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Die Sprache des Parfums

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chen bestehenden Gemischen sank dieser Prozentsatz sogar bis null.<br />

Auch Profis, beispielsweise Parfumeure, erzielen kaum bessere Leistun-<br />

gen. Hier gelingt es nur drei Prozent, alle Bestandteile eines fünfteiligen<br />

Gemisches richtig zuzuordnen. Auffallend ist auch, daß alle Gemische<br />

mit drei oder mehr Komponenten als gleich schwierig oder ‚nicht identifi-<br />

zierbar’ beurteilt wurden“ (Vroon et al. 1996: 89).<br />

Wenn also wie in dem Shalimar-Beispiel von professioneller Seite ver-<br />

sucht wird, ein komplexes Parfumgemisch mit wenigen Wörtern zu be-<br />

schreiben, handelt es sich unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten um<br />

Augen- oder (um im Bild zu bleiben) Nasenwischerei. Es ist nicht so,<br />

dass einzelne olfaktorische Qualitäten aus einem Parfum herausgero-<br />

chen und beschrieben werden, sondern eher so, dass einzelne pseudo-<br />

olfaktorische Qualitäten in das Parfum hineingerochen werden.<br />

Gschwind stellt daher zum Problem der Willkürlichkeit der Geruchsklas-<br />

sifikationen abschließend zurecht fest:<br />

„Im Allgemeinen [...] ist ersichtlich, dass die verglichenen Düfte wenig einheit-<br />

lich Begriffen zugeordnet werden, da die Parfumklassifikationen alle subjektiv<br />

phänomenologisch sind [...]. Vor allem aber fehlt den Klassifikationen eine ob-<br />

jektive Einteilungsgrundlage“ (Gschwind 1998: 48 f.).<br />

Zu einer etwas positiveren Einschätzung über die Möglichkeit Gerüche<br />

angemessen zu beschreiben kommen Vroon (et al. 1996), die sich auf<br />

eine Studie von Arctander (1969) beziehen. In dieser „werden über zwei-<br />

tausend Duftstoffe, wie sie in der Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie<br />

benutzt werden, in der Terminologie vertrauter Blumen, Kräuter, Gewür-<br />

ze, Getränke etc. beschrieben. (...). Insgesamt benutzte der Verfasser<br />

dreihundert verschiedene Ausdrücke, um die von Duftstoffen erzeugten<br />

Impressionen zu beschreiben“ (Vroon et al. 1996: 66). <strong>Die</strong> am häufigsten<br />

vorkommenden Begriffe wurden einer so genannten Faktorenanalyse<br />

unterzogen. Dabei handelt es sich um eine statistische Bearbeitungs-<br />

technik, mit der überprüft werden kann, ob gewisse Begriffe immer wie-<br />

der in wechselseitigem Zusammenhang mit gewissen anderen Begriffen<br />

auftauchen. Es können also semantische Cluster herausgearbeitet wer-<br />

den. Hierbei kam es zu einem positiven Ergebnis. Es stellte sich heraus,<br />

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