22.10.2012 Aufrufe

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

184<br />

<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />

LITERATURBERICHTE<br />

Diesem Archivführer ist e<strong>in</strong>e weite Verbreitung zu wünschen.<br />

Alle<strong>in</strong> die Angaben zur Geschichte des pommerschen Archivwesens<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Fundgrube für jeden Landeshistoriker. Die zahlreichen<br />

H<strong>in</strong>weise auf unbenutzbare, unverzeichnete oder nur sehr<br />

behelfsmäßig erschlossene Bestände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen<br />

zeigen deutlich, welche Aufgaben bei der Bestandserschließung<br />

mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch vor<br />

den Archivaren, vor allem <strong>in</strong> Deutschland und Polen, liegen. Das<br />

Zustandekommen dieses Archivführers ist aber auch e<strong>in</strong> deutliches<br />

Zeichen für die Kooperationsmöglichkeiten zwischen den<br />

Institutionen – und es lässt hoffen, dass e<strong>in</strong>e der Brückenlandschaften<br />

im Ostseeraum auch im Bereich des Archivwesens und<br />

der Geschichtsforschung wieder als solche erkennbar wird.<br />

Haik Thomas Porada, Leipzig<br />

ARCHIVPFLEGE IN WESTFALEN-LIPPE<br />

Im Auftrage des Landschaftsverbandes <strong>Westfalen</strong>-<br />

Lippe hrsg. vom LWL-Archivamt für <strong>Westfalen</strong>, Münster.<br />

Nr. 68, April 2008, 60 S., u. Nr. 69, Oktober 2008,<br />

76 S., geh.<br />

Heft 68 bietet e<strong>in</strong>en bunten Strauß von Beiträgen. Am Anfang<br />

stehen die Laudationes auf Norbert Reimann, den langjährigen<br />

Leiter des Westfälischen Archivamtes, der am 29. Februar 2008 <strong>in</strong><br />

den Ruhestand getreten ist, und dessen Dankesrede. Den Reigen<br />

der archivfachlichen Aufsätze eröffnet Marcus Stumpf, der neue<br />

Leiter der Dienststelle. Er berichtet über die vernetzte Notfallvorsorge<br />

der Münsteraner <strong>Archive</strong> und Bibliotheken und nimmt dies<br />

zum Anlass, e<strong>in</strong>gehend auf die zw<strong>in</strong>gende Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />

vorausschauenden Notfallplanung h<strong>in</strong>zuweisen. – Die unterschiedlichen<br />

Verfahren bei der Trocknung wassergeschädigten<br />

Schriftguts stellt Birgit Geller vor. Da aber die Trocknung „e<strong>in</strong>e<br />

komplexe Problematik“ <strong>in</strong> sich birgt, empfiehlt sie den <strong>Archive</strong>n,<br />

im Schadensfall Fachleute zu Rate zu ziehen, um optimale Ergebnisse<br />

zu erzielen. – Die Retrokonversion archivischer F<strong>in</strong>dmittel<br />

steht wohl bei allen <strong>Archive</strong>n auf der Agenda. Welche F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />

die Deutsche Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

(DFG) bietet und wie der Verfahrensweg ist, darüber <strong>in</strong>formiert<br />

Sigrid Schieber. – Dass die Stadtgeschichtsforschung zum Aufgabenfeld<br />

von Kommunalarchiven gehört, gibt es heute ke<strong>in</strong>e<br />

Zweifel mehr. Über die unterschiedlichen Formen der Stadtgeschichtsschreibung<br />

und über die damit verbundenen Probleme<br />

reflektiert Wilfried Ehbrecht, wobei er sich vor allem auf Beispiele<br />

des Instituts für vergleichende Städteforschung und des Stadtarchivs<br />

Münster bezieht. Dessen Arbeit ist für Ehbrecht vorbildlich,<br />

denn neben den eigenen Publikationen werden Initiativen<br />

aus der Bürgerschaft unterstützt und die Kooperation mit anderen<br />

E<strong>in</strong>richtungen (Universität, Altertumsvere<strong>in</strong>, Historische<br />

Kommission) gesucht, ohne dass die Übernahme und Er schlie -<br />

ßung von Beständen vernachlässigt werde. Das Münsteraner<br />

Stadtarchiv ist damit zu e<strong>in</strong>em „Zentrum städtischer Er<strong>in</strong>nerungskultur“<br />

geworden. – Der Schriftsteller Werner Wars<strong>in</strong>sky<br />

(1910-1992), ausgezeichnet mit dem ersten Europäischen Kulturpreis<br />

1953 für se<strong>in</strong>en Roman „Kimmerische Fahrt“, den u. a.<br />

Gottfried Benn und He<strong>in</strong>rich Böll gelobt haben, ist heute völlig<br />

<strong>in</strong> Vergessenheit geraten. Se<strong>in</strong> Nachlass gelangte 2001 <strong>in</strong>s Westfälische<br />

Literaturarchiv und wurde dort 2007 von Thomas Notthoff<br />

verzeichnet. Notthoff hofft, mit der Erschließung des Bestandes<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Befassung mit dem weitgehend noch<br />

unveröffentlichten Werk zu <strong>in</strong>itiieren.<br />

Heft 69 ist dem 60. Westfälischen Archivtag gewidmet, der am 12.<br />

und 13. März 2008 <strong>in</strong> Iserlohn stattfand und zwei Generalthemen<br />

behandelte: die filmische Überlieferung und die historische<br />

Bildungsarbeit. In se<strong>in</strong>em Eröffnungsreferat warnt Peter Stettner,<br />

Dozent an der FH Hannover, vor der großen „Kraft und Fasz<strong>in</strong>ation<br />

von Filmbildern“. Auch wenn sie aus Dokumentarfilmen<br />

stammen, liefern sie ke<strong>in</strong> Abbild der historischen Realität. E<strong>in</strong><br />

quellenkritisches H<strong>in</strong>terfragen ist unerlässlich, um den Aussagewert<br />

richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können. Daher s<strong>in</strong>d auch die entsprechenden<br />

Kontextmaterialien zu den Filmen (Aufträge, Treatments,<br />

Zensurkarten etc.) unbed<strong>in</strong>gt zu archivieren. Während<br />

Hans Hauptstock e<strong>in</strong>en Überblick über die regionalen Filmquellen<br />

beim WDR, über ihre Entstehung und Nutzung gibt, liefern<br />

Volker Jakob und Ralf Spr<strong>in</strong>ger vom LWL-Medienzentrum<br />

wichtige Informationen zum Erhalt von Filmen. Manfred Rasch<br />

zeigt anhand e<strong>in</strong>iger Beispiele, wie schwierig die Erschließung<br />

von (Industrie-)Filmen se<strong>in</strong> kann, wie f<strong>in</strong>dig man oft se<strong>in</strong> muss,<br />

um etwa das Entstehungsdatum e<strong>in</strong>es Films zu ermitteln. <strong>Archive</strong><br />

übernehmen nicht nur Filme, <strong>in</strong> seltenen Fällen produzieren sie<br />

diese auch selbst. Der Mendener Stadtarchivar Norbert Klauke<br />

hat seit 1992 das Stadtgeschehen per Videokamera festgehalten.<br />

Der Filmbestand, erschlossen mittels e<strong>in</strong>er Excel-Datei, ist zu<br />

e<strong>in</strong>er viel genutzten Dokumentation der stadtgeschichtlichen<br />

Ereignisse angewachsen, weshalb Klauke allen <strong>Archive</strong>n rät,<br />

se<strong>in</strong>em Beispiel zu folgen. Auch das Stadtarchiv Plettenberg<br />

wurde filmhistorisch aktiv. Es hatte 1997 Material e<strong>in</strong>es Amateurfilmers<br />

aus den 1930er Jahren erworben, zu dem auch Aufnahmen<br />

gehören, die anschauliche E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den Alltag e<strong>in</strong>er<br />

Volksschule <strong>in</strong> der NS-Zeit vermitteln. Diese Filme bildeten die<br />

Ausgangsbasis für e<strong>in</strong>e DVD „Schule unterm Hakenkreuz“, die<br />

das LWL-Medienzentrum <strong>in</strong> enger Kooperation mit dem Stadtarchiv<br />

erstellt hat. Da die Filmsequenzen mit e<strong>in</strong>em kritischen<br />

Kommentar versehen s<strong>in</strong>d, der das Gezeigte historisch e<strong>in</strong>ordnet,<br />

fand die DVD bei vielen alten Plettenbergern ke<strong>in</strong>e positive<br />

Resonanz, trug sie doch dem Bedürfnis nach nostalgischer<br />

Er<strong>in</strong>nerung ke<strong>in</strong>e Rechnung. Sehr positiv h<strong>in</strong>gegen war die<br />

Aufnahme <strong>in</strong> der breiten Öffentlichkeit.<br />

Der Beitrag von Mart<strong>in</strong>a Wittkopp-Be<strong>in</strong>e leitet über zum zweiten<br />

Schwerpunktthema, der historischen Bildungsarbeit der Kommunalarchive.<br />

Stefan Schröder stellt die des Stadtarchivs Greven vor,<br />

die sich vor allem aus Ausstellungen, Publikationen und Archiv -<br />

führungen zusammensetzt, wobei besonders die Veranstaltungen<br />

für Grundschulk<strong>in</strong>der bemerkenswert s<strong>in</strong>d. Welche Quellen bei<br />

der Arbeit mit Schulklassen im Archiv oder bei Archivpräsentationen<br />

s<strong>in</strong>nvoll und nutzbr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>gesetzt werden können,<br />

demonstriert Wiltrud Fischer-Pache mit e<strong>in</strong>drucksvollen Beispielen<br />

aus dem Nürnberger Stadtarchiv.<br />

Das Thema wurde auf dem Archivtag <strong>in</strong> drei Arbeitssitzungen<br />

(Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler im Archiv; Praktika im Archiv;<br />

Historische Bildungsarbeit im Internet) vertieft, über die Roswi -<br />

tha L<strong>in</strong>k, Kathar<strong>in</strong>a Tiemann sowie Eckhard Möller und Andreas<br />

Ruppert berichten. Berichte aus der Praxis standen im Mittelpunkt<br />

der ersten Arbeitssitzung, die die Schwierigkeiten verdeutlichen,<br />

den außerschulischen Lernort Archiv zu etablieren.<br />

Vielfach fehlen bei den Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern selbst die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!