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Lesen und Schreiben als Problem. Schriftliche Verarbeitung von ...

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planende <strong>und</strong> kontrollierte <strong>Schreiben</strong> ist eine Form unter vielen. 51 „Wer sagt<br />

denn, daß jeder Textproduzent Ziele vorwegnehmen kann?“ 52 Hier wird der<br />

durchgängig epistemisch wahrgenommene Charakter des <strong>Schreiben</strong>s, der <strong>als</strong><br />

Eigenschaft ein Ziel voraussetzt, kritisiert. Gr<strong>und</strong>sätzlich stimmt Ortner der<br />

<strong>Problem</strong>lösetheorie, in der das epistemische <strong>Schreiben</strong> verankert ist, zu, obwohl<br />

er auch bei dieser feststellt, dass sie sehr kompatibel mit dem zweckrationalen<br />

Paradigma ist. 53 Der Zielkomponente im <strong>Problem</strong>löseparadigma wird seiner<br />

Ansicht nach ein zu hoher Stellenwert eingeräumt, wodurch das ganze Modell<br />

unrealistisch wird. Denn nicht jedes <strong>Schreiben</strong> ist <strong>Problem</strong>lösen, weil<br />

<strong>Problem</strong>lösen ein Zweckhandeln voraussetzt. Vieles ist am <strong>Schreiben</strong> (<strong>und</strong> auch<br />

am <strong>Lesen</strong>) automatisiert <strong>und</strong> routinisiert. Und automatisiertes Verhalten enthält<br />

keine Barrieren, somit gibt es kein <strong>Problem</strong>. Aber das <strong>Problem</strong>löseparadigma auf<br />

alles <strong>Schreiben</strong> 54 zu beziehen ist die gängige Methode in der<br />

Schreibforschung. 55 Dennoch kann Ortner aus der <strong>Problem</strong>löseforschung<br />

Positives herausstellen: Nämlich die Betonung des Prozesshaften <strong>und</strong> die<br />

Wiederentdeckung der Wegmetapher – weg vom Produkt (Ziel), hin zum Prozess<br />

(Weg).<br />

Für die empirische Untersuchung der Vergleichsarbeiten muss eingegrenzt<br />

werden, um welche Form des <strong>Schreiben</strong>s es sich beim <strong>Schreiben</strong> <strong>von</strong> Aufsätzen<br />

handelt. Die Schreibaufgaben geben den Schülern einen bestimmten Auftrag.<br />

Dadurch werden die Schüler in der Regel motiviert <strong>und</strong> entwickeln eine<br />

bestimmte, das heißt bewusste Intention, auch wenn es sich im schulischen<br />

Rahmen viel weniger um intrinsische <strong>als</strong> um extrinsische Intentionen handelt, die<br />

durch das Erreichen guter Schulnoten begründet ist. <strong>Schreiben</strong> funktioniert in<br />

diesem Sinne zweckgerichtet, kontrolliert <strong>und</strong> geplant <strong>und</strong> das Produkt, der Text<br />

bzw. das Ziel, ist das Ergebnis konzeptioneller Prozesse sowie der Intention <strong>und</strong><br />

Repräsentant der Pläne. Dieser Aspekt ist <strong>von</strong> Bedeutung, weil er für die<br />

analytische Betrachtung der Vergleichsarbeiten im dritten Teil dieser Arbeit eine<br />

große Rolle spielt, indem die Verstehens- <strong>und</strong> Produktionsleistungen <strong>von</strong><br />

Schülern <strong>als</strong> Ergebnis zielgerichteter Handlungen aufgefasst <strong>und</strong> untersucht<br />

werden können. Dennoch ist wichtig hervorzuheben, dass im Hinblick auf das<br />

51 Vgl. Ortner 2000, 103<br />

52 Ortner 2000, 106<br />

53 Vgl. Ortner 2000, 99 f.<br />

54 Zur Funktion des <strong>Schreiben</strong>s vgl. dazu die Schreibfunktionstypen <strong>von</strong> Ludwig (1980b)<br />

zit. n. Ossner (1995) sowie die Abstraktion <strong>von</strong> Ossner (1995)<br />

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