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Lesen und Schreiben als Problem. Schriftliche Verarbeitung von ...

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sich in den Bahnen des schulischen Curriculums <strong>und</strong> nicht, wie es sein sollte, im<br />

Anschluss an die Denkentwicklung. Ossner stellt fest, dass zu wenig Wert auf<br />

<strong>Schreiben</strong> gelegt wird <strong>und</strong> spricht in Bezug auf die Schreibleistungen der Schüler<br />

<strong>von</strong> einer konzeptuellen Mündlichkeit, die sich aufgr<strong>und</strong> curricularer Pläne nicht<br />

bis zur konzeptuellen Schriftlichkeit entwickeln kann. 44 Mit konzeptueller<br />

Mündlichkeit ist eine mündliche Ausrichtung im geschriebenen Text gemeint, in<br />

dem sich beispielsweise Modalpartikel wie „ja“ wiederfinden, die typisch für die<br />

gesprochene Sprache sind, oder eine argumentative Struktur vorherrschend ist,<br />

die auf eine Gesprächssituation mit den beiden Komponenten Sprecher <strong>und</strong><br />

Hörer zurückzuführen ist (bspw. mündliche Satzstellung, in der die<br />

subordinierende Kausalbestimmung „weil“ koordinierend verwendet wird) <strong>und</strong><br />

nicht auf eine schriftliche Situation, in der Schreiber <strong>und</strong> Leser agieren. 45 Eine<br />

mündlich argumentative Struktur in einem schriftlichen Text erscheint <strong>als</strong><br />

unlogisch, weil die Argumente semantisch oft nicht zusammenhängend erzeugt<br />

werden wie es in einem schriftlich organisierten Text der Fall wäre. Der Begriff<br />

konzeptuelle Schriftlichkeit bedeutet, dass ein Text schriftlich ausgerichtet ist, mit<br />

allen sprachlichen Merkmalen, die einen schriftlichen Text kennzeichnen. So<br />

muss beispielsweise die gegebene, d.h. schriftliche Situation beachtet werden,<br />

bei der eine unmittelbare Rückmeldung auf das Geschriebene nicht realisierbar<br />

ist <strong>und</strong> das Schreibprodukt inhaltlich <strong>und</strong> sprachlich komplexer 46 formuliert <strong>und</strong><br />

organisiert werden muss <strong>als</strong> in einem mündlichen Gespräch, um das<br />

kommunikative Ziel mit diesem Text zu erreichen.<br />

Ähnlich wie Ossner plädiert auch Antos für eine Dezentralisierung des<br />

<strong>Schreiben</strong>s. 47 Nach Antos Einschätzung muss <strong>Schreiben</strong> <strong>und</strong> <strong>Schreiben</strong>lehren in<br />

überschau- <strong>und</strong> bewältigbare „Schreibprozeduren" zerlegt werden. Denn wenn<br />

Schreibprozeduren erst einmal automatisiert <strong>und</strong> routinisiert sind, dann schaffen<br />

sie eine kognitive Entlastung <strong>und</strong> geben motivationelle Sicherheit. Schüler<br />

brauchen Schreibprozeduren (handhabbare Werkzeuge) <strong>und</strong> sie brauchen eine<br />

Vielfalt anregender (schulischer) Kontexte. Aber der Deutschunterricht ist nicht<br />

allein befähigt, diese Dezentralisierung zu leisten. Auch in den Sachfächern muss<br />

<strong>Schreiben</strong>lernen gelernt werden. Hier geht man in der Schreibforschung auch der<br />

Frage nach, inwiefern fächerübergreifender Unterricht vor allem für das<br />

44 Vgl. Ossner 1995, 46 ff.<br />

45 Vgl. Ossner 1996, 80 f.<br />

46 Der Begriff „komplex“ meint für die inhaltliche Produktion eine kohärente Struktur des<br />

schriftlichen Textes <strong>und</strong> im sprachlich-formalen Sinne die syntaktische Verknüpfung<br />

dieser Sachverhalte mit Hilfe bestimmter sprachlicher Mittel wie Konjunktionen zu<br />

kohäsiven Texten.<br />

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