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Die Sprache des Parfums

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Wird jedoch ein Satz mit einer derart starken Akkumulation äquivalenter<br />

Elemente konstruiert, muss man eine zusätzliche Motivation annehmen<br />

als das reine Lancieren von Information. <strong>Die</strong> silbische Struktur der Ver-<br />

ben ist jeweils identisch (betont vs. unbetont); der Wortakzent liegt je-<br />

weils auf der ersten Silbe. <strong>Die</strong> Juxtaposition der vier Verben etabliert<br />

durch diese Regelmäßigkeit eine Sequenz, die rhythmisch so stark struk-<br />

turiert ist, dass sie als metrisch bezeichnet werden kann. (Es handelt<br />

sich um einen Trochäus mit Auftakt, um einen Begriff aus der traditionel-<br />

len Verslehre zu bemühen.) <strong>Die</strong>se unübliche Regelmäßigkeit sich wie-<br />

derholender, äquivalenter Elemente (hier: Verben der Fortbewegung)<br />

und dazu noch der regelmäßige Wechsel der Silben zwischen unbetont<br />

und betont fällt auf und hat eine Relevanz, keine primär referentielle,<br />

sondern eine primär poetische. Man kann behaupten, dass die Verbak-<br />

kumulation min<strong>des</strong>tens zwei kommunikative Effekte hat, nämlich zum<br />

Einen eine Intensivierung <strong>des</strong> referentiellen Konzeptes der schnellen<br />

Bewegung und zum Anderen durch die Iteration und auffallende Metri-<br />

sierung einen poetischen, der die formale Anordnung der Wörter fokus-<br />

siert.<br />

1.1.1.7. Sprachfunktionen und Poetizität<br />

Es muss zugestanden werden, dass es sich bei den sechs Sprachfunkti-<br />

onen nicht um objektiv messbare Größen handelt. <strong>Die</strong> jeweilige Domi-<br />

nanz einer Funktion und damit deren funktionale Relevanz im Kommuni-<br />

kationsprozess kann also nicht exakt bestimmt werden.<br />

Es ist nicht nur in dem etwas ausführlicher diskutierten Fall (referentiell<br />

vs. poetisch) schwer zu entscheiden, welche Sprachfunktion innerhalb<br />

einer Äußerung in einem gegebenen Kontext nach dem Jakobsonschen<br />

Modell als dominierend angenommen werden muss. Vielmehr ist die a-<br />

nalytische Aufspaltung eines Kommunikationsaktes in die von Jakobson<br />

vorgeschlagenen Funktionen als theoretisches Elementarwerkzeug zu<br />

verstehen, das kohärente Aussagen über Kommunikation und deren<br />

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