22.08.2013 Aufrufe

Die Sprache des Parfums

Die Sprache des Parfums

Die Sprache des Parfums

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Mit üblichen naturwissenschaftlichen Methoden (...) [kann man] derartige<br />

Phänomene nicht erforschen, da die Versuche nicht wiederholt werden kön-<br />

nen. Niemals ist ein Gefühlszustand genau derselbe wie vorher oder nachher.<br />

Wenn also die Vorstellung stimmt, dass ein Teil der bildhaften Erscheinungen<br />

auf dem ‚inneren Monitor’ Abbildungen von Gefühlszuständen darstellt, so ist<br />

gerade das typisch für diese inneren Wahrnehmungen – sie können nicht re-<br />

produziert werden. <strong>Die</strong> Möglichkeiten, solche einmaligen Prozesse zu erfor-<br />

schen, sind sehr eingeschränkt“ (Emrich et al. 2002: 41).<br />

<strong>Die</strong> Erscheinungsform der Gefühls-Synästhesie deklarieren Harri-<br />

son/Baron-Cohen (1997) etwas weniger charmant mit dem Terminus<br />

„metaphor as pseudosynaesthesia“ (Harrison/Baron-Cohen 1997: 8). Sie<br />

nennen in diesem Zusammenhang illustre Namen kreativer Menschen<br />

aus den verschiedenen Bereichen der Kunst wie Arthur Rimbaud,<br />

Charles Baudelaire, Vladimir Nabokov, Wassily Kandinsky, Franz Liszt<br />

und Nicolai Rimsky-Korsakov, die alle im Ruf standen Synästhetiker ge-<br />

wesen zu sein. Wie dem auch sei: Sie wurden weder auf Synästhesie<br />

getestet und naturgemäß gibt es keine neurophysiologische Befunde,<br />

also muss ihr Status als genuine Synästhetiker ungeklärt bleiben. Harri-<br />

son/Baron-Cohen (1997) weisen sicherlich zurecht darauf hin, dass be-<br />

züglich der metaphorischen Synästhesie die Gefahr besteht, diese mit<br />

der developmental synaesthesia, also der genuinen Synästhesie zu ver-<br />

wechseln (vgl. hierzu auch Emrich et al. 2002: 37). <strong>Die</strong> beiden Autoren<br />

warnen:<br />

„Since metaphor is wi<strong>des</strong>pread in language this provi<strong>des</strong> ripe conditions for<br />

confusion with developmental synaesthesia“ (Harrison/Baron-Cohen 1997:<br />

11).<br />

Sie kommen bei ihrer Begriffsbestimmung zu dem Ergebnis, dass „rather<br />

than <strong>des</strong>cribing instances of genuine synaesthesia, much of the literature<br />

cited probably reflects a form of metaphor or analogy“ (Harrison/Baron-<br />

Cohen 1997: 11).<br />

Aber gerade diese Form der synästhetischen Fähigkeit ist für die semio-<br />

tische Perspektive, unter der diese Arbeit entstanden ist, die eigentlich<br />

interessante. Sie ist als ein kommunikatives, ästhetisches Phänomen zu<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!