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Die Sprache des Parfums

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lich verfehlen, wurde von mir einschlägig nachgewiesen. In ihrer Funkti-<br />

on als Werbetexte versuchen sie naturgemäß den Leser als potenziellen<br />

Kunden positiv für das Produkt einzunehmen. Daher ist ein weiterer<br />

kommunikativer Akzent auf der konativen Sprachfunktion zu erwarten.<br />

Beide der genannten Funktionen, die referentielle wie die konative, wer-<br />

den aus unterschiedlichen Gründen indirekt durch die poetische bedient.<br />

<strong>Die</strong> referentielle, weil es anders nicht angemessen möglich ist und die<br />

konative, weil man sich von den zahlreichen exotisch bis skurril klingen-<br />

den Wörtern und Sätzen eine werbewirksame Aufmerksamkeitssteige-<br />

rung verspricht.<br />

Das poetisch relevante Phänomen der sprachlichen Synästhesie, also<br />

der Kombination von Wörtern, die aus verschiedenen Sinnesbereichen<br />

stammen, ist im Fall der <strong>Parfums</strong>prache das vorherrschende Strategem,<br />

um dem Geruch sprachlich beizukommen. Phrasen wie „herb-warme<br />

Akzente“ (Joop-Homme) oder „grüne Noten“ (Annayaké-pour lui) können<br />

hierfür als prototypisch gelten. Es konnte großflächig nachgewiesen<br />

werden, dass derartige synästhetische Sprachkonstruktionen für die Par-<br />

fumtexte konstitutiv sind. <strong>Die</strong>s gilt vorrangig sowohl für die untersuchten<br />

Fachvokabeln und die Eigenschaftszuschreibungen als auch – wenn-<br />

gleich mit Einschränkungen – für die analysierten Verben.<br />

Zum Leidwesen der Texte stellte sich jedoch durch die Leserbefragung<br />

zweifelsfrei heraus, dass die synästhetischen Manöver kommunikativ<br />

fehlschlagen. <strong>Die</strong> Leser können die teils durchaus originellen, amüsan-<br />

ten und äußerst kreativen Wortschöpfungen nicht wertschätzen. Aber<br />

nicht, weil sie an sich schlecht, sondern weil sie einfach in Produktbe-<br />

schreibungen, die gleichzeitig Werbetexte darstellen, kommunikativ de-<br />

platziert sind.<br />

Sprachkonstruktionen, die als poetisch relevant beschrieben werden<br />

können, sind für die Funktion eines Werbetextes noch angemessen, so-<br />

fern sie die referentielle Funktion unterstützen. Es wird in Werbungen<br />

häufig zu poetischen Mitteln gegriffen. Beispielsweise hat die Firma Fer-<br />

rero den Brotaufstrich Nutella jahrelang mit folgendem, sich reimenden<br />

und von Kinderstimmen gesungenen Zweizeiler beworben:<br />

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