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Die Sprache des Parfums

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träger ins Zentrum <strong>des</strong> semiotischen Interesses zu rücken. <strong>Die</strong> meist un-<br />

hinterfragte Selbstverständlichkeit der „Verbindung der Vorstellung mit<br />

dem Lautbild“ (Saussure 2 1967: 78), die Saussure „das Zeichen“ (ibi-<br />

dem) nennt, wird außer Kraft gesetzt. Man kann also von einer gewissen<br />

Autonomie oder Selbstreferentialität <strong>des</strong> Zeichens sprechen, wenn es<br />

der Fall ist, dass die poetische Funktion als dominant angenommen wird<br />

und der Zeichenträger dann sein eigenes Signifikat bildet und somit auf<br />

sich selbst verweist.<br />

Kloepfer (1975) sieht das selbstreferentielle Moment der poetischen<br />

Funktion allerdings eher als einen zeitlich begrenzten Prozess bei der<br />

Zeichenrezeption. Er hält es für möglich, „daß durch die poetische Funk-<br />

tion das Zeichen zuerst einmal nur auf sich selbst verweist (also zeitwei-<br />

se autonom wird), dann aber nach diesem Prozeß wieder auf etwas au-<br />

ßerhalb seiner selbst gerichtet ist, d.h. eine semantische oder pragmati-<br />

sche Funktion haben kann: Zeichen mit einer ‚Aussage’ über die Wirk-<br />

lichkeit ist, mit einem Appell an seine Leser etc.“ (Kloepfer 1975: 45).<br />

Der von Kloepfer erwähnte Prozess der Zeichenrezeption im Rahmen<br />

einer poetisch dominierten Kommunikationssituation kann auch als eine<br />

Art Semiose bezeichnet werden, also als Konstitution einer bedeutungs-<br />

vollen Relation zwischen Signifikant und Signifikat. Denn „Semiose ist<br />

der Prozeß, in dem ein Zeichen seine Wirkung entfaltet. (...). Kommuni-<br />

kation ist (...) ein besonderer Fall der Semiose, nämlich Semiose, an der<br />

ein Kommunikator, ein Zeichen und ein Rezipient beteiligt ist“ (Nöth<br />

2 2000: 227).<br />

Unter der Annahme, dass es sich bei dem Prozess der Semiose in der<br />

Tat um einen dynamischen Prozess und nicht um einen statischen Zu-<br />

stand handelt, scheint allerdings die Auffassung einer zeitweiligen Auto-<br />

nomie <strong>des</strong> Zeichens plausibler gegenüber der Auffassung einer totalen<br />

Autonomie.<br />

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