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Grundlagen der Informatik I “Programmierung”

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lizenzpflichtige Software kopieren, für die Sie in einem Geschäft normalerweise über 100 Mark bezahlen müssten<br />

(Raubkopie). Das gleiche geschieht, wenn Sie nachts an einem Unfallort vorbeifahren ohne Hilfe zu leisten,<br />

wenn nicht schon jemand an<strong>der</strong>es da ist (unterlassene Hilfeleistung). Für von Ihnen produzierte und verkaufte<br />

Hard- und Software müssen Sie Garantien übernehmen und ggf. entstandene Schäden ersetzen. Liefern Sie ein<br />

größeres Softwarepaket nicht innerhallb <strong>der</strong> vertraglich vereinbarten Zeit, so zahlen Sie Konventionalstrafen,<br />

usw.<br />

Innerhalb Ihres Studiums und mehr noch an ihrem späteren Arbeitsplatz haben Sie Verantwortungsbereiche,<br />

für die Sie zur Rechenschaft gezogen werden können. Als Arbeitnehmer sind Sie verpflichtet, gewisse Aufgaben<br />

zu übernehmen und diese gewissenhaft auszuführen. Mangelnde Loyalität gegenüber Arbeitgeber und Kollegen<br />

zeigt, daß Sie nicht in die Firma passen und besser entlassen werden sollten. Mangelnde Ehrlichkeit im Studium<br />

(Abschreiben in Prüfungen) – wenn auch selten kontrolliert – zeigt, daß Ihnen die nötige sittliche Reife für<br />

das Studium fehlt, und kann bei (Vor-)Diplomprüfungen die Exmatrikulation zur Folge haben.<br />

Neben diesen Verantwortungsbereichen, bei denen ein Verstoß normalerweise sanktioniert wird, gibt es aber<br />

auch den Bereich <strong>der</strong> allgemeinen “moralischen” Verantwortung, die Sie gegenüber an<strong>der</strong>en Menschen, <strong>der</strong><br />

Gesellschaft, <strong>der</strong> Umwelt, und – sofern Sie dies akzeptieren – gegenüber Gott besitzen. Es würde den Rahmen<br />

einer <strong>Informatik</strong>-Grundvorlesung sprengen, dieses Thema in aller Ausführlichkeit zu behandeln. Nichtsdestotrotz<br />

möchte Ich Sie durch einige Anmerkungen zum Nachdenken und ggf. zu einer Än<strong>der</strong>ung Ihrer bisherigen<br />

Einstellung anregen. 55<br />

In Ihrem Arbeitsumfeld aber auch in Ihrem privaten Umgang mit Computern werden Sie ständig <strong>der</strong> Versuchung<br />

begegnen, sich Vorteile zu beschaffen, zu denen Sie eigentlich nicht berechtigt sind. Sie können sich<br />

lizenzpflichtige o<strong>der</strong> von Kollegen erarbeitete Software kopieren, weil dies billiger ist als sie zu kaufen o<strong>der</strong> weil<br />

Sie dadurch das geistige Eigentum an<strong>der</strong>er als eigene Arbeit verkaufen können 56 Sie können in den privaten<br />

Dateien von Kommilitonen herumsuchen, weil Sie neugierig sind. Sie können mit einigem Aufwand in Rechnersysteme<br />

eindringen, ohne daß Sie ein eingetragener Benutzer sind. Es gibt viele Dinge, die Sie aufgrund<br />

Ihrer Fähigkeit tun könnten und bei denen Sie nicht erkennen, warum Sie sie nicht tun sollten. Versuchen Sie,<br />

diesem Anreiz von Anfang an zu wi<strong>der</strong>stehen. Es ist schwer, sich eine Unsitte wie<strong>der</strong> abzugewöhnen, sobald<br />

sie einmal zur Gewohnheit georden ist. Zudem verschwindet auf die Dauer das Unrechtsbewußtsein und Sie<br />

werden irgendwann vor <strong>der</strong> Versuchung stehen, Handlungen zu begehen, die tatsächlich kriminell sind.<br />

Sie sollten sich darüber im klaren sein, daß Ihre Arbeit weitreichende Auswirkungen auf die Allgemeinheit<br />

haben wird. Setzen Sie sich zum Ziel, die Sicherheit, Gesundheit und das Wohlergehen <strong>der</strong> Allgemeinheit zu<br />

för<strong>der</strong>n, und versuchen Sie, die Konsequenzen Ihrer Tätigkeit im Hinblick auf diese Aspekte abzuschätzen.<br />

Dies verpflichtet Sie natürlich dazu, sich so weit wie möglich kompetent zu machen, sowohl was Ihre Fachkompentenz<br />

und die Kenntnis <strong>der</strong> Gesetzeslage betrifft als auch die ein Verständnis des Bereichs, in dem ihre<br />

Arbeit Auswirkungen zeigen wird. Letztere verlangt Ihre ständige Bereitschaft, die Anliegen und Interessen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Betroffenen zu verstehen und angemessen zu berücksichtigen. Die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

eigenen Gesprächs- und Urteilbereitschaft ist ein Prozeß, <strong>der</strong> niemals abgeschlossen sein darf.<br />

Auch wenn Sie sich darum bemühen, Ihre Fähigkeiten ständig auszubauen, ist eine realistische Kenntnis <strong>der</strong><br />

eigenen Grenzen sehr wichtig. Wenn Sie Aufgaben übernehmen, für die Sie nicht im geringsten kompetent<br />

sind, können Sie großen Schaden anrichten. Zeigen Sie genügend Größe, indem Sie auch einmal zugeben,<br />

daß Sie etwas überhaupt nicht können. Allerdings sollten Sie durchaus auch Aufgaben annehmen, die Ihre<br />

<strong>der</strong>zeitigen Fähigkeiten übersteigen, wenn es möglich ist, daß Sie sich die nötigen Kenntnisse während <strong>der</strong><br />

Bearbeitungszeit aneignen.<br />

55 Die Anmerkungen entstammen weitgehend dem Ethikcodex <strong>der</strong> amerikanischen Association for Computing Machinery<br />

(ACM) und den vorgeschlagenen ethischen Leitlinien <strong>der</strong> deutschen Gesellschaft für <strong>Informatik</strong> (GI) und wurden durch meine<br />

persönlichen Ansichten ergänzt. Es ist mir bewußt, daß sie subjektiv und unvollständig sind, aber ich hoffe, daß Sie dennoch zu<br />

einem verantwortungsvolleren Handeln beitragen können.<br />

56 Dies spricht nicht gegen Kopien von sogenannter “öffentlich zugänglicher” (public domain) Software o<strong>der</strong> Kopien mit Zus-<br />

timmung des an<strong>der</strong>en.

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