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Erschöpft, ausgebrannt, arbeitsmüde

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(„Man gibt mir nur noch aussichtslose Projekte“) und einen Hörsturz erleidet, der oft<br />

einhergeht mit dem Burnout.<br />

Und dann berichten Psychiater von tragischen Fällen wie der der 34-jährigen Pharma-<br />

Managerin, die sich einredet, mit vier Stunden Schlaf auszukommen, und nach einem<br />

Herzstillstand im Büro stirbt. Dreimal war sie davor schon zusammengebrochen, jedes Mal<br />

hat sie danach ein paar Tage durchgeschlafen, dann trieb es sie zurück an ihre Planstelle – und<br />

in den Tod.<br />

Zum öffentlichen Thema wird das Burnout-Syndrom dann, wenn es einen Prominenten<br />

erwischt, wie seinerzeit den Skispringer Sven Hannawald oder jetzt Miriam Meckel. Die<br />

Lebensgefährtin von Anne Will, einst jüngste Professorin Deutschlands, hat ihre<br />

Leidensgeschichte in einem Buch verarbeitet.<br />

In „Briefe an mein Leben“ (Rowohlt) schildert sie ihre Kur in einer Allgäuer Klinik, wo sie<br />

sich nach einem Kollaps erholt von ihrem Hochleistungsleben, von „der Suche nach dem<br />

nächsten Kick, der genug Adrenalin ausschüttet, damit ich mich gut fühle“.<br />

Burnout häufig in Helferberufen<br />

Zum ersten Mal aufgetaucht ist der Begriff „burnout“ im Jahr 1974. Der amerikanische<br />

Psychologe Herbert Freudenberger beobachtete in Drogenberatungsstellen, dass viele junge,<br />

vormals hochmotivierte Mitarbeiter nach wenigen Jahren nur noch abgestumpft und zynisch<br />

ihre Arbeit versahen – dieses Phänomen nannte er „Burn-out-Syndrom“.<br />

Die Opfer wurden zunächst in den Helferberufen vermutet, bis heute sind Krankenschwestern,<br />

Erzieherinnen besonders häufig betroffen, <strong>ausgebrannt</strong>e Lehrer füllen ganze Kliniken. Eine<br />

Reihe von Reparaturbetrieben hat sich auf Burnout spezialisiert: Coaching-Firmen,<br />

Kurkliniken, Wellness-Hotels, die „Mental Health“ und „Life Executive Coaching“ ins<br />

Programm aufnehmen.<br />

Oft beginnt, was im Extrem mit der Arbeitsunfähigkeit endet, mit überdurchschnittlichem<br />

Engagement. „Burnoutler sind dem Chef anfangs die liebsten Mitarbeiter, da sie sich<br />

aufopfern für ihre Aufgabe“, sagt Mareike.<br />

Nur wer für eine Sache gebrannt hat, kann auch ausbrennen, bestätigen Experten. „Nicht zu<br />

viel Arbeit ist das Problem, sondern das Gefühl dabei“, ergänzt Professor Matthias Burisch.<br />

Die Burnout-Gefahr werde akut, wenn jemand in der Falle sitzt; „in einer beruflichen<br />

Sackgasse, ausgeliefert einem missgünstigen Chef“.<br />

Anerkennung schützt vor Burnout<br />

In den Praxen fällt auf, dass die Patienten immer jünger werden. Und immer weiblicher. Eine<br />

Gruppe kreisen die Fachleute als besonders gefährdet ein: junge Frauen, Anfang 30,<br />

hochbegabt, ehrgeizig. Akademikerinnen in der „Rush-hour des Lebens“, die auf der Höhe<br />

der körperlichen Kraft und der Leistungsfähigkeit an Grenzen stoßen; „Weltrekordlerinnen“,<br />

wie sie Burisch nennt, die alles auf einmal wollen: tolle Karriere, toller Mann, tolle Kinder.<br />

Schwäche zeigen ist dabei verboten, zumindest glauben sie das. „Sonst haben wir schon<br />

verloren gegen die Männer, können uns nicht behaupten gegen die Karriereheinis in unserem

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