Die Sprache des Parfums

a) „(...) Grund(lage), Hintergrund, Rücksitz (im Wagen);
(als Soßengrundlage verwendeter) beim Braten an der Pfanne sich ansetzen-
der
b) Fleischsaft“ (Wahrig 1994: 596).
Die Parfumlesart von Fond hat also ebenfalls noch keinen Eingang in
das konventionelle Lexikon der Deutschen gefunden. Es ist also keines-
wegs erstaunlich, dass Fond von dem standardsprachlichen Rezipienten
als auffällig markiert wird. Aber ein wenig wundert es, dass in Parfumle-
xika eine Erklärung dieses Begriffes fehlt. Ein vorweggenommener Blick
auf das Gesamtkorpus zeigt nämlich, dass Fond in der Parfumszene
durchaus kein Außenseiterbegriff ist. Er taucht immerhin in 16 der 48
Produktbeschreibungen (= 33%) als Synonym der Begriffe Basisnote
oder Grundnote auf.
In konventioneller Lesart ist Fond polysem; die allgemeinsten und abs-
traktesten Synonyme „Grund(lage), Hintergrund” können als denotative
Merkmale angenommen werden. Sie haben eine Bedeutungserweite-
rung in den KFZ- wie in den Küchen-Kontext erfahren. Das Moment
„Grund(lage)” trifft auch bei der Parfumlesart insofern zu, als der Duft
des Fonds eines Parfums (= die Grund- oder Basisnote) am längsten auf
der Haut haftet und somit am längsten als Geruchsquelle erhalten- be-
ziehungsweise zurückbleibt. Die metaphorische Motivation für die Wahl
von Fond kann mit einem geringen Rechercheaufwand also sehr leicht
transparent gemacht werden. Jedoch ist ein Leser einer Parfumwerbung
wohl kaum bereit, überhaupt irgend einen intellektuellen Aufwand zu
betreiben – sei er auch noch so gering – um sich ein Fachwort wie Fond
zu erschließen. Die Leserkommentare sprechen eine intuitiv klare Spra-
che, wobei zwischen zwei Leserreaktionen zu unterscheiden ist:
Die konventionelle Lesart des Begriffes ist bekannt, er wird aber für eine
Parfumbeschreibung als unangemessen bewertet:
„Kenn ich eher aus dem Gastrobereich“ (AL-3);
„Unpassender Ausdruck; verbinde ich eher mit Essen“ (AL-6);
„Fond wie im Auto“ (AL-28);
„Fond hat für mich was mit Geld oder Kochen zu tun“ (AL-25)
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