BGH, Beschluss vom 10. März 1954 - unirep - Humboldt-Universität ...

Universitäts-Repetitorium der Humboldt-Universität zu Berlin
Lösungsvorschlag:
A. Strafbarkeit Antons wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen,
§§ 212, 22, 13 I StGB
Anton könnte sich durch das Zurücklassen Bertas wegen eines versuchten
Totschlags durch Unterlassen gemäß §§ 212, 22, 13 I StGB
strafbar gemacht haben. Die Tat wurde nicht vollendet, der Versuch
des Totschlags ist strafbar gemäß § 23 I StGB, da es sich bei einer
Mindeststrafe von Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren um ein
Verbrechen im Sinne des § 12 I StGB handelt. Jedoch lässt sich dem
Sachverhalt ein hinreichender Tatentschluss Antons im Hinblick auf
eine Tötung Bertas nicht entnehmen. Anton hat sich somit nicht wegen
eines versuchten Totschlags durch Unterlassen gemäß §§ 212, 22,
13 I StGB strafbar gemacht.
B. Strafbarkeit Antons wegen Körperverletzung durch Unterlassen,
§§ 223 I, 13 I StGB
Anton könnte sich durch das Liegenlassen Bertas wegen einer Körperverletzung
durch Unterlassen gemäß §§ 223 I, 13 I StGB strafbar
gemacht haben. Ein Taterfolg bestehend in einer körperlichen Misshandlung
oder einer Gesundheitsschädigung. Eine Verschlechterung
des Zustandes allein durch das Zurücklassen der Berta konnte jedoch
nicht festgestellt werden. Daher ist bereits der objektive Tatbestand
nicht erfüllt. Anton hat sich folglich nicht wegen einer Körperverletzung
durch Unterlassen gemäß §§ 223 I, 13 I StGB strafbar gemacht.
C. Strafbarkeit Antons wegen versuchter Körperverletzung durch
Unterlassen, §§ 223 I, II, 22, 13 I StGB
Eine weitere bzw. sich intensivierende Gesundheitsschädigung Bertas
ist seit dem Hinzukommen des Anton nicht eingetreten, so dass das
Zurücklassen der Berta allenfalls eine versuchte Körperverletzung
durch Unterlassen darstellen kann. Der Versuch der Körperverletzung
ist strafbar gemäß § 223 II StGB. Jedoch scheidet vorliegend auch
eine Strafbarkeit Antons wegen versuchter Körperverletzung durch
Unterlassen gemäß §§ 223 I, II, 22, 13 I StGB angesichts des fehlen-
Universitäts-Repetitorium der Humboldt-Universität zu Berlin / Strafrecht / Prof. Heinrich