20 SÄCHSISCHES ARCHIVBLATT - Archivwesen - Freistaat Sachsen
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Dresden Archivalien befanden, die<br />
wichtige Informationen über den Kontext<br />
des Kunstwerks und seine damalige<br />
Rezeption lieferten. Dazu<br />
zählten ein Beschluss über kulturelle<br />
Massenarbeit vom 2. Dezember 1957,<br />
das Protokoll einer Werkleiterbesprechung<br />
vom 18. Mai 1961, ein Rundschreiben<br />
zum Frauenförderungsplan<br />
vom 25. Januar 1963 und drei Ausgaben<br />
der Betriebszeitung „Unser<br />
Hebel“ aus den Jahren 1964/65, in denen<br />
über den Künstler und sein Werk<br />
berichtet wurde. Während der Entstehungsprozess<br />
des Wandfrieses in der<br />
Ausstellung in einem Kabinett doku-<br />
Das Staatsarchiv Chemnitz eröffnete am<br />
17. März <strong>20</strong>05 eine von dem Chemnitzer<br />
Historiker Dr. Jürgen Nitsche erarbeitete<br />
Kabinettausstellung unter dem Titel<br />
„Transport V/11 nach Theresienstadt.<br />
Schicksale der letzten deportierten<br />
Juden aus dem Regierungsbezirk Chemnitz“<br />
und erinnerte damit im Rahmen<br />
der 14. Tage der jüdischen Kultur vom<br />
18. März bis 29. April <strong>20</strong>05 an die letzte<br />
Deportation von Juden aus Chemnitz,<br />
Plauen, Annaberg und Zwickau in<br />
das Ghetto Theresienstadt (Terezin).<br />
57 Männer, Frauen und Jugendliche<br />
mussten am 15. Februar 1945 den Weg<br />
ins Ungewisse antreten. Ein 55jähriger<br />
Mann aus Siegmar-Schönau schied am<br />
Vorabend freiwillig aus dem Leben. Ein<br />
ehemaliger Chemnitzer wurde im Lager<br />
Opfer der dort grassierenden Typhusepidemie.<br />
Alle anderen Deportierten<br />
überlebten. Nach der Befreiung des<br />
Ghettos durch die Rote Armee kehrten<br />
sie im Juni 1945 nach <strong>Sachsen</strong> in ihre<br />
überwiegend zerstörten Heimatstädte<br />
zurück. Am Beispiel ausgewählter<br />
Schicksale warf die Ausstellung ein<br />
Licht auf die bisher wenig beachtete<br />
unmittelbare Nachkriegsgeschichte und<br />
zeigte unterschiedliche biografische<br />
mentiert und vom Sohn des Künstlers<br />
erläutert wurde, illustrierten diese<br />
Dokumente aus dem Hauptstaatsarchiv<br />
Dresden in einem weiteren Kabinett<br />
(aus Gründen der Bestandserhaltung<br />
mit besonderen Lichtbedingungen)<br />
den betrieblichen und politischen<br />
Kontext, in dem das Kunstwerk<br />
(ent)stand. In einem Kommentar zur<br />
Ausstellung in „EINUNDALLE. DAS<br />
FRIDERICIANUM MAGAZIN“, Ausgabe<br />
13, Frühjahr <strong>20</strong>05, S. 79, wird<br />
hierzu festgestellt: Die in den Dokumenten<br />
„formulierte Bedeutung von<br />
Fortschritts- und Wachstumsdenken,<br />
von notwendiger Identifikation mit den<br />
TRANSPORT V/11<br />
NACH THERESIENSTADT<br />
Zeugnisse aus Privatbesitz, unter<br />
anderem von Siegmund Rotstein, seit<br />
1966 Vorsitzender der Jüdischen<br />
Gemeinde Chemnitz, und aus den<br />
reichhaltigen Beständen des Staatsarchivs<br />
Chemnitz.<br />
Mit einem im Ghetto Theresienstadt<br />
Leitbildern einer pro-duktiven, jungen<br />
und gesunden Gesellschaft lassen sich<br />
über die historisch ideologischen<br />
Grenzen hinweg problemlos in die<br />
Welt der Werbung und des wirtschaftlichen<br />
wie politischen Marketings im<br />
Westen damals wie heute transportieren.“<br />
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DR. THEKLA KLUTTIG<br />
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HAUPTSTAATSARCHIV DRESDEN<br />
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entstandenen und von zwei Chemnitzerinnen<br />
nach dem Krieg aufgeschriebenen<br />
Gedicht „Transport“ begann Dr.<br />
Annegret Wenz-Haubfleisch, Leiterin<br />
des Staatsarchivs Chemnitz, die Ausstellungseröffnung,<br />
zu der sie drei Teilnehmer<br />
dieses Transportes als Zeit-<br />
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DR. JÜRGEN NITSCHE BEI DER FÜHRUNG DURCH DIE AUSSTELLUNG<br />
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FOTO: BARBARA SCHALLER<br />
<strong>SÄCHSISCHES</strong> <strong>ARCHIVBLATT</strong> Heft 1 / <strong>20</strong>05<br />
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