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Die Sprache des Parfums

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1.1.1.4. Phatische Funktion – Kontakt<br />

<strong>Die</strong> phatische Funktion korrespondiert mit dem Faktor Kontakt. Sie rückt<br />

den Kommunikationskanal zwischen den beteiligten Kommunikanten ins<br />

Zentrum <strong>des</strong> Interesses.<br />

Dass jede Kommunikationssituation eines sinnlich wahrnehmbaren Me-<br />

diums, eines physikalischen Kanals bedarf, ist im Grunde trivial. Im Falle<br />

der gesprochenen <strong>Sprache</strong> sind dies Schallwellen, die über die Luft das<br />

auditive Wahrnehmungssystem affizieren. Im Falle der Schriftsprache<br />

handelt es sich um elektromagnetische Wellen im Wellenlängenbereich<br />

<strong>des</strong> sichtbaren Lichts, die durch das visuelle System auf unseren kogni-<br />

tiven Apparat einwirken. (Das paranormale Phänomen der Telepathie<br />

sowie denkbare mystische Kommunikationssituationen mit metaphysi-<br />

schen Entitäten liegen jenseits dieser Arbeit und müssen unberücksich-<br />

tigt bleiben.)<br />

Ganz allgemein gesprochen ist bei jeder verbalen Kommunikation die<br />

phatische Funktion immer wirksam, insofern jede vom Sender ausge-<br />

schickte und beim Empfänger ankommende Nachricht die Funktionsfä-<br />

higkeit <strong>des</strong> Kanals bestätigt. <strong>Die</strong> klassische Frage Bist du noch dran?<br />

während eines Telefongesprächs ist überdies als plastische Dominanz<br />

der phatischen Funktion identifizierbar. <strong>Die</strong> Frage dient einzig der Über-<br />

prüfung, ob die Leitung, der Kanal noch funktioniert, ob es noch einen<br />

kommunikativen Kontakt gibt.<br />

Aber die phatische Sprachfunktion macht sich auch auf wesentlich subti-<br />

lere und keineswegs triviale Weise bemerkbar. In einer alltäglichen Ge-<br />

sprächssituation zweier Nachbarn, die sich nur oberflächlich kennen und<br />

sich im Treppenhaus begegnen, würde innerhalb eines Dialogs der Satz<br />

Es regnet wohl kaum von der referentiellen Funktion dominiert. Das Wet-<br />

ter als klassisches Gesprächsthema ist derart trivial, von jedem wahr-<br />

nehmbar und damit referentiell selbstverständlich, dass man darüber ei-<br />

gentlich gar nicht zu sprechen bräuchte – jedenfalls nicht unter dem Do-<br />

minanzaspekt der referentiellen Funktion. Wenn man sich jedoch nicht<br />

gut kennt (oder einem der Gesprächsstoff ausgeht), ist das Wetter stets<br />

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