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ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />

ARCHIVTHEORIE<br />

UND PRAXIS<br />

Verbot werden mit e<strong>in</strong>er Geldstrafe <strong>in</strong> Höhe von 5. 000 NZD (ca.<br />

2.631,50 €) für Personen, bzw. 10.000 NZD (ca. 5.263 €) für Institutionen<br />

geahndet. Der PRA von 2005 bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong> der<br />

Implementierungsphase. Beispielsweise wird an der Entwicklung<br />

von Standards und Kassationsrichtl<strong>in</strong>ien zurzeit <strong>in</strong>tensiv gearbeitet.<br />

SCHRIFTGUTVERWALTUNG UND<br />

ÜBERLIEFERUNGSBILDUNG<br />

Programme zur Beratung der Schriftgutverwaltungen haben <strong>in</strong><br />

Neuseeland allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e lange Tradition, die bis <strong>in</strong> das Jahr<br />

1962 zurückreicht. Die ersten Zwischenarchive wurden <strong>in</strong> Lower<br />

Hutt und Auckland eröffnet. Umfangreiche Privatisierungen<br />

staatlicher Aufgaben im Rahmen von Reformen <strong>in</strong> den 1980er<br />

Jahren führten jedoch zu e<strong>in</strong>er kompletten Umbildung des öffent -<br />

lichen Dienstes. Die damit verbundenen tiefgreifenden Veränderungen<br />

<strong>in</strong> der Verwaltungsstruktur bee<strong>in</strong>flussten die Arbeit der<br />

<strong>Archive</strong>s NZ auf unterschiedliche Weise. Das massenhaft durch<br />

Übernahme zu sichernde Schriftgut „über Nacht“ nicht mehr<br />

existenter Dienststellen führte bei gleichbleibend ger<strong>in</strong>ger Personalausstattung<br />

zwangsläufig zu Bewertungs- und Erschließungsrückständen.<br />

Die rasanten Organisationsveränderungen durch<br />

Namensänderungen, Aufgabenteilungen oder -zusammenlegungen,<br />

Behördenneugründungen und -schließungen waren kaum<br />

noch zeitnah und vor allem nicht effizient genug mit dem vorhandenen<br />

Bestandsbildungsystem der record groups nachzuvollziehen.<br />

Seit 1987 werden E<strong>in</strong>gänge <strong>in</strong> den <strong>Archive</strong>s NZ daher als<br />

Serien akzessioniert. In Folge der Privatisierung staatlicher Auf -<br />

gaben und Unternehmen schien deren Schriftgut zudem außerhalb<br />

des E<strong>in</strong>flusses der <strong>Archive</strong> zu gelangen. Gleichzeitig wurden<br />

auch die eigenen Dienstleistungen, welche das Archiv <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Zwischenarchiven erbrachte, kostenpflichtig. Infolgedessen ent -<br />

standen seit den 1980er Jahren kommerzielle record center, die<br />

ihre Dienstleistungen zunächst e<strong>in</strong>mal vor allem kostengünstiger<br />

anboten. Die damals aufkommende Sorge der Archivare, nach<br />

Ablauf der Aufbewahrungsfristen unvollständige Überlieferungen<br />

und ungeordnete Akten <strong>in</strong> konservatorisch bedenklichen Zustand<br />

zur Übernahme angeboten zu bekommen, hat sich überwiegend<br />

als unbegründet erwiesen. E<strong>in</strong>zelne Zweifel, die Integrität<br />

und Authentizität staatlicher Akten sei auf Grund ihrer<br />

zeitweise privaten Verwaltung nur ungenügend gesichert, konnten<br />

<strong>in</strong>zwischen ausgeräumt werden. Rechtlich abgesichert durch<br />

den PRA nimmt das Archiv heute <strong>in</strong>sbesondere durch die Entwicklung<br />

von Standards, welche je nach ihrer E<strong>in</strong>stufung landesweit<br />

b<strong>in</strong>dend se<strong>in</strong> können, wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Schriftgutverwaltung<br />

und verfügt über umfangreiche Kontrollrechte. Im<br />

September 2007 wurde beispielsweise e<strong>in</strong> neuer Standard für die<br />

Lagerung von Schrift- und Archivgut veröffentlicht, der für<br />

Regie rungsstellen, aber auch für lokale Dienststellen gleichermaßen<br />

b<strong>in</strong>dend ist. Grundlage war der 2001 erstmals veröffentlichte<br />

<strong>in</strong>ternationale Standard (ISO 15489: Information and<br />

Documentation – Records Management). Im Sommer 2008<br />

wurden zwei Standards zur Aktenführung (Create and Ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong><br />

Standard und Electronic Recordkeep<strong>in</strong>g Metadata Standard)<br />

veröffentlicht. Im Vorfeld e<strong>in</strong>es jeden verb<strong>in</strong>dlichen Standards<br />

s<strong>in</strong>d die betroffenen Institutionen an den Entwürfen angemessen<br />

zu beteiligen. Ausdruck der Anstrengungen der <strong>Archive</strong>s NZ zur<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf die Schriftgutverwaltung ist das seit 2003<br />

<strong>in</strong>tensivierte Programm unter dem Namen cont<strong>in</strong>uum. 7 Das aus<br />

Australien übernommene Cont<strong>in</strong>uum Model hat zum Ziel, archivwürdiges<br />

Schriftgut bereits zum Zeitpunkt se<strong>in</strong>er Entstehung als<br />

solches zu erkennen und zu erfassen. Neben e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />

Onl<strong>in</strong>eangebot gehören Informationsbroschüren, Sem<strong>in</strong>are<br />

und die Entwicklung der genannten Standards zu den Schwerpunkten<br />

des Programms. Mit regelmäßigen Umfragen, die erste<br />

im Jahre 2005 bezog 197 Dienststellen e<strong>in</strong>, wird der Stand der<br />

Schriftgutverwaltung <strong>in</strong> den Verwaltungen festgestellt. Dabei ist<br />

die Bestandsaufnahme, welche Institutionen überhaupt dem PRA<br />

unterliegende Akten verwahren, noch nicht beendet. Folglich<br />

liegen auch noch ke<strong>in</strong>e abschließenden Statistiken zum Überlieferungsgesamtumfang<br />

vor. Man schätzt jedoch, dass die Verweil -<br />

dauer der Altregistraturen noch immer zu lang ist und <strong>in</strong> den<br />

M<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> vielen Fällen die 25-Jahresfrist des PRA über -<br />

schritten hat. Unabhängig vom derzeitigen oder künftigen Lagerungsort<br />

muss e<strong>in</strong>e Klassifizierung des Zugangsstatus, entweder<br />

als offene oder als gesperrte Akten, nunmehr spätestens nach<br />

Ablauf von 25 Jahren nach Entstehung erfolgt se<strong>in</strong>. Der Chief<br />

Archivist hat dem Parlament jährlich zum Stand der Schriftgutverwaltung<br />

vorzutragen. Nach Ablauf e<strong>in</strong>er Übergangsfrist wer -<br />

den zudem alle Institutionen ab 2010 regelmäßig im 5- bis 10-jahresrhythmus<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Schriftgutverwaltung zu überprüfen<br />

se<strong>in</strong>. Die <strong>Archive</strong>s NZ entwickeln zurzeit e<strong>in</strong>e möglichst sach -<br />

gerechte Methodologie für diese Audits. Wichtig s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang auch die Standards, an deren E<strong>in</strong>haltung die<br />

E<strong>in</strong>richtungen dann künftig gemessen werden sollen. Alle relevanten<br />

E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Verfahren dem Chief Archivist<br />

auf Anforderung berichtspflichtig. Dieser ist darüber h<strong>in</strong>aus<br />

berechtigt, sich nach Anmeldung auch vor Ort zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Neben der Optimierung der Schriftgutverwaltung ist die Verh<strong>in</strong>derung<br />

unautorisierter Kassationen e<strong>in</strong> weiteres Kernziel des<br />

PRA. Um Kassationsentscheidungen transparent zu halten, reicht<br />

e<strong>in</strong>e Institution/Behörde ihre Bewertungsvorschläge und Kassationsanträge<br />

beim Chief Archivist e<strong>in</strong>. Diese werden entweder<br />

e<strong>in</strong>zelfallbezogen oder auf der Basis vorliegender Kassationspläne<br />

für Rout<strong>in</strong>eschriftgut erstellt. Die Entscheidung des Chief Archivist<br />

wird dann auf der Internetseite der <strong>Archive</strong>s NZ für die<br />

Dauer von vier Wochen veröffentlicht. Eventuelle Stellungnahmen<br />

aus der Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gehend zu prüfen. Die Kassationsentscheidungen<br />

werden nach Ablauf der Frist entweder<br />

abschließend bestätigt, oder es s<strong>in</strong>d Änderungsvorschläge zu<br />

erarbeiten. Die schon genannte Umfrage bei aktenführenden<br />

Stellen hatte zudem gezeigt, dass es teilweise noch immer an<br />

geeigneten Notfallfürsorgeplänen fehlt. Die <strong>Archive</strong>s NZ sehen<br />

sich mit ihrer Liegenschaft <strong>in</strong> Well<strong>in</strong>gton selbst auch e<strong>in</strong>er be -<br />

sonderen Gefährdung ausgesetzt. Das Gebäude, von 1966 bis<br />

1990 als Regierungsdruckerei genutzt, ist auf Grund se<strong>in</strong>er Lage<br />

erdbeben-, überschwemmungs- und tsunamigefährdet. E<strong>in</strong><br />

zusätzlich <strong>in</strong>stalliertes Pumpensystem soll nun im Notfall Risikofolgen<br />

m<strong>in</strong>imieren. Als Sicherung gegen Erschütterungen durch<br />

Erdbeben wurde das gesamte Gebäude zusätzlich mit Trägerverstrebungen<br />

(K-brac<strong>in</strong>g) ausgestattet. Aktuelle Überlegungen<br />

beschäftigen sich zudem mit der Frage, wie man im Falle e<strong>in</strong>er<br />

Vogelgrippe-Pandemie MitarbeiterInnen, Benutzer und Bestände<br />

angemessen schützen kann.<br />

INTERNATIONALE PROJEKTE<br />

Neuseeland, welches über Jahrzehnte von <strong>in</strong>ternationaler Zusammenarbeit<br />

profitierte, unterstützt und leitet aus dieser Tradition

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