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Die Sprache des Parfums

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Es ist der Fall, dass es regnet.<br />

Wenn ein Referenzbereich (= Kontext) kognitiv gut vorstrukturiert ist wie<br />

im Falle <strong>des</strong> unter anderem visuell wahrnehmbaren Regens, kann man<br />

annehmen, dass die <strong>Sprache</strong> faktisch die Fähigkeit hat, auf einen exis-<br />

tierenden oder zumin<strong>des</strong>t denkbaren Sachverhalt zu referieren. <strong>Die</strong> refe-<br />

rentielle Funktion ist laut Jakobson in den meisten Kommunikationssitua-<br />

tionen dominant, während weitere Sprachfunktionen hinzutreten und die<br />

Referenz eines Sprachzeichens funktional modifizieren können. (vgl. Ja-<br />

kobson 1981: 22). Er gibt dort auch die Begriffsalternativen „denotative“<br />

and „cognitive function“ (ibidem).<br />

1.1.1.2. Emotive Funktion – Sender<br />

<strong>Die</strong> emotive Funktion korrespondiert mit dem Faktor Sender. Eine funkti-<br />

onale Modifikation der prinzipiell immer vorhandenen referentiellen Funk-<br />

tion kann beispielsweise geschehen, indem ein Sender (Sprecher) bei<br />

der Äußerung <strong>des</strong> obigen Satzes seiner Stimme eine charakteristische<br />

Modulation verleiht und somit auf prosodische Weise emotionale Zusatz-<br />

information transportiert (z.B. Begeisterung oder Verärgerung). In einem<br />

solchen Fall würde man davon sprechen, dass die emotive Funktion zu-<br />

sätzlich wirkt und die Zielrichtung <strong>des</strong> Kommunikationsaktes verändert.<br />

Folgende Situation kann zum Zweck der Illustration herangezogen wer-<br />

den:<br />

Ein genervter Vater steht im Hauseingang. Auf der Straße steht sein<br />

Kind mit dem Fahrrad und will fahren, obwohl es angefangen hat zu reg-<br />

nen. Es entsteht ein Streit, in <strong>des</strong>sen Verlauf der Vater seine Stimme er-<br />

hebt und den Satz Es regnet mit deutlich lauterer Stimme und mit einer<br />

begleitenden Verzerrung der mimischen Gesichtsmuskulatur äußert. Der<br />

Fokus der Äußerung liegt hier sicherlich nicht auf der referentiellen In-<br />

formation, dass es regnet; das merkt das Kind selber. Insofern ist die re-<br />

ferentielle Information, obwohl sie geliefert wird, sekundär, uneigentlich<br />

und damit streng genommen redundant. <strong>Die</strong> eigentliche, subtiler kodierte<br />

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