22.10.2012 Aufrufe

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

194<br />

<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />

LITERATURBERICHTE<br />

JENS KUGLER, SCHÄTZE AUS DEM BERGARCHIV<br />

Dokumente des Bergarchivs Freiberg zur Geschichte<br />

des Bergbaus <strong>in</strong> Sachsen. mdv Mitteldeutscher Verlag,<br />

Halle/Saale 2008. 100 S., 26 farb. Abb., geb. 20,- €.<br />

ISBN 978-3-89812-496-6 (Veröffentlichungen der<br />

Sächsischen Archivverwaltung, Reihe A: Archivverzeichnisse,<br />

Editionen und Fachbeiträge, Band 9)<br />

Das Bergarchiv Freiberg, e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong>sgesamt fünf Abteilungen des<br />

Sächsischen Staatsarchivs, ist wohl jedem Montanhistoriker e<strong>in</strong><br />

Begriff. Neben dem Bergarchiv Clausthal und dem Bergbau-<br />

Archiv Bochum ist es das bedeutendste Spezialarchiv zur Geschichte<br />

des Bergbaus im deutschsprachigen Raum. Die Ende<br />

2003 publizierte Beständeübersicht bietet e<strong>in</strong>en systematischen<br />

Zugang zu den überaus reichen und vielfältigen Quellen. Gleiches<br />

gilt für die Onl<strong>in</strong>e-F<strong>in</strong>dmittel. Neben e<strong>in</strong>er aktuellen Beständeübersicht<br />

s<strong>in</strong>d mehrere F<strong>in</strong>dbücher im Internet verfügbar<br />

(E<strong>in</strong>stieg über www.archiv.sachsen.de/67.htm ).<br />

Pünktlich zur Wiedereröffnung am neuen Standort im renovierten<br />

Schloss Freudenste<strong>in</strong> präsentiert das Bergarchiv ausgewählte<br />

Zimelien aus se<strong>in</strong>em Fundus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung vor Ort und <strong>in</strong><br />

der vorliegenden Begleitpublikation. Damit wird es nicht zuletzt<br />

se<strong>in</strong>er „Rolle e<strong>in</strong>es Traditionsträgers und -wahrers“ (S. 7) gerecht,<br />

<strong>in</strong> die es nach den Worten des Direktors des Sächsischen Staatsarchivs,<br />

Dr. Jürgen Ra<strong>in</strong>er Wolf, nach dem Auslaufen des Bergbaus<br />

<strong>in</strong> Sachsen Anfang der 1990er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewachsen ist.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus will der Verfasser, der Bergbauhistoriker und<br />

Geologe Jens Kugler, aber auch „Anregungen für zukünftige<br />

Forschungsarbeiten“ (S. 11) geben.<br />

Im Mittelpunkt stehen bildliche Darstellungen und hier ganz<br />

überwiegend Karten und Risse. Die entsprechenden Beschreibungen<br />

beanspruchen etwa die Hälfte des schmalen Bandes. Im<br />

Vergleich dazu nehmen bergmännische Kleidung, Knappschaftsfahnen,<br />

Bücher und Rechtsbücher, Ausbeutebögen, Zechenregis -<br />

ter und Bergbücher weitaus weniger Raum e<strong>in</strong>. Gleichwohl zeigt<br />

die Auswahl e<strong>in</strong>drucksvoll die außerordentliche Reichhaltigkeit<br />

der <strong>in</strong> Freiberg überlieferten Quellen auf. Wie groß die Bandbreite<br />

ist, darauf verweisen nicht zuletzt das Fragment e<strong>in</strong>er Liturgiehandschrift<br />

aus dem 15. Jahrhundert, die sich im E<strong>in</strong>band des<br />

Berggegenbuches von Glashütte aus dem Jahr 1652 fand (S. 81 ff.),<br />

oder die von Andreas Kunz-Lübcke beschriebenen jüdischen<br />

Manuskripte, die Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts<br />

als E<strong>in</strong>bände von Zechenregistern Verwendung fanden (S. 91 ff.)<br />

und so eher zufällig der Nachwelt erhalten geblieben s<strong>in</strong>d.<br />

Die Beschreibungen betten das jeweilige Objekt <strong>in</strong> den konkreten<br />

montanhistorischen Kontext e<strong>in</strong>, schildern Entstehungszusammenhänge<br />

und Funktionen und beschreiben es formal. Dabei<br />

kann der Leser über die jeweils objektbezogenen Informationen<br />

h<strong>in</strong>aus manches über die sächsische Bergbaugeschichte erfahren.<br />

Jedes Objekt wird im Bild vorgestellt. In e<strong>in</strong>igen Fällen heben<br />

Ausschnittsvergrößerungen Details hervor (s. z. B. Abb. 13 und<br />

13a), jedoch hätte man sich davon, gerade im Fall der Karten- und<br />

Rissdarstellungen, mehr gewünscht. Überhaupt hätten viele<br />

Dokumente e<strong>in</strong>e größere, die E<strong>in</strong>zelheiten besser darstellende<br />

Abbildung verdient und so wird der Leser gerne auf die erwähnte<br />

Beständeübersicht von 2003 zurückgreifen, <strong>in</strong> der manche Objekte<br />

ebenfalls im Bild vorgestellt worden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> kurzes Glossar<br />

bergmännischer Begriffe, e<strong>in</strong>e knappe Literaturauswahl und e<strong>in</strong><br />

Abbildungsnachweis runden die Darstellung ab.<br />

Der e<strong>in</strong>gangs erhobene Anspruch, Anregungen für weitere For-<br />

schungen geben zu wollen, kann nur zum Teil erfüllt werden und<br />

erschöpft sich weitgehend auf die Formulierung offener Detail -<br />

fragen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekten. Gerade im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

schwerpunktmäßig präsentierten Karten und Risse hätte sich der<br />

Rezen sent e<strong>in</strong>en Beitrag zu e<strong>in</strong>er genaueren und differenzierten<br />

Def<strong>in</strong>ition dieser Quellenkategorie und darüber h<strong>in</strong>aus vielleicht<br />

sogar noch e<strong>in</strong>en Bezug zu dem seit e<strong>in</strong>iger Zeit viel diskutierten<br />

„spatial turn“ gewünscht. Diese kritischen Randbemerkungen<br />

sollen <strong>in</strong>dessen den Wert des Buches nicht schmälern, zumal es<br />

über die Fachwissenschaft h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en breiten Leserkreis anspricht.<br />

Nicht alle<strong>in</strong> der Montanhistoriker wird es als s<strong>in</strong>nvolle<br />

Ergänzung zu der Beständeübersicht und als <strong>in</strong>teressante Lektüre<br />

gerne zur Hand nehmen.<br />

Stefan Przigoda, Bochum<br />

MARGRET MIHM, AREND MIHM, MITTELALTERLICHE<br />

STADTRECHNUNGEN IM HISTORISCHEN PROZESS<br />

Die älteste Duisburger Überlieferung (1348-1449).<br />

Band 2: Register, Materialien, Glossar. Böhlau-Verlag,<br />

Köln – Weimar – Wien 2007/2008. Bd. 1: XII, 794 S., 4<br />

s/w Abb. 74,50 €. ISBN 978-3-412-15406-6. Bd. 2: VIII,<br />

384 S., CD-ROM. 49,90 €. ISBN 978-3-412-15506-3<br />

Die hier anzuzeigende Edition ist <strong>in</strong> vielfacher H<strong>in</strong>sicht bemerkenswert.<br />

Zum e<strong>in</strong>en wird e<strong>in</strong>e Quelle, die Duisburger Stadtrechnungen,<br />

mit langer Laufzeit durch Edition präsentiert und zu -<br />

gleich ausführlich erschlossen und ausgewertet. In Band 1 geht<br />

der Edition e<strong>in</strong>e lange E<strong>in</strong>leitung unter der Überschrift „Stadtrechnungstexte<br />

als Forschungsfeld“ voran. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die klassischen<br />

Bestandteile solcher E<strong>in</strong>leitungen zu f<strong>in</strong>den: die Analyse<br />

der städtischen E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben, die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die<br />

Orts- und Landesgeschichte. Schon die Überschrift signalisiert<br />

aber e<strong>in</strong> Abweichen von der Regel. Die Stadtrechnungen werden<br />

nicht als Archivalien- oder Quellentypus gesehen, sondern als<br />

„Text“. Die Editoren sprechen konsequenterweise von Texttyp, -<br />

funktionen, -strukturen. Ihre Herangehensweise an die Stadtrechnungen<br />

ist sprachwissenschaftlich ausgerichtet. Hieraus erwachsen<br />

Vorgaben für die Edition, die „den Wortlaut der Archivalien<br />

so getreu wie möglich“ erfassen soll (Bd. 1, S. 14). Die Grundsätze<br />

für die Textgestaltung dieser Edition (Bd. 1, S. 142 ff.) widersprechen<br />

daher den gängigen. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e weitgehend<br />

paläographische Abschrift, die sche<strong>in</strong>bar ohne Normalisierung<br />

(vorkommende Konsonanten und Vokale sowie Groß- und<br />

Kle<strong>in</strong>schreibung also wie im Orig<strong>in</strong>al belassen e<strong>in</strong>schließlich des<br />

langen s) und E<strong>in</strong>griffe durch die Editoren auskommt, wegen der<br />

vorliegenden Kürzungssysteme im „Text“ dennoch zu Auflösungen<br />

oder Regelabkürzungen gezwungen ist. Auf Interpunktion<br />

wird verzichtet, die Zeilenfolge durch e<strong>in</strong>en hochgestellten Punkt<br />

wiedergegeben. Aufgelöste Kürzungen werden kursiv gesetzt. Das<br />

tausendfach vorkommende „item“ wird deshalb Jtem geschrieben.<br />

Der Rezensent hält den Bogen durch die Editoren für überspannt.<br />

Vermutlich stört e<strong>in</strong> derart edierter „Text“ Nutzer, gleich<br />

welcher Wissenschaftsrichtung sie angehören, mehr als er ihnen<br />

hilft, denn jeder Editor ist gezwungen, zwischen sich und anderen<br />

Benutzern der edierten Quelle zu vermitteln. Der Dank an die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!