Grundlagen der Informatik I “Programmierung”
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Vorwort für das Wintersemester 1993/94<br />
Nachträglich herzliche Gückwünsche zum Abitur! Das Abitur ermöglicht es Ihnen sich zum Diplom <strong>Informatik</strong>er,<br />
Diplom Mathematiker o<strong>der</strong> Diplom Wirtschaftsinformatiker weiterzuqualifizieren. Die Betonung liegt<br />
hierbei auf sich weiterqualifizieren. Die Hochschule bietet Ihnen dafür den fachlichen Rahmen an, den sie nach<br />
Ihren individuellen Bedürfnissen nutzen können.<br />
Im Gegensatz zur Schule sind Sie jedoch an <strong>der</strong> Universität für die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse allein<br />
verantwortlich. Man könnte den Unterschied Schule – Universität mit den verschiedenen Arten von Wegen<br />
auf einem Berg vergleichen. Die Schule ist ein Wan<strong>der</strong>weg, <strong>der</strong> auf eine Alm führt, breit und gut beschil<strong>der</strong>t,<br />
Auf dem Weg kamen Sie manchmal in Atemnot und <strong>der</strong> Schweiß rann in die Stirn, aber nachträglich können<br />
Sie sich wahrscheinlich an keine beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten mehr erinnern. Hinter <strong>der</strong> Alm kommt immer <strong>der</strong><br />
felsige Gipfel zum Vorschein.<br />
Die Hochschule ist ein Gewirr von Kletterpfaden zu diesem Gipfel, aus denen Sie sich einen auswählen und<br />
ihn, dann begleitet von Bergführern, erklimmen. Die Bergführer stellen Ihnen die notwendige Ausrüstung zur<br />
Verfügung. Sie werden Sie jedoch niemals hochziehen, son<strong>der</strong>n Ihnen nur die nächsten Griffe zeigen. Klettern<br />
müssen Sie selbst! Zwischendurch werden Sie sicherlich die Angst haben, daß dieser Steig nicht zum Gipfel<br />
führt o<strong>der</strong> die Ihre eigenen Kräfte übersteigt. Dann ist es Zeit, die Route mit den Begleitern (Kollegen und<br />
Bergführen) im Detail zu studieren. Vielleicht wäre eine an<strong>der</strong>e Route besser, vielleicht war ein Fehler in<br />
<strong>der</strong> Wegbeschreibung, vielleicht war ein Mißverständnis bei <strong>der</strong> letzten Besprechung, vielleicht sollten Sie ein<br />
Trainingslager aufsuchen. Es gibt viele Gründe frustiert zu sein. Da hilft nur die Analyse: Wo bin ich, wohin<br />
will ich und reichen meine Fähigkeiten dafür aus?<br />
Erreichen Sie den Gipfel, so benötigen Sie kein Gasthaus zur Befriedigung noch unerfüllter Wünsche. Ihre<br />
eigenen “Endomorphine” geben Ihnen die Befriedigung. Natürlich klettert einer besser als ein an<strong>der</strong>er. Dafür<br />
sind auch die vielen verschiedenen Routen vorhanden. Mit dem Bergführer können Sie den Ihnen angemessenen<br />
Schwierigkeitsgrad auswählen.<br />
Dieses Bild auf das erste Semester übertragen bedeutet, daß von Seiten <strong>der</strong> Betreuung in diesem Semester kein<br />
Zwang ausgeübt wird, eine Minimalanfor<strong>der</strong>ung (Kletterschule) zu erfüllen, son<strong>der</strong>n nur Angebote gemacht,<br />
mehr als die Minimalanfor<strong>der</strong>ung zu tun. Das Team, das Sie im ersten Semester betreut, wird Sie in keiner<br />
Weise kontrollieren aber stets bereit sein, Ihnen Hinweise zu geben, wie Sie sich weiterentwickeln können.<br />
Ihr Studium wird Sie zufrieden stellen, wenn Sie diese Angebote wahrnehmen und immer wie<strong>der</strong> bis an<br />
Ihre Leistungsgrenze gehen. Sie werden verblüfft sein, wie dehnbar diese Grenze ist. Keine Kritik kann das<br />
Betreungsteam schwerer treffen, als <strong>der</strong> Vorwurf, Sie waren unterfor<strong>der</strong>t.<br />
Die Schwierigkeiten in den ersten Semestern des <strong>Informatik</strong>studiums liegen nicht in <strong>der</strong> Menge des Stoffes (<strong>der</strong><br />
ist verglichen mit Wirtschaftsfächern minimal) son<strong>der</strong>n im Einüben <strong>der</strong> Denkformen. Es ist nicht zu erwarten,<br />
daß Sie sich nach Durchlesen einer Grammatik und eines Wörterbuchs einer fremden Sprache sofort in dieser<br />
Sprache gut ausdrücken können. Sie müssen erst lernen, in dieser Sprache denken. Das gleiche gilt für die<br />
<strong>Informatik</strong>. Sie lernen Logik, Funktionen und Programmiersprachen kennen. Jede einzelne hat ein minimales<br />
Vokabular, aber die Denkweisen sind neu! Es wird Ihnen manchmal passieren, daß Sie manche Teile nicht<br />
auf Anhieb verstehen, das kann ein (didaktischer o<strong>der</strong> echter) Fehler des Vortragenden sein, es wird aber<br />
häufig auch ein Mangel an Training dieser Denkweise sein. Seien Sie dann nicht verzweifelt. Die Vorlesung<br />
und noch mehr das Skript sind redundant ausgelegt. Es wird vieles wie<strong>der</strong>holt. Verbohren Sie sich daher nicht<br />
in ein Problem, lesen Sie einfach weiter, vielleicht kommt das Verständnis beim nächsten Beispiel. Es ist aber<br />
auch zweckmäßig den alten Stoff zu wie<strong>der</strong>holen, schon allein um zu merken, welche Fortschritte Sie gemacht<br />
haben.<br />
Sie haben sich für ein Studium an einer Universtät entschieden. Die <strong>Informatik</strong> an <strong>der</strong> Universtät hat neben<br />
dem berufsqualifizierenden Anspruch auch den Anspruch, Ihnen die wissenschaftlichen Aspekte des Faches<br />
darzustellen. Im ersten Semester steht die Programmkonstruktion im Mittelpunkt. Die wissenschaftliche Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Programmkonstruktion bedeutet Wissen über Programme zu schaffen. Wissen über Programme