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Grundlagen der Informatik I “Programmierung”

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Semantik än<strong>der</strong>t, durch die Konklusion ersetzen.<br />

Hier werden Axiomenschemata angegeben. Diese unterscheiden sich von Axiomen dadurch, daß sie nur die<br />

bereits erwähnten Aussagenvariablen enthalten. Jede Aussagenvariable kann durch eine beliebige (syntaktisch<br />

korrekte) Aussage ersetzt werden. Hierbei muß jedoch darauf geachtet werden, daß gleiche Aussagenvariablen<br />

durch gleiche Aussagen zu ersetzten sind. Dies bedeutet natürlich auch, daß die Menge <strong>der</strong> Axiome unendlich<br />

viele Elemente enthält. Ein gültiges Axiom ist damit z.B.:<br />

Mit <strong>der</strong> Schreibweise P1,...,Pn<br />

K<br />

(a ∨b) ⇒ ((c ∧d) ⇒ (a ∨b))<br />

beschreiben wir genaugenommen Regelschemata, da die Prämissen und die<br />

Konklusion, wie bereits erwähnt, nur Aussagenvariable enthalten. Die Anwendung eines Regelschemas auf<br />

konkrete Prämissen wird mit<br />

A ⊢R B<br />

bezeichnet. Dabei ist A die Menge <strong>der</strong> konkreten Prämissen und B die konkrete Konklusion und R die<br />

Bezeichnung für die jeweilige Regel. A ⊢R B gilt, wenn die Aussagenvariablen <strong>der</strong> Regel R so durch Aussagen<br />

ersetzt werden können, daß die Prämissen in A enthalten sind und B die Konklusion ist.<br />

Entsprechend dem Begriff <strong>der</strong> Äquivalenz benötigen wir hier den Begriff <strong>der</strong> Ableitbarkeit.<br />

Definition 2.1.6 (Ableitbarkeit)<br />

Seien S die Menge <strong>der</strong> Regeln eines Kalküls, A eine (endliche) Menge von Formeln <strong>der</strong> Logiksprache<br />

und B eine Formel <strong>der</strong> Logiksprache. Dann bezeichnen wir B als aus A ableitbar, wenn es eine Folge<br />

R1 . . . Rn von Regeln aus S und eine eine Folge von Formeln B1 . . . Bn mit Bn = B gibt, <strong>der</strong>art, daß gilt<br />

A1 ⊢R1 B1, . . . , Aj ⊢Rj Bj, . . . , An ⊢Rn B<br />

wobei Aj die Menge bezeichnet, welche die Axiome, die Formeln aus A und alle Bl mit 1 ≤ l < k enthält.<br />

Falls A ausschließlich Axiome enthält, dann bezeichnen wir B als ableitbar (ohne den Zusatz ‘aus A’).<br />

Damit die Semantik <strong>der</strong> betrachteten Sätze nicht in unzulässiger Weise verän<strong>der</strong>t wird, muß sichergestellt<br />

werden, daß <strong>der</strong> Kalkül korrekt (wi<strong>der</strong>spruchsfrei) ist, d.h. daß nur semantisch wahre Aussagen (Tautologien)<br />

abgeleitet werden können. Wünschenswert ist ebenfalls, daß alle Tautologien abgeleitet werden können. Ist<br />

dies <strong>der</strong> Fall, dann heißt <strong>der</strong> Kalkül vollständig. Der Begriff <strong>der</strong> Tautologie ist rein semantischer Natur und<br />

muß für jede Logik neu definiert werden. An dieser Stelle wollen wir ihn nur für die Aussagenlogik einführen.<br />

Definition 2.1.7 (Tautologien in <strong>der</strong> Aussagenlogik)<br />

Aussagen, für die in allen Zuständen gilt: s (Aussage, state) = wahr heißen Tautologien o<strong>der</strong> allgemeingültige<br />

Aussagen.<br />

Die Frage nach dem Nachweis <strong>der</strong> Vollständigkeit und Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit verschieben wir auf später. An<br />

dieser Stelle soll nur noch darauf hingewiesen werden, daß es nicht für jede formale Sprache vollständige und<br />

wi<strong>der</strong>spruchsfreie Kalküle geben kann. Die Gründe hierfür sind theoretischer Natur und werden in Rahmen<br />

<strong>der</strong> theoretischen <strong>Informatik</strong> eingeführt. Als Beispiel für einen Kalkül soll einer für die Aussagenlogik dienen,<br />

<strong>der</strong> in Abbildung 2.10 (nach [Davis, 1989], [Gries, 1981] und [Loeckx & Sieber, 1987]) zusammengestellt ist.<br />

Die ganz links stehenden Bezeichnungen sind die Namen, unter denen auf eine Regel Bezug genommen werden<br />

kann. ‘o-I’ steht für die Einführung und ‘o-E’ für die Elimination des Operators ‘o’. Die Regel ‘ ⇒ -E’ ist auch<br />

bekannt unter dem Namen modus ponens (Abtrennungsregel) und wird zuweilen mp genannt. Subst bezeichnet<br />

die Regel für die Substitution. In <strong>der</strong> Substitutionsregeln ist mit E(E1) gemeint, daß in <strong>der</strong> Aussage E1 <strong>der</strong><br />

(Teil)term p durch einen an<strong>der</strong>en ersetzt wird. Dabei ist E eine Funktion auf (Teil)termen von E1. Ein Beispiel<br />

möge dies verdeutlichen:<br />

Beispiel 2.1.8<br />

Sei E(p) = d ∨ p, mit E1 = b ⇒ c und E2 = ¬b ∨ c.<br />

Dann haben wir E(E1) = d ∨(b ⇒ c) und E(E2) = d ∨(¬b ∨ c)<br />

Dann erhalten wir durch Anwendung obiger Regel Subst aus <strong>der</strong> bekannten Äquivalenz (b ⇒ c) ≡ (¬b ∨c)<br />

die Äquivalenz (d ∨(b ⇒ c)) ≡ (d ∨(¬b ∨c))

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