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Heft 1.10 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress

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Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, welche Form des<br />

Schmerzes als kulturelle Konstruktion zu bezeichnen ist. Der<br />

unmittelbare, affektive und ,authentische‘ Schmerz an sich wird<br />

sicher nicht geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>, sondern nur se<strong>in</strong>e literarische oder<br />

allgeme<strong>in</strong> sprachliche Übersetzung. Jedoch zitiert Lethen mit<br />

David B. Morris und David le Breton zwei Wissenschaftler, die<br />

davon ausgehen, dass der Schmerz tatsächlich nicht als e<strong>in</strong>e<br />

re<strong>in</strong> physiologische Reaktion zu verstehen ist, sondern durch<br />

das Raster sozialer und kultureller Symbole bestimmt wird.<br />

Im folgenden Zitat aus Thomas Manns Roman Zauberberg<br />

wird der Zusammenhang zwischen Krankheit sowie den ge-<br />

sellschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen und Um-<br />

ständen, <strong>in</strong>nerhalb derer der Leidende e<strong>in</strong>gebettet lebt, sehr<br />

transparent:<br />

3<br />

„Dem e<strong>in</strong>zelnen Menschen mögen mancherlei persönliche<br />

Ziele, Zwecke, Hoffnungen, Aussichten vor Augen schweben,<br />

aus denen er den Impuls zu hoher Anstrengung und Tätigkeit<br />

schöpft; wenn das Unpersönliche um ihn her, die Zeit selbst der<br />

Hoffnungen und Aussichten bei aller äußeren Regsamkeit im<br />

Grunde entbehrt, wenn sie sich ihm als hoffnungslos, aussichts-<br />

los und ratlos heimlich zu erkennen gibt und der bewußt oder<br />

unbewußt gestellten, aber doch irgendwie gestellten Frage nach<br />

e<strong>in</strong>em letzten, mehr als persönlichen, unbed<strong>in</strong>gten S<strong>in</strong>n aller<br />

Anstrengung und Tätigkeit e<strong>in</strong> hohles Schweigen entgegen-<br />

setzt, so wird gerade <strong>in</strong> Fällen redlicheren Menschentums e<strong>in</strong>e<br />

gewisse lähmende Wirkung solches Sachverhalts fast unaus-<br />

bleiblich se<strong>in</strong>, die sich auf dem Wege über das Seelisch-Sittliche

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