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Rolle des Selbstwerts und der Zufriedenheit in Bezug auf ... - BSCW

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Departement 1<br />

Schulische Heilpädagogik<br />

Studiengang 2006 – 2009<br />

Masterthese<br />

<strong>Rolle</strong> <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong><br />

die Arbeitsmarktfähigkeit von Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen<br />

e<strong>in</strong>er Anlehre o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er zweijährigen beruflichen<br />

Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem Berufsattest EBA.<br />

Teilstudie aus dem HfH Forschungsprojekt B.5<br />

Arbeitsmarktfähigkeit von Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen <strong>der</strong><br />

zweijährigen beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem Berufsattest<br />

E<strong>in</strong>gereicht von:<br />

Daniel Boissonnas<br />

Philipp Camenz<strong>in</strong>d<br />

Betreuung: Datum:<br />

Claudia Hofmann 9. Januar 2009


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Abstract<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Masterarbeit wird untersucht, welche <strong>Rolle</strong> <strong>der</strong> Selbstwert im<br />

Übergang von <strong>der</strong> Berufsausbildung <strong>in</strong>s Erwerbsleben spielt. Der Fokus richtet sich <strong>auf</strong><br />

nie<strong>der</strong>schwellige Berufsbildungsangebote <strong>der</strong> Anlehre <strong>und</strong> Attestausbildung. Es wird<br />

gezeigt, wie sich e<strong>in</strong> tiefer Selbstwert oft nachteilig <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen im<br />

frühen Erwerbsleben auswirkt, während sich e<strong>in</strong> hoher Selbstwert selbst bei „Risiko-<br />

gruppen“ (Frauen, Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule) oft wenig bis überhaupt nicht negativ zeigt.<br />

Im Weiteren wird die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> beruflichen Situation<br />

untersucht. Die Höhe <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> spiegelt sich meist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen wi<strong>der</strong>.<br />

Unsere quantitative Studie steht im Kontext e<strong>in</strong>er Längsschnittstudie <strong>der</strong> HfH, wel-<br />

che die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> neuen Attestlehrgänge evaluiert. Dadurch fussen unsere stati-<br />

stischen Berechnungen <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em grossen Datensatz, an <strong>des</strong>sen Zustandekommen<br />

wir mit ca. 60 Telefon<strong>in</strong>terviews beteiligt waren.


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

1
 Auftrag <strong>und</strong> Motivation 1<br />

2
 E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Masterthese <strong>in</strong> übergeordnete Projekte 1
<br />

2.1
 TREE 2
<br />

2.2
 Forschungsabsicht von TREE 3
<br />

2.3
 Das Forschungsprojekt B.5 3
<br />

2.4
 Übersicht über die Erhebungen im Gesamtprojekt B.5 5
<br />

3
 Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz 5
<br />

3.1
 PISA 2000 aus Sicht <strong>der</strong> Vertiefungsstudie „Bildungswunsch <strong>und</strong><br />

Wirklichkeit“ 5
<br />

3.1.1
 Besuchter Schultyp <strong>und</strong> Lesekompetenz 6
<br />

3.1.2
 Geschlecht <strong>und</strong> Berufsbildung 7
<br />

3.1.3
 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (Fremdsprachigkeit) 7
<br />

3.1.4
 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (Soziale Herkunft) 8
<br />

3.2
 Transitionen (Übergänge) 9
<br />

3.2.1
 Theoretische Aspekte 9
<br />

3.2.2
 Die erste <strong>und</strong> zweite Schwelle: Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> das<br />

Arbeitsleben 10
<br />

3.2.3
 Übergangskompetenzen 11
<br />

3.2.4
 Übergang <strong>und</strong> das (schulische) Selbstkonzept 12
<br />

3.2.5
 Transitionsforschung: Vergleich Schweiz - Ausland 13
<br />

3.3
 Berufsbildungssystem 14
<br />

3.3.1
 Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz 14
<br />

3.3.2
 Ausbildungslosigkeit 15
<br />

3.4
 Berufsbildung für benachteiligte <strong>und</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Jugendliche 16
<br />

3.4.1
 Drei- <strong>und</strong> vierjährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit<br />

eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) 17
<br />

3.4.2
 Zweijährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem<br />

Berufsattest (EBA) 17
<br />

3.4.3
 Vorlehre 17
<br />

3.4.4
 IV-Anlehre 18
<br />

3.4.5
 Praktische Ausbildung PrA 18
<br />

3.5
 Brückenangebote 19
<br />

3.5.1
 Was s<strong>in</strong>d Brückenangebote 19
<br />

3.5.2
 Hauptfunktionen 20
<br />

3.5.3
 Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage 20
<br />

3.6
 Lehrstellenangebot <strong>und</strong> Arbeitsmarkt 21
<br />

3.6.1
 Lehrstellenbarometer (April 2008) 21
<br />

4
 Forschungsfrage <strong>der</strong> Masterthese 23
<br />

4.1
 Problembenennung 24



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5
 Forschungsmethode 26
<br />

5.1
 Gegenstandsbenennung <strong>und</strong> Operationalisierung 27
<br />

5.2
 Qualitätskriterien 28
<br />

5.3
 Selbstwert 29
<br />

5.3.1
 Selbstwert: Begriffsklärung 29
<br />

5.3.2
 Selbstwertdynamik 29
<br />

5.3.3
 Selbstwertmessung 30
<br />

5.3.4
 Rosenbergs Self-Esteem Scale (SES) 31
<br />

5.3.5
 Selbstwert <strong>und</strong> Depressivität 32
<br />

5.4
 <strong>Zufriedenheit</strong> 32
<br />

5.4.1
 Lebenszufriedenheit 32
<br />

5.4.2
 Situationszufriedenheit 33
<br />

5.4.3
 Personenzufriedenheit 33
<br />

5.4.4
 Arbeitszufriedenheit 33
<br />

5.4.5
 Theorien <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit 35
<br />

5.4.6
 Beispiele von subjektiven <strong>Zufriedenheit</strong>s-Befragungen 38
<br />

5.5
 Arbeitsmarktfähigkeit 40
<br />

5.5.1
 Integrierte Übergangspolitik (ITP) 41
<br />

5.5.2
 Elf Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e erhöhte Arbeitsmarktfähigkeit 42
<br />

5.6
 Ausbildung <strong>und</strong> Arbeitsverhältnis bei Frauen <strong>und</strong> Männern 45
<br />

5.6.1
 Berufsausbildung 45
<br />

5.6.2
 Geschlechtersegregation 46
<br />

5.6.3
 Arbeitsverhältnisse 47
<br />

5.6.4
 Resilienz bei Frauen <strong>und</strong> Männern 48
<br />

5.7
 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> 48
<br />

5.7.1
 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung 48
<br />

5.7.2
 Migration <strong>und</strong> Integration 49
<br />

5.7.3
 Migration <strong>und</strong> Berufsbildung 50
<br />

5.7.4
 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit 50
<br />

5.7.5
 Die „neue Migration“ 51
<br />

5.8
 Benachteiligte Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler 51
<br />

5.8.1
 Son<strong>der</strong>klassen <strong>und</strong> Schulen mit Gr<strong>und</strong>ansprüchen 51
<br />

5.8.2
 Gründe für den hohen Anteil von Schüler/-<strong>in</strong>nen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em tiefen Schultypus 51
<br />

5.8.3
 Berufliche E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeiten für benachteiligte Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

52
<br />

5.8.4
 Gründe für berufliche Integrationsschwierigkeiten 53
<br />

6
 Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe 54
<br />

6.1
 Teilstichproben 54
<br />

6.2
 Selbstwert 55
<br />

6.3
 <strong>Zufriedenheit</strong> 56
<br />

6.4
 Arbeitsmarktfähigkeit 57
<br />

6.5
 Grenzen <strong>der</strong> Daten 59



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7
 Ergebnisse 62
<br />

7.1
 Forschungsfrage 1 (FF1) 62
<br />

7.1.1
 FF1 – Hypothese 1 62
<br />

7.1.2
 FF1 – Hypothese 2 63
<br />

7.2
 Unterfrage 1a (FF1a) 65
<br />

7.2.1
 FF1a – Hypothese 1 66
<br />

7.2.2
 FF1a – Hypothese 2 68
<br />

7.2.3
 FF1a – Hypothese 3 70
<br />

7.2.4
 FF1a – Hypothese 4 73
<br />

7.2.5
 FF1a – Hypothese 5 75
<br />

7.2.6
 FF1a – Hypothese 6 78
<br />

7.3
 Forschungsfrage 2 (FF2) 81
<br />

7.3.1
 FF2 – Hypothese 1 81
<br />

7.3.2
 FF2 – Hypothese 2 82
<br />

7.3.3
 FF2 – Hypothese 3 83
<br />

7.4
 Forschungsfrage 3 84
<br />

7.4.1
 FF3 – Hypothese 1 85
<br />

7.4.2
 FF3 – Hypothese 2 85
<br />

7.4.3
 FF3 Hypothese 3 86
<br />

8
 Reflexion <strong>der</strong> Ergebnisse 88
<br />

8.1
 Reflexion Forschungsfrage 1 88
<br />

8.2
 Reflexion Forschungsfrage 1a 89
<br />

8.2.1
 Geschlecht (FF1a – Hypothese 1 <strong>und</strong> 2) 89
<br />

8.2.2
 Herkunft (FF1a – Hypothese 3 <strong>und</strong> 4) 91
<br />

8.2.3
 Schultyp (FF1a – Hypothese 5 <strong>und</strong> 6) 92
<br />

8.3
 Reflexion Forschungsfrage 2 94
<br />

8.4
 Reflexion Forschungsfrage 3 96
<br />

8.5
 Fazit <strong>der</strong> Erkenntnisse 99
<br />

8.6
 Offene Fragen 100
<br />

8.7
 Konsequenzen für die pädagogische Praxis 102
<br />

9
 Verzeichnisse 104
<br />

9.1
 Literaturverzeichnis 104
<br />

9.2
 Tabellenverzeichnis 108
<br />

9.3
 Abbildungsverzeichnis 109
<br />

9.4
 Abkürzungsverzeichnis 112
<br />

10
 Anhang I
<br />

10.1
 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Geschlecht I
<br />

10.2
 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Herkunft III
<br />

10.3
 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Schultyp IV
<br />

10.4
 Ergänzung zu den Auswertungen FF3 VII



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

1 Auftrag <strong>und</strong> Motivation<br />

Das Studium zum Schulischen Heilpädagogen an <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkantonalen Hochschule<br />

für Heilpädagogik (HfH) schliesst mit e<strong>in</strong>er Masterarbeit ab. Da wir - Daniel Boissonnas<br />

(Son<strong>der</strong>schule) <strong>und</strong> Philipp Camenz<strong>in</strong>d (<strong>in</strong>tegrierte För<strong>der</strong>ung, IF) - beide <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Oberstufe tätig s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit schulschwachen Schülern arbeiten, haben wir uns ent-<br />

schlossen, bei dem Forschungsprojekt B.5 (2005-2008) <strong>der</strong> HfH mitzuwirken. Wir ha-<br />

ben immer wie<strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen zu betreuen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl bef<strong>in</strong>den. Wir<br />

möchten uns mit dieser Masterthese vertieft mit dem problematischen Bereich <strong>des</strong><br />

Übergangs von <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I zur Sek<strong>und</strong>arstufe II ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, um die<br />

Erkenntnisse für unsere eigene berufliche Tätigkeit mit schulschwachen Oberstufen-<br />

schülern nutzen zu können. Die vertiefte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit diesem Thema kann<br />

unsere diesbezüglichen Kompetenzen bei <strong>der</strong> Betreuung <strong>und</strong> Unterstützung för<strong>der</strong>n.<br />

Der Kern<strong>auf</strong>trag <strong>der</strong> HfH an uns lautet, je e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> anstehenden telefonischen<br />

Interviews im Rahmen <strong>des</strong> B.5 durchzuführen. Dabei geht es um e<strong>in</strong>e Nachbefragung<br />

von Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen <strong>der</strong> beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössi-<br />

schem Berufsattest (EBA). Die Zeit von <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> erhobenen Daten (Ende<br />

Oktober 08) bis zum Abgabeterm<strong>in</strong> <strong>der</strong> Masterthese (9. Januar 09) ist knapp bemes-<br />

sen. Entsprechend e<strong>in</strong>gegrenzt müssen wir unsere eigene Forschungsfrage formulie-<br />

ren.<br />

Wir verantworten die Teile <strong>der</strong> Arbeit geme<strong>in</strong>sam <strong>und</strong> sehen von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlichen<br />

Aufteilung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er geson<strong>der</strong>ten Bewertung ab.<br />

Wir danken Claudia Hofmann ganz herzlich für die ausgezeichnete Betreuung un-<br />

serer Masterthese.<br />

2 E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Masterthese <strong>in</strong> übergeordnete Projekte<br />

Die E<strong>in</strong>bettung unserer Masterthese <strong>in</strong> die Längsschnittstudie B.5 <strong>der</strong> HfH <strong>und</strong> die<br />

Verschränkung von B.5 mit <strong>der</strong> Längsschnittstudie TREE lässt sich wie folgt beschrei-<br />

ben:<br />

Unsere Masterthese, die die <strong>Rolle</strong> <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong><br />

<strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit von Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Gr<strong>und</strong>bildung EBA o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Anlehre beschreibt, ist als Teilstudie <strong>der</strong> Längsschnitt-<br />

1


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

studie B.5 Gr<strong>und</strong>bildung mit Berufsattest <strong>und</strong> Arbeitsmarktfähigkeit <strong>der</strong> HfH zu verste-<br />

hen.<br />

Die Studie B.5 <strong>der</strong> HfH untersucht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, ob die neue berufliche Gr<strong>und</strong>bil-<br />

dung EBA leistungsschwächeren Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen <strong>auf</strong> dem Übergang von <strong>der</strong><br />

Sek<strong>und</strong>arstufe II <strong>in</strong> das Berufsleben e<strong>in</strong>e gesteigerte Arbeitsmarktfähigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

bessere Durchlässigkeit zu weiterführenden Ausbildungen ermöglichen kann.<br />

Die Studie B.5 ist teilparallelisiert zur Längsschnittstudie TREE (mehr zu TREE im<br />

folgenden Kapitel 0).<br />

2.1 TREE<br />

TREE (TRansitionen von <strong>der</strong> Erstausbildung <strong>in</strong>s Erwerbsleben) ist die erste<br />

schweizerische Längsschnittuntersuchung, die sich mit dem Übergang Jugendlicher<br />

aus <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> das Erwachsenenleben befasst. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen die Ausbil-<br />

dungs- <strong>und</strong> Erwerbsverläufe nach Austritt aus <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />

Die TREE-Stichprobe besteht aus r<strong>und</strong> 6000 Jugendlichen, die im Jahr 2000 am<br />

ersten PISA-Zyklus teilgenommen haben <strong>und</strong> noch im selben Jahr die obligatorische<br />

Schulzeit beendet haben.<br />

Von 2000 bis 2007 wurde TREE f<strong>in</strong>anziert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> organisiert durch e<strong>in</strong> Konsorti-<br />

um <strong>der</strong> Erziehungsdirektionen <strong>der</strong> Kantone Bern, Genf <strong>und</strong> Tess<strong>in</strong>, durch das Bun<strong>des</strong>-<br />

amt für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie (BBT), das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) <strong>und</strong><br />

den Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Seit 2008 wird TREE durch den Schweize-<br />

rischen Nationalfonds SNF <strong>und</strong> die Universität Basel ko-f<strong>in</strong>anziert.<br />

TREE ist e<strong>in</strong> Folgeprojekt von PISA 2000. Dies macht es möglich, <strong>auf</strong> mehrjährige<br />

Vorarbeiten (<strong>auf</strong> nationaler wie <strong>in</strong>ternationaler Ebene) von PISA zurückgreifen zu kön-<br />

nen. Auch konnte TREE im Schüler/-<strong>in</strong>nen-Fragebogen von PISA e<strong>in</strong>ige relevante<br />

Items e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, die Antworten zu Ausbildungsabsichten <strong>und</strong> -ambitionen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Realisierungschancen liefern. Die Studie wird <strong>in</strong> drei Phasen unterteilt:<br />

1. Phase: Von 2000 bis 2003 wurde jährlich e<strong>in</strong>e Nachbefragung durchgeführt. Das<br />

Interesse galt den Ausbildungs- <strong>und</strong> Erwerbsverläufen <strong>der</strong> Jugendlichen an <strong>der</strong> Ersten<br />

Schwelle (Schnittstelle von <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe II). Fokussiert<br />

wurden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen, Prozessmerkmale <strong>und</strong> Wirkungen<br />

von so genannten irregulären o<strong>der</strong> kritischen Ausbildungsverläufen ( z.B. frühzeitiger<br />

Ausstieg aus Bildungsl<strong>auf</strong>bahn).<br />

2


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

2. Phase: Von 2004 bis 2007 folgten weitere vier jährliche Nachbefragungen. Im<br />

Zentrum <strong>des</strong> Interesses stand dabei die so genannte Zweite Schwelle. Geme<strong>in</strong>t ist <strong>der</strong><br />

Übertritt von <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II <strong>in</strong>s Erwerbsleben o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weiterführende Terti-<br />

ärausbildung.<br />

3. Phase: In <strong>der</strong> dritten Phase (2008 bis 2012) ist im Jahre 2010, also 10 Jahre<br />

nach Austritt <strong>der</strong> Jugendlichen aus <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I, e<strong>in</strong>e weitere Längsschnittun-<br />

tersuchung geplant. In <strong>der</strong> dritten Phase sollen ausserdem die früher erhobenen Daten<br />

vertiefter analysiert werden.<br />

2.2 Forschungsabsicht von TREE<br />

Die Konferenz <strong>der</strong> Erziehungsdirektoren (EDK, 2006) hat sich bis 2015 zum Ziel<br />

gesetzt, dass 95% (heute 89%) <strong>der</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er Berufslehre<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II über e<strong>in</strong>en Lehrabschluss verfügen sollen (OECD-<br />

Durchschnitt: 81%). So sollen Jugendliche künftig weniger Zeit verlieren durch unnöti-<br />

ge Wechsel o<strong>der</strong> Wartejahre. Dies bedeutet unter an<strong>der</strong>em, dass beispielsweise die<br />

Funktion von Brückenangeboten neu geklärt werden muss. Zudem soll die gezielte<br />

Erfassung <strong>und</strong> Unterstützung von Problemgruppen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen. Auch sol-<br />

len die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II besser <strong>auf</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt wer-<br />

den. Hierzu gehören auch periodische Standortbestimmungen, spätestens ab dem 8.<br />

Schuljahr.<br />

Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz noch ke<strong>in</strong> theoretisches Erklärungsmodell vorliegt, das Transiti-<br />

onsprozesse, respektive <strong>der</strong>en Bestimmungsfaktoren <strong>und</strong> „kritische“ Ausbildungsver-<br />

läufe vertiefend zu beschreiben vermag, soll dies im Rahmen von TREE, unter E<strong>in</strong>be-<br />

zug von verschiedenen theoretischen Ansätzen, versucht werden. Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Erwerbsverläufe sollen im Rahmen e<strong>in</strong>es erweiterten Belastungs- <strong>und</strong> Ressourcen-<br />

Ansatzes <strong>in</strong> ihrer Abhängigkeit zu den drei Systemen Individuum, Institution <strong>und</strong> Ge-<br />

sellschaft dargestellt werden.<br />

2.3 Das Forschungsprojekt B.5<br />

Mit <strong>der</strong> Ablösung <strong>der</strong> Anlehre durch die zweijährige Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössi-<br />

schem Berufsattest (EBA) <strong>in</strong> den Berufsfel<strong>der</strong>n Verk<strong>auf</strong> <strong>und</strong> Gastgewerbe mit Ausbil-<br />

dungsbeg<strong>in</strong>n 2005/2006 als Folge <strong>des</strong> neuen Berufsbildungsgesetzes (BBG), welches<br />

2004 <strong>in</strong> Kraft trat, sollen beson<strong>der</strong>s zwei Anliegen gewährleistet werden (Kammer-<br />

mann, 2008): e<strong>in</strong>erseits die gesteigerte Arbeitsmarktfähigkeit <strong>der</strong> jungen Berufsleute<br />

sowie an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>e verbesserte Durchlässigkeit zu weiterführenden Ausbildungen<br />

3


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

wie z.B. <strong>der</strong> Berufslehre mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis (EFZ). Dies soll durch<br />

e<strong>in</strong>en standardisierten Ausbildungsabschluss ermöglicht werden, <strong>der</strong> im Gegensatz zur<br />

<strong>in</strong>dividuellen Leistungsüberprüfung bei Abschluss <strong>der</strong> Anlehre bessere berufliche An-<br />

schlussmöglichkeiten bieten soll. Neben positiven Erwartungen äussern heilpädagogi-<br />

scher Fachkreise auch Befürchtungen, dass für Jugendliche aus dem untersten Lei-<br />

stungsspektrum die Integration <strong>in</strong> die Berufsbildung erschwert würde (ebd).<br />

Ziel <strong>des</strong> Forschungsprojekts B.5, welches vom Bun<strong>des</strong>amt für Berufsbildung <strong>und</strong><br />

Technologie (BBT) mitf<strong>in</strong>anziert wird, ist e<strong>in</strong>e Längsschnittuntersuchung über die beruf-<br />

liche Entwicklung <strong>der</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen <strong>der</strong> unter <strong>der</strong> neuen Bildungs-<br />

verordnung geregelten Gr<strong>und</strong>bildung EBA. Es sollen Daten zur Beschäftigungssituati-<br />

on, zur Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität <strong>der</strong> Personen mit <strong>der</strong> neuen Gr<strong>und</strong>bildung EBA sowie<br />

aktuelle Informationen über die berufliche L<strong>auf</strong>bahn von schulleistungsschwächeren<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> erste Erkenntnisse über die neue Ausbildungsform erhoben werden.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Studie stehen die Perspektiven <strong>der</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen<br />

<strong>des</strong> letzten Durchgangs e<strong>in</strong>er Anlehre sowie <strong>der</strong> ersten R<strong>und</strong>e <strong>der</strong> beruflichen Gr<strong>und</strong>-<br />

bildung EBA. Ebenso werden Berufsbildende aus Berufsfachschulen <strong>und</strong> Betrieben<br />

sowie Arbeitgebende befragt.<br />

Tabelle 1: Übersicht über die Erhebungszeitpunkte<br />

Befragung<br />

Lernende<br />

In Klassen<br />

(N=182/319)<br />

Befragung<br />

Lernende /<br />

Telefon<strong>in</strong>terviews<br />

(N=134/230)<br />

Befragung<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen /<br />

Lehrer<br />

(N=43)<br />

Befragung<br />

Betriebliche<br />

Berufsbildende<br />

2006 2007 2008<br />

Mai Juni Aug. Sep. Mai Juni Aug. Sep. Mai Juni Aug. Sep.<br />

Anlehre<br />

4<br />

EBA<br />

(N=47)<br />

Befragung<br />

Arbeitgeber<strong>in</strong>nen<br />

/<br />

Arbeitgeber<br />

(N=40)<br />

(Quelle: Hofmann & Kammermann, 2007, Farben angepasst)<br />

Anlehre<br />

EBA


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

2.4 Übersicht über die Erhebungen im Gesamtprojekt B.5<br />

Im Juni 2006 bzw. 2007 wurden jeweils zum Ausbildungsabschluss die Anlehrl<strong>in</strong>ge<br />

bzw. Lernende EBA <strong>in</strong> den Berufsschulklassen mittels Fragebogen befragt. Anschlies-<br />

send wurden im Sommer 2007 die Anlehrl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss<br />

telefonisch über ihre L<strong>auf</strong>bahn im ersten Berufsjahr sowie über ihre Berufs- <strong>und</strong> Aus-<br />

bildungszufriedenheit <strong>in</strong>terviewt. Ebenso wurden im gleichen Jahr die Lehrpersonen<br />

<strong>und</strong> Berufsbildenden <strong>der</strong> letzten Anlehre befragt. Die bisherigen Ergebnisse liegen <strong>in</strong><br />

zwei Zwischenberichten vor (Kammermann, 2006 bzw. Hofmann & Kammermann,<br />

2007).<br />

Ausstehend s<strong>in</strong>d noch zwei Befragungen (Tabelle 1). Gelb: telefonisches Interview<br />

mit den Absolventen <strong>der</strong> neuen Gr<strong>und</strong>bildung EBA e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsab-<br />

schluss Grün: Die Arbeitgebenden werden im gleichen Zeitraum telefonisch befragt<br />

(nicht Teil dieser Masterthese).<br />

3 Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

3.1 PISA 2000 aus Sicht <strong>der</strong> Vertiefungsstudie „Bildungswunsch <strong>und</strong><br />

Wirklichkeit“<br />

Der erste PISA-Zyklus verglich im Jahre 2000 <strong>in</strong> 32 OECD-Län<strong>der</strong>n die Lesefähig-<br />

keit von Jugendlichen bei Abschluss <strong>der</strong> obligatorischen Volksschule. Im Vergleich mit<br />

den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n schnitt die Schweiz mittelmässig ab. So genügte die Lesefähig-<br />

keit bei r<strong>und</strong> 20% <strong>der</strong> Schulabgänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> –abgänger den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung <strong>auf</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II nicht. Betroffen von diesem Resultat s<strong>in</strong>d vor allem<br />

Fremdsprachige, welche die Unterrichtssprache zu wenig differenziert verstehen <strong>und</strong><br />

Jugendliche aus bildungsfernen Schichten.<br />

Meyer, Stal<strong>der</strong> <strong>und</strong> Matter (2003) untersuchten <strong>in</strong> ihrer Vertiefungsstudie „Bil-<br />

dungswunsch <strong>und</strong> Wirklichkeit“ zu PISA 2000 die Wirkungen von Leistungen <strong>und</strong><br />

Strukturen bezüglich Bildungsverl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II.<br />

TREE als Initiant dieser Studie, wollte e<strong>in</strong>erseits mögliche Konsequenzen e<strong>in</strong>er<br />

hohen wie tiefen Lesekompetenz (bei Abschluss Sek<strong>und</strong>arstufe I) <strong>auf</strong> den weiteren<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Erwerbsverl<strong>auf</strong> von Jugendlichen untersuchen. An<strong>der</strong>erseits stellten<br />

sie die Ausbildungswünsche <strong>und</strong> –absichten von Jugendlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Realisie-<br />

rungschancen <strong>in</strong>s Zentrum. TREE orientierte sich hierzu an fünf Items, die <strong>in</strong> den<br />

Schülerfragebogen von PISA 2000 <strong>auf</strong>genommen worden waren. Als mögliche Fakto-<br />

5


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

ren, die den Zugang zu e<strong>in</strong>er nach-obligatorischen Ausbildung bee<strong>in</strong>flussen können,<br />

verwendeten sie <strong>in</strong> ihrer Analyse das Geschlecht, die soziale Herkunft, die Fremdspra-<br />

chigkeit, den zuletzt besuchten Schultyp, die Sprachregion, den Urbanisierungsgrad<br />

<strong>des</strong> Wohn- bzw. Schulortes <strong>und</strong> die durch PISA gemessene Lesekompetenz. Lese-<br />

kompetenz me<strong>in</strong>t nach PISA „e<strong>in</strong>en autonomen, souveränen Umgang mit Texten, de-<br />

ren aktive Nutzung als Informationsquelle, <strong>der</strong>en Bewertung <strong>und</strong> Interpretation, <strong>der</strong>en<br />

Verknüpfung mit an<strong>der</strong>en Texten bzw. Informationsquellen“ (Meyer et al., 2003, S. 30).<br />

Im Zusammenhang mit unserer Masterthese <strong>in</strong>teressiert uns vor allem <strong>der</strong> zuletzt<br />

besuchte Schultyp, das Geschlecht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (Fremdsprachigkeit<br />

<strong>und</strong> soziale Herkunft).<br />

3.1.1 Besuchter Schultyp <strong>und</strong> Lesekompetenz<br />

Meyer et al. (2003, S. 41) halten als wichtiges Fazit ihres Berichts fest: „Das unse-<br />

res Erachtens bildungspolitisch brisanteste Ergebnis (…) ist <strong>der</strong> überragende E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>des</strong> <strong>auf</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I besuchten Schultyps <strong>auf</strong> die Optionen, die Jugendlichen nach<br />

Austritt aus <strong>der</strong> obligatorischen Schule offen stehen“.<br />

So haben Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Sek A, mit gleicher Lesekompetenz wie solche ei-<br />

ner Sek B, e<strong>in</strong>e deutlich höhere Chance <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Berufsausbildung.<br />

Der besuchte Schultyp wirkt r<strong>und</strong> doppelt so stark wie die Leseleistung. Das heisst,<br />

e<strong>in</strong>e hohe Lesekompetenz nützt vor allem Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Sek A, woh<strong>in</strong>gegen<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Sek B fast ke<strong>in</strong>en Nutzen daraus ziehen können. Obwohl mehr<br />

als e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> Sek-B-Schüler/-<strong>in</strong>nen über e<strong>in</strong>e PISA-Lesekompetenz 3 verfügt <strong>und</strong><br />

damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sek A bereits mit e<strong>in</strong>er Chance von 50% <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gymnasium e<strong>in</strong>treten<br />

könnte, f<strong>in</strong>den Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er Sek B oft erst nach e<strong>in</strong>em Zwi-<br />

schenjahr e<strong>in</strong>e Lehrstelle. Meyer et al. (2003) sagen hierzu: „Je weniger anspruchsvoll<br />

<strong>der</strong> Schultyp ist, <strong>der</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I besucht wurde, umso grösser ist die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Zwischenlösung“ (S. 37).<br />

Trotz Chancenungleichheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek B steigt die Zahl <strong>der</strong> Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen,<br />

welche e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>bildende Schule besuchen, umso stärker an, je höher die Lese-<br />

kompetenz ist, während diejenigen mit e<strong>in</strong>er tieferen Lesekompetenz e<strong>in</strong>e Berufsaus-<br />

bildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Zwischenjahr vorsehen. Junge Menschen mit schwacher Lesekompe-<br />

tenz (Niveau < 2) bleiben 6 Jahre nach Schulabschluss dreimal häufiger ausbildungs-<br />

los als solche mit guter Lesekompetenz (24 vs. 7%)<br />

6


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.1.2 Geschlecht <strong>und</strong> Berufsbildung<br />

Gemäss Meyer et al. (2003) besuchen junge Frauen häufiger e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> bil-<br />

dende Schule als gleichaltrige Männer (38 vs. 24%). Demgegenüber planen deutlich<br />

mehr Männer e<strong>in</strong>e Berufsausbildung als Frauen (61 vs. 35%). Das Spektrum <strong>der</strong> ge-<br />

wählten Berufe zeigt sich bei Frauen deutlich enger gesteckt als bei Männern (80% <strong>in</strong><br />

den 10 häufigsten Berufen vs. 60%).<br />

Bei <strong>der</strong> Berufsbildung s<strong>in</strong>d Frauen häufiger <strong>in</strong> kurzen Ausbildungsgängen zu f<strong>in</strong>-<br />

den, was mit entsprechend ger<strong>in</strong>geren Verdienstmöglichkeiten <strong>und</strong> weniger Prestige<br />

verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Frauen wählen doppelt so oft wie Männer e<strong>in</strong>e Zwischenlösung (27 vs. 14%). Die-<br />

se Häufung kann teilweise damit erklärt werden, dass von Frauen gewählte Pflege-<br />

<strong>und</strong> Heilberufe e<strong>in</strong> M<strong>in</strong><strong>des</strong>talter von 18 Jahren voraussetzen. Frauen s<strong>in</strong>d häufiger im<br />

Dienstleistungsbereich anzutreffen, Männer mehr <strong>in</strong> den technisch-handwerklichen<br />

Berufen.<br />

3.1.3 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (Fremdsprachigkeit)<br />

Nach TREE (Meyer et.al., 2003) besteht dann e<strong>in</strong> „Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>“, wenn zu<br />

Hause vorwiegend e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sprache als die Unterrichtssprache gesprochen wird.<br />

Demgegenüber bezeichnen sie Jugendliche als „e<strong>in</strong>heimisch“, wenn sie zu Hause die<br />

Unterrichtssprache o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en nationalen Dialekt sprechen.<br />

Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> f<strong>in</strong>den sich <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schulischen<br />

Ausbildung wie<strong>der</strong>, „die für e<strong>in</strong>e erfolgreiche berufliche Integration ungenügend se<strong>in</strong><br />

kann“ (BFM, 2006, S. 5). Ihr Anteil <strong>in</strong> Schulen mit Gr<strong>und</strong>anfor<strong>der</strong>ungen (Sek B <strong>und</strong> C)<br />

liegt gemäss BFM (2006) bei 33.6% (e<strong>in</strong>heimische Jugendliche 22.8%). In Son<strong>der</strong>klas-<br />

sen beträgt <strong>der</strong> Anteil 45.7%.<br />

Schwache Schulleistungen von Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n werden <strong>in</strong> PISA 2000 am Bei-<br />

spiel <strong>der</strong> Lesefähigkeit e<strong>in</strong>erseits mit <strong>der</strong> Herkunft (sozial tiefere Schichten = bildungs-<br />

fern) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits mit <strong>der</strong> Fremdsprachigkeit (Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtssprache)<br />

erklärt.<br />

So haben gemäss BFM (2006) 48% <strong>der</strong> Jugendlichen, bei denen beide Elternteile<br />

im Ausland geboren wurden, grosse Mühe, e<strong>in</strong>fache Lesetexte zu verstehen. S<strong>in</strong>d die<br />

Eltern kulturell gemischt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimisch, liegen diese Werte bei 22.3% respektive<br />

11.1%.<br />

7


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Dass schulische Defizite nicht wirkungslos bleiben, zeigt e<strong>in</strong>e Schätzung <strong>des</strong> Bun-<br />

<strong>des</strong>amtes für Statistik (1997). Sie besagt, dass fast e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> den<br />

Übergang von <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe II nicht schafft, d.h. nach <strong>der</strong><br />

obligatorischen Schulbildung ke<strong>in</strong>e Lehrstelle f<strong>in</strong>det. Von Jugendlichen, <strong>der</strong>en Vater<br />

<strong>auf</strong> dem Balkan, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Portugal geboren ist, s<strong>in</strong>d 20% auch 6 Jahre<br />

nach Schulaustritt noch ausbildungslos (Bertschy, Böni <strong>und</strong> Meyer, 2007).<br />

3.1.4 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (Soziale Herkunft)<br />

Basisauswertungen (z.B. OECD/PISA, 2001) von PISA 2000 haben gezeigt, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong> überdurchschnittlich hoher Zusammen-<br />

hang zwischen <strong>der</strong> Lesekompetenz (am Ende <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

sozialen Herkunft besteht. Jugendliche aus immigrierten Familien s<strong>in</strong>d von diesem Zu-<br />

sammenhang beson<strong>der</strong>s stark betroffen, da <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> den Schulerfolg die soziale<br />

Herkunft als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten Unterscheidungskriterien gegenüber Jugendlichen<br />

aus e<strong>in</strong>heimischen Familien zählt.<br />

Da die soziale Herkunft stark mit <strong>der</strong> Lesekompetenz korreliert <strong>und</strong> „Lesen“ im<br />

S<strong>in</strong>ne von PISA 2000 als e<strong>in</strong>e „weit über das Fach Deutsch h<strong>in</strong>aus gr<strong>und</strong>legende Vor-<br />

aussetzung für Lernerfolg“ (Meyer et.al, 2003, S. 30) gilt, hat die Schichtzugehörigkeit<br />

e<strong>in</strong>en entsprechend grossen E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> den Schulerfolg. Dies zeigt sich beispielswei-<br />

se daran, dass Jugendliche aus höheren Schichten e<strong>in</strong>e doppelt so hohe Chance ha-<br />

ben, e<strong>in</strong>en höheren Schultypus besuchen zu können, als wenn sie aus tieferen Schich-<br />

ten kommen. Demgegenüber erzielen Jugendliche aus Familien mit e<strong>in</strong>em tieferen<br />

sozioökonomischen Status ger<strong>in</strong>gere Schulleistungen <strong>und</strong> sie vermögen ihre Leistun-<br />

gen weniger gut <strong>in</strong> höhere Ausbildungsabschlüsse umzusetzen. Moser (2004) sagt<br />

hierzu: „Sowohl berufliche Aspirationen als auch Bildungsabschlüsse <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

werden durch die soziale Herkunft bee<strong>in</strong>flusst, nicht direkt, aber durch die Bildungsas-<br />

pirationen <strong>der</strong> Eltern <strong>und</strong> <strong>der</strong>en ökonomischen Status“ (S.50). Nach <strong>der</strong> obligatorischen<br />

Schulzeit wird umso häufiger e<strong>in</strong>e Berufslehre angefangen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Zwischenlösung<br />

gesucht, <strong>des</strong>to niedriger <strong>der</strong> soziale Status ist. Bei Jugendlichen mit e<strong>in</strong>em Migrations-<br />

h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wiegt die soziale Herkunft beson<strong>der</strong>s nachteilig, wenn <strong>der</strong>en Familien aus<br />

Herkunftslän<strong>der</strong>n (Portugal, Türkei, ehemaliges Jugoslawien) <strong>der</strong> zweiten Zuwande-<br />

rungsphase stammen. Kommen diese Jugendlichen zusätzlich aus Familien mit vier<br />

<strong>und</strong> mehr Geschwistern, s<strong>in</strong>kt beispielsweise die Lesekompetenz unter die Durch-<br />

schnittswerte von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus Brasilien, welche bei PISA 2000 am schlechtesten ab-<br />

geschnitten haben (BFM 2006).<br />

8


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.2 Transitionen (Übergänge)<br />

3.2.1 Theoretische Aspekte<br />

Nach Wenzel (1993) werden Transitionen (Übergänge), als „komplexe, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

übergehende <strong>und</strong> sich überblendende Wandlungsprozesse (Übergangsprozesse,<br />

Anm. d. Verf.) bezeichnet, die <strong>in</strong> sozialem Austausch verl<strong>auf</strong>ende, verdichtete <strong>und</strong> be-<br />

schleunigte Phasen e<strong>in</strong>es Lebensl<strong>auf</strong>es <strong>in</strong> sich verän<strong>der</strong>nden Zusammenhängen dar-<br />

stellen“ (S. 37). Als zentrale Übergangsprozesse erwähnt Zihlmann (1998) „Lernpro-<br />

zesse, Passungsprozesse (match<strong>in</strong>g), Kompromissprozesse, Entscheidungsprozesse,<br />

psycho-dynamische Prozesse <strong>und</strong> Realisierungsprozesse“ (S. 28/9).<br />

Die Transitionsforschung untersucht gemäss Wenzel (1993) „die Schnittstelle von<br />

<strong>in</strong>dividuellem Handlungs- <strong>und</strong> Bewältigungsvermögen <strong>und</strong> von gesellschaftlichen<br />

Handlungsvorgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen“ (S. 8).<br />

Bei sämtlichen Übergangsphasen im Lebensprozess kann es nach Cowan (1991)<br />

zu e<strong>in</strong>er Häufung von unterschiedlichen Belastungsfaktoren kommen, weil <strong>in</strong> vielen<br />

Bereichen Anpassungen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen geleistet werden müssen. Dies lässt sich<br />

am Beispiel <strong>des</strong> Übergangs „Schule-Beruf“ zeigen, wo vor allem schulschwache Ju-<br />

gendliche resigniert <strong>und</strong> anpassungsbereit häufig irgende<strong>in</strong>e Lehrstelle annehmen, die<br />

nicht ihrer berufsbiografischen Vorstellung entspricht, was dann oft zu Lehrabbrüchen<br />

führt (Häfeli, 2004). Nach dem Übergangskonzept von Bussdorff (zit. nach Zihlmann,<br />

1998) erfor<strong>der</strong>t diese Person-Umwelt-Diskrepanz vom Individuum, „die Diskrepanzen<br />

durch Anpassung an die berufliche Umwelt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung zu reduzieren<br />

o<strong>der</strong> ganz zu beheben“ (S. 71). Als Resultat dieses Prozesses entsteht nach Bussdorff<br />

e<strong>in</strong>e neue Person-Umwelt-Balance, die <strong>in</strong> ihrer Funktion wie<strong>der</strong>um gel<strong>in</strong>gen wie miss-<br />

l<strong>in</strong>gen kann.<br />

Für Bronfenbrenner (1981) s<strong>in</strong>d (ökologische) Übergänge <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie entwick-<br />

lungsför<strong>der</strong>nd. Er betrachtet wechselseitige Anpassungsleistungen von Individuum <strong>und</strong><br />

umgebenden Lebensbereichen als Ökologie <strong>der</strong> menschlichen Entwicklung. In ökolo-<br />

gischen Übergängen sieht er wertvolles Entwicklungspotential für den E<strong>in</strong>zelnen. So<br />

betrachtet er das E<strong>in</strong>treten <strong>in</strong> neue Lebenskontexte als Prozess, „durch den die sich<br />

entwickelnde Person erweiterte, differenziertere <strong>und</strong> verlässlichere Vorstellungen über<br />

ihre Umwelt erwirbt. Dabei wird sie zu Aktivitäten <strong>und</strong> Tätigkeiten motiviert <strong>und</strong> befä-<br />

higt, die es ihr ermöglichen, die Eigenschaften ihrer Umwelt zu erkennen <strong>und</strong> zu erhal-<br />

ten o<strong>der</strong> <strong>auf</strong> nach Form <strong>und</strong> Inhalt ähnlich komplexen o<strong>der</strong> komplexerem Niveau um-<br />

zubilden." (S. 44)<br />

9


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer dynamischen Wirkungsweise sche<strong>in</strong>en nicht stabile Phasen, son-<br />

<strong>der</strong>n eher Übergänge den Lebensl<strong>auf</strong> e<strong>in</strong>es Individuums zu prägen. Übergänge ver-<br />

mögen die Identität 1 <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Bewährungsprobe zu stellen. Busshoff (zit. nach Zihl-<br />

mann, 1998) bezeichnet die Dynamik aller Übergänge „als e<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong> Identitäts-<br />

bewährung, d.h. <strong>der</strong> Erhaltung <strong>und</strong> Neugestaltung <strong>der</strong> Identität“ (S. 22). Erst bei Errei-<br />

chen e<strong>in</strong>er stabilen (angestrebten) Zielidentität kann <strong>der</strong> Prozess e<strong>in</strong>es Übergangs als<br />

beendet betrachtet werden.<br />

3.2.2 Die erste <strong>und</strong> zweite Schwelle: Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> das Ar-<br />

beitsleben<br />

Unsere Masterthese fokussiert sich aus <strong>in</strong>haltlichen Gründen <strong>auf</strong> das Alter zwi-<br />

schen 15 bis ca. 21 Jahren, <strong>in</strong> welchem Jugendliche den Weg von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> das<br />

Arbeitsleben durchschreiten. Dieser Weg wird geprägt von zwei Übergängen, die <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>ternationaler Übere<strong>in</strong>stimmung von drei Kernbereichen geprägt werden:<br />

Tabelle 2: Kernbereiche von Übergängen<br />

Prozess Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> notwendigen Vorbereitungsarbeiten <strong>und</strong> <strong>der</strong> für den Übergang<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Zeitspanne.<br />

Transfer Der Wechsel von e<strong>in</strong>er Bildungsstufe o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Lebensabschnitt zum nächsten.<br />

Verän<strong>der</strong>ung Bezogen sowohl <strong>auf</strong> die persönliche als auch die berufliche Situation.<br />

(Quelle: European Agency, 2002)<br />

Der erste <strong>der</strong> beiden Übergänge f<strong>in</strong>det sich als Schnittstelle zwischen <strong>der</strong> Sekun-<br />

darstufe I (obligatorische Schulbildung) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II (Berufslehre, Gymna-<br />

sium, Brückenangebote). Dieser Übergang wird als so genannte erste Schwelle be-<br />

zeichnet (Häfeli, 2008, S. 11). Der zweite Übergang bezeichnet die Schnittstelle zwi-<br />

schen <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II <strong>und</strong> dem E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Berufsleben. Dieser Übergang nennt<br />

sich zweite Schwelle (ebd.).<br />

Beide Übergänge s<strong>in</strong>d für die Jugendlichen von grosser Bedeutung, da „von <strong>der</strong>en<br />

Bewältigung sowohl die ökonomische Unabhängigkeit als auch die persönliche Zufrie-<br />

denheit abhängt“ (Moser, 2004, S.13). Golisch (2002) weist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>auf</strong> die<br />

1 Identität besteht nach Busshoff (zit. nach Zihlmann, 1998, S. 22) aus zwei Erfahrungssträngen:<br />

„Der e<strong>in</strong>e Erfahrungsstrang, <strong>der</strong> uns mit unserer gegenwärtigen Umwelt verb<strong>in</strong>det <strong>und</strong><br />

uns aktuelle Selbsterfahrungen verschafft; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> <strong>in</strong> unsere Lebensgeschichte zurückreicht<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> dem die vergangenen Erfahrungen zu e<strong>in</strong>em bestimmten Selbstsystem<br />

[Selbstkonzept / Selbstwertgefühl / Selbstmotiv, Anm. d. Verf.] verarbeitet s<strong>in</strong>d“.<br />

10


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Wichtigkeit <strong>der</strong> ersten Schwelle h<strong>in</strong>, die „als Wendepunkt das gesamte weitere Le-<br />

bensschicksal <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Kont<strong>in</strong>uität“ (S. 28) prägt. Auch Zihlmann (1998) beschreibt<br />

gemäss dem Konzept <strong>der</strong> Identitätsbewährung von Busshoff die erste Schwelle als<br />

möglichen Auslöser e<strong>in</strong>er Identitätskrise, „die bei manchen Jugendlichen völlig <strong>und</strong>ra-<br />

matisch verläuft, bei vielen Jugendlichen aber mit starken psychosozialen Spannungen<br />

<strong>und</strong> schmerzhaften Brüchen verb<strong>und</strong>en ist“ (S. 23). Bronfenbrenner (1981) sieht Über-<br />

gänge im jugendlichen Alter als Entwicklungschance. Durch den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en näch-<br />

sten Lebensabschnitt wird neuer Erfahrungsraum geschaffen, durch den über zwi-<br />

schenmenschliche Beziehungen e<strong>in</strong> Identitätsprozess gestaltet wird, <strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Struktur immer komplexer wird.<br />

Der Abschluss dieses Identitätsprozesses kann zeitlich nicht def<strong>in</strong>iert werden. Oft<br />

schafft aber erst <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> das Beschäftigungssystem (zweite Schwelle) die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e stabilere (berufliche) Identität.<br />

Nebst den genannten <strong>in</strong>dividuellen Aspekten s<strong>in</strong>d beim Übergang von <strong>der</strong> Schule<br />

<strong>in</strong>s Arbeitsleben auch volkswirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftspolitische Interessen be-<br />

deutsam. Denn e<strong>in</strong>erseits möchte die Gesellschaft ihre Ressourcen möglichst optimal<br />

genutzt haben <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits kann e<strong>in</strong> hohes Produktions- <strong>und</strong> Dienstleistungsni-<br />

veau nur gehalten werden, wenn möglichst viele Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen <strong>auf</strong> stabilen be-<br />

ruflichen Füssen stehen.<br />

3.2.3 Übergangskompetenzen<br />

Zihlmann (1998, S. 78 - 80) hat e<strong>in</strong>en (hypothetischen) Katalog von Übergangs-<br />

kompetenzen erstellt, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> vier Bereiche <strong>auf</strong>teilt. E<strong>in</strong>e Auswahl <strong>der</strong> Kompetenzen<br />

wird hier vorgestellt:<br />

Tabelle 3 Übergangskompetenzen<br />

Den Übergang als Herausfor<strong>der</strong>ung annehmen<br />

Die für Übergänge typischen Diskrepanzerlebnisse zulassen, d.h. nicht verdrängen, umgehen<br />

o<strong>der</strong> durch übereilte Lösungen elim<strong>in</strong>ieren wollen.<br />

Übergänge nicht nur als Bedrohung, son<strong>der</strong>n auch als Chance wahrnehmen.<br />

Die für den jeweiligen Übergang typischen Probeme identifizieren.<br />

Die zur Bewältigung benötigten Ressourcen aktivieren<br />

Erfahrungen aus vorherigen Übergängen für aktuelle Übergänge nutzen.<br />

Techniken <strong>der</strong> Stresskontrolle mobilisieren <strong>und</strong> übergangsspezifisch weiterentwickeln.<br />

Die zentralen Elemente se<strong>in</strong>es Selbstkonzepts ausdrücklich als solche wahrnehmen <strong>und</strong><br />

zwischen realen, idealen <strong>und</strong> normativen Elementen <strong>des</strong> Selbstkonzepts unterscheiden.<br />

11


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Lösungspfade entwickeln<br />

Übergangsprobleme aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen <strong>und</strong> lösungsdienlich<br />

rekonstruieren.<br />

Alternative Handlungsmöglichkeiten entwerfen.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken sowie positive <strong>und</strong> negative Folgen von Alternativen abwägen.<br />

Umsetzung <strong>der</strong> favorisierten Lösung zielstrebig <strong>und</strong> energisch betreiben<br />

‚Normale’ Nachentscheidungsprobleme nicht vorschnell als Folgen falscher Entscheidungen<br />

e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Techniken <strong>der</strong> Ausführungsplanung favorisierter Lösungen aktivieren <strong>und</strong> übergangsspezifisch<br />

weiterentwickeln.<br />

Mit Rückschlägen, Schwierigkeiten <strong>und</strong> unvorhersehbaren Ereignissen bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

von Handlungsplänen produktiv umgehen.<br />

E<strong>in</strong>en wirklich falschen Weg korrigieren o<strong>der</strong> eventuell ganz <strong>auf</strong>geben können.<br />

(Zihlmann, 1998, S. 78 - 80)<br />

3.2.4 Übergang <strong>und</strong> das (schulische) Selbstkonzept<br />

Die Transitionstheorie betrachtet e<strong>in</strong>en Übergang je nach Verl<strong>auf</strong> als positiven wie<br />

negativen Faktor <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Lebensprozesses. So kann auch <strong>der</strong> Übergang Schu-<br />

le-Beruf als entwicklungsför<strong>der</strong>nd wie –hemmend betrachtet werden.<br />

Nach Neuenschwan<strong>der</strong> (2006) ist beispielsweise die Bee<strong>in</strong>flussung <strong>des</strong> Selbstkon-<br />

zepts bei schulischen Übergängen zu beachten, was er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Längsschnittstudie<br />

(Herzog, Neuenschwan<strong>der</strong> <strong>und</strong> Wannack, 2006) an Schweizer Schulen untersuchte.<br />

Das schulische Selbstkonzept <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Übergangsphase verän<strong>der</strong>t sich jeweils<br />

stark. Währenddem die Werte <strong>der</strong> Schulzufriedenheit <strong>und</strong> Lernmotivation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ab-<br />

schlussjahr deutlich s<strong>in</strong>ken, steigen sie nach dem Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anschlusslösung<br />

umso stärker an. Dies wird <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e gesunkene wie erhöhte Identität mit dem jeweili-<br />

gen Schultyp zurückgeführt. Der Selbstwert <strong>und</strong> die Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />

vermögen h<strong>in</strong>gegen im Verl<strong>auf</strong>e e<strong>in</strong>es solchen Übergangs kont<strong>in</strong>uierlich anzusteigen.<br />

Bisherige Haltungen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung oft durch neue abgelöst, die <strong>in</strong>di-<br />

vidueller geprägt s<strong>in</strong>d als die vorherigen. Gemäss <strong>der</strong> Studie gel<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> Übergang im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en gut. Bei e<strong>in</strong>em Nichtgel<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d die Gründe <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen (spä-<br />

ter Berufswahlprozess, Lehrstellenknappheit, wenig Unterstützung <strong>in</strong> Familie o<strong>der</strong> bei<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>) <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ebene (fehlende Flexibilität, schlechte<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung) zu suchen. E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Ausbildungszufriedenheit <strong>und</strong> Lehr- bzw.<br />

Ausbildungsabbrüche s<strong>in</strong>d dann die Folge dieser Übergangsschwierigkeiten.<br />

12


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.2.5 Transitionsforschung: Vergleich Schweiz - Ausland<br />

Obwohl <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Arbeitswelt seit zwei Jahrzehnten von<br />

<strong>der</strong> OECD erforscht wird, ist er weiterh<strong>in</strong> vor allem von nationalen Merkmalen <strong>des</strong> je-<br />

weiligen Bildungssystems geprägt. Nach Moser (2004, S. 14) ist dieser Übergang <strong>in</strong>s-<br />

beson<strong>der</strong>e von drei, <strong>in</strong> jedem Land <strong>in</strong>dividuell wirkenden, Faktoren abhängig:<br />

Tabelle 4: Übergangsfaktoren<br />

Vom Ausmass, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Übergang durch die Institutionen <strong>des</strong> Bildungssystems <strong>und</strong> den<br />

Arbeitsmarkt gesteuert wird.<br />

Vom Ausmass, <strong>in</strong> dem die Jugendlichen den Übergang selbst aktiv steuern können.<br />

Von den Konsequenzen <strong>des</strong> Übergangs für e<strong>in</strong>e langzeitliche Karriereplanung.<br />

(Moser, 2004, S. 14)<br />

Weil diese Faktoren zusätzlich von vielen weiteren Merkmalen bestimmt werden,<br />

bewegt sich die Transitionsforschung im Schnittpunkt verschiedener Diszipl<strong>in</strong>en (Öko-<br />

nomie, Soziologie, Bildungsforschung, Psychologie). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammen-<br />

arbeit f<strong>in</strong>det sich jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz wie im Ausland nur selten. Nebst diesem Man-<br />

ko <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transitionsforschung steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz auch die Berufsbildungsforschung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kritik. Aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er grossen Dichte <strong>der</strong> wählbaren Berufe, <strong>der</strong> vielen Ausbil-<br />

dungskonzepte <strong>und</strong> ihrer unterschiedlichen Qualität <strong>in</strong> den Ausbildungsbetrieben kön-<br />

ne nicht systematisch geforscht werden.<br />

In <strong>der</strong> Schweiz mit ihrem dualen Berufsbildungssystem bestimmen nach Rauner<br />

(zit. nach Moser, 2005, S. 15) vier Phasen den Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Ar-<br />

beitswelt:<br />

Tabelle 5: Übergangsphasen<br />

Die <strong>in</strong>dividuelle Entwicklung <strong>und</strong> die Bedeutung <strong>in</strong>dividueller Voraussetzungen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

von Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Periode <strong>des</strong> Übergangs (<strong>in</strong>dividueller Aspekt).<br />

Die obligatorische Schulzeit beziehungsweise das Bildungsangebot, das Jugendliche <strong>auf</strong><br />

das Arbeitsleben vorbereitet (<strong>in</strong>stitutioneller Aspekt).<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> obligatorischen Schulbildung <strong>in</strong> die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung (erste<br />

Schwelle: Lehrstellenmarkt).<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Berufslehre <strong>in</strong> die Arbeitswelt (zweite Schwelle: Arbeitsmarkt).<br />

(Moser, 2005, S. 15)<br />

Diese vier Phasen unterscheiden sich im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich erheblich. In<br />

Japan beispielsweise kann ke<strong>in</strong>e erste <strong>und</strong> zweite Schwelle ausgemacht werden, da<br />

<strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> die Arbeitswelt durch e<strong>in</strong> On-the-Job-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g fliessend gestaltet wird.<br />

In den USA <strong>und</strong> Frankreich geschieht die Berufsausbildung vor allem durch das allge-<br />

me<strong>in</strong> bildende System. In den Nie<strong>der</strong>landen, <strong>in</strong> Belgien <strong>und</strong> Schweden wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d<br />

13


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

vorwiegend Berufsschulen für die Berufsausbildung verantwortlich. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

nationalen Unterschiede ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transitionsforschung e<strong>in</strong>e Generalisierbarkeit von<br />

Erkenntnissen über verschiedene Nationen h<strong>in</strong>weg nur schwer möglich.<br />

Tabelle 6: Weitere Gesichtspunkte<br />

Folgen e<strong>in</strong>er erschwerten o<strong>der</strong> nicht gel<strong>in</strong>genden Transition<br />

wachsende Zahl <strong>der</strong> Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen, die e<strong>in</strong> Brückenangebot wählen (müssen).<br />

häufige Lehrvertrags<strong>auf</strong>lösungen (Kt. Zürich: jährlich 7.5%)<br />

Schlüsselfaktoren für wirksame Übergangssysteme (OECD 2000)<br />

Ges<strong>und</strong>e Wirtschaft<br />

Gut organisierte Wege von <strong>der</strong> Erst-Ausbildung zu Erwerbsarbeit <strong>und</strong> weiteren Ausbildungen<br />

Vielfältige Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten Ausbildung / Arbeitswelt<br />

Auffangnetz für Risikogruppen<br />

Effiziente Information <strong>und</strong> Beratung<br />

Wirkungsvolle Institutionen <strong>und</strong> Prozesse<br />

Ziele e<strong>in</strong>es erfolgreichen Übergangs (OECD 2000)<br />

Anerkannten Abschluss <strong>auf</strong> Sek. II<br />

Hohes Niveau an Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

Tiefe Jugendarbeitslosigkeit<br />

Stabile <strong>und</strong> positive Beschäftigung <strong>und</strong> Erwerbsverläufe<br />

Chancengleichheit bzgl. Geschlecht, sozialem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Region<br />

(Kammermann, 2007)<br />

3.3 Berufsbildungssystem<br />

3.3.1 Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Die Berufsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz wird unterteilt <strong>in</strong> das duale o<strong>der</strong> triale Berufsbil-<br />

dungssystem <strong>und</strong> die vollzeitlichen Berufsschulen. Im dualen Berufsbildungssystem<br />

f<strong>in</strong>det die Berufsbildung an zwei Lernorten statt: Die praktische Ausbildung im Lehrbe-<br />

trieb (3-4 Tage pro Woche) <strong>und</strong> die theoretische Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsfachschule<br />

(1-2 Tage pro Woche). Im trialen System werden an e<strong>in</strong>em dritten Lernort (ausserhalb<br />

<strong>des</strong> Lehrbetriebes) überbetriebliche Kurse angeboten, die zusätzliches praktisches<br />

Wissen vermitteln, das im eigentlichen Lehrbetrieb nicht erlernt werden kann.<br />

Das neue Berufsbildungsgesetz (ab 1.1. 2004) ist als Reaktion <strong>auf</strong> den Struktur-<br />

wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt zu verstehen. Das Berufsbildungssystem <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Ge-<br />

setzgebung soll mit dem rasanten Entwicklungstempo im wirtschaftlichen <strong>und</strong> techno-<br />

logischen Bereich Schritt halten können <strong>und</strong> bestrebt se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>tegraler Bestandteil <strong>des</strong><br />

ganzen Bildungssystem zu werden. Die Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsmarktfähigkeit <strong>der</strong> Jugend-<br />

lichen soll im Mittelpunkt <strong>der</strong> Berufsbildung stehen, was unter an<strong>der</strong>em bed<strong>in</strong>gen soll,<br />

e<strong>in</strong>en Qualifikationsausweis <strong>auf</strong> verschiedenen Ausbildungswegen erreichen zu kön-<br />

14


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

nen. Damit e<strong>in</strong>hergehend soll auch die Durchlässigkeit zwischen den allgeme<strong>in</strong>bilden-<br />

den Schulen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung verbessert werden.<br />

Die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis (EFZ) dauert<br />

weiterh<strong>in</strong> drei bis vier Jahre. Die neue Gr<strong>und</strong>bildung mit e<strong>in</strong>em Berufsattest (EBA)<br />

dauert zwei Jahre. Beide Ausbildungen schliessen mit e<strong>in</strong>er standardisierten Ab-<br />

schlussprüfung ab. E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> zweijährige Ausbildungen (z.B. Haushaltlehrjahr o<strong>der</strong> An-<br />

lehre) werden schrittweise abgeschafft. Der Anteil <strong>der</strong> zweijährigen Berufslehren be-<br />

trägt 16%, <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> dreijährigen 56% <strong>und</strong> <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> vierjährigen 28%.<br />

Es stehen zur Zeit r<strong>und</strong> 240 Berufe zur Auswahl. Da sich r<strong>und</strong> 75% aller Jugendli-<br />

chen <strong>auf</strong> die 30 häufigsten Berufe konzentrieren, soll das neu reglementierte Berufsbil-<br />

dungssystem zukünftig ähnliche Berufe <strong>in</strong> so genannten Berufsfel<strong>der</strong>n zusammenfas-<br />

sen. Auch sollen komplexe Ausbildungsreglemente ersetzt werden durch so genannte<br />

Bildungsverordnungen, die sich <strong>in</strong>haltlich <strong>auf</strong> rechtlich relevante Gesichtspunkte e<strong>in</strong>es<br />

Lehrberufs beschränken.<br />

Insgesamt sollen diese Massnahmen während <strong>der</strong> Berufsorientierungsphase zu<br />

mehr Transparenz bei Jugendlichen <strong>und</strong> Eltern führen. Auch würde die Mobilität <strong>auf</strong><br />

dem Arbeitsmarkt erhöht werden, zudem liesse sich die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung von<br />

<strong>der</strong> Organisation her vere<strong>in</strong>fachen, was wie<strong>der</strong>um Kosten sparen helfen würde. Quelle:<br />

Moser (2005).<br />

3.3.2 Ausbildungslosigkeit<br />

Um nachhaltig <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt <strong>in</strong>tegriert zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> am gesellschaftlichen Le-<br />

ben teilhaben zu können, gilt e<strong>in</strong> Abschluss e<strong>in</strong>er Ausbildung <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II<br />

als M<strong>in</strong><strong>des</strong>tvoraussetzung. In <strong>der</strong> Schweiz erfüllen zwischen 85% <strong>und</strong> 90% e<strong>in</strong>es Al-<br />

tersjahrgangs diese Vorgabe. Gemäss <strong>der</strong> Nachfolgestudie TREE zu PISA 2000 (Bert-<br />

schy, Böni <strong>und</strong> Meyer, 2007) haben 6 Jahre nach Beendigung <strong>der</strong> obligatorischen<br />

Schulzeit erst 80% aller Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen dieses Ziel erreicht. Hauptgr<strong>und</strong>, dass<br />

sich <strong>der</strong> Ausbildungsabschluss immer weiter h<strong>in</strong>auszögert ist e<strong>in</strong> knappes Lehrstellen-<br />

angebot, so dass Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen häufig e<strong>in</strong>e „Warteschl<strong>auf</strong>e“ (Brückenangebo-<br />

te / an<strong>der</strong>e Zwischenlösungen) e<strong>in</strong>legen müssen.<br />

Ca. 10% <strong>der</strong> jungen Menschen verlassen das Ausbildungssystem ohne e<strong>in</strong>en Ab-<br />

schluss <strong>auf</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II gemacht zu haben. Gemäss Bertschy et al. (2007) spielen<br />

hierfür die Lesekompetenz, die soziale Herkunft <strong>und</strong> <strong>der</strong> zuletzt besuchte Schultyp e<strong>in</strong>e<br />

wichtige <strong>Rolle</strong>. E<strong>in</strong>e schwache Lesekompetenz zeigt im Vergleich mit e<strong>in</strong>er hohen Le-<br />

sekompetenz e<strong>in</strong> dreimal höheres Risiko <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildungslosigkeit (24 vs. 7%).<br />

15


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Sozial schwach gestellte Menschen tragen e<strong>in</strong> bis viermal grösseres Risiko als sozial<br />

hoch gestellte Menschen (15 vs. 4%). E<strong>in</strong> tiefer Schultyp erhöht das Risiko um das<br />

Doppelte. Jugendliche, die sich nach Austritt aus <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit <strong>in</strong> kei-<br />

ner Lehrausbildung <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>er Zwischenlösung befanden, machen nach 6 Jahren r<strong>und</strong><br />

die Hälfte aller jungen Menschen ohne Ausbildung aus. Quelle: Bertschy, Böni <strong>und</strong><br />

Meyer (2007).<br />

3.4 Berufsbildung für benachteiligte <strong>und</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Jugendliche<br />

In <strong>der</strong> Schweiz können nach Lischer (2005) ke<strong>in</strong>e differenzierten Aussagen zur<br />

Bildungssituation von schulisch benachteiligten (Schüler/-<strong>in</strong>nen mit Lernschwierigkei-<br />

ten o<strong>der</strong> sozialen <strong>und</strong> ethnischen Benachteiligungen) <strong>und</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Jugendlichen<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I gemacht werden, da nur r<strong>und</strong> die Hälfte aller Kantone <strong>in</strong>divi-<br />

duelle Schülerdaten erhebt. Gemäss e<strong>in</strong>er Schätzung im Schuljahr 1996/97 betrug <strong>der</strong><br />

Anteil dieser Jugendlichen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I r<strong>und</strong> 5% (ohne E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Ju-<br />

gendlichen mit Benachteiligung durch soziale <strong>und</strong> ethnische Faktoren). Mit E<strong>in</strong>bezug<br />

<strong>der</strong> sozial <strong>und</strong> ethnisch Benachteiligten s<strong>in</strong>d es r<strong>und</strong> 6%.<br />

Der Übertritt von <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe II wird für benachteiligte<br />

<strong>und</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Jugendliche von Erschwernissen geprägt, die weit über die Frage nach<br />

<strong>der</strong> „richtigen“ Berufswahl h<strong>in</strong>ausgehen. So werden diese Jugendliche bei <strong>der</strong> Lehrstel-<br />

lensuche, <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> ihres reduzierten Leistungsvermögens, von Beg<strong>in</strong>n weg an den<br />

Rand gedrängt. Erschwert wird diese Situation durch das Fehlen von Ausbildungsplät-<br />

zen mit nie<strong>der</strong>schwelligem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau. Überhöhte Erwartungen von Eltern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen spitzen diese Problematik oft noch weiter zu. H<strong>in</strong>zu kommt die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Pubertät oft beg<strong>in</strong>nende Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, was zu-<br />

sätzliche Ressourcen b<strong>in</strong>den kann, die dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahlvorbereitung nicht zur<br />

Verfügung stehen. Lischer (2005) schätzt, dass <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II etwas weniger<br />

als die Hälfte dieser Jugendlichen (15- bis 25-Jährige /ohne sozial <strong>und</strong> ethnisch Be-<br />

nachteiligte) e<strong>in</strong>en Bildungsgang mit anerkanntem Abschluss beenden. Zudem schlie-<br />

ssen r<strong>und</strong> 10% dieser Altersgruppe e<strong>in</strong>e Berufsausbildung ohne anerkannten Ab-<br />

schluss (IV-Anlehre) ab.<br />

Zur Verbesserung dieser nachteiligen Situation schlägt Lischer (2005) als Empfeh-<br />

lung vor, e<strong>in</strong>erseits bei <strong>der</strong> Berufswahlvorbereitung für Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrperso-<br />

nen genügend Ressourcen (mehr Zeit / mehr psychische Ressourcen / <strong>in</strong>tensivere<br />

Berufsberatung) sicherzustellen. An<strong>der</strong>erseits empfiehlt er, Anstrengungen für e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Anzahl Ausbildungsplätze mit reduzierten Anfor<strong>der</strong>ungen zu forcieren, welche<br />

16


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

arbeitsmarkttaugliche Abschlüsse anbieten. Zur Gewährleistung <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähig-<br />

keit müsste das Niveau dieser Ausbildungsgänge entsprechend angehoben werden.<br />

Quelle: Lischer (2005)<br />

3.4.1 Drei- <strong>und</strong> vierjährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem<br />

Fähigkeitszeugnis (EFZ)<br />

Die berufliche Ausbildung <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II wird seit E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> neuen<br />

Berufsbildungsgesetzes (BBG, 2002) als berufliche Gr<strong>und</strong>bildung bezeichnet. Die drei-<br />

o<strong>der</strong> vierjährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung steht für e<strong>in</strong>e Berufsausbildung mit höherem<br />

Qualifikationsanspruch (im Vergleich zur Attest-Ausbildung EBA), welche mit e<strong>in</strong>em<br />

eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) beendet wird. Sie wird normalerweise im<br />

dualen (Ausbildung <strong>in</strong> Lehrbetrieb <strong>und</strong> Berufsfachschule) o<strong>der</strong> trialen System (duales<br />

System mit zusätzlich überbetrieblichen Kursen) angeboten. In e<strong>in</strong>zelnen Berufen er-<br />

folgt die Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vollzeit-Berufsfachschule (z.B. Handelsschule). Quelle:<br />

Lischer (2005).<br />

3.4.2 Zweijährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem Berufsattest<br />

(EBA)<br />

Diese neue, nie<strong>der</strong>schwellige Ausbildungsform ersetzt seit Inkraftsetzung <strong>des</strong> neu-<br />

en Berufsbildungsgesetzes (1.1.2004) schrittweise die BBT-Anlehre <strong>und</strong> die e<strong>in</strong>- bis<br />

zweijährigen Berufslehren. Die Attest-Ausbildung wird wie die EFZ-Ausbildung im dua-<br />

len <strong>und</strong> trialen System durchgeführt. Sie garantiert e<strong>in</strong>e berufliche Vollqualifikation,<br />

jedoch bei tieferem Qualifikationsanspruch als e<strong>in</strong>e drei- o<strong>der</strong> vierjährige Gr<strong>und</strong>bildung<br />

mit eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ). Die standardisierte Ausbildung soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form <strong>und</strong><br />

Dauer flexibel bleiben, aber die Durchlässigkeit zu e<strong>in</strong>er EFZ-Lehre ermöglichen. Quel-<br />

le: Lischer (2005).<br />

3.4.3 Vorlehre<br />

Die Vorlehre ist vor allem für fremdsprachige Jugendliche gedacht, die Lücken <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>sprache <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulbildung <strong>auf</strong>weisen. Um ihnen den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Berufslehre zu erleichtern, absolvieren sie das erste Lehrjahr e<strong>in</strong>er drei- o<strong>der</strong> vierjähri-<br />

gen EFZ-Ausbildung <strong>in</strong> zwei Jahren. Der Berufsschulunterricht f<strong>in</strong>det häufig <strong>in</strong> speziel-<br />

len Klassen statt; wenn nötig wird auch Stützunterricht angeboten.<br />

17


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die Vorlehre besteht auch als Brückenangebot für Jugendliche, die aus sprachli-<br />

chen, schulischen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gründen noch ke<strong>in</strong>e Lehrstelle gef<strong>und</strong>en haben. Die<br />

Betroffenen arbeiten dann meist vier Tage die Woche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Tag<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule mit dem Ziel, nach e<strong>in</strong>em Jahr den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung zu schaffen. Quelle: Lischer (2005).<br />

3.4.4 IV-Anlehre<br />

Die Bezeichnung dieser beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung ist gebräuchlich, jedoch <strong>in</strong>for-<br />

mell. Sie setzt tiefere Qualifikationsansprüche als e<strong>in</strong>e Berufslehre <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschluss<br />

ist gesetzlich nicht geregelt <strong>und</strong> nicht anerkannt. Die IV-Anlehre ist über das Invaliden-<br />

versicherungsgesetz geregelt <strong>und</strong> wird dort als so genannte „erstmalige berufliche<br />

Ausbildung für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te mit (potentieller) E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit“ <strong>auf</strong>-<br />

geführt. F<strong>in</strong>anziert wird sie von <strong>der</strong> Invalidenversicherung. Meist s<strong>in</strong>d es geistig beh<strong>in</strong>-<br />

<strong>der</strong>te Jugendliche aus IV-Son<strong>der</strong>schulen, die diese Ausbildung (vor allem) <strong>in</strong> geschütz-<br />

ten Ausbildungsstätten absolvieren. Neuerd<strong>in</strong>gs nennt sich diese Ausbildung auch<br />

„Praktische Ausbildung“. Quelle: Lischer (2005).<br />

3.4.5 Praktische Ausbildung PrA<br />

Um die Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er IV-Anlehre für die Berufsbildungs<strong>in</strong>stitutionen transpa-<br />

renter zu machen, erliess die Fachkommission für berufliche Integration <strong>des</strong> Verban-<br />

<strong>des</strong> <strong>der</strong> sozialen Institutionen für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung Schweiz (INSOS) Richtli-<br />

nien für die „Praktische Ausbildung“ (PrA). Die Pilotphase dieser neuen Ausbildung<br />

startete im Sommer 2007 <strong>und</strong> dauert bis 2010. In dieser Zeit wird die Ausbildung nur <strong>in</strong><br />

INSOS-Institutionen angeboten <strong>und</strong> durchgeführt.<br />

Die Praktische Ausbildung (PrA) richtet sich an Jugendliche mit e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächti-<br />

gung, die die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e EBA-Ausbildung (noch) nicht erfüllen. Der<br />

Lehrgang dauert 2 Jahre <strong>und</strong> be<strong>in</strong>haltet vor allem e<strong>in</strong>e berufspraktische Ausbildung mit<br />

m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 6 Wochenlektionen schulischer Bildung. Bei Eignung muss die Durchläs-<br />

sigkeit zur EBA-Ausbildung gewährleistet werden. Ansonsten soll die Gr<strong>und</strong>bildung<br />

PrA vor allem <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Hilfstätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Wirtschaft o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

geschützten Werkstatt vorbereiten. Wer die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat,<br />

erhält e<strong>in</strong> Berufsattest, <strong>in</strong> welchem die erworbenen Fachkompetenzen <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>zeln <strong>auf</strong>geführt s<strong>in</strong>d. Die Berufsbezeichnung orientiert sich an <strong>der</strong> Schreibweise <strong>der</strong><br />

EBA-Ausbildungen, jedoch mit dem Zusatz PrA (z.B. Hauswirtschaftspraktiker/<strong>in</strong> PrA).<br />

Quelle: INSOS (2007).<br />

18


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.5 Brückenangebote<br />

3.5.1 Was s<strong>in</strong>d Brückenangebote<br />

In den letzten Jahren schafften 15 – 25% aller Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

die Sek<strong>und</strong>arstufe II nicht mehr <strong>auf</strong> dem direkten Weg (Lischer 2005). Viele Kantone<br />

begegneten dieser Problematik mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung so genannter Brückenangebote<br />

bzw. Zwischenlösungen. Diese sollen die obligatorische Schulbildung ergänzen <strong>und</strong><br />

vertiefen helfen. Diese Unterstützungsmassnahmen werden <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>bilden<strong>der</strong><br />

Form (Schule) wie auch als Mischform (Schule <strong>und</strong> Praktikum) angeboten. Bezeichnet<br />

werden Brückenangebote als 10. Schuljahr, Berufsvorbereitungsjahr, Integrationsklas-<br />

se für Fremdsprachige, Sozialjahr, Sprach<strong>auf</strong>enthalt, Werkjahr, Vorlehre, Motivations-<br />

semester, SOS-Programm usw. (Lischer, 2005). Organisation <strong>und</strong> Durchführung <strong>der</strong><br />

Angebote liegen bei den Arbeitsämtern, den kantonalen Berufsbildungsämtern, den<br />

Sozialhilfeämtern <strong>und</strong> privaten Anbietern. Als prioritäres Ziel aller Brückenangebote<br />

(max. Besuchsdauer 2 Jahre) gilt die schnellstmögliche Integration <strong>der</strong> betroffenen<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e adäquate Berufsbildung.<br />

Durchgeführte Projekte im Rahmen <strong>des</strong> Lehrbeschlusses 2 (Häfeli, 2004) zeigen,<br />

dass die Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Anschlusslösung gross ist, wenn bei Ju-<br />

gendlichen vor E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Brückenangebot e<strong>in</strong>e gezielte Ressourcenabklärung<br />

durchgeführt wurde. Ebenfalls vermögen <strong>in</strong>dividualisierte Begleitformen, die über das<br />

Ende e<strong>in</strong>es Brückenangebots h<strong>in</strong>ausdauern, den Erfolg e<strong>in</strong>er Massnahme begünsti-<br />

gen. Als weitere Erfolgsfaktoren gelten e<strong>in</strong>e hohe Fachkompetenz <strong>und</strong> e<strong>in</strong> überdurch-<br />

schnittliches Engagement <strong>des</strong> Personals, e<strong>in</strong>e sehr gute Aufnahme <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong><br />

Netzwerkes e<strong>in</strong>es Ausbildungsbetriebes, Kont<strong>in</strong>uität <strong>des</strong> Ausbildungsprogramms <strong>und</strong><br />

Reflexionsfähigkeit aller Beteiligten.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e „Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>“ <strong>und</strong> „Jugendliche mit schuli-<br />

schen Defiziten o<strong>der</strong> Schwierigkeiten“ gelten als Zielgruppe von Brückenangeboten<br />

(BBT-Empfehlungen 2000). Die Notwendigkeit dieser Angebote zeigt sich dar<strong>in</strong>, dass<br />

sie das am explosivsten gewachsene Segment im schweizerischen Bildungssystem<br />

<strong>der</strong> letzten zehn Jahre darstellen.<br />

19


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.5.2 Hauptfunktionen<br />

Die Brückenangebote haben im Wesentlichen drei Hauptfunktionen:<br />

Tabelle 7: Hauptfunktionen von Brückenangeboten<br />

Kompensationsfunktion Wenn schulische, sprachliche o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Defizite den direkten E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> die nachobligatorische Ausbildung verunmöglichen o<strong>der</strong> erschweren,<br />

soll die drohende Phase <strong>der</strong> Ausbildungslosigkeit durch<br />

e<strong>in</strong> Brückenangebot kompensiert <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>en später ermöglichten<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Berufsbildung behoben werden können.<br />

Orientierungsfunktion Die Brückenangebote sollen bei Unsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl als<br />

Entscheidungs-, Orientierungs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stiegshilfe dienen.<br />

Systemische Pufferfunktion<br />

(Mayer, 2006)<br />

3.5.3 Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

Diese Zuschreibung wirkt im Gegensatz zu den ersten beiden Funktionen<br />

mehr <strong>auf</strong> <strong>der</strong> strukturellen als <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ebene.<br />

Brückenangebote sollen als „Puffer“ zwischen dem Ungleichgewicht<br />

von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage <strong>auf</strong> dem beruflichen Ausbildungsmarkt<br />

<strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II wirken.<br />

Artikel 12 im neuen Berufsbildungsgesetz (BBG 2002) legt fest, dass Kantone<br />

Massnahmen zu ergreifen haben, die „die Personen mit <strong>in</strong>dividuellen Bildungsdefiziten<br />

am Ende <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit <strong>auf</strong> die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung vorbereiten“.<br />

Dieser Gesetzesartikel steht als Gr<strong>und</strong>lage, alle bestehenden Brückenangebote zu<br />

vere<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> sie den kantonalen Berufsbildungsämtern sowie <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstu-<br />

fe II anzuglie<strong>der</strong>n (BBT-Empfehlungen 2000). Quelle: Häfeli (2004)<br />

Tabelle 8: Brückenangebote: weitere Gesichtspunkte<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brückenangebot fehlt es im Vergleich zu den Direkte<strong>in</strong>steigern <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Lehrberuf nicht zw<strong>in</strong>gend an Kenntnissen zum direkten E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Berufsbildung.<br />

E<strong>in</strong>e hohe Brückenangebotsquote ist demnach häufig Ausdruck <strong>der</strong> Lehrstellenknappheit<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II.<br />

Zwischenlösungen gelten <strong>in</strong> gewissen Berufen (z.B. Pflegeberufe) als normale Überbrückungsmöglichkeit<br />

bis zum Erlangen <strong>des</strong> Ausbildungsalters.<br />

Jugendliche ohne Zwischenlösung <strong>und</strong> Lehrstelle f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Folgejahren weniger häufig<br />

e<strong>in</strong>e Lehrstelle als solche, die nach Schulaustritt e<strong>in</strong>e Zwischenlösung haben.<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten haben bessere Chancen <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en Lehrabschluss, wenn sie<br />

zuerst e<strong>in</strong>e Zwischenlösung besuchen (13 vs. 27%).<br />

Der Rückstau <strong>der</strong> lehrstellensuchenden Jugendlichen erfor<strong>der</strong>t auch über die nächsten<br />

Jahre e<strong>in</strong> Auffanggefäss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Brückenangebote.<br />

Viele Jugendliche steigen direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Berufslehre e<strong>in</strong>, obwohl ihre schulische Qualifikation<br />

eigentlich e<strong>in</strong>e Zwischenlösung erfor<strong>der</strong>n würde.<br />

(Mayer, 2006)<br />

20


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

3.6 Lehrstellenangebot <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />

In <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> neunziger Jahre ist das Angebot freier Lehrstellen stark<br />

zurückgegangen. Bereits <strong>in</strong> den vorangehenden zehn Jahren schrumpfte die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Lehrbetriebe um r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Drittel. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fortschreitenden Technologisierung<br />

stehen im <strong>in</strong>dustriell-gewerblichen Produktionssektor (mit traditionell hoher Ausbil-<br />

dungsbereitschaft im Lehrl<strong>in</strong>gsbereich) immer weniger Lehrstellen im Angebot, da Ar-<br />

beits<strong>auf</strong>träge <strong>in</strong>s günstigere Ausland vergeben o<strong>der</strong> masch<strong>in</strong>ell erledigt werden. E<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>ken<strong>des</strong> Lehrstellenangebot im Produktionssektor (Lehrl<strong>in</strong>gsquote ca. 12%) vermag<br />

<strong>der</strong> Dienstleistungssektor (Lehrl<strong>in</strong>gsquote ca. 6%), mit se<strong>in</strong>en kognitiv anspruchsvollen<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n, nicht auszugleichen. Zwischen 1985 <strong>und</strong> 1995 ist zudem <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Lehrbetriebe von 25 <strong>auf</strong> 18% gesunken. Quelle: Lischer (2005), Moser (2004).<br />

Das Lehrstellenangebot stieg <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren um ca. 10'000 Stellen<br />

(2003: 70'000 - 80'000). Die Zahl <strong>der</strong> Lehrstellensuchenden nahm <strong>in</strong> den letzten Jah-<br />

ren <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> geburtenstarker Jahrgänge <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Rückstau von <strong>in</strong> Brückenangebo-<br />

ten wartenden Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen (jährlich ca. 10'000 Personen) kont<strong>in</strong>uierlich zu<br />

<strong>und</strong> wird bis ca. 2010 weiter hoch bleiben (2003: 73'000 / 2008: 80’000). Die wachsen-<br />

de Zahl <strong>der</strong> Lehrstellensuchenden <strong>und</strong> e<strong>in</strong> rückläufiges Lehrstellenangebot, vor allem<br />

im Bereich <strong>der</strong> weniger anspruchsvollen Berufsausbildungen, macht es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für schulisch Schwache schwierig, e<strong>in</strong>e Lehrstelle zu f<strong>in</strong>den. Quelle: Lehrstellenbaro-<br />

meter (2004 <strong>und</strong> 2008)<br />

Die Arbeitslosigkeit lag im März 2008 bei Jugendlichen zwischen 15 <strong>und</strong> 24 Jahren<br />

bei 2.9%. Die Arbeitslosigkeit bei allen Arbeitnehmenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz lag bei 2.6%.<br />

Quelle: KMU-Portal (2008)<br />

3.6.1 Lehrstellenbarometer (April 2008)<br />

Im April 2008 standen r<strong>und</strong> 139'000 Jugendliche vor dem Übertritt <strong>in</strong> die Sekun-<br />

darstufe II (Vorjahr 141'500).<br />

Von diesen Jugendlichen <strong>in</strong>teressieren sich dieses Jahr r<strong>und</strong> 80'000 für e<strong>in</strong>e beruf-<br />

liche Gr<strong>und</strong>bildung (2007: 79'000), wovon im April ca. 53’000 (67%) bereits e<strong>in</strong>e feste<br />

Zusage für e<strong>in</strong>e Lehrstelle hatten. Im April wurden r<strong>und</strong> 79'500 offene Lehrstellen an-<br />

geboten. Diese Zahl kann aber bis August noch um 5000 Stellen überboten werden,<br />

was den Lehrstellenmarkt dieses Jahr eher entspannen wird.<br />

Von 2692 befragten Jugendlichen befanden sich im April r<strong>und</strong> 52% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er obliga-<br />

torischen Schule. Davon waren 13% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Maturitätsschule (o<strong>der</strong> ähnlichem Schul-<br />

typ). R<strong>und</strong> 10% besuchten e<strong>in</strong> Brückenangebot o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Vorlehre. Zusätzlich standen<br />

21


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

r<strong>und</strong> 8% bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung, doch werden sie <strong>auf</strong> den Sommer<br />

wie<strong>der</strong> im Berufswahlprozess stehen, da sie entwe<strong>der</strong> die jetzige Lehre abbrechen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Zweitausbildung beg<strong>in</strong>nen werden.<br />

Im April 2008 sehen sich bei den Befragten mehr Männer als Frauen vor die Be-<br />

rufswahl gestellt (57 vs 47%). Deutlich mehr Frauen als Männer <strong>in</strong>teressieren sich für<br />

den Besuch e<strong>in</strong>er Maturitätsschule. Zwischenlösungen werden ebenfalls mehr von<br />

Frauen als von Männern gewählt (11 vs 5%).<br />

R<strong>und</strong> 83% aller Befragten haben nur e<strong>in</strong>en Wunschlehrberuf. Es s<strong>in</strong>d mehr aus-<br />

ländische als schweizerische Jugendliche arbeitslos o<strong>der</strong> unterbeschäftigt (6 vs 3%).<br />

Je tiefer das Schulniveau ist, <strong>des</strong>to mehr wird als Ziel e<strong>in</strong>e berufliche Gr<strong>und</strong>bildung<br />

angestrebt.<br />

Von den Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen mit Gr<strong>und</strong>ansprüchen (Sek B <strong>und</strong> C) gaben 70%<br />

als Wunsch an, e<strong>in</strong>e berufliche Gr<strong>und</strong>bildung beg<strong>in</strong>nen zu können. R<strong>und</strong> 12% <strong>der</strong><br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen dieses Schultyps suchen e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zwischenlösung.<br />

22


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

4 Forschungsfrage<br />

In diesem Kapitel gilt es zu beachten, dass <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> das forschungsmethodi-<br />

sche Vorgehen zwischen dem vorgegebenen Forschungs<strong>auf</strong>trag <strong>der</strong> HfH (Telefon<strong>in</strong>-<br />

terview: Befragung Lernende EBA, e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss) <strong>und</strong> unseren<br />

eigenen Forschungsfragen, welche <strong>in</strong>nerhalb dieses Forschungs<strong>auf</strong>trags angesiedelt<br />

s<strong>in</strong>d, zu unterscheiden ist. Unser Beschrieb <strong>der</strong> Forschungsmethode bezieht sich<br />

hauptsächlich <strong>auf</strong> unsere eigenen Forschungsfragen, nimmt aber <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vernet-<br />

zung mit dem Forschungs<strong>auf</strong>trag <strong>der</strong> HfH auch <strong>Bezug</strong> zu diesem.<br />

Tabelle 9: Forschungsfragen<br />

Selbstwert – Arbeitsmarktfähigkeit<br />

Forschungsfrage 1<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen dem Selbstwert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

Hypothesen<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert verfügen häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong><br />

besuchen öfter e<strong>in</strong>e weitere Ausbildung EFZ als Berufsleute mit tiefem Selbstwert.<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert verfügen über bessere Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

(z.B. mehr Vollzeit- <strong>und</strong> Festanstellung / höheren Lohn) als Berufsleute mit tiefem<br />

Selbstwert.<br />

bei Teilstichproben<br />

Unterfrage 1a<br />

Welche <strong>Rolle</strong> spielt <strong>der</strong> Selbstwert bei Teilstichproben <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

Hypothesen<br />

Frauen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft,<br />

gegenüber Männern mit hohem Selbstwert nicht benachteiligt.<br />

Frauen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft, gegenüber<br />

Männern mit tiefem Selbstwert benachteiligt.<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit<br />

betrifft, gegenüber Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizern mit hohem<br />

Selbstwert nicht benachteiligt.<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit<br />

betrifft, gegenüber Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizern mit tiefem<br />

Selbstwert benachteiligt.<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert, die ihre Schulzeit vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule verbrachten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit<br />

gegenüber Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern mit hohem Selbstwert aus <strong>der</strong><br />

Regelklasse nicht benachteiligt.<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert, die ihre Schulzeit vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule verbrachten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit<br />

gegenüber Regelklassenschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -schülern mit tiefem Selbstwert<br />

benachteiligt.<br />

23


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit Arbeit – Selbstwert<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit Ausbildung –<br />

Selbstwert<br />

Forschungsfrage 2<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> über die berufliche<br />

Situation e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss <strong>und</strong> dem Selbstwert?<br />

Hypothesen<br />

Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> Anlehre mit e<strong>in</strong>em<br />

hohen Selbstwert zeigen mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation (bezahlte<br />

Arbeit, besucht EFZ, ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit) als solche mit tiefem Selbstwert.<br />

Berufsleute s<strong>in</strong>d zufriedener mit <strong>der</strong> beruflichen Situation, wenn sie über e<strong>in</strong>e bezahlte<br />

Arbeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ verfügen, als wenn sie ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

haben.<br />

Bei Berufsleuten mit bezahlter Arbeit (nur diese verfügen über Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen)<br />

steht e<strong>in</strong> Jahr nach Abschluss die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren Zusammenhang mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als mit<br />

dem Selbstwert.<br />

Forschungsfrage 3<br />

Wie zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er<br />

EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong><br />

mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung <strong>und</strong> dem Selbstwert?<br />

Hypothesen<br />

Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> Anlehre mit e<strong>in</strong>em<br />

hohen Selbstwert zeigen mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit ihrer damaligen Ausbildung als<br />

solche mit tiefem Selbstwert.<br />

Berufsleute s<strong>in</strong>d rückblickend zufriedener mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung, wenn sie<br />

über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ verfügen, als wenn sie ke<strong>in</strong>e<br />

bezahlte Arbeit haben.<br />

Bei Berufsleuten mit bezahlter Arbeit steht e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss die<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren Zusammenhang<br />

mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als mit dem Selbstwert.<br />

Mit <strong>der</strong> ersten Forschungsfrage werden wir e<strong>in</strong>em möglichen Zusammenhang zwi-<br />

schen den beiden Variablen Selbstwert <strong>und</strong> Arbeitsmarktfähigkeit nachgehen. Mittels<br />

e<strong>in</strong>er Unterfrage werden wir die <strong>Rolle</strong> <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfä-<br />

higkeit noch vertiefter erforschen, <strong>in</strong>dem wir <strong>des</strong>sen E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> Teilstichproben, die<br />

als Untergruppen <strong>der</strong> Variablen Geschlecht, Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Schultyp zu<br />

verstehen s<strong>in</strong>d, untersuchen. Die zweite <strong>und</strong> dritte Forschungsfrage soll uns e<strong>in</strong>erseits<br />

Daten liefern über die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> jetzigen Arbeitssituation <strong>und</strong> <strong>der</strong> damaligen<br />

Ausbildung. An<strong>der</strong>erseits beschreiben wir wie<strong>der</strong>um <strong>des</strong>kriptiv <strong>und</strong> <strong>in</strong>terpretativ, wie<br />

sich diese Daten im Zusammenhang mit dem Selbstwert <strong>der</strong> jungen Berufsleute zei-<br />

gen.<br />

4.1 Problembenennung<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Formulierung unserer Forschungsfragen orientierten wir uns im<br />

Wesentlichen an zwei Kriterien e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Fragestellung, die von Attes-<br />

24


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

lan<strong>der</strong> (2006, S. 18) genannt werden. Da unsere Fragestellungen an e<strong>in</strong>em bereits<br />

vorhandenen Forschungsprojekt anlehnen, beziehen sich diese Kriterien auch <strong>auf</strong> die-<br />

sen Kontext.<br />

Als erstes Kriterium galt es, den Bedarf an e<strong>in</strong>er empirischen Untersuchung <strong>auf</strong>zu-<br />

zeigen. Berufliche Ausbildungs- <strong>und</strong> Anschlussschwierigkeiten von schulleistungs-<br />

schwachen Jugendlichen s<strong>in</strong>d seit vielen Jahren bekannt. So wurde durch wissen-<br />

schaftliche Studien (Blöchl<strong>in</strong>ger 1991 / Riedo 2000 / Meyer 2004) bestätigt, dass Schü-<br />

ler/-<strong>in</strong>nen mit tieferem Sek<strong>und</strong>arschulniveau (Sek B / C) <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>klassenschüler/-<br />

<strong>in</strong>nen häufig nur über e<strong>in</strong>e Anlehre o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e Berufsausbildung verfügten. Zudem<br />

wies die Jugendlängsschnittstudie TREE nach (Mayer 2004), dass ca. 25 % <strong>der</strong><br />

Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> direkte E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe II verwehrt bleibt. Bei-<br />

de Ergebnisse stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang.<br />

Um schulisch Schwache nachhaltiger <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt <strong>in</strong>tegrieren zu können,<br />

wurde mit dem neuen BBG 2004 anstelle <strong>der</strong> Anlehre neu die zweijährige berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung mit eidg. Berufsattest (EBA) geschaffen. Mit <strong>der</strong> Längsschnittstudie B.5<br />

Gr<strong>und</strong>bildung mit Berufsattest <strong>und</strong> Arbeitsmarktfähigkeit geht die HfH nun <strong>der</strong> Frage<br />

nach, was diese Ausbildung diesbezüglich zu leisten vermag.<br />

Als zweites Kriterium galt es, für unsere eigene Fragestellung e<strong>in</strong>e Abgrenzung<br />

<strong>des</strong> Problems vorzunehmen. So fokussieren wir uns im Wesentlichen <strong>auf</strong> die Frage<br />

<strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen dem Selbstwert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit. Der<br />

Selbstwert verfügt nach Harter (1999) über e<strong>in</strong>e grosse Korrelation (.48) mit <strong>der</strong> ‚schu-<br />

lischen Begabung’. Dieser Umstand könnte bei leistungsschwachen Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

nach Beendigung <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit durchaus <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit<br />

nachwirken. Zwei weitere Fragen stellen den Selbstwert zusätzlich <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> (mit jetziger Arbeitssituation / mit damaliger EBA-/Anlehre-<br />

Ausbildung).<br />

25


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5 Forschungsmethode<br />

In <strong>der</strong> ganzen Schweiz werden 319 Jugendliche, die vor e<strong>in</strong>em Jahr ihre EBA-<br />

Ausbildung im Verk<strong>auf</strong> o<strong>der</strong> im Gastgewerbe abgeschlossen haben, für e<strong>in</strong>e Teilnah-<br />

me an e<strong>in</strong>em Telefon<strong>in</strong>terview angefragt. Von schätzungsweise 70% (N=223) werden<br />

dann Antworten vorliegen. Etwa 75 Jugendliche werden wir selber befragen <strong>und</strong> mit<br />

ihnen die Interviews durchführen. Ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss haben wir <strong>auf</strong> die Stichprobe, welche<br />

mittels statistischem Sampl<strong>in</strong>g zustande gekommen ist <strong>und</strong> <strong>in</strong> etwa proportional zur<br />

Kantonsgrösse steht. (Dadurch s<strong>in</strong>d Bern <strong>und</strong> Zürich, als grosse Kantone, doppelt so<br />

stark vertreten.)<br />

Das Forschungsprojekt B.5 gibt bereits die Methode <strong>der</strong> Befragung vor. Es wird e<strong>in</strong><br />

halbstandardisiertes Telefon<strong>in</strong>terview mit den EBA-Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -Absolventen<br />

durchgeführt. Als Forschungs<strong>in</strong>strument dienen vier verschiedene Fragebogen, die<br />

thematisch gesplittet s<strong>in</strong>d (Arbeit im erlernten Beruf / bezahlte Arbeit, nicht im erlernten<br />

Beruf / <strong>in</strong> Weiterbildung / ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit). Sie be<strong>in</strong>halten leitfadenartig offene<br />

wie geschlossene Fragen zur aktuellen Arbeitssituation, zum Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>-<br />

stiegsphase, zur <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitssituation sowie Fra-<br />

gen zu beruflichen Perspektiven. Zusätzlich f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Fragebogen Anwendung, <strong>der</strong><br />

von den EBA-Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -Absolventen schriftlich auszufüllen ist. Durch se<strong>in</strong>e<br />

zeitliche Positionierung (Spätherbst 2008) wird dieser Fragebogen <strong>in</strong> unserer Master-<br />

these ke<strong>in</strong>e Verwendung f<strong>in</strong>den.<br />

Zur Beantwortung <strong>der</strong> Forschungsfragen können wir <strong>auf</strong> die gesamte Stichprobe<br />

(Anlehre 2007 / EBA-Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -Absolventen 2008) zurückgreifen. Ausser-<br />

dem werden wir <strong>auf</strong> den bestehenden Datensatz früherer Erhebungen im Rahmen <strong>des</strong><br />

Forschungsprogramms B.5 zugreifen können (Fragebogen bei Ausbildungsabschluss<br />

<strong>der</strong> Anlehre 2006 <strong>und</strong> <strong>der</strong> EBA-Ausbildung 2007; siehe dazu auch Tabelle 1). Als Aus-<br />

gangspunkt <strong>der</strong> Analyse unserer Forschungsfragen dient die quantitative Erfassung<br />

<strong>und</strong> Auswertung <strong>der</strong> von uns festgelegten Variablen. Dazu nutzen wir bestimmte Items<br />

aus den Telefon<strong>in</strong>terviews Anlehre 2007 <strong>und</strong> EBA-Absolventen 2008. In gleicher Wei-<br />

se nutzen wir bestimmte Items aus dem schriftlichen Fragebogen Anlehre-Ausbildung<br />

2006 <strong>und</strong> EBA-Ausbildung 2007. (Näheres zu den verwendeten Variablen <strong>und</strong> Items<br />

siehe Tabelle 10.) Die Auswertung erfolgt <strong>in</strong> drei Schritten: a) Hypothesengeleitet,<br />

quantitative Auswertung <strong>der</strong> erhobenen Daten. b) Deskriptive Beschreibung <strong>der</strong> Ar-<br />

beitsmarktfähigkeit; was unseren Schwerpunkt darstellen wird. c) Die Ergebnisse un-<br />

26


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

terziehen wir <strong>des</strong> Weiteren e<strong>in</strong>er ersten Interpretation. Das Vorgehen <strong>der</strong> Datenaus-<br />

wertung wird bei je<strong>der</strong> Fragestellung gleich se<strong>in</strong>.<br />

Sämtliche <strong>der</strong> von uns erhobenen Daten <strong>des</strong> Telefon<strong>in</strong>terviews (EBA-Absolventen<br />

2008) werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Statistikprogramm (SPSS) <strong>der</strong> HfH erfasst <strong>und</strong> durch die Pro-<br />

jektverantwortlichen <strong>der</strong> HfH analysiert <strong>und</strong> fliessen <strong>in</strong> das Projekt B.5 Gr<strong>und</strong>bildung<br />

mit Berufsattest <strong>und</strong> Arbeitsmarktfähigkeit e<strong>in</strong>.<br />

5.1 Gegenstandsbenennung <strong>und</strong> Operationalisierung<br />

Die drei Forschungsfragen beschreiben den Gegenstandsbereich durch die Nen-<br />

nung <strong>der</strong> Personengruppe <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ausbildungsabschluss („Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ab-<br />

solventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> Anlehre“). Zusätzlich enthalten sie e<strong>in</strong>e zeitliche<br />

Festlegung („bei Ausbildungsabschluss <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Jahr danach“) <strong>und</strong> bezeichnen den<br />

Forschungsschwerpunkt („Zusammenhang <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit“). Die Fragestellung ist je<strong>des</strong> Mal so gewählt, dass sich zwei<br />

Variablen gegenüberstehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zusammenhang gesetzt werden.<br />

Sämtliche Variablen, die <strong>in</strong> den Forschungsfragen o<strong>der</strong> Hypothesen genannt wer-<br />

den, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 10 erklärt.<br />

Tabelle 10: Operationalisierung<br />

Variablen Merkmalsausprägung Indikatoren<br />

Arbeitsmarktfähigkeit<br />

• Arbeit im erlernten Beruf<br />

• Arbeit, aber nicht im erlernten<br />

Beruf<br />

• In e<strong>in</strong>er weiteren Ausbildung<br />

• Ke<strong>in</strong>e (bezahlte) Arbeit im Moment<br />

• Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen (Interviewleitfaden:<br />

A-5, B-5)<br />

Selbstwert • Items von Frage 33 <strong>in</strong> Fragebogen<br />

27<br />

• EFZ-Ausbildung / berufsbegleitende<br />

Weiterbildung<br />

Interviewleitfaden: FB C, <strong>und</strong> Frage<br />

A-12, B-13<br />

• Festangestellt / Temporär<br />

• Vollzeit / Teilzeit<br />

• Monatslohn / St<strong>und</strong>enlohn<br />

• Höhe <strong>des</strong> Gehalts<br />

• Frage 33: „Wie sehen Sie sich<br />

selbst?“ (4 Items)


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> • mit <strong>der</strong> jetzigen Arbeitssituation • Interviewleitfaden: Frage A-7, B-7,<br />

C-6, D-4<br />

28<br />

Erhoben mit 7-facher Skalierung<br />

(ausserordentlich zufrieden bis<br />

ausserordentlich unzufrieden)<br />

• mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung • Interviewleitfaden: Frage A-8, B-8,<br />

C-7, D-5<br />

Teilstichproben • Untergruppen <strong>der</strong> 3 Variablen:<br />

Geschlecht / Herkunft / Besuchter<br />

Schultyp Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

Geschlecht • Frau<br />

Herkunft / Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

Besuchter Schultyp<br />

<strong>auf</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

• Mann<br />

• Ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

• Mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

• Regelklasse<br />

5.2 Qualitätskriterien<br />

• Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

Erhoben mit 7-facher Skalierung<br />

(ausserordentlich zufrieden bis<br />

ausserordentlich unzufrieden)<br />

• Teilstichproben werden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

1. Unterfrage selber zu e<strong>in</strong>er Variablen<br />

• Jugendliche/r <strong>und</strong> beide Elternteile<br />

<strong>in</strong> Schweiz geboren<br />

• Jugendliche/r o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Elternteil<br />

ist im Ausland geboren<br />

• Jugendliche/r besuchte Regelklasse<br />

• Jugendliche/r besuchte Kle<strong>in</strong>klasse<br />

o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

Die Transparenz unserer Forschungsarbeit soll gewährleistet se<strong>in</strong> durch: a) e<strong>in</strong>e<br />

ausführliche Beschreibung <strong>des</strong> forschungsmethodischen Vorgehens (Transparenz), b)<br />

durch e<strong>in</strong>e kritische Reflexion <strong>des</strong> gesamten Forschungsprozesses (Reflexivität) <strong>und</strong> c)<br />

durch e<strong>in</strong>e für den Leser, die Leser<strong>in</strong> transparente Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse (Nach-<br />

vollziehbarkeit).<br />

Das methodische Vorgehen ist uns weitgehend durch das Projekt B.5 vorgegeben.<br />

So ist es uns für die Masterthese durch die zeitliche Planung <strong>des</strong> Projekts B.5 nicht<br />

möglich, zur Objektivierung <strong>der</strong> Daten z.B. statistische Daten <strong>des</strong> BBT o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Be-<br />

rufsschulen e<strong>in</strong>zubeziehen, die die starke Eigensicht <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>in</strong> den halbstan-<br />

dardisierten Interviews (Leitmethode <strong>der</strong> Arbeit) ergänzt hätten.<br />

Um trotz <strong>der</strong> mangelnden methodischen Triangulation zu verlässlicheren Ergeb-<br />

nissen zu kommen, wollen wir unsere Arbeit mit bestehenden Erkenntnissen <strong>und</strong><br />

Theorien aus dem Forschungsfeld abgleichen (theoretische Triangulation).


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die Grösse <strong>der</strong> Datenmenge verlangt zw<strong>in</strong>gend den E<strong>in</strong>satz computergestützter<br />

Technologien.<br />

5.3 Selbstwert<br />

Mit dem „Selbstwert“ ragt e<strong>in</strong> grosses Thema <strong>in</strong> diese Arbeit here<strong>in</strong>, welchem <strong>in</strong><br />

zahlreichen Diszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> <strong>in</strong> unzähligen Forschungsprojekten nachgegangen wird<br />

<strong>und</strong> worden ist. Die Zersplitterung <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> umfangreichen Themas auch nur an-<br />

satzweise nachzuzeichnen, ist im vorliegenden Rahmen nicht möglich. Das Buch von<br />

Astrid Schütz (2003) gibt aber für das weiterführende Studium e<strong>in</strong>en guten Überblick<br />

über die Reichhaltigkeit <strong>des</strong> gesamten Selbstwertthemas.<br />

5.3.1 Selbstwert: Begriffsklärung<br />

Es ist e<strong>in</strong>e menschliche Eigenschaft, über sich selber nachdenken zu können. Der<br />

Mensch kann sich selbst zum Objekt se<strong>in</strong>er Reflexion machen. Das Selbst ist dann<br />

sowohl betrachten<strong>des</strong> Subjekt („self as knower“, James <strong>in</strong> Schütz, 2003) als auch be-<br />

trachtetes Objekt („self as known“). Der Selbstwert wird als zentraler Begriff <strong>der</strong> Per-<br />

sönlichkeitsstärke angesehen (Waibel, 1998, S. 132). „Dabei geht es ... um die Wert-<br />

schätzung <strong>des</strong> eigenen Wesens, <strong>der</strong> eigenen Anlagen <strong>und</strong> Fähigkeiten“ (ebd. S. 135).<br />

Es ist als Gefühl erlernbar <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Dynamik unterworfen.<br />

Schütz (2003, S. 4) differenziert <strong>in</strong> Selbstkonzept (Summe <strong>der</strong> selbstbezogenen<br />

E<strong>in</strong>schätzungen) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Selbstwertgefühl (subjektive Bewertung dieses Selbstbil<strong>des</strong>).<br />

Für unsere Arbeit wollen wir die Begriffe Selbstkonzept, Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Selbst-<br />

wert synonym verwenden.<br />

5.3.2 Selbstwertdynamik<br />

Der Selbstwert entwickelt sich an <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Umwelt. Es s<strong>in</strong>d<br />

selbstwertstärkende wie auch selbstwertbedrohende Faktoren auszumachen. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Faktoren nicht per se stärkende Quelle o<strong>der</strong> Bedrohung, son<strong>der</strong>n<br />

müssen zusammen mit <strong>der</strong> Wertehaltung <strong>des</strong> betreffenden Menschen gesehen wer-<br />

den. E<strong>in</strong> <strong>und</strong> dasselbe Ereignis kann für den e<strong>in</strong>en zur Selbstwertquelle, für den an-<br />

<strong>der</strong>n zur Selbstwertbedrohung werden. Wie jede an<strong>der</strong>e Wertehaltung ist auch <strong>der</strong><br />

Selbstwert an gesellschaftliche Normen geb<strong>und</strong>en. So def<strong>in</strong>iert James „Selbstwert als<br />

Relation zwischen Erfolgen <strong>und</strong> Ansprüchen“ (<strong>in</strong> Schütz, 2003, S. 4). Diese Relation ist<br />

kontextabhängig.<br />

29


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Tabelle 11: Selbstwertquellen <strong>und</strong> -bedrohungen<br />

Quellen<br />

Berufliche Arbeit<br />

Lernerfolge <strong>und</strong> positive Rückmeldungen<br />

Schulischer Erfolg bei Schülern. Dabei zeigt sich e<strong>in</strong> bedeutsamer Geschlechterunterschied:<br />

Buben verwenden häufiger als Mädchen selbstwertdienliche Kausalattributionen,<br />

Mädchen dagegen häufiger selbstabwertende Attributionen. Im Jugendalter lockert sich<br />

<strong>der</strong> enge Zusammenhang zwischen Schulleistungen <strong>und</strong> Selbstwert wie<strong>der</strong>.<br />

Anerkennung durch Peers <strong>und</strong> Lehrpersonen<br />

Bedrohungen<br />

Negative Leistungsrückmeldungen<br />

Konfliktsituationen<br />

Empfang von Hilfe<br />

(Schütz, 2003)<br />

5.3.3 Selbstwertmessung<br />

Im Alltagswissen wird die positive Ausprägung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung zu sich selbst (ho-<br />

her Selbstwert) als Stärke <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit angesehen. Menschen mit hohem Selbst-<br />

wert würden besser mit Rückschlägen <strong>und</strong> Misserfolgen umgehen können <strong>und</strong> seien<br />

besser akzeptiert. Die vielen Studien zum Thema (zit. nach Schütz, 2003 zusammen-<br />

getragen) zeichnen aber e<strong>in</strong> breiteres Bild. So erweisen sich z.B. Menschen mit hohem<br />

Selbstwert zwar stabiler gegenüber Kritik, aber als wenig rücksichtsvolle <strong>und</strong> unterstüt-<br />

zende Partner (Egoismus vor Beziehung). Woh<strong>in</strong>gegen Menschen mit nie<strong>der</strong>em<br />

Selbstwert sich an <strong>der</strong> Beziehung orientieren, dies aber zu ihren Lasten tun (Bezie-<br />

hung vor Egoismus). Es zeigt sich, dass hoher Selbstwert unter bestimmten Umstän-<br />

den <strong>in</strong>teraktionsbelastend se<strong>in</strong> kann. Zwischen Selbstwert <strong>und</strong> sozialer Akzeptanz<br />

lässt sich ke<strong>in</strong> Zusammenhang feststellen (ebd. S. 115).<br />

Schütz stellt den Selbstwert als homogenes Konstrukt <strong>in</strong> Frage. Die bisher ver-<br />

wendeten Messskalen für die Bestimmung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> gehen immer von e<strong>in</strong>er<br />

Selbstdeklaration <strong>des</strong> Befragten aus (so auch die Rosenbergskala). Hier kann sich<br />

Selbstunter- sowie Selbstüberschätzung leichter e<strong>in</strong>schleichen. Beson<strong>der</strong>s für hohe<br />

Selbstwerte for<strong>der</strong>t Schütz e<strong>in</strong> kritisches Überdenken <strong>der</strong> Messprozesse <strong>und</strong> schlägt<br />

e<strong>in</strong>e Dreiteilung vor:<br />

Tabelle 12: Differenzierung von Selbstwert<br />

Personen, die mit sich zufrieden s<strong>in</strong>d, dabei aber durchaus auch Schwächen <strong>der</strong> eigenen<br />

Person sehen <strong>und</strong> zu ihrer sozialen Umwelt harmonische Beziehungen pflegen.<br />

Personen, <strong>der</strong>en <strong>Selbstwerts</strong>chätzung <strong>in</strong>stabil <strong>und</strong> durch Misserfolge o<strong>der</strong> Kritik leicht zu<br />

erschüttern ist.<br />

Personen, die hoch positive Selbstbeschreibungen liefern, eigene Schwächen negieren<br />

<strong>und</strong> zu Selbst<strong>auf</strong>wertung <strong>auf</strong> Kosten an<strong>der</strong>er neigen<br />

(Schütz, 2003, S. 226)<br />

30


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Es ist leicht e<strong>in</strong>zusehen, dass nur <strong>der</strong> erste Typ (Tabelle 12) e<strong>in</strong>en echten hohen<br />

Selbstwert besitzt. Die beiden an<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d eigentlich Personen mit verdecktem niede-<br />

rem Selbstwert, die <strong>in</strong> den Messungen aber mit hohem Selbstwert ersche<strong>in</strong>en.<br />

Neuere Studien stellen die explizite Selbstdeklaration <strong>der</strong> impliziten Selbstwert-<br />

messung gegenüber.<br />

Weiter konnte festgestellt werden, dass Geme<strong>in</strong>schaften dazu tendieren, Gruppen<br />

mit nie<strong>der</strong>em Selbstwert zu schaffen, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em absoluten S<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>en relativen hohen Selbstwert besitzen (Rob<strong>in</strong>son, 1991, S. 123).<br />

5.3.4 Rosenbergs Self-Esteem Scale (SES)<br />

Wir s<strong>in</strong>d mit unserer Masterthese <strong>in</strong> den grösseren Forschungszusammenhang mit<br />

TREE e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en, welche die Messwertskala nach Rosenberg vorgibt. Se<strong>in</strong>e 1965<br />

veröffentlichte Skala ist als Guttman-Skala 2 konzipiert <strong>und</strong> be<strong>in</strong>haltet zehn Fragen,<br />

wovon je fünf die positive bzw. negative Lebense<strong>in</strong>stellung abfragen:<br />

Tabelle 13: Rosenbergskala<br />

1. On the whole, I am satisfied with myself.<br />

2.* At times, I th<strong>in</strong>k I am no good at all.<br />

3. I feel that I have a number of good qualities.<br />

4. I am able to do th<strong>in</strong>gs as well as most other people.<br />

5.* I feel I do not have much to be proud of.<br />

6.* I certa<strong>in</strong>ly feel useless at times.<br />

7. I feel that I’m a person of worth, at least on an equal plane with others.<br />

8.* I wish I could have more respect for myself.<br />

9.* All <strong>in</strong> all, I am <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ed to feel that I am a failure.<br />

10. I take a positive attitude toward myself.<br />

(Rosenberg, 1965)<br />

„Instructions: Below is a list of statements deal<strong>in</strong>g with your general feel<strong>in</strong>gs about<br />

yourself. If you strongly agree, circle SA. If you agree with the statement, circle A. If<br />

you disagree, circle D. If you strongly disagree, circle SD.<br />

Scor<strong>in</strong>g: SA=3, A=2, D=1, SD=0. Items with an asterisk are reverse scored, that is,<br />

SA=0, A=1, D=2, SD=3. Sum the scores for the 10 items. The higher the score, the<br />

higher the self esteem“ (EMCDDA, 2008).<br />

Rosenbergs Stichprobe umfasste etwa 4’600 Studenten von 11 zufällig gewählten<br />

öffentlichen Tageshochschulen (public day high schools) <strong>in</strong> New York (Rosenberg,<br />

2 Die Anordnung <strong>der</strong> Fragen wurde <strong>in</strong> den nachfolgenden Jahrzehnten allerd<strong>in</strong>gs verschiedentlich<br />

geän<strong>der</strong>t. So auch im Fragebogen <strong>der</strong> uns zur Verfügung stehenden Daten.<br />

31


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

1965) <strong>und</strong> eignet sich daher für die von uns untersuchte Altersgruppe. Rob<strong>in</strong>son et al<br />

(1991, S. 120) rapportieren e<strong>in</strong>e Konsistenz <strong>des</strong> Cronbach α von .77 bzw. .88.<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> HfH-Forschungs<strong>auf</strong>trags (B.5) wurde je e<strong>in</strong>e negative <strong>und</strong> positive<br />

Frage weggelassen (Fragen 5 <strong>und</strong> 10). Die <strong>in</strong> unserer Arbeit verwendete Übersetzung<br />

<strong>in</strong>s Deutsche <strong>und</strong> die Anordnung <strong>der</strong> Fragen besorgten Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>des</strong> TREE-<br />

Projekts. Gemessen wurde <strong>der</strong> Selbstwert mittels schriftlichen Fragebogens jeweils am<br />

Ende <strong>der</strong> Ausbildung (Anlehre, Attest).<br />

5.3.5 Selbstwert <strong>und</strong> Depressivität<br />

Es zeigte sich ausserdem sowohl bei TREE wie im Projekt B.5, dass es s<strong>in</strong>nvoll<br />

se<strong>in</strong> könnte, die vier negativen <strong>und</strong> die vier positiven Items <strong>der</strong> Rosenbergskala als<br />

Subskalen je für sich zu betrachten. E<strong>in</strong>e Faktorenanalyse legte diesen Entscheid na-<br />

he. Ausserdem konnte damit die Reliabilität <strong>der</strong> Skala verbessert werden. Es bleibt zu<br />

überprüfen, ob auch bei unserer Fragestellung e<strong>in</strong>e Trennung <strong>des</strong> Selbstwertes <strong>in</strong> zwei<br />

Subskalen S<strong>in</strong>n machen könnte. Theoretische Abstützung für diese Trennung konnte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e gef<strong>und</strong>en werden.<br />

5.4 <strong>Zufriedenheit</strong><br />

Es gibt verschiedene Formen von <strong>Zufriedenheit</strong>. Unser Augenmerk gilt vor allem<br />

<strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit, da sich unsere Masterthese mit <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aus-<br />

bildung <strong>und</strong> im Beruf beschäftigt, was im näheren wie weiteren S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Arbeitszu-<br />

friedenheit entspricht. Trotzdem erwähnen wir nachfolgend auch an<strong>der</strong>e Formen von<br />

<strong>Zufriedenheit</strong>, da sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur mit <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung ge-<br />

bracht werden.<br />

5.4.1 Lebenszufriedenheit<br />

Die Lebenszufriedenheit kann e<strong>in</strong>erseits über <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit, an<strong>der</strong>er-<br />

seits über Stabilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>in</strong> sozialen Beziehungen her-<br />

beigeführt werden. Dass die Lebenszufriedenheit stark von <strong>der</strong> Arbeitssituation abhän-<br />

gig se<strong>in</strong> kann, ist dann gut vorstellbar, wenn e<strong>in</strong>e Person beispielsweise arbeitslos ist.<br />

Der Schweizer HR-Barometer® 2008 3 weist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang aus, dass es<br />

3 Schweizer HR-Barometer® (Goldwyn-Reports, 2008): „Das Schweizer HR-Barometer 2008<br />

erfasst die aktuelle Lage <strong>in</strong> Schweizer Unternehmen. Dabei werden zahlreiche Themen wie<br />

Lohnzufriedenheit, Motivation, Arbeitszufriedenheit, psychologischer Vertrag, Arbeitsflexibili-<br />

32


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

zwischen <strong>der</strong> Lebenszufriedenheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit e<strong>in</strong>en positiven Zu-<br />

sammenhang gibt. An<strong>der</strong>erseits betont er aber auch, dass vor allem Faktoren ausser-<br />

halb <strong>der</strong> Arbeit positiv wie negativ <strong>auf</strong> die Lebenszufriedenheit e<strong>in</strong>wirken. Im Jahre<br />

2008 bewerten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umfrage <strong>des</strong> Schweizer HR-Barometers drei Viertel <strong>der</strong><br />

Schweizer Beschäftigten ihr Leben mit „ziemlich zufrieden“ (Wert 8 <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>er Skala von<br />

1 – 10).<br />

5.4.2 Situationszufriedenheit<br />

Situative <strong>Zufriedenheit</strong> ist nach Schwamm (2008) dann gegeben, wenn man zum<br />

Beispiel mehr Lohn angeboten erhält. Für Schwamm wiegt im Vergleich allerd<strong>in</strong>gs die<br />

Personenzufriedenheit schwerer. Dies begründet er damit, dass e<strong>in</strong> Individuum, das<br />

mit sich als Person zufrieden ist, auch mit e<strong>in</strong>er an <strong>und</strong> für sich unbefriedigenden Si-<br />

tuation durchaus konstruktiv umgehen kann <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach das Beste draus macht.<br />

5.4.3 Personenzufriedenheit<br />

Die Personenzufriedenheit orientiert sich entlang <strong>der</strong> Gleichheitstheorie. So wird<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> dann erlangt, wenn man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er privaten o<strong>der</strong> beruflichen Situation<br />

gleich gerecht behandelt fühlt wie se<strong>in</strong> Gegenüber. Aus empirischen Ergebnissen las-<br />

sen sich nach Schwamm (2008) <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Personenzufriedenheit e<strong>in</strong>zig genera-<br />

lisierbare Tendenzen ableiten, die beispielsweise <strong>in</strong> Anstellungsverhältnissen zum<br />

Tragen kommen können (z.B. Jüngere Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d meist weniger leicht zu-<br />

friedenzustellen als ältere Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen).<br />

5.4.4 Arbeitszufriedenheit<br />

Arbeitszufriedenheit wird nach Hartmann-Blath (2000) e<strong>in</strong>erseits als Variable be-<br />

schrieben, die <strong>in</strong> Abhängigkeit zu vorhandenen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen steht <strong>und</strong> durch<br />

diese verän<strong>der</strong>bar ist. An<strong>der</strong>erseits zählt Arbeitszufriedenheit auch als unabhängige<br />

Variable, die E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> an<strong>der</strong>e arbeitsrelevante Variablen nimmt (z.B. Abwesenheit,<br />

sierung, Karriereorientierungen, Abeitsplatz(un)sicherheit, Arbeitsmarktfähigkeit, Personalentwicklung<br />

<strong>und</strong> Organisation <strong>des</strong> HRM untersucht. Der HR-Barometer wird von Prof. Dr. Gudela<br />

Grote, Professur für Arbeits- <strong>und</strong> Organisationspsychologie <strong>der</strong> ETH Zürich, <strong>und</strong> von<br />

Prof. Dr. Bruno Staffelbach, Inhaber <strong>des</strong> Lehrstuhls für Human Resource Management an <strong>der</strong><br />

Universität Zürich, alljährlich herausgegeben“. Internet: http://www.goldwynreports.com/?p=432<br />

(12.11.2008).<br />

33


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Fluktuation, Arbeitsleistung). Arbeitszufriedenheit kann aus Sicht e<strong>in</strong>es Arbeitgebers <strong>in</strong><br />

zweierlei H<strong>in</strong>sicht verstanden werden (Schwamm, 2008):<br />

a) Als Mittel, mit dem man als Letztziel nicht unbed<strong>in</strong>gt Arbeitszufriedenheit errei-<br />

chen will, son<strong>der</strong>n zum Beispiel e<strong>in</strong> möglichst hohes E<strong>in</strong>kommen (Arbeitszufriedenheit<br />

als Anreiz für berufliche Höchstleistungen)<br />

b) Als Zweck, das heisst, Arbeitszufriedenheit gilt selbst als Letztziel (persönliche<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmenden steht im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>).<br />

Für den Begriff Arbeitszufriedenheit gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur viele verschiedene syn-<br />

onyme Begriffe, was nach Schwamm (2008) e<strong>in</strong>e empirische Überprüfung <strong>des</strong> Be-<br />

griffs<strong>in</strong>halts schwierig macht. Er nennt folgende Synonyme: Arbeitsmoral, Betriebskli-<br />

ma, Arbeitsfreude, Arbeitsorientierung, Arbeitsbewußtse<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Unternehmungskultur.<br />

Die Messung <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit geschieht durch subjektive E<strong>in</strong>schätzung, oft<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Fragebogens o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Interviews. Die Antworten müssen mit ent-<br />

sprechen<strong>der</strong> Vorsicht analysiert werden, da Ergebnisse durch <strong>der</strong>en subjektive Per-<br />

spektive wie folgt verfälscht werden können:<br />

Tabelle 14: Verfälschung durch subjektive E<strong>in</strong>schätzung<br />

Die Befragten geben sich zufrieden, um weiteren Fragen zu entgehen.<br />

Die Fragen werden häufig <strong>in</strong> beiläufiger Weise gestellt <strong>und</strong> daher genauso beiläufig<br />

<strong>und</strong> positiv-floskelhaft beantwortet.<br />

Ärgernisse werden diplomatischer ausgedrückt als Erfreuliches.<br />

Dissonanzreduktions-Prozesse führen dazu, dass sich Arbeitnehmer e<strong>in</strong>e bessere<br />

Situation e<strong>in</strong>reden, als sie tatsächlich vorhanden ist. Sie verschliessen also ofmals<br />

unbewusst die Augen vor <strong>der</strong> Wahrheit.<br />

Die Zeit heilt alle W<strong>und</strong>en – zurück bleibt nur das Positive.<br />

(Schwamm, 2008)<br />

Gemäss Schweizer HR-Barometer® 2008 (Bannwart, Gerber, Brunner, Tschopp,<br />

Grote <strong>und</strong> Staffelbach, 2008) ist die durchschnittliche Arbeitszufriedenheit <strong>der</strong> Schwei-<br />

zer/-<strong>in</strong>nen recht hoch (Wert 7.4 <strong>auf</strong> Skala von 1 – 10). Laut <strong>der</strong> Autorenschaft tragen<br />

zur <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmenden vor allem e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante <strong>und</strong> abwechslungs-<br />

reiche Arbeit, Partizipationsmöglichkeiten, Entscheidungsspielräume <strong>und</strong> das Vorhan-<br />

dense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Leistungsbeurteilung bei. Der Lohn kann durchaus zufrieden machen,<br />

doch ist e<strong>in</strong> hoher Lohn ke<strong>in</strong> Garant für Arbeitszufriedenheit.<br />

34


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5.4.5 Theorien <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit<br />

5.4.5.1 Gleichheitstheorie von Adams (1965)<br />

Diese Theorie basiert <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Überlegung, dass es ke<strong>in</strong>e objektive Messmethode<br />

gibt, wie viel e<strong>in</strong> Angestellter arbeiten muss, bis er unzufrieden wird. So schlägt Adams<br />

e<strong>in</strong> relatives Mass vor: Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen sollen ihren persönlichen Aufwand <strong>und</strong> Ertrag<br />

mit jenem von an<strong>der</strong>en vergleichen. <strong>Zufriedenheit</strong> entsteht bei den Beteiligten dann,<br />

wenn Aufwand <strong>und</strong> Ertrag bei allen Vergleichspersonen gleiche Resultate messen.<br />

keiten:<br />

Um <strong>auf</strong> Ungleichheiten reagieren zu können, hat e<strong>in</strong> Individuum folgende Möglich-<br />

Tabelle 15: Reaktionsmöglichkeiten <strong>auf</strong> berufliche Ungleichheiten<br />

Es än<strong>der</strong>t den eigenen Input (Arbeitsleistung), <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, dass dabei <strong>der</strong><br />

eigene Output (Lohn) unverän<strong>der</strong>t bleibt.<br />

Es kündigt die Beziehung <strong>auf</strong> <strong>und</strong> tritt aus <strong>der</strong> Organisation aus.<br />

Es wirkt <strong>auf</strong> die an<strong>der</strong>en Kollegen e<strong>in</strong>, ihre Input-Output-Relation <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en anzupassen.<br />

Es wählt e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Vergleichsperson.<br />

(Schwamm, 2008)<br />

So e<strong>in</strong>fach die Gleichheitstheorie ersche<strong>in</strong>t, so schwierig ist sie umzusetzen. Denn<br />

Vergleiche geschehen wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> lassen sich nie absolut objektiv durch-<br />

führen.<br />

5.4.5.2 Zwei-Faktoren-Theorie (Motivator-Hygiene-Theorie) von Herzberg (1966)<br />

Dieser humanistisch geprägten Theorie steht im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, den Arbeitnehmer/-<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Selbstverwirklichung bieten zu können.<br />

Diese Theorie me<strong>in</strong>t, dass Unzufriedenheit nicht als Gegenteil von <strong>Zufriedenheit</strong> zu<br />

betrachten ist, „son<strong>der</strong>n dass die Motivation e<strong>in</strong>es Arbeitnehmers vom Grad <strong>der</strong> Zufrie-<br />

denheit <strong>und</strong> vom Grad <strong>der</strong> Unzufriedenheit bestimmt ist“ (Schwamm, 2008). Sie arbei-<br />

tet mit dem Bild <strong>des</strong> Abraham-Adam-Menschen: „Abraham sucht <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>und</strong><br />

Adam vermeidet Unzufriedenheit“ (Schwamm, ebd.). Die <strong>Zufriedenheit</strong> wird bestimmt<br />

durch so genannte Motivatoren 4 . Diese stehen <strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Arbeitstätigkeit <strong>und</strong> tragen zur Motivation <strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmenden<br />

bei. Wenn diese Motivatoren nicht vorhanden s<strong>in</strong>d, entsteht nicht Unzufriedenheit,<br />

son<strong>der</strong>n Nicht-<strong>Zufriedenheit</strong>. Sie wirken demgemäss nur <strong>in</strong> Richtung <strong>Zufriedenheit</strong>. Die<br />

Motivatoren (Schwamm, 2008): Erfolg, Anerkennung, Arbeit an sich, Verantwortung, Aufstiegschancen<br />

<strong>und</strong> Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

35


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Unzufriedenheit wird durch Hygienefaktoren 5 bestimmt. Sie beziehen sich <strong>auf</strong> die Ar-<br />

beitsumgebung <strong>und</strong> stehen nicht <strong>in</strong> direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Hygienefaktoren alle<strong>in</strong>e bewirken ke<strong>in</strong>e dauerhafte <strong>Zufriedenheit</strong>. Sie verr<strong>in</strong>gern<br />

e<strong>in</strong>zig die Unzufriedenheit <strong>und</strong> steigern die Leistungen kurzfristig. E<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> stellt sich nur e<strong>in</strong>, wenn Hygiene- <strong>und</strong> Motivationsfaktoren sich gegensei-<br />

tig ergänzen.<br />

Erst wenn die Hygienefaktoren ihrem Bedeutungsgehalt nach berücksichtigt wor-<br />

den s<strong>in</strong>d, können die Motivatoren <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitszufriedenheit zu wirken be-<br />

g<strong>in</strong>nen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Abbildung 1: Herzberg (1966) <strong>in</strong> Steiger <strong>und</strong> Lippmann (2003, S. 137). Zitiert durch das<br />

Dep. Bildung, Kultur <strong>und</strong> Sport <strong>des</strong> Kantons Aargau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broschüre:<br />

Handreichung Personalführung an <strong>der</strong> Aargauer Volksschule (2007)<br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> Motivatoren <strong>und</strong> Hygienefaktoren hat Herzberg die Methode<br />

<strong>der</strong> „kritische-Ereignisse“-Befragung (Vorfälle, die als aussergewöhnlich positiv o<strong>der</strong><br />

negativ empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gespeichert werden) entwickelt. Dieses Befragungsmodell<br />

5 Hygienefaktoren (Schwamm, 2008): Interpersonelle Beziehungen, Kollegen, Status, Führungsstil,<br />

Firmenpolitik, physische Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Sicherheit<br />

36


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

zählt <strong>in</strong> <strong>der</strong> retrospektiven Betrachtung <strong>des</strong> Probanden die relative Häufung von Moti-<br />

vatoren <strong>und</strong> Hygienefaktoren. Es will im beidseitigen Vergleich nicht unbed<strong>in</strong>gt den<br />

Zustand <strong>der</strong> momentanen Arbeitszufriedenheit erfahren, son<strong>der</strong>n mehr über den Pro-<br />

zess, <strong>der</strong> zu diesem Zustand geführt hat.<br />

Als Kritikpunkt dieser Befragungs-Methode wird unter an<strong>der</strong>en erwähnt, dass die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Unterschiede <strong>der</strong> persönlichen Bedürfnisstrukturen nur ungenügend be-<br />

rücksichtigt werden.<br />

5.4.5.3 Modell von Bruggemann et al. 6<br />

In Umfragen mit <strong>Bezug</strong> zur Arbeitszufriedenheit s<strong>in</strong>d nach Maier Ulrich (2005) häu-<br />

fig 70 bis 80% <strong>der</strong> Befragten zufrieden mit ihrer Arbeit. Das Marktforschungs<strong>in</strong>stitut<br />

‚Transfer Plus‘ hat im Jahr 2004 aber festgestellt, dass unter 87% Arbeitszufriedenen<br />

solche darunter waren, die den gleichen Beruf nicht mehr wählen würden. Diesen Wi-<br />

<strong>der</strong>spruch vermag das Prozessmodell von Bruggemann et al. <strong>auf</strong>zulösen, <strong>in</strong>dem es<br />

durch e<strong>in</strong>en Ist-Soll-Vergleich das Verhältnis zwischen realen Bedürfnissen <strong>und</strong> effek-<br />

tiven Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen bestimmt. Aus diesem Vergleich heraus <strong>und</strong> den daraus fol-<br />

genden Reaktionen <strong>des</strong> Anspruchniveaus leitet das Modell 6 unterschiedliche Formen<br />

von Arbeits(un-)zufriedenheit ab.<br />

Gemäss dem Modell von Bruggemann et al. wäre <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch im obigen Bei-<br />

spiel so zu verstehen, dass sich Arbeitende relativ lange als zufrieden bezeichnen<br />

können, nicht weil <strong>der</strong> Arbeitsplatz sie zufrieden stellt, son<strong>der</strong>n weil sie sich ihre Arbeit<br />

re<strong>in</strong> kognitiv <strong>in</strong> ‚Passung‘ zu br<strong>in</strong>gen vermögen. So ist es gut möglich, die Arbeitszu-<br />

friedenheit durch Senkung <strong>der</strong> eigenen Ansprüche hoch zu halten.<br />

Sechs Formen von Arbeitszufriedenheit (beschrieben nach Prexl <strong>und</strong> Kostrzewa,<br />

2001/02)<br />

Tabelle 16: Formen <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit<br />

Progressive Arbeitszufriedenheit<br />

Sie beschreibt den Zustand e<strong>in</strong>er hohen <strong>Zufriedenheit</strong>, aus <strong>der</strong> heraus das Anspruchsniveau<br />

stetig weiter erhöht wird. Dieses progressive Suchen nach stets besseren<br />

Lösungen erwirkt bei den betroffenen Personen unter Umständen e<strong>in</strong>e gegenteilige<br />

Reaktion <strong>und</strong> lässt sie möglicherweise als unzufrieden ersche<strong>in</strong>en.<br />

6 Zitiert <strong>in</strong> Maier Ulrich (2005) <strong>und</strong> Prexl <strong>und</strong> Kostrzewa (2001/02)<br />

37


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Stabilisierende Arbeitszufriedenheit<br />

Die Arbeitssituation wird gr<strong>und</strong>sätzlich als befriedigend e<strong>in</strong>geschätzt. Das Anspruchsniveau<br />

erfährt we<strong>der</strong> nach unten noch nach oben e<strong>in</strong>e wesentliche Entwicklung. Solche<br />

Arbeitnehmende sollten als zufrieden erkannt werden <strong>und</strong> im erfor<strong>der</strong>lichen Rahmen<br />

gute bis best mögliche Leistungen erbr<strong>in</strong>gen können.<br />

Resignative Arbeitszufriedenheit<br />

Es besteht e<strong>in</strong>e Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> Arbeitssituation. Trotzdem wird die Arbeitszufriedenheit<br />

<strong>auf</strong>recht erhalten, <strong>in</strong>dem das persönliche Anspruchsniveau gesenkt wird.<br />

Betroffene Arbeitnehmende beschreiben sich normalerweise als zufrieden. Laut empirischen<br />

Untersuchungen ist zu vermuten, dass <strong>der</strong> Anteil dieser Personengruppe <strong>in</strong><br />

Firmen oft sehr gross ist. Häufig stellt sie mit 30 bis 40% aller Angestellten sogar die<br />

grösste Gruppe dar.<br />

Pseudo-Arbeitszufriedenheit<br />

Wenn unzufriedene Arbeitnehmende nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, aus unbefriedigenden<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen Konsequenzen zu ziehen, verzerren sie unter Umständen ihre<br />

Realitätswahrnehmung. Negative Aspekte werden hierbei <strong>in</strong> positive umgedeutet, was<br />

ermöglicht, die eigene Arbeitssituation <strong>in</strong>sgesamt als zufriedenstellend wahrzunehmen.<br />

Fixierte Arbeitsunzufriedenheit<br />

Arbeitnehmende s<strong>in</strong>d schlichtweg unzufrieden, unternehmen aber nichts dafür wie<br />

dagegen, um diese Situation u än<strong>der</strong>n. Es ist anzunehmen, dass betroffene Personen<br />

sich selbst als unzufrieden beschreiben würden.<br />

Konstruktive Arbeitsunzufriedenheit<br />

Unzufriedene Arbeitnehmende versuchen ihre unbefriedigende Arbeitssituation konstruktiv<br />

anzugehen. Lösungsversuche sollen helfen, den IST-Wert anzuheben, um<br />

damit Spannungen im erlebten Ungleichgewicht <strong>der</strong> Arbeitsmerkmale abzubauen.<br />

(Nach Bruggemann, zitiert <strong>in</strong> Prexl <strong>und</strong> Kostrzewa, 2001/02)<br />

Auch wenn die 6 unterschiedlichen Formen von Arbeitszufriedenheit bisher empi-<br />

risch nicht differenziert unterschieden werden können, f<strong>in</strong>den sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

trotzdem viel Beachtung.<br />

5.4.6 Beispiele von subjektiven <strong>Zufriedenheit</strong>s-Befragungen<br />

Es gibt mehrere <strong>Zufriedenheit</strong>s-Befragungen, die versuchen, das subjektive Glück-<br />

lichse<strong>in</strong> von Menschen erfassen zu können. Hierzu wird jeweils e<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Personengruppe zur Gesamtzufriedenheit mit dem aktuellen Leben befragt. Die be-<br />

kannteren wollen wir im Folgenden kurz beschreiben.<br />

38


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5.4.6.1 Satisfaction with Life Scale (Lebenszufriedenheitsskala)<br />

Dieser Fragebogen von Diener, Emmons, Larsen <strong>und</strong> Griff<strong>in</strong> existiert seit 1985 <strong>und</strong><br />

ist <strong>in</strong>ternational anerkannt. Die Lebenszufriedenheit wird durch folgende fünf Items<br />

abgefragt:<br />

Tabelle 17: Satisfaction with Life Scale<br />

In den meisten Bereichen entspricht me<strong>in</strong> Leben me<strong>in</strong>en Idealvorstellungen.<br />

Me<strong>in</strong>e Lebensbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d ausgezeichnet.<br />

Ich b<strong>in</strong> mit me<strong>in</strong>em Leben zufrieden.<br />

Bisher habe ich die wesentlichen D<strong>in</strong>ge erreicht, die ich mir für me<strong>in</strong> Leben wünsche.<br />

Wenn ich me<strong>in</strong> Leben noch e<strong>in</strong>mal leben könnte, würde ich kaum etwas än<strong>der</strong>n.<br />

(Deutsche Version <strong>der</strong> Items von Diener, Emmons, Larsen <strong>und</strong> Griff<strong>in</strong>, 1985)<br />

Geantwortet wird <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>er siebenstufigen Skala: stimme genau zu, stimme zu,<br />

stimme eher zu, we<strong>der</strong>-noch, stimme eher nicht zu, stimme nicht zu, stimme überhaupt<br />

nicht zu. Dank e<strong>in</strong>er kurzen Bearbeitungs- wie Auswertungszeit ist dieser Test sehr<br />

beliebt.<br />

5.4.6.2 World Values Survey (Weltwertestudie)<br />

Diese Studie untersucht seit 1981 <strong>auf</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt soziale, kulturelle <strong>und</strong> poli-<br />

tische Verän<strong>der</strong>ungen. In <strong>der</strong> Schweiz geschieht die Untersuchung durch die Universi-<br />

tät Zürich. In <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Zufriedenheit</strong> haben Probanden stets folgende zwei Test-<br />

fragen zu beantworten: "S<strong>in</strong>d Sie alles <strong>in</strong> allem sehr, ziemlich, nicht sehr o<strong>der</strong> gar nicht<br />

glücklich?" <strong>und</strong> "Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie im Allgeme<strong>in</strong>en mit Ihrem Leben heute?" („Ta-<br />

k<strong>in</strong>g all th<strong>in</strong>gs together, would you say you are ₒ very happy ₒ rather happy ₒ not very<br />

happy ₒ not at all happy?" <strong>und</strong> „How satisfied are you with your life these days?“ 7 ) 2007<br />

lagen die Schweizer/-<strong>in</strong>nen im Vergleich zu den restlichen 51 untersuchten Nationen<br />

<strong>auf</strong> dem zweiten Rang <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sskala.<br />

5.4.6.3 Euro-Barometer Survey Series (Eurobarometer-Umfrage)<br />

Die Eurobarometer-Umfrage (seit 1974) befragt Personen aller Mitgliedstaaten <strong>der</strong><br />

Europäischen Union zu Themen wie Umwelt, Krim<strong>in</strong>alität, Rassismus, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Ausbildung usw. Die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied verfügt seit 1999 über e<strong>in</strong>en Fra-<br />

gebogen, <strong>der</strong> den Inhalten <strong>des</strong> Eurobarometers ähnlich ist (sogenannter „Eurobarome-<br />

7 2 Fragen entnommen aus: World Values Survey, 2008<br />

39


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

ter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz“). Zur <strong>Zufriedenheit</strong> wird e<strong>in</strong>e ähnliche Frage gestellt wie beim World<br />

Values Survey: „S<strong>in</strong>d Sie gesamthaft gesehen sehr zufrieden, ziemlich zufrieden, nicht<br />

sehr zufrieden o<strong>der</strong> überhaupt nicht zufrieden mit dem Leben, das Sie führen?“<br />

5.4.6.4 Die Experience-Sampl<strong>in</strong>g-Methode<br />

Probanden werden zu zufällig ausgewählten Zeitpunkten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Tages<br />

<strong>auf</strong>gefor<strong>der</strong>t, Fragen zu aktuell vorherrschenden positiven wie negativen Gefühlen zu<br />

beantworten. Ebenfalls soll die Intensität <strong>der</strong> Gefühle angegeben werden. Die Summe<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Aussagen ermöglichen die Berechnung <strong>des</strong> Glückszustan<strong>des</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Menschen.<br />

5.4.6.5 Day Reconstruction Method (Tagesrekonstruktionsmethode)<br />

Diese Methode ist angelehnt an die Experience-Sampl<strong>in</strong>g-Methode. Die gemach-<br />

ten Erfahrungen zu bestimmten Tageszeiten werden am Folgetag durch e<strong>in</strong>en struktu-<br />

rierten Fragebogen rekonstruiert. Anschliessend müssen die erlebten Situationen <strong>in</strong><br />

Gefühle gefasst <strong>und</strong> bewertet werden, was durch die Nennung von negativen wie posi-<br />

tiven Adjektiven geschieht.<br />

5.4.6.6 U-Index (Unglücklichkeits-Index)<br />

Da die Skalen von Lebenszufriedenheit-Befragungen <strong>und</strong> <strong>des</strong> Experience Samp-<br />

l<strong>in</strong>g ke<strong>in</strong>e Gewähr bieten, Gefühle <strong>in</strong> adäquaten Zahlen wie<strong>der</strong>geben zu können, wur-<br />

de zusätzlich <strong>der</strong> U-Index zusätzlich entwickelt. Er fragt nach den Zeitspannen mit den<br />

unangenehmsten Gefühlen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Tages.<br />

5.5 Arbeitsmarktfähigkeit<br />

Gazier (2001) def<strong>in</strong>iert Arbeitsmarktfähigkeit als „relative Fähigkeit e<strong>in</strong>er Person,<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Interaktion zwischen ihren persönlichen Eigenschaften <strong>und</strong><br />

dem Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>e Beschäftigung zu f<strong>in</strong>den“ (S. 27). Ökonomische Rahmenbed<strong>in</strong>-<br />

gungen wie auch <strong>in</strong>dividuelle Voraussetzungen müssen also gegeben se<strong>in</strong>, um als<br />

Individuum arbeitsmarktfähig handeln zu können. Das neue Berufsbildungsgesetz<br />

(BBG 2002) stellt e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Arbeitsmarktfähigkeit <strong>der</strong> Arbeitnehmenden <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> formuliert als Ziel die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Berufsbil-<br />

dungssystems, „das den E<strong>in</strong>zelnen die berufliche <strong>und</strong> persönliche Entfaltung <strong>und</strong> Inte-<br />

gration <strong>in</strong> die Gesellschaft, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> die Arbeitswelt, ermöglicht <strong>und</strong> das ihnen<br />

40


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

die Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft vermittelt, beruflich flexibel zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

zu bestehen“ (Art. 3a, BBG 2002). In unserer Masterthese <strong>in</strong>teressiert uns speziell die<br />

Situation benachteiligter Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen. Das neue BBG (2002) hält hierzu unter<br />

Art. 3c als Ziel fest, „den Ausgleich <strong>der</strong> Bildungschancen <strong>in</strong> sozialer <strong>und</strong> regionaler<br />

H<strong>in</strong>sicht, die tatsächliche Gleichstellung von Frau <strong>und</strong> Mann sowie die Beseitigung von<br />

Benachteiligungen von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen“ zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> entwickeln. Um<br />

diese Zielsetzungen erfüllen <strong>und</strong> dadurch den betroffenen Jugendlichen e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Arbeitsmarktfähigkeit zueignen zu können, soll beispielsweise (wie <strong>in</strong> Kapitel 3.4.2 be-<br />

schrieben) die Anlehre schrittweise durch e<strong>in</strong>e 2-jährige, standardisierte Gr<strong>und</strong>bildung<br />

mit Berufsattest (EBA) ersetzt werden. E<strong>in</strong>e erhöhte Durchlässigkeit <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Berufs-<br />

fel<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> weiterführende Ausbildungen (z.B. EFZ), aber auch e<strong>in</strong>e erhöhte Akzep-<br />

tanz <strong>auf</strong> Arbeitgeberseite gilt als Zielvorgabe.<br />

In <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit geht die Funktion <strong>der</strong> Arbeitgeberseite<br />

etwas vergessen. Doch auch diese tragen Verantwortung. So vermögen Arbeitneh-<br />

mer/-<strong>in</strong>nen ihre Kompetenzbasis nur weiterzuentwickeln, wenn Firmen weiterführende<br />

Ausbildungen anbieten <strong>und</strong> längerfristige Anstellungen präferieren; ihre Mitarbeiter/-<br />

<strong>in</strong>nen somit nachhaltig for<strong>der</strong>n <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n.<br />

Ganz allgeme<strong>in</strong> lässt sich sagen, dass e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Arbeitsmarktfähigkeit von<br />

vielen Faktoren abhängig ist. Insbeson<strong>der</strong>e für schulisch schwache <strong>und</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Jugendliche ist die so genannte erste Schwelle (Übertritt Schule – Beruf) aus <strong>in</strong>dividu-<br />

ellen <strong>und</strong> strukturellen Gründen oft nur mit grossen Schwierigkeiten zu überw<strong>in</strong>den,<br />

wie im nachfolgenden Kapitel <strong>auf</strong>gezeigt wird.<br />

5.5.1 Integrierte Übergangspolitik (ITP)<br />

Aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Wandels <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt verliert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Produktions-<br />

branche mit e<strong>in</strong>em traditionell hohen Lehrstellenangebot immer mehr an Bedeutung.<br />

Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich s<strong>in</strong>d gefragt, welche kognitiv oft sehr anspruchs-<br />

voll s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e manuellen Fähigkeiten erfor<strong>der</strong>n. Für Jugendliche mit kognitiven<br />

Schwächen s<strong>in</strong>d diese Berufe nicht lernbar. Nebst diesen verän<strong>der</strong>ten Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

die den Übergang Schule – Beruf immer mehr entstandardisieren (direkter E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

die Berufswelt ist nicht mehr nahtlos möglich, son<strong>der</strong>n oft nur noch über Zwischenlö-<br />

sungen), zeigt sich dieses Phänomen <strong>der</strong> Entstandardisierung ganz allgeme<strong>in</strong> im brei-<br />

ter gefassten Übergang vom Jugend- <strong>in</strong>s Erwachsenenalter, bed<strong>in</strong>gt durch allgeme<strong>in</strong><br />

komplexere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Jugendlichen.<br />

41


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die Entstandardisierung dieses Übergangs steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gespannten Verhältnis<br />

zu den <strong>in</strong>stitutionellen Strukturen bestehen<strong>der</strong> Übergangssysteme <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Diese Strukturen berücksichtigen beispielsweise (noch) nicht, dass längst ke<strong>in</strong>e Voll-<br />

beschäftigung mehr existiert, die allen Arbeitnehmenden e<strong>in</strong>e sichere Beschäftigung<br />

bieten kann. So kommt e<strong>in</strong>e europaweite Studie (Walther & Stauber, 2002) über<br />

Massnahmen zur Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration junger Erwachsener zum Schluss, „dass die<br />

meisten Programme immer noch <strong>auf</strong> den Vorstellungen e<strong>in</strong>er – <strong>auf</strong> Vollbeschäftigung<br />

angewiesenen – Normalbiografie beruhen <strong>und</strong> so Ausgrenzungsrisiken geradezu ‚<strong>in</strong>sti-<br />

tutionalisieren’“ (S. 22).<br />

Walther & Stauber (ebd.) nennen drei Probleme, die <strong>auf</strong> das Individuum <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />

nicht adäquater <strong>in</strong>stitutioneller Strukturvorgaben e<strong>in</strong>en stark negativen E<strong>in</strong>fluss aus-<br />

üben können:<br />

Tabelle 18: Strukturelle Probleme<br />

Die subjektive Perspektive junger Erwachsener wird übergangen, <strong>in</strong>dem soziale Integration<br />

<strong>auf</strong> Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration reduziert wird.<br />

Strukturelle Probleme <strong>des</strong> Arbeitsmarktwettbewerbs werden <strong>in</strong>dividualisiert <strong>und</strong> pädagogisiert,<br />

<strong>in</strong>dem defizitbezogen Problemgruppen konstruiert werden.<br />

Junge Frauen <strong>und</strong> Männer werden u. U. – unter Missachtung ihrer tatsächlichen Bedürfnisse<br />

– <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutioneller Kriterien von Integrationsprogrammen ausgeschlossen.<br />

(Walther & Stauber, 2002)<br />

Die Autoren dieser Studie plädieren daher für e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>tegrierte Übergangspolitik“.<br />

Wichtiger Kernpunkt dieser Politik ist, „dass die Verschränkung verschiedener Über-<br />

gangsprozesse berücksichtigt werden muss“ (Häfeli et. al, 2004, S. 22). Dies bedeutet,<br />

dass bei Massnahmen zur Arbeitsmarktfähigkeit von Jugendlichen <strong>der</strong> Übergang<br />

Schule-Beruf nicht isoliert betrachtet werden darf, son<strong>der</strong>n explizit auch an<strong>der</strong>e Über-<br />

gangsleistungen berücksichtigt werden müssen. Häfeli (2006) sagt hierzu: „Junge<br />

Menschen durchl<strong>auf</strong>en mehrere Übergänge <strong>in</strong> verschiedenen Lebensbereichen (Bil-<br />

dung, Arbeit, Lebensstil, Familie, Sexualität, Staatsbürgerschaft usw.), die unterschied-<br />

lichen Rhythmen <strong>und</strong> Logiken folgen, aber <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschränkt s<strong>in</strong>d“ (S. 20).<br />

Als konkrete Massnahmen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Übergangspolitik schlägt die Studie<br />

e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Vorgehen <strong>in</strong> den drei Bereichen Lernen <strong>und</strong> Kompetenzerwerb, Arbeit<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> soziale Sicherheit <strong>und</strong> Unterstützung vor.<br />

5.5.2 Elf Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e erhöhte Arbeitsmarktfähigkeit<br />

Häfeli (2006) hat <strong>in</strong> Anlehnung an die Studie von Walther & Stauber (2002) elf Be-<br />

d<strong>in</strong>gungen formuliert, die erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schwierigen Arbeitsmarkt<br />

42


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

auch Jugendliche mit e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung e<strong>in</strong>e Chance <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e erhöhte Arbeits-<br />

marktfähigkeit haben. Die elf Bed<strong>in</strong>gungen werden e<strong>in</strong>zeln genannt <strong>und</strong> beschrieben.<br />

Sie s<strong>in</strong>d aber als <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt zu betrachten.<br />

5.5.2.1 Vorbereitung <strong>und</strong> Begleitung<br />

Immer weniger Jugendliche schaffen den direkten E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e berufliche o<strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>bildende Ausbildung. Daher ist es notwendig, <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I regel-<br />

mässig Standortbestimmungen durchzuführen, um für die Jugendlichen <strong>in</strong>dividualisier-<br />

te Ausbildungsprogramme zusammenzustellen, die die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> vorgesehe-<br />

nen Berufsfel<strong>des</strong> berücksichtigen. Zur Umsetzung dieser Massnahme braucht es <strong>in</strong><br />

vielen Fällen e<strong>in</strong>e neu gestaltete Oberstufe, wie sie beispielsweise <strong>in</strong> den Kantonen<br />

Bern, St. Gallen <strong>und</strong> Zürich e<strong>in</strong>geleitet wurde.<br />

5.5.2.2 Adäquate Ausbildungsplätze<br />

E<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Berufsbildung ist nur zu schaffen, wenn genügend<br />

Ausbildungsplätze vorhanden s<strong>in</strong>d. Auch ist zu beachten, dass es nur zu e<strong>in</strong>er Berufs-<br />

wahl kommen kann, wenn e<strong>in</strong> breites Spektrum an Lehrplätzen vorhanden ist. Weiter-<br />

h<strong>in</strong> steigende Schulabgängerzahlen wirken <strong>auf</strong> diese Bed<strong>in</strong>gungen erschwerend.<br />

5.5.2.3 Qualifizierte Lernende<br />

Damit Jugendliche e<strong>in</strong>e Berufsausbildung erfolgreich bestehen können, müssen<br />

sie selber bereits über e<strong>in</strong> gewisses Mass an Fach-, Personal-, Sozial- <strong>und</strong> Methoden-<br />

kompetenzen verfügen.<br />

5.5.2.4 Qualifizierte Ausbildende<br />

Die Ausbildenden <strong>in</strong> Betrieben, Berufsfachschulen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> überbetrieblichen E<strong>in</strong>-<br />

führungskursen müssen e<strong>in</strong>erseits über för<strong>der</strong>diagnostische Fähigkeiten verfügen, an-<br />

<strong>der</strong>erseits brauchen sie spezifische Fachkenntnisse bei Jugendlichen mit Bee<strong>in</strong>trächti-<br />

gungen <strong>und</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen. Ausserdem ist e<strong>in</strong>e Didaktik gefor<strong>der</strong>t, die den Lernerfolg<br />

<strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Lernschritte präferiert, um „Misserfolgskarrieren“ möglichst verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu<br />

können.<br />

43


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5.5.2.5 Bildungsverordnung <strong>und</strong> Curriculum<br />

Die r<strong>und</strong> 250 verschiedenen Ausbildungsreglemente (je Beruf) sollen überarbeitet<br />

<strong>und</strong> schrittweise durch Bildungsverordnungen abgelöst werden. Dies betrifft auch die<br />

Attest-Ausbildung (EBA). Sie muss von allen beteiligten Parteien sorgfältig <strong>auf</strong> ihren<br />

Inhalt <strong>und</strong> ihr Anfor<strong>der</strong>ungsniveau bestimmt werden, damit sie auch von schwächeren<br />

Jugendlichen absolviert werden kann. Ebenfalls soll ihre Durchlässigkeit zu den EFZ-<br />

Ausbildungen gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />

5.5.2.6 Individualisierung<br />

E<strong>in</strong> modifiziertes Berufsbildungsgesetz erlaubt es, bei e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung die<br />

Ausbildungsdauer (2 Jahre) um e<strong>in</strong> 1 Jahr zu verkürzen o<strong>der</strong> zu verlängern. Auch dür-<br />

fen Stütz- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>unterricht <strong>in</strong> Anspruch genommen sowie Freikurse besucht wer-<br />

den. Wo nötig, darf auch das Qualifikationsverfahren den Lernenden angepasst wer-<br />

den. Ebenfalls vorgesehen ist e<strong>in</strong>e fachk<strong>und</strong>ige <strong>in</strong>dividuelle Begleitung (fiB), doch<br />

bleibt <strong>der</strong>en Gestaltung weitgehend den Kantonen überlassen.<br />

5.5.2.7 Wirtschaftsbezug <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Dank e<strong>in</strong>em dualen Ausbildungssystem (gleichzeitige Arbeits- <strong>und</strong> Berufsschul-<br />

ausbildung), das realitätsnah auszubilden vermag, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> Wirtschafts-<br />

bezug gegeben. Bei Lehrstellenangeboten im geschützten Bereich spielt dieser <strong>Bezug</strong><br />

weniger. Um auch bei „geschützten“ Jugendlichen e<strong>in</strong>e erhöhte Arbeitsmarktfähigkeit<br />

anstreben zu können, wären vermehrt Ausbildungsverbünde notwendig, die <strong>in</strong>teragie-<br />

ren zwischen <strong>der</strong> freien Wirtschaft <strong>und</strong> geschützten Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsberei-<br />

chen.<br />

5.5.2.8 Standardisierte Abschlüsse / Kompetenznachweis<br />

Im Vergleich zur <strong>in</strong>dividuellen Schlussprüfung e<strong>in</strong>er Anlehre ist <strong>der</strong> standardisierte<br />

Lehrabschluss bei e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung e<strong>in</strong> grosser Fortschritt. Die Qualifikationsver-<br />

fahren müssen allerd<strong>in</strong>gs trotz jetziger Standardisierung bei Bedarf an jeweilige Ziel-<br />

gruppen angepasst werden können. Ausserdem sollten Jugendliche mit Bee<strong>in</strong>trächti-<br />

gungen <strong>und</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen auch e<strong>in</strong>en Kompetenznachweis für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelqualifikati-<br />

on erbr<strong>in</strong>gen können.<br />

44


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5.5.2.9 Nie<strong>der</strong>schwellige Arbeitsbereiche<br />

Das Schaffen von neuen Ausbildungsplätzen ist nur möglich, wenn gleichzeitig<br />

auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Hierzu braucht es <strong>in</strong>novative Betriebe, die<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e langfristige Arbeitsplätze <strong>auf</strong> nie<strong>der</strong>schwelligem Niveau zu schaffen wis-<br />

sen. Ebenso s<strong>in</strong>d hierzu ähnliche Verb<strong>und</strong>lösungen, wie unter Punkt 5.5.2.7 schon<br />

genannt, notwendig, aber auch Anreiz- <strong>und</strong> Unterstützungssysteme müssen für diese<br />

Betriebe vorgesehen werden.<br />

5.5.2.10 Unterstützung durch Umfeld<br />

E<strong>in</strong>e Unterstützung durch das familiäre Umfeld sowie durch den Freun<strong>des</strong>- <strong>und</strong><br />

Kollegenkreis kann, wie aus <strong>der</strong> Resilienzforschung bekannt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> anspruchsvollen<br />

Situation <strong>des</strong> Übergangs von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf e<strong>in</strong>e grosse Hilfe se<strong>in</strong>. Deshalb<br />

sollte dieser Aspekt als Bed<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Arbeitsmarktfähigkeit nicht ver-<br />

gessen werden.<br />

5.5.2.11 Unterstützte Beschäftigung<br />

Um Jugendlichen (mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen) nach e<strong>in</strong>em Lehr-<br />

abschluss die Chancen <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Arbeitsstelle verbessern zu helfen, wäre als unterstüt-<br />

zende Idee gedacht, das Konzept „Supported Employment“ aus den USA zu überneh-<br />

men. So genannte „Job Coaches“ würden diese Jugendlichen <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e neue Arbeits-<br />

stelle vorbereiten <strong>und</strong> sie am Arbeitsplatz auch direkt begleiten. In <strong>der</strong> Schweiz verlie-<br />

fen erste Erfahrungen mit diesem System vielversprechend, doch wurde es beispiels-<br />

weise bei jungen Erwachsenen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen noch nicht angewendet.<br />

5.6 Ausbildung <strong>und</strong> Arbeitsverhältnis bei Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

5.6.1 Berufsausbildung<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer unterscheiden sich <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II stark <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong><br />

Ausbildungsbeteiligung <strong>und</strong> -verhalten. Im Unterschied zu Männern entscheiden sich<br />

Frauen häufiger für e<strong>in</strong>en Beruf mit kürzerer Ausbildungsdauer, weniger E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>und</strong> weniger Prestige (Meyer, Stal<strong>der</strong> <strong>und</strong> Matter, 2003). Auch wählen Frauen fast<br />

doppelt so oft wie Männer e<strong>in</strong>e Zwischenlösung (27 vs. 14%), was teilweise mit dem<br />

hohen E<strong>in</strong>stiegsalter (18 Jahre) bei weiblichen Pflegeberufen erklärbar ist. Männer ent-<br />

scheiden sich deutlich häufiger für e<strong>in</strong>e berufliche Gr<strong>und</strong>bildung als Frauen (61 vs.<br />

35%). In <strong>der</strong> beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung zeigt sich zudem e<strong>in</strong> Geschlechterunterschied<br />

45


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

bei <strong>der</strong> Branchenwahl, <strong>in</strong>dem Frauen bei Ausbildungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dienstleistungsbranche<br />

dom<strong>in</strong>ieren, währenddem Männer vor allem handwerklich-technische Berufe erlernen.<br />

80% <strong>der</strong> Frauen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den zehn am häufigsten gewählten Berufsausbildun-<br />

gen, bei den Männern s<strong>in</strong>d dies nur 60%. Im Jahre 2006 lag <strong>der</strong> Anteil von jungen<br />

Frauen, die ohne abgeschlossene Berufsbildung aus <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II ausgetreten<br />

s<strong>in</strong>d, bei 11%. Bei den Männern waren es 9% (Bertschy, Böni <strong>und</strong> Meyer, 2007).<br />

Frauen beabsichtigen häufiger als Männer, e<strong>in</strong> Gymnasium o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Diplommit-<br />

telschule zu besuchen (38 vs. 24%). Statistisch gesehen haben Frauen e<strong>in</strong>e doppelt so<br />

hohe Chance, <strong>in</strong> diese allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen e<strong>in</strong>treten zu können. Dies macht<br />

sich <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Tertiärstufe (Universität o<strong>der</strong> Fachhochschule) bemerkbar, wo gemäss<br />

e<strong>in</strong>er Studie von TREE (Bertschy et.al., 2007) <strong>der</strong> Frauenanteil deutlich grösser ist (27<br />

vs. 18%). Dieses Resultat könnte allerd<strong>in</strong>gs unabhängig von geschlechtsspezifischen<br />

Leistungsunterschieden stehen, da Männer sich mehr Zeit lassen (müssen) für den<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Tertiärstufe (z.B. Militärdienst).<br />

5.6.2 Geschlechtersegregation<br />

Nach Moser (2004) s<strong>in</strong>d die Ursachen e<strong>in</strong>er Geschlechtersegregation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ar-<br />

beitswelt vielschichtig. So wirken gegenüber Frauen beispielsweise rational nicht be-<br />

gründbare Vorurteile bei Arbeitgebenden wie auch bei Konsumenten. Diese nicht <strong>auf</strong><br />

sachlogischen Argumenten beruhende Ungleichbehandlung entspricht den Inhalten<br />

<strong>der</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierungstheorie. Im Weiteren streben Frauen weniger oft e<strong>in</strong>e anspruchs-<br />

volle Bildungszertifizierung an, da die Lebensplanung häufig am Festhalten e<strong>in</strong>er ge-<br />

schlechtsspezifischen Familienrolle orientiert ist <strong>und</strong> nicht am Investieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Aus-<br />

bildung (Humankapitaltheorie). Da e<strong>in</strong>e Zertifizierung aber häufig als Kriterium für <strong>in</strong>di-<br />

viduelle Leistungsfähigkeit gilt, haben Frauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leistungsbasierten Selektions-<br />

prozess (<strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt) automatisch schlechtere Chancen. Als weiterer Nach-<br />

teil wirkt die soziale Herkunft. Junge Frauen orientieren sich bei <strong>der</strong> Berufswahl oft an<br />

den Erfahrungen ihrer Mütter. So wählen sie dann oft frauentypische Berufe, die <strong>in</strong><br />

Arbeitsfel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, welche nur ger<strong>in</strong>ge Arbeitsmarktchancen <strong>auf</strong>weisen.<br />

Frauen messen auch <strong>der</strong> L<strong>auf</strong>bahnplanung weit weniger Bedeutung zu als Män-<br />

ner. So gewichten Männer im Alter von 20 bis 24 Jahren e<strong>in</strong> berufliches Vorwärtskom-<br />

men höher als Frauen. Mit zunehmendem Alter reduziert sich ausserdem die Erwerbs-<br />

arbeitszeit bei vielen Frauen durch die Übernahme e<strong>in</strong>er traditionellen Familienrolle<br />

(Mutter). Häufig s<strong>in</strong>d Frauen dann nur noch <strong>in</strong> Teilzeitstellen (BFS 2007: 56.6% Frauen<br />

46


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> 11.6% Männer) anzutreffen. Diese Faktoren verunmöglichen das Anstreben e<strong>in</strong>er<br />

beruflichen Karriere.<br />

Die Gründe e<strong>in</strong>er geschlechtsspezifischen Segregation s<strong>in</strong>d aber nicht nur bei den<br />

Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen zu suchen, son<strong>der</strong>n auch bei Betrieben <strong>und</strong> ihrer Organisations-<br />

struktur. So betrachten Firmen Frauen oft als e<strong>in</strong> Risiko, <strong>in</strong> das sie nicht <strong>in</strong>vestieren<br />

wollen, weil zu erwartende familiäre Dispositionen e<strong>in</strong>en schnellen Firmenaustritt<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich machen lassen. Durch die Personalrekrutierungspolitik vieler Firmen<br />

erfolgt so schon beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Berufsbildung e<strong>in</strong>e geschlechtsspezifische Segre-<br />

gation.<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich von Transitions<strong>in</strong>dikatoren 8 (Kennwerte <strong>der</strong> 15- bis 24-<br />

Jährigen) zeigen sich die Unterschiede zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Land<br />

so gross wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Quelle: Moser (2004).<br />

5.6.3 Arbeitsverhältnisse<br />

Laut SECO (2003) ist <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> prekäre Arbeitsverhältnisse 9 nebst dem Alter<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bildung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Geschlecht e<strong>in</strong> bestimmen<strong>des</strong> Merkmal. So s<strong>in</strong>d<br />

Frauen im Vergleich mit Männern dreimal häufiger von prekären Arbeitsverhältnissen<br />

betroffen. Als Gr<strong>und</strong> gilt e<strong>in</strong>erseits, dass Frauen <strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>e generell<br />

ungünstigere Situation vorf<strong>in</strong>den, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d Frauen häufig Zweitverdienende,<br />

was oft e<strong>in</strong> Arbeiten an prekären Arbeitsstellen zur Folge hat. Dies bed<strong>in</strong>gt, dass Frau-<br />

en überdurchschnittlich häufig <strong>in</strong> Niedriglohnbereichen arbeiten. Aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>-<br />

gen Haushaltse<strong>in</strong>kommens <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er traditionellen <strong>Rolle</strong>nverteilung müs-<br />

sen so drei von vier Frauen als Zweitverdienende arbeiten gehen.<br />

Gemäss e<strong>in</strong>er Studie von TREE (2007) s<strong>in</strong>d bei jungen Frauen prekäre Arbeitsver-<br />

hältnisse doppelt so hoch wie bei Männern (26 vs. 14%). So beträgt bei jungen Arbeit-<br />

nehmer<strong>in</strong>nen die Lohndifferenz zu ihren gleichaltrigen Arbeitskollegen ca. 10% (4000<br />

Fr. vs. 4400 Fr.), ohne dass Qualifikationsunterschiede wirksam wären. Mit zuneh-<br />

mendem Alter öffnet sich die Lohnschere bis 20%. Bed<strong>in</strong>gt durch häufigere Teilzeitan-<br />

stellungen, haben r<strong>und</strong> 25% aller jungen Frauen e<strong>in</strong> reales monatliches Bruttoe<strong>in</strong>kom-<br />

8 Gemäss OECD (zit. nach Moser, 2004) gelten als Transitions<strong>in</strong>dikatoren beispielsweise „<strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> arbeitslosen Bevölkerung im Alter von 15 bis 19 Jahren o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anteil an Personen,<br />

die sich e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Ausbildung bef<strong>in</strong>den“ (S.<br />

97).<br />

9 Gemäss Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Studie Ecoplan (2003): „E<strong>in</strong> Arbeitsverhältnis wird als prekär bezeichnet,<br />

wenn relative Unsicherheit vorhanden ist, die we<strong>der</strong> erwünscht ist noch f<strong>in</strong>anziell abgegolten<br />

wird“ (S. 10).<br />

47


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

men von weniger als 3500 Fr. (Männer 6%) <strong>und</strong> jede sechste Frau verdient weniger als<br />

3000 Fr. (Männer 11%).<br />

5.6.4 Resilienz bei Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

Die Zürcher Längsschnittstudie „Von <strong>der</strong> Schulzeit bis zum mittleren Erwachse-<br />

nenalter (ZLSE)“ hat wie an<strong>der</strong>e Studien auch, <strong>auf</strong>zeigen können, dass sich Risikofak-<br />

toren bei Männern stärker auswirken als bei Frauen. Männer s<strong>in</strong>d gemäss Spiess, Hä-<br />

feli <strong>und</strong> Rüesch (2006) <strong>in</strong> allen Lebensphasen anfälliger für Risiken, beispielsweise bei<br />

<strong>der</strong> Geburt, im Schulalter (Lernschwierigkeiten), <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendzeit (Del<strong>in</strong>quenz) o<strong>der</strong><br />

im Erwachsenenalter (berufliche Schwierigkeiten, Alkoholismus etc.). Auch ist die<br />

Sterblichkeitsrate <strong>in</strong> all diesen Phasen höher als bei Frauen. Die grössere „Verletzlich-<br />

keit“ (Vulnerabilität) bei Männern dürfte im Zusammenhang mit biologischen <strong>und</strong> psy-<br />

chosozialen Faktoren stehen. Frauen <strong>der</strong> jetzigen Generation sche<strong>in</strong>en über mehr Re-<br />

silienz („Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit“) zu verfügen als Männer, weil sie protektive Faktoren<br />

(Schutzfaktoren), wie beispielsweise das Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>formellen sozialen Unterstüt-<br />

zung (privat wie beruflich), besser e<strong>in</strong>zusetzen vermögen.<br />

5.7 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

5.7.1 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

Die Zuwan<strong>der</strong>ung ausländischer Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Schweiz erfolgte <strong>in</strong><br />

den letzten Jahrzehnten nicht l<strong>in</strong>ear, son<strong>der</strong>n - <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Arbeitsmarkt -<br />

schubweise. Die erste Phase <strong>in</strong> den fünfziger bis siebziger Jahren war geprägt von<br />

südeuropäischen „Gastarbeitern“, hauptsächlich aus Italien stammend. In <strong>der</strong> zweiten<br />

Phase, zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> achtziger Jahre, kamen vermehrt Menschen aus Spanien, <strong>der</strong><br />

Türkei, Portugal <strong>und</strong> Jugoslawien. Ab Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre wurde das Bild dieser<br />

zweiten Zuwan<strong>der</strong>ungsphase vor allem geprägt von Menschen aus Portugal <strong>und</strong> aus<br />

dem ehemaligen Jugoslawien. Zwischen 1990 <strong>und</strong> 2000 stammten r<strong>und</strong> ¾ aller zuge-<br />

wan<strong>der</strong>ten Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien.<br />

E<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> jetzigen Auslän<strong>der</strong>generation ist bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz geboren.<br />

73% <strong>der</strong> im Ausland geborenen Personen leben fünf <strong>und</strong> mehr Jahre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> unter 20-jährigen Auslän<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen ist im Vergleich zu den über 64-<br />

Jährigen mehr als dreimal so gross.<br />

48


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die ausländische Wohnbevölkerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz wuchs zwischen 1990 <strong>und</strong><br />

2004 um 36.5%. Die Schweizer Bevölkerung wuchs h<strong>in</strong>gegen nur um 4.6% Quelle:<br />

BFM (2006).<br />

5.7.2 Migration <strong>und</strong> Integration<br />

Mangelnde Integration ist vor allem e<strong>in</strong> Problem von Personen, „welche <strong>in</strong>folge ge-<br />

r<strong>in</strong>ger wirtschaftlicher Ressourcen, bildungsmässiger <strong>und</strong> beruflicher Qualifikationen,<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen o<strong>der</strong> familiären Schwierigkeiten vom gesellschaftlichen Ausschluss<br />

bedroht s<strong>in</strong>d“ (BFM, 2006, S. 8). So leben beispielsweise ausländische K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufiger<br />

<strong>in</strong> so genannten bildungsfernen Familien, <strong>der</strong>en Eltern nur die obligatorische Schulzeit<br />

abgeschlossen haben. Gemäss PISA 2000 haben 24% <strong>der</strong> Eltern aus immigrierten<br />

Familien <strong>und</strong> 11.4% aus kulturell gemischten Familien ke<strong>in</strong>en nach-obligatorischen<br />

Abschluss (Moser, 2002). Nach PISA 2000 kann die Zuweisung zu e<strong>in</strong>em Schultyp<br />

„auch durch Herkunft <strong>und</strong> den sozialen Status mitbestimmt werden“ (S. 25), was be-<br />

deutet, dass <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I beispielsweise ausländische Knaben im Vergleich<br />

mit Schweizer Knaben ger<strong>in</strong>gere Chancen (37 vs. 70%) haben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Klasse mit hö-<br />

heren Ansprüchen e<strong>in</strong>geteilt zu werden. Dies bedeutet, dass nach <strong>der</strong> obligatorischen<br />

Schulzeit viele dieser Schulabgänger/-<strong>in</strong>nen Mühe haben werden, e<strong>in</strong>e Lehrstelle zu<br />

f<strong>in</strong>den, was wie<strong>der</strong>um den Zugang zu e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit, welche als zentrale Be-<br />

d<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>e gelungene Integration gilt, erschwert o<strong>der</strong> gar verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Quelle: BFM<br />

(2006).<br />

Da (k<strong>in</strong><strong>der</strong>reiche) ausländische Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen häufig <strong>in</strong> Niedriglohnbranchen<br />

arbeiten, im Durchschnitt zu schlechteren Lohnbed<strong>in</strong>gungen als schweizerische Ar-<br />

beitnehmende angestellt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

Aussteuerung betroffen s<strong>in</strong>d, kumuliert sich das Armuts- <strong>und</strong> Work<strong>in</strong>g-Poor-Risiko.<br />

Gemäss e<strong>in</strong>er Schätzung aus dem Jahre 2005 s<strong>in</strong>d über 200'000 ausländische Perso-<br />

nen „von Armut betroffen o<strong>der</strong> weisen e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko <strong>auf</strong>, von Armut bedroht zu<br />

werden“ (S. 58). H<strong>in</strong>zu kommen oft ges<strong>und</strong>heitliche Probleme. Der Anteil <strong>der</strong> ausländi-<br />

schen IV-Rentenbezüger/-<strong>in</strong>nen betrug im Jahre 2002 26%. Vor allem Neuberentun-<br />

gen wegen Schäden am Bewegungsapparat s<strong>in</strong>d bei ausländischen Arbeitnehmer/-<br />

<strong>in</strong>nen deutlich häufiger als bei schweizerischen. Vermutlich hängt dies mit <strong>der</strong> grossen<br />

Präsenz an ausländischen Arbeitskräften <strong>auf</strong> Baustellen zusammen. Quelle: BFM<br />

(2006).<br />

49


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

5.7.3 Migration <strong>und</strong> Berufsbildung<br />

Ausländische Jugendliche verfügen bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> 15 bis 24-Jährigen im Ver-<br />

gleich mit Schweizer Jugendlichen über fast die gleiche Anzahl Abschlüsse <strong>auf</strong> Sekun-<br />

darstufe II (39.5 vs. 41.2%). Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien weichen<br />

hiervon stark ab (28.6%). Im Alter von 15 Jahren haben diese Jugendlichen im Ver-<br />

gleich mit schweizerischen fast dreimal so häufig die obligatorische Schule bereits ver-<br />

lassen (20 % vs. 7%). Hierfür sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e erhöhte Erwerbspartizipation e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Rolle</strong> zu spielen, an<strong>der</strong>erseits die häufigere Wahl e<strong>in</strong>er Zwischenlösung. Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

frühen E<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong> die Arbeitswelt s<strong>in</strong>d diese Jugendlichen oft schulisch schlechter quali-<br />

fiziert. Dies zeigte sich z.B. im Jahre 2000 dar<strong>in</strong>, dass r<strong>und</strong> 76% <strong>der</strong> schweizerischen<br />

<strong>und</strong> 71% <strong>der</strong> „nordeuropäischen“ (D, A, F, B) Jugendlichen sich e<strong>in</strong> Jahr nach Schul-<br />

austritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausbildung <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II befanden, währenddem Jugendliche<br />

aus Balkanlän<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> Türkei <strong>und</strong> aus Portugal mit 56% weit zurücklagen.<br />

Fremdsprachige s<strong>in</strong>d <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe II gemäss BFM (2006) deutlich mehr<br />

<strong>in</strong> Berufsbildungen anzutreffen (47 vs. 23%) als <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen. Quelle:<br />

BFM (2006).<br />

5.7.4 Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit<br />

Die Schweiz hat mit 21.8% e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> grössten Auslän<strong>der</strong>anteile aller europäischen<br />

Staaten (BFM, 2006). R<strong>und</strong> 80'000 (8.9%) Personen <strong>der</strong> ausländischen Wohnbevölke-<br />

rung s<strong>in</strong>d arbeitslos, e<strong>in</strong> Drittel davon s<strong>in</strong>d Jugendliche. Beson<strong>der</strong>s betroffen s<strong>in</strong>d Ju-<br />

gendliche aus dem Balkan (18.8%) <strong>und</strong> aus nicht-europäischen Län<strong>der</strong>n (29.2%). Als<br />

beson<strong>der</strong>e Risikogruppe gelten somit Jugendliche aus bildungsfernen <strong>und</strong> sozioöko-<br />

nomisch schlecht gestellten Familien <strong>der</strong> zweiten Zuwan<strong>der</strong>ungsphase.<br />

Bei den Schweizern beträgt die Arbeitslosigkeit <strong>in</strong>sgesamt ca. 3.3%.<br />

Die Problematik <strong>des</strong> hohen Auslän<strong>der</strong>anteils bei <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit spiegelt sich<br />

auch bei <strong>der</strong> Sozialhilfe wie<strong>der</strong>. So ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Sozialhilfeempfänger/-<strong>in</strong>nen bei<br />

<strong>der</strong> ausländischen Wohnbevölkerung r<strong>und</strong> doppelt so hoch wie bei <strong>der</strong> schweizeri-<br />

schen (21.4 vs. 10.4%). Quelle: BFM (2006).<br />

Der klassische Sozialfall ist nach Drill<strong>in</strong>g & Christen (2000) jugendlich, männlich<br />

<strong>und</strong> ausländischer Nationalität. Gemäss ihrer Studie beziehen beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stadt Basel r<strong>und</strong> 10 % <strong>der</strong> Jugendlichen zwischen 18 <strong>und</strong> 26 Jahren Sozialhilfegeld.<br />

Nur etwa 20% dieser Jugendlichen gel<strong>in</strong>gt es, sich später dauerhaft von <strong>der</strong> Fürsorge<br />

loszulösen. Als wichtiger Gr<strong>und</strong> dafür spielt gemäss <strong>der</strong> Schweizerischen Sozialhilfe-<br />

statistik von 2004 die Tatsache, dass 63% <strong>der</strong> ausländischen Jugendlichen ke<strong>in</strong>en<br />

50


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Berufsabschluss haben <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 45% <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Ausbildung stehen, was e<strong>in</strong>en späte-<br />

ren E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt stark erschwert.<br />

5.7.5 Die „neue Migration“<br />

In den vergangenen 10 Jahren hat sich das Bild <strong>der</strong> zugewan<strong>der</strong>ten Personen<br />

stark gewandelt. Es können mittlerweile 2 Gruppen unterschieden werden. Die e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe bilden Personen mit e<strong>in</strong>em hohen Bildungsstand. So verfügen beispielsweise<br />

60% <strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>ten Deutschen, 55% <strong>der</strong> Franzosen <strong>und</strong> 30% <strong>der</strong> Italiener<br />

über e<strong>in</strong>en Abschluss <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Tertiärstufe. In <strong>der</strong> zweiten Gruppe s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> Perso-<br />

nen aus Portugal <strong>und</strong> dem ehemaligen Jugoslawien vertreten, die e<strong>in</strong>zig die obligatori-<br />

sche Schulzeit absolviert haben <strong>und</strong> über ke<strong>in</strong>e berufliche Ausbildung verfügen. Quel-<br />

le: BFM (2006).<br />

5.8 Benachteiligte Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

5.8.1 Son<strong>der</strong>klassen <strong>und</strong> Schulen mit Gr<strong>und</strong>ansprüchen<br />

Im Jahr 2004 besuchten <strong>in</strong>sgesamt 6.2% aller Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Volksschule e<strong>in</strong>e<br />

Son<strong>der</strong>klasse. Damit nimmt die Schweiz im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong>en Spitzen-<br />

platz e<strong>in</strong>. Der hohe Prozentsatz ist vor allem <strong>auf</strong> die häufige Zuweisung von ausländi-<br />

schen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zurückzuführen. 2004 betrug ihr Anteil an <strong>der</strong> Gesamtzahl aller Son<strong>der</strong>-<br />

schüler-/<strong>in</strong>nen 45%. Dies s<strong>in</strong>d 12% aller Auslän<strong>der</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz beschult<br />

werden (BFM, 2006). Je nach Nationalität gibt es grosse Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zuwei-<br />

sung. Aus Län<strong>der</strong>n <strong>des</strong> ehemaligen Jugoslawien <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Türkei ist beispielsweise<br />

je<strong>des</strong> achte K<strong>in</strong>d betroffen.<br />

2004 besuchten bei Abschluss <strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit 22.8% aller Schweizer<br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>e Schule mit Gr<strong>und</strong>ansprüchen (Sek B o<strong>der</strong> C). Bei ausländischen<br />

Jugendlichen lag die Zahl r<strong>und</strong> doppelt so hoch (43.1%).<br />

Bisherige Studien zeigen, dass für Oberstufenschüler/<strong>in</strong>nen aus e<strong>in</strong>em Schultyp<br />

mit Gr<strong>und</strong>ansprüchen sowie aus Son<strong>der</strong>klassen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Berufsbildung nur<br />

erschwert möglich ist. Quelle: BFM (2006).<br />

5.8.2 Gründe für den hohen Anteil von Schüler/-<strong>in</strong>nen mit Migrationsh<strong>in</strong>ter-<br />

gr<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em tiefen Schultypus<br />

PISA 2000 erklärt schwache Schulleistungen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>ter-<br />

gr<strong>und</strong>, die e<strong>in</strong>e Zuteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en tieferen Schultypus zur Folge haben, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

51


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

mit <strong>der</strong> sozialen Herkunft (sozial tiefere Schichten = bildungsfern) <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Fremd-<br />

sprachigkeit (Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtssprache).<br />

Gemäss Bun<strong>des</strong>amt für Migration BFM (2006) spielt aber auch e<strong>in</strong>e ungleiche Zu-<br />

weisungspraxis <strong>der</strong> Kantone e<strong>in</strong>e wichtige <strong>Rolle</strong>. Kantone (Zug, Schaffhausen, Aargau,<br />

Baselland, Solothurn) mit e<strong>in</strong>em im Lan<strong>des</strong>vergleich durchschnittlichen ausländischen<br />

Bevölkerungsanteil (ca. 23%) teilen je<strong>des</strong> sechste ausländische K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>-<br />

klasse zu. In Genf <strong>und</strong> Basel Stadt mit dem höchsten ausländischen Schüleranteil (42<br />

<strong>und</strong> 38%) <strong>der</strong> Schweiz ist dieser Anteil deutlich kle<strong>in</strong>er (Genf: 4.8% / Basel: 10.8%).<br />

Auch die Chance, bei gleicher schulischen Leistung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schule mit erhöhten<br />

Ansprüchen <strong>auf</strong>genommen zu werden, ist bei schweizerischen wie ausländischen<br />

Schülern sehr verschieden. Schweizer Mädchen haben e<strong>in</strong>e Chance von 83%,<br />

Schweizer Knaben e<strong>in</strong>e von 70%. Bei ausländischen Mädchen beträgt die Chance<br />

65% <strong>und</strong> bei ausländischen Knaben lediglich 37%.<br />

Ausserdem hat e<strong>in</strong>e Studie von Lanfranchi (2005) gezeigt, dass e<strong>in</strong> Schulk<strong>in</strong>d mit<br />

ausländischem Vornamen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Vater mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>er Verhal-<br />

tens<strong>auf</strong>fälligkeit doppelt so häufig e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>schulung zugewiesen wird wie e<strong>in</strong><br />

Schulk<strong>in</strong>d mit schweizerischer Herkunft.<br />

5.8.3 Berufliche E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeiten für benachteiligte Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

R<strong>und</strong> 60% <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen mit IF-Unterricht <strong>und</strong> 50 - 60 % <strong>der</strong>jenigen aus Son-<br />

<strong>der</strong>klassen schaffen den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e berufliche Ausbildung. Schüler/-<strong>in</strong>nen aus Son-<br />

<strong>der</strong>schulen haben demgegenüber e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>trittsquote von 35 - 49%. Allerd<strong>in</strong>gs ge-<br />

schieht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Berufsbildung zeitlich stark verzögert. So wird bei diesen<br />

Schulabgänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -abgängern erst drei Jahre nach dem Austritt aus <strong>der</strong> obliga-<br />

torischen Schulzeit die höchste Anzahl Jugendlicher gemessen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Berufsaus-<br />

bildung e<strong>in</strong>getreten ist. In <strong>der</strong> Zwischenzeit werden mehrheitlich Brückenangebote o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Zwischenlösungen besucht.<br />

Als wesentlicher Faktor e<strong>in</strong>er gel<strong>in</strong>genden beruflichen E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung galt für diese<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen bis anh<strong>in</strong> die nie<strong>der</strong>schwellige Ausbildungsform <strong>der</strong> Anlehre. So benutz-<br />

te r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Drittel aller Son<strong>der</strong>klassenschüler/-<strong>in</strong>nen die Anlehre als Erste<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

Berufswelt. Für Schüler/-<strong>in</strong>nen aus Son<strong>der</strong>schulen betrug diese Quote be<strong>in</strong>ahe 50%.<br />

Seit 2004 wird die Anlehre schrittweise ersetzt durch die Gr<strong>und</strong>bildung mit Berufsattest<br />

(EBA). Die EBA-Ausbildung ist anspruchsvoller als die Anlehre <strong>und</strong> es zeigen sich be-<br />

reits Tendenzen, dass schulschwache Schüler/-<strong>in</strong>nen den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> diese Ausbildung<br />

nicht mehr schaffen.<br />

52


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Für benachteiligte Jugendliche, die ke<strong>in</strong>e berufliche Gr<strong>und</strong>bildung (EFZ- o<strong>der</strong> EBA-<br />

Ausbildung) absolvieren können, besteht das Angebot e<strong>in</strong>er IV-Anlehre. Diese Ausbil-<br />

dung verfügt allerd<strong>in</strong>gs über ke<strong>in</strong>en anerkannten Abschluss. INSOS 10 möchte <strong>des</strong>halb<br />

künftig für benachteiligte Schüler/-<strong>in</strong>nen mit etwas höherem Leistungsniveau e<strong>in</strong>e<br />

„Praktische Ausbildung PrA“ anbieten, die zwei Jahre dauert <strong>und</strong> als Vorstufe e<strong>in</strong>er<br />

EBA-Ausbildung gilt. Die Pilotphase dieses neuen Angebots hat im Sommer 2007 ge-<br />

startet. Quelle: Häfeli (2008).<br />

5.8.4 Gründe für berufliche Integrationsschwierigkeiten<br />

Die Problematik vieler Jugendlicher, nur unter grossen Schwierigkeiten e<strong>in</strong>e Lehr-<br />

stelle erhalten zu können, liegt nicht nur <strong>in</strong> persönlichen Defiziten begründet. Es lassen<br />

sich <strong>auf</strong> mehreren Ebenen Ursachen von beruflichen Integrationsproblemen beobach-<br />

ten. Um die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen: Leistungsfähigkeit zu erhöhen, sollten diese<br />

Ebenen nach Häfeli (2008) auch politisch angegangen werden können. Nur über e<strong>in</strong>e<br />

sozial- <strong>und</strong> bildungspolitische Verpflichtung könnten benachteiligte Menschen e<strong>in</strong>er<br />

gesellschaftlichen Des<strong>in</strong>tegration durch Arbeits- o<strong>der</strong> Beschäftigungslosigkeit entzogen<br />

werden. Die Ebenen beziehen sich nach Häfeli <strong>auf</strong> folgende Bereiche:<br />

Tabelle 19: Ebenen beruflicher Integrationsprobleme<br />

Das Individuum <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e (begrenzte) Leistungsfähigkeit<br />

Der Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsmarkt<br />

Die Bildungssysteme <strong>und</strong> ihr „Output“ (z.B. PISA-Studien etc.)<br />

Die Berufsbildungs- <strong>und</strong> Übergangssysteme<br />

Die pädagogische Leistungskraft <strong>der</strong> Betriebe.<br />

(Häfeli, 2008, S. 25)<br />

10 INSOS ist <strong>der</strong> gesamtschweizerische Branchenverband von Institutionen für Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Quelle: Häfeli (2008, S. 117).<br />

53


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

6 Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

6.1 Teilstichproben<br />

Im folgenden werden diejenigen Variablen dargestellt, die für die Beantwortung<br />

unserer Forschungsfrage verwendet wurden 11 .<br />

Insgesamt stehen uns Daten von 502 Personen zur Verfügung: In <strong>der</strong> Erstbefra-<br />

gung (t1) konnten 183 Anlehrl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> 319 Attestausgebildete befragt werden. Bei <strong>der</strong><br />

Nachbefragung (t2) waren es noch 143 Anlehrl<strong>in</strong>ge (78.1% von 183) bzw. 211 Attest-<br />

ausgebildete (66.1% von 319). 289 (104 Anlehrl<strong>in</strong>ge bzw. 185 Attestausgebildete) <strong>der</strong><br />

Befragten absolvierten e<strong>in</strong>e Anlehre bzw. Attestausbildung im Detailhandel, 213 (79<br />

bzw. 134) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gastronomie.<br />

400
<br />

350
<br />

300
<br />

250
<br />

200
<br />

150
<br />

100
<br />

50
<br />

0
<br />

183
<br />

Anlehre
<br />

Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung e<strong>in</strong>zelner Merkmale <strong>der</strong> Teilstichproben<br />

Zum Ausbildungstyp <strong>und</strong> den Branchen ist schon e<strong>in</strong>iges gesagt worden. Bran-<br />

chenabhängig bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stichprobe knapp doppelt so viele Frauen wie Män-<br />

ner (324 zu 175). Bei <strong>der</strong> Herkunft schränken wir uns <strong>auf</strong> die Gruppe <strong>der</strong> Schweizer/-<br />

<strong>in</strong>nen 12 <strong>und</strong> Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen 13 e<strong>in</strong>. Es s<strong>in</strong>d die beiden grössten Herkunftsgrup-<br />

pen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stichprobe. Beim Schultyp wurde jeweils dar<strong>auf</strong> geachtet, ob die Befragten<br />

11 E<strong>in</strong>en Überblick über die gesamte Datenlage liefern die Berichte von Hofmann & Kammermann<br />

(2007), Baumgartner <strong>und</strong> Grossmann (2008), Scherrer (2008) <strong>und</strong> Bühler & Re<strong>in</strong>hart<br />

(2009).<br />

12 Die Befragten <strong>und</strong> ihre Eltern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz geboren.<br />

13 Die Befragten <strong>und</strong> ihre Eltern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Serbien, Slowenien, Albanien, im Kosovo o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tür-<br />

kei geboren.<br />

319
<br />

Attest
<br />

Ausbildungstyp
<br />

(N=502)
<br />

289
<br />

Detailhandel
<br />

213
<br />

Gastronomie
<br />

Branche
<br />

N=502
<br />

324
<br />

Frauen
<br />

54<br />

175
 176
<br />

Männer
<br />

Geschlecht
<br />

N=499
<br />

Schweizer/
<br />

‐<strong>in</strong>nen
<br />

134
<br />

Südosteuro‐
<br />

päer/‐<strong>in</strong>nen
<br />

Herkunft
<br />

N=310
<br />

366
<br />

Regelklasse
<br />

97
<br />

Son<strong>der</strong>schule/
<br />

Kle<strong>in</strong>klasse
<br />

Schultyp
<br />

N=463



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

ihre Schulzeit hauptsächlich (5 <strong>und</strong> mehr Jahre) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelschule o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>klas-<br />

sen/Son<strong>der</strong>schulen verbrachten.<br />

6.2 Selbstwert<br />

Der Selbstwert wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erstbefragung (t1) mit 8 von 10 Fragen <strong>der</strong> Rosen-<br />

bergskala (Rosenberg, 1965) erhoben. Die 5 Antwortkategorien lauteten: trifft gar nicht<br />

zu, trifft eher nicht zu, teils-teils, trifft eher zu, trifft genau zu. 4 Fragen erhoben e<strong>in</strong>e<br />

positive Selbste<strong>in</strong>stellung (z.B. „Insgesamt b<strong>in</strong> ich mit mir selbst zufrieden.“); 4 Fragen<br />

erhoben e<strong>in</strong>e negative Selbste<strong>in</strong>stellung (z.B. „Ich fühle mich manchmal richtig wert-<br />

los.“). Beim Selbstwert wird angenommen, dass es e<strong>in</strong> recht stabiles Persönlichkeits-<br />

merkmal ist, <strong>und</strong> – abgesehen von Krisensituationen – über e<strong>in</strong>e gewisse Zeit konstant<br />

bleibt. Bei jungen Erwachsenen <strong>in</strong> Entwicklung (selbständig werden, Berufsausbildung,<br />

Partnerschaft, Familiengründung) ist diese Konstanz allerd<strong>in</strong>gs mit Zurückhaltung an-<br />

zunehmen. Das Antwortverhalten ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Abbildung dargestellt:<br />

80
<br />

60
<br />

40
<br />

20
<br />

0
<br />

5
 3
<br />

2
<br />

2.25
<br />

11
<br />

2.5
<br />

30
<br />

2.75
<br />

41
<br />

3
<br />

61
<br />

3.25
<br />

Abbildung 3: Häufigkeitsverteilung 14 <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> nach Rosenberg (N=489, M=3,8,<br />

s=0.64)<br />

Um Fragen mit ‚hohem’ bzw. ‚tiefem’ Selbstwert <strong>in</strong> unseren Hypothesen beantwor-<br />

ten zu können, dritteln wir die Stichprobe bezüglich ihres Selbstwertes: 30% <strong>der</strong> Be-<br />

fragten gehören <strong>in</strong> die Kategorie <strong>der</strong> Personen mit hohem, 30% <strong>in</strong> die Kategorie mit<br />

tiefem Selbstwert <strong>und</strong> die restlichen 40% bilden das Mittelfeld 15 . Sie s<strong>in</strong>d für unsere<br />

Beobachtungen nicht weiter relevant. An e<strong>in</strong>igen Stellen verwenden wir den Mittelwert<br />

<strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong>. Wir zählen <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Stichprobe 151 Personen mit „tiefem<br />

Selbstwert“ <strong>und</strong> 143 mit „hohem Selbstwert“.<br />

14 Der Selbstwert e<strong>in</strong>es Befragten ergibt sich jeweils als das arithmetische Mittel <strong>der</strong> Antworten<br />

<strong>auf</strong> die 8 Fragen. Dabei gilt, dass je höher die Zahl, <strong>des</strong>to höher <strong>der</strong> Selbstwert ist.<br />

15 E<strong>in</strong>e genaue Drittelung (33%) war wegen <strong>der</strong> Datenverteilung nicht möglich.<br />

55<br />

69
 67
<br />

3.5
<br />

3.75
<br />

61
 60
<br />

4
<br />

4.25
<br />

40
<br />

4.5
<br />

21
 20
<br />

4.75
<br />

5



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Wir verzichten dar<strong>auf</strong>, wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Studien praktiziert, den Selbstwert <strong>auf</strong>zutei-<br />

len <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e „<strong>Selbstwerts</strong>-„ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e „Depressivitätsskala“ aus je 4 Fragen zu bilden<br />

<strong>und</strong> verwenden statt <strong>des</strong>sen immer den Selbstwert, <strong>der</strong> aus allen 8 Fragen gebildet<br />

ist 16 .<br />

6.3 <strong>Zufriedenheit</strong><br />

Die <strong>Zufriedenheit</strong> wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erst- <strong>und</strong> Nachbefragung <strong>des</strong> B.5 jeweils <strong>in</strong> ge-<br />

schlossenen <strong>und</strong> offenen Fragestellungen zu verschiedenen Aspekten erhoben. Wir<br />

verwenden <strong>in</strong> unserer Untersuchung drei Variablen, die aus den Antworten von E<strong>in</strong>-<br />

Item-Fragen zur <strong>Zufriedenheit</strong> 17 gebildet wurden. Es wurden jeweils 7 Antwortkategori-<br />

en zur Verfügung gestellt (ausserordentlich unzufrieden, sehr unzufrieden, ziemlich<br />

unzufrieden, teils-teils, ziemlich zufrieden, sehr zufrieden, ausserordentlich zufrie-<br />

den) 18 . Um Fragen nach ‚hoher’ bzw. ‚tiefer’ <strong>Zufriedenheit</strong> beantworten zu können,<br />

wurden die <strong>Zufriedenheit</strong>svariablen umkodiert: Die Mitte (‚teils-teils’) wurde zu e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Kategorie; die tiefen Werte zur Kategorie <strong>der</strong> ‚Unzufriedenen’ die hohen Werte<br />

zur Kategorie <strong>der</strong> ‚Zufriedenen’. Die Mittelwerte <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> gehen ebenfalls <strong>in</strong><br />

die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>.<br />

Tabelle 20: Variablen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong><br />

Variable unzufrieden<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong><br />

rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

1 Jahr nach Abschluss<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit<br />

<strong>der</strong> aktuellen beruflichen<br />

Situation<br />

36<br />

7.2%<br />

t1 t2<br />

56<br />

zufrieden<br />

385<br />

76.7%<br />

(Die mittlere <strong>Zufriedenheit</strong> (teils-teils) wird jeweils weggelassen)<br />

unzufrieden<br />

23<br />

4.6%<br />

31<br />

6.2%<br />

zufrieden<br />

260<br />

51.8%<br />

253<br />

50.4%<br />

Total<br />

100%<br />

16 Dieses Vorgehen führt an e<strong>in</strong>igen wenigen Stellen dazu, dass wir <strong>auf</strong> Aussagen verzichten,<br />

die unter dem geson<strong>der</strong>ten Gesichtspunkt <strong>der</strong> Selbstwert/Depressivität signifikant wären.<br />

17 Die offenen Fragen s<strong>in</strong>d zum Zeitpunkt unserer Masterarbeit noch nicht fertig kodiert.<br />

18 Es zeigte sich bei <strong>der</strong> telefonischen Befragung, dass die Unterscheidung zwischen ‚sehr’ <strong>und</strong><br />

‚ziemlich’ nicht wirklich vorgenommen werden konnte.<br />

497<br />

338<br />

341


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die letzte <strong>der</strong> drei <strong>Zufriedenheit</strong>en (<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation)<br />

wurde je nach Fragebogen (A-D) mit e<strong>in</strong>er etwas unterschiedlichen Frage erhoben, die<br />

<strong>Bezug</strong> nahm <strong>auf</strong> die aktuelle berufliche Situation <strong>der</strong> Befragten. Daraus entstand dann<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Variable:<br />

Tabelle 21: <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation<br />

FB A <strong>und</strong> B: Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie ganz allgeme<strong>in</strong> mit Ihrer jetzigen Arbeitssituation?<br />

FB C: Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie ganz allgeme<strong>in</strong> mit Ihrer jetzigen Ausbildungssituation?<br />

FB D: Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie ganz allgeme<strong>in</strong> mit Ihrer jetzigen Situation?<br />

6.4 Arbeitsmarktfähigkeit<br />

Die Arbeitsmarktfähigkeit wurde mittels fünf verschiedener Variablen operationali-<br />

siert. Die Daten entstammen <strong>der</strong> zweiten Befragung (N= 354). Die Häufigkeitsvertei-<br />

lung <strong>der</strong> Variablen sieht folgen<strong>der</strong>massen aus:<br />

Tabelle 22: Operationalisierung <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit <strong>und</strong> Häufigkeiten<br />

Variable Merkmale Anzahl<br />

a) Berufliche Situation<br />

b) Arbeitspensum<br />

c) Vertragsdauer<br />

d) Lohnart<br />

e) Lohnhöhe<br />

57<br />

Prozent<br />

von Total<br />

bezahlte Arbeit 212 64.2<br />

besucht EFZ 66 20.0<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit 52 15.6<br />

Vollzeit 159 74.3<br />

Teilzeit 55 25.7<br />

festangestellt 183 84.3<br />

temporär 34 15.7<br />

St<strong>und</strong>enlohn 45 20.0<br />

Monatslohn 169 80.0<br />

tiefer Lohn 57 54.3<br />

hoher Lohn 48 45.7<br />

Total<br />

a) berufliche Situation: E<strong>in</strong>er „bezahlten Arbeit“ geht nach, wer im erlernten o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Beruf arbeitet, sei es im Ausbildungsbetrieb o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en. Die<br />

Praktikant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Praktikanten wurden weggelassen. Wer e<strong>in</strong>e weitere Ausbildung<br />

mit Fähigkeitszeugnis (EFZ) besucht wird <strong>der</strong> Variablen „besucht EFZ“ zugeordnet.<br />

330<br />

214<br />

217<br />

214<br />

105


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Wer den Fragebogen D ausgefüllt hat, wird <strong>der</strong> Variablen „ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit“<br />

zugeordnet 19<br />

b) Arbeitspensum: Wer 100% arbeitet erhält das Merkmal „Vollzeit“, wer weniger<br />

arbeitet „Teilzeit“.<br />

c) Vertragsdauer: Richtet sich nach den vertraglich festgelegten Befristungen<br />

(festangestellt bzw. temporär).<br />

d) Lohnart: Auch hier liegt die vertraglich festgelegt Lohnart (St<strong>und</strong>en- bzw.<br />

Monatslohn) zugr<strong>und</strong>e. Weggelassen wurden jene, <strong>der</strong>en Bezahlung an<strong>der</strong>s geregelt<br />

war.<br />

e) Lohnhöhe 20 : Die Lohnhöhe wurde als Nettomonatslohn bzw. als<br />

Nettost<strong>und</strong>enlohn erfasst. Die St<strong>und</strong>enlöhne wurden gemäss dem Arbeitspensum <strong>in</strong><br />

effektiv erziehlte Monatslöhne umgerechnet 21 , wobei die Löhne bei Teilzeitangestellten<br />

nicht <strong>in</strong> Vollzeitlöhne umgerechnet wurden (ke<strong>in</strong>e Pensenbere<strong>in</strong>igung). Letzteres<br />

rechtfertigt sich daraus, dass wir <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> unserer Fragestellung den Selbstwert <strong>und</strong><br />

die <strong>Zufriedenheit</strong> mitberücksichtigen <strong>und</strong> uns damit für die subjektive Sichtweise <strong>der</strong><br />

Befragten <strong>und</strong> ihre reale aktuelle Situation <strong>in</strong>teressieren. Befragte mit <strong>und</strong>ef<strong>in</strong>ierten<br />

Lohnbestandteilen (Tr<strong>in</strong>kgeld, Kost <strong>und</strong> Logis) wurden nicht mit e<strong>in</strong>bezogen,<br />

ebensowenig Arbeitnehmer mit IV-Bezügen. Dadurch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 27 Befragte mit<br />

Löhnen aus sämtlichen Lohnkategorien herausgefallen. E<strong>in</strong>e Übersicht über die Lohn-<br />

verteilung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Abbildung 4.<br />

19 Zu e<strong>in</strong>em späten Zeitpunkt unserer Arbeit hat sich herausgestellt, dass 7 Personen „ohne<br />

bezahlte Arbeit“ dennoch mit „Lohn“ im Datensatz <strong>auf</strong>tauchen. Dies ergab sich dadurch, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung dieser Anlehrl<strong>in</strong>ge „ohne bezahlte Arbeit“ jene (grösseren) Löhne miterfasst<br />

wurden, die im vorausgehenden Jahr erzielt wurden. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung lag<br />

dann aber e<strong>in</strong>e Arbeitslosigkeit vor. Diese 7 Personen konnten nicht mehr herausgerechnet<br />

werden.<br />

20 Zu den Löhnen ist kritisch anzumerken, dass die Lohndaten nur unvollständig erhoben wurden:<br />

Kost <strong>und</strong> Logis, Tr<strong>in</strong>kgeld, IV-Bezüge, Provisionen, mit o<strong>der</strong> ohne Ferienanteil etc. wurden<br />

nicht explizit erfragt. Zudem stellt sich bei den St<strong>und</strong>enlöhnen die Frage, ob es sich wirklich<br />

überall um Nettost<strong>und</strong>enlöhne handelt.<br />

21 Der Monatslohn berechnete sich ausgehend von <strong>der</strong> branchenüblichen Jahresarbeitszeit für<br />

Vollzeitbeschäftigte von 1960 St<strong>und</strong>en, herausgegeben vom Bun<strong>des</strong>amt für Statistik.<br />

58


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

80
<br />

70
<br />

60
<br />

50
<br />

40
<br />

30
<br />

20
<br />

10
<br />

3
<br />

500‐1000
<br />

9
 8
<br />

1000‐1500
<br />

1500‐2000
<br />

Abbildung 4: Häufigkeitsverteilung <strong>des</strong> realen monatlichen Nettoe<strong>in</strong>kommens <strong>in</strong> Franken<br />

(N=173)<br />

Mit <strong>der</strong> Lohnvariablen wurden e<strong>in</strong>erseits Durchschnittswerte berechnet. An<strong>der</strong>er-<br />

seits wurde sie <strong>in</strong> drei möglichst gleich grosse Gruppen kategorisiert (nie<strong>der</strong>er, mittle-<br />

rer <strong>und</strong> hoher Lohn) 22 , was <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Lohnverteilung <strong>und</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Stichproben-<br />

grösse nicht ganz „gerecht“ gelang:<br />

Tabelle 23: Merkmalsverteilung <strong>der</strong> Variablen „Lohnhöhe“<br />

Merkmal Anzahl Prozent<br />

nie<strong>der</strong>er Lohn (Monatse<strong>in</strong>kommen von weniger als 2858 Fr.) 57 32.9%<br />

mittlerer Lohn (Monatse<strong>in</strong>kommen von 2858-3300 Fr.) 68 39.3%<br />

hoher Lohn (Monatse<strong>in</strong>kommen von mehr als 3300 Fr.) 48 27.8%<br />

Total 173 100.0%<br />

6.5 Grenzen <strong>der</strong> Daten<br />

14
<br />

2000‐2500
<br />

31
<br />

2500‐3000
<br />

Hier sollen noch diejenigen kritischen Aspekte <strong>auf</strong>geführt werden, die nicht schon<br />

an e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>em Ort beschrieben wurden.<br />

Tabelle 24: Korrelation <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit dem Selbstwert<br />

t1 <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung<br />

59<br />

t2 <strong>Zufriedenheit</strong><br />

rückblickend mit<br />

<strong>der</strong> Ausbildung<br />

t2 <strong>Zufriedenheit</strong> t1 Selbstwert<br />

mit <strong>der</strong> beruflichen<br />

Situation<br />

t1 <strong>Zufriedenheit</strong> mit Korrelation<br />

<strong>der</strong> Ausbildung am<br />

Signifikanz<br />

Ende <strong>der</strong> Ausbildung<br />

N<br />

1<br />

497<br />

.174<br />

0.001<br />

334<br />

0.034<br />

0.537<br />

337<br />

.128<br />

0.005<br />

486<br />

(Dies s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zigen signifikanten Korrelationen unter den vier Variablen.)<br />

22 Damit lehnen wir uns an an<strong>der</strong>e Berichte an (z.B. <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amts für Volkswirtschaft), obwohl<br />

die erhobenen Löhne aus verschiedenen Gründen nicht mit an<strong>der</strong>en Studien vergleichbar<br />

s<strong>in</strong>d: unsere Löhne s<strong>in</strong>d nicht pensenbere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> Kritik <strong>in</strong> Fussnote 20.<br />

74
<br />

3000‐3500
<br />

25
<br />

3500‐4000
<br />

5
 3
 1
<br />

4000‐4500
<br />

4500‐5000
<br />

5000‐5500



Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung, wie sie von den Befragten am Ende <strong>der</strong> Aus-<br />

bildung angegeben wurde, korreliert schwach mit <strong>der</strong> rückblickenden Ausbildungszu-<br />

friedenheit (.174). Ebenso korreliert sie schwach mit dem Selbstwert (.128). Diese Zu-<br />

sammenhänge s<strong>in</strong>d signifikant. Diese Ergebnisse deuten e<strong>in</strong>erseits dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>, dass<br />

sich die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung zwischen den beiden Befragungen verän<strong>der</strong>t<br />

hat (siehe dazu auch Abbildung 76 im Anhang). Der Zusammenhang mit dem Selbst-<br />

wert könnte dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>deuten, dass „<strong>Zufriedenheit</strong>“ <strong>und</strong> „Selbstwert“ ke<strong>in</strong>e disjunkte<br />

Variablen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Überschneidung untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> besteht. Da<br />

die beiden bei <strong>der</strong> Nachbefragung erhobenen <strong>Zufriedenheit</strong>en (rückblickend mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation) nicht mit dem Selbstwert aus <strong>der</strong> Erstbe-<br />

fragung korrelieren, kann vermutet werden, dass sich <strong>der</strong> Selbstwert selbst (obwohl als<br />

konstantes Persönlichkeitsmerkmal angenommen) ebenfalls verän<strong>der</strong>t haben dürfte,<br />

sonst würde er nach wie vor mit <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> korrelieren 23 .<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Zufriedenheit</strong>en wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung telefonisch ermittelt.<br />

Dort zeigte sich die Grenze <strong>der</strong> 7-er Skala (siehe Kapitel 6.3). Ohne optische Unter-<br />

stützung durch e<strong>in</strong>en vorliegenden Fragebogen unterscheiden sich die beiden Bewer-<br />

tungen „sehr“ <strong>und</strong> „ziemlich“ kaum. (Wir berücksichtigen diesen Umstand durch die<br />

Bildung <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> „Zufriedenen“ <strong>und</strong> „Unzufriedenen“, wie sie weiter oben be-<br />

schrieben wurde.)<br />

Sprachlich erfor<strong>der</strong>n die 8 Rosenbergfragen teilweise gute Deutschkenntnisse. Aus<br />

den Rückmeldungen <strong>der</strong> Erstbefragung s<strong>in</strong>d hier gewisse Verständnisschwierigkeiten<br />

<strong>des</strong> Fragebogens sichtbar geworden.<br />

Die E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>klassen-/Son<strong>der</strong>schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen erfolgt <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>des</strong> hauptsächlich besuchten Schultyps. S<strong>in</strong>nvoll sche<strong>in</strong>t uns<br />

hier, den zuletzt besuchten Schultyp beizuziehen. Lei<strong>der</strong> ist zum Zeitpunkt unserer<br />

Masterarbeit diese durchaus vorhandene Variable noch nicht kodiert. Ausserdem un-<br />

terscheiden sich die kantonalen Schulsysteme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Benennung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />

ihres son<strong>der</strong>pädagogischen Angebots, was die Vergleichbarkeit erschwert.<br />

Zum Zeitpunkt unserer Berechnungen war die Doppele<strong>in</strong>gabe zur Datenkontrolle<br />

noch nicht erfolgt. Entsprechend kann hier noch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fehler bei den<br />

23 Die Vermutung geht dah<strong>in</strong>, dass wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung <strong>der</strong> Selbstwert ebenfalls erhoben<br />

worden wäre, e<strong>in</strong>e Korrelation zwischen ihm <strong>und</strong> den beiden genannten <strong>Zufriedenheit</strong>en<br />

sichtbar geworden wäre.<br />

60


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Daten <strong>auf</strong>tauchen 24 <strong>und</strong> für die Gültigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse Nachberechnungen erfor-<br />

<strong>der</strong>n. Letzteres können wir im Rahmen unserer Masterthese nicht leisten.<br />

24 Bereits korrekt berücksichtigt wurden jene 6 Personen, die bei <strong>der</strong> Splitt<strong>in</strong>gfrage mit 8 statt 9<br />

e<strong>in</strong>getragen waren.<br />

61


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7 Ergebnisse<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Forschungsfragen geschieht nach folgendem Vorgehen:<br />

Tabelle 25: Vorgehen bei <strong>der</strong> Auswertung<br />

1. Hypothesengeleitete <strong>des</strong>kriptive Beschreibung <strong>der</strong> jeweiligen Forschungsfragen.<br />

2. Verifizieren o<strong>der</strong> Falsifizieren <strong>der</strong> Hypothesen.<br />

3. Interpretative Beschreibung <strong>der</strong> Forschungsresultate <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Deskription.<br />

4. Verknüpfung <strong>der</strong> Forschungsresultate mit theoretischen Erkenntnissen.<br />

5. Spezifische Aussagen zur Anregung von weiterführenden Forschungsarbeiten.<br />

7.1 Forschungsfrage 1 (FF1)<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen dem Selbstwert <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

Der ersten Forschungsfrage geht unsere Vermutung voraus, dass die Arbeits-<br />

marktfähigkeit von Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anlehre e<strong>in</strong> Jahr nach Abschluss <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenhang zum<br />

Selbstwert steht. Drei vergleichende Hypothesen sollen uns e<strong>in</strong>en ersten Aufschluss<br />

darüber geben. Dabei stellen wir Personen mit e<strong>in</strong>em hohen Selbstwert jenen mit ei-<br />

nem tiefen Selbstwert gegenüber. Personen mit e<strong>in</strong>em mittleren Selbstwert ersche<strong>in</strong>en<br />

nicht <strong>in</strong> den Berechnungen.<br />

7.1.1 FF1 – Hypothese 1<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert verfügen häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong> besuchen<br />

öfter e<strong>in</strong>e weitere Ausbildung EFZ als Berufsleute mit tiefem Selbstwert.<br />

tiefer SW<br />

hoher SW<br />

17.2%<br />

18.5%<br />

18.2%<br />

22.8%<br />

Abbildung 5: Berufliche Situation bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=191)<br />

62<br />

64.6%<br />

58.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

18.2% aller Berufsleute mit tiefem Selbstwert besuchen e<strong>in</strong>e Weiterbildung EFZ,<br />

bei Berufsleuten mit hohem Selbstwert liegt dieser Anteil etwas höher bei 22.8%. Über<br />

e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit verfügen etwas mehr Berufsleute mit tiefem Selbstwert als Berufs-<br />

leute mit hohem Selbstwert (64.6 vs. 58.7%). Ohne bezahlte Arbeit s<strong>in</strong>d 17.2% Befrag-<br />

te mit tiefem Selbstwert gegenüber 18.5% mit hohem Selbstwert 25 . Der Zusammen-<br />

hang ist nicht signifikant.<br />

7.1.2 FF1 – Hypothese 2<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert verfügen über bessere Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen (z.B.<br />

mehr Vollzeit- <strong>und</strong> Festanstellung / höheren Lohn) als Berufsleute mit tiefem Selbstwert.<br />

tiefer SW<br />

hoher SW<br />

Abbildung 6: Arbeitspensum bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=115)<br />

b) Arbeitspensum: Berufsleute mit hohem Selbstwert verfügen deutlich häufiger über<br />

e<strong>in</strong>e Vollzeitanstellung als Berufsleute mit tiefem Selbstwert (87.0 vs. 60.7%). Berufs-<br />

leute mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d drei Mal häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilzeitanstellung als Berufs-<br />

leute mit hohem Selbstwert (39.3 vs. 13.0%). Es handelt sich um e<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Zusammenhang: .004<br />

tiefer SW<br />

hoher SW<br />

13.0%<br />

39.3%<br />

Abbildung 7: Vertragsdauer bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=118)<br />

25 E<strong>in</strong>e Skalierung mit alle<strong>in</strong>igem Fokus <strong>auf</strong> Depressivität (Antworten zu 4 von <strong>in</strong>sgesamt 8 verwendeten<br />

Rosenbergfragen wie z.B. „Ich fühle mich manchmal richtig wertlos“) zeigt, dass<br />

junge Berufsleute mit e<strong>in</strong>er hohen Depressivität r<strong>und</strong> dreimal weniger häufig e<strong>in</strong>e Weiterbildung<br />

besuchen als solche mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Depressivität (4.5 vs. 15.2%). Dieser Unterschied<br />

ist signifikant.<br />

63<br />

87.0%<br />

60.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

11.3%<br />

23.2%<br />

Teilzeit Vollzeit<br />

88.7%<br />

76.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

temporär festangestellt


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

c) Vertragsdauer: 76.8% aller Berufsleute mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d fest angestellt,<br />

bei den Berufsleuten mit tiefem Selbstwert liegt dieser Wert etwas höher bei 88.7%.<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d doppelt so oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Temporäranstellung wie<br />

Berufsleute mit tiefem Selbstwert (23.2 vs. 11.3%). Die Unterschiede s<strong>in</strong>d nicht signifi-<br />

kant.<br />

tiefer SW<br />

hoher SW<br />

16.7%<br />

27.6%<br />

Abbildung 8: Lohnart bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=102)<br />

d) Lohnart: 83.3% aller Berufsleute mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d im Monatslohn ange-<br />

stellt, bei den Berufsleuten mit tiefem Selbstwert liegt dieser Wert bei 72.4%. Berufs-<br />

leute mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d häufiger im St<strong>und</strong>enlohn angestellt als Berufsleute mit<br />

hohem Selbstwert (27.6 vs. 16.7%). Beide Unterschiede s<strong>in</strong>d nicht signifikant.<br />

Abbildung 9: Lohnhöhe bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=93)<br />

e) Lohnhöhe: Beim realen Monatse<strong>in</strong>kommen zeigt sich, dass Berufsleute mit hohem<br />

Selbstwert durchschnittlich 178 Fr. mehr verdienen als Berufsleute mit tiefem Selbst-<br />

wert (3074 vs. 2896 Fr.). Berufsleute mit tiefem Selbstwert beziehen fast doppelt so oft<br />

wie Berufsleute mit hohem Selbstwert e<strong>in</strong> tiefes Monatse<strong>in</strong>kommen (44.7 vs. 23.9%).<br />

E<strong>in</strong> hohes Monatse<strong>in</strong>kommen ist bei Berufsleuten mit hohem Selbstwert häufiger anzu-<br />

treffen als bei Berufsleuten mit tiefem Selbstwert (32.6 vs. 26.1%). Sämtliche Lohnun-<br />

terschiede s<strong>in</strong>d nicht signifikant.<br />

64<br />

83.3%<br />

72.4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=47/M=2896 Fr./s=799 Fr.<br />

hoher Selbstwert<br />

n=46/M=3074 Fr./s=792 Fr.<br />

23.9%<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn<br />

44.7%<br />

43.5%<br />

29.8%<br />

25.5%<br />

32.6%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.2 Unterfrage 1a (FF1a)<br />

Welche <strong>Rolle</strong> spielt <strong>der</strong> Selbstwert bei Teilstichproben <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

In <strong>der</strong> Unterfrage 1a wird <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> mit <strong>der</strong> Arbeits-<br />

marktfähigkeit an drei dichotomen Gruppierungen <strong>der</strong> Stichprobe untersucht: Frauen<br />

↔ Männer, Schweizer/-<strong>in</strong>nen ↔ Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Re-<br />

gelklasse ↔ Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule. Uns <strong>in</strong>teressieren wie<strong>der</strong><br />

nur diejenigen Befragten, die e<strong>in</strong>en hohen bzw. tiefen Selbstwert angaben. Diejenigen<br />

mit e<strong>in</strong>em mittleren Selbstwert werden weggelassen. Die Formulierung unserer Hypo-<br />

thesen verdeutlicht unsere Vermutung, dass e<strong>in</strong> hoher Selbstwert Benachteiligungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Arbeitsmarktsfähigkeit eher abschwächt, e<strong>in</strong> tiefer Selbstwert Benachteiligungen<br />

eher verstärkt.<br />

Für e<strong>in</strong>e erste Übersicht wird die Selbstwertverteilung je nach Geschlecht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

folgenden Abbildung dargestellt:<br />

Frauen<br />

N=214/M=3.7/s=0.6<br />

Männer<br />

n=120/M=3.9/s=0.6<br />

Abbildung 10: Selbstwertverteilung bei Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstichprobe<br />

(N=487)<br />

Männer verfügen deutlich häufiger über e<strong>in</strong>en hohen Selbstwert als Frauen (40.6<br />

vs. 23.3%), Frauen etwas häufiger über e<strong>in</strong>en nie<strong>der</strong>en Selbstwert als Männer (32.2<br />

vs. 27.6%). Ebenso unterscheiden sich die Mittelwerte <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen: (3.9 vs. 3.7). Die Häufigkeitsunterschiede <strong>und</strong> Mittelwerte s<strong>in</strong>d signifikant.<br />

Zu erwähnen ist, dass die Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung <strong>in</strong> etwa erhalten bleiben<br />

(siehe Abbildung 53).<br />

30.40%<br />

29.20%<br />

65<br />

35.00%<br />

45.30%<br />

35.80%<br />

24.30%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Selbstwert mittlerer Selbstwert hoher Selbstwert


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.2.1 FF1a – Hypothese 1<br />

Frauen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft, gegenüber Männern<br />

mit hohem Selbstwert nicht benachteiligt.<br />

Frauen mit<br />

hohem SW<br />

Männer mit<br />

hohem SW<br />

Abbildung 11: Arbeitssituation bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=92)<br />

a) Berufliche Situation: Frauen mit hohem Selbstwert verfügen häufiger über e<strong>in</strong>e<br />

bezahlte Arbeit als Männer mit hohem Selbstwert (62.0 vs. 54.8%). Männer mit hohem<br />

Selbstwert haben häufiger ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Frauen mit hohem Selbstwert<br />

(21.4 vs. 16.0%). Männer mit hohem Selbstwert besuchen etwas häufiger e<strong>in</strong>e weitere<br />

Ausbildung EFZ als Frauen (23.8 vs. 22.0%). (Dies s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e signifikanten Zusam-<br />

menhänge.)<br />

Frauen mit<br />

hohem SW<br />

Männer mit<br />

hohem SW<br />

16.0%<br />

21.4%<br />

22.0%<br />

23.8%<br />

Abbildung 12: Arbeitspensum bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=54)<br />

b) Arbeitspensum: Frauen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d weniger häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Voll-<br />

zeitanstellung als Männer mit hohem Selbstwert (82.8 vs. 92.0%). Bei e<strong>in</strong>er Teilzeitan-<br />

stellung s<strong>in</strong>d Frauen mit hohem Selbstwert mehr als doppelt so oft vertreten wie Män-<br />

ner mit hohem Selbstwert (17.2 vs. 8.0%). (Ke<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang)<br />

66<br />

62.0%<br />

54.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

8.0%<br />

17.2%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit<br />

92.0%<br />

82.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Teilzeit Vollzeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Frauen mit<br />

hohem SW<br />

Männer mit<br />

hohem SW<br />

Abbildung 13: Vertragsdauer bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=56)<br />

c) Vertragsdauer: Bei Berufsleuten mit hohem Selbstwert haben deutlich mehr<br />

Frauen e<strong>in</strong>e Festanstellung als Männer (86.7 vs. 65.4%). Männer mit hohem Selbst-<br />

wert s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen fast drei Mal so oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Temporäranstellung zu f<strong>in</strong>den wie Frau-<br />

en mit hohem Selbstwert (34.6 vs. 13.3%). (Knapp nicht signifikant: 0.59)<br />

Frauen mit<br />

hohem SW<br />

Männer mit<br />

hohem SW<br />

13.3%<br />

34.6%<br />

Abbildung 14: Lohnart bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=54)<br />

d) Lohnart: Frauen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d praktisch gleich oft im Monatslohn<br />

angestellt wie Männer mit hohem Selbstwert (82.8 vs. 84.0%). Ebenso bei e<strong>in</strong>er An-<br />

stellung im St<strong>und</strong>enlohn (17.2 vs. 16.0%). (Nicht signifikant)<br />

Abbildung 15: Lohnhöhe bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=46)<br />

e) Lohnhöhe: Männer mit hohem Selbstwert beziehen im Vergleich zu Frauen mit<br />

hohem Selbstwert fast doppelt so oft e<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>es Monatse<strong>in</strong>kommen (31.8 vs. 16.7%).<br />

67<br />

86.7%<br />

65.4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

17.2%<br />

16.0%<br />

temporär festangestellt<br />

82.8%<br />

84.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Frauen mit hohem SW<br />

n=24/M=3116 Fr./s=606 Fr.<br />

Männer mit hohem SW<br />

n=22/3028 Fr./s=969 Fr.<br />

16.6%<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn<br />

31.8%<br />

54.2%<br />

31.8%<br />

29.2%<br />

36.4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Gleichzeitig verdienen Männer mit hohem Selbstwert häufiger e<strong>in</strong> hohes Monatse<strong>in</strong>-<br />

kommen als Frauen mit hohem Selbstwert (36.4 vs. 29.2%). Frauen mit hohem<br />

Selbstwert verdienen aber pro Monat ca. 90 Fr. mehr als Männer mit hohem Selbstwert<br />

(3116 vs. 3028 Fr.). (Häufigkeiten <strong>und</strong> Mittelwerte s<strong>in</strong>d nicht signifikant.)<br />

7.2.2 FF1a – Hypothese 2<br />

Frauen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft, gegenüber Männern<br />

mit tiefem Selbstwert benachteiligt.<br />

Frauen mit<br />

tiefem SW<br />

Männer mit<br />

tiefem SW<br />

Abbildung 16: Berufliche Situation bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=97)<br />

a) Berufliche Situation: Frauen mit tiefem Selbstwert verfügen etwas häufiger über<br />

e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Männer mit tiefem Selbstwert (65.1 vs. 64.7%). Auch bei e<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung EFZ ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen mit tiefem Selbstwert etwas grösser als <strong>der</strong>-<br />

jenige <strong>der</strong> Männer mit tiefem Selbstwert (19.0 vs. 17.6%). Etwas mehr Männer als<br />

Frauen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d ohne bezahlte Arbeit (17.6 vs. 15.9%). (Nicht signifi-<br />

kant.)<br />

Frauen mit<br />

tiefem SW<br />

Männer mit<br />

tiefem SW<br />

15.9%<br />

17.6%<br />

19.0%<br />

17.6%<br />

Abbildung 17: Arbeitspensum bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert (N=60)<br />

b) Arbeitspensum: Männer mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d deutlich häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Vollzeitanstellung als Frauen mit tiefem Selbstwert (76.2 vs. 51.3%). Frauen mit tiefem<br />

Selbstwert s<strong>in</strong>d dafür r<strong>und</strong> doppelt so oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilzeitanstellung wie Männer mit<br />

68<br />

65.1%<br />

64.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

23.8%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit<br />

48.7%<br />

76.2%<br />

51.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Teilzeit Vollzeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

tiefem Selbstwert (48.7 vs. 23.8%). Dieser Zusammenhang ist mit .06 knapp nicht si-<br />

gnifikant. Ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> ist <strong>der</strong> Unterschied signifikant (siehe<br />

Abbildung 56 im Anhang).<br />

Frauen mit<br />

tiefem SW<br />

Männer mit<br />

tiefem SW<br />

Abbildung 18: Vertragsdauer bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert (N=61)<br />

c) Vertragsdauer: Frauen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d etwas weniger oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Festanstellung als Männer mit tiefem Selbstwert (95.2 vs. 85.0%). Frauen mit tiefem<br />

Selbstwert s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> dreimal häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Temporäranstellung als Männer mit tie-<br />

fem Selbstwert (15.0 vs. 4.8%). (Nicht signifikant.)<br />

Frauen mit<br />

tiefem SW<br />

Männer mit<br />

tiefem SW<br />

4.8%<br />

15.0%<br />

Abbildung 19: Lohnart bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert (N=57)<br />

d) Lohnart: Männer mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d deutlich häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anstellung<br />

mit Monatslohn als Frauen mit tiefem Selbstwert (89.5 vs. 63.2%). Frauen mit tiefem<br />

Selbstwert s<strong>in</strong>d fast vier Mal häufiger im St<strong>und</strong>enlohn angestellt als Männer mit tiefem<br />

Selbstwert (36.8 vs. 10.5%). (Nicht signifikant)<br />

Abbildung 20: Lohnhöhe bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert (N=168)<br />

69<br />

95.2%<br />

85.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

10.5%<br />

36.8%<br />

temporär festangestellt<br />

89.5%<br />

63.2%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Frauen mit tiefem SW<br />

n=32/M=2758 Fr./s=826 Fr.<br />

Männer mit tiefem SW<br />

n=14/M=3153 Fr./s=679 Fr.<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn<br />

35.7%<br />

49.9%<br />

28.6%<br />

31.3%<br />

35.7%<br />

18.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

e) Lohnhöhe: Frauen mit tiefem Selbstwert verdienen durchschnittlich fast 400 Fr.<br />

weniger pro Monat als Männer mit tiefem Selbstwert (2758 vs. 3153 Fr.). Frauen mit<br />

tiefem Selbstwert beziehen deutlich häufiger e<strong>in</strong> tiefes Monatse<strong>in</strong>kommen als Männer<br />

mit tiefem Selbstwert (49.9 vs. 35.7%). Bei e<strong>in</strong>em hohem Monatse<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d<br />

Männer mit tiefem Selbstwert fast doppelt so oft vertreten wie Frauen mit tiefem<br />

Selbstwert (35.7 vs. 18.8%). Unterschiedliche Mittelwerte <strong>und</strong> Häufigkeiten s<strong>in</strong>d nicht<br />

signifikant.<br />

7.2.3 FF1a – Hypothese 3<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft,<br />

gegenüber Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizern mit hohem Selbstwert nicht benachteiligt.<br />

Für e<strong>in</strong>en ersten Überblick die Ausprägung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Herkunftsgruppen:<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

n=72/M=3.8/s=0.6<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

n=59/M=3.6/s=0.6<br />

30.6%<br />

37.3%<br />

Abbildung 21: Selbstwert bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit bezahlter Arbeit<br />

(N=131)<br />

Es zeigt sich <strong>in</strong> den verschiedenen Gruppen e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Unterschied <strong>der</strong> Selbst-<br />

wertausprägung. Schweizer/-<strong>in</strong>nen haben gegenüber Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en<br />

etwas höheren Selbstwert (3.8 vs. 3.6). Entsprechend gibt es weniger Südosteuropä-<br />

er/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (20.3 vs. 25.0%), bzw. mehr mit tiefem Selbstwert<br />

(37.3 vs. 30.6%). Die Zusammenhänge s<strong>in</strong>d nicht signifikant.<br />

70<br />

44.4%<br />

42.4%<br />

25.0%<br />

20.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Selbstwert mittlerer Selbstwert hoher Selbstwert


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Abbildung 22: Berufliche Situation bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=50)<br />

a) Berufliche Situation: Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert verfügen öfters<br />

über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (66.7 vs.<br />

52.2%). Deutlich mehr Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert absolvieren e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung EFZ als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (30.4 vs. 18.5%).<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d weniger häufig ohne bezahlte Arbeit wie Südosteuropäer/-<br />

<strong>in</strong>nen (14.8 vs. 17.8%). Zusammenhänge s<strong>in</strong>d nicht signifikant.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Abbildung 23: Arbeitspensum bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=30)<br />

b) Arbeitspensum: Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d häufiger <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Vollzeitanstellung als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (91.7 vs. 77.8%).<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d fast drei Mal so oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilzeitanstel-<br />

lung vertreten wie Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (22.2 vs. 8.3%). Nicht<br />

signifikant.<br />

14.8%<br />

17.4%<br />

18.5%<br />

30.4%<br />

71<br />

66.7%<br />

52.2%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit<br />

8.3%<br />

22.2%<br />

91.7%<br />

77.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Teilzeit Vollzeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Abbildung 24: Vertragsdauer bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem Selbstwert<br />

(N=34)<br />

c) Vertragsdauer: Über e<strong>in</strong>e Festanstellung verfügen 92.3% aller Südosteuropäer/-<br />

<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert. Bei Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert beträgt dieser<br />

Wert nur 55.6%. Der Anteil <strong>der</strong> Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert ist bei e<strong>in</strong>er<br />

Temporäranstellung h<strong>in</strong>gegen fast sechs Mal so gross wie <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Südosteuro-<br />

päer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (44.4 vs. 7.7%). Signifikanter Zusammenhang.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem SW<br />

7.7%<br />

Abbildung 25: Lohnart bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem Selbstwert<br />

(N=30)<br />

d) Lohnart: Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anstel-<br />

lung mit St<strong>und</strong>enlohn als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (27.8 vs.<br />

16.7%). Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert verfügen etwas häufiger über<br />

e<strong>in</strong>e Anstellung im Monatslohn als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (83.3 vs.<br />

72.2%). Nicht signifikant.<br />

44.4%<br />

72<br />

92.3%<br />

55.6%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

16.7%<br />

27.8%<br />

temporär festangestellt<br />

83.3%<br />

72.2%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

n=15/M=2936 Fr./s=316 Fr.<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

n=9/M=3418 Fr./s=415 Fr.<br />

Abbildung 26: Lohnhöhe bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem Selbstwert<br />

(N=24)<br />

e) Lohnhöhe: Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert haben durchschnittlich<br />

480 Fr. mehr Monatse<strong>in</strong>kommen als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (3418 vs.<br />

2936 Fr.). Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert erhalten fast vier Mal so häufig e<strong>in</strong><br />

tiefes Monatse<strong>in</strong>kommen wie Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (40.0 vs.<br />

11.1%). Bei e<strong>in</strong>em hohen E<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbst-<br />

wert mehr als acht Mal so häufig vertreten wie Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert<br />

(55.6 vs. 6.7%). Dieser Zusammenhang erweist sich als signifikant.<br />

7.2.4 FF1a – Hypothese 4<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d, was die Arbeitsmarktfähigkeit betrifft,<br />

gegenüber Schweizer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schweizern mit tiefem Selbstwert benachteiligt.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

3.7%<br />

11.1%<br />

40.0%<br />

33.3%<br />

Abbildung 27: Berufliche Situation bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=62)<br />

a) Berufliche Situation: Deutlich mehr Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert<br />

verfügen über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (81.5 vs.<br />

62.9%). Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert absolvieren etwas häufiger e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung EFZ als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (14.8 vs. 11.4%). Ke<strong>in</strong>e<br />

bezahlte Arbeit haben r<strong>und</strong> sieben Mal mehr Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert<br />

als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit gleichem Selbstwert (25.7 vs. 3.7%). Nicht signifikant.<br />

73<br />

53.3%<br />

55.6%<br />

6.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn<br />

25.7%<br />

14.8%<br />

11.4%<br />

81.5%<br />

62.9%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Abbildung 28: Arbeitspensum bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=43)<br />

b) Arbeitspensum: Etwas mehr Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen<br />

über e<strong>in</strong>e Vollzeitanstellung als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (57.1 vs.<br />

50.0%). Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen zu gleichen Teilen über<br />

e<strong>in</strong>e Vollzeit- wie Teilzeitanstellung (50.0 vs. 50.0%). Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem<br />

Selbstwert haben öfters e<strong>in</strong>e Vollzeit- als e<strong>in</strong>e Teilzeitstelle (57.1 vs. 42.9%). Nicht si-<br />

gnifikant.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

42.9%<br />

50.0%<br />

Abbildung 29: Vertragsdauer bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=44)<br />

c) Vertragsdauer: Etwas mehr Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Festanstellung wie Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (90.9 vs. 86.4%). In<br />

e<strong>in</strong>er Temporäranstellung s<strong>in</strong>d etwas mehr Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert als<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit gleichem Selbstwert (13.6 vs. 9.1%). Nicht signifikant.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit tiefem SW<br />

Abbildung 30: Lohnart bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=41)<br />

74<br />

57.1%<br />

50.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

13.6%<br />

9.1%<br />

Teilzeit Vollzeit<br />

86.4%<br />

90.9%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

26.3%<br />

40.9%<br />

temporär festangestellt<br />

73.7%<br />

59.1%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

d) Lohnart: Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen etwas häufiger über<br />

e<strong>in</strong>e Anstellung im Monatslohn wie Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (73.7<br />

vs. 59.1%). Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert haben fast doppelt so oft e<strong>in</strong>e<br />

Anstellung im St<strong>und</strong>enlohn wie Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (40.9 vs.<br />

26.3%). Nicht signifikant.<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

n=16/M=2696 Fr./s=857 Fr.<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

n=18/M=2939 Fr./s=838 Fr.<br />

Abbildung 31: Lohnhöhe bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=34)<br />

e) Lohnhöhe: Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen gegenüber<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert über durchschnittlich 240 Fr. mehr Lohn pro<br />

Monat (2939 vs. 2696 Fr.). Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d deutlich öfter<br />

zu e<strong>in</strong>em niedrigen Lohn angestellt als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert<br />

(56.3 vs. 33.3%). Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d häufiger zu e<strong>in</strong>em<br />

hohen Lohn angestellt als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (27.8 vs. 18.8%).<br />

Nicht signifikant.<br />

7.2.5 FF1a – Hypothese 5<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert, die ihre Schulzeit vorwiegend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse<br />

o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule verbrachten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit gegenüber Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schülern mit hohem Selbstwert aus <strong>der</strong> Regelklasse nicht benachteiligt.<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

15.7%<br />

23.5%<br />

33.3%<br />

56.3%<br />

Abbildung 32: Berufliche Situation bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

<strong>und</strong> Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=87)<br />

Berufliche Situation: Ehemalige Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit<br />

hohem Selbstwert verfügen etwas häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als ehemalige<br />

75<br />

38.9%<br />

25.0%<br />

27.8%<br />

18.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn<br />

25.7%<br />

11.8%<br />

58.6%<br />

64.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (64.7 vs. 58.6%). E<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

EFZ machen mehr als doppelt so viele Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbst-<br />

wert wie Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem Selbstwert (25.7<br />

vs. 11.8%). Ohne bezahlte Arbeit s<strong>in</strong>d etwas mehr Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klas-<br />

se/Son<strong>der</strong>schule mit hohem Selbstwert als Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem<br />

Selbstwert (23.5 vs. 15.7%). Nicht signifikant.<br />

Zum Vergleich schieben wir die nächste Tabelle e<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Selbstwert unbe-<br />

rücksichtigt bleibt:<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 33: Berufliche Situation bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

<strong>und</strong> Regelschülern (ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong>, N=306)<br />

Deutlich mehr Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen als Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klas-<br />

se/Son<strong>der</strong>schule absolvieren e<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ (21.9 vs. 12.5%). Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule s<strong>in</strong>d mehr als doppelt so oft ohne Arbeit wie Regel-<br />

klassenschüler/-<strong>in</strong>nen (26.6. vs. 11.6%). Signifikanter Zusammenhang (


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 35: Vertragsdauer bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=53)<br />

c) Vertragsdauer: Ehemalige Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert<br />

s<strong>in</strong>d etwas öfters <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Festanstellung als ehemalige Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klas-<br />

se/Son<strong>der</strong>schule mit hohem Selbstwert (79.5 vs. 71.4%). Über e<strong>in</strong>e Temporäranstel-<br />

lung verfügen etwas mehr Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem<br />

Selbstwert als Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (28.6 vs. 20.5%).<br />

Nicht signifikant.<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 36: Lohnart bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern<br />

mit hohem Selbstwert (N=51)<br />

d) Lohnart: Etwas mehr Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem<br />

Selbstwert verfügen über e<strong>in</strong>e Anstellung im Monatslohn als Regelklassenschüler/-<br />

<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert (85.7 vs. 83.8%). E<strong>in</strong>e Anstellung im St<strong>und</strong>enlohn ist bei<br />

Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert ger<strong>in</strong>gfügig höher als bei Schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem Selbstwert (16.2 vs. 14.3%). Nicht<br />

signifikant.<br />

20.5%<br />

28.6%<br />

77<br />

79.5%<br />

71.4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

16.2%<br />

14.3%<br />

temporär festangestellt<br />

83.8%<br />

85.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

n=34/M=3177 Fr./s=790 Fr.<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule<br />

n=10/M=2657 Fr./s=747 Fr.<br />

Abbildung 37: Lohnhöhe bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern<br />

mit hohem Selbstwert (N=44)<br />

e) Lohnhöhe: Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert verdienen im Mo-<br />

nat durchschnittlich 520 Fr. mehr als Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule<br />

mit hohem Selbstwert (3177 vs. 2657 Fr.) (ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied). Schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem Selbstwert arbeiten r<strong>und</strong> doppelt so<br />

oft zu e<strong>in</strong>em tiefen Monatslohn wie Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert<br />

(40.0 vs. 20.6%). 41.2% aller Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert arbei-<br />

ten für e<strong>in</strong>en hohen Monatslohn. Bei Schüler/-<strong>in</strong>nen aus Kle<strong>in</strong>klassen <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>schu-<br />

len mit hohem Selbstwert liegt dieser Anteil bei 0%. Signifikanter Zusammenhang<br />

(


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

bezahlte Arbeit s<strong>in</strong>d etwas mehr Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert als<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert (15.3 vs. 12.5%).<br />

Nicht signifikant.<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 39: Arbeitspensum bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=58)<br />

b) Arbeitspensum: Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen et-<br />

was öfter über e<strong>in</strong>e Vollzeitanstellung als Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klas-<br />

se/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert (63.0 vs. 58.3%). Nicht signifikant.<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

37.0%<br />

41.7%<br />

Abbildung 40: Vertragsdauer bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=59)<br />

c) Vertragsdauer: Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d etwas öf-<br />

ters <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Festanstellung als Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tie-<br />

fem Selbstwert (91.5 vs. 83.3%). Über e<strong>in</strong>e Temporäranstellung verfügen r<strong>und</strong> doppelt<br />

so viele Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert wie Re-<br />

gelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (16.7 vs. 8.5%). Nicht signifikant.<br />

79<br />

63.0%<br />

58.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

8.5%<br />

16.7%<br />

teilzeit vollzeit<br />

91.5%<br />

83.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

temporär festangestellt


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 41: Lohnart bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern<br />

mit tiefem Selbstwert (N=55)<br />

d) Lohnart: Ehemalige Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem<br />

Selbstwert s<strong>in</strong>d gleich oft im Monatslohn angestellt wie ehemalige Regelklassenschü-<br />

ler/-<strong>in</strong>nen (72.7%). Nicht signifikant.<br />

Regelklasse<br />

n=36/M=2989 Fr./s=822 Fr.<br />

27.3%<br />

27.3%<br />

Abbildung 42: Lohnhöhe bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern<br />

mit tiefem Selbstwert (N=44)<br />

e) Lohnhöhe: Das durchschnittliche Monatse<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert ist r<strong>und</strong> 434 Fr. niedriger als je-<br />

nes von Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (2555 vs. 2989 Fr.). Schü-<br />

ler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert beziehen etwas häufi-<br />

ger e<strong>in</strong>en Monatslohn wie Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert (50.0 vs.<br />

41.7%). 33% aller Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen beziehen e<strong>in</strong>en hohen Monatslohn. Bei<br />

den Schüler/-<strong>in</strong>nen aus e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem Selbstwert beträgt<br />

dieser Wert 0%. We<strong>der</strong> Mittelwertsunterschiede noch Häufigkeiten s<strong>in</strong>d signifikant.<br />

80<br />

72.7%<br />

72.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule<br />

n=8/M=2555 Fr./s=763 Fr.<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn<br />

41.7%<br />

50.0%<br />

25.0%<br />

50.0%<br />

33.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.3 Forschungsfrage 2 (FF2)<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> über die berufliche Situation<br />

e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss <strong>und</strong> dem Selbstwert?<br />

E<strong>in</strong>erseits stellt sich für uns die Frage, ob e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss die<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation <strong>in</strong> Zusammenhang steht mit <strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong><br />

<strong>Selbstwerts</strong>. Entlang <strong>der</strong> ersten Hypothese, die die beiden Variablen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en direkten<br />

Zusammenhang setzt <strong>und</strong> mögliche Unterschiede sichtbar werden lässt, erhoffen wir<br />

uns e<strong>in</strong>e erste Antwort. Ebenso fragen wir <strong>in</strong> Hypothese 2 danach, wie es um den Zu-<br />

sammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> aktuellen beruflichen Situation be-<br />

stellt ist. Für diese beiden Hypothesen werden alle Nachbefragten e<strong>in</strong>bezogen. Ande-<br />

rerseits stellen wir durch die Formulierung <strong>der</strong> dritten Hypothese auch die Vermutung<br />

an, dass e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen<br />

Situation stärker mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als mit dem Selbstwert <strong>in</strong> Zusam-<br />

menhang steht.<br />

7.3.1 FF2 – Hypothese 1<br />

Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> Anlehre mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Selbstwert zeigen mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation (bezahlte Arbeit, besucht<br />

EFZ, ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit) als solche mit tiefem Selbstwert.<br />

hoher SW<br />

n=94/M=5.3/s=1.3<br />

tiefer SW<br />

n=100/M=5.0/s=1.4<br />

11.7%<br />

14.0%<br />

13.8%<br />

16.0%<br />

Abbildung 43: <strong>Zufriedenheit</strong> bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=194)<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert zeigen sich häufiger zufrieden als Berufsleute<br />

mit tiefem Selbstwert (74.5 vs. 70.0%). Berufsleute mit tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d häufiger<br />

unzufrieden als Berufsleute mit hohem Selbstwert (14.0 vs. 11.7%). Die Häufigkeitsun-<br />

terschiede s<strong>in</strong>d signifikant, nicht aber die Unterschiede <strong>der</strong> Mittelwerte.<br />

81<br />

74.5%<br />

70.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.3.2 FF2 – Hypothese 2<br />

Berufsleute s<strong>in</strong>d zufriedener mit <strong>der</strong> beruflichen Situation, wenn sie über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ verfügen, als wenn sie ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit haben.<br />

bezahlte Arbeit<br />

n=208/M=5.4/s=1.1<br />

besucht EFZ<br />

n=66/M=5.6/s=0.8<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

n=52/M=3.7/s=1.3<br />

Abbildung 44: <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflicher Situation (N=326)<br />

Berufsleute mit e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit s<strong>in</strong>d dreimal häufiger zufrieden mit ihrer beruf-<br />

lichen Situation als Berufsleute ohne bezahlte Arbeit (79.8 vs. 25.0%). Berufsleute <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Ausbildung EFZ s<strong>in</strong>d noch häufiger zufrieden (89.4%). Berufsleute ohne bezahl-<br />

te Arbeit s<strong>in</strong>d im Vergleich zu Berufsleuten mit e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit <strong>und</strong> Berufsleu-<br />

ten <strong>in</strong> Ausbildung EFZ massiv unzufriedener (38.5 vs. 4.8 o<strong>der</strong> 1.5%). Entsprechend<br />

unterscheidet sich auch die mittlere <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> den drei Gruppen markant (5.4<br />

o<strong>der</strong> 5.6 vs. 3.7). Die Unterschiede können <strong>auf</strong> dem 1%-Signifikanzniveau ange-<br />

nommen werden.<br />

4.80%<br />

9.1%<br />

15.4%<br />

38.5%<br />

82<br />

89.4%<br />

79.8%<br />

36.5%<br />

25.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.3.3 FF2 – Hypothese 3<br />

Bei Berufsleuten mit bezahlter Arbeit (nur diese verfügen über Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen)<br />

steht e<strong>in</strong> Jahr nach Abschluss die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren<br />

Zusammenhang mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als mit dem Selbstwert.<br />

hoher SW<br />

n=53/M=5.9/s=1.1<br />

tiefer SW<br />

n=62/M=5.1/s=1.3<br />

Vollzeit<br />

n=149/M=5.4/s=1.1<br />

Teilzeit<br />

n=54/M=5.3/s=1.1<br />

festangestellt<br />

n=180/M=5.4/s=1.1<br />

temporär<br />

n=26/M=5.2/s=1.1<br />

Monatslohn<br />

n=152/M=5.4/s=1.1<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

n=43/M=5.0/s=1.0<br />

Abbildung 45: <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert<br />

sowie bei unterschiedlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (nur Berufsleute<br />

mit bezahlter Arbeit)<br />

Selbstwert: Berufsleute mit hohem Selbstwert zeigen sich zufriedener mit <strong>der</strong> jetzi-<br />

gen Arbeitssituation als Personen mit tiefem Selbstwert (83.0 vs. 75.8 o<strong>der</strong> Mittelwert<br />

5.9 vs. 5.1). Nicht signifikant.<br />

b) Arbeitspensum: Berufsleute mit e<strong>in</strong>er Vollzeitanstellung s<strong>in</strong>d etwas häufiger zu-<br />

frieden mit ihrer beruflichen Situation als Teilzeitangestellte (81.9 vs. 74.1%). Nicht<br />

signifikant.<br />

c) Vertragsdauer: Berufsleute mit e<strong>in</strong>er Festanstellung s<strong>in</strong>d etwas häufiger zufrie-<br />

den mit ihrer beruflichen Situation als Temporärangestellte (81.1 vs. 69.2%). Nicht si-<br />

gnifikant.<br />

5.7%<br />

9.7%<br />

4.7%<br />

5.6%<br />

4.4%<br />

7.7%<br />

5.3% 11.2%<br />

4.7%<br />

hoher Lohn<br />

2.1% 10.4%<br />

n=48/M=5.6/s=1.1<br />

tiefer Lohn<br />

n=54/M=5.2/s=1.1<br />

7.4%<br />

11.3%<br />

13.4%<br />

14.4%<br />

14.5%<br />

20.4%<br />

23.1%<br />

32.6%<br />

20.4%<br />

83<br />

83.0%<br />

75.8%<br />

81.9%<br />

74.1%<br />

81.1%<br />

83.6%<br />

87.5%<br />

69.2%<br />

72.2%<br />

62.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

d) Lohnart: Berufsleute im Monatslohn zeigen sich deutlich häufiger zufrieden mit<br />

ihrer jetzigen Arbeitssituation als Berufsleute im St<strong>und</strong>enlohn (83.6 vs. 62.8%). Der<br />

Unterschied <strong>der</strong> Mittelwerte beträgt: 5.0 vs. 5.4. Die Mittelwertsunterschiede <strong>und</strong> die<br />

Häufigkeiten s<strong>in</strong>d signifikant <strong>auf</strong> dem Niveau


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

7.4.1 FF3 – Hypothese 1<br />

Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> Anlehre mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Selbstwert zeigen mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit ihrer damaligen Ausbildung als solche mit tiefem<br />

Selbstwert.<br />

hoher Selbstwert<br />

n=92/M=5.5/s=1.2<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=100/M=5.2/s=1.2<br />

Abbildung 46: <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung von Personen mit hohem<br />

bzw. tiefem Selbstwert (N=192)<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d etwas häufiger zufrieden mit ihrer damali-<br />

gen Ausbildung als Berufsleute mit tiefem Selbstwert (82.6 vs. 75.0%). Berufsleute mit<br />

tiefem Selbstwert s<strong>in</strong>d rückblickend nicht unzufriedener mit ihrer Ausbildung als Berufs-<br />

leute mit hohem Selbstwert (6.0 vs. 7.6%). We<strong>der</strong> Mittelwertsunterschiede noch Häu-<br />

figkeiten s<strong>in</strong>d signifikant.<br />

7.4.2 FF3 – Hypothese 2<br />

Berufsleute s<strong>in</strong>d rückblickend zufriedener mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung, wenn sie über<br />

e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ verfügen, als wenn sie ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

haben.<br />

bezahlte Arbeit<br />

n=206/M=5.3/s=1.2<br />

besucht EFZ<br />

n=66/M=5.4/s=1.1<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

n=52/M=5.4/s=1.1<br />

7.6%<br />

6.0%<br />

9.8%<br />

19.0%<br />

Abbildung 47: <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung je nach beruflicher Situation<br />

(N=324)<br />

Berufsleute mit e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit zeigen sich zu drei Viertel zufrieden mit <strong>der</strong><br />

damaligen Ausbildung, bei Berufsleuten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausbildung EFZ <strong>und</strong> bei Berufsleuten<br />

ohne bezahlte Arbeit liegt dieser Wert sogar noch etwas höher (74.8 vs. 83.3 <strong>und</strong><br />

85<br />

82.6%<br />

75.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

7.3%<br />

4.5% 12.1%<br />

5.8%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden<br />

18.0%<br />

13.5%<br />

83.3%<br />

74.8%<br />

80.8%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

80.8%). Berufsleute ohne bezahlte Arbeit s<strong>in</strong>d nicht häufiger unzufrieden mit <strong>der</strong> dama-<br />

ligen Ausbildung als Berufsleute mit e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit o<strong>der</strong> Berufsleute <strong>in</strong> Ausbil-<br />

dung EFZ (5.8 vs. 7.3 <strong>und</strong> 4.5%). Auch hier bestehen ke<strong>in</strong>e Signifikanzen.<br />

7.4.3 FF3 Hypothese 3<br />

Bei Berufsleuten mit bezahlter Arbeit steht e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss die <strong>Zufriedenheit</strong><br />

mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren Zusammenhang mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

als mit dem Selbstwert 26 .<br />

hoher Selbstwert<br />

n=52/M=5.5/s=1.3<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=62/M=5.2/s=1.1<br />

Vollzeit<br />

n=148/M=5.3/s=1.2<br />

Teilzeit<br />

n=53/M=5.3/s=1.2<br />

festangestellt<br />

n=179/M=5.3/s=1.2<br />

temporär<br />

n=25/M=5.2/s=1.3<br />

Monatslohn<br />

n=151/M=5.3/s=1.2<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

n=42/M=5.0/s=1.2<br />

hoher Lohn<br />

n=48/M=5.3/s=1.4<br />

tiefer Lohn<br />

n=54/M=5.3/s=1.1<br />

9.6%<br />

4.8%<br />

8.1%<br />

3.8%<br />

7.3%<br />

8.0%<br />

7.9%<br />

7.1%<br />

10.4%<br />

5.6%<br />

7.7%<br />

21.0%<br />

17.6%<br />

20.8%<br />

17.3%<br />

15.9%<br />

24.0%<br />

12.5%<br />

18.5%<br />

28.6%<br />

Abbildung 48: <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung bei hohem <strong>und</strong> tiefem<br />

Selbstwert sowie bei unterschiedlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (nur Berufsleute<br />

mit bezahlter Arbeit)<br />

Selbstwert: Personen mit bezahlter Arbeit <strong>und</strong> hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d rückblickend<br />

doppelt so häufig unzufrieden mit <strong>der</strong> Ausbildung wie diejenigen mit tiefem Selbstwert<br />

(9.6 vs. 4.8%). Gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie auch häufiger zufrieden (82.7 vs. 74.2%).<br />

26 Da neben <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung, die zum Zeitpunkt t2 erhoben<br />

wurde, auch noch die allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung zum Ende <strong>der</strong> Ausbildung<br />

(t1) erhoben wurde, besteht die Möglichkeit, die beiden „<strong>Zufriedenheit</strong>en mit <strong>der</strong> Ausbildung“<br />

damals <strong>und</strong> rückblickend zu vergleichen. Da dies nicht direkt mit den Hypothesen zu tun hat,<br />

geben wir diese Diagramme <strong>in</strong> den Anhang (Abbildung 72-Abbildung 74).<br />

86<br />

82.7%<br />

74.2%<br />

74.3%<br />

75.5%<br />

75.4%<br />

76.2%<br />

77.1%<br />

75.9%<br />

68.0%<br />

64.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

b) Arbeitspensum: R<strong>und</strong> drei Viertel aller Berufsleute mit e<strong>in</strong>er Vollzeitanstellung<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Teilzeitanstellung s<strong>in</strong>d zufrieden mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung (74.3% <strong>und</strong><br />

75.5%). Die Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung ist bei den Vollzeitange-<br />

stellten etwas häufiger als bei Teilzeitangestellten (8.1 vs. 3.8%).<br />

c) Vertragsdauer: Drei Viertel aller Berufsleute mit e<strong>in</strong>er Festanstellung s<strong>in</strong>d zufrie-<br />

den mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung (75.4%). Bei Berufsleuten mit e<strong>in</strong>er Temporäran-<br />

stellung liegt dieser Wert etwas tiefer (68.0%). Gleichzeitig s<strong>in</strong>d erstere seltener unzu-<br />

frieden (7.3 vs. 8.0%).<br />

d) Lohnart: Angestellte im Monatslohn zeigen sich häufiger zufrieden mit <strong>der</strong> da-<br />

maligen Ausbildung als Angestellte im St<strong>und</strong>enlohn (76.2 vs. 64.3%). Bei den Ange-<br />

stellten im Monatslohn wie bei jenen im St<strong>und</strong>enlohn liegt die Zahl <strong>der</strong> Unzufriedenen<br />

mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung bei unter 10% (7.1 vs. 7.9%).<br />

e) Lohnhöhe: Berufsleute mit e<strong>in</strong>em tiefen Monatse<strong>in</strong>kommen zeigen sich prak-<br />

tisch gleich häufig zufrieden mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung wie Berufsleute mit hohem<br />

Monatse<strong>in</strong>kommen (75.9 vs. 77.1%). Berufsleute mit e<strong>in</strong>em hohem Monatse<strong>in</strong>kommen<br />

s<strong>in</strong>d häufiger unzufrieden mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung als Berufsleute mit e<strong>in</strong>em tie-<br />

fen Monatse<strong>in</strong>kommen (10.4 vs. 5.6%).<br />

87


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

8 Reflexion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

8.1 Reflexion Forschungsfrage 1<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen dem Selbstwert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

Unsere Stichprobe wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> ersten Hypothese (FF1-Hypothese 1), wonach<br />

e<strong>in</strong> tiefer Selbstwert e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsgr<strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit se<strong>in</strong> könnte. So ver-<br />

fügen mehr Berufsleute mit tiefem Selbstwert über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als solche mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Selbstwert. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass e<strong>in</strong> hoher Selbstwert<br />

ke<strong>in</strong> Garant für den Erhalt e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit ist.<br />

E<strong>in</strong> tiefer Selbstwert sche<strong>in</strong>t sich aber nachteilig <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

auszuwirken (FF1-Hypothese 2). So s<strong>in</strong>d Berufsleute mit tiefem Selbstwert beispiels-<br />

weise deutlich weniger häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vollzeitanstellung vertreten als solche mit hohem<br />

Selbstwert. Als Folge davon s<strong>in</strong>d diese Berufsleute drei Mal häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilzeit-<br />

anstellung zu f<strong>in</strong>den als Berufsleute mit hohem Selbstwert. Dieser hochsignifikante<br />

Zusammenhang (.006) im Arbeitspensum sche<strong>in</strong>t sich auch <strong>auf</strong> an<strong>der</strong>e Anstellungsbe-<br />

d<strong>in</strong>gungen auszuwirken. So f<strong>in</strong>den sich Berufsleute mit tiefem Selbstwert häufiger <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Anstellung im St<strong>und</strong>enlohn 27 als Berufsleute mit hohem Selbstwert. Zudem haben<br />

sie e<strong>in</strong>en um 177 Fr. tieferen durchschnittlichen Monatslohn 28 als Berufsleute mit ho-<br />

hem Selbstwert.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> beiden Personengruppen mit unterschiedlichem Selbstwert lässt<br />

sich für uns die Aussage machen, dass Berufsleute mit tiefem Selbstwert <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong><br />

die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>sgesamt eher benachteiligt s<strong>in</strong>d. Im Gegensatz dazu<br />

lässt sich sagen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> grösseres Arbeitspensum möglicherweise mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Selbstwert <strong>in</strong> Zusammenhang steht, was bei Berufsleuten mit hohem<br />

Selbstwert wie<strong>der</strong>um positive Auswirkungen <strong>auf</strong> an<strong>der</strong>e Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen hat.<br />

27 Strub, Gerf<strong>in</strong> <strong>und</strong> Buetikofer (2008, S. 51, Fussnote 33) zum Zusammenhang von Vollzeitbeschäftigung<br />

<strong>und</strong> St<strong>und</strong>enlohn: „Um so ger<strong>in</strong>ger <strong>der</strong> Beschäftigungsgrad ist, <strong>des</strong>to grösser ist<br />

auch <strong>der</strong> Anteil Personen, die im St<strong>und</strong>enlohn bezahlt s<strong>in</strong>d. Unter den Vollzeiterwerbstätigen<br />

h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d praktisch ke<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>enlöhner zu f<strong>in</strong>den“.<br />

28 Strub, Gerf<strong>in</strong> <strong>und</strong> Buetikofer (2008, S. 18) zum Zusammenhang von St<strong>und</strong>enlohn <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerem<br />

Verdienst: „St<strong>und</strong>enlöhne gehen oft mit prekären Beschäftigungsverhältnissen <strong>und</strong><br />

Tieflöhnen e<strong>in</strong>her“.<br />

88


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

8.2 Reflexion Forschungsfrage 1a<br />

Welche <strong>Rolle</strong> spielt <strong>der</strong> Selbstwert bei Teilstichproben <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit?<br />

8.2.1 Geschlecht (FF1a – Hypothese 1 <strong>und</strong> 2)<br />

Da e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Zahlen von Frauen <strong>und</strong> Männer mit tiefem wie hohem<br />

Selbstwert <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz EFZ sehr<br />

ähnlich s<strong>in</strong>d, lassen diese Ergebnisse zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t die Aussage zu, dass für fast gleich<br />

viele Frauen wie Männer die Tür <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt geöffnet (hat bezahlte Arbeit o<strong>der</strong><br />

Ausbildungsplatz EFZ) respektive geschlossen (hat ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit) ist. Doch<br />

lassen sich aus diesen Vergleichszahlen ke<strong>in</strong>e weiteren Aussagen zur Arbeitsmarktfä-<br />

higkeit von Frauen <strong>und</strong> Männern ableiten. Denn die sche<strong>in</strong>bare Ausgewogenheit dieser<br />

Ergebnisse stimmt bei genauerem H<strong>in</strong>sehen mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen von<br />

Frau <strong>und</strong> Mann nicht mehr übere<strong>in</strong>.<br />

So sche<strong>in</strong>t bei Frauen <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> hoher Selbst-<br />

wert als Vorteil, e<strong>in</strong> tiefer Selbstwert als Nachteil zu wirken. Bei Männern mit tiefem<br />

Selbstwert zeigt sich dieser Nachteil nicht. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Entlöhnung s<strong>in</strong>d sie<br />

sogar besser gestellt als Männer mit hohem Selbstwert.<br />

Frauen mit e<strong>in</strong>em tiefem Selbstwert verfügen zwar etwas häufiger über e<strong>in</strong>e be-<br />

zahlte Arbeit als Frauen mit hohem Selbstwert, aber knapp die Hälfte <strong>der</strong> Frauen mit<br />

tiefem Selbstwert ist nur Teilzeit 29 angestellt. Dazu kommt häufig e<strong>in</strong>e Bezahlung im<br />

St<strong>und</strong>enlohn, was als Folge e<strong>in</strong>er Teilzeitanstellung betrachtet werden kann (siehe<br />

Interpretation <strong>der</strong> Forschungsfrage 1). E<strong>in</strong>e Anstellung im St<strong>und</strong>enlohn sche<strong>in</strong>t nicht<br />

nur für Frauen mit tiefem Selbstwert e<strong>in</strong>e Benachteiligung zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n stellt laut<br />

Strub, Gerf<strong>in</strong> <strong>und</strong> Buetikofer (2008) bei Frauen ganz allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Problem dar: „Fast<br />

jede vierte Frau, aber nur je<strong>der</strong> zehnte Mann wird im St<strong>und</strong>enlohn entlöhnt“ (S.18). Die<br />

Benachteiligung zeichnet sich gleich doppelt ab, sagen doch Strub et al. (2008, S.19)<br />

weiter: „Angestellte im St<strong>und</strong>enlohn verdienen im Schnitt weniger als Beschäftigte im<br />

Monatslohn“.<br />

29 Strub, Gerf<strong>in</strong> <strong>und</strong> Buetikofer (2008, S. 15) zum Unterschied <strong>des</strong> Arbeitspensums von Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern: „Während sich im L<strong>auf</strong>e <strong>der</strong> letzten Jahre die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frauen stetig<br />

erhöht hat, ist immer noch r<strong>und</strong> die Hälfte <strong>der</strong> Frauen Teilzeit erwerbstätig, während die<br />

grosse Mehrheit <strong>der</strong> Männer e<strong>in</strong> Vollzeitpensum <strong>in</strong>ne hat“.<br />

89


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Tabelle 26: Vergleich St<strong>und</strong>enlohn-Monatslohn<br />

Mittelwert N SD<br />

St<strong>und</strong>enlohn 3323 Fr. 38 435 Fr.<br />

Monatslohn 3091 Fr. 144 710 Fr.<br />

Die Löhne wurden pensenbere<strong>in</strong>igt<br />

Bei Frauen mit tiefem Selbstwert zeigt sich als Ergebnis dieser doppelten Benach-<br />

teiligung, dass sie im Vergleich mit sämtlichen an<strong>der</strong>en Personengruppen unserer<br />

Stichprobe monatlich um m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 300 Fr. weniger verdienen. Interessant ist, dass<br />

<strong>in</strong> unserer Stichprobe Berufsleute mit St<strong>und</strong>enlohn <strong>in</strong>sgesamt mehr verdienen als sol-<br />

che mit Monatslohn 30 (Tabelle 26).<br />

Dass Frauen per se zu schlechteren Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gestellt werden<br />

als Männer, lässt sich <strong>in</strong> unserer Stichprobe nicht bestätigen. Denn Frauen mit hohem<br />

Selbstwert s<strong>in</strong>d nicht nur im Vergleich zu Frauen mit tiefem Selbstwert, son<strong>der</strong>n auch<br />

im Vergleich zur gesamten Männergruppe m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens ebenso gut o<strong>der</strong> gar zu besse-<br />

ren Bed<strong>in</strong>gungen angestellt. Dies ist beispielsweise daran ersichtlich, dass nicht e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> Frauen mit hohem Selbstwert Teilzeit angestellt ist, währenddem Frau-<br />

en mit tiefem Selbstwert die „übliche“ Quote 31 von 50% nur um e<strong>in</strong> Prozent verpasst.<br />

Zudem verdienen Frauen mit hohem Selbstwert, obwohl sie doppelt so oft wie Männer<br />

mit hohem Selbstwert Teilzeit angestellt s<strong>in</strong>d, monatlich r<strong>und</strong> 90 Franken 32 mehr als<br />

Männer mit hohem Selbstwert. Auch arbeiten Frauen mit hohem Selbstwert nur halb so<br />

oft zu e<strong>in</strong>em tiefem Lohn wie Männer mit hohem Selbstwert. Dies macht deutlich, dass<br />

Frauen mit e<strong>in</strong>em hohen Selbstwert zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t nicht benachteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Da <strong>in</strong> unserer Stichprobe Frauen mit hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert unterschiedli-<br />

che Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>auf</strong>weisen, kommen wir zur Aussage, dass <strong>der</strong> Selbst-<br />

30 Strub, Gerf<strong>in</strong> <strong>und</strong> Buetikofer (2008, S. 51, Fussnote 33). Zum höheren Verdienst von Angestellten<br />

im St<strong>und</strong>enlohn: „Dass Beschäftigte, die im St<strong>und</strong>enlohn angestellt s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Lohnbonus<br />

erhalten, ist möglicherweise durch Messfehler zu erklären. Wie Erfahrungen aus Lohnerhebungen<br />

zeigen, werden die St<strong>und</strong>enlöhne von den Firmen oftmals <strong>in</strong>klusive statt exklusive<br />

Ferienentschädigung angegeben, so dass die St<strong>und</strong>enlöhne im Vergleich zu den Monatslöhnen<br />

überschätzt werden“.<br />

31 Siehe Fussnote 29.<br />

32 Oesch <strong>und</strong> Gaillard (2000) sagen im ‚Expertenbericht M<strong>in</strong><strong>des</strong>tlöhne‘ zur Entlöhnung von<br />

Frauen: „In den Branchen wie dem Verk<strong>auf</strong>, dem Gastgewerbe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung, <strong>in</strong> denen<br />

mehr als e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Beschäftigten weniger als 3'000.- Franken netto verdienen, s<strong>in</strong>d die<br />

Aussichten <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en schnell steigenden Verdienst vor allem für Frauen ger<strong>in</strong>g. Da Frauen <strong>in</strong><br />

Tieflohnbranchen übervertreten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesen durchschnittlich deutlich weniger verdienen<br />

als die Männer, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> von tiefen Löhnen betroffen Gruppe <strong>der</strong> Erwerbstätigen deutlich<br />

übervertreten“ (S.6).<br />

90


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

wert zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t bei Frauen <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit e<strong>in</strong>e <strong>Rolle</strong> spielen<br />

könnte.<br />

Bei den Männern zeigen sich die Unterschiede weniger deutlich, was <strong>der</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Selbstwerts</strong> weniger Gewicht zukommen lässt.<br />

8.2.2 Herkunft (FF1a – Hypothese 3 <strong>und</strong> 4)<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem wie hohem Selbstwert sche<strong>in</strong>en gegenüber Südosteu-<br />

ropäer/-<strong>in</strong>nen mit vergleichbarem Selbstwert deutlich im Nachteil zu se<strong>in</strong>.<br />

Auch wenn beispielsweise Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert über verme<strong>in</strong>tli-<br />

che Vorteile wie mehr Vollzeitanstellungen o<strong>der</strong> weniger St<strong>und</strong>enlohnanstellungen ge-<br />

genüber Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert verfügen, rangieren sie lohn-<br />

mässig deutlich h<strong>in</strong>ter diesen.<br />

Bei Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert zeigt sich e<strong>in</strong> ähnliches Bild. Sie ver-<br />

fügen zwar häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem<br />

Selbstwert, doch <strong>in</strong> praktisch sämtlichen Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d sie schlechter<br />

gestellt. Dies zeigt sich ebenfalls sehr deutlich am monatlichen Durchschnittse<strong>in</strong>kom-<br />

men. So s<strong>in</strong>d Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert fast vier Mal so häufig wie Süd-<br />

osteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert zu e<strong>in</strong>em niedrigen Lohn angestellt. Bei den<br />

hohen Löhnen s<strong>in</strong>d Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert h<strong>in</strong>gegen acht Mal<br />

häufiger vertreten als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert. Beide Unterschiede<br />

s<strong>in</strong>d signifikant.<br />

So überrascht auch nicht, dass das durchschnittliche Monatse<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Süd-<br />

osteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert r<strong>und</strong> 500 Franken über demjenigen <strong>der</strong><br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert liegt.<br />

Dennoch – <strong>der</strong> deutliche Unterschied <strong>in</strong> den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen, zugunsten<br />

<strong>der</strong> Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen, ist frappant 33 . Denn laut e<strong>in</strong>er Aussage <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amts<br />

für Statistik (2005, S.2) sollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohnfrage eher die Schweizer/-<strong>in</strong>nen im Vorteil<br />

stehen: „Für Stellen mit mittlerem o<strong>der</strong> tiefem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau s<strong>in</strong>d die an auslän-<br />

dische Arbeitnehmende ausbezahlten Löhne (…) fast immer tiefer als die Löhne <strong>der</strong><br />

Schweizer Kolleg/<strong>in</strong>nen (6,1 Prozent bzw. 7,8 Prozent). Diese Unterschiede haben sich<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 leicht abgebaut“. Im Jahre 2008 lautet e<strong>in</strong>e Aussage von<br />

33 NZZ (1999): „Während Auslän<strong>der</strong> (…) praktisch gleich häufig arbeiten wie Schweizer, zeigen<br />

sich grössere Unterschiede beim mittleren E<strong>in</strong>kommen. Das mittlere Lohnniveau <strong>der</strong> SO-<br />

Europäer liegt (…) um r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Fünftel unter demjenigen <strong>der</strong> Schweizer.“<br />

91


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Strub et al. (2008, S. 25) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lohnvergleichsstudie ähnlich wie die <strong>des</strong> BFS vor<br />

drei Jahren: „Tendenziell verdienen Auslän<strong>der</strong>Innen weniger als SchweizerInnen“.<br />

Bei Südeuropäer/-<strong>in</strong>nen sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Selbstwert <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähig-<br />

keit nur <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e <strong>Rolle</strong> zu spielen, als dass jene mit e<strong>in</strong>em hohem Selbstwert über<br />

noch bessere Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen verfügen als solche mit tiefem Selbstwert. Im<br />

Vergleich mit <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Schweizer/-<strong>in</strong>nen zeigt sich die gesamte Gruppe <strong>der</strong><br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen klar im Vorteil. So<br />

könnte im Vergleich <strong>der</strong> beiden Nationalitätengruppen etwas po<strong>in</strong>tiert formuliert wer-<br />

den, dass man für e<strong>in</strong>e verbesserte Arbeitsmarktfähigkeit ke<strong>in</strong>en hohen Selbstwert<br />

besitzen muss, aber Südosteuropäer/-<strong>in</strong> se<strong>in</strong> müsste.<br />

Wir können uns die <strong>auf</strong>fallend gute Situation <strong>in</strong> den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />

gesamten Gruppe <strong>der</strong> Südeuropäer/-<strong>in</strong>nen gegenüber <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Schweizer/-<br />

<strong>in</strong>nen nicht schlüssig erklären. Als e<strong>in</strong>zige Vermutung fügen wir an, dass für (sozial oft<br />

niedrig gestellte) Südeuropäer/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> (berufs-)schulische Rucksack von Anlehre<br />

<strong>und</strong> Attestausbildung möglicherweise mit weniger Sozialprestige behaftet ist als für<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> daher Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit mehr Sicherheit <strong>auf</strong> dem Ar-<br />

beitsmarkt <strong>auf</strong>treten. Für e<strong>in</strong>e vertiefte Untersuchung müsste sich aber e<strong>in</strong>e Folgestu-<br />

die mit diesem Thema befassen.<br />

8.2.3 Schultyp (FF1a – Hypothese 5 <strong>und</strong> 6)<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen aus e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit hohem wie tiefem Selbst-<br />

wert s<strong>in</strong>d <strong>auf</strong> den ersten Blick <strong>in</strong> praktisch allen Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen gleich (gut)<br />

gehalten wie Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen mit hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert. E<strong>in</strong>zig bei<br />

<strong>der</strong> Lohnkomponente tut sich e<strong>in</strong> Graben <strong>auf</strong>, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs massiv ist. So verdienen<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule mit tiefem wie hohem Selbstwert zwi-<br />

schen 400 <strong>und</strong> 500 Fr. weniger, wenn man sie mit den Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Regelklas-<br />

se mit äquivalentem Selbstwert vergleicht. (Die Lohnunterschiede bei den Schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert <strong>in</strong>nerhalb bei<strong>der</strong> Schultypen s<strong>in</strong>d signifikant.)<br />

Der Lohn-Unterschied ist aus zweierlei Gründen <strong>in</strong>teressant. E<strong>in</strong>erseits absolvier-<br />

ten die Schüler/-<strong>in</strong>nen bei<strong>der</strong> Schultypen die zwei gleichen Ausbildungsgänge Anlehre<br />

o<strong>der</strong> Attestlehre. An<strong>der</strong>erseits zeigen sich bei den Schüler/-<strong>in</strong>nen bei<strong>der</strong> Schultypen<br />

sehr ähnliche Werte <strong>in</strong> den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen. Trotz dieser sehr ähnlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ist bei <strong>der</strong> Lohnhöhe e<strong>in</strong>e grosse Divergenz auszumachen.<br />

Wir haben bei Überprüfung <strong>der</strong> Daten festgestellt, dass Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>-<br />

klasse/Son<strong>der</strong>schule öfter e<strong>in</strong>e Anlehre absolvieren als Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen.<br />

92


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Dieser Ausbildungsabschluss stellt im Vergleich mit <strong>der</strong> Attestausbildung weniger Lohn<br />

<strong>in</strong> Aussicht, was wir damit begründen, dass die Anlehre <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em tieferen Ausbil-<br />

dungsniveau angesiedelt ist <strong>und</strong> demzufolge mit Arbeitsplätzen mit tieferem Anforde-<br />

rungsniveau <strong>und</strong> entsprechend ger<strong>in</strong>gerer Entlöhnung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden<br />

kann. Dieser Zusammenhang wird durch e<strong>in</strong>e Aussage von Strub et al. (2008) bestä-<br />

tigt: „Je höher die Anfor<strong>der</strong>ungen, <strong>des</strong>to besser ist die Stelle entlöhnt“ (S.29).<br />

Um unsere Annahme zu verdichten, orientierten wir uns entlang <strong>der</strong> erhobenen<br />

Daten unserer Stichprobe. E<strong>in</strong> Blick <strong>auf</strong> die Verteilung <strong>der</strong> Ausbildungsgänge<br />

(Abbildung 49) zeigt uns, dass weniger als e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>-<br />

klasse/Son<strong>der</strong>schule e<strong>in</strong>e Attestausbildung absolviert hat, woh<strong>in</strong>gegen die Regelklas-<br />

senschüler/-<strong>in</strong>nen zu über zwei Dritteln e<strong>in</strong>e solche Ausbildung beendet haben. Dieser<br />

Unterschied ist signifikant.<br />

Regelklasse<br />

n=366<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

n=97<br />

28.7%<br />

Abbildung 49: Häufigkeitsverteilung von besuchten Ausbildungsgängen (N=463)<br />

In <strong>der</strong> folgenden Abbildung 50 wird deutlich, dass <strong>in</strong>nerhalb unserer Stichprobe bei<br />

Regelklassenschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -schülern e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung <strong>der</strong> Lohnhöhe<br />

e<strong>in</strong>tritt, wenn sie e<strong>in</strong>e Attestausbildung (Lohnmittelwert: 3131 Fr.) statt e<strong>in</strong>e Anlehre<br />

absolvieren (Lohnmittelwert: 2808 Fr.). Der Unterschied ist signifikant. Bei Schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule, die e<strong>in</strong>e Attestausbildung (Lohnmittelwert: 2778<br />

Fr.) absolvierten, tritt diese Verbesserung gegenüber Anlehrl<strong>in</strong>gen (Lohnmittelwert:<br />

2659 Fr.) auch e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Unterschied ist aber deutlich kle<strong>in</strong>er als bei Schüler/-<strong>in</strong>nen ei-<br />

ner Regelklasse. Attestausgebildete aus <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule verdienen zwar<br />

120 Fr. mehr als Anlehrl<strong>in</strong>ge, aber immer noch r<strong>und</strong> 350 Fr. weniger als Attestausge-<br />

bildete aus <strong>der</strong> Regelschule. In <strong>der</strong> genannten Abbildung wird ausserdem die Vertei-<br />

lung <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Lohnklassen sichtbar (Häufigkeitsunterschie-<br />

de <strong>der</strong> Regelklasse s<strong>in</strong>d signifikant).<br />

71.1%<br />

93<br />

71.3%<br />

28.9%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Anlehre Attest


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Anlehre<br />

n=41/M=2808 Fr./s=820 Fr.<br />

Attest<br />

n=87/M=3131 Fr./s=716 Fr.<br />

Anlehre<br />

n=25/M=2659 Fr./s=819 Fr.<br />

Attest<br />

n=7/M=2778 Fr./s=537 Fr.<br />

Abbildung 50: Lohnverteilung bei besuchten Schultypen <strong>und</strong> Ausbildungsgängen<br />

(N=160)<br />

Abschliessend kann gesagt werden, dass <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>zelne Anstellungsbed<strong>in</strong>-<br />

gungen <strong>der</strong> Selbstwert bei Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule im Vergleich<br />

mit jenem von Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e grosse <strong>Rolle</strong> zu spielen sche<strong>in</strong>t. Denn<br />

die Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> verglichenen Schülergruppen s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g. Jedoch un-<br />

terscheiden sich die Lohnbed<strong>in</strong>gungen markant zu Ungunsten <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule. Diese sche<strong>in</strong>en aber nicht <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem<br />

Selbstwert zu stehen, son<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d eher <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Schultyp <strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> absolvierten Berufsausbildung zu sehen.<br />

8.3 Reflexion Forschungsfrage 2<br />

Wie zeigt sich bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> über die berufliche Situation<br />

e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss <strong>und</strong> dem Selbstwert?<br />

Gemäss Forschungsfrage 1 s<strong>in</strong>d Berufsleute mit hohem Selbstwert <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong><br />

die berufliche Situation (hat bezahlte Arbeit / hat ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit / macht Ausbil-<br />

dung EFZ) gegenüber Berufsleuten mit tiefem Selbstwert nicht bevorzugt (FF2 – Hypo-<br />

these 1). Trotzdem zeigt sich, dass Berufsleute mit hohem Selbstwert e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt<br />

etwas grössere <strong>Zufriedenheit</strong> mit ihrer beruflichen Situation <strong>auf</strong>weisen als Berufsleute<br />

mit tiefem Selbstwert. (Häufigkeitsverteilung ist signifikant im Gegensatz zu den Mittel-<br />

wertsunterschieden.)<br />

24.10%<br />

41.50%<br />

44.00%<br />

42.90%<br />

Wenn man die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation unabhängig vom Selbst-<br />

wert betrachtet (FF2 – Hypothese 2 <strong>in</strong> Abbildung 44, S. 82), dann zeigt sich deutlich,<br />

dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Nichtverfügen über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

EFZ massiv unzufrieden macht. Im Gegensatz dazu sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit o<strong>der</strong><br />

94<br />

35.60%<br />

39.00%<br />

44.00%<br />

57.10%<br />

40.20%<br />

19.50%<br />

12.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> Ausbildungsplatz EFZ die <strong>Zufriedenheit</strong> markant positiv zu bee<strong>in</strong>flussen. In <strong>Bezug</strong><br />

<strong>auf</strong> den Mittelwert s<strong>in</strong>d diese Unterschiede hochsignifikant (


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

nen Personengruppen meist <strong>der</strong> tiefere/höhere Selbstwert weniger/mehr vorteilhafte<br />

Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen zeigte. Dieser Zusammenhang ist <strong>in</strong> unserer Studie zwar<br />

meist nicht signifikant, aber trotzdem durchgängig erkennbar.<br />

Dass e<strong>in</strong> Zusammenspiel von <strong>in</strong>dividuellen Voraussetzungen sowie ökonomischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Erhöhung <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit e<strong>in</strong>es Individuums Gül-<br />

tigkeit haben kann, haben wir im Übrigen auch im Kap. 5.4 erwähnt. Gazier (2001) de-<br />

f<strong>in</strong>iert dort Arbeitsmarktfähigkeit als „relative Fähigkeit e<strong>in</strong>er Person, unter Berücksich-<br />

tigung <strong>der</strong> Interaktion zwischen ihren persönlichen Eigenschaften <strong>und</strong> dem Arbeits-<br />

markt e<strong>in</strong>e Beschäftigung zu f<strong>in</strong>den“ (S. 27).<br />

Wenn also, wie angenommen, zuerst <strong>der</strong> Selbstwert <strong>auf</strong> das Aushandeln <strong>der</strong> An-<br />

stellungsbed<strong>in</strong>gungen „wirken“ konnte, dann wäre das Werten <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> Be-<br />

zug <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen erst als zweiter Schritt e<strong>in</strong>er Folgekette zu verste-<br />

hen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Schrittfolge machen wir die Aussage, dass die <strong>Zufriedenheit</strong> mit<br />

<strong>der</strong> beruflichen Situation e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss vom Selbstwert abhängt.<br />

8.4 Reflexion Forschungsfrage 3<br />

Wie zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung bei Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er<br />

EBA-Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Anlehre <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong><br />

mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung <strong>und</strong> dem Selbstwert?<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert zeigen rückblickend e<strong>in</strong>e etwas grössere Zufrie-<br />

denheit mit <strong>der</strong> Ausbildung als Berufsleute mit tiefem Selbstwert (FF3 – Hypothese 1).<br />

Da Berufsleute aus <strong>der</strong> Perspektive aller drei beruflichen Situationen (hat bezahlte<br />

Arbeit / hat ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit / macht Ausbildung EFZ) e<strong>in</strong>e hohe <strong>Zufriedenheit</strong> mit<br />

<strong>der</strong> damaligen Ausbildung zeigen (FF3 – Hypothese 2), lässt sich vermuten, dass die<br />

Ausbildungs<strong>in</strong>halte e<strong>in</strong>er Anlehre wie e<strong>in</strong>er Attestausbildung bei den jungen Berufsleu-<br />

ten über e<strong>in</strong>e gewisse Akzeptanz <strong>und</strong> positive Nachhaltigkeit verfügen. Weil Berufsleu-<br />

te ohne bezahlte Arbeit mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung gleich zufrieden s<strong>in</strong>d wie Berufs-<br />

leute mit bezahlter Arbeit o<strong>der</strong> mit Ausbildungsplatz EFZ, könnte dies dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>deu-<br />

ten, dass das momentane Fehlen e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit nicht negativ mit <strong>der</strong> damali-<br />

gen Ausbildung <strong>in</strong> Zusammenhang gebracht wird.<br />

Wenn die Erkenntnisse von Forschungsfrage 2 <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die <strong>Zufriedenheit</strong> auch<br />

für Forschungsfrage 3 gelten (Selbstwert hat e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>), dann<br />

müssten Berufsleute mit hohem Selbstwert mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> damaligen Aus-<br />

bildung zeigen als Berufsleute mit tiefem Selbstwert, <strong>und</strong> Berufsleute mit „starken“<br />

Merkmalsausprägungen (hoher Selbstwert) müssten auch mehr <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

96


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

damaligen Ausbildung <strong>auf</strong>weisen als solche mit „schwachen“ Merkmalsausprägungen<br />

(tiefer Selbstwert).<br />

Davon ausgehend, dass die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> aktuellen Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en „starken/schwachen“<br />

Merkmalsausprägungen) heraus geschah, darf nicht vergessen werden, dass das<br />

Aushandeln <strong>der</strong> Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen vermutlich, wie schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten For-<br />

schungsfrage 34 , wie<strong>der</strong>um unter E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> stand.<br />

hoher Selbstwert<br />

n=54/M=6.0/s=1.1<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=63/M=4.9/s=1.5<br />

Vollzeit<br />

n=147/M=5.4/s=1.4<br />

Teilzeit<br />

n=53/M=4.9/s=1.2<br />

festangestellt<br />

n=177/M=5.2/s=1.3<br />

temporär<br />

n=26/M=5.5/s=1.5<br />

Monatslohn<br />

n=149/M=5.4/s=1.3<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

n=43/M=4.9/s=1.4<br />

hoher Lohn<br />

n=47/M=5.4/s=1.2<br />

tiefer Lohn<br />

n=54/M=5.2/s=1.2<br />

5.6%<br />

15.9%<br />

8.2%<br />

11.3%<br />

8.5%<br />

11.5% 3.8%<br />

8.1%<br />

11.6%<br />

4.3%<br />

9.3%<br />

11.1%<br />

12.9%<br />

18.6%<br />

14.8%<br />

14.9%<br />

17.5%<br />

28.3%<br />

25.6%<br />

24.1%<br />

Abbildung 52: <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung bei Ausbildungsabschluss<br />

Betrachten wir nun (FF3 – Hypothese 3 <strong>in</strong> Abbildung 52) die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung direkt bei Ausbildungsabschluss, stellen wir fest, dass e<strong>in</strong>e höhere/tiefere<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> tatsächlich mit e<strong>in</strong>em hohen/tiefen Selbstwert <strong>und</strong> „starken/schwachen“<br />

Merkmalsausprägungen übere<strong>in</strong>stimmt (Ausnahme: Festanstellung – Temporäranstel-<br />

lung). Tabelle 24 (Seite 59) zeigt, dass <strong>der</strong> Selbstwert <strong>und</strong> die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung bei Ausbildungsabschluss schwach korrelieren.<br />

34 Unser Schlussfazit zur Forschungsfrage 2 (Kapitel 8.3) lautete: „Wenn also, wie angenommen,<br />

zuerst <strong>der</strong> Selbstwert <strong>auf</strong> das Aushandeln <strong>der</strong> Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen „wirken“ konnte,<br />

dann wäre das Werten <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen erst als<br />

zweiter Schritt e<strong>in</strong>er Folgekette zu verstehen“.<br />

97<br />

83.3%<br />

78.9%<br />

84.6%<br />

66.7%<br />

72.9%<br />

77.2%<br />

80.9%<br />

60.4%<br />

62.8%<br />

66.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Interessanterweise ist dieser Zusammenhang aber e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsab-<br />

schluss nicht mehr zu sehen. In Abbildung 48 wird ersichtlich, wie sich die Zufrieden-<br />

heit <strong>der</strong> Berufsleute mit tiefem Selbstwert („schwächere“ Merkmalsausprägungen) er-<br />

höhte <strong>und</strong> stark den Werten <strong>der</strong> Berufsleute mit hohem Selbstwert angenähert haben.<br />

Deutlich abgenommen hat die <strong>Zufriedenheit</strong> e<strong>in</strong>zig bei den temporär Angestellten.<br />

Diese positive Verän<strong>der</strong>ung könnte folgende Gründe haben: Bei Berufsleuten mit<br />

tiefem Selbstwert könnte die weniger grosse <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung bei Aus-<br />

bildungsende damit zusammenhängen, dass sie damals schon um ihre künftigen<br />

„schwächeren“ Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen wussten <strong>und</strong> dieser Umstand auch <strong>in</strong> die Wer-<br />

tung <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>floss. Hier wäre e<strong>in</strong> so genannter Haloef-<br />

fekt 35 zu vermuten.<br />

Die weniger grosse <strong>Zufriedenheit</strong> bei Ausbildungsende könnte möglicherweise<br />

auch mit <strong>der</strong> Überlegung zusammenhängen, dass e<strong>in</strong>e Berufsausbildung mit ihren re-<br />

gelmässigen Prüfungssequenzen immer auch am Selbstwert e<strong>in</strong>es Individuums<br />

„zehrt“. E<strong>in</strong> tiefer Selbstwert könnte <strong>in</strong> diesem leistungsorientierten Umfeld als Nachteil<br />

zu verstehen se<strong>in</strong>. So würde bei Berufsleuten mit tiefem Selbstwert e<strong>in</strong>e eher negative<br />

retrospektive Betrachtung <strong>der</strong> Ausbildung unmittelbar nach Ausbildungsabschluss nicht<br />

überraschen.<br />

Die Zunahme <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung bei den Berufsleuten mit tiefem<br />

Selbstwert e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsschluss könnte eventuell damit begründet wer-<br />

den, dass diese Berufsleute ihre ungünstigeren Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen zwar weiter-<br />

h<strong>in</strong> nicht für optimal halten, aber an<strong>der</strong>erseits sich trotzdem mit <strong>der</strong> leistungsorientier-<br />

ten Ausbildungszeit soweit „versöhnt“ 36 haben, dass aus dieser Perspektive heraus<br />

e<strong>in</strong>e grössere <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> damaligen Ausbildung erwachsen ist. Dies würde<br />

gleichzeitig dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>deuten, dass die Höhe <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> nicht (mehr) mit <strong>der</strong> Hö-<br />

he <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang stehen würde.<br />

Der Umstand, dass e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss die Ausbildungszufrie-<br />

denheit bei Berufsleuten mit tiefem Selbstwert e<strong>in</strong>en höheren Wert anzeigt als e<strong>in</strong> Jahr<br />

35 Halo|effekt [auch: 'heɪloʊ-], Hofeffekt, 1) subjektive Beurteilung <strong>der</strong> Eigenschaften e<strong>in</strong>es<br />

Menschen nach e<strong>in</strong>em zentralen Merkmal, das alle an<strong>der</strong>en überstrahlt (z. B. Ersche<strong>in</strong>ungsbild,<br />

Geruch, beson<strong>der</strong>e Leistung); 2) Bezeichnung e<strong>in</strong>er Fehlerquelle bei Befragungen (Ausstrahlung<br />

e<strong>in</strong>er Frage <strong>auf</strong> die folgenden). (Meyers Lexikon, 2008)<br />

36 Im Kapitel 5.4.5.3 (S. 37) beschreiben wir das Modell <strong>der</strong> Bestimmung von Arbeitszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> sagen dort, „dass sich Arbeitende relativ lange als zufrieden bezeichnen können,<br />

nicht weil <strong>der</strong> Arbeitsplatz sie zufrieden stellt, son<strong>der</strong>n weil sie ihre Arbeit re<strong>in</strong> kognitiv <strong>in</strong> ‚Passung‘<br />

zu br<strong>in</strong>gen vermögen. So ist es gut möglich, die Arbeitszufriedenheit durch Senkung <strong>der</strong><br />

eigenen Ansprüche hoch zu halten“.<br />

98


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

zuvor, könnte für uns auch bedeuten, dass die rückblickende Ausbildungszufriedenheit<br />

nicht im Zusammenhang mit dem tieferen Niveau <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> gesehen werden<br />

muss. Denn <strong>der</strong> tiefe Selbstwert hätte durch se<strong>in</strong>e weniger optimale Ausprägung e<strong>in</strong>en<br />

eher negativen „Schatten“ (Haloeffekt) <strong>auf</strong> die <strong>Zufriedenheit</strong> werfen müssen. Da die<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung aber bei Personen mit tiefem Selbstwert zugelegt hat,<br />

könnten möglicherweise an<strong>der</strong>e Kräfte (als <strong>der</strong> Selbstwert) <strong>auf</strong> die Ausbildungszufrie-<br />

denheit gewirkt haben.<br />

8.5 Fazit <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />

a) Der Erhalt e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit sche<strong>in</strong>t zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t <strong>in</strong> unserer Studie nicht ab-<br />

hängig zu se<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Ausprägung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong>. So hat sich uns gezeigt, dass<br />

Berufsleute mit tiefem Selbstwert sogar öfter über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit verfügen als<br />

Berufsleute mit hohem Selbstwert.<br />

b) Interessant ist, dass e<strong>in</strong> hoher Selbstwert meist mit eher günstigeren Anstel-<br />

lungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>hergeht, e<strong>in</strong> tiefer Selbstwert meist mit eher ungünstigeren. Auch<br />

wenn dieser Zusammenhang <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht signifikant ist, zieht er sich<br />

doch mit e<strong>in</strong>er gewissen Regelmässigkeit durch die gesamte Untersuchung h<strong>in</strong>durch.<br />

c) Es lässt sich ebenfalls beobachten, dass <strong>der</strong> Selbstwert auch <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Arbeitssituation e<strong>in</strong>e gewisse Gleichläu-<br />

figkeit <strong>auf</strong>weist. So ist bei e<strong>in</strong>em hohen Selbstwert e<strong>in</strong>e meist höhere, bei e<strong>in</strong>em tiefen<br />

Selbstwert e<strong>in</strong>e meist ger<strong>in</strong>gere <strong>Zufriedenheit</strong> auszumachen.<br />

d) Dass e<strong>in</strong> hoher Selbstwert e<strong>in</strong>e gewisse Benachteiligung e<strong>in</strong>er Personengruppe<br />

<strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt deutlich zu reduzieren vermag, ist am Beispiel <strong>der</strong> Frauen gut<br />

erkennbar. So vermögen Frauen mit hohem Selbstwert die Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

nicht nur im Vergleich mit Frauen mit tiefem Selbstwert markant zu verbessern, son-<br />

<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> zu Männern mit hohem Selbstwert anstellungsmässig meist<br />

gleich gut o<strong>der</strong> sogar besser gehalten.<br />

e) E<strong>in</strong> tiefer Selbstwert e<strong>in</strong>er <strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt eher benachteiligten Personen-<br />

gruppe (Frauen // Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen // Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>-<br />

schule) verschärft umgekehrt meist noch die bereits vorhandene Benachteiligung.<br />

f) Dass e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche Benachteiligung e<strong>in</strong>er Personengruppe <strong>auf</strong> dem Ar-<br />

beitsmarkt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verstärkung durch e<strong>in</strong>en tiefen Selbstwert sich nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

so zeigen muss wie gedacht, zeigt sich an den Ergebnissen <strong>der</strong> Südosteuropäer/-<br />

<strong>in</strong>nen im Vergleich mit Schweizer/-<strong>in</strong>nen. So verfügen Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen nicht nur<br />

mit hohem, son<strong>der</strong>n auch mit tiefem Selbstwert meist über die gleichen o<strong>der</strong> sogar<br />

99


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

besseren Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als verme<strong>in</strong>tlich besser gestellte Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit hohem Selbstwert. E<strong>in</strong>e Zuspitzung dieses Sachverhalts zeigt sich im Lohn, wo<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert gar leicht mehr verdienen als Schweizer/-<br />

<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert. Dass e<strong>in</strong> hoher Selbstwert aber den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Ar-<br />

beitsmarkt, gezeigt an <strong>der</strong> Häufigkeit e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit, nicht unbed<strong>in</strong>gt begünstigt<br />

(siehe a), zeigen Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen wie Schweizer/-<strong>in</strong>nen. So verfügen Schwei-<br />

zer/-<strong>in</strong>nen mit hohem Selbstwert nur knapp häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit wie<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen ver-<br />

fügen jene mit tiefem Selbstwert klar häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als solche mit<br />

hohem Selbstwert.<br />

g) Dass sich das Absolvieren e<strong>in</strong>er Anlehre im Vergleich mit e<strong>in</strong>er Attest-<br />

Ausbildung <strong>in</strong> den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen unvorteilhaft auswirken kann, lässt sich <strong>in</strong><br />

unserer Studie am Beispiel <strong>der</strong> Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule zeigen.<br />

Diese Schüler/-<strong>in</strong>nen besuchten häufig e<strong>in</strong>e Anlehre. In den meisten Anstellungsbe-<br />

d<strong>in</strong>gungen zeigen sie sich gegenüber den Regelklassenschüler/-<strong>in</strong>nen zwar nicht be-<br />

nachteiligt, aber <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> den Lohn öffnet sich e<strong>in</strong>e grosse Schere. E<strong>in</strong>e Anlehre<br />

ermöglicht so e<strong>in</strong>erseits gute Chancen <strong>auf</strong> den Erhalt e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit <strong>und</strong> <strong>auf</strong><br />

gute Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen, schwächt aber diesen Vorteil stark ab durch e<strong>in</strong>e deut-<br />

lich ger<strong>in</strong>gere Entlöhnung.<br />

h) Wir konnten beobachten, dass e<strong>in</strong> hoher/tiefer Selbstwert meist parallel mit ei-<br />

ner höheren/tieferen <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Arbeitssituation e<strong>in</strong>-<br />

herg<strong>in</strong>g. Ob diese meist nicht signifikanten Ergebnisse zufällig zustande kamen o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Zusammenhang 37 gesehen werden können, vermögen wir mit den Daten unse-<br />

rer Studie nicht zu beantworten.<br />

8.6 Offene Fragen<br />

A) Dass e<strong>in</strong> hoher/tiefer Selbstwert <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Arbeitsmarktfähigkeit meist<br />

bessere/schlechtere Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen abbildet, lässt sich <strong>in</strong> unserer Studie gut<br />

zeigen. Ob aus diesem Sachverhalt auch <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en diesbezüglichen Zusammenhang<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit geschlossen werden kann, müsste aus Mangel an signifikan-<br />

ten Ergebnissen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folgestudie genauer untersucht werden.<br />

37 Maier Ulrich (2005, S.41) sagt zum Zusammenhang von Selbstwert <strong>und</strong> Arbeitszufriedenheit:<br />

„‘Core Self-Evaluations‘ (z.B. Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> Neurotizismus) korreliert<br />

zu 0.48 mit Arbeitszufriedenheit, wenn die Messung bei<strong>der</strong> Konstrukte <strong>auf</strong> Selbstberichten<br />

durch Arbeitende beruht“.<br />

100


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

B) Da Berufsleute mit tiefem Selbstwert häufiger über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit verfü-<br />

gen als Berufsleute mit hohem Selbstwert, könnte vermutet werden, dass Berufsleute<br />

mit tiefem Selbstwert eventuell bereitwilliger auch e<strong>in</strong>e ungünstige Arbeitsstelle an-<br />

nehmen, weil sie sich „weniger schade“ fühlen. Im Umkehrschluss könnte dies auch<br />

bedeuten, dass wenig attraktive Arbeitsstellen mit anspruchslosen Arbeits<strong>in</strong>halten <strong>und</strong><br />

wenig Verantwortung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>auf</strong> Personen mit tiefem Selbstwert zugeschnitten<br />

s<strong>in</strong>d (<strong>und</strong> von diesen gesucht werden). E<strong>in</strong> möglicher Zusammenhang von Arbeitsstel-<br />

le <strong>und</strong> tiefem Selbstwert müsste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folgestudie genauer untersucht werden<br />

C) Dass Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit hohem wie tiefem Selbstwert im Vergleich mit<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem wie tiefem Selbstwert <strong>in</strong> den meisten Anstellungsbed<strong>in</strong>-<br />

gungen m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens ebenso gut o<strong>der</strong> sogar besser gestellt s<strong>in</strong>d, ist <strong>in</strong> unserer Studie<br />

gut erkennbar. Welche Gründe zu diesen, teilweise sogar signifikanten Ergebnissen<br />

führen, müsste ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folgestudie genauer untersucht werden.<br />

D) Von speziellem Interesse <strong>in</strong> Punkt C) könnte e<strong>in</strong>erseits die Frage se<strong>in</strong>, warum<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert trotz weniger Vollzeitanstellungen <strong>und</strong><br />

mehr St<strong>und</strong>enlöhner/-<strong>in</strong>nen als Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit tiefem Selbstwert über e<strong>in</strong>en um<br />

fast 250 Franken höheren Durchschnittslohn verfügen als die letztgenannte Personen-<br />

gruppe. An<strong>der</strong>erseits wäre auch <strong>in</strong>teressant zu erforschen, warum Südosteuropäer/-<br />

<strong>in</strong>nen mit hohem wie tiefem Selbstwert sich deutlich weniger oft mit e<strong>in</strong>em tiefen Lohn<br />

zufrieden geben müssen <strong>und</strong> dafür deutlich öfter über e<strong>in</strong>en hohen Lohn verfügen als<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen mit hohem wie tiefem Selbstwert. Im Vergleich <strong>der</strong> beiden Nationali-<br />

tätengruppen mit hohem Selbstwert s<strong>in</strong>d diese Werte sogar signifikant.<br />

E) Unserer Studie zeigt <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> die Höhe <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbil-<br />

dung <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Arbeitssituation zu grossen Teilen e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Hö-<br />

he <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong>. Ob dies <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en effektiven Zusammenhang zwischen Zufrieden-<br />

heit <strong>und</strong> Selbstwert schliessen lässt, wäre weitergehend zu erforschen. Auch wäre zu<br />

untersuchen, welche <strong>der</strong> beiden Variablen mehr E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> die an<strong>der</strong>e auszuüben<br />

vermag.<br />

F) Berufsleute <strong>in</strong> weniger optimalen Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen zeigen e<strong>in</strong> Jahr nach<br />

Ausbildungsabschluss e<strong>in</strong>e meist grössere <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung als direkt<br />

bei Ausbildungsende. Die Werte stehen nun praktisch <strong>auf</strong> gleicher Höhe mit denjeni-<br />

gen <strong>der</strong> Berufsleute <strong>in</strong> besseren Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen. Dieses Ergebnis überrascht,<br />

da <strong>in</strong> unserer Studie Berufsleute mit weniger optimalen Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen (≈<br />

tieferem Selbstwert) ansonsten nie die gleiche <strong>Zufriedenheit</strong>sstufe wie Berufsleute mit<br />

besseren Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen erreichen. Es müsste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folgestudie unter-<br />

101


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

sucht werden, ob die Zunahme <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit den Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen, mit<br />

dem Selbstwert o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Faktoren (z.B. persönliche Entwicklung) <strong>in</strong> Zusam-<br />

menhang steht.<br />

8.7 Konsequenzen für die pädagogische Praxis<br />

Da Berufsleute mit hohem Selbstvertrauen meist über bessere Anstellungsbed<strong>in</strong>-<br />

gungen verfügen als solche mit tiefem Selbstwert, lässt sich für uns aus heilpädagogi-<br />

scher Sicht sagen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> schulischen Arbeit dem Aufbau <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Selbstkonzepts (Überzeugung <strong>der</strong> eigenen Wirksamkeit) ebenso Beachtung ge-<br />

schenkt werden muss wie dem Aufbau von schulischem Wissen.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Forschungsfrage 2 <strong>und</strong> 3 schliessen die Möglichkeit nicht aus,<br />

dass die <strong>Zufriedenheit</strong> (mit <strong>der</strong> Ausbildung / mit <strong>der</strong> beruflichen Situation) <strong>in</strong> Zusam-<br />

menhang mit dem Selbstwert steht. Dies würde <strong>der</strong> Heilpädagogik wie <strong>der</strong> Schule ganz<br />

allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weitere Bestätigung liefern, dass nebst dem Schulstoff dem Selbstwert<br />

ganz beson<strong>der</strong>e Beachtung geschenkt werden muss. Der Selbstwert stände nicht nur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em möglichen Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er späteren Arbeitszufriedenheit, son<strong>der</strong>n<br />

hätte wohl auch E<strong>in</strong>fluss <strong>auf</strong> die Lebenszufriedenheit, da Bannwart et al. (2008) <strong>in</strong> ihrer<br />

empirischen Untersuchung <strong>des</strong> Schweizer HR®-Barometers 2008 sagen, „dass zwi-<br />

schen Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong> Lebenszufriedenheit e<strong>in</strong> positiver Zusammenhang be-<br />

steht“.<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse/Son<strong>der</strong>schule weisen im Vergleich mit Regelklas-<br />

senschüler/-<strong>in</strong>nen praktisch gleich gute Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen (Lohn ausgenommen)<br />

<strong>auf</strong>. Das ist e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, dass auch Schüler/-<strong>in</strong>nen mit schwachem Leistungsprofil<br />

durchaus Chancen haben, <strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt <strong>in</strong>tegriert zu werden. Dies bedeutet<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für heilpädagogische Lehrpersonen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I, <strong>der</strong> Berufs-<br />

wahl frühzeitig grosse Aufmerksamkeit zu schenken, um diese Schüler/-<strong>in</strong>nen adäquat<br />

<strong>auf</strong> die grosse Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Berufsbildung vorbereiten zu können. Die höher<br />

gesetzte Messlatte <strong>der</strong> standardisierten Attestausbildung wird allerd<strong>in</strong>gs den Berufs-<br />

wahlprozess für jene Schüler/-<strong>in</strong>nen verschärfen, die diese Hürde <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> ihrer schu-<br />

lischen Leistungsfähigkeit nicht nehmen können. Hier s<strong>in</strong>d Eltern <strong>und</strong> Fachpersonen<br />

sowie die Lehrbetriebe selbst zusätzlich gefor<strong>der</strong>t, mögliche Lösungen, nicht zuletzt<br />

auch <strong>auf</strong> politischem Weg, zu f<strong>in</strong>den.<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen zeigen <strong>in</strong> den untersuchten nie<strong>der</strong>schwelligen Berufsfel-<br />

<strong>der</strong>n meist deutlich bessere Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen als Schweizer/-<strong>in</strong>nen. Möglicher-<br />

weise verfügen diese mit eher kle<strong>in</strong>em Bildungsrucksack versehenen Schulabgänger/-<br />

102


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>nen über mehr Resilienzfaktoren im Umgang mit <strong>der</strong> leistungsorientierten Arbeitswelt<br />

als schulisch vergleichbare Schweizer/-<strong>in</strong>nen. Aus schulischer Sicht stellt sich die Fra-<br />

ge, ob daraus nicht für die Berufswahl etwas Allgeme<strong>in</strong>es gelernt werden könnte.<br />

Berufsleute mit tiefem Selbstwert, die <strong>in</strong> beruflich weniger günstigen Situationen<br />

stecken, zeigen e<strong>in</strong> Jahr nach Ausbildungsabschluss e<strong>in</strong>e höhere <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung als direkt bei Ausbildungsabschluss. Der Malus <strong>der</strong> ungünstigen Anstel-<br />

lungsbed<strong>in</strong>gungen wie auch <strong>des</strong> tiefen <strong>Selbstwerts</strong> vermochte somit über das Jahr<br />

h<strong>in</strong>weg die <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung nicht negativ zu bee<strong>in</strong>flussen. Dass trotz<br />

weniger günstigen Voraussetzungen e<strong>in</strong>e höhere <strong>Zufriedenheit</strong> entwickelt werden<br />

konnte, zeigt, dass sich bei den Berufsleuten selbst- <strong>und</strong> sachkompetent e<strong>in</strong>e differen-<br />

zierte Wahrnehmung entwickelte, die zwischen Ausbildung <strong>und</strong> Anstellung zu unter-<br />

scheiden vermochte. Heilpädagogisch gesehen könnte <strong>der</strong> Umgang <strong>des</strong> differenzierten<br />

Wahrnehmens schon früh geübt werden, <strong>in</strong>dem Schüler/-<strong>in</strong>nen über metakognitive 38<br />

Unterrichts<strong>in</strong>halte mit eigenem Denken <strong>und</strong> Entscheiden vertraut gemacht werden.<br />

In e<strong>in</strong>em übergeordneten S<strong>in</strong>n lässt die vertiefte Bearbeitung unserer Thesis den<br />

Blick über den eigenen (Klassenzimmer-)Horizont h<strong>in</strong>ausschweifen <strong>und</strong> die komplexen<br />

Zusammenhänge sichtbar werden, <strong>in</strong> die wir als Heilpädagogen mit unsern Schüler/-<br />

<strong>in</strong>nen im Alltag e<strong>in</strong>gespannt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>erseits konnten wir uns mit den vielen Facetten<br />

<strong>der</strong> Berufswahl vertraut machen <strong>und</strong> gehen heute differenzierter im eigenen Unterricht<br />

damit um. Dieses Wissen können wir dadurch auch verstärkt <strong>in</strong> die gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Diskussionen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. An<strong>der</strong>erseits vermochte uns das Erstellen<br />

e<strong>in</strong>er Forschungsarbeit <strong>in</strong>sgesamt das sachlich übergeordnete Denken <strong>und</strong> den sy-<br />

stemischen Blick zu schärfen.<br />

Diese erweiterten Fähigkeiten sollen unseren zukünftigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schü-<br />

lern zugute kommen!<br />

38 Re<strong>in</strong>mann (2005) def<strong>in</strong>iert Metakognition als Fähigkeit, „- das eigene Wissen zu kennen, -<br />

über das eigene Denken nachzudenken, - sich bei <strong>der</strong> Lösung von Problemen selbst zu beobachten<br />

<strong>und</strong> zu kontrollieren <strong>und</strong> - notwendige Prozesse wie auch Hilfsmittel beim Lernen effektiv<br />

zu organisieren“ (S.50).<br />

103


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

9 Verzeichnisse<br />

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Scherrer, H. (2008). Die zweijährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung mit eidgenössischem Berufsattest<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Berufsbildner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berufsbildner <strong>in</strong> den Lehrbetrieben.<br />

Masterarbeit im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung an <strong>der</strong> Hochschule für Heilpädagogik.<br />

Zürich: HfH<br />

Schütz, A. (2003). Psychologie <strong>des</strong> Selbstwertgefühls. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

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(12.11.2008).<br />

107


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

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(ZLSE). Luzern: SZH/CSPS.<br />

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Walther, A., Stauber, B. et al. (Eds.) (2002). Mislead<strong>in</strong>g trajectories. Integration policies<br />

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Wenzel, H. (1993): Transitionen. Zur Sozialpsychologie biographischer Wandlungsprozesse.<br />

Tüb<strong>in</strong>gen: edition discord.<br />

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Zihlmann, R. (1998). Berufswahl <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis. Zürich: sabe AG<br />

.<br />

9.2 Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1:
 Übersicht über die Erhebungszeitpunkte 4
<br />

Tabelle 2:
 Kernbereiche von Übergängen 10
<br />

Tabelle 3
 Übergangskompetenzen 11
<br />

Tabelle 4:
 Übergangsfaktoren 13
<br />

Tabelle 5:
 Übergangsphasen 13
<br />

Tabelle 6:
 Weitere Gesichtspunkte 14
<br />

Tabelle 7:
 Hauptfunktionen von Brückenangeboten 20
<br />

Tabelle 8:
 Brückenangebote: weitere Gesichtspunkte 20
<br />

Tabelle 9:
 Forschungsfragen 23
<br />

Tabelle 10:
 Operationalisierung 27
<br />

Tabelle 11:
 Selbstwertquellen <strong>und</strong> -bedrohungen 30
<br />

Tabelle 12:
 Differenzierung von Selbstwert 30
<br />

Tabelle 13:
 Rosenbergskala 31
<br />

Tabelle 14:
 Verfälschung durch subjektive E<strong>in</strong>schätzung 34
<br />

Tabelle 15:
 Reaktionsmöglichkeiten <strong>auf</strong> berufliche Ungleichheiten 35
<br />

Tabelle 16:
 Formen <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit 37
<br />

108


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Tabelle 17:
 Satisfaction with Life Scale 39
<br />

Tabelle 18:
 Strukturelle Probleme 42
<br />

Tabelle 19:
 Ebenen beruflicher Integrationsprobleme 53
<br />

Tabelle 20: 
 Variablen <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> 56
<br />

Tabelle 21:
 <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation 57
<br />

Tabelle 22:
 Operationalisierung <strong>der</strong> Arbeitsmarktfähigkeit <strong>und</strong> Häufigkeiten 57
<br />

Tabelle 23:
 Merkmalsverteilung <strong>der</strong> Variablen „Lohnhöhe“ 59
<br />

Tabelle 24: 
 Korrelation <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> mit dem Selbstwert 59
<br />

Tabelle 25: 
 Vorgehen bei <strong>der</strong> Auswertung 62
<br />

Tabelle 26:
 Vergleich St<strong>und</strong>enlohn-Monatslohn 90
<br />

9.3 Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: 
 Herzberg (1966) <strong>in</strong> Steiger <strong>und</strong> Lippmann (2003, S. 137). Zitiert<br />

durch das Departement Bildung, Kultur <strong>und</strong> Sport <strong>des</strong> Kantons<br />

Aargau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broschüre: Handreichung Personalführung an <strong>der</strong><br />

Aargauer Volksschule 36
<br />

Abbildung 2: 
 Häufigkeitsverteilung e<strong>in</strong>zelner Merkmale <strong>der</strong> Teilstichproben 54
<br />

Abbildung 3: 
 Häufigkeitsverteilung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong> nach Rosenberg (N=489,<br />

M=3,8, s=0.64) 55
<br />

Abbildung 4: 
 Häufigkeitsverteilung <strong>des</strong> realen monatlichen Nettoe<strong>in</strong>kommens<br />

<strong>in</strong> Franken (N=173) 59
<br />

Abbildung 5: 
 Berufliche Situation bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=191) 62
<br />

Abbildung 6: 
 Arbeitspensum bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=115) 63
<br />

Abbildung 7: 
 Vertragsdauer bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=118) 63
<br />

Abbildung 8: 
 Lohnart bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=102) 64
<br />

Abbildung 9: 
 Lohnhöhe bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=93) 64
<br />

Abbildung 10: 
 Selbstwertverteilung bei Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesamtstichprobe (N=487) 65
<br />

Abbildung 11: 
 Arbeitssituation bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert<br />

(N=92) 66
<br />

Abbildung 12: 
 Arbeitspensum bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert<br />

(N=54) 66
<br />

Abbildung 13: 
 Vertragsdauer bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert<br />

(N=56) 67
<br />

Abbildung 14: 
 Lohnart bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=54) 67
<br />

Abbildung 15: 
 Lohnhöhe bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit hohem Selbstwert (N=46) 67
<br />

109


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Abbildung 16: 
 Berufliche Situation bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=97) 68
<br />

Abbildung 17: 
 Arbeitspensum bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=60) 68
<br />

Abbildung 18:
 Vertragsdauer bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=61) 69
<br />

Abbildung 19: 
 Lohnart bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert (N=57) 69
<br />

Abbildung 20: 
 Lohnhöhe bei Frauen <strong>und</strong> Männern mit tiefem Selbstwert<br />

(N=168) 69
<br />

Abbildung 21: 
 Selbstwert bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit bezahlter<br />

Arbeit (N=131) 70
<br />

Abbildung 22: 
 Berufliche Situation bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit<br />

hohem Selbstwert (N=50) 71
<br />

Abbildung 23: 
 Arbeitspensum bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=30) 71
<br />

Abbildung 24: 
 Vertragsdauer bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=34) 72
<br />

Abbildung 25: 
 Lohnart bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=30) 72
<br />

Abbildung 26: 
 Lohnhöhe bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit hohem<br />

Selbstwert (N=24) 73
<br />

Abbildung 27: 
 Berufliche Situation bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit<br />

tiefem Selbstwert (N=62) 73
<br />

Abbildung 28: 
 Arbeitspensum bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=43) 74
<br />

Abbildung 29: 
 Vertragsdauer bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=44) 74
<br />

Abbildung 30: 
 Lohnart bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=41) 74
<br />

Abbildung 31: 
 Lohnhöhe bei Schweizern <strong>und</strong> Südosteuropäern mit tiefem<br />

Selbstwert (N=34) 75
<br />

Abbildung 32: 
 Berufliche Situation bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=87) 75
<br />

Abbildung 33: 
 Berufliche Situation bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern (ohne Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

<strong>Selbstwerts</strong>, N=306) 76
<br />

Abbildung 34: 
 Arbeitspensum bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=51) 76
<br />

Abbildung 35: 
 Vertragsdauer bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

<strong>und</strong> Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=53) 77
<br />

110


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Abbildung 36: 
 Lohnart bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=51) 77
<br />

Abbildung 37: 
 Lohnhöhe bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit hohem Selbstwert (N=44) 78
<br />

Abbildung 38: 
 Berufliche Situation bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=88) 78
<br />

Abbildung 39: 
 Arbeitspensum bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong> Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=58) 79
<br />

Abbildung 40: 
 Vertragsdauer bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule<br />

<strong>und</strong> Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=59) 79
<br />

Abbildung 41: 
 Lohnart bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=55) 80
<br />

Abbildung 42: 
 Lohnhöhe bei Schülern e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>klasse o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule <strong>und</strong><br />

Regelschülern mit tiefem Selbstwert (N=44) 80
<br />

Abbildung 43: 
 <strong>Zufriedenheit</strong> bei hohem <strong>und</strong> tiefem Selbstwert (N=194) 81
<br />

Abbildung 44: 
 <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflicher Situation (N=326) 82
<br />

Abbildung 45: 
 <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> beruflichen Situation bei hohem <strong>und</strong> tiefem<br />

Selbstwert sowie bei unterschiedlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (nur<br />

Berufsleute mit bezahlter Arbeit) 83
<br />

Abbildung 46:
 <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung von Personen mit<br />

hohem bzw. tiefem Selbstwert (N=192) 85
<br />

Abbildung 47: 
 <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung je nach beruflicher<br />

Situation (N=324) 85
<br />

Abbildung 48: 
 <strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbildung bei hohem <strong>und</strong><br />

tiefem Selbstwert sowie bei unterschiedlichen<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (nur Berufsleute mit bezahlter Arbeit) 86
<br />

Abbildung 49:
 Häufigkeitsverteilung von besuchten Ausbildungsgängen<br />

(N=463) 93
<br />

Abbildung 50: 
 Lohnverteilung bei besuchten Schultypen <strong>und</strong><br />

Ausbildungsgängen (N=160) 94
<br />

Abbildung 51:
 Selbstwert bei starken <strong>und</strong> schwachen Merkmalsausprägungen 95
<br />

Abbildung 52:
 <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung bei Ausbildungsabschluss 97
<br />

Abbildung 53: 
 Selbstwertverteilung bei Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nachbefragung (N=334) I
<br />

Abbildung 54: 
 Geschlecht <strong>und</strong> berufliche Situation I
<br />

Abbildung 55: 
 Geschlecht <strong>und</strong> Vertragsdauer I
<br />

Abbildung 56: 
 Geschlecht <strong>und</strong> Pensum II
<br />

Abbildung 57: 
 Geschlecht <strong>und</strong> Lohnart II
<br />

Abbildung 58: 
 Geschlecht <strong>und</strong> Lohnhöhe II
<br />

111


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Abbildung 59: 
 Herkunft <strong>und</strong> berufliche Situation III
<br />

Abbildung 60: 
 Herkunft <strong>und</strong> Vertragsdauer III
<br />

Abbildung 61: 
 Herkunft <strong>und</strong> Pensum III
<br />

Abbildung 62: 
 Herkunft <strong>und</strong> Lohnart IV
<br />

Abbildung 63: 
 Herkunft <strong>und</strong> Lohnhöhe IV
<br />

Abbildung 64: 
 Schultyp <strong>und</strong> berufliche Situation IV
<br />

Abbildung 65: 
 Schultyp <strong>und</strong> Vertragsdauer V
<br />

Abbildung 66: 
 Schultyp <strong>und</strong> Pensum V
<br />

Abbildung 67: 
 Schultyp <strong>und</strong> Lohnart V
<br />

Abbildung 68: 
 Schultyp <strong>und</strong> Lohnhöhe V
<br />

Abbildung 69: 
 Lohnunterschied nach Anlehre <strong>und</strong> Attest <strong>auf</strong>geschlüsselt nach<br />

hauptsächlich besuchtem Schultyp (N=160) VI
<br />

Abbildung 70: 
 Lohnunterschiede nach Anlehre <strong>und</strong> Attest (ohne Schultyp)<br />

(N=173) VI
<br />

Abbildung 71: 
 Ausbildungsabschluss nach Schultyp (N=463) VI
<br />

Abbildung 72: 
 Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung bei Personen mit hohem bzw. tiefem Selbstwert<br />

(N=293) VII
<br />

Abbildung 73: 
 Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung je nach beruflicher Situation (N=326) VII
<br />

Abbildung 74: 
 Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung von Personen, die e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit nachgehen,<br />

bei unterschiedlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Selbstwert VIII
<br />

Abbildung 75: 
 Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> beiden <strong>Zufriedenheit</strong>en mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung: am Ende <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> rückblickend (N=334) VIII
<br />

Abbildung 76: 
 Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> zwei <strong>Zufriedenheit</strong>en, welche die<br />

Ausbildung damals <strong>und</strong> rückblickend bewerten (N=334) IX
<br />

Abbildung 77: 
 In welchen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d die heute rückblickend mit<br />

<strong>der</strong> Ausbildung Unzufriedenen angestellt? (N


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

EDK Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz<br />

EFZ Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis<br />

FB Fragebogen<br />

fiB fachk<strong>und</strong>ige, <strong>in</strong>dividuelle Begleitung<br />

HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik<br />

IF Integrierte För<strong>der</strong>ung<br />

INSOS Soziale Institutionen für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung Schweiz<br />

ITP Integrierte Übergangspolitik<br />

IV Invaliedenversicherung (heute SVA)<br />

KMU kle<strong>in</strong>ere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

M Mittelwert (arithmetisches Mittel)<br />

N Stichprobe<br />

n Teilstichprobe<br />

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development<br />

PISA Programme for International Student Assessment<br />

PrA Praktische Ausbildung<br />

s Standardabweichung (auch SD)<br />

SD Standardabweichung (auch s)<br />

SECO Staatssekretariat für Wirtschaft<br />

Sek. Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

SES Self-Esteem Scale<br />

SNF Schweizerischer Nationalfonds<br />

SPSS gleichnamiges Statistikprogramm<br />

SVA Sozialversicherungsanstalt (ehemals IV)<br />

SW Selbstwert (hier nach Rosenberg)<br />

t1 erster Messzeitpunkt (hier Erstbefragung)<br />

t2 zweiter Messpunkt (hier Nachbefragung)<br />

TREE Transition von <strong>der</strong> Erstausbildung <strong>in</strong>s Erwerbsleben<br />

ZLSE Zürcher Längsschnittstudie „Von <strong>der</strong> Schulzeit bis zum mittleren<br />

Erwachsenenalter“<br />

113


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

10 Anhang<br />

10.1 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Geschlecht<br />

Frauen<br />

N=214/M=3.7/s=0.6<br />

Männer<br />

n=120/M=3.9/s=0.6<br />

Abbildung 53: Selbstwertverteilung bei Frauen <strong>und</strong> Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbefragung<br />

(N=334)<br />

Die folgenden Grafiken (Abbildung 54 bis Abbildung 68) zeigen den Zusammen-<br />

hang von Geschlecht, Herkunft, Schultyp <strong>und</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gung, wobei <strong>der</strong> Selbstwert<br />

unberücksichtigt bleibt. Sie dienen <strong>der</strong> Übersicht <strong>und</strong> weiteren Vertiefung.<br />

Frauen<br />

Männer<br />

30.40%<br />

29.20%<br />

Abbildung 54: Geschlecht <strong>und</strong> berufliche Situation<br />

Frauen verfügen etwas öfter über e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit als Männer (66.5 vs.<br />

61.0%). E<strong>in</strong>e Ausbildung EFZ machen Frauen wie Männer praktisch gleich häufig (20.1<br />

vs. 20.3%). Ohne Arbeit s<strong>in</strong>d etwas mehr Männer als Frauen (18.6 vs. 13.4%).<br />

Frauen<br />

Männer<br />

13.40%<br />

18.60%<br />

Abbildung 55: Geschlecht <strong>und</strong> Vertragsdauer<br />

I<br />

35.00%<br />

45.30%<br />

35.80%<br />

24.30%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Selbstwert mittlerer Selbstwert hoher Selbstwert<br />

20.10%<br />

20.30%<br />

66.50%<br />

61.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

12.90%<br />

20.00%<br />

(N=327)<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit<br />

87.10%<br />

80.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=215)<br />

temporär festangestellt


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Abbildung 56: Geschlecht <strong>und</strong> Pensum<br />

Wenn man Frauen <strong>und</strong> Männer, ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> <strong>Selbstwerts</strong>, <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Vollzeit- wie Teilzeitanstellung vergleicht, dann zeigt sich e<strong>in</strong> signifikanter Nach-<br />

teil <strong>der</strong> Frauen gegenüber Männern. Männer s<strong>in</strong>d deutlich häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vollzeitan-<br />

stellung als Frauen (83.8 vs. 68.8%). Frauen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen fast doppelt so oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Teilzeitanstellung vertreten wie Männer (31.2 vs. 16.2%). Signifikant


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

10.2 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Herkunft<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

Abbildung 59: Herkunft <strong>und</strong> berufliche Situation<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

19.70%<br />

10.00%<br />

Abbildung 60: Herkunft <strong>und</strong> Vertragsdauer<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

Abbildung 61: Herkunft <strong>und</strong> Pensum<br />

18.80%<br />

30.00%<br />

III<br />

61.50%<br />

60.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=127)<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit<br />

25.00% 75.00%<br />

100.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

33.30%<br />

33.30%<br />

(N=82)<br />

temporär festangestellt<br />

66.70%<br />

66.70%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Teilzeit Vollzeit<br />

(N=81)


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

Abbildung 62: Herkunft <strong>und</strong> Lohnart<br />

Schweizer/-<strong>in</strong>nen<br />

Südosteuropäer/-<strong>in</strong>nen<br />

Abbildung 63: Herkunft <strong>und</strong> Lohnhöhe<br />

Ke<strong>in</strong> Zusammenhang ist signifikant.<br />

22.70% 69.30%<br />

10.3 Ergänzung zu den Auswertungen FF1a: Schultyp<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

11.60%<br />

Abbildung 64: Schultyp <strong>und</strong> berufliche Situation<br />

IV<br />

100.00%<br />

8.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=81)<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn an<strong>der</strong>e Art von Bezahlung<br />

41.00%<br />

50.00%<br />

45.90%<br />

50.00%<br />

13.10%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

26.60%<br />

(N=67)<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn<br />

21.90%<br />

12.50%<br />

66.50%<br />

60.90%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=306)<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit besucht EFZ bezahlte Arbeit


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 65: Schultyp <strong>und</strong> Vertragsdauer<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

12.70%<br />

22.20%<br />

Abbildung 66: Schultyp <strong>und</strong> Pensum<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 67: Schultyp <strong>und</strong> Lohnart<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Abbildung 68: Schultyp <strong>und</strong> Lohnhöhe<br />

Signifikant s<strong>in</strong>d Schultyp-berufliche Situation <strong>und</strong> Schultyp-Lohnhöhe.<br />

V<br />

87.30%<br />

77.80%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

26.30%<br />

22.70%<br />

(N=203)<br />

temporär festangestellt<br />

73.70%<br />

77.30%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

22.20%<br />

18.20%<br />

(N=200)<br />

Teilzeit Vollzeit<br />

72.80%<br />

77.30%<br />

5.10%<br />

4.50%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=202)<br />

St<strong>und</strong>enlohn Monatslohn an<strong>der</strong>e Art von Bezahlung<br />

29.70%<br />

43.80%<br />

36.70%<br />

46.90%<br />

33.60%<br />

9.40%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

(N=160)<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

Regelklasse<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

Anlehre<br />

n=41/M=2808 Fr./s=820 Fr.<br />

Attest<br />

n=87/M=3131 Fr./s=716 Fr.<br />

Anlehre<br />

n=25/M=2659 Fr./s=819 Fr.<br />

Attest<br />

n=7/M=2778 Fr./s=537 Fr.<br />

24.10%<br />

41.50%<br />

44.00%<br />

42.90%<br />

Abbildung 69: Lohnunterschied nach Anlehre <strong>und</strong> Attest <strong>auf</strong>geschlüsselt nach hauptsächlich<br />

besuchtem Schultyp (N=160)<br />

Anlehre<br />

n=71/M=2781 Fr./s=799 Fr.<br />

Attest<br />

n=102/M=3080 Fr./s=713 Fr.<br />

Abbildung 70: Lohnunterschiede nach Anlehre <strong>und</strong> Attest (ohne Schultyp) (N=173)<br />

Regelklasse<br />

n=366<br />

Kle<strong>in</strong>klasse/<br />

Son<strong>der</strong>schule<br />

n=97<br />

28.7%<br />

Abbildung 71: Ausbildungsabschluss nach Schultyp (N=463)<br />

VI<br />

35.60%<br />

39.00%<br />

44.00%<br />

57.10%<br />

40.20%<br />

19.50%<br />

12.00%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn<br />

27.50%<br />

40.80%<br />

37.30%<br />

42.30%<br />

35.30%<br />

16.90%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Lohn mittlerer Lohn hoher Lohn<br />

71.1%<br />

71.3%<br />

28.9%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Anlehre Attest


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

10.4 Ergänzung zu den Auswertungen FF3<br />

hoher Selbstwert<br />

n=143/M=5.5/s=1.3<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=150/M=5.0/s=1.4<br />

5.6% 11.2%<br />

12.0%<br />

18.0%<br />

Abbildung 72: Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong> Ausbildung<br />

bei Personen mit hohem bzw. tiefem Selbstwert (N=293)<br />

Mittelwertsunterschiede <strong>und</strong> Häufigkeiten s<strong>in</strong>d signifikant<br />

bezahlte Arbeit<br />

n=209/M=5.3/s=1.3<br />

besucht EFZ<br />

n=66/M=5.5/s=1.1<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

n=51/M=5.5/s=1.3<br />

Abbildung 73: Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong> Ausbildung je<br />

nach beruflicher Situation (N=326)<br />

VII<br />

83.2%<br />

70.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

9.1%<br />

3.0%<br />

5.9%<br />

16.7%<br />

9.8%<br />

unzfrieden teils-teils zufrieden<br />

16.3%<br />

74.6%<br />

80.3%<br />

84.3%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unzfrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

hoher Selbstwert<br />

n=54/M=6.0/s=1.1<br />

tiefer Selbstwert<br />

n=63/M=4.9/s=1.5<br />

Vollzeit<br />

n=147/M=5.4/s=1.4<br />

Teilzeit<br />

n=53/M=4.9/s=1.2<br />

festangestellt<br />

n=177/M=5.2/s=1.3<br />

temporär<br />

n=26/M=5.5/s=1.5<br />

Monatslohn<br />

n=149/M=5.4/s=1.3<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

n=43/M=4.9/s=1.4<br />

hoher Lohn<br />

n=47/M=5.4/s=1.2<br />

tiefer Lohn<br />

n=54/M=5.2/s=1.2<br />

5.6% 11.1%<br />

15.9%<br />

8.2%<br />

11.3%<br />

8.5%<br />

11.5% 3.8%<br />

8.1%<br />

11.6%<br />

4.3%<br />

9.3%<br />

12.9%<br />

18.6%<br />

14.8%<br />

14.9%<br />

17.5%<br />

28.3%<br />

25.6%<br />

24.1%<br />

Abbildung 74: Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung am Ende <strong>der</strong> Ausbildung<br />

von Personen, die e<strong>in</strong>er bezahlten Arbeit nachgehen, bei unterschiedlichen<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Selbstwert<br />

Häufigkeiten: Pensum signifikant, Rest nicht<br />

Mittelwertsunterschiede: Selbstwert, Pensum <strong>und</strong> Lohnart signifikant, Rest nicht.<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung am Ende <strong>der</strong><br />

Ausbildung<br />

unzufrieden<br />

teils-teils<br />

zufrieden<br />

Abbildung 75: Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> beiden <strong>Zufriedenheit</strong>en mit <strong>der</strong> Ausbildung:<br />

am Ende <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> rückblickend (N=334)<br />

Höchst <strong>auf</strong>schlussreich ist auch obenstehende Abbildung: Von denjenigen, die<br />

damals mit <strong>der</strong> Ausbildung unzufrieden waren, s<strong>in</strong>d lediglich noch 16.7% unzufrieden,<br />

VIII<br />

83.3%<br />

78.9%<br />

84.6%<br />

66.7%<br />

72.9%<br />

77.2%<br />

80.9%<br />

60.4%<br />

62.8%<br />

66.7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

16.7%<br />

9.4%<br />

5.4%<br />

14.0%<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden<br />

24.5%<br />

25.0%<br />

80.5%<br />

58.3%<br />

66.0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> rückblickend mit <strong>der</strong> Ausbidlung<br />

unzufrieden teils-teils zufrieden


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

mehr als die Hälfte (58.3%) sehen sich rückblickend als zufrieden an! H<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d<br />

5.4% Zufriedene von damals nun rückblickend unzufrieden. Der Unterschied ist signifi-<br />

kant. Die absoluten Zahlen können <strong>der</strong> untenstehenden Abbildung entnommen wer-<br />

den:<br />

Abbildung 76: Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> zwei <strong>Zufriedenheit</strong>en, welche die Ausbildung<br />

damals <strong>und</strong> rückblickend bewerten (N=334)<br />

Diejenigen, die heute rückblickend unzufrieden s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Ausbildung (23 Perso-<br />

nen), bef<strong>in</strong>den sich unter durchaus guten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen angestellt (siehe folgen-<br />

de Grafik):<br />

bezahlte Arbeit<br />

besucht EFZ<br />

ke<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit<br />

temporär<br />

festangestellt<br />

Teilzeit<br />

Vollzeit<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

Monatslohn<br />

an<strong>der</strong>e Art von Bezahlung<br />

hoher Lohn<br />

mittlerer Lohn<br />

tiefer Lohn<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

Abbildung 77: In welchen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d die heute rückblickend mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung Unzufriedenen angestellt? (N


Masterthese Boissonnas & Camenz<strong>in</strong>d<br />

N=190<br />

N=167<br />

N=203<br />

N=200<br />

N=192<br />

N=99<br />

unzufrieden<br />

damals<br />

zufrieden<br />

damals<br />

unzufrieden<br />

rückblickend<br />

zufrieden<br />

rückblickend<br />

temporär<br />

festangestellt<br />

Teilzeit<br />

Vollzeit<br />

St<strong>und</strong>enlohn<br />

Monatslohn<br />

tiefer Lohn<br />

hoher Lohn<br />

27.3%<br />

20.0%<br />

30.3%<br />

28.0%<br />

30.9%<br />

25.3%<br />

28.2%<br />

26.1%<br />

50.0%<br />

44.4%<br />

37.2%<br />

39.6%<br />

Abbildung 78: Selbstwert bei unterschiedlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong><br />

mit <strong>der</strong> Ausbildung rückblickend <strong>und</strong> damals<br />

X<br />

46.7%<br />

43.5%<br />

36.0%<br />

41.4%<br />

45.2%<br />

45.5%<br />

44.3%<br />

41.3%<br />

44.2%<br />

27.8%<br />

41.5%<br />

44.4%<br />

22.2%<br />

29.2%<br />

33.3%<br />

28.3%<br />

36.0%<br />

23.6%<br />

29.5%<br />

27.5%<br />

32.6%<br />

11.1%<br />

18.6%<br />

18.9%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

tiefer Selbstwert mittlerer Selbstwert hoher Selbstwert

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