20 SÄCHSISCHES ARCHIVBLATT - Archivwesen - Freistaat Sachsen
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die im Deutschen "Geduld" bedeuten,<br />
sind noch jetzt in Bandou erhalten (mein<br />
Buch, S. 115 – 121).<br />
3. Arthur Göpfert war 1913/14 als Techniker<br />
einer deutschen Maschinenfabrik<br />
in Tokio tätig, kämpfte 1914 in Tsingtao<br />
und war 1914 – 1919 Kriegsgefangener in<br />
Matsuyama, dann in Bandou. 1921<br />
promovierte er an der Technischen<br />
Archivare sind ja so einiges gewohnt,<br />
wenn sie feuchte Keller und Dachböden<br />
betreten, wo mal wieder „alte“ Akten<br />
gefunden wurden. So war man zumindest<br />
ansatzweise vorbereitet auf das, was<br />
in der Stahlgießerei Borna am 18. Mai<br />
<strong>20</strong>05 vor dem endgültigen Verlust bzw.<br />
Verfall gerettet werden sollte. Im Oktober<br />
<strong>20</strong>04 hatte der Förderverein des Sächsischen<br />
Industriemuseums Chemnitz das<br />
Staatsarchiv Chemnitz (StAC) über noch<br />
in der Stahlgießerei liegende Altunterlagen<br />
des ehemaligen VEB Stahlgießerei<br />
Karl-Marx-Stadt informiert und um die<br />
Sicherstellung der Akten gebeten. Dazu<br />
fand am 18. November <strong>20</strong>04 ein erstes<br />
08 <strong>SÄCHSISCHES</strong><br />
<strong>ARCHIVBLATT</strong> Heft 1 / <strong>20</strong>06<br />
Hochschule Dresden. Nach den Akten<br />
des sächsischen Ministeriums für Volksbildung,<br />
an das die TH Dresden<br />
berichtet hatte, wurde Göpfert 1879 in<br />
Annaberg geboren, studierte von 1901<br />
bis 1906 an der TH Dresden und schrieb<br />
die Dissertation im Kriegsgefangenenlager<br />
Bandou/Japan. Nach der Entlassung<br />
fuhr er 19<strong>20</strong> nach China und starb<br />
als Bergwerkstechniker 1937 in Taiyuan/<br />
KEINE “GANZ NORMALE“<br />
AKTENÜBERNAHME<br />
Gespräch zwischen der BHC Technologies<br />
GmbH Chemnitz, dem Eigentümer<br />
der Stahlgießerei in Chemnitz-Borna,<br />
und dem StAC statt. In diesem Gespräch<br />
erklärte die BHC Technologies ihre<br />
Bereitschaft, die Unterlagen an das StAC<br />
zu übergeben. Im weiteren Gesprächsverlauf<br />
vereinbarte man einen weiteren<br />
Besuch in der Stahlgießerei zur Besichtigung<br />
und Grobbewertung der VEB-<br />
Unterlagen.<br />
Am 3. Februar <strong>20</strong>05 besuchten zwei<br />
Mitarbeiter des StAC das Betriebsarchiv<br />
und stellten fest, dass es sich hierbei um<br />
ca. 300 lfm Akten in einem schlechten<br />
China (mein Buch, S. 106 – 111).<br />
Für zahlreiche freundliche Hinweise,<br />
von denen einige hier aufgeführt sind,<br />
bin ich dem Hauptstaatsarchiv Dresden<br />
sehr dankbar.<br />
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PROF. ___________________________<br />
DR. NOBUSHIGE MATSUO<br />
OKAYAMA ___________________________<br />
UNIVERSITY, JAPAN<br />
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V ORGEFUNDENE AKTEN DER STAHLGIESSEREI<br />
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FOTO: HEIKO BOHMANN<br />
Erhaltungszustand handelte. Findmittel<br />
für die hauptsächlich in der Zeit der<br />
staatlichen Wirtschaft entstandenen<br />
Unterlagen konnten keine ermittelt<br />
werden. An dieser Stelle wurde schnell<br />
klar, dass eine Bewertung der Akten nur<br />
vor Ort durchgeführt werden konnte.<br />
Eine vollständige Übernahme des<br />
Schriftguts ins StAC war allein schon<br />
wegen der Menge und des zum Teil sehr<br />
schlechten Erhaltungszustandes auszuschließen.<br />
So trafen sich am 18. Mai <strong>20</strong>05 sieben<br />
Mitarbeiter des StAC auf dem Parkplatz<br />
der Stahlgießerei, ausgestattet mit<br />
Arbeitskitteln, Wattejacken, Handschuhen,<br />
Taschenlampen und Transportkisten,<br />
um zu retten, was noch zu retten<br />
war. Die Akten lagen auf dem Dachboden<br />
des ehemaligen Verwaltungsgebäudes<br />
des VEB, zu dem – ab dem<br />
3. Stock – nur eine kleine enge Holztreppe<br />
führte. Das Verwaltungsgebäude<br />
war baulich betrachtet in einem höchst<br />
bedenklichen Zustand. Vom Dachwerk<br />
bis hinunter in den 2. Stock waren<br />
mehrere kleine Durchbrüche festgestellt<br />
worden, durch die überall Wasser<br />
tropfte. Auch ließen die Lichtverhältnisse<br />
zu wünschen übrig – Strom war<br />
keiner vorhanden –, so dass man wortwörtlich<br />
„im Dunkeln tappte“. Auf<br />
Grund zerborstener Fensterscheiben<br />
hatten Regen, Wind und diverse Vogelexkremente<br />
bereits ihren Teil zur<br />
Vernichtung der Akten beigetragen.