ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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In den ersten vier Kapiteln des Abschnitts 2 „Manag<strong>in</strong>g the<br />
<strong>Archive</strong>s“ werden archivarische Tätigkeiten <strong>in</strong> ihrer logischen<br />
Abfolge – Bewertung (Kapitel 5), Akquise (Kapitel 6), Übernahme<br />
(Kapitel 7) sowie Ordnung und Verzeichnung (Kapitel 8) dargestellt.<br />
Im E<strong>in</strong>führungstext (S. 135) heißt es: „To put it very simple,<br />
these chapters cover decid<strong>in</strong>g what you want, negotiat<strong>in</strong>g to get<br />
it, gett<strong>in</strong>g it <strong>in</strong> the door <strong>in</strong> an ordered way, and manag<strong>in</strong>g it.“<br />
Kapitel 9 beschäftigt sich mit Fragen der Bestandsergänzung<br />
(„Enrich<strong>in</strong>g the Record: Documentation Programs“). Die weit<br />
verbreiteten „types of created documentation“, darunter die Auf -<br />
zeichnung von oral history und die Produktion von Videos,<br />
werden mit ihren Vor- und Nachteilen betrachtet. Die Nutzung<br />
von Computern und der E<strong>in</strong>satz moderner Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien zur Erleichterung der Arbeit im<br />
Archiv s<strong>in</strong>d Gegenstand des 10. Kapitels. Die drei gängigsten<br />
australischen Systeme zur elektronischen Archivierung werden<br />
vorgestellt und e<strong>in</strong> Kriterienkatalog für die Auswahl e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Archivierungssoftware angeboten. Computer s<strong>in</strong>d aus der<br />
Bearbeitung von Benutzeranfragen nicht mehr wegzudenken und<br />
ihre Bereitstellung für eigenständige Benutzerrecherchen im<br />
Benutzerraum nahezu Standard. Ausführungen zu Onl<strong>in</strong>e-<br />
Service angeboten der <strong>Archive</strong>, zur Onl<strong>in</strong>e-Bereitstellung von<br />
F<strong>in</strong>dmitteln, zur Webpräsenz der <strong>Archive</strong> und der Nutzung der<br />
Möglichkeiten der Web 2.0 Technologien schließen sich an.<br />
Im Abschnitt 3 „Promot<strong>in</strong>g the <strong>Archive</strong>s“ rücken die Möglichkeiten<br />
der <strong>Archive</strong>, die Archivbestände zugänglich und publik zu<br />
machen, <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Für „Access & Reference Services“<br />
(Kapitel 11) ist die Herstellung e<strong>in</strong>es ausgewogenen Verhältnisses<br />
von Informationsfreiheit und der Wahrung schutzwürdiger<br />
Belange Dritter Voraussetzung. Die Benutzung der Archivalien ist<br />
durch konkrete Festlegungen zu regeln und Informationsmaterialien<br />
rund um die Benutzung bereitzustellen. Auf Fragen des<br />
Copy rights wird Bezug genommen. Die Benutzerbetreuung wird<br />
<strong>in</strong> ihren vielfältigen Facetten betrachtet. Im Kapitel 12 „F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />
Aids“ werden zunächst e<strong>in</strong>ige der möglichen Angebote, um dem<br />
Benutzer den Weg zur gewünschten Information zu ebnen, vor -<br />
gestellt. Im Interesse des Informationsaustausches wird die<br />
Anwen dung von <strong>in</strong>ternationalen Standards als Gebot der Stunde<br />
betrachtet. Das Kapitel 13 „Digitisation & Imag<strong>in</strong>g“ ist der<br />
Digitalisierung und den mikrographischen Verfahren zum Schutz<br />
der Bestände, für die Benutzung und zur Herstellung von Sicherungskopien<br />
gewidmet. Dabei werden Vorteile und Schwächen<br />
beider Technologien aufgezeigt, Ausstattungserfordernisse benannt<br />
und die Arbeitsschritte e<strong>in</strong>schließlich der zu berücksichtigenden<br />
Kosten aufgelistet. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und der E<strong>in</strong>beziehung spezieller Ziel- und Interessengruppen<br />
(„community build<strong>in</strong>g“ 2 ) s<strong>in</strong>d Gegenstand des 14. Kapitels<br />
„Advocacy & Outreach“.<br />
Abschnitt 4 „Manag<strong>in</strong>g More than Paper!“ wendet sich <strong>in</strong> vier<br />
Kapiteln besonderen Informationsträgern und neuen Quellengattungen<br />
zu, deren Bewahrung und Erschließung e<strong>in</strong>e besondere<br />
Herausforderung für die Archivare bedeuten. Das Kapitel 15<br />
„Digital Recordkeep<strong>in</strong>g“ gibt Unterstützung bei der Auswahl und<br />
E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es geeigneten „recordkeep<strong>in</strong>g systems“, der Aus -<br />
wahl e<strong>in</strong>er geeigneten Software, der Erfassung von Metadaten<br />
und der Sicherung des dauerhaften Zugangs zu diesen Daten. Auf<br />
<strong>in</strong>ternationale Standards wird verwiesen und auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>in</strong> das OAIS Referenz-Modell fehlt selbstverständlich<br />
nicht. Für die Lagerung und die Erhaltung von Karten, Plänen,<br />
Fotografien und Objekten s<strong>in</strong>d besondere Schutzmaßnahmen<br />
193<br />
erforderlich. Diese werden im Kapitel 16 „Plans, Photographs &<br />
Objects“ beschrieben sowie Vorschläge zu den aufzunehmenden<br />
Verzeichnungsangaben unterbreitet. Die beiden folgenden Kapitel<br />
– Kapitel 17 „Sound Record<strong>in</strong>gs“ und Kapitel 18 „Mov<strong>in</strong>g Images“<br />
– beschäftigen sich mit den audiovisuellen Quellen. Die für<br />
die Aufzeichnung verwendeten Technologien und Formate sowie<br />
Standards für die Metadaten-Erfassung werden vorgestellt. Zur<br />
Vermeidung von Schäden und Qualitätsverlusten müssen besondere<br />
Lagerungsbed<strong>in</strong>gungen gewährleistet werden. Die Autoren<br />
erläutern, warum Maßnahmen der Bestandserhaltung und der<br />
Gewährung des Zugangs zu audiovisuellen Quellen e<strong>in</strong>ander<br />
bed<strong>in</strong>gen.<br />
Abschließend e<strong>in</strong>ige Worte zum Layout: Die gestalterischen<br />
Elemente wurden wohl durchdacht e<strong>in</strong>gesetzt, sie e<strong>in</strong>zeln aufzuzählen,<br />
würde den Rahmen sprengen. Nur so viel: Die Texte<br />
werden durch Fotos, Zeichnungen, Cartoons, Pläne, Tabellen,<br />
Statistiken, schematische Darstellungen und vieles mehr illustriert.<br />
Def<strong>in</strong>itionen, Beispiele etc. werden durch e<strong>in</strong>en farbigen<br />
Rahmen vom übrigen Text abgehoben. Das Layout von Glossar<br />
und Index wurde überarbeitet und dadurch übersichtlicher. Das<br />
umfangreiche Register weist durch Fettdruck auf die Def<strong>in</strong>ition<br />
des Sachbegriffs h<strong>in</strong>, kursiv gedruckte Seitenzahlen signalisieren<br />
Illustrationen. Für die Rezensent<strong>in</strong> gewöhnungsbedürftig ist die<br />
Angabe fortlaufender Seitenzahlen <strong>in</strong> der Form „198-9“ oder<br />
„226-47“. Zur Auflösung von Abkürzungen sei ebenfalls e<strong>in</strong> Blick<br />
<strong>in</strong> den Index empfohlen, da KA3 ke<strong>in</strong> separates Abkürzungsverzeichnis<br />
enthält.<br />
Das Glossar wurde von 134 Schlagworten und 67 Verweisen <strong>in</strong><br />
der 2. Ausgabe auf nunmehr 40 Begriffe reduziert. Dies war für<br />
die Rezensent<strong>in</strong> zunächst e<strong>in</strong>e leichte Enttäuschung, weil sie <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit mangels e<strong>in</strong>er aktualisierten Ausgabe des<br />
„Dictionary of Archival Tem<strong>in</strong>ology“ (ICA Handbooks Series<br />
Volume 7, 2nd edition, 1988!) regen Gebrauch von diesem „Glossary“<br />
gemacht hat. Durch die im Textteil enthaltenen Def<strong>in</strong>itionen,<br />
die optisch vom Text abgehoben werden und auch im Index<br />
explizit ausgewiesen werden, wird dieses Manko zum Teil ausgeglichen.<br />
Insgesamt überzeugt KA3 durch die große Praxisnähe der Beiträge<br />
und die aus der langjährigen Erfahrung der Autoren abgeleiteten<br />
Empfehlungen, Checklisten etc. Das Buch ist allen Studierenden<br />
des Faches Archiv zu empfehlen, d. h. es erfüllt die von den<br />
Autoren beabsichtigte Doppelfunktion als praktischer Leitfaden<br />
und Lehrbuch. Die ASA, so wird der Text des KA3 Werbeprospektes<br />
<strong>in</strong> großen Lettern begonnen, „is proud to present its<br />
flagship publication“. Nach Me<strong>in</strong>ung der Rezensent<strong>in</strong> hat sie<br />
dazu allen Grund. Auf www.archivsts.org.au kann das Bestellformular<br />
heruntergeladen werden.<br />
Christ<strong>in</strong>e Gohsmann, Berl<strong>in</strong><br />
1 Da es sich um Angaben zu <strong>in</strong>sgesamt 19 Autoren und/oder Herausgebern handelt,<br />
wurde darauf verzichtet, e<strong>in</strong>zelne Personen näher vorzustellen.<br />
2 Siehe: S. 442/443: Table 14.1: Overview of community-build<strong>in</strong>g activities for<br />
archives; S. 468: Table 14.2: Activities that can be performed effectively by volunteers;<br />
S. 472: Table 14.3: User statistical <strong>in</strong>dicators.<br />
<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009