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Lesen und Schreiben als Problem. Schriftliche Verarbeitung von ...

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seinen Artikel den Aspekt der Textarten <strong>als</strong> kommunikative Parameter des<br />

<strong>Problem</strong>lösens ein. Er möchte, dass Schule diesen Aspekt nicht ausklammert,<br />

denn gerade die Arbeit mit Textsorten ermöglicht eine gute, strukturierte <strong>und</strong><br />

gegliederte Arbeit mit Texten. 101<br />

In den Lehrplänen unterliegen die Textsorten hingegen einer starren<br />

Definition <strong>und</strong> einer vorgegebenen Reihenfolge, wann sie erlernt werden sollen.<br />

Die Reihenfolge „ist einseitig, normativ <strong>und</strong> verkennt die geistigen <strong>und</strong> (schrift-)<br />

sprachlichen Fähigkeiten <strong>von</strong> Heranwachsenden“. 102 In dem hier kritisierten<br />

Ersetzungsmodell wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass ein Kind zuerst erzählen, dann<br />

beschreiben, berichten, schildern <strong>und</strong> zuletzt erörtern lernt. 103 Voraussetzungen<br />

für diese Denkart sind, dass das <strong>Schreiben</strong> <strong>von</strong> Aufsätzen ausschließlich mit<br />

Hilfe <strong>von</strong> Aufsatzformen erlernt wird. Unterschieden werden fünf Gr<strong>und</strong>formen:<br />

Erzählung <strong>und</strong> Bericht, Beschreibung, Schilderung <strong>und</strong> Erörterung. Die<br />

Gr<strong>und</strong>formen sind genau definiert: So beziehen sich Bericht <strong>und</strong> Erzählung auf<br />

zeitliche Vorgänge; die Beschreibung <strong>und</strong> Schilderung auf räumliche<br />

Verhältnisse <strong>und</strong> die Erörterung hat den Sachbezug <strong>als</strong> Gegenstand. 104 Weil es<br />

aber durch die sehr genaue Definition dieser Gr<strong>und</strong>formen eine sehr große<br />

inhaltliche Ferne zwischen den Begriffen gibt, ergibt sich automatisch eine<br />

Polarisierung der Begriffe, die künstlich wirkt. Das ist ein <strong>Problem</strong>, weil die<br />

Textsorten nicht den Ansprüchen der Realität entsprechen. Hinzu kommt, dass<br />

die großen zeitlichen Abstände zwischen dem Erlernen der Gr<strong>und</strong>formen, die<br />

sich durch die curriculare Stufung ergeben, es dem Schüler so gut wie gar nicht<br />

ermöglichen, diese Formen miteinander zu verknüpfen. 105 Wissenselaboration<br />

kann nicht geschehen <strong>und</strong> infolgedessen wird der Werkzeugcharakter bzw. die<br />

zu wünschende Entlastungsfunktion <strong>von</strong> Textsorten unwirksam.<br />

Für die Vergleichsarbeiten ist die beschriebene Diskrepanz zwischen<br />

Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit des schulischen Einsatzes <strong>von</strong> Textsorten <strong>von</strong><br />

zentraler Bedeutung. Denn diese Diskrepanz wird für die Vergleichsarbeiten nicht<br />

aufgehoben, sondern durch die zentrale Stellung des Textes <strong>und</strong> der mit diesem<br />

jeweils verb<strong>und</strong>enen Textsorte sogar forciert, da angenommen werden muss,<br />

dass dieser problematische schulische Umgang mit den Textsorten auch in den<br />

untersuchten Schulen vorfindlich ist.<br />

101<br />

Vgl. Schneuwly 1996, 32 f.<br />

102<br />

Baurmann 1995, 54<br />

103<br />

Vgl. Ludwig 1990, 10 f. sowie Feilke 2002, 12 f.<br />

104<br />

Vgl. Ludwig 1990, 10 f. sowie Haueis 2003, 227 ff.<br />

105<br />

Vgl. Ludwig 1990, 11<br />

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