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20 SÄCHSISCHES ARCHIVBLATT - Archivwesen - Freistaat Sachsen

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ANLEITUNG ZUR WELTEROBERUNG<br />

Nicht nur eine Anleitung für Politiker,<br />

wie die Welt am leichtesten zu erobern<br />

ist, stammt aus der Feder des Raugrafen<br />

August Joseph von Wackerbarth<br />

(1770 – 1850), dessen Nachlass (im<br />

Umfang von ca. 3,5 lfm) durch Schenkung<br />

der Familie Wackerbarth in das<br />

Hauptstaatsarchiv Dresden gelangt ist.<br />

Die Manuskripte und Vorstudien zu<br />

meistenteils unveröffentlichten Werken<br />

geben den Blick frei auf einen außergewöhnlichen<br />

Menschen und sein<br />

schriftstellerisches und wissenschaftliches<br />

Werk.<br />

Der bei Cottbus geborene August<br />

Joseph von Wackerbarth war während<br />

seiner Jugend durch Europa, Amerika<br />

und Indien gereist und hielt sich später<br />

zumeist in Hamburg und Ratzeburg<br />

sowie seinem Schloss Wackerbarthsruh<br />

bei Radebeul auf. Er galt als engagierter<br />

Kunstkenner mit einer umfassenden<br />

Gemäldesammlung, aber auch<br />

18 <strong>SÄCHSISCHES</strong><br />

<strong>ARCHIVBLATT</strong> Heft 1 / <strong>20</strong>05<br />

als skurriler Sonderling, der sein Leben<br />

lang versuchte, widerrechtlich enteignete<br />

Güter in Norddeutschland einzuklagen.<br />

Von Schulden geplagt, wandte<br />

sich der Graf an Napoleon I., die<br />

Gesandten des Wiener Kongresses<br />

sowie an die Abgeordneten der Frankfurter<br />

Nationalversammlung. Er scheute<br />

kein öffentlichkeitswirksames Mittel,<br />

um seine Ansprüche geltend zu<br />

machen. Immer wieder versuchte er,<br />

durch aufsehenerregende Aktionen an<br />

Geld zu gelangen, doch letztlich war<br />

keine seiner Bemühungen von Erfolg<br />

gekrönt. Alchemistische Versuche<br />

schlugen ebenso fehl wie die Einrichtung<br />

eines Gesundbrunnens auf<br />

Schloss Wackerbarthsruh und andere<br />

spektakuläre Projekte. Auch die Untervermietung<br />

des Schlosses ergab keinen<br />

finanziellen Gewinn. So musste er<br />

zusehen, wie seine Bildersammlung<br />

versteigert wurde und sein Grundbesitz<br />

mehrfach verloren ging.<br />

Trotz dieser Widrigkeiten fand Wackerbarth<br />

Zeit, eine Vielzahl von Werken<br />

universalhistorischen Zuschnitts zu<br />

verfassen. In Manuskriptform liegen<br />

eine Geschichte der deutschen Kaiser<br />

von 800 bis 1806 ebenso vor wie die<br />

Geschichte Napoleons oder des vorund<br />

frühgeschichtlichen England. Im<br />

letzten Jahrzehnt seines Lebens arbeitete<br />

er unermüdlich an einer Geschichte<br />

Chinas von den Anfängen bis zur<br />

Gegenwart. Aus seiner kommentierten<br />

Bibliographie geht hervor, auf welche<br />

Quellen sich der Graf stützte. Gerade<br />

für wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen<br />

bietet der Nachlass also eine<br />

Fülle an Material.<br />

Daneben begeisterte Wackerbarth sich<br />

für Sagen- und Mythengestalten, Riesen,<br />

Zwerge und Amazonen, und trug<br />

zahlreiche Kuriositäten und Sonderbarkeiten<br />

zusammen. Zu einer breiten<br />

Palette von Themen findet sich in<br />

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BISHER UNBEKANNTER KUPFERSTICH VON WACKERBARTHSRUH MIT BLICK AUF DIE SILHOUETTE VON DRESDEN<br />

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HSTADD, 12800 NACHLASS RAU-GRAF AUGUST JOSEPH RAUGRAF V. WACKERBARTH, NR. 227

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