ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />
ARCHIVTHEORIE<br />
UND PRAXIS<br />
67. FACHTAGUNG RHEINLAND-<br />
PFÄLZISCHER UND SAAR -<br />
LÄNDISCHER <strong>ARCHIVAR</strong>INNEN<br />
UND <strong>ARCHIVAR</strong>E 1<br />
Zur 67. Archivfachtagung kamen fast 50 Archivar<strong>in</strong>nen und<br />
Archivare aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und dem Saarland nach Bad<br />
Kreuznach.<br />
Die Hauptvorträge standen unter dem Thema der archivischen<br />
Bildungsarbeit:<br />
Als notwendig erachtete Walter Rummel, Landesarchiv Speyer,<br />
e<strong>in</strong>e „Positionsbestimmung“ der Landesarchive als Träger historischer<br />
Bildungsarbeit über die klassischen Dienstleistungsfunktionen<br />
h<strong>in</strong>aus. Waren die <strong>in</strong> den 1970er und 1980er Jahren unternommenen<br />
Versuche der Zusammenarbeit von Schule und<br />
Archiv aufgrund unterschiedlicher Erwartungen auf beiden<br />
Seiten noch gescheitert, sollte e<strong>in</strong> erneuter Versuch der Kooperation<br />
auf dauerhaftem Dialog und besonderen, auf die Bedürfnisse<br />
von Lehrern und Schülern zugeschnittenen Beratungs- und<br />
Betreuungskonzepten aufbauen. Die zum Jahresbeg<strong>in</strong>n 2008<br />
gegründete Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Lernort Archiv“ – hiermit folgt<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz den Beispielen anderer Länder auf diesem<br />
Gebiet – setzt sich aus Vertretern der Landesarchive und e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe engagierter Lehrer, die teilweise für die Aufgabe der<br />
regionalen Fachberatung Geschichte freigestellt s<strong>in</strong>d, zusammen.<br />
Ziel ist die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es lehrplanbezogenen Themen-,<br />
Projekt- und Materialienkatalogs. E<strong>in</strong>er evtl. Mehrarbeit auf<br />
Archivseite steht im Gegenzug e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n aus im Archiv erstellten<br />
Facharbeiten oder weiteren Projekten gegenüber. Damit sich<br />
die sich die für die Aufgabenerfüllung der <strong>Archive</strong> notwendigen<br />
Aufwendungen gegenüber Politik und Öffentlichkeit besser<br />
vertreten lassen, müssen weitere Benutzerkreise erschlossen<br />
werden, weshalb der archivische Bildungsauftrag auch über das<br />
Angebot an Schulen h<strong>in</strong>ausgehen muss.<br />
Das Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Öffentlichkeit auf die freie Zugänglichkeit<br />
der <strong>Archive</strong> und ihrer Quellen zu fördern und darüber<br />
h<strong>in</strong>aus das Archiv als spannenden Lernort zu vermitteln, ist nach<br />
dem Referat von Christ<strong>in</strong>e Goebel Ausgangspunkt für die archivische<br />
Bildungsarbeit. Das von der Landesarchivverwaltung entwickelte<br />
Konzept, das die bisherigen Bildungsangebote bündelt<br />
und – mit dem Anspruch der Benutzerorientierung – weiterentwickelt,<br />
richtet sich schwerpunktmäßig an Schulen und Lehreraus-<br />
und -fortbildungse<strong>in</strong>richtungen, aber auch an Universitäten<br />
und E<strong>in</strong>richtungen der Erwachsenenbildung sowie historischen<br />
Bildungs- und Kulturarbeit. Der Zusammenarbeit mit den<br />
kommunalen <strong>Archive</strong>n kommt <strong>in</strong> diesem Netzwerk e<strong>in</strong>e besonde-<br />
standardisierten Bildungsangeboten gelangen, die mit den vorhandenen<br />
personellen und f<strong>in</strong>anziellen Mitteln machbar s<strong>in</strong>d<br />
und die Benutzergruppen dauerhaft an die <strong>Archive</strong> b<strong>in</strong>den.<br />
Während es im Bereich der Lehreraus- und -fortbildung erste<br />
Ansätze der Zusammenarbeit gibt, wird das Konzept im Landeshauptarchiv<br />
an den Schülern/<strong>in</strong>nen selbst schon weitaus konkreter<br />
„erprobt“. Die Angebotspalette reicht von themenbezogenen<br />
Archivführungen über weiterführende Quellenstudien bis h<strong>in</strong> zu<br />
<strong>in</strong>tensiven Betreuungen von Fach- und Wettbewerbsarbeiten und<br />
bezieht dabei alle Altersstufen (von der Grundschule bis zur<br />
gymnasialen Oberstufe) sowie alle Schularten e<strong>in</strong>.<br />
Insbesondere an Grundschüler/<strong>in</strong>nen gerichtet ist die K<strong>in</strong>derführung,<br />
die von der Restaurierungswerkstatt im Landeshauptarchiv<br />
neben den Werkstattführungen für Erwachsene angeboten<br />
wird und <strong>in</strong>zwischen fester Bestandteil der archivischen Bildungsarbeit<br />
ist. Der von zahlreichen Fotobeispielen begleitete<br />
Beitrag von Petra Schmitz machte auf sehr anschauliche Weise<br />
die e<strong>in</strong>zelnen Schritte der Führung deutlich wie auch das offensichtlich<br />
große Interesse und Vergnügen der K<strong>in</strong>der daran. Auf<br />
k<strong>in</strong>dgerechte Weise werden Kenntnisse über die verwendeten<br />
Materialien und verschiedenen Arbeitsabläufe <strong>in</strong> der Werkstatt<br />
vermittelt, wie beispielsweise Buchb<strong>in</strong>den oder Papierrestaurierung.<br />
Entscheidend ist dabei zu zeigen, wie die Objekte vor und<br />
nach der Restaurierung aussehen. Die Restaurator<strong>in</strong> bezieht die<br />
K<strong>in</strong>der immer wieder durch praktische Übungen <strong>in</strong> ihre Vorführungen<br />
e<strong>in</strong>.<br />
An die Vorträge schlossen sich zahlreiche Wortmeldungen an, u.<br />
a. wurde e<strong>in</strong>e Kooperation mit den Institutionen befürwortet, die<br />
sich mit Bildungs<strong>in</strong>halten beschäftigen und auf die Bildungspolitik<br />
E<strong>in</strong>fluss nehmen, wie beispielsweise Bildungsausschüsse oder<br />
Erwachsenenbildungswerke.<br />
Für weitere Informationen wurde auf das Digitale Archiv Marburg<br />
(DigAM) der Arbeitsstelle Archivpädagogik am Staatsarchiv<br />
Marburg sowie den Arbeitskreis Historische Bildungsarbeit/Archivpädagogik<br />
des VdA (Verband deutscher Archivar<strong>in</strong>nen und<br />
Archivare e. V.) verwiesen.<br />
Andrea Grosche-Bulla, Koblenz<br />
re Bedeutung zu. Im engen fachlichen Austausch will man zu 1 Gekürzte Fassung des Beitrags <strong>in</strong>: Unsere <strong>Archive</strong> Nr. 53, 2008.