20 SÄCHSISCHES ARCHIVBLATT - Archivwesen - Freistaat Sachsen
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der KBSt (Koordinierungs- und Beratungsstelle<br />
für IT-Fragen) des Bundes<br />
einen allgemeinen Standard. Dennoch<br />
sind diese für <strong>Sachsen</strong> zu spezifizieren<br />
und insbesondere auf ihre Praxistauglichkeit<br />
zu erproben.<br />
Deswegen hat das Kabinett im Februar<br />
<strong>20</strong>04 beschlossen, IT-gestützte Vorgangsbearbeitung<br />
zunächst in drei Pilotbereichen<br />
einzuführen. Auf der Grundlage<br />
einer Auswertung dieser Piloten als auch<br />
der Praxiserfahrungen, die bereits im<br />
Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />
gesammelt werden, soll dann<br />
durch das Kabinett erneut entschieden<br />
werden, in welchem Umfang und in welcher<br />
Ausgestaltung IT-gestützte Vorgangsbearbeitung<br />
in weiteren Bereichen<br />
eingeführt wird. Dieser Beschluss soll laut<br />
Projektplanung im Herbst <strong>20</strong>07 erfolgen.<br />
Wesentlicher Aspekt der Umsetzung ist<br />
hierbei eine koordinierte, landeseinheitliche<br />
Umsetzung; dies bezieht sich sowohl<br />
auf die konzeptionelle Ausgestaltung als<br />
auch auf eine einheitliche IT-Umsetzung.<br />
Zur Wahrung der ressortübergreifenden<br />
Koordination und Steuerung des Projekts<br />
wurde im Staatsministerium des Innern<br />
ein Kompetenzzentrum IT-gestützte Vorgangsbearbeitung<br />
(CCV) eingerichtet, in<br />
dem neben Mitarbeitern dieses Hauses<br />
auch Vertreter der Staatskanzlei, des<br />
Staatsministeriums der Finanzen und des<br />
Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft<br />
mitwirken. Die KoBIT (Koordinierungs-<br />
und Beratungsstelle für Informationstechnik)<br />
unterstützt das CCV in<br />
informationstechnischen Belangen. Die<br />
Fa. Infora (Berlin) berät begleitend dieses<br />
Projekt.<br />
Als Piloten wurden einzelne Organisationseinheiten<br />
und Prozesse im Staatsministerium<br />
der Finanzen, im Statistischen<br />
Landesamt sowie in der Straßenbauverwaltung<br />
(Straßenbauamt Plauen<br />
zusammen mit Regierungspräsidium<br />
Chemnitz) ausgewählt. Mit dieser Auswahl<br />
soll sichergestellt werden, dass in<br />
unterschiedlichen Verwaltungsbereichen,<br />
teilweise mit strukturierten und teilweise<br />
mit unstrukturierten Prozessen, die Funktionsfähigkeit<br />
von IT-gestützter Vorgangsbearbeitung<br />
bewiesen wird. Auf der<br />
Grundlage von pilotspezifischen Fach-<br />
04 <strong>SÄCHSISCHES</strong><br />
<strong>ARCHIVBLATT</strong> Heft 1 / <strong>20</strong>06<br />
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ABBILDUNG 2<br />
konzepten und der Definition allgemeiner<br />
Anforderungen wurde die Ausschreibung<br />
einer geeigneten Software einschließlich<br />
Hardware und Einführungsdienstleistungen<br />
durchgeführt. Nach Zuschlagserteilung,<br />
die nun im Mai <strong>20</strong>06 vorgesehen ist,<br />
wird diese Software implementiert. Mit<br />
intensiven Schulungsmaßnahmen der<br />
Mitarbeiter sollen diese in die Thematik<br />
eingeführt werden. Es ist zu erwarten,<br />
dass bereits Mitte <strong>20</strong>07 erste auswertbare<br />
Erfahrungen im Umgang mit IT-gestützter<br />
Vorgangsbearbeitung vorliegen werden.<br />
Daneben arbeitet das CCV an landesweiten<br />
Standards und Empfehlungen zur ITgestützten<br />
Vorgangsbearbeitung. Während<br />
diese für die „Papierwelt“ bereits als<br />
verwaltungsinterne Regelungen vorliegen<br />
(zum Beispiel Registraturordnung,<br />
Dienstordnung), müssen die für die<br />
„elektronische Welt“ im Einzelnen erst<br />
noch entwickelt werden. Hierzu gehören<br />
beispielsweise Festlegungen zur konkreten<br />
Behandlung von Papier-, Fax- und<br />
Mail-Eingängen, zur elektronischen Bearbeitung,<br />
zur Aussonderung, zur Bildung<br />
von Geschäftszeichen oder auch zur<br />
Nutzung von Metadaten.<br />
Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung<br />
des Projektes durch das Sächsische<br />
Staatsarchiv, insbesondere durch<br />
den Bereich Zentrale Aufgaben, Grundsatz.<br />
Dies betrifft nicht nur speziell archivische<br />
Fragen, sondern allgemein Fragen<br />
der Schriftgutverwaltung. Diese Zusam-<br />
menarbeit ist deshalb wichtig, weil die<br />
funktionelle Ausgestaltung elektronischer<br />
Bearbeitung und Aktenführung nicht zu<br />
trennen ist von der Problematik der künftigen<br />
elektronischen Aussonderung und<br />
Archivierung. Auch wenn aktuell erstelltes<br />
elektronisches Schriftgut erst in einigen<br />
Jahren dem Sächsischen Staatsarchiv zur<br />
Übernahme angeboten wird, sind jetzt<br />
schon die speziellen archivischen Anforderungen<br />
zu bedenken. Dabei ist vereinbart<br />
worden, dass bereits in dem<br />
Pilotprojekt im Statistischen Landesamt<br />
die Aussonderung mit der neu eingesetzten<br />
Software simuliert wird. Diese Erkenntnisse<br />
sollen wiederum für die genannten<br />
Standards genutzt werden.<br />
Fazit: Ähnlich wie bei der Einführung von<br />
Computer und E-Mail wird sich die<br />
Öffentliche Verwaltung dem Trend der<br />
elektronischen Vorgangsbearbeitung<br />
nicht verschließen können. Was vielen<br />
noch als unvorstellbar erscheint, da man<br />
sich an das Arbeiten mit Papier gewöhnt<br />
hat, wird sicherlich in Zukunft zum Alltag<br />
gehören. Aufgabe ist es nun, diesen<br />
Paradigmenwechsel sinnvoll zu meistern.<br />
Dabei gilt es die vorhandenen technischen<br />
Lösungen organisatorisch so auszugestalten,<br />
dass einerseits die Grundsätze der<br />
Schriftgutverwaltung nicht berührt, andererseits<br />
jedoch die vorhandenen, oft komplexen<br />
und teuren Verwaltungsprozesse<br />
vorab optimiert werden. Da dies zu<br />
Veränderungen der internen Arbeitsweise<br />
und Abläufe aller Beschäftigten führen