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Die Sprache des Parfums

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Kontext-Begriff verwechselt werden, der mit der referentiellen Sprach-<br />

funktion korreliert und außersprachliche Entitäten oder Sachverhalte ein-<br />

bezieht. Sondern „der stilistische Kontext ist ein linguistisches pattern,<br />

das von einem unvorhersehbaren Element durchbrochen wird (...)” (Rif-<br />

faterre 1973: 53). Obwohl hier der Riffaterresche Kontext-Begriff rekon-<br />

struiert wird, werde ich mich später der in der angelsächsischen Literatur<br />

gängigen begrifflichen Unterscheidung zwischen Kontext und Ko-Text<br />

bedienen. Der Begriff <strong>des</strong> Ko-Textes ist so definiert:<br />

„Co-text: A term used by some British linguists as an attempt to resolve the<br />

ambiguity of the term context, which can refer to both linguistic and situational<br />

environments. The practice is to reserve ‘co-text’ for the former, and context<br />

for the latter” (Crystal 1980: 87; vgl. auch Brown/Yule 1983: 46 f. und 125 f.).<br />

Der stilistische Kontext wird hier also verstanden als ein sprachliches<br />

Schema, eine aus äquivalenten linguistischen Elementen bestehende<br />

Matrix, in welche an charakteristischen Stellen gewisse linguistische E-<br />

lemente eingeführt sind, die als relativ ungleichmäßig auffallen und damit<br />

die relative Gleichmäßigkeit der Textmatrix durchbrechen. Der Leser er-<br />

wartet einen solchen Bruch nicht, er kommt ihm als unwahrscheinlich vor<br />

wie das Auftreten der <strong>Sprache</strong>lemente, die ihn erzeugen. Bei dem Mo-<br />

ment <strong>des</strong> unwahrscheinlichen Auftretens schwingt ein statistischer Un-<br />

terton mit. <strong>Die</strong> Statistik als explizites Verfahren der stilistischen Analyse<br />

relativiert Riffaterre jedoch, wenn er schreibt:<br />

„Ich wollte (...) lediglich von einer statistischen Abweichung bezüglich der im<br />

und durch den Text aufgestellten Wahrscheinlichkeit sprechen, wobei die Zu-<br />

hilfenahme der Statistik nur ein Mittel zur Beschreibung <strong>des</strong> Phänomens, nicht<br />

jedoch ein Instrument zu seiner Entdeckung ist. Nun glaube ich, daß diese sta-<br />

tistische Beschreibung (die nach der Erhebung der Fakten kommt und nicht<br />

heuristisch ist) eine unnötige Etappe ist. Da das (...) [stilistische] Phänomen<br />

nicht der Text allein, sondern die Modalitäten seiner Wahrnehmung durch den<br />

Leser sind, kann man ebenso die maximale Entschlüsselung mit Begriffen<br />

grammatikalischer und semantischer Unwahrscheinlichkeit beschreiben“ (Rif-<br />

faterre 1973: 71).<br />

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