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Die Sprache des Parfums

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Wie bei dem Boss-Text ist nur ein expliziter Positiv-Kommentar dabei,<br />

wiederum von AL-29 („Interessante Komposition“).<br />

<strong>Die</strong> anderen Kommentare lassen sich in folgende Kategorien zusam-<br />

menfassen:<br />

Das englische Wort Finish wird entweder nicht verstanden oder der Ang-<br />

lizismus wird als unangemessen und gekünstelt bewertet (AL-26: „Was<br />

ist das?“ und AL-6: „Finish unpassend“).<br />

Das Adjektivkompositum männlich-sinnlich wird nicht akzeptiert (z.B. AL-<br />

32: „Störende Wortkombination“).<br />

Das englische Finish kann in der Tat übersetzt werden mit „Ende; Ziel“<br />

(AL-25), aber auch mit Vollendung. Es fällt den AL schwer, die Bedeu-<br />

tung von Finish in einem Parfumtext zu entschlüsseln. <strong>Die</strong>s liegt aber si-<br />

cherlich nicht daran, dass es ein englisches Wort ist. Wenn man sich je-<br />

doch eingehend mit Parfumtexten beschäftigt, kann man schnell ablei-<br />

ten, dass es sich bei Finish um ein parfumistischen Fachbegriff handelt.<br />

Es ist ein weiteres Synonym für Basisnote (siehe die Ausführungen zu<br />

den Fachvokabeln in Abschnitt 3.5.1.). Im Zusammenhang der Attribuie-<br />

rungsproblematik ist diese Vokabel insofern hochinteressant, als das<br />

formal kongruierenden Adjektivkompositum männlich-sinnlich eine den<br />

AL unbekannte Größe charakterisiert und die Attribuierung damit faktisch<br />

keine Information liefert.<br />

Das ungute Gefühle vieler AL bezüglich <strong>des</strong> Adjektivs männlich-sinnlich<br />

kann möglicherweise durch eine semantische Inkongruenz erklärt wer-<br />

den, die Anstoß erregt und von AL-24 auf den Punkt gebracht wird:<br />

„Männlich und sinnlich oft gegensätzlich gebraucht“. Ein ähnliches Gen-<br />

der-Problem kommentiert AL-9: „Eher eine Beschreibung <strong>des</strong> Weibli-<br />

chen“. Eine genderspezifische Lesart von sinnlich, die sich eher auf<br />

Frauen bezieht, kann allerdings ein konventionelles Wörterbuch nicht<br />

bestätigen (vgl. Wahrig 1994: 3432). <strong>Die</strong>s scheint eher eine intuitive Auf-<br />

fassung einiger AL zu sein, die aber gleichwohl ernst zu nehmen ist.<br />

199

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