ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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138 AUSGANGSLAGE ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009 AUFSÄTZE WAS BLEIBT VOM POLITISCHEN TAGESGESCHEHEN? ZUR ÜBERLIEFERUNGSBILDUNG UND BEWERTUNG VON SCHRIFT - GUT DER POLITISCHEN PARTEIEN IM ARCHIV FÜR CHRISTLICH- DEMOKRATISCHE POLITIK DER KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG von Angela Keller-Kühne Was in einem Archiv einer politischen Stiftung dauerhaft zu verwahren ist, legte 1976 der damalige Parteivorsitzende Helmut Kohl in einem Brief an die Delegierten des 24. Bundesparteitages der CDU in Hannover dar. „Die Darstellung der Geschichte unserer Partei und der von ihr verfolgten Politik“, so schrieb er, „sei eben so wichtig für das Selbstverständnis der CDU wie für das Bild, das sich die Öffentlichkeit von ihr macht.“ 1 Zu diesem Zweck würden alle Unterlagen der Partei, ihrer Gliederungen, Organisationen sowie ihre führenden Mandats- und Funktionsträger, seien es Textdokumente, Fotos, Plakate, Filme oder Videos und Tonbänder benötigt. Seit seiner Gründung im Jahr 1976 werden diese Unterlagen systematisch im Archiv für Christlich-Demokratische Politik archiviert. Gegenwärtig werden über 1600 Schriftgutbestände und audio - visuelle Materialien verwahrt, die sich aufgliedern wie in den Tabellen auf der nächsten Seite ersichtlich. 2 Auf der Grundlage einer Bestandsanalyse kristallisieren sich hinsichtlich dessen, was die Arbeit einer Partei sowie ihrer Mandats- und Funktionsträger dokumentiert und damit dauerhaft aufzubewahren ist, folgende Aktengruppen heraus: – Parteitage und Kongresse – Mitgliedsunterlagen – Sitzungsprotokolle der Gremien – Wahlunterlagen auf Europa-, Bundes-, Landes- und Kreisebene – Korrespondenz führender Mandats- und Funktionsträger sowie der Organisationseinheiten – Personalunterlagen – Sachakten zu bestimmten Themen – Programmatik – Rechenschaftsberichte – Reden, Artikel, Interviews – Pressedienste, Flugblätter und Informationsschriften

Schriftgut Abteilung 1: Nachlässe und Deposita 4200 lfm Abteilung 2: Kreisverbände 3642 lfm Abteilung 3: Landes- und Bezirksverbände 1877 lfm Abteilung 4: Vereinigungen der CDU 1045 lfm Abteilung 5: CDU-Landtagsfraktionen 817 lfm Abteilung 6: Sondersammelgebiete 603 lfm Abteilung 7: CDU-Bundespartei 1295 lfm Zentralbestand der CDU der DDR 385 lfm Abteilung 8: CDU/CSU-Bundestagsfraktion 1032 lfm Abteilung 9: Europa 379 lfm Abteilung 12: Konrad-Adenauer-Stiftung 200 lfm Umfang Gesamtbestand Schriftgut 15.510 lfm – Pressedokumentation zur Parteiarbeit und zu Mandats- und Funktionsträgern – Sammlungen zur Parteigeschichte – Audiovisuelles Sammlungsgut Erweitert und verändert wurde das Dokumentationsprofil durch die Übernahme digitaler Dokumente in den letzten Jahren. Dies betrifft zum einen das klassische Schrift- und Sammlungsgut. .3 Es wird sowohl analog und digital als auch nur noch in digitaler Form an das Archiv abgegeben. Zum andern ist die Sicherung des Internet-Auftritts der Partei und der Fraktionen notwendig. Das Internet stellt im elektronischen Zeitalter einen integralen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Parteien dar. Mitgliederinformationen, Berichte über Veranstaltungen, Terminlisten, Kalendarien etc., die früher den Mitgliedern und Parteigliederungen per Post zugestellt wurden und sich in den älteren Akten in Papierform wiederfinden, werden heute über das Internet verbreitet. Parteiprogramme, Satzungen, Geschäfts- und Rechenschaftsberichte, Mitgliederservice, Online-Shops für Werbemittel, Mit - gliedermagazine und sonstige Informationsdienste sowie Nachrichtenticker, Podcasts und die Homepages der Mandats- und Funktionsträger sind selbstverständliche Bestandteile einer multimedialen Internetpräsenz. Insbesondere zu Wahlkampfzeiten bietet das Internet den Parteien eine kostengünstige Möglich- Audiovisuelles Material 290.000 Fotos 250 Fotoalben 22.000 Plakate 235 lfm Tonbänder und Kassetten 60 lfm Filme und Videos 50 lfm Flugblätter und Kleinwerbemittel 139 keit, größere und unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und damit unmittelbar auf den politischen Gegner zu reagieren. 4 Der Ausbau der Webpräsenz bedeutet Überlieferungslücken in den klassischen Akten- und Sammlungsbeständen. Die Internetpräsenz der politischen Parteien wird damit zum integralen Bestandteil archivischer Überlieferung. 1 Helmut Kohl am 23. Mai 1976 an die Delegierten des 24. Bundesparteitages der CDU in Hannover. ACDP-01-356-099. 2 Die Bestände des ACDP (Stand: 12/2008). 3 So wird beispielsweise die monatliche Mitgliederstatistik der CDU ausschließlich per Mail-Anhang übernommen, die Gesamtstatistik zum Jahresende in Form einer CD übergeben. Die Parteitagsprotokolle der CDU liegen in analoger und digitaler Form vor, die Pressedienste der Bundespartei und der Bundestagsfraktion werden ebenfalls online zur Verfügung gestellt. Gleiches gilt auch für die Protokolle der CD/EVP-Fraktion. Auch Fotos, Wahlplakate und Flugblätter werden zunehmend in digitaler Form übernommen. 4 Die Sicherung des Internet-Auftritts der Parteien gelang den Archiven der politischen Stiftungen durch ein von der DFG gefördertes Projekt. Im Archiv für Christlich-Demokratische Politik wurde in Zusammenarbeit mit einer Firma eine datenbankgestützte und OAIS-konforme Lösung entwickelt. Sie soll die Grundlage für den Aufbau eines digitalen Archivs bilden. Zum neusten Stand siehe: Michael Hansmann: Fragen der Sicherung und Erschließung der Internetpräsenz der Parteien aus der Sicht des Archivs für Christlich-Demokratische Politik. Ein Projektbericht. In: Historisch-Politische Mitteilungen 15/2008, S. 443-454. ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009

Schriftgut<br />

Abteilung 1: Nachlässe und Deposita 4200 lfm<br />

Abteilung 2: Kreisverbände 3642 lfm<br />

Abteilung 3: Landes- und Bezirksverbände 1877 lfm<br />

Abteilung 4: Vere<strong>in</strong>igungen der CDU 1045 lfm<br />

Abteilung 5: CDU-Landtagsfraktionen 817 lfm<br />

Abteilung 6: Sondersammelgebiete 603 lfm<br />

Abteilung 7: CDU-Bundespartei 1295 lfm<br />

Zentralbestand der CDU der DDR 385 lfm<br />

Abteilung 8: CDU/CSU-Bundestagsfraktion 1032 lfm<br />

Abteilung 9: Europa 379 lfm<br />

Abteilung 12: Konrad-Adenauer-Stiftung 200 lfm<br />

Umfang Gesamtbestand Schriftgut 15.510 lfm<br />

– Pressedokumentation zur Parteiarbeit und zu Mandats- und<br />

Funktionsträgern<br />

– Sammlungen zur Parteigeschichte<br />

– Audiovisuelles Sammlungsgut<br />

Erweitert und verändert wurde das Dokumentationsprofil durch<br />

die Übernahme digitaler Dokumente <strong>in</strong> den letzten Jahren. Dies<br />

betrifft zum e<strong>in</strong>en das klassische Schrift- und Sammlungsgut. .3<br />

Es wird sowohl analog und digital als auch nur noch <strong>in</strong> digitaler<br />

Form an das Archiv abgegeben. Zum andern ist die Sicherung des<br />

Internet-Auftritts der Partei und der Fraktionen notwendig. Das<br />

Internet stellt im elektronischen Zeitalter e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegralen Bestandteil<br />

der Öffentlichkeitsarbeit der Parteien dar. Mitglieder<strong>in</strong>formationen,<br />

Berichte über Veranstaltungen, Term<strong>in</strong>listen, Kalendarien<br />

etc., die früher den Mitgliedern und Parteigliederungen<br />

per Post zugestellt wurden und sich <strong>in</strong> den älteren Akten <strong>in</strong><br />

Papierform wiederf<strong>in</strong>den, werden heute über das Internet verbreitet.<br />

Parteiprogramme, Satzungen, Geschäfts- und Rechenschaftsberichte,<br />

Mitgliederservice, Onl<strong>in</strong>e-Shops für Werbemittel, Mit -<br />

gliedermagaz<strong>in</strong>e und sonstige Informationsdienste sowie Nachrichtenticker,<br />

Podcasts und die Homepages der Mandats- und<br />

Funktionsträger s<strong>in</strong>d selbstverständliche Bestandteile e<strong>in</strong>er<br />

multimedialen Internetpräsenz. Insbesondere zu Wahlkampfzeiten<br />

bietet das Internet den Parteien e<strong>in</strong>e kostengünstige Möglich-<br />

Audiovisuelles Material<br />

290.000 Fotos<br />

250 Fotoalben<br />

22.000 Plakate<br />

235 lfm Tonbänder und Kassetten<br />

60 lfm Filme und Videos<br />

50 lfm Flugblätter und Kle<strong>in</strong>werbemittel<br />

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keit, größere und unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und<br />

damit unmittelbar auf den politischen Gegner zu reagieren. 4 Der<br />

Ausbau der Webpräsenz bedeutet Überlieferungslücken <strong>in</strong> den<br />

klassischen Akten- und Sammlungsbeständen. Die Internetpräsenz<br />

der politischen Parteien wird damit zum <strong>in</strong>tegralen Bestandteil<br />

archivischer Überlieferung.<br />

1 Helmut Kohl am 23. Mai 1976 an die Delegierten des 24. Bundesparteitages der<br />

CDU <strong>in</strong> Hannover. ACDP-01-356-099.<br />

2 Die Bestände des ACDP (Stand: 12/2008).<br />

3 So wird beispielsweise die monatliche Mitgliederstatistik der CDU ausschließlich<br />

per Mail-Anhang übernommen, die Gesamtstatistik zum Jahresende <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>er CD übergeben. Die Parteitagsprotokolle der CDU liegen <strong>in</strong> analoger<br />

und digitaler Form vor, die Pressedienste der Bundespartei und der Bundestagsfraktion<br />

werden ebenfalls onl<strong>in</strong>e zur Verfügung gestellt. Gleiches gilt<br />

auch für die Protokolle der CD/EVP-Fraktion. Auch Fotos, Wahlplakate und<br />

Flugblätter werden zunehmend <strong>in</strong> digitaler Form übernommen.<br />

4 Die Sicherung des Internet-Auftritts der Parteien gelang den <strong>Archive</strong>n der politischen<br />

Stiftungen durch e<strong>in</strong> von der DFG gefördertes Projekt. Im Archiv für<br />

Christlich-Demokratische Politik wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>er Firma<br />

e<strong>in</strong>e datenbankgestützte und OAIS-konforme Lösung entwickelt. Sie soll die<br />

Grundlage für den Aufbau e<strong>in</strong>es digitalen Archivs bilden. Zum neusten Stand<br />

siehe: Michael Hansmann: Fragen der Sicherung und Erschließung der Internetpräsenz<br />

der Parteien aus der Sicht des Archivs für Christlich-Demokratische<br />

Politik. E<strong>in</strong> Projektbericht. In: Historisch-Politische Mitteilungen 15/2008,<br />

S. 443-454.<br />

<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009

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