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Lesen und Schreiben als Problem. Schriftliche Verarbeitung von ...

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für die Rekonstruktion des Schreibprozesses ist, ist wichtig herauszufinden,<br />

welche Meinungen es zur Produkt- <strong>und</strong> Prozessorientierung in der<br />

Schreibforschung gibt. Das Schlagwort „Produkt-Prozess-Ambiguität“ besagt,<br />

dass es zwischen Schreibprozessen <strong>und</strong> Schreibprodukten keine linearen<br />

Beziehungen gibt. 56 Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage konnte die These „Texte <strong>als</strong> Spuren<br />

<strong>von</strong> Schreibprozessen“ nicht gehalten werden. Das führte dazu, dass sich die<br />

Meinung etablierte, dass Produkte gar nichts oder nur wenig darüber aussagen,<br />

welche Prozesse ihnen vorangegangen sind. Aber entgegensetzt dazu gibt es<br />

auch die Auffassung, dass aus Schreibprodukten sehr wohl die Prozesse des<br />

<strong>Schreiben</strong>s<br />

nachvollziehbar sind. So resümieren Eigler u.a. (1995) Folgendes:<br />

a iven Zugang zu den tatsächlich<br />

stattgef<strong>und</strong>enen Prozessen zu. 57<br />

Einerseits besteht die Auffassung, daß es möglich ist, aus dem Produkt<br />

auf die Prozesse zurückzuschließen, die dieses Produkt hervorgebracht<br />

haben („to infer the process from the product“, McCutchen 1986: 432).<br />

Genau dies wird allerdings <strong>von</strong> anderer Seite bestritten („Process cannot<br />

be inferred from product any more than a pig can be inferred from a<br />

sausage“, Murray 1980: 3). Für beide Positionen lassen sich Argumente<br />

finden. Allerdings ist es unsere Überzeugung, daß weder ausschließlich<br />

die eine Position noch die andere der Komplexität des untersuchten<br />

Gegenstandes gerecht werden kann. Eine rein prozeßbezogene<br />

Betrachtungsweise – etwa über Protokolle lauten Denkens – ergibt<br />

keinerlei Hinweise darauf, wie sich das Produkt entwickelt <strong>und</strong> ob das<br />

Produkt des so erfaßten Prozesses überhaupt der Schreibaufgabe<br />

gerecht wird. Dies läßt sich nur aufgr<strong>und</strong> einer produktbezogenen<br />

Betrachtung entscheiden. Zudem bleibt unberücksichtigt, daß das Produkt<br />

selbst, der bis zu einem Zeitpunkt im Textproduktionsprozeß jeweils<br />

entstandene Text, nicht nur Ergebnis <strong>von</strong> Prozessen ist, sondern zugleich<br />

diese Prozesse im folgenden wesentlich beeinflußt, so daß <strong>von</strong> einer<br />

engen Wechselbeziehung zwischen Prozeß <strong>und</strong> Produkt auszugehen ist.<br />

Eine rein produktbezogene Betrachtung andererseits läßt in den meisten<br />

Fällen nur einen interpret t<br />

Demzufolge sind beide Varianten unerlässlich, was weitgehend für die<br />

Vergleichsarbeiten berücksichtigt wird. So ist für beide Klausuren eine<br />

produktorientierte Betrachtung gewährleistet. Die Beschreibung des<br />

Schreibprozesses dagegen erweist sich <strong>als</strong> schwierig. Die wohl gängigste<br />

Methode, den Schreibprozess nachzuvollziehen, ist die des lauten Denkens.<br />

Auch Randnotizen, Kladden usw. geben Einblicke in die Prozesse des<br />

<strong>Schreiben</strong>s. Doch diese Formen werden im Rahmen der Datenauswertung nicht<br />

berücksichtigt. Vielmehr soll der Schreibprozess, wie oben schon erwähnt, über<br />

Lübbert 1989, 279<br />

56 Vgl. Krings 1992, 48<br />

57 Eigler u.a. 1995, 152 f.<br />

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