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Grundlagen der Informatik I “Programmierung”

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2.1 Formale Sprachbeschreibungen<br />

Die Beschreibung einer Sprache glie<strong>der</strong>t sich in mehrere Teilbereiche. Diese werden in <strong>der</strong> Semiotik, <strong>der</strong> Lehre<br />

<strong>der</strong> Zeichen und ihrer Bedeutung zusammengefaßt.<br />

Die Syntax beschreibt die Menge <strong>der</strong> formal richtig gebildeten (“syntaktisch korrekten”) Sätze. Sie beschreibt<br />

ausschließlich die äußere Form, bzw. Struktur <strong>der</strong> Sätze einer Sprache. Sie ermöglicht es, zu beschreiben, daß<br />

Peter ißt einen Apfel ein korrekt geformter Satz <strong>der</strong> deutschen Sprache ist, Peter einen Apfel aber nicht.<br />

Die Semantik ordnet diesen Sätzen eine Bedeutung zu. Sie gibt uns die Handhabe, darzustellen, daß wir in <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache den Satz Peter ißt einen Apfel für sinnvoll halten, während wir dies im Fall von Peter ist ein<br />

Auto nicht tun, obwohl er syntaktisch korrekt ist. Im Fall <strong>der</strong> Algebra gibt sie uns an, daß die Interpretation<br />

von a ∗ (b + c) gleich <strong>der</strong> von a ∗ b + a ∗ c ist.<br />

Ein Ableitungssystem gibt Regeln an, nach denen aus syntaktisch korrekten Sätzen neue syntaktisch korrekte<br />

Sätze gewonnen werden können. Mit einem Ableitungssystem kann z.B. aus den beiden Sätzen ‘Genau dann,<br />

wenn Katarina beim Weitsprung 8 m weit springt, wird sie zur Olympiade zugelassen’ und ‘Katarina springt 8 m<br />

weit’ ein neuer Satz, nämlich ‘Katarina wird zur Olympiade zugelassen.’ erzeugt werden. 3<br />

Die Syntax, die Semantik und das Ableitungssystem einer Sprache bilden zusammen ein formales System.<br />

Wir werden in dieser Einführung alle Teilbereiche zunächst immer in allgemeiner Form vorstellen und dann<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Aussagenlogik vertiefen.<br />

2.1.1 Syntax<br />

Hier wird die formale Struktur einer Sprache dargestellt und erläutert, wie diese beschrieben werden kann. Eine<br />

formale Sprache wird in ihrem Aufbau durch die beiden Komponenten Alphabet und Syntax definiert. Diese<br />

werden auch unter dem Begriff Syntax zusammengefaßt. Das Alphabet wird im Kontext <strong>der</strong> Logik auch als<br />

Grundmenge bezeichnet. Das Alphabet beschreibt die Menge <strong>der</strong> erlaubten Symbole und die Syntax die Menge<br />

<strong>der</strong> zulässigen Kombinationen. Die gleichen Bestandteile haben wir auch im Fall einer natürlichen Sprache. Im<br />

Fall <strong>der</strong> deutschen Sprache beispielsweise besteht das Alphabet aus <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> in <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

zulässigen Wörter (Hund, Mann, Satz) und die Syntax schreibt vor, wie diese kombiniert werden dürfen. Die<br />

Menge <strong>der</strong>, was den Satzaufbau betrifft, erlaubten Sätze bezeichnen wir auch als Menge <strong>der</strong> wohlgeformten<br />

o<strong>der</strong> syntaktisch korrekten Sätze. Ein syntaktisch korrekter deutscher Satz ist<br />

Peter ißt einen Apfel.<br />

Kein syntaktisch korrekter deutscher Satz hingegen wäre<br />

Peter einen Apfel.<br />

Eine typische Regel <strong>der</strong> Syntax ist z.B. SPO (Subject, Predicat, Object) im Englischen. Hieran sehen wir, daß<br />

die Elemente eines Alphabetes in unserem Sinne keineswegs nur aus einzelnem Zeichen (’A’) bestehen müssen.<br />

In <strong>der</strong> Algebra besteht das Alphabet häufig aus Variablennamen, Operationssymbolen und Klammern. In <strong>der</strong><br />

Biologie kann die Erbinformation mittels einer Syntax beschrieben werden. Das Alphabet besteht dabei aus<br />

3 In <strong>der</strong> Semiotik spielen zwei weitere Begriffe eine Rolle.<br />

Die Pragmatik gibt an, wie Zeichen zu verwenden sind. Sie ermöglicht es, aus dem Satz Peter ißt einen Apfel die Mitteilung zu<br />

ziehen, daß er Apfelvegetarier ist. In <strong>der</strong> Algebra wird mittels <strong>der</strong> Pragmatik beschrieben, daß die Formel a ∗ (b + c) eine Angabe<br />

für den Endpreis ist, <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Produkte und ihrem Einzelpreis (i.e. Nettopreis + Mehrwertsteuer) ergibt.<br />

Die Hermeneutik lehrt uns die Auslegung von Zeichen und Zeichenfolgen. Dies ist immer dann notwendig, wenn Syntax und<br />

Semantik nicht ausreichen. Diese Notwendigkeit ergibt sich z.B. im Fall <strong>der</strong> Lyrik o<strong>der</strong> bei Offenbarungstexten. Auslegungsfragen<br />

spielen natürlich auch in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> und dort vor allem in <strong>der</strong> Systemanalyse eine große Rolle. Sie betreffen aber auch den<br />

Studenten, <strong>der</strong> sich mit Textaufgaben herumschlagen muß, bzw. diejenigen, die diese Textaufgaben entwerfen.<br />

Auf diese Begriffe werden wir nicht direkt eingehen, da wir für eine eindeutige Kommunikation auch eindeutige Sprachen benötigen.<br />

Sätze, die einer Auslegung bedürfen, sind hierfür ungeeignet. Um Ihnen jedoch ein Gefühl für die Probleme <strong>der</strong> Systemanalyse<br />

zu vermitteln, werden wir auch Textaufgaben stellen, für <strong>der</strong>en Bearbeitung eine Auslegung des Textes unumgänglich ist.

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