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Beispielhaft

Menschen im Schwarzen Kreuz

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<strong>Beispielhaft</strong><br />

Menschen im Schwarzen Kreuz<br />

www.naechstenliebe-befreit.de


BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz II<br />

schwarzes Kreuz – was heisst<br />

hier eigentlich „christlich“?<br />

Wer sich näher an die Lebenswelt Gefängnis<br />

heranwagt als „Otto Normalverbraucher“,<br />

wird schnell entdecken:<br />

Die Aufgabe, Menschen zu befähigen,<br />

ohne neue Straftaten und in sozialer<br />

Verantwortung zu leben, kann nicht<br />

allein Aufgabe des Strafvollzugs sein.<br />

Nahezu jeder Straftäter wird irgendwann<br />

einmal wieder Nachbar, Kollege,<br />

Freund. Deshalb dürfen wir nicht aufhören,<br />

sie als Teil unserer Gesellschaft<br />

zu akzeptieren und ihnen zu helfen.<br />

Menschen diesseits und jenseits unserer<br />

Gesetze müssen lernen, aufeinander<br />

zuzugehen, ihre Angst voreinander<br />

zu überwinden und nicht mit dem Finger<br />

aufeinander zu zeigen.<br />

Im Schwarzen Kreuz begleiten wir<br />

Menschen, die „im Namen des Volkes“<br />

zu einer Haftstrafe verurteilt wurden.<br />

Wir besuchen sie, hören ihnen zu, fragen<br />

nach ihren Sorgen, bestärken sie,<br />

trösten, helfen und machen Mut.<br />

Nächstenliebe befreit. Im Schwarzen<br />

Kreuz gehen wir damit unseren eigenen<br />

Weg. Wir sind Christen, die Inhaftierte<br />

zum Glauben an Gott einladen,<br />

damit sie neue Maßstäbe und Möglichkeiten<br />

zur Gestaltung ihres Lebens<br />

in der Gemeinschaft finden können.<br />

„Lasst uns die Schranken niederbrechen,<br />

die wir zwischen Menschen in<br />

Freiheit und Unfreiheit, mit Vorstrafen<br />

und ohne Vorstrafen aufrichten. Das<br />

wäre glaubwürdiger Christenstand in<br />

der Nachfolge des Herrn.“ Mit dieser<br />

Überzeugung legte Johannes Muntau<br />

1925 den Grundstein für das Schwarze<br />

Kreuz und seither bauen viele Menschen<br />

daran weiter.<br />

Inzwischen hat sich im Strafvollzug<br />

einiges geändert. Psychologische und<br />

pädagogische Konzepte werden in den<br />

Haftalltag integriert, ebenso Arbeits-<br />

und Ausbildungsmöglichkeiten, Freizeitangebote<br />

und sozialtherapeutische<br />

Maßnahmen. Bei der Änderung<br />

des Strafvollzugsgesetzes 1977 ist<br />

die Bedeutung der sogenannten Außenkontakte<br />

während der Haftzeit<br />

gewürdigt worden und damit auch<br />

die Bedeutung Ehrenamtlicher in der<br />

Straffälligenhilfe. Nutzen wir doch diese<br />

Chance – in unserem eigenen Interesse.<br />

Jeder Mensch, der nicht (erneut)<br />

straffällig wird, verursacht auch keine<br />

weiteren Opfer, keine weitere Angst,<br />

keine weiteren Verletzungen. Das<br />

spart Geld. Wussten Sie, dass jeder Tag<br />

Gefängnis etwa 100 Euro kostet?<br />

„Am Anfang war das Wort. In der Tat.“<br />

Diese von Bert Berkensträter formulierte<br />

Tatsache aus dem Johannesevangelium<br />

finden Sie auf den nächsten Seiten<br />

verwirklicht. Sie lernen Menschen aus<br />

Foto: spacejunkie / photocase.com


dem Schwarzen Kreuz kennen, die mit<br />

ihren ganz eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten<br />

und Begabungen im Schwarzen<br />

Kreuz Fürsprecher von Inhaftierten<br />

sind. Sie stehen stellvertretend für<br />

viele andere, die selbst die Erfahrung<br />

gemacht haben: Das Leben geht ohne<br />

Gott nicht auf. Weder für die vor, noch<br />

für die hinter Gittern. Leben kann dann<br />

gelingen, wenn die Beziehung zu Gott<br />

nicht ausgeklammert wird. Wenn ein<br />

Mensch erlebt, dass er bedingungslos<br />

geliebt wird und Gott trotz seiner<br />

Schuld zu ihm steht, wird Leben in Freiheit<br />

und sozialer Verantwortung möglich<br />

– im Gefängnis und überall.<br />

Irmtraud Meifert,<br />

Referentin für<br />

Öffentlich-<br />

keitsarbeit<br />

was ist christliche<br />

straffälligenhilfe?<br />

Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer,<br />

Vorsitzender der Evangelischen<br />

Konferenz für Straffälligenhilfe<br />

+ Christliche Straffälligenhilfe setzt<br />

sich dafür ein, dass Resozialisierung<br />

als soziale Integration, Chancengerechtigkeit<br />

und gesellschaftliche Teilhabe<br />

erhalten bleibt.<br />

+ Christliche Straffälligenhilfe muss<br />

erkennbar sein durch das Evangelium,<br />

da ansonsten ihr Angebot sich<br />

nicht vom Angebot anderer freier<br />

Träger unterscheidet. Das christliche<br />

Menschenbild, christliche Traditionen<br />

und ethische Prämissen sind wichtige<br />

Grundlagen für den Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft.<br />

+ Christliche Straffälligenhilfe muss<br />

der Gefahr begegnen, innerhalb der<br />

Kirche als Spezialorganisation von der<br />

gesamtkirchlichen Verantwortung<br />

abgeschnitten zu werden. Wo kein<br />

diakonisches Handeln gegeben ist, ist<br />

Kirche möglicherweise nur ein religiöser<br />

Club. Verkündigung und Seelsorge<br />

als Kernaufgaben von verfasster Kirche<br />

sind ohne diakonisches Handeln<br />

Stückwerk und stellen allein m.E. nicht<br />

„Kirche“ im umfassenden Sinn dar.<br />

Ich danke allen im Schwarzen Kreuz für<br />

ihren Einsatz in der tätigen Nächstenliebe<br />

und wünsche auch für die Zukunft<br />

Gottes Segen und gutes Gelingen.<br />

III<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


nicht alle üBer<br />

einen Kamm scheren…<br />

Bei uns im Gesprächskreis sitzt der<br />

Durchtrainierte mit Migrationshintergrund,<br />

der schon viele Jahre abgesessen<br />

hat. Er kämpft für Gerechtigkeit in der<br />

JVA. Der Drogenschieber verhält sich<br />

ruhig, stellt aber provozierende Fragen.<br />

Der Kurde zeigt ein hohes Interesse<br />

am Glauben. Er zwingt uns zur Auseinandersetzung<br />

mit dem Islam. Der<br />

Neue will „nur“ seine Probleme loswerden<br />

und hat ständig Geldsorgen…<br />

Als „Harmonizer“ ertrage ich es<br />

manchmal nur schwer, Spannungen<br />

zwischen den Inhaftierten auszuhal-<br />

Wussten sIe...?<br />

Die Ausländer, die Behinderten, die<br />

Sportler, die Ehrenamtlichen, die<br />

Politiker… Jeden Menschen gibt<br />

es trotzdem nur ein einziges Mal<br />

- auch im Gefängnis! Jeder Inhaftierte<br />

hat einen Namen, eine eigene<br />

Biografie, eigene Sorgen und<br />

Wünsche, eine eigene, unverwechselbare<br />

Persönlichkeit. Man muss<br />

sie nur entdecken wollen…<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz<br />

IIII<br />

ten und auch stehen zu lassen. Ich merke<br />

immer wieder deutlich, dass meine<br />

Lebenswelt eine ganz andere ist.<br />

Bei uns Ehrenamtlichen dagegen<br />

empfinde ich die unterschiedlichen<br />

Hintergründe – evangelisch, katholisch,<br />

freikirchlich – als enorm bereichernd.<br />

Alles, worüber sich Theologen<br />

gern streiten wie Abendmahl<br />

oder Taufe ist für uns kein Thema. Wir<br />

wollen Gefangenen von Jesus erzählen.<br />

Das ist unser gemeinsames Ziel,<br />

und da bringt jeder seine persönliche<br />

Sichtweise ein.<br />

Uwe Engelmann,<br />

Sonderschullehrer,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen Kreuz<br />

seit 2007<br />

Foto: istockphoto.com / spxchrome / bubingin


Inka Carla Vargas,<br />

Kosmetikerin und Hausfrau,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen<br />

Kreuz seit Januar 2013<br />

erste schritte<br />

im schwarzen Kreuz.<br />

Wussten sIe...?<br />

Auf das Schwarze Kreuz habe ich tatsächlich<br />

gewartet! Eigentlich wollte ich<br />

zu Weihnachten zwar „nur“ ein Päckchen<br />

für einen Inhaftierten packen,<br />

aber dafür gab es schon genügend<br />

nette Menschen. So spendete ich den<br />

entsprechenden Betrag. Die Informationen<br />

vom Schwarzen Kreuz haben mich<br />

dann überzeugt, ehrenamtlich mitzuarbeiten<br />

und Mitglied zu werden. Aus<br />

meinem Bekanntenkreis weiß ich, wie<br />

schnell man straffällig werden kann.<br />

Heute habe ich einen Briefkontakt mit<br />

einem Inhaftierten – eine große Bereicherung<br />

für mich! Meine Fragen kann<br />

ich mit den MitarbeiterInnen aus der<br />

Geschäftsstelle besprechen, das gibt<br />

mir gerade am Anfang eine große Sicherheit.<br />

mit offenen<br />

Karten spielen?<br />

Im Grunde ist jeder Kontakt mit einem<br />

Inhaftierten einmalig. Ich habe nun<br />

schon insgesamt fünf Menschen in der<br />

Haft begleitet. Wichtig ist mir dabei<br />

immer, mich auf mein Gegenüber und<br />

seine Bedürfnisse einzulassen und Unsicherheiten<br />

anzusprechen. Während<br />

der eine ganz mit sich und seiner Situation<br />

beschäftigt ist, interessiert sich<br />

ein anderer vor allem für mich: „Erzähle<br />

du, hier ist eh immer alles gleich.“ Es<br />

ist eine Herausforderung, den Wunsch<br />

nach Anteilnahme aufzunehmen und<br />

mich dennoch deutlich abzugrenzen,<br />

um z. B. keine Hoffnung auf eine Liebesbeziehung<br />

aufkommen zu lassen.<br />

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />

es hilfreich ist, dieses Thema anzusprechen<br />

und klar Farbe zu bekennen, was<br />

möglich ist und was nicht. Dazu muss<br />

ich mir über meine eigene Motivation<br />

im Klaren sein und sie benennen können.<br />

So kann ein Vertrauen wachsen,<br />

das phasenweise sehr intensive Gespräche<br />

ermöglicht.<br />

IIII<br />

Susanne Dethlefs,<br />

Sozialpädagogin<br />

ehrenamtlich im<br />

Schwarzen Kreuz<br />

seit 2005<br />

Nicht alle Wünsche von Inhaftierten können oder sollten erfüllt werden. Manchmal muss einfach Klartext gesprochen<br />

werden. Gerade dann, wenn Schwierigkeiten und Missverständnisse auftreten. Es ist oft schmerzhaft, mit „offenen Karten"<br />

zu spielen. Aber nur eine aufrichtige Beziehung gibt Sicherheit und lässt Vertrauen wachsen.<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


Hans-Peter Henkel,<br />

Kundendienstleiter,<br />

ehrenamtlich im<br />

Schwarzen Kreuz seit 2012<br />

studienBriefe für<br />

ehrenamtliche.<br />

eine gute grundlage.<br />

Wussten sIe...?<br />

Seit Oktober 2012 bin ich Mitglied im<br />

Schwarzen Kreuz. Mit den Studienbriefen<br />

erhielt ich bereits am Anfang meiner<br />

ehrenamtlichen Mitarbeit notwendige<br />

Einblicke in den Justizvollzug. Die Inhalte<br />

informieren nicht nur über sachliche<br />

Rahmenbedingungen, sondern auch<br />

über persönliche Belange. Durch die<br />

Fragen aus den Studienbriefen fand<br />

ein reger Gedankenaustausch statt:<br />

mit meiner Partnerin (ebenfalls ehrenamtlich<br />

in der Straffälligenhilfe tätig),<br />

Freunden und der Geschäftsstelle des<br />

Schwarzen Kreuzes – meines Erachtens<br />

eine hervorragende Starthilfe in die ehrenamtliche<br />

Mitarbeit. Bereits im November<br />

2012 wurde mir ein Briefkontakt<br />

zu einem Inhaftierten vermittelt, der<br />

sich seither gut entwickelt hat.<br />

wasch mir den pelz,<br />

aBer mach mich<br />

nicht nass?!<br />

Nähe und Distanz – ein Seminar<br />

für Inhaftierte und Ehrenamtliche<br />

Die Idee einer gemeinsamen Fortbil-<br />

dungsveranstaltung für Ehrenamtliche<br />

und Inhaftierte fand nach anfäng-<br />

lichen Zweifeln begeistertes Interesse.<br />

Der Mut zur Durchführung hat sich<br />

dann auch gelohnt! Am 31. Oktober<br />

2012, einem für uns Sachsen noch heiligen<br />

Feiertag, führte der Weg vieler<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter aus der Straffälligenhilfe<br />

in die Justizvollzugsanstalt Waldheim.<br />

Für sie und für die teilnehmenden Inhaftierten<br />

ergaben sich neue Sichtweisen<br />

und Erfahrungen hinsichtlich des Themas<br />

„Nähe und Distanz“. Beide Seiten<br />

einer Beziehung haben ihren eigenen<br />

Reiz und ihre eigene Problematik. Es<br />

war spannend, über die Gegensätzlichkeiten<br />

sprechen zu können, gemeinsam<br />

zu lachen und dabei den Weg in<br />

die Zukunft mit den Steinen aus Nähe<br />

und Distanz zu befestigen.<br />

Andrea Ast,<br />

Sozialarbeiterin in<br />

der JVA Waldheim<br />

Ausbildung wird im Schwarzen Kreuz groß geschrieben: Studienbriefe, Seminare, regelmäßiger Austausch und die Praxisbegleitung<br />

schaffen eine spezielle fachliche Grundlage für Ehrenamtliche in der Straffälligenhilfe. Der Aspekt des christlichen<br />

Glaubens kommt ebenfalls nicht zu kurz. Ehrenamtliche sind Mitglieder im Schwarzen Kreuz – das stärkt die Zugehörigkeit.<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz IIII I


Foto: fult / photocase.de<br />

schrei(b)en befreit!<br />

Mein<br />

Wunsch ist es gewesen,<br />

jemandem schreiben zu<br />

dürfen über alles, was mir auf der Seele<br />

liegt, um im Gefängnis nicht alleine zu<br />

sein, über meine Gefühle zu schreiben,<br />

wie es ist, abgeschrieben zu sein im Gefängnis<br />

von der Welt draußen, Familie,<br />

Freunden, Bekannten…<br />

Inhaftierter<br />

Frau<br />

K. ist echt super. Habe<br />

ihr gleich am Anfang geschrieben,<br />

warum ich im Knast sitze.<br />

Ich kann sie alles fragen, ob christliche<br />

Dinge oder von mir privat….Mein Glaube<br />

an Gott war früher nicht so stark wie<br />

jetzt. Auch ihm kann ich mich anvertrauen.<br />

Und wenn man ganz gut aufpassen<br />

tut, dann bekommt man auch<br />

eine Antwort von ihm…<br />

Inhaftierter<br />

Wussten sIe...?<br />

Dirk<br />

ist mein zweiter inhaftierter<br />

Briefpartner. Er ist sehr<br />

nett, nicht fordernd, selbsteinsichtig,<br />

was seine Situation betrifft, und wirklich<br />

auf dem Weg, Gott als Helfer an<br />

seiner Seite zuzulassen.<br />

Ehrenamtliche<br />

Ich<br />

hatte gehofft, dass meine<br />

Briefpartnerin mir öfter als<br />

alle 2 Monate schreibt…<br />

Inhaftierter<br />

Der<br />

Briefwechsel mit Frau F. ist<br />

von meiner Seite aus recht<br />

zufriedenstellend. Wir schreiben uns regelmäßig.<br />

Frau F. berichtet einiges aus<br />

ihrem Leben und etwas allgemein über<br />

ihre Straftat. Sie sagt, dass, dass sie<br />

meinen Glauben an Jesus respektiert,<br />

fragt aber nicht weiter nach.<br />

Ehrenamtliche<br />

Frau S.<br />

hat mir seit 2006<br />

nicht nur geschrieben,<br />

sondern auch jedes Vierteljahr<br />

in der JVA besucht. Jetzt bin ich im<br />

offenen Vollzug und wir können uns<br />

draußen treffen, Kaffee trinken gehen<br />

und durch die Geschäfte bummeln…<br />

Inhaftierte<br />

Von<br />

Anfang an habe ich meinen<br />

Briefkontakt zu Herrn J. als<br />

besonders eingeordnet. Ich hatte einen<br />

Menschen mit einem niedrigen Bildungsstatus<br />

erwartet, mit dem sich ein<br />

Schriftverkehr als schwierig erweisen<br />

würde. Aber ich habe einen Brief von<br />

einem gebildeten Menschen erhalten,<br />

der vor der Straftat in einer verantwortlichen<br />

beruflichen Position war.<br />

Ehrenamtliche<br />

Für viele Inhaftierte ist der Briefkontakt die einzige Möglichkeit, den Kontakt zur Welt „draußen“ aufrecht zu erhalten.<br />

Aber was ist, wenn niemand da ist, der schreibt? Wenn Familie, Freunde und Bekannte den Kontakt abgebrochen haben?<br />

Wir vermitteln Briefkontakte zwischen Inhaftierten und Ehrenamtlichen – Schreiben befreit.<br />

IIII II<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


all you need is love!? nächstenlieBe Befreit.<br />

Heidrun Kruse, Sozialfachwirtin,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen Kreuz seit 2011<br />

Wussten sIe...?<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz<br />

Ich freue mich jedes Mal wieder auf unseren<br />

biblischen Gesprächskreis in der<br />

JVA. Die Bediensteten begegnen uns<br />

ausgesprochen wohlwollend. Kaffee,<br />

Kekse, kleine Geburtstagsgeschenke…<br />

wir dürfen alles mit hineinnehmen.<br />

„Na, feiern Sie heute?“ heißt es dann<br />

höchstens mal bei der Kontrolle. Wir<br />

legen Wert auf Verbindlichkeit und regelmäßige<br />

Teilnahme. Die Inhaftierten<br />

achten untereinander selbst darauf<br />

und sind mit Leib und Seele dabei. Sie<br />

schätzen es, dass wir Ehrenamtliche<br />

uns intensiv mit ihnen beschäftigen,<br />

in der Gruppe und unter vier Augen.<br />

„Kann ich mal mit dir beten? Ich habe<br />

das Gefühl, meine Frau geht auf Abstand<br />

zu mir“, heißt es da zum Beispiel.<br />

Vertrauensvoll, offen, ehrlich – so empfinde<br />

ich die Beziehungen zu den inhaftierten<br />

Männern.<br />

Freundlich sein, mitfühlen, entgegenkommen, sich inte-<br />

SCHWARZE ressieren, etwas zu sagen INFO haben, hingehen, ja sagen und<br />

manchmal auch nein, gemeinsam Zeit verbringen… Liebe<br />

hat viele Gesichter. Nächstenliebe befreit.<br />

IIII III<br />

„Habt ihr was für mich?“ ist eine gern<br />

gestellte Frage von Frauen in Haft.<br />

Sie scheinen von uns oft nur eines zu<br />

wollen: Zigaretten und Pakete. Hinter<br />

dieser Frage steckt nach meiner Erfahrung<br />

aber auch die unausgesprochene<br />

Bitte: Ich brauche jemanden, der sich<br />

mir zuwendet. Ich brauche dich. Da ist<br />

sonst niemand. Die sozialen Kontakte<br />

inhaftierter Frauen sind spärlich; zum<br />

Beispiel bekommen sie viel seltener<br />

Besuch als inhaftierte Männer.<br />

Bedienstete der JVA begegnen ihnen<br />

oft mit Skepsis und Misstrauen. Nicht<br />

immer zu Unrecht; die Frauen unterlaufen<br />

häufig Regeln, weil sie sie als<br />

Entmündigung wahrnehmen. Sinnvolle<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

fehlen. Es wäre so gut, wenn sie etwas<br />

lernen könnten, in einem Computerkurs<br />

vielleicht. Sie müssten gestärkt<br />

werden, aufgebaut, ermutigt, damit<br />

sie im Leben besser klarkommen können.<br />

Als Ehrenamtliche können wir ihnen<br />

geben, dass wir sie als individuelle<br />

Menschen wahrnehmen und für sie<br />

viel Zeit mitbringen.<br />

Christine Wessels-<br />

Salis,<br />

Büroangestellte,<br />

ehrenamtlich im<br />

Schwarzen Kreuz<br />

seit 1999


wir Kommen auf ideen!<br />

Detlef Seibert, Verkäufer im Außendienst,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen Kreuz<br />

seit 2012<br />

Kennen Sie Go? Das Spiel hat seit sechs<br />

Jahren in der JVA Sehnde seinen festen<br />

Platz. Seit etwa einem Jahr ergänze ich<br />

die Gruppe mit Schach. Das passt gut,<br />

beides sind Jahrtausende alte Brett- und<br />

Strategiespiele. Schachspieler haben ein Gespür für Go und<br />

umgekehrt. Oft kommt es in der JVA zum Spiele(r)tausch.<br />

Auf Wunsch der Inhaftierten (!) spielen wir demnächst jede<br />

Woche jeweils zwei Stunden.<br />

Doris Sixdorf, Bürokauffrau,<br />

Andreas Sixdorf, Journalist,<br />

ehrenamtlich im<br />

Schwarzen Kreuz seit 2007<br />

Alle zwei Wochen ist mittwochs<br />

in der JVA Sehnde<br />

„Darts-Time“. Dann treffen<br />

wir uns mit fünf bis sieben Inhaftierten<br />

und alle sind mit Feuereifer bei der Sache. Jeder hat<br />

schon mal gewonnen – und auch verloren! Das Schöne für uns<br />

ist: So ganz „nebenbei“ kommen wir miteinander ins Gespräch<br />

über die großen und kleinen Dinge des Lebens.<br />

Wussten sIe...?<br />

Broder-Detlef Balzer, Musiker,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen Kreuz seit 2005<br />

Am Anfang unserer Korrespondenz haben<br />

mein inhaftierter Briefpartner und ich eine<br />

Partie „Dame“ per Brief gespielt. Das Spiel dauerte<br />

zwei Jahre!!! Wir hatten viel Spaß dabei.<br />

Das war das erste Damespiel meines Lebens,<br />

und am Ende habe ich auch verloren… Im Augenblick<br />

schicke ich „meinem“ Inhaftierten einen Roman von<br />

Jules Verne, immer ein paar Seiten mit jedem Brief (www.projekt-gutenberg.de<br />

ist dafür eine gute Adresse). Und dann mal<br />

sehen, was uns als nächstes einfällt!<br />

Die Möglichkeiten, die sich durch das Internet ergeben, wollen wir nutzen. Seit Juni 2012 sind wir nun auch bei dem sozialen<br />

Netzwerk Facebook aktiv. Besuchen Sie uns doch auch einmal unter www.facebook.com/naechstenliebe.befreit<br />

IIII IIII<br />

Imke Krisa, Sozialpädagogin,<br />

ehrenamtlich im Schwarzen Kreuz<br />

seit 2011<br />

Seit gut einem Jahr habe ich einen<br />

Briefkontakt zu einem jungen, inhaftierten<br />

Estländer. Da er kaum<br />

Deutsch spricht, schreiben wir uns<br />

auf Englisch. Zwischendurch wurde<br />

uns das von Bediensteten der JVA verboten, aber dann doch<br />

wieder erlaubt. Unser Briefwechsel klappt sehr gut, und wir<br />

haben einen erfreulichen Austausch, bei dem ich ihm auch<br />

von meinem Glauben an Jesus erzähle.<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


hilfe hat viele gesichter.<br />

1<br />

In den letzten Jahren haben wir 26.656 Vaterunser-Karten<br />

weitergegeben. Inhaftierte konnten die Karten kostenlos<br />

bei uns anfordern. Hauptsächlich waren die deutsche und die<br />

russische Sprache gewünscht.<br />

2<br />

Ich schick‘ dir einen lieben Gruß 3 Ein Kalender...<br />

Goldene Botschaften<br />

556 Kartens-Sets „SCHREIBEN IST GOLD“ wurden bei uns bestellt.<br />

Sie waren vor allem von Inhaftierten gefragt, die sie<br />

ebenfalls kostenlos erhalten haben, weil wir sie durch Spenden<br />

finanzieren konnten.<br />

4<br />

Habe ich Ihre Weihnachtspaket bekommen vielen<br />

vielen Dank für Sie. In Paket war so viele Geschenke<br />

hat mich so gefreut jemand hat an mich<br />

gedacht zum Weihnachtsfest.<br />

W., JVA Untermaßfeld<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz<br />

1 2 3 4<br />

Weihnachtsfreude im Gefängnis – Gefangene bedanken sich.<br />

IIII IIII<br />

... als außergewöhnlicher Begleiter in einer JVA – Rückmeldungsblitzlicht<br />

von inhaftierten Frauen und Männern der<br />

Gottesdienstvorbereitungsgruppe aus der JVA Köln:<br />

"Toll sind die Karten, manche Texte – besonders die von anderen<br />

Gefangenen, die Farben, dass es für jede Woche ein Kalenderblatt<br />

gibt… Der Kalender bringt einen zum Nachdenken,<br />

muntert auf, ist ein Lichtblick, bringt Heiterkeit, strukturiert<br />

die Zeit, lädt zum Verweilen ein, macht Spaß, die Karten oder<br />

Sprüche nach draußen zu schicken, die Zelle sieht gleich anders<br />

aus."<br />

Ich war zuerst völlig verwundert, warum ausgerechnet<br />

ich so etwas bekommen sollte. Ich hätte<br />

nicht mal gedacht, dass es überhaupt Menschen<br />

gibt, die sich für Gefangene interessieren. Das<br />

war wirklich das Schönste, was ich in meiner ganzen<br />

Haftzeit hier erlebt habe.<br />

X, JVA für Jungtäter Vechta


schwarzes Kreuz.<br />

das sind wir.<br />

Geschäftsstelle Schwarzes Kreuz<br />

1<br />

4<br />

7<br />

1 Otfried Junk<br />

Geschäftsführer<br />

2 Irmtraud Meifert<br />

Kontaktvermittlung,<br />

Weiterbildung, Projekte<br />

3 Günter Müller<br />

EDV, Projekte, Versand<br />

4 Ute Passarge<br />

Assistenz der Geschäftsführung,<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

5 Siglinde Rackete<br />

Buchhaltung<br />

2<br />

5<br />

8<br />

3<br />

6<br />

6 Britt Werschke<br />

Bürohilfe<br />

7 Claudia Jorascik<br />

Reinigungskraft<br />

PROJEKt BRüCKEnBaU<br />

8 Matthias Wachau<br />

Projektleiter<br />

9 Ines Lehr<br />

Verwaltung<br />

9<br />

hauptamtliche<br />

in der Geschäfts-<br />

stelle<br />

9 vorstand<br />

IIII IIII I<br />

20<br />

arbeits-<br />

kreise<br />

431 ehrenamtliche<br />

bundesweit,<br />

aber auch aus Frankreich,<br />

Zypern, Portugal…<br />

v.l.n.r: Otfried Junk, Martin Käthler, Gisela Walper, Jörg<br />

twiefel (Vorsitzender), Inge Weigelt, anna Schülein,<br />

Helge Bonacker<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


Beispiel:haft<br />

Das Schwarze Kreuz wurde 2012 BEISPIEL:HAFT von<br />

1.639 spendern finanziell unterstützt.<br />

167 davon spendeten zum ersten mal.<br />

41 gemeinden förderten unsere arbeit,<br />

z. B. durch eine Kollekte.<br />

1 gericht vermittelte uns eine<br />

Bußgeldzuweisung.<br />

Die Kosten des Schwarzen Kreuzes sind BEISPIEL:HAFT:<br />

Finanzierung von Projekten in Justizvollzugsanstalten, die<br />

Ausbildung Ehrenamtlicher durch Studienbriefe, Seminare<br />

und individuelle Beratung, Kosten für Mission und Betreuung<br />

wie z. B. unser Kalender, den Inhaftierte jedes Jahr kostenlos<br />

bekommen… BEISPIEL:HAFT aber auch Briefmarken,<br />

Schreib- und Kopierpapier, Reparaturen, Materialkosten,<br />

Pakete für mittellose Inhaftierte, Flyer, Broschüren… und<br />

Zeit der Hauptamtlichen BEISPIEL:HAFT zum Zuhören von<br />

Sorgen und Fragen, Lesen der Briefe und selbst viele schreiben,<br />

Kontakte zwischen Ehrenamtlichen und Inhaftierten<br />

vermitteln und begleiten, beraten, telefonieren, besuchen,<br />

planen, informieren… In einem Jahr brauchen wir dafür<br />

etwa 400 000 Euro, die nur dann aufgebracht werden kön-<br />

<strong>Beispielhaft</strong> schwarzes Kreuz<br />

IIII IIII II<br />

Danke!<br />

nen, wenn freundliche Menschen ihr Portmonee öffnen,<br />

um straffällig gewordenen Menschen (wieder) einen neuen<br />

Grund zum Leben zu geben.<br />

Beispiel:haft<br />

durch menschen wie sie!<br />

Unser Spendenkonto:<br />

Ev. Kreditgenossenschaft<br />

Konto-Nr. 60 02 02<br />

BLZ 520 604 10


Hans-Peter Zimpfer,<br />

Pastor in der ChristengemeindeFreiburg<br />

Foto: Andreas Mang / photocase.de<br />

nach der haft:<br />

in gute(r) gesellschaft.<br />

Wir freuen uns, wenn ein Haftentlassener<br />

zu uns in die Gemeinde kommt.<br />

Allerdings stellen wir ein paar „Spielregeln“<br />

auf. Die Gemeindeleiter kennen<br />

seinen Hintergrund und seine<br />

Geschichte. Es bleibt ihm aber selbst<br />

überlassen, ob und wem er in der Gemeinde<br />

sonst noch davon erzählt. Die<br />

Gemeindeleiter treffen mit ihm klare<br />

und verbindliche Absprachen und achten<br />

auf riskante Situationen, bei denen<br />

sie unter Umständen auch eingreifen.<br />

Es kommt zum Glück nicht oft vor, dass<br />

jemand erneut Straftaten begeht. Wie<br />

wir als Gemeinde auf einen solchen<br />

„Rückfall“ reagieren, hängt stark von<br />

der Haltung des Täters ab. In schwerwiegenden<br />

Fällen erstatten wir Anzeige<br />

und erteilen ein Gemeindeverbot.<br />

Grundsätzlich möchten wir allen<br />

Straftätern die Chance geben, sich von<br />

Christus verwandeln zu lassen. Saulus<br />

konnte zum Paulus werden, warum<br />

nicht auch sie? Und es ist einfach toll<br />

zu erleben, wie ein ehemaliger Inhaftierter<br />

wieder auf die Füße kommt und<br />

Kontakt zu Gott findet.<br />

ich haB’s<br />

geschafft.<br />

Ja, ich war auch im Gefängnis. Und<br />

auch wenn das schon 31 Jahre her ist,<br />

kann ich mich noch sehr gut daran erinnern.<br />

Besonders daran, wie ich mich<br />

in dieser Zeit danach gesehnt habe,<br />

wieder frei zu sein. Und wie ich vor der<br />

Entlassung gezittert habe, ob ich wohl<br />

„danach“ wieder Arbeit finden werde.<br />

Arbeit habe ich dann tatsächlich gefunden<br />

und auch eine Wohnung. Das Blaue<br />

Kreuz hat mir dabei sehr geholfen. Dass<br />

ich nach dem Gefängnis einen anderen<br />

Kurs eingeschlagen habe, habe ich meiner<br />

Frau zu verdanken und auch meinen<br />

Freunden, die ich im Schwarzen<br />

Kreuz gefunden habe. Da gehöre ich<br />

übrigens zu.<br />

IIII IIII III<br />

Dieter Borzym<br />

Mitglied im Schwarzen<br />

Kreuz seit 2005<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


Wussten sIe...?<br />

Straftäter sollen nach der Haft wieder<br />

in die Gesellschaft eingegliedert<br />

werden. Aber „die Gesellschaft“ ist<br />

eine abstrakte Konstruktion, weil<br />

sie in dieser Größenordnung für<br />

jeden Menschen unüberschaubar<br />

bleibt. Leben findet immer in einer<br />

konkreten Bezugsgruppe statt, zu<br />

der sich jemand zugehörig fühlt.<br />

Eine solche Bezugsgruppe war für<br />

Inhaftierte meist das soziale Umfeld,<br />

das mit dazu beigetragen hat, dass<br />

sie straffällig wurden, und in das sie<br />

in aller Regel nicht mehr zurück wollen.<br />

Resozialisierung kann nach der<br />

Haft erfahrbar werden zum Beispiel<br />

durch die Aufnahme Straffälliger<br />

in Kirchen und Gemeinden. Aber<br />

sowohl sie als auch Inhaftierte und<br />

Entlassene bringen die notwendigen<br />

Voraussetzungen für ein gelingendes<br />

Miteinander meistens nicht mit.<br />

Die erforderlichen Kompetenzen dafür<br />

müssen ihnen vermittelt werden.<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz<br />

IIII IIII IIII<br />

gefangene helfen<br />

Beim frühjahrsputz.<br />

„Kriminalität macht uns Angst. Doch auch die härteste Strafe<br />

kann begangenes Unrecht nicht aus der Welt schaffen.<br />

Helfen können nur Versöhnung und Gemeinschaft. Dafür<br />

müssen alle etwas tun“, appelliert der Verein „Schwarzes<br />

Kreuz“ an die Gesellschaft. Die in Celle ansässige „Christliche<br />

Straffälligenhilfe“ lässt den Worten mit verschiedenen<br />

Aktionen Taten folgen. Beispielsweise am vergangenen<br />

Wochenende. Fünf Gefangene aus dem offenen Vollzug der<br />

Jugendanstalt Hameln (JA) hatten sich freiwillig gemeldet<br />

zum „Außendienst“, um das Naturerlebnisbad Lauenstein<br />

herauszuputzen für die am 13. Mai beginnende Badesaison.<br />

Quelle: www.DEWEZET.de<br />

Foto: stm / photocase.de


Wussten sIe...?<br />

Angehörige von Inhaftierten sind mitbestraft;<br />

die Kinder leiden besonders.<br />

Angehörige schämen sich, ziehen sich<br />

zurück und fühlen sich oft mitschuldig.<br />

Sie sind gezwungen, sich ein neues eigenständiges<br />

Leben aufzubauen. Das<br />

wiederum führt zu Spannungen mit<br />

dem inhaftierten Partner, der aus dem<br />

Gefängnis nicht mitbestimmen kann<br />

und sich noch ohnmächtiger fühlt.<br />

wir sind auch noch da!<br />

Mein Mann war früher in Haft, noch<br />

bevor ich ihn kannte. Manche Eigenarten,<br />

die er dort entwickelt hatte, haben<br />

unsere Ehe noch lange belastet.<br />

Auf einer Freizeit des Schwarzen Kreuzes<br />

traf ich Menschen, die ihn schon<br />

aus der Haft kannten, ebenso andere<br />

Ehefrauen von Inhaftierten und Haftentlassenen<br />

mit ähnlichen Problemen.<br />

Sie hatten offene Ohren für mich und<br />

konnten oft weiterhelfen. Hier fühlte<br />

ich mich in meiner besonderen Situation<br />

angenommen und geborgen, und<br />

das bis heute.<br />

Der Arbeitskreis Freiburg führt jeden<br />

Sommer solch eine Wochenendfreizeit<br />

durch. Eingeladen sind die Mitglieder,<br />

Inhaftierte und Haftentlassene und<br />

deren Familien.<br />

Ines S.*<br />

IIII IIII IIII<br />

Kurz vor Ostern 2012 stand auf einmal<br />

die Polizei bei uns vor der Tür. Unser<br />

19jähriger Pflegesohn Frank wurde<br />

verhaftet: Er hatte eine Frau getötet!<br />

Die Nachricht verbreitete sich wie ein<br />

Lauffeuer. Das Entsetzen und die Hilflosigkeit<br />

waren allgegenwärtig. Wir<br />

haben uns irgendwie mit schuldig gefühlt.<br />

Schweigen um uns herum. Der<br />

Pastor meldete sich nie. Und bis heute<br />

haben wir es nicht fertiggebracht, es<br />

allen Verwandten zu sagen. Nur beim<br />

Schwarzen Kreuz stießen wir auf offene<br />

Ohren.<br />

Frank ist krank und selbstmordgefährdet,<br />

und wir können ihm nicht helfen,<br />

nur für ihn beten.<br />

Familie R.*<br />

...Inzwischen wurde das Urteil gesprochen.<br />

Frank bekommt 9 1/2 Jahre Haft,<br />

wie es weiter geht, wissen wir noch<br />

nicht.<br />

* Die Namen sind geändert.<br />

BeiSpielhaft Schwarzes Kreuz


Impressum<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Schwarzes Kreuz<br />

Christliche Straffälligenhilfe e. V.,<br />

Jägerstraße 25 a, 29221 Celle<br />

Telefon: 05141 94616-0<br />

Telefax: 05141 94616-26<br />

info@schwarzes-kreuz.de<br />

www.naechstenliebe-befreit.de<br />

Vorsitzender: Jörg Twiefel<br />

Geschäftsführer: Otfried Junk<br />

Bankverbindung: EKK,<br />

BLZ 520 604 10 Konto 60 02 02<br />

IBAN: DE83 5206 0410 0000 6002 02<br />

BIC-/SWIFT-Code: GENODEF1EK1<br />

Redaktion: Irmtraud Meifert<br />

und Otfried Junk<br />

Gestaltung:<br />

KLINKEBIEL GmbH<br />

www.klinkebiel.com<br />

Liebe Menschen<br />

abs.: Schwarzes Kreuz e.V., Jägerstraße 25 a, 29221 Celle<br />

draußen vor den Gittern!<br />

… Es gibt etliche hier im Gefängnis, die auch deshalb hier gelandet<br />

sind, weil sie nie ehrliches Vertrauen und Vergeben erfahren<br />

haben. Sie haben es nicht gelernt, Danke zu sagen, weil sie kaum<br />

Chancen hatten zu einem Dankeschön. Viele wurden sehr früh<br />

und sehr oft bitter enttäuscht. Nein, Sie wie alle anderen<br />

haben Recht, das alles entschuldigt nicht die Taten, weshalb<br />

die hier und heute Gefangenen vor Gericht standen und verurteilt<br />

wurden. Doch die Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart<br />

kann Erklärungen liefern und zulassen, dass man dem Versager<br />

neues Vertrauen gewährt. Ich weiß selbstverständlich genauso<br />

gut, dass es andere Gefangene gibt, denen trotz der Verurteilung<br />

auch weiterhin nur die eigenen Interessen wichtig sind, die immer<br />

von anderen etwas haben wollen, aber nur das zu geben bereit<br />

sind, was sie sowieso nicht mehr wollen… Enttäuschungen kann<br />

ich nicht abschwächen, und doch möchte ich bitten für jene Gefangenen,<br />

die es verdient haben, dass man ihnen hilft. Ihre Hilfe<br />

und Fürsprache kann die Herzen und das Gewissen jener öffnen,<br />

bei denen der JVA-Fachdienst verzweifelt und aufgibt…<br />

(Auszug aus dem Brief eines Inhaftierten)

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