Die Sprache des Parfums

Harmonie, den AL-28 aufzeigt, in der Tat plausibler. Denn Harmonie ist
ein relationaler Begriff, der ein ausgewogenes Verhältnis zwischen min-
destens zwei Komponenten bezeichnet und im eigentlichen Sinne nicht
als Bezeichnung für eine Entität verwendet werden kann. Im Fremdwör-
ter-Duden heißt es nämlich zum Eintrag Harmonie unter anderem:
„(...) ausgewogenes, ausgeglichenes, gesetzmäßiges Verhältnis der Teile zu-
einander; Ebenmaß“ (Duden 4 1982: 297).
Die Indizien weisen erneut auf eine allgemeine Inkongruenzwahrneh-
mung der AL bezüglich der semantischen Rollen hin, die von verschmel-
zen aufgerufen werden.
Aber als spezielle Ausprägung semantischer Inkongruenz kann auch hier
ein synästhetisches Phänomen beobachtet werden. Diese Betrachtung
wird gestützt durch den Kommentar von AL-25, der explizit “ (...) hat was
mit Hitze zu tun” als Assoziation zu verschmelzen notiert und damit als
semantisches Merkmal von verschmelzen eine Temperaturbezogenheit
aufzeigt und das Verb damit eindeutig dem taktilen (thermalen) Wahr-
nehmungsbereich zuordnet. Die Synästhesie-Hypothese kann somit
einmal mehr als Erklärungsmodell für die potenzielle Motivierung der AL-
Markierungen herangezogen werden.
3.9. Extrapolation der Verben
Mit Ausnahme des Verbs unterstreichen stammen alle im Stichproben-
korpus markierten Verben aus den Mittelteilen, die sich explizit um eine
Beschreibung des Duftes bemühen. Diese Tatsache legt wiederum es
nahe, beim Extrapolieren der markierten Verben gegen das Gesamtkor-
pus auch nur diejenigen Verben ins Auge zu fassen, die in diesen Se-
quenzen zu finden sind. Aus diesem Grund wird folgender Arbeitsschritt
ausgeführt, wobei die Ergebnisse der Stichprobenanalyse als Aus-
gangsbasis dienen.
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