ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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18. TAGUNG DER<br />
NORDDEUTSCHEN<br />
KIRCHENARCHIVE IN<br />
DÜSSELDORF<br />
Die 18. Tagung der Norddeutschen Kirchenarchive fand vom 19.<br />
bis 20. Mai 2008 <strong>in</strong> Düsseldorf statt. Etwa vierzig Archivar<strong>in</strong>nen<br />
und Archivare von evangelischen Kirchenarchiven aus dem<br />
landeskirchlichen oder diakonischen Bereich trafen sich im Film-,<br />
Funk- und Fernsehzentrum (FFFZ) der Evangelischen Kirche im<br />
Rhe<strong>in</strong>land. Den Auftakt bildeten zwei aktuelle Erfahrungsberichte<br />
aus rhe<strong>in</strong>ischen <strong>Archive</strong>n. Annett Büttner M. A. von der Fliedner-Kulturstiftung<br />
Kaiserswerth referierte über e<strong>in</strong> dreitägiges<br />
Schülerprojekt mit zwei 12. Klassen des Berufskollegs Kaiserswerth<br />
zum Thema „Die Kaiserswerther Diakonie im 2. Weltkrieg“,<br />
das im Rahmen des Wettbewerbs „Archiv und Jugend“<br />
der Landschaftsverbände Rhe<strong>in</strong>land und <strong>Westfalen</strong> Lippe durchgeführt<br />
worden ist. Im Laufe des Projektes wurden den Schülern<br />
neben den auf dem Gelände der Kaiserswerther Diakonie vorhandenen<br />
Sachzeugen des 2. Weltkrieges, wie etwa e<strong>in</strong>em Kriegsgräberfeld<br />
und e<strong>in</strong>em Luftschutzbunker, die dazu vorhandenen<br />
archivalischen Überlieferungen vorgestellt. Da die Jugendlichen<br />
erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Archiv tätig waren, musste zunächst Grundwissen<br />
zu dessen Funktion und Aufgaben sowie zu den verschiedenen<br />
Quellenarten vermittelt werden. Die Schüler präsentierten<br />
abschließend die Ergebnisse ihrer Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung.<br />
Im Anschluss berichtete der Archivar des Ev. Kirchenverbandes<br />
Köln und Region, Christian Parow-Souchon M. A., über se<strong>in</strong>e<br />
Erfahrungen bei der Vorbereitung und während des 31. Deutschen<br />
Evangelischen Kirchentages <strong>in</strong> Köln. Er erläuterte die<br />
Organisationsstruktur des Kirchentages: In Fulda ist der Sitz des<br />
selbständigen „Vere<strong>in</strong> zur Förderung des Deutschen Evangelischen<br />
Kirchentags e. V.“. Zur Durchführung am Ort des Kirchentags<br />
wird jeweils e<strong>in</strong> Trägervere<strong>in</strong> „XX. Deutscher Evangelischer<br />
Kirchentag e. V.“ gegründet. Diese Vere<strong>in</strong>e unterliegen als „e. V.“<br />
nicht dem Archivrecht. Deshalb ist die lückenlose Überlieferung<br />
des Registraturbestandes nach archivischen Standards nicht<br />
ge regelt. Alle am Kirchentag mitwirkenden Institutionen seien<br />
da her gut beraten, ihre eigenen Aktivitäten selber zu überliefern.<br />
E<strong>in</strong>e idealiter vollständige Dokumentation sei bei der Fülle und<br />
Unterschiedlichkeit der Veranstaltungen nicht erreichbar. Die<br />
offiziellen Predigten, Redebeiträge und Gesprächsveranstaltungen<br />
würden ohneh<strong>in</strong> publiziert; für die <strong>Archive</strong> gelte es, die kle<strong>in</strong>en<br />
und <strong>in</strong>dividuellen Aktivitäten, z. B. beim Abend der Begegnung<br />
oder dem Markt der Möglichkeiten, <strong>in</strong> den Blick zu nehmen.<br />
„Spartenübergreifende Kooperationen“ lautete das Thema der<br />
Arbeitsgruppe 1, die somit den Blick über den kirchenarchivi-<br />
169<br />
schen Horizont weitete und von Dr. Stefan Flesch (Landeskirchliches<br />
Archiv Düsseldorf) moderiert wurde. Dr. Jens Murken vom<br />
Landeskirchlichen Archiv Bielefeld stellte den Arbeitskreis Film -<br />
archivierung <strong>in</strong> NRW vor, der bereits 1991 gegründet wurde und<br />
rund e<strong>in</strong> Dutzend Vertreter aus allen Archivsparten umfasst. Der<br />
AK dient vorrangig dem Informationsaustausch, hat aber auch<br />
filmspezifische Erfassungs- und Erschließungsprojekte durchgeführt.<br />
Im zweiten Vortrag erläuterte Dr. Uwe Zuber (Landesarchiv<br />
NRW Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) das Konzept des <strong>in</strong> der<br />
Landeshauptstadt seit 2005 etablierten archivischen Wissenschaftsservice.<br />
Er beruht auf der Kooperation der <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
ansässigen <strong>Archive</strong>. Hauptbestandteil se<strong>in</strong>es Angebots ist e<strong>in</strong>e<br />
regelmäßige Vortragsreihe/Übung „Berufsfeld Archiv und Dokumentation:<br />
<strong>Archive</strong> stellen sich vor“ an der He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-<br />
Universität. Der Referent verhehlte nicht die Schwierigkeiten <strong>in</strong><br />
der Kooperation mit den e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen, die aufgrund<br />
ihrer komplexen – und durchaus divergierenden – B<strong>in</strong>nenstrukturen<br />
für die <strong>Archive</strong> ke<strong>in</strong>e leichten Ansprechpartner s<strong>in</strong>d.<br />
Die parallel tagende AG 2 „Elektronische Aktenführung und<br />
Archivierung“ wurde von Ulrich Stenzel (Nordelbisches Kirchenarchiv<br />
Kiel) geleitet. Hier gilt: DOMEA ® ist nicht gleich<br />
DOMEA ® . Dr. Ralf-Maria Guntermann (Landesarchiv NRW<br />
Staatsarchiv Münster), Mitglied der Projektgruppe “Elektronische<br />
Unterlagen”, wies im E<strong>in</strong>gangsreferat darauf h<strong>in</strong>, dass das DO-<br />
MEA ® -Organisationskonzept der KBSt (Koord<strong>in</strong>ierungs- und<br />
Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik <strong>in</strong><br />
der Bundesverwaltung) nicht mit dem gleichnamigen Produkt<br />
der Firma OpenText verwechselt werden sollte. Der Erfolg e<strong>in</strong>es<br />
Dokumenten-Management-Systems (DMS) bemesse sich letztlich<br />
an der nachhaltigen Nutzbarkeit gespeicherter Daten. Guntermann<br />
er<strong>in</strong>nerte an die grundlegenden Anforderungen an die<br />
Schriftgutverwaltung: Authentizität, Zuverlässigkeit, Integrität<br />
und Benutzbarkeit. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellte er Empfehlungen<br />
für die IT-gestützte Aussonderung von Papier- und elektronischen<br />
Akten mittels DMS vor. Er betonte, dass man sich nicht<br />
alle<strong>in</strong> auf den Zeitpunkt der Aktenabgabe an das Archiv konzentrieren<br />
könne, sondern den gesamten Verlauf von der Entstehung<br />
der Akte an e<strong>in</strong>beziehen müsse und erläuterte die vier “Lebensphasen”<br />
der elektronischen Akte nach dem DOMEA ® -Modell.<br />
Die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es elektronischen Ablagesystems bedarf vieler<br />
Geduld und Ausdauer. Dies s<strong>in</strong>d die grundlegenden Erfahrungen<br />
von Dr. Udo Wennemuth, der als Leiter des Landeskirchlichen<br />
<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009