2041210 Archivblatt Inhalt - Archivwesen - Freistaat Sachsen
2041210 Archivblatt Inhalt - Archivwesen - Freistaat Sachsen
2041210 Archivblatt Inhalt - Archivwesen - Freistaat Sachsen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Prüfvorgänge wurde in Köln eine<br />
Verteilstelle eingerichtet, die vom<br />
ISD die negativ geprüften Datensätze<br />
auf elektronischem Weg empfing, sie<br />
nach geographischen oder sachlichen<br />
Gesichtspunkten sortierte und<br />
an Archive und Institutionen weiterleitete.<br />
Als Empfänger kamen vor allem<br />
das Bundesarchiv, Landeskoordinierungsstellen<br />
(LKS) in den Bundesländern<br />
sowie große Wirtschaftsarchive<br />
(z. B. Krupp oder Siemens)<br />
und Behörden mit entsprechender<br />
Überlieferung in Frage. So verwahrt<br />
z. B. die Bundeseisenbahnverwaltung<br />
Unterlagen über Zwangsarbeiter<br />
bei der Deutschen Reichsbahn, die<br />
Bundesknappschaft über den<br />
Zwangsarbeitereinsatz in der Montanindustrie.<br />
Bedeutsam erweitert<br />
werden konnte der Empfängerkreises<br />
dadurch, dass seit 2003 auch<br />
polnische Archive und Einrichtungen<br />
in den sogenannten Archivverbund<br />
einbezogen wurden, denn auf diese<br />
Weise waren auch Recherchemöglichkeiten<br />
bei einem Einsatz z. B. in<br />
Schlesien gegeben. Die Zahl der am<br />
Projekt Nachweisbeschaffung beteiligten<br />
Archive in Deutschland und<br />
Polen stieg bis Frühjahr 2004 auf<br />
ca. 300.<br />
Für die Weiterleitung der Anfragen<br />
(Datensätze) an die LKS bzw. Archive<br />
sowie für die archivische Prüfung<br />
SÄCHSISCHES ARCHIVBLATT 2/2004<br />
und die Übermittlung der Prüfergebnisse<br />
an die Partnerorganisationen im<br />
Ausland wurde ein elektronisches<br />
Datensystem genutzt, womit die Arbeit<br />
sehr effizient und nahezu „papierlos“<br />
erledigt werden konnte. Bei<br />
insgesamt über 400.000 Einzelanfragen,<br />
die im Rahmen der Nachweisbeschaffung<br />
als Prüfvorgänge zu verteilen<br />
waren, hat sich das im Internet zu<br />
bedienende Datensystem glänzend<br />
bewährt und ganz erheblich zu einem<br />
vergleichsweise niedrigen Verwaltungsaufwand<br />
beigetragen. Die Betreuung<br />
des Datensystems übernahm<br />
die Firma Ossenberg & Schneider<br />
GmbH, Remagen.<br />
In <strong>Sachsen</strong> wurde die Koordinierung<br />
der Nachweisbeschaffung vom Referat<br />
<strong>Archivwesen</strong> im Staatsministerium<br />
des Innern (SMI) wahrgenommen.<br />
Das SMI regelte die Einbeziehung<br />
der vier sächsischen Staatsarchive,<br />
der Landesversicherungsanstalt<br />
<strong>Sachsen</strong> (LVA), der Archive der<br />
sieben kreisfreien Städte und der 22<br />
Landkreise in das Datensystem und<br />
vertrat <strong>Sachsen</strong> bei den Projektbesprechungen<br />
auf Bundesebene.<br />
Gleichfalls prüfte es die nach Einsatzort<br />
bzw. Einsatzorten erfolgende<br />
Zuteilung der Datensätze an die sächsischen<br />
Archive, wobei die Staats-,<br />
Kreis- und Stadtarchive Prüfvorgänge<br />
zu Einsatzorten ihres Sprengels er-<br />
Bildschirmansicht des Datensystems mit einem geöffneten Datensatz und Prüfergebnissen<br />
(Name geschwärzt)<br />
hielten, die LVA zu ganz <strong>Sachsen</strong>, das<br />
Bergarchiv Freiberg hingegen zum<br />
Einsatz in Bergbau und Montanwesen.<br />
Die Kreisarchive wurden beauftragt,<br />
nicht nur in ihren Beständen zu<br />
recherchieren, sondern auch die Gemeinden<br />
ihres Kreisgebietes einzubeziehen.<br />
Der Zustrom von Prüfvorgängen war<br />
beachtlich: Von Oktober 2001 bis<br />
Ende Juli 2004 erhielt die LKS <strong>Sachsen</strong><br />
insgesamt ca. 15.300 Datensätze.<br />
Dies war zwar deutlich weniger als<br />
z. B. in <strong>Sachsen</strong>-Anhalt (über<br />
24.000), Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Brandenburg (jeweils ca. 20.000),<br />
andererseits aber mehr als in Baden-<br />
Württemberg (knapp 15.000), Hessen<br />
(knapp 5.000) oder Rheinland-Pfalz<br />
(ca. 4.000). Dass vor allem die Neuen<br />
Bundesländer in starkem Maße von<br />
der Nachweisbeschaffung in Anspruch<br />
genommen wurden, hing letztlich<br />
damit zusammen, dass die Antragsteller<br />
(vor allem Polen, Ukrainer,<br />
Weißrussen oder Tschechen) als<br />
Zwangsarbeiter mehrheitlich in heute<br />
ostdeutschen Regionen eingesetzt waren.<br />
Auch innerhalb <strong>Sachsen</strong>s (Stand: 31.<br />
Juli 2004) gab es bei den Zuweisungen<br />
ein Gefälle. Wegen der Zuständigkeit<br />
für ganz <strong>Sachsen</strong> erhielt die<br />
LVA die meisten Prüfvorgänge<br />
(16.272), dann folgten das Hauptstaatsarchiv<br />
Dresden (11.082), das<br />
Staatsarchiv Leipzig (7.889) und das<br />
Staatsarchiv Chemnitz (5.409). Dem<br />
Bergarchiv Freiberg wurden 175<br />
Prüfvorgänge zugewiesen. Bei den<br />
Stadtarchiven entfielen die meisten<br />
Prüfvorgänge auf Dresden (5.523),<br />
Leipzig (4.163) und Chemnitz<br />
(1.167). Da die Zwangsarbeiter größtenteils<br />
in den Ballungszentren der<br />
Großstädte arbeiteten mussten, liegt<br />
die Zahl der den Kreisarchiven zugeleiteten<br />
Prüfvorgänge deutlich niedriger:<br />
Das Kreisarchiv Torgau-Oschatz<br />
erhielt 1.002 Datensätze, gefolgt vom<br />
Vogtlandkreis (880) und Bautzen<br />
(832); die niedrigsten Zuweisungen<br />
entfielen auf Stollberg (141) und<br />
Annaberg (122).<br />
Erhielt die LKS <strong>Sachsen</strong> insgesamt<br />
15.317 Prüfvorgänge, so konnten von<br />
13