Sächsisches Archivblatt 1-2012 - Archivwesen - Freistaat Sachsen
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Goethe, Herder, Wieland ... – <strong>Sächsisches</strong> Staatsarchiv<br />
erhält bislang verschollene Klassikerbriefe<br />
Die Übernahme originaler Briefe Goethes und<br />
anderer Klassiker gehört wohl zu den Sternstunden<br />
eines Archivars. Entsprechend groß<br />
war die Freude, als eine Erbengemeinschaft<br />
Ende 2010 dem Staatsarchiv Leipzig solche<br />
Briefe anbot. Den ersten Informationen nach<br />
waren sie dem bereits im Archiv befindlichen<br />
Bestand 20547 Rittergut Seerhausen zuzuordnen.<br />
Wie die Briefe in die Hände der Erbengemeinschaft<br />
kamen, ließ sich nicht mehr<br />
ermitteln. Nach verschiedenen Prüfungen und<br />
der Klärung der rechtlichen Seite war es dann<br />
so weit. Am 14. Oktober 2011 konnten die<br />
wertvollen Unterlagen übernommen werden.<br />
Zu betonen ist, dass die Erbengemeinschaft<br />
die fünf Briefbände gegen eine symbolische<br />
Aufwandsentschädigung dem Sächsischen<br />
Staatsarchiv überlassen hat.<br />
Briefe Goethes an die Freiherren von Fritsch<br />
<strong>Sächsisches</strong> <strong>Archivblatt</strong> Heft 1-<strong>2012</strong> | 14<br />
Die Freiherren von Fritsch, in deren Besitz<br />
sich das Rittergut Seerhausen seit 1729 befand,<br />
hatten in Dresden, Weimar und Frankfurt<br />
am Main wichtige politische Ämter inne.<br />
Thomas von Fritsch (1700–1775) war unter<br />
Kaiser Karl VII. Reichshofrat und unter Franz I.<br />
Reichspfennigmeister. In sächsischen Diensten<br />
leitete er u. a. das Dresdner Münzkabinett.<br />
Besondere Bedeutung erlangte er als Verhandlungsführer<br />
bei den Friedensverhandlungen<br />
1763 in Schloss Hubertusburg und<br />
als Wegbereiter des Aufschwungs in <strong>Sachsen</strong><br />
nach dem Siebenjährigen Krieg. Sein Sohn Jakob<br />
Friedrich (1731–1814) war Geheimer Rat in<br />
Weimar und leitete dort ab 1772 das Gesamtministerium.<br />
Dessen Sohn Karl Wilhelm von<br />
Fritsch (1769–1851) war ebenfalls in Weimar<br />
Geheimer Rat, Präsident des Landespolizeikol-<br />
legiums und Staatsminister. Diese unvollständige<br />
Aufzählung legt nahe, dass die Freiherren<br />
von Fritsch eine umfangreiche Korrespondenz<br />
führten, die zum Teil im Archivbestand<br />
des Rittergutes Seerhausen im Staatsarchiv<br />
Leipzig überliefert ist. Den Schwerpunkt des<br />
Bestandes bildet das Familienarchiv, welches<br />
2010 im Rahmen des Ausgleichsleistungsgesetzes<br />
restituiert wurde, für den aber eine<br />
Depositalregelung gefunden wurde, die den<br />
Verbleib des Bestandes im Staatsarchiv und<br />
seine weitere öffentliche Nutzung ermöglicht.<br />
In der überlieferten Korrespondenz finden sich<br />
bereits Briefe des Weimarer Großherzogs Karl<br />
August und zahlreicher Politiker am dortigen<br />
Hof, aber auch Briefe Dresdner Staatsmänner.<br />
Zu ihnen gehören Namen wie von Hohenthal,