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ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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sechs Wochen grob geschätzt ca. 15 bis 17 km Bergungsgut, wobei<br />

bis zu 100.000 Karten, Pläne und Plakate noch nicht mit e<strong>in</strong>gerechnet<br />

s<strong>in</strong>d, an das EVZ geliefert werden. Im EVZ können<br />

maximal 10 km gelagert werden.<br />

Da der tägliche Zulauf fast immer den Durchlauf übertrifft (auch<br />

nachdem seit Anfang April die Bearbeitung von stark feuchtem<br />

Archivgut direkt an der Sever<strong>in</strong>straße erfolgt), muss im EVZ e<strong>in</strong>e<br />

auf Monate ausgelegte Zwischenlagerung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochregallager<br />

erfolgen. Um das durch feuchte Archivalien gegebene Schimmelrisiko<br />

dabei so weit wie möglich zu m<strong>in</strong>imieren, wurde im<br />

EVZ e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gangsstation e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> der alles e<strong>in</strong>kommende<br />

Bergungsgut nach nass/feucht/klamm oder trocken geschieden<br />

wird. Die erste Kategorie wird unmittelbar der Bearbeitung<br />

zugeführt, während die zweite zunächst e<strong>in</strong>gelagert werden kann.<br />

Durch straffe Priorisierung gel<strong>in</strong>gt es so, das feuchte Bergungsgut<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Stunden zu bearbeiten, soweit es nicht ohne -<br />

h<strong>in</strong> bereits an der Sever<strong>in</strong>straße bearbeitet wurde.<br />

Da erstens aus den Trümmern so geborgen werden muss, wie es<br />

überhaupt ohne Gefahr und jeweils technisch möglich ist, da<br />

zweitens im Zuge des Zusammensturzes e<strong>in</strong>e starke Durchmischung<br />

des Magaz<strong>in</strong><strong>in</strong>halts erfolgte und drittens nasses Bergungsgut<br />

vorgezogen werden muss, können ke<strong>in</strong>e geschlossenen<br />

oder wenigstens halbwegs geschlossenen Bestände geborgen<br />

werden. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d vielfach die Schäden so groß, dass<br />

ohne hohen Aufwand und ohne Hilfsmittel e<strong>in</strong>e Bestimmung des<br />

Bestands nicht möglich ist. Noch nicht e<strong>in</strong>mal jeder der am<br />

Arbeiten im Erstversorgungszentrum<br />

(EVZ).<br />

Foto: Stadt Köln<br />

151<br />

Schuttkegel gefüllten Kartons enthält nur Archivalien aus e<strong>in</strong>em<br />

Zusammenhang. Im EVZ musste daher von Beg<strong>in</strong>n an darauf<br />

verzichtet werden, bereits erste Maßnahmen zur Ordnung der<br />

Bestände e<strong>in</strong>zuleiten. Bei dem nach wie vor v. a. durch die Schimmelgefahr<br />

bestehenden Zeitdruck wäre es fahrlässig gewesen,<br />

Kräfte und Zeit für e<strong>in</strong>e solche Aufgabe zu opfern, die auch noch<br />

später und dann unter erheblich günstigeren Voraussetzungen<br />

durchgeführt werden kann. Gleichwohl wird alles Bergungsgut<br />

unter e<strong>in</strong>er Nummer registriert, soweit dies <strong>in</strong> der Kürze der Zeit<br />

möglich ist. Die so entstehenden Listen, so rudimentär und zum<br />

Teil fehlerhaft sie auch s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Datenbank übertragen,<br />

die später die Basis für die systematische Rekonstruktion<br />

bilden wird.<br />

Personell wird die Arbeit im EVZ hauptsächlich von freiwilligen<br />

Archivaren, Restauratoren, Studenten, Bürgern usw. getragen.<br />

Ihnen allen ist geme<strong>in</strong>sam, dass sie nur kurzzeitig im EVZ tätig<br />

s<strong>in</strong>d, weshalb ständig neues Personal <strong>in</strong> den Arbeitsprozess<br />

<strong>in</strong>tegriert und e<strong>in</strong>gewiesen werden muss. Bei großer Fluktuation<br />

werden täglich zwei Schichten mit jeweils 40 bis 60 Freiwilligen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, so dass pro Tag 80 bis 120 Freiwillige mit typischen<br />

Standzeiten von e<strong>in</strong>em Tag bis zu e<strong>in</strong>er Woche im EVZ arbeiten.<br />

Auch deshalb muss der Arbeitsprozess so e<strong>in</strong>fach wie möglich<br />

gehalten werden, denn e<strong>in</strong>e aufwändige Schulung würde den<br />

Freiwilligene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>effizient machen. Das gilt auch für die<br />

freiwilligen Archivare und Restauratoren, die sich hier vor e<strong>in</strong>e<br />

Aufgabe gestellt sehen, die <strong>in</strong> aller Regel nicht ihren Vorkenntnis-<br />

<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009

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