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Lesen und Schreiben als Problem. Schriftliche Verarbeitung von ...

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Hugo Aust beschreibt Textlesen explizit <strong>als</strong> problemlösendes Verhalten<br />

innerhalb der „sphärischen“ Geschlossenheit <strong>und</strong> <strong>als</strong> die rezeptive Komponente<br />

des Schriftspracherwerbs. 16 Unter „sphärischer“ Geschlossenheit versteht er den<br />

Text <strong>als</strong> etwas Ganzes aus Anfang, Mitte <strong>und</strong> Ende nach der Aristotelischen<br />

Poetik. 17 Textlesen gliedert sich in drei Fähigkeiten: Es muss Neues verarbeitet<br />

<strong>und</strong> das Begonnene konsequent fortgesetzt werden, es muss voraus- <strong>und</strong><br />

zurückgedacht <strong>und</strong> das Ende muss <strong>als</strong> Resultat des Vorausgehenden „errechnet“<br />

werden. Über Thema-Rhema-Zusammenhänge sowie andere formale <strong>und</strong><br />

semantische Verknüpfungen ergeben sich satzübergreifende Zusammenhänge,<br />

<strong>als</strong>o aus einem beständigen Wechsel <strong>von</strong> Mitteilungen, die <strong>als</strong> bekannt<br />

vorausgesetzt werden, <strong>und</strong> Formulierungen, die neue Informationen geben. Am<br />

besten gelingt es dem <strong>Lesen</strong>den <strong>als</strong>o, Bedeutungsstrukturen in einen sinnvollen<br />

Zusammenhang zu bringen, je kohärenter der ihm vorliegende Text ist.<br />

Schnotz unterscheidet dabei zwischen lokaler <strong>und</strong> globaler Kohärenz. 18<br />

Bei der lokalen Kohärenz muss der <strong>Lesen</strong>de die semantischen Zusammenhänge<br />

zwischen den unmittelbar aufeinanderfolgenden Sätzen bilden, während bei<br />

globaler Kohärenz die semantischen Zusammenhänge zwischen größeren<br />

Textabschnitten mental rekonstruiert werden müssen. <strong>Lesen</strong> ist aus dieser<br />

Beschreibung heraus zu begreifen <strong>als</strong> ein mentaler Konstruktionsprozess, bei der<br />

der Leser eine mentale Repräsentation des dargestellten Sachverhalts<br />

konstruiert. 19 Daher ist Textverstehen ein Prozess der mentalen<br />

Kohärenzbildung.<br />

Wie eingangs schon erwähnt, laufen die Prozesse der Textrezeption<br />

scheinbar automatisch ab. Wenn es aber zu Verständnisproblemen kommt,<br />

macht sich ein Leser die Rezeption bewusst. Ähnlich wie bei Schreibprozessen,<br />

auf die im Anschluss eingegangen wird, stellt sich dem Leser ein <strong>Problem</strong>, das er<br />

lösen muss. Für die Vergleichsarbeiten bietet die Aufgabenstellung einen<br />

möglichen Weg, das Textverständnis zu reflektieren. Denn über die Aufgaben der<br />

Vergleichsarbeiten kann der Schüler den Text <strong>und</strong> sein Verständnis vom Text gut<br />

reflektieren, da diese den lesenden Schüler in eine bestimmte Richtung lesen<br />

<strong>und</strong> verstehen lässt. So muss sich der Schüler idealerweise stets die Frage<br />

stellen, ob er die Aufgabe richtig gelöst hat <strong>und</strong> wenn nein, warum nicht <strong>und</strong> wie<br />

er den Weg zur Lösung finden kann. Das Lösen der Aufgabe kann sich zu einem<br />

<strong>Problem</strong> entwickeln, wenn das Textverständnis unzureichend ist. Will ein Schüler<br />

16 Vgl. Aust 2003, 528<br />

17 Vgl. Aust 2003, 528<br />

18 Schnotz 1996, 972<br />

11

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