Die Sprache des Parfums

Neubildungen Neologismen sind, d.h. neue Lexikoneinheiten oder nur
Textwörter, d.h. ad hoc für die Zwecke eines Textes gebildet sind“
(Motsch 1999: 19) ist wahrscheinlich selten eindeutig zu klären (vgl.
auch Motsch 1983: 106 ff. und Angele 1992: 41 ff.).
Obwohl auf kognitiver Ebene sowohl mit Herz als auch mit Note allerlei
assoziiert werden kann, ist die konzeptionelle Amalgamierung beider En-
titäten (noch) blockiert. Sie hat offenbar (noch) keinen Zugang in ein all-
tägliches Verständnis gefunden, geschweige denn auf der Ebene der
Versprachlichung in das etablierte Lexikon. Anders formuliert: Dem theo-
retisch denkbaren Konzept Herznote entspricht in der Alltagskommunika-
tion weder ein Signifiant noch ein Signifié. Es hat nicht den Status eines
sprachlichen Zeichens, obwohl das Zeichenpotenzial deutlich herausge-
arbeitet wurde.
Und die Frage, ob die ablehnende Aufmerksamkeit, die Herznote hier bei
vielen AL erzeugt, den Textproduzenten gleichgültig ist oder sogar beab-
sichtigt war, kann hier nicht beantwortet werden. Die AL-Erhebung stellt
jedenfalls als beobachtbare Tatsache heraus, dass Herznote häufig mo-
niert wird und die anschließende analytische Deskription kann als hypo-
thetische Erklärung anbieten, dass der (synästhetische) Transfer von der
Fachsprache der Parfumeure zur Standardsprache des potenziellen
Konsumenten bezogen auf das Moment des Informierens über das Pro-
dukt nicht gelungen ist.
Folgende Ergebnisse der exemplarischen Feinanalyse des Fachvokabu-
lars Parfum sind thesenhaft formuliert festzuhalten:
Die Fachbegriffe sind auffallend oft markiert worden.
Sie sind entweder unbekannt oder werden als unpassend für einen
Parfumwerbetext empfunden (beim Kommentar von AL-25 liegt
sogar eine interessante, aber als marginal zu wertende Verwechs-
lung mit dem Wort Fonds = Finanztopf vor).
Die Texte gehen bei der Verwendung parfumspezifischer Fachter-
mini ein kommunikatives Risiko ein. Entweder ist den Textprodu-
zenten das Risiko der Abneigung durch Unverständnis nicht be-
wusst – dann ist die Rezipientenseite des Kommunikationsprozes-
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