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Die Sprache des Parfums

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Strukturen als physiologisches Korrelat anzusehen sind, ist unsere Spra-<br />

che sehr wohl knapp („terse“).<br />

Geruchsreize scheinen also auf eine neurale Infrastruktur zu treffen, die<br />

mit den rationalen Operationen <strong>des</strong> kognitiven und sprachlichen Kategori-<br />

sierens elementare Schwierigkeiten hat und sie nicht so ausführen kann,<br />

wie bei Sinnesreizen, die über andere Modalitäten ins zentrale Nervensys-<br />

tem gelangen. Bei den anderen Subsystemen <strong>des</strong> humanen kognitiven<br />

Apparates gibt es angeborene kognitive Parameter, gemäß derer eine<br />

Kategorisierung ausgeführt und schließlich auch versprachlicht werden<br />

kann. Gschwind (1998) formuliert diesen Sachverhalt sehr pointiert, weist<br />

aber auch gleichzeitig auf die mangelhafte Forschungslage zum Geruchs-<br />

system hin.<br />

„Beim Sehen beinhalten diese Systeme für die Kategorisierung neben den<br />

grundlegenden Dimensionen der Farbe und Helligkeit auch Formdetails und<br />

komplexe Informationen über Textur und Layout. Beim Hören existiert ein an-<br />

geborenes Erkennungssystem für Lautstärke und Tonhöhe. Der Geschmacks-<br />

sinn verfügt über ein angeborenes Erkennungssystem für süß, salzig, sauer und<br />

bitter. <strong>Die</strong> Erkennungssysteme für Berührung und Geruch sind (...) noch nicht<br />

so gut erforscht” (Gschwind 1998: 22; vgl. auch Burdach 1988: 19).<br />

Hinzu kommt noch eine fünfte Kategorie von Geschmacksrezeptorzellen,<br />

die sensibel ist für Glutamat; sie wird umami genannt (vgl. Bear et al.<br />

2 2001: 263).<br />

Nicht so sehr wahrnehmungsphysiologisch als vielmehr unter dem As-<br />

pekt <strong>des</strong> quantitativ messbaren adäquaten Reizes betrachten Vroon (et<br />

al. 1996) diese Problematik:<br />

„<strong>Die</strong> Klassifikation von Gerüchen [erweist] sich als schwierig und problema-<br />

tisch. Im Gegensatz zu den visuellen und auditiven Reizen, die in Wellenlän-<br />

gen, der Anzahl Schwingungen pro Sekunde (Nanometer oder Millimikron,<br />

Hertz) oder in ihrer Intensität (Lux, Dezibel) ausgedrückt werden, können Ge-<br />

rüche nicht aufgrund einer gemeinsamen physischen oder chemischen Eigen-<br />

schaft auf einen Nenner gebracht werden“ (Vroon et al. 1996: 62).<br />

Beim Sehen und Hören können Reiz-Wahrnehmungs-Korrelationen<br />

konstatiert werden, die einigermaßen trivial erscheinen: Erhöht sich bei<br />

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