20.08.2013 Aufrufe

Leuchtfeuer in die Zukunft – Menschen, Ideen, Produkte

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hans R. Knobel und Manuela Stier<br />

<strong>Leuchtfeuer</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Menschen</strong>, <strong>Ideen</strong>, <strong>Produkte</strong><br />

Christian Appert ı Guntram Begle ı Nick Begl<strong>in</strong>ger ı Kar<strong>in</strong> Bertschi ı Matthias Bölke<br />

Gerhard Britschgi ı Thierry Carrel ı Olivier Chuard ı Mauro Dell’Ambrogio<br />

Thomas Eichenberger ı Klaus Enssl<strong>in</strong> ı Christoph Fässler ı André Hoffmann<br />

Stefan Horisberger ı Petra Jenner ı Andreas John ı Christian Keller ı Jochen Kreusel<br />

Hans Künzle ı Kathar<strong>in</strong>a Lehmann ı Christiane Leister ı Reto Lipp ı Ueli Maurer<br />

Andreas Meyer ı Ueli Müller ı Andreas Münch ı Ruedi Noser ı Patrick Richter<br />

Reto R<strong>in</strong>gger ı Susanne Ruoff ı Werner Schiesser ı Carsten Schloter ı Gerhard Schmitt<br />

Hans E. Schweickardt ı Yves Serra ı Roland Siegwart ı Anton Simonett ı Renzo Simoni<br />

Remo Trunz ı Hans Peter Wehrli


3<br />

Hans R. Knobel und Manuela Stier<br />

<strong>Leuchtfeuer</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Menschen</strong>, <strong>Ideen</strong>, <strong>Produkte</strong><br />

Herausgeber<br />

Dr. Hans R. Knobel<br />

Idee, Konzeption und Projektleitung<br />

Dr. Knobel Management Consult<strong>in</strong>g<br />

Sonnenberg 75<br />

8610 Uster<br />

knobelhansr.dr@bluew<strong>in</strong>.ch<br />

Manuela Stier<br />

Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong><br />

Stier Communications AG<br />

Grossächerstrasse 25<br />

8104 We<strong>in</strong><strong>in</strong>gen<br />

manuela.stier@stier.ch<br />

Preis<br />

SFR 49.<strong>–</strong> (<strong>in</strong>kl. MWST)<br />

zuzüglich Versandkostenanteil<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsdatum<br />

August 2013<br />

Gestaltung /Publish<strong>in</strong>g<br />

Stier Communications AG, We<strong>in</strong><strong>in</strong>gen<br />

www.stier.ch<br />

Druck<br />

Eff<strong>in</strong>gerhof AG, Brugg<br />

www.eff<strong>in</strong>gerhof.ch<br />

Auflage<br />

10 000 Expl. deutsch<br />

Copyright<br />

Weiterverwendung des Inhalts<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung der<br />

Herausgeber/Redaktion/Autoren<br />

gestattet.<br />

Fotos<br />

Peter Ruggle, St. Gallen


Von Dr. Hans R. Knobel und Manuela Stier<br />

Die Buch-Trilogie<br />

zu Führungsthemen<br />

128 aussergewöhnliche Persönlichkeiten<br />

im Gespräch mit dem Herausgeber. Antworten<br />

und Beispiele zu Führungsthemen aus der Praxis<br />

für <strong>die</strong> Praxis. Informieren und bestellen auf:<br />

www.wirtschaftsmagaz<strong>in</strong>.ch


5<br />

Herausgeber<br />

Dr. Hans R. Knobel<br />

Unternehmerberater und Autor<br />

Doktorat <strong>in</strong> Biochemie an der ETH Zürich.<br />

16 Jahre Praxis <strong>in</strong> Führungspositionen der<br />

Industrie, u.a. als Geschäftsführer <strong>in</strong>ternationaler<br />

Unternehmen. Über 20 Jahre Beratungstätigkeit<br />

(Ernst & Young, Valcor AG,<br />

Dr. Knobel Management Consult<strong>in</strong>g). Beratung<br />

von Firmen-Inhabern, Verwaltungsräten<br />

und Geschäftsleitungen. Entwickeln,<br />

Umsetzen und Überprüfen von <strong>in</strong>tegrierten<br />

Strategien für Eigner, Eigner-Familien und<br />

Unternehmen; Unternehmensnachfolge;<br />

Beurteilen von Führungskräften (Portfolio<br />

der «potential leaders»).<br />

Initiant, Autor und Mitherausgeber der Buch-<br />

Trilogie zu Führungsthemen mit dem Wirt-<br />

schaftsmagaz<strong>in</strong> mit den Bänden «<strong>Leuchtfeuer</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>–</strong> <strong>Menschen</strong>, <strong>Ideen</strong>, <strong>Produkte</strong>»<br />

(2013), «Gew<strong>in</strong>nen der Besten <strong>–</strong> Rezepte<br />

der Leader» (2011) und «Führen durch Vorbild<br />

<strong>–</strong> Persönlichkeiten im Gespräch» (2009),<br />

sowie der Sonderbände des Schweizer<br />

Arbeitgebers «Erfolgreiche Nachfolgeplanung<br />

<strong>in</strong> Familienunternehmen» (2007) und<br />

«Frauen <strong>–</strong> der Schlüssel für <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

<strong>Zukunft</strong>» (2008).<br />

Dr. Knobel ist Inhaber der Dr. Knobel Management<br />

Consult<strong>in</strong>g, Uster.<br />

Manuela Stier<br />

Gründer<strong>in</strong>/Verleger<strong>in</strong> des Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong>s<br />

und der crossmedialen Unternehmerplattform<br />

www.wirtschaftsmagaz<strong>in</strong>.ch. Spannende Beiträge<br />

von Unternehmern prägen das Bild des<br />

Wirtschaftsmagaz<strong>in</strong>s und haben <strong>die</strong>ses seit<br />

2006 zu e<strong>in</strong>em wertvollen Nachschlagewerk<br />

mit mehr als 800 Unternehmern als Gastautoren<br />

wachsen lassen.<br />

Gründer<strong>in</strong>/Inhaber<strong>in</strong> der Stier Communications<br />

AG <strong>in</strong> We<strong>in</strong><strong>in</strong>gen. Crossmediales Brand<strong>in</strong>g <strong>–</strong><br />

Corporate Design <strong>–</strong> Corporate Identity. Gastdozent<strong>in</strong><br />

an der Universität Liechtenste<strong>in</strong> «Corporate<br />

Identitity/Corporate Brand<strong>in</strong>g». Seit 2012<br />

soziales Engagement als Stiftungsrät<strong>in</strong> der Stiftung<br />

für <strong>Menschen</strong> mit seltenen Krankheiten.<br />

Die Schweiz mit Startvorteil <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Fasz<strong>in</strong>ierende und herausfordernde Perspektiven aufzeigen zu können, ist<br />

für Staaten, Gesellschaften und Unternehmen entscheidend, um zuversichtlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Zukunft</strong> unterwegs zu se<strong>in</strong>. Mit «<strong>Leuchtfeuer</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>–</strong> <strong>Menschen</strong>, <strong>Ideen</strong>, <strong>Produkte</strong>», dem dritten Band der Buch-<br />

Trilogie zu Führungsthemen, möchten wir wieder durch Beispiele aus der<br />

Praxis <strong>die</strong> Augen von möglichst vielen, nicht nur jungen <strong>Menschen</strong>, durch<br />

<strong>Leuchtfeuer</strong> <strong>in</strong> unserem Land zum Leuchten br<strong>in</strong>gen. Das Buch soll dazu<br />

beitragen, noch mehr Talente und Potenziale <strong>in</strong> unserem Land zu mobilisieren,<br />

sowie Pioniergeist und Fortschrittsglauben zu stärken.<br />

In der Schweiz gibt es e<strong>in</strong>e grosse Zahl von aussergewöhnlichen <strong>Menschen</strong>,<br />

<strong>Ideen</strong> und Unternehmensleistungen, <strong>die</strong> nicht erst heute mit Erfolg<br />

<strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er nachhaltigen, lebenswerten <strong>Zukunft</strong> aufgebrochen s<strong>in</strong>d.<br />

Sie machen das, weil sie <strong>die</strong> enormen Chancen der zukunftsträchtigen<br />

Märkte von Nachhaltigkeit und Green Economy früh <strong>–</strong> zum Teil als Pioniere<br />

<strong>–</strong> erkannt haben und <strong>die</strong>se Chancen mit <strong>in</strong>telligenten <strong>Produkte</strong>n und<br />

Dienstleistungen nutzen wollen.<br />

Intelligente Technologien werden e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zur Bewältigung<br />

der zentralen Herausforderungen unserer Zeit leisten können.<br />

Und hier s<strong>in</strong>d wir auf vielen Gebieten als Land und Wirtschaft weltweit<br />

führend und sogar für e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle prädest<strong>in</strong>iert. Grundpfeiler für<br />

<strong>die</strong>se hervorragende Position ist das positive Zusammenwirken der<br />

Schweizer Erfolgsfaktoren: Politisches System und Bildungssystem <strong>–</strong> das<br />

beste der Welt <strong>–</strong> e<strong>in</strong>erseits, sowie Hochschulen und Wirtschaft andererseits.<br />

Richtig zum Blühen kommt das aber erst durch unternehmerische<br />

Männer und Frauen, <strong>die</strong> mehr als nur Durchschnitt erreichen wollen. In<br />

unserem Land gibt es viele von ihnen. Aber wir brauchen noch mehr.<br />

Dank<br />

Unser Dank geht an <strong>die</strong> zahlreichen Persönlichkeiten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Band<br />

mitgewirkt haben. Insbesondere danken wir den engagierten Sponsoren,<br />

ohne deren Unterstützung <strong>die</strong> Realisierung nicht möglich gewesen wäre.<br />

Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s als Hauptsponsoren <strong>die</strong> Firmen Metrohm und Swisscom; als<br />

Sponsoren <strong>die</strong> Firmen Alpiq, Amste<strong>in</strong> + Walthert, BDo, Die Schweizerische<br />

Post, Georg Fischer, Leister-Unternehmensgruppe, Migros, Nationale<br />

Suisse, SBB, Schneider Electric. Ebenfalls möchten wir der Druckerei<br />

Eff<strong>in</strong>gerhof für ihre Unterstützung danken.<br />

Dr. Hans R. Knobel und Manuela Stier<br />

VoRWoRT


INHALT<br />

16<br />

VoRWoRT<br />

FoKUS<br />

BILDUNG,<br />

FoRSCHUNG,<br />

INNoVATIoN<br />

UNTERNEHMERTUM<br />

10 13<br />

Die Schweiz mit Startvorteil <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> 5<br />

Dr. Hans R. Knobel und Manuela Stier<br />

Als Kle<strong>in</strong>staat müssen wir anders se<strong>in</strong>, da aber der Beste 10<br />

Bundesrat Ueli Maurer, Bundespräsident im Jahr 2013<br />

Nachhaltigkeit ist mehr als Naturschutz,<br />

es geht ums Überleben der Menschheit 13<br />

André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrats, Roche Hold<strong>in</strong>g Ltd<br />

Die <strong>Leuchtfeuer</strong> von Mediz<strong>in</strong> und Humanität 16<br />

Prof. Dr. med. Thierry Carrel, Kl<strong>in</strong>ikdirektor, Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

für Herz- und Gefässchirurgie, Inselspital<br />

Offenheit und Vielfältigkeit beflügeln den Wettbewerb <strong>in</strong> der Forschung 20<br />

Dr. Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bildung,<br />

Forschung und Innovation<br />

Die Schweiz als Pionierland für Nano- und Quantentechnologie 23<br />

Prof. Dr. Klaus Enssl<strong>in</strong>, ETH Zürich, Direktor des nationalen<br />

Forschungsschwerpunkts «QSIT»<br />

Weltspitze durch bahnbrechende Innovationen 26<br />

Dr. Christoph Fässler, CEo, Metrohm Gruppe<br />

ETH und Robotik: Weltspitze durch Vernetzung mit Forschung und Industrie 30<br />

Prof. Dr. Roland Siegwart, Vizepräsident für Forschung und<br />

Wirtschaftsbeziehungen, ETH Zürich; Professor für Robotik<br />

Die Schweiz: E<strong>in</strong> Para<strong>die</strong>s für Unternehmer? 35<br />

Roundtable-Gespräch<br />

Christiane Leister, Leister-Unternehmensgruppe;<br />

Reto Lipp, SRF ECo; Werner Schiesser, BDo<br />

Jungunternehmer als <strong>Leuchtfeuer</strong> für unser Land 40<br />

Roundtable-Gespräch<br />

Kar<strong>in</strong> Bertschi, Recycl<strong>in</strong>g-Para<strong>die</strong>s; olivier Chuard,<br />

Livesystems; Patrick Richter, Agile W<strong>in</strong>d Power<br />

6


7<br />

HAUPTSPoNSoREN<br />

SPoNSoREN<br />

MoBILITäT<br />

FÜR MENSCHEN<br />

UND GÜTER<br />

ARBEITEN<br />

UND WoHNEN<br />

IN URBANEN<br />

WELTEN<br />

SAUBERES WASSER<br />

FÜR ALLE<br />

ENERGIEVERSoRGUNG<br />

NACHHALTIG<br />

SICHERSTELLEN<br />

Die <strong>Leuchtfeuer</strong> der SBB beschränken sich<br />

nicht nur auf fasz<strong>in</strong>ierende Bauwerke 46<br />

Andreas Meyer, CEo, SBB AG<br />

Mit neuen Lösungen zu e<strong>in</strong>em der <strong>in</strong>novativsten Postunternehmen der Welt 49<br />

Susanne Ruoff, Konzernleiter<strong>in</strong>, Die Schweizerische Post<br />

E<strong>in</strong> Jahrhundertprojekt <strong>–</strong> nicht nur für <strong>die</strong> Schweiz 52<br />

Dr. Renzo Simoni, Vorsitzender der Geschäftsleitung, AlpTransit Gotthard AG<br />

Schweizer Ingenieurskunst entfacht viele <strong>Leuchtfeuer</strong> 56<br />

Christian Appert, Geschäftsführer, Mit<strong>in</strong>haber,<br />

VR-Mitglied, Amste<strong>in</strong> + Walthert AG<br />

Intelligente Mobilität als <strong>Leuchtfeuer</strong> für urbane Welten 59<br />

Guntram Begle, Chief Technology officer, Sch<strong>in</strong>dler Konzern<br />

Holz als Hightech-Element <strong>–</strong> auch <strong>in</strong> modernen urbanen Welten 62<br />

Kathar<strong>in</strong>a Lehmann, Inhaber<strong>in</strong>, Blumer-Lehmann AG<br />

Smart Cities <strong>–</strong> e<strong>in</strong> Eldorado für Schweizer Unternehmen 65<br />

Prof. Dr. Gerhard Schmitt, Informationsarchitektur ETH Zürich,<br />

Direktor S<strong>in</strong>gapore-ETH Centre, Delegierter ETH Global<br />

Zum <strong>Leuchtfeuer</strong> durch konsequente Fokussierung 70<br />

Prof. Dr. Hans Peter Wehrli, Präsident des Verwaltungsrats, Belimo Hold<strong>in</strong>g AG<br />

Zugang zu sauberem Wasser ist für alle <strong>Menschen</strong> wichtig 73<br />

Yves Serra, Präsident der Konzernleitung, Georg Fischer AG<br />

Schweizer Tr<strong>in</strong>kwasserqualität für Entwicklungsländer 76<br />

Remo Trunz, Inhaber und Unternehmensleiter, Trunz Gruppe<br />

Energiewende: Führungsrolle br<strong>in</strong>gt Chancen für <strong>die</strong> Schweizer Wirtschaft 79<br />

Nick Begl<strong>in</strong>ger, Präsident, swisscleantech<br />

Die Digitalisierung der Energie wird unser Leben revolutionieren 82<br />

Dr. Matthias Bölke, CEo, Schneider Electric Schweiz AG und Feller AG<br />

Als <strong>Leuchtfeuer</strong> im Herzen des europäischen Strommarktes 85<br />

Andreas John, Mitglied der Geschäftsleitung, Swissgrid AG<br />

INHALT


9<br />

INFoRMATIoNS-<br />

UND KoMMUNIKATIoNS-<br />

TECHNoLoGIEN<br />

FINANZIERUNGEN UND<br />

VERSICHERUNGEN<br />

WAHRNEHMUNG DURCH<br />

JUNGE TALENTE<br />

26<br />

46<br />

Die Schweiz mit Startvorteil <strong>in</strong> <strong>die</strong> Energiezukunft 89<br />

Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel, Leiter Smart-Grids-Programm, ABB-Konzern<br />

<strong>Leuchtfeuer</strong> auch als Vorreiter<strong>in</strong> für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit 93<br />

Andreas Münch, Mitglied der Generaldirektion,<br />

MIGRoS-GENoSSENSCHAFTS-BUND<br />

E<strong>in</strong>e Branche im Umbruch als Quelle für neue Berufe 96<br />

Hans E. Schweickardt, Verwaltungsratspräsident, Alpiq Hold<strong>in</strong>g SA<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation von Branchenwissen mit IT eröffnet enorme Berufschancen 99<br />

Petra Jenner, Country Manager, Microsoft Schweiz<br />

Das Nutzen riesiger Datenmengen eröffnet fasz<strong>in</strong>ierende Chancen 103<br />

Dr. Christian Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung, IBM Schweiz<br />

ICT als Schlüssel für <strong>in</strong>telligentere Lösungen <strong>in</strong> allen Branchen 106<br />

Nationalrat Ruedi Noser, Präsident, ICTswitzerland; Inhaber, Noser Gruppe<br />

Bahnbrechende Innovationen s<strong>in</strong>d an der Schnittstelle<br />

zwischen Mensch und Masch<strong>in</strong>e zu erwarten 110<br />

Carsten Schloter, CEo, Swisscom<br />

Der Umbruch <strong>in</strong> der globalen Risikolandschaft<br />

ist für Schweizer Unternehmen e<strong>in</strong>e grosse Chance 114<br />

Dr. Hans Künzle, Vorsitzender der Geschäftsleitung (CEo), Nationale Suisse<br />

Für <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte braucht es mehr Innovation und Erf<strong>in</strong>der 117<br />

Reto R<strong>in</strong>gger, Gründer und CEo, Globalance Bank<br />

Emotionale Aspekte spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Berufswahl 121<br />

Roundtable-Gespräch<br />

Gerhard Britschgi, Berufs- und Weiterbildungsberatung obwalden;<br />

Thomas Eichenberger, ask! <strong>–</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste für Ausbildung und<br />

Beruf Aargau; Anton Simonett, Berufs- und Laufbahnberatung Bern<br />

Junge Talente könnte man noch besser für technische Berufe begeistern 127<br />

Roundtable-Gespräch<br />

Stefan Horisberger, Stiftung Schweizer Jugend forscht; Ueli Müller, SwissSkills<br />

INHALT<br />

49


BILDUNG, FoRSCHUNG, INNoVATIoN<br />

DR. CHRiStoPH FäSSlER im Gespräch<br />

Weltspitze durch<br />

bahnbrechende Innovationen<br />

WäHREND JAHREN UNANgEFOCHTEN AN DER WELTSPITZE ZU SEIN, mit Ent-<br />

wicklung und Herstellung ausschliesslich <strong>in</strong> der Schweiz, das ist nicht nur möglich, sondern<br />

gehört zum Erfolgsrezept des «to be different» der Metrohm. Dieser Wissens<strong>in</strong>kubator <strong>in</strong><br />

Herisau macht zudem noch alles selber und offensichtlich besser als alle anderen.<br />

Herr Dr. Fässler, Metrohm ist als e<strong>in</strong> weltweit führender Hersteller<br />

von Präzisionsgeräten für <strong>die</strong> chemische Analytik seit<br />

Jahren <strong>die</strong> unangefochtene Nummer 1 an der Weltspitze für<br />

elektrochemische Ionenanalytik. Was muss man sich unter<br />

<strong>die</strong>sen Geräten und ihrer Anwendung vorstellen?<br />

Metrohm entwickelt, produziert und verkauft Messgeräte zur<br />

Bestimmung von Ionen. Das s<strong>in</strong>d positiv oder negativ geladene<br />

Atome oder Moleküle im Konzentrationsbereich von Prozenten<br />

bis h<strong>in</strong>ab zu e<strong>in</strong>em Billiardstel. Diese Konzentration entspricht<br />

e<strong>in</strong>em Würfelzucker im Walensee. Die Anwendungen für unsere<br />

Geräte s<strong>in</strong>d sehr vielseitig. Es geht jedoch <strong>in</strong> der Regel darum,<br />

kle<strong>in</strong>e Konzentrationen äusserst präzise zu messen. So bestimmen<br />

wir etwa Zuckergehalte <strong>in</strong> Vitam<strong>in</strong>en, oder Nitrate und Sulfate<br />

<strong>in</strong> Wasser und Luft als Indikator für <strong>die</strong> Verschmutzung. In<br />

kontam<strong>in</strong>ierter Erde messen wir Borate, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e karz<strong>in</strong>ogene<br />

Wirkung haben. In Kühlkreisläufen von Nuklearanlagen bestimmen<br />

wir Eisen zur Überwachung von Korrosion, <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

unerlaubterweise zugegebene Ingre<strong>die</strong>nzien wie beispielsweise<br />

Melam<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Milch, oder Spuren von Blei <strong>in</strong> Farben, welche bei<br />

K<strong>in</strong>derspielzeugen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Metrohm trägt also ganz<br />

entscheidend dazu bei, das Leben sicherer zu machen.<br />

Wir stellen drei verschiedene Analysentechniken zur Verfügung:<br />

Die Titration, <strong>die</strong> Ionenchromatographie und <strong>die</strong> Voltammetrie.<br />

Bei der ersten und letzt genannten Technologie s<strong>in</strong>d wir Weltmarktführer<br />

und <strong>in</strong> der Ionenchromatographie <strong>die</strong> Nummer 2.<br />

Sämtliche Software zu unseren <strong>Produkte</strong>n wird <strong>in</strong> unserem Hause<br />

anwenderfreundlich entwickelt und unsere Geräte können<br />

alle automatisiert werden. Unsere Probenwechsler erlauben<br />

den E<strong>in</strong>satz der Analysengeräte <strong>in</strong> Geisterschichten oder bei<br />

Massenanalysen <strong>in</strong> den Labors.<br />

Die wichtigsten Branchen für unsere Geräte s<strong>in</strong>d: Chemische<br />

Industrie, Pharmazeutische Industrie, Petrochemische Indu-<br />

strie, Umwelt<strong>in</strong>dustrie, Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie, Forschungs- und<br />

Universitäts-Institute. Die Metrohmgeräte kommen sowohl im<br />

Labor wie auch im Prozess zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Wie kommt e<strong>in</strong> Schweizer Unternehmen zu <strong>die</strong>ser hervorragenden<br />

Position auf dem Weltmarkt?<br />

Wir machen praktisch alles selber: Entwicklung und Herstellung<br />

<strong>in</strong> der Schweiz, den Vertrieb mit eigenen Tochtergesellschaften<br />

oder mit von uns weitergebildeten Fachleuten <strong>in</strong> Vertretungen.<br />

Das ist im Vergleich zum Wettbewerb e<strong>in</strong>malig und zugleich <strong>die</strong><br />

Basis unserer Qualität.<br />

Unsere hervorragende Position im Weltmarkt verdanken wir unserer<br />

globalen Präsenz. Wir erzielen rund 80% unseres Umsatzes<br />

über unsere 40 eigenen Tochtergesellschaften. Von unseren<br />

rund 1750 Mitarbeitenden s<strong>in</strong>d 1400 im Ausland tätig. Die restlichen<br />

20 % des Umsatzes werden über weitere 40 exklusive<br />

Vertretungen und weitere 40 allgeme<strong>in</strong>e Vertretungen abgesetzt.<br />

Wir verkaufen unsere Geräte <strong>in</strong> über 120 Ländern.<br />

Wo sehen Sie <strong>die</strong> besonderen Kompetenzen Ihres Unter-<br />

nehmens und was machen Sie besser als <strong>die</strong> gesamte<br />

Konkurrenz?<br />

Unser Erfolg basiert auf verschiedenen Pfeilern. E<strong>in</strong>es sei aber<br />

vorweggenommen. Wir machen vieles anders als <strong>die</strong> meisten<br />

Firmen. Das fängt schon bei unseren Aktionären an. Wir gehören<br />

e<strong>in</strong>er Stiftung. Diese wurde vom Firmengründer und se<strong>in</strong>en beiden<br />

engsten Mitarbeitern und Mitaktionären im Jahre 1984 gegründet.<br />

Sämtliche Aktien der drei Geschäftsleitungsmitglieder<br />

wurden unentgeltlich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Metrohmstiftung e<strong>in</strong>gebracht. Auch<br />

ke<strong>in</strong>e alltägliche Stiftungsgründung. Der Hauptzweck <strong>die</strong>ser<br />

Fotoquelle: Metrohm<br />

26


27<br />

Christoph Fässler<br />

Ausbildung<br />

Matura Typ C 1970<br />

Studium Chem Ing ETHZ mit Abschluss 1976<br />

Dissertation mit Abschluss 1980<br />

Parallelstudium Betriebswirtschaft am BWI 1976 bis 1980<br />

Beruflicher Werdegang<br />

1980 <strong>–</strong> 1986 Verschiedene Führungsfunktionen bei<br />

Holcim USA, Aegypten, Brasilien, Mexico<br />

1986 <strong>–</strong> 1998 Geschäftsleiter des Familienunter-<br />

nehmens forma vitrum ag St. Gallen<br />

1998 <strong>–</strong> 2004 Nachdem <strong>die</strong> Familie forma vitrum ag an<br />

Schott Deutschland verkauft hat,<br />

Übernahme verschiedener Führungs-<br />

funktionen bei Schott<br />

2005 <strong>–</strong> heute Metrohm Gruppe, CEo<br />

VR-Mandate<br />

alba Gruppe <strong>in</strong> Appenzell und Elvy Weav<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Aegypten<br />

(Familiengesellschaften im textilen Bereich)<br />

Huber + Suhner AG, Herisau und Pfäffikon<br />

Metrohm AG <strong>in</strong> Herisau und <strong>in</strong> deren Tochtergesellschaften<br />

Stiftung gilt der Erhaltung der Arbeitsplätze im Appenzellerland.<br />

Die Stiftung setzt ihre Gelder im sozialen, kulturellen und vor<br />

allem im Ausbildungsbereich junger Leute e<strong>in</strong>.<br />

Aufgrund eigener <strong>in</strong>ternationaler Führungserfahrung kann ich<br />

sagen, dass auch <strong>die</strong> Art der Führung bei Metrohm sehr speziell<br />

ist. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben e<strong>in</strong>e langfristige<br />

optik, was für e<strong>in</strong> technologiegetriebenes Unternehmen von<br />

grösster Wichtigkeit ist. So verwenden wir zum Beispiel im Verwaltungsrat<br />

<strong>die</strong> grösste Zeit unserer Meet<strong>in</strong>gs für <strong>die</strong> Diskussion<br />

und Gestaltung der <strong>Zukunft</strong>. Wir können den allergrössten<br />

Teil der erwirtschafteten Mittel für <strong>die</strong> Entwicklung der Gesellschaft<br />

e<strong>in</strong>setzen. Unser Blick im Unternehmen ist nach vorne<br />

gerichtet. Unternehmerisches Denken und Handeln werden gefördert.<br />

Das setzt bei den Mitarbeitenden enorme Energien frei.<br />

ohne zu übertreiben darf ich sagen, dass unsere Metrohmqualität<br />

weltweit e<strong>in</strong> Vorzeigeobjekt ist. Wir liefern wirkliche Kundenlösungen<br />

und nicht e<strong>in</strong>fach Analysengeräte. Die Qualität<br />

fängt bei der Entwicklung an und führt über <strong>die</strong> Produktion zur<br />

Gerätequalität. In unseren Tochtergesellschaften arbeiten hochqualifizierte<br />

Fachleute, <strong>in</strong> der Regel Chemiker, als Verkäufer,<br />

oder Elektro<strong>in</strong>genieure und Chemiker als Servicepersonal und<br />

Chemiker als Applikationsspezialisten. Alle <strong>die</strong>se Mitarbeitenden<br />

werden <strong>in</strong> unserer Akademie <strong>in</strong> Herisau ausgebildet und<br />

auch zertifiziert. Dies ermöglicht uns e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Betreuung<br />

unserer Kunden, von der Verkaufsberatung über <strong>die</strong> Anwendungsberatung<br />

und letztendlich dem professionellen Service<br />

weltweit.<br />

E<strong>in</strong>e weitere ausgeprägte Stärke der Metrohm liegt <strong>in</strong> den<br />

schlanken Strukturen. Wir beschäftigen <strong>die</strong> Mitarbeiter dort, wo<br />

sie am meisten generieren. So ist e<strong>in</strong> Drittel unserer Angestellten<br />

<strong>in</strong> Herisau <strong>in</strong> der Entwicklung tätig, <strong>in</strong> der Adm<strong>in</strong>istration<br />

s<strong>in</strong>d es gerade e<strong>in</strong>mal 5 %.<br />

Dr. Christoph Fässler CEo, Metrohm<br />

Die Führung unserer Tochtergesellschaften beruht auf dem Pr<strong>in</strong>zip<br />

der Selbstverantwortung. Alle Geschäftsführer der Tochtergesellschaften<br />

s<strong>in</strong>d an ihrem Unternehmen beteiligt. Sie s<strong>in</strong>d<br />

echte Unternehmer. So wie <strong>die</strong> Unternehmens- und Geschäftsleitung<br />

e<strong>in</strong> Höchstmass an Vertrauen geniesst, so gilt <strong>die</strong>s auch<br />

für unsere Tochtergesellschaften.<br />

Technologische Innovationen werden auch Ihr Unternehmen<br />

und Ihre Kunden stark bee<strong>in</strong>flussen. Welche Entwicklungen,<br />

möglicherweise sogar Durchbrüche erwarten Sie <strong>in</strong> den nächsten<br />

10 Jahren <strong>in</strong> den für Ihr Geschäft relevanten Gebieten?<br />

In unserer Branche s<strong>in</strong>d technische Revolutionen kaum zu erwarten.<br />

Wir sprechen doch eher von Evolutionen. Die Analysemethoden<br />

basieren auf physikalischen Gesetzen, welche natürlich<br />

auch <strong>in</strong> der <strong>Zukunft</strong> ihre Gültigkeit haben werden.<br />

Innovationen erwarten wir vor allem auf den Gebieten der Anwenderfreundlichkeit,<br />

bei der Software und den E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

der Analysengeräte generell. Unsere Geräte werden <strong>in</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> kle<strong>in</strong>er, mobiler, e<strong>in</strong>facher zu be<strong>die</strong>nen, hochautomatisiert,<br />

robuster und dazu noch preislich attraktiver daherkommen<br />

müssen.<br />

Rasante technologische Entwicklungen, Kostendruck und<br />

Erwartung der Kunden stellen auch Ihre Branche vor grosse<br />

Herausforderungen. Wie gel<strong>in</strong>gt es Metrohm als Weltmarktführer,<br />

vor allem <strong>die</strong> Chancen daraus zu nutzen, um auch <strong>in</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> führend zu se<strong>in</strong>?<br />

Es s<strong>in</strong>d genau <strong>die</strong>se Aspekte wie höchste Kundenanforderungen,<br />

rasante Neuentwicklungen und Kostendruck, welche unseren<br />

Standort so attraktiv machen. Mit dem Stiftungsverdikt, <strong>die</strong><br />

Arbeitsplätze im Appenzellerland zu erhalten, haben wir ge-


BILDUNG, FoRSCHUNG, INNoVATIoN<br />

lernt, kostengünstig zu produzieren. Unsere Produktionslohnkosten<br />

machen heute nur noch 9% der Gesamtkosten aus. Da<br />

brauchen wir ke<strong>in</strong>e ausländische Konkurrenz zu fürchten. Rasante<br />

Neuentwicklungen kann man nur mit e<strong>in</strong>em äusserst fähigen,<br />

e<strong>in</strong>gespielten und auch loyalen Entwicklungsteam realisieren.<br />

Dies s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig Vorteile gegenüber den<br />

Billiglohnländern, wo es oft an Erfahrung, strukturiertem Denken,<br />

langfristiger Ausrichtung und vor allem Loyalität zur Unternehmung<br />

fehlt.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Faktor, der oft unterschätzt wird, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Schweizer<br />

Kapitalkosten. Geld ist nirgends auf <strong>die</strong>ser Welt so günstig zu<br />

haben wie <strong>in</strong> der Schweiz. Wir machen uns <strong>die</strong>s zu Nutzen, <strong>in</strong>dem<br />

wir zu höheren Lagerbeständen stehen und damit, trotz mehr<br />

gebundenen Mitteln, unsere Lieferbereitschaft maximieren.<br />

Jetzt hört man oft von Swissness und Swiss made als<br />

mögliche Erfolgsfaktoren. Was gehört Ihrer Ansicht nach<br />

eigentlich dazu und welche Vorteile sehen Sie dar<strong>in</strong> im<br />

Wettbewerb für Ihr Unternehmen?<br />

Mit Swissness alle<strong>in</strong>e kann man zwar noch nichts kaufen, aber <strong>die</strong><br />

Wahrnehmung dazu ist <strong>in</strong> fast allen Ländern ausserhalb der<br />

Schweiz positiv. Die Schweiz steht für Zuverlässigkeit, Qualität,<br />

Effizienz und trotz aller F<strong>in</strong>anzprobleme für solide. Auch wir nutzen<br />

<strong>die</strong>se Tatsache, <strong>in</strong>dem wir immer wieder unterstreichen, dass alle<br />

unsere Laborprodukte exklusiv <strong>in</strong> der Schweiz gefertigt werden.<br />

Gesellschaft und Unternehmen stehen vor grossen Herausforderungen.<br />

Auf welchen Gebieten sehen Sie, global<br />

gesehen, <strong>die</strong> grössten Risiken, aber auch Chancen für<br />

<strong>die</strong> nächsten 10 Jahre?<br />

E<strong>in</strong>e der grössten Herausforderungen unserer Gesellschaft ist<br />

sicher im sozialen Ungleichgewicht zu sehen. Dies gilt <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong>en oder anderen Form weltweit. Das Thema der Umverteilung<br />

von «Wohlstand» ist <strong>in</strong> aller Munde. In Ch<strong>in</strong>a und In<strong>die</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Unterschiede der verschiedenen Bevölkerungsschichten<br />

im Lebensstandart derart krass, dass man selbst als Kapitalist<br />

Mühe hat, <strong>die</strong> Rechtmässigkeit <strong>die</strong>ser Situation zu erklären.<br />

Die USA, das heute noch wirtschaftlich stärkste Land,<br />

br<strong>in</strong>gt es nicht fertig, den Analphabetismus wirksam zu bekämpfen,<br />

oder e<strong>in</strong>e Gesundheitsversorgung für <strong>die</strong> gesamte<br />

Bevölkerung sicherzustellen. Und <strong>in</strong> Europa s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> E<strong>in</strong>kommensunterschiede<br />

zwischen Ländern wie Portugal und Nordeuropa<br />

derart gross, dass man sich fragen muss, wie lange man<br />

e<strong>in</strong>e stabile Situation <strong>in</strong> Europa auf <strong>die</strong>ser Basis noch halten<br />

kann.<br />

Auch wenn wir <strong>in</strong> den wohlhabenden Industrieländern davon<br />

überzeugt s<strong>in</strong>d, dass <strong>die</strong> Gleichstellung aller nicht zielführend<br />

ist, so müssen wir doch Lösungen suchen, <strong>die</strong> dramatische,<br />

nicht zu rechtfertigende Unterschiede längerfristig elim<strong>in</strong>ieren.<br />

Nur e<strong>in</strong> gesunder und weit verbreiteter Mittelstand kann e<strong>in</strong>e<br />

Volkswirtschaft längerfristig stabil halten.<br />

Welche Rolle könnte der vermehrte E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>telligenter<br />

Technologien dabei spielen?<br />

Bahnbrechende Technologien werden auch <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> unser<br />

tägliches Leben bee<strong>in</strong>flussen. Nanotechnologie, Gentechnologie<br />

und Biotechnologie s<strong>in</strong>d nur drei Gebiete, aus welchen viele<br />

neue <strong>Produkte</strong> entstehen werden, <strong>die</strong> unser Leben e<strong>in</strong>facher,<br />

gesünder und länger machen können. Doch auch <strong>die</strong>se werden<br />

unsere obigen Probleme nur teilweise lösen können. Immerh<strong>in</strong><br />

sehen wir schon heute Ansätze <strong>in</strong> der Gentechnologie, wie wir<br />

das Ernährungsproblem der weltweit wachsenden Bevölkerung<br />

lösen könnten. Vorausgesetzt, <strong>die</strong> politischen E<strong>in</strong>wände können<br />

überwunden werden.<br />

Metrohm ist ja <strong>in</strong> zahlreichen fasz<strong>in</strong>ierenden Bereichen und<br />

Technologien tätig. Welche <strong>Ideen</strong>, <strong>Produkte</strong> oder Leistungen<br />

Ihres Unternehmens würden Sie als besonders gute Beispiele<br />

für <strong>Leuchtfeuer</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> im S<strong>in</strong>ne <strong>die</strong>ses Buches<br />

bezeichnen?<br />

Wenn es e<strong>in</strong> Erfolgsgeheimnis der Metrohm gibt, liegt es <strong>in</strong> unserer<br />

Fähigkeit zu bahnbrechenden Innovationen. Unser Name<br />

steht für technische Lösungen, mit denen wir unseren Mitbewerbern<br />

oftmals um mehr als e<strong>in</strong>en Schritt voraus s<strong>in</strong>d. Metrohm ist<br />

e<strong>in</strong> eigentlicher Wissens<strong>in</strong>kubator.<br />

Jeder dritte Mitarbeitende arbeitet <strong>in</strong> der Entwicklung. Wir entwickeln<br />

alle unsere Geräte e<strong>in</strong>schliesslich Software und Zubehör<br />

von A bis Z selbst. Wer sagt, <strong>die</strong> Metrohm bestehe aus 300<br />

Doktoren, übertreibt <strong>–</strong> vielleicht e<strong>in</strong> bisschen. Ausserhalb der<br />

Produktion s<strong>in</strong>d fast nur Akademiker tätig.<br />

Als besondere <strong>Leuchtfeuer</strong> im Bereich unserer <strong>Produkte</strong> möchte<br />

ich zwei herausgreifen. Wir machen <strong>die</strong> besten und auch <strong>die</strong><br />

kle<strong>in</strong>sten Elektroden. Das ist nur möglich, weil wir alle Bestandteile<br />

selber entwickeln und herstellen. Dazu gehört zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong>e ganz spezielle Glasbearbeitung <strong>in</strong> Handarbeit, <strong>die</strong> ausser<br />

uns niemand beherrscht. Zum anderen werden mit unserem<br />

Labon-chip-System zuverlässige Messungen <strong>in</strong> Sekunden möglich.<br />

Dies eröffnet der onl<strong>in</strong>e-Analytik und der Laboranalytik<br />

ganz neue Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Durch unsere Unternehmenskultur gehört <strong>die</strong> Metrohm <strong>in</strong> puncto<br />

Mitarbeiterzufriedenheit zu den Top 10% aller Firmen <strong>in</strong><br />

Westeuropa. Wer zu uns kommt, kommt um zu bleiben. Als<br />

Folge e<strong>in</strong>er sehr ger<strong>in</strong>gen Personalfluktuation bleibt auch das<br />

Know-how bei uns. Natürlich kommen regelmässig auch junge<br />

Leute mit neuen <strong>Ideen</strong> zu uns. Durch <strong>die</strong>se Mischung aus Erfahrung<br />

und neuem Wissen br<strong>in</strong>gen wir <strong>in</strong> der notwendigen Zeit<br />

immer wieder neue Entwicklungen auf den Markt.<br />

Die immer ausgebuchte Metrohm Akademie <strong>in</strong> Herisau ist für <strong>die</strong><br />

praxisnahe Aus- und Weiterbildung unserer Tochtergesellschaften<br />

und von Endkunden zuständig. Das macht uns e<strong>in</strong>malig im<br />

Service und <strong>in</strong> der Anwendungsberatung. Wir sprechen mit unseren<br />

Endkunden auf «technischer» Augenhöhe.<br />

28


29<br />

Nicht nur für junge <strong>Menschen</strong> wird der verantwortungsvolle<br />

Umgang mit natürlichen Ressourcen immer wichtiger.<br />

Welchen Stellenwert hat nachhaltiges Wirtschaften <strong>in</strong><br />

Ihrem Unternehmen?<br />

Unter Nachhaltigkeit verstehen wir den schonenden Umgang mit<br />

allen Ressourcen. Unsere Geräte s<strong>in</strong>d so konzipiert, dass ältere<br />

Generationen immer mit neueren kompatibel s<strong>in</strong>d. Ganz im Gegensatz<br />

zur Konsumelektronik s<strong>in</strong>d unsere Kunden sehr <strong>in</strong>vestitionsbewusst<br />

und wollen ihre Analysengeräte über Jahre, ja sogar Jahrzehnte<br />

nutzen. Dies ist mit Metrohm Geräten möglich. Auch der<br />

E<strong>in</strong>satz von Chemikalien für <strong>die</strong> Analyse wird mit jeder neuen Gerätegeneration<br />

nochmals optimiert, sodass der Verbrauch stetig<br />

abnimmt. Bei der Auswahl von Komponenten achten wir bewusst<br />

auf deren Langlebigkeit.<br />

Mit welchen Perspektiven möchten Sie talentierte und leistungsbereite<br />

<strong>Menschen</strong> begeistern und überzeugen, gerade <strong>in</strong><br />

Ihrem Unternehmen e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende <strong>Zukunft</strong> zu sehen?<br />

Metrohm wird es auch <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> noch geben und zwar als erfolgreiches<br />

Schweizer Unternehmen. Wir produzieren Geräte, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />

für uns alle sehr sensiblen Bereichen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es ist<br />

nicht schwierig, jungen Nachwuchskräften zu erklären, dass <strong>die</strong><br />

Sicherstellung von sauberem Tr<strong>in</strong>kwasser, von genügend und gesunder<br />

Ernährung, oder auch das Vorhandense<strong>in</strong> von sauberer<br />

Luft auch <strong>in</strong> den nächsten Jahren e<strong>in</strong> Thema se<strong>in</strong> wird.<br />

Die von uns e<strong>in</strong>gesetzten Technologien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tellektuell höchst<br />

anspruchsvoll und somit für talentierte Kandidaten natürlich auch<br />

<strong>in</strong>teressant. Weiter bietet Metrohm aber auch moderne Arbeitsplätze,<br />

welche viel Kreativität zulassen und auch Freiheit <strong>in</strong> der<br />

Gestaltung des Arbeitspensums erlauben.<br />

Ich glaube, <strong>die</strong> Metrohm ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel für junge Nachwuchskräfte,<br />

dass es noch Schweizer Unternehmen gibt, welche<br />

im weltweit herausfordernden Umfeld dank <strong>in</strong>novativer und e<strong>in</strong>satzbereiter<br />

Mitarbeiter bestehen kann.<br />

Wird es <strong>in</strong> Ihrer Branche und <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

neben den bestehenden auch ganz andere Berufe und Ausbildungswege<br />

brauchen?<br />

Wir haben <strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong> ausgezeichnetes Ausbildungssystem.<br />

Dadurch gel<strong>in</strong>gt es uns, den gewünschten Nachwuchs zu generieren.<br />

Firmen wie <strong>die</strong> Metrohm brauchen vor allem top ausgebildete<br />

Naturwissenschaftler, welche uns <strong>die</strong> neuen Technologien<br />

<strong>in</strong>s Haus br<strong>in</strong>gen.<br />

Wir entwickeln auch eigene Sensoren, eigene Software und sogar<br />

<strong>in</strong>telligente Schaltungen. Also alles höchst <strong>in</strong>teressante Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für junge Nachwuchsleute. Was wir vermehrt<br />

suchen, s<strong>in</strong>d Mitarbeiter mit e<strong>in</strong>er Doppelausbildung oder auch<br />

Zusatzausbildung, wie beispielsweise Elektroniker mit guten Programmierkenntnissen<br />

oder Elektro<strong>in</strong>genieure mit guten Chemie-<br />

BILDUNG, FoRSCHUNG, INNoVATIoN<br />

kenntnissen. Zusammenhänge sehen und begreifen wird immer<br />

wichtiger. Darum verstehen bei Metrohm auch <strong>die</strong> Leute <strong>in</strong> der<br />

F<strong>in</strong>anzabteilung e<strong>in</strong>e ganze Menge von unseren Geräten.<br />

Welche Eigenschaften werden <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> neben e<strong>in</strong>er<br />

guten Ausbildung für <strong>die</strong>jenigen Männer und Frauen noch<br />

wichtiger, <strong>die</strong> aktiv <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> mitgestalten möchten?<br />

Etwas ganz Wichtiges ist <strong>die</strong> Flexibilität der Mitarbeiter. Man<br />

muss bereit se<strong>in</strong>, auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet zu arbeiten, welches<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt das angelernte Spezialgebiet ist. Es wird vor<br />

allem <strong>in</strong> den Entwicklungsteams e<strong>in</strong>e enorme <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Flexibilität gefordert. Man muss Verständnis für andere Fachgebiete<br />

entwickeln.<br />

Ebenfalls sehr wichtig ist der Umgang mit fremden Kulturen. Dazu<br />

genügt es nicht, h<strong>in</strong> und wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Land zu reisen. Man muss<br />

auch e<strong>in</strong>mal ausserhalb der Schweiz gearbeitet haben. Selbst <strong>in</strong><br />

der Schweiz beschäftigen wir Personen aus den verschiedensten<br />

Ländern. Der Umgang und das Verständnis mit und für andere<br />

Kulturen ist leider nicht immer gegeben, wird aber <strong>in</strong> der Wichtigkeit<br />

noch zunehmen. Der Wohlstand hat uns bequem gemacht. Wir<br />

müssen uns wieder mehr anstrengen. Diese Botschaft möchte ich<br />

nicht nur, aber auch an junge <strong>Menschen</strong> richten. Die Schweiz ist<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Land mit sehr beschränkten humanen Ressourcen.<br />

Wenn Sie <strong>die</strong> Welt heute betrachten und <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

schauen, welche Entwicklungen über Märkte und Branchen<br />

h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d für Sie persönlich besonders fasz<strong>in</strong>ierend und<br />

gleichzeitig herausfordernd?<br />

E<strong>in</strong> grosses Thema ist natürlich <strong>die</strong> Globalisierung. Es ist schon<br />

erstaunlich, wie gross <strong>die</strong> Verfügbarkeit fast sämtlicher Güter <strong>in</strong><br />

allen W<strong>in</strong>keln der Welt geworden ist. E<strong>in</strong>erseits trägt <strong>die</strong>s zur<br />

Entwicklung bei, andererseits gehen aber auch kulturelle Aspekte<br />

verloren. Noch extremer ist es mit der Verfügbarkeit von Informationen.<br />

Das Internet hat <strong>die</strong> Welt revolutioniert. E<strong>in</strong>e derart<br />

schnelle politische Öffnung <strong>in</strong> doch eher konservativen Staaten,<br />

ja Diktaturen wäre ohne das Internet nicht möglich gewesen.<br />

Hier gilt es aber auch kritisch anzumerken, dass <strong>die</strong>s nicht <strong>in</strong> jedem<br />

Fall positiv war. Das Internet hat uns allen auch e<strong>in</strong> Stück<br />

persönliche Freiheit genommen. Man ist überall und zu jeder Zeit<br />

erreichbar.<br />

Auf der naturwissenschaftlichen Seite f<strong>in</strong>de ich <strong>die</strong> Entwicklungen<br />

der Mediz<strong>in</strong> etwas vom Spannendsten. Mit der personifizierten<br />

Mediz<strong>in</strong> werden wir unseren Lebenskomfort nochmals verbessern<br />

können und <strong>die</strong> Lebenserwartung steigt auch jedes Jahr. Dazu<br />

liefert unsere Pharma<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>en wertvollen Beitrag. Der gläserne<br />

Mensch dürfte nicht mehr allzu weit <strong>in</strong> der Ferne liegen. Der<br />

Gedanke, dass Gelähmte wieder gehen können oder Bl<strong>in</strong>de wieder<br />

sehen, fasz<strong>in</strong>iert mich.<br />

Das Gespräch führte Dr. Hans R. Knobel

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!