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Die Sprache des Parfums

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kulturellen Ontogenese darauf konditioniert worden sein muss, dass sich<br />

in gewissen Gebäuden hinter gewissen Türen mit gewissen Schildern<br />

Toiletten befinden.<br />

Allerdings bewegt sich Ecos Kritik auf einem äußerst theoretischen, abs-<br />

trakt-begrifflichen, metasemiotischen Niveau. In alltäglichen Semio-<br />

seprozessen werden wir alle naturgemäß – das ist im Grunde trivial – auf<br />

gesellschaftlich kodierte Semiosemöglichkeiten konditioniert. Da der<br />

Begriff der Ikonizität hier aber nicht in aller Subtilität diskursiv hinterfragt<br />

werden soll, bleibt seine ursprüngliche Lesart als semiotisches Entde-<br />

ckungswerkzeug durch Ecos Einwände unberührt. Außerdem habe ich ja<br />

bereits dargelegt, dass in dieser Arbeit die starre Entweder-Oder-<br />

Auffassung der verschiedenen Semiosemodi abgelehnt wird zugunsten<br />

einer flexibleren Sowohl-als-auch-Kategorisierung.<br />

Wenngleich ein in einer Sprach- oder Semiosegemeinschaft herrschen-<br />

der (semiotischer) Zeichenkode zwar Möglichkeiten ikonischer Lesearten<br />

vorgibt, so überschätzt man seine Wirkung doch, wenn man unterstellt,<br />

er würde eindeutige Inhalte festlegen. Der Kode lässt durchaus interpre-<br />

tative Spielräume, innerhalb derer sich ikonische Qualitäten als eigen-<br />

ständige, allerdings vom Kode nicht vollständig determinierte Phänome-<br />

ne beschreiben lassen.<br />

Mit Nöth ( 2 2000) kann man zu einer pragmatischen Handhabung <strong>des</strong><br />

Ähnlichkeitsproblems kommen, die das Prinzip der Ikonizität in jedem<br />

Fall für eine <strong>des</strong>kriptive Semiotik als brauchbares Werkzeug erhält:<br />

„Es trifft zu, daß Ikonizität auf Ähnlichkeitsurteilen basiert, die insofern kodifi-<br />

ziert sind, als sie nach Person, Ort und Zeit der Beurteilung variieren. Aber<br />

dies heißt nicht, daß Ähnlichkeitsurteile keine kognitive Relevanz hätten. <strong>Die</strong><br />

Wahrnehmung von Ähnlichkeit ist vielmehr ein kognitiver Prozess, der für das<br />

Erkennen und Wiedererkennen unserer alltäglichen Umwelt eine notwendige<br />

Voraussetzung ist. Auch wenn Ähnlichkeit nach logischen Maßstäben nicht<br />

bestimmbar ist, so ist sie doch eine kognitiv und heuristisch relevante Katego-<br />

rie“ (Nöth 2 2000: 197).<br />

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