justiz <strong>in</strong> alter Zeit (= Schriftenreihe des<br />
mittelalterlichen Krim<strong>in</strong>almuseums Rothenburg ob der Tauber 6), Rothenburg o.d.T.<br />
2 1984. [7 J 30]<br />
His, Rudolf, Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1: Die Verbrechen und ihre<br />
Folgen im allgeme<strong>in</strong>en, Leipzig 1920. [7 H 21]<br />
Kloosterhuis, Elisabeth, Das Gogericht auf dem Desum und die Rechtsreformen unter<br />
Fürstbischof Johann von Hoya 1571, <strong>in</strong>: Behr, Hans-Joachim u.a. (Hgg.), Das Gogericht<br />
auf dem Desum – haubbt- und ubergericht – des Oldenburger Münsterlandes, Oldenburg<br />
2000, S. 143-161, 147. [14 G 82]
1. Def<strong>in</strong>ition von „Brüchten“<br />
2. Brüchtendelikte<br />
3. Brüchtenstrafen<br />
4. Juristischer Kontext<br />
5. Brüchtenverfahren<br />
6. Kodifizierung<br />
7. Ersche<strong>in</strong>ungsformen<br />
8. Genealogischer Ertrag<br />
9. Archivische Quellen<br />
10. Literatur<br />
10. Literatur<br />
<strong>Brüchtenregister</strong><br />
Kohn, Werner / Deist<strong>in</strong>g, He<strong>in</strong>rich Josef, <strong>Brüchtenregister</strong> der Stadt Werl von 1597 bis<br />
1671, <strong>in</strong>: Beiträge zur Westfälischen Familienforschung 50 (1992), 99-318. [D 606]<br />
Philippi, F., Landrechte des Münsterlandes (= Veröffentlichungen der Historischen<br />
Kommission für <strong>Westfalen</strong>, Rechtsquellen, Westfälische Landrechte, Bd. 1), Münster<br />
1907. [A IV 15]<br />
Scotti, J. J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche <strong>in</strong> dem vormaligen<br />
Churfürstenthum Cöln (im rhe<strong>in</strong>ischen Erzstifte Cöln, im Herzogthum Westphalen und im<br />
Veste Reckl<strong>in</strong>ghausen) über Gegenstaende der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung<br />
und Rechtspflege ergangen s<strong>in</strong>d: vom Jahre 1463 bis zum E<strong>in</strong>tritt der Königl.<br />
Preußischen Regierungen im Jahre 1816 zusammengetragen und hrsg. von J[ohann]<br />
J[osef] Scotti, Bd. 1, Düsseldorf 1830. [A IV, 60; WE 754/1]<br />
Viegener, Franz, Orig<strong>in</strong>elle Gerichtsurteile: Brüchten, <strong>in</strong>: Heimatblätter. Organ für<br />
heimatliche Belange von Lippstadt und Umgebung 24 (1942), Nr. 9, S. 33-34. [D 850]<br />
Viegener, Franz, Brüchten, <strong>in</strong>: Heimatblätter. Organ des Heimatbundes für den Kreis<br />
Lippstadt 6 (1924), Nr. 5, S. 20. [D 850]<br />
Vollstaendige Sammlung deren die Verfassung des Hohen Erzstifts Cöln betreffender<br />
Stucken, mit denen benachbahrten Hohen Landes-Herrschaften geschlossener<br />
Concordaten und Vertraegen, dan <strong>in</strong> Regal- und Cameral-Sachen, <strong>in</strong> Justiz- , Policeyund<br />
Militair-Weesen vor und nach ergangener Verordnungen, und Edicten. Aus<br />
gnaedigstem Befehl Ihrer Churfuerstlichen Gnaden zu Cölln Maximiliani Friederici<br />
zusammen getragen, und zum Druck befoerdert [durch den Geheimen Rat von Kempis],<br />
2 Bde., Köln 1772 / 1773. [13 S 42]