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Die Sprache des Parfums

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jekt- vs. Metasprache thematisiert (vgl. überblickartig Salmon 1983: 240<br />

ff. und im Plauderton Carnap 1993: 82 ff.). <strong>Die</strong> rein theoretisch-<br />

begriffliche Unterscheidung zwischen Objekt- und Metasprache ist je-<br />

doch nur scheinbar eindeutig. Sie birgt das Dilemma, dass im Grunde<br />

alle objektsprachlichen Äußerungen automatisch immer schon als meta-<br />

sprachliche Aussagen verstanden werden können, da sie sich als Indi-<br />

zien für die Zugehörigkeit zu einem Sprachsystem zu erkennen geben.<br />

<strong>Die</strong> metasprachliche Funktion ist also im Grunde immer schon aktiv,<br />

wenn irgendein konkret verwendetes Sprachzeichen (auf der Ebene der<br />

Parole) als Sprachzeichen erkannt und einem Sprachsystem (= Langue)<br />

zugeordnet werden kann. <strong>Die</strong> schwierige Frage es vielmehr, plausible<br />

Gründe anzuführen, in welchen Fällen die metasprachliche Funktion als<br />

über andere Sprachfunktionen dominierend gewertet werden kann. Vor<br />

allem ihre Abgrenzung von der Dominanz der poetischen Funktion ist<br />

innerhalb dieser Untersuchung bedeutsam und analytisch ein sehr an-<br />

strengender Prozess, der nicht immer zu eindeutigen Zuordnungen führt.<br />

Eine weitere Problemzone der metasprachlichen Funktion stellen sicher-<br />

lich so genannte Pseudowörter oder Quasi-Neologismen dar, die zwar<br />

den jeweiligen Wortbildungsregeln einer <strong>Sprache</strong> gemäß erzeugt wur-<br />

den, denen jedoch ein konventionelles Signifikat fehlt.<br />

Nehmen wir als Beispiel das von mir erdachte Pseudoverb vertrieren.<br />

Auf der morphologischen Analyseebene deuten das Präfix ver- und das<br />

Flexionsmorphem -en auf die Wortart Verb <strong>des</strong> Deutschen in der Form<br />

<strong>des</strong> Infinitivs hin. Man kann weiterhin als Verbalstamm -trier- identifizie-<br />

ren. Das Auftauchen eines solchen erfundenen asemantischen Wortes,<br />

das sich formal korrekt an die Wortbildungsregeln <strong>des</strong> Deutschen hält,<br />

zieht auf Grund der fehlenden Semantik die Aufmerksamkeit auf die<br />

grammatische Form. Man denkt: Es muss ein Verb sein, auch wenn ich<br />

die Bedeutung nicht kenne. Hier wird also der funktionale Akzent auf ei-<br />

nen formalen Wortbildungsmechanismus, somit auf das Sprachsystem<br />

gelenkt, womit die Schlussfolgerung nahe liegt, dass die metasprachli-<br />

che Funktion in diesem Fall die dominante ist.<br />

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