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Die Sprache des Parfums

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Herznote von vielen AL als unangemessen wahrgenommen und kom-<br />

mentiert wird.<br />

<strong>Die</strong> Herz-Assoziation durch den Fachbegriff Herznote im Bereich <strong>des</strong><br />

<strong>Parfums</strong> zu etablieren, hat vermutlich den Hintergrund, den Parfumduft<br />

mit Sinnlichkeit und/oder Sexualität zu verbinden. Und dieser Zusam-<br />

menhang ist zudem noch physiologisch nachweisbar, denn der enge<br />

neurale Bezug zwischen Geruchsreizen und emotionalen Prozessen<br />

wurde bereits im Theorieteil ausführlich thematisiert (vgl. die Ausführun-<br />

gen in 1.3.1.1. ff. zur Funktion <strong>des</strong> limbischen Systems).<br />

Das Problem, das allerdings bei der Analyse <strong>des</strong> AL auftaucht, ist, dass<br />

viele Leser die synästhetische Verknüpfung von Herz und Olfaktorik in<br />

der verbalen Konstruktion eines Kompositums nicht akzeptieren. Denn<br />

aus den Kommentaren geht – wiederum analog zu Akkord und Fond –<br />

hervor, dass der Quasi-Neologismus Unverständnis erzeugt und eher als<br />

negativ (= unangemessen), denn als positiv (= angemessen) empfunden<br />

wird. Denkbare Kommentare wie ‚originelle Kombination’, ‚weckt ange-<br />

nehme Assoziationen’ oder ‚cooles Wort’ fehlen.<br />

Zum Problem der Akzeptanz im Neologismusprozess weist Helfrich<br />

(1993) auf Folgen<strong>des</strong> hin:<br />

„Von grundlegender und weitreichender Relevanz für den Neologismusprozeß<br />

ist die Tatsache, daß sprachliche Phänomene der Bewertung der Sprecher<br />

unterliegen, die damit aktiv (in der Rolle als Sprachbenutzer) oder passiv (in<br />

der Rolle als Sprachrezipienten) in Berührung kommen. Solche Bewertungen<br />

kommen zustande durch die Einstellungen, die das Sprachbewußtsein der<br />

Sprecher prägen. Somit stellt sich <strong>Sprache</strong> als Einstellungsobjekt heraus“<br />

(Helfrich 1993: 32 f.).<br />

Das parfumistische Konzept Herznote ist innerhalb <strong>des</strong> Parfumdiskurs<br />

weder neu noch originell und kann <strong>des</strong>halb nicht als Ad-Hoc-<br />

Kompositum betrachtet werden. Motsch (1999) macht auf eine interes-<br />

sante Aufspaltung <strong>des</strong> Begriffes Neologismus aufmerksam. Er bezeich-<br />

net zunächst „wiederholt in unterschiedlichen Texten vorkommende Bil-<br />

dungen, die in weiter zurückliegenden Texten und Wörterbüchern nicht<br />

zu finden sind, [als] (...) Neubildungen. Eine Beantwortung der Frage, ob<br />

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