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Die Sprache des Parfums

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zufolge können Düfte aber auch bestechen (vgl. Aigner-pour homme),<br />

verschmelzen (vgl. Hugo Boss-Number One), abgerundet werden (vgl.<br />

Chopard-Cašran) und vieles mehr.<br />

Es konnte jedoch argumentativ dargelegt werden, dass die überwiegen-<br />

de Zahl der Verben in den Texten keineswegs die Funktion hat, die Ver-<br />

ben normalerweise in ihrer syntaktischen Funktion als Prädikat haben.<br />

<strong>Die</strong> Primärfunktion dieser von mir prozessual-dynamisch genannten<br />

Verben konnte ebenfalls als poetisch relevant herausgearbeitet werden.<br />

Indem diese Bewegungsverben die Veränderung der Geruchswirkung<br />

eines <strong>Parfums</strong> auf der Haut im Laufe der Zeit abbilden, den so genann-<br />

ten Duftablauf, zeigen sie ikonische Qualitäten. Ihre primäre Bedeutung<br />

ist daher nicht referentiell in dem Sinne, dass sie eine Tätigkeit oder ei-<br />

nen Vorgang bezeichnen, sondern sie simulieren die viel beschworene<br />

Dynamik eines <strong>Parfums</strong>, indem sie <strong>des</strong>sen Duftablauf abbilden. Und<br />

durch die schlichte Tatsache, dass sie Bewegungsverben sind und in<br />

charakteristischer Häufung auftauchen, erfüllen sie bereits ihren Zweck.<br />

Ihre referentielle Bedeutung ist dabei relativ zweitrangig. Von ihrem kon-<br />

ventionellen Informationsgehalt her sind die Verben daher auch einiger-<br />

maßen beliebig und austauschbar; Hauptsache ist, dass sie im Stande<br />

sind, einen Bewegungsablauf zu simulieren und dabei einigermaßen<br />

schmeichelhaft klingen.<br />

4.4. Jenseits <strong>des</strong> Duftes – Kreativität statt Informativität<br />

„Sieh es nicht als selbstverständlich an, sondern als ein merkwürdiges Fak-<br />

tum, daß uns Bilder und erdichtete Erzählungen Vergnügen bereiten; unsern<br />

Geist beschäftigen.<br />

(‚Sieh es nicht als selbstverständlich an’ – das heißt: Wundere dich darüber<br />

so, wie über anderes, was dich beunruhigt. Dann wird das Problematische<br />

verschwinden, indem du die eine Tatsache so wie die andere hinnimmst)“<br />

(Wittgenstein 2 1980: 225).<br />

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