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Die Sprache des Parfums

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einem visuellen Reiz die Lichtintensität, nimmt man das Licht als heller<br />

wahr; eine 100-Watt-Glühlampe ist heller als eine, die nur 15 Watt leistet.<br />

Erhöht man bei einem akustischen Reiz den Schalldruck und damit die<br />

Lautstärke, nimmt man die Musik lauter wahr. Bei der olfaktorischen<br />

Wahrnehmung aber funktioniert die lineare proportionale Zuordnung zwi-<br />

schen Reizstärke und Wahrnehmungsintensität nicht. Vroon (et al. 1996)<br />

referieren den einigermaßen skurrilen Fall der paradoxen Geruchseigen-<br />

schaften <strong>des</strong> Sauerstoffisotops Ozon (O3) sowie derjenigen der organi-<br />

schen chemischen Verbindungen Heptanol und Indol:<br />

„In der Parfumindustrie findet das Indol reichlich Verwendung, eine Verbin-<br />

dung, die die Grundlage <strong>des</strong> nach Fäkalien riechenden Stoffes Skatol bildet, in<br />

niedrigen Konzentrationen jedoch einen Blumenduft ausströmt. (...). Heptanol,<br />

dass in hohen Konzentrationen einen erstickenden Geruch verbreitet, wird in<br />

kleinen Mengen in <strong>Parfums</strong> verarbeitet und strömt dann einen sehr angeneh-<br />

men Duft aus. Ozon reizt die Atemwege und ist in großen Mengen in der Luft<br />

sogar giftig (zu dichter Verkehr an einem heißen, windstillen Tag), in niedrigen<br />

Konzentrationen hingegen riecht es frisch und angenehm“ (Vroon et al. 1996:<br />

83).<br />

Ähnlich eigentümliche Geruchsanekdoten kann man auch bei Burdach<br />

(1988) lesen. Es ist bekannt, dass „in homologen Reihen, z.B. der Alkan-<br />

reihe (Methan, Äthan, Propan, Butan usw.), die Empfindungsintensität<br />

bis zu einem Molekulargewicht von ca. 300 zunimmt, die Stoffe bei ei-<br />

nem weiteren anwachsen <strong>des</strong> Molekulargewichts über diesen Wert hin-<br />

aus jedoch keine Duftempfindungen mehr auslösen“ (Burdach 1988: 23).<br />

Als ein reichlich unbefriedigen<strong>des</strong> Zwischenergebnis kann mit Burdach<br />

(1988) festgehalten werden, dass „das erste Problem der Riechfor-<br />

schung die Unkenntnis <strong>des</strong> ‚adäquaten Reizes’ [ist]: [es] ist bisher noch<br />

nicht gelungen, diejenigen physikalisch-chemischen Merkmale von Ga-<br />

sen zu identifizieren, die Riechempfindungen auslösen“ (Burdach 1988:<br />

22 f.).<br />

Als angeborene Elementarkategorien für den Geruchssinn kann besten-<br />

falls die hedonistische Unterscheidung zwischen angenehmen und un-<br />

angenehmen Gerüchen gelten. Wie Vroon (et al. 1996) berichten, haben<br />

88

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