MGM_109:Layout 1 - Arbeitskreis Gesundheit eV
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MEIN GESUNDES 1 MAGAZIN 2009 Aktuelle medizinische Informationen für Patienten Herausgeber: Arbeitskreis Gesundheit e.V. Im Interview Friedrich-Wilhelm Mohr Herzzentrum Leipzig SCHWERPUNKT-THEMA Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kraft fürs Herz Reha-Medizin Nachsorge Schlaganfall MGM Preisrätsel GEWINNEN SIE: Schnupper-Reha in Ihrer Nähe
- Seite 2 und 3: Der Mensch im Mittelpunkt MEDIAN Kl
- Seite 4 und 5: TITELTHEMA INHALT MEIN GESUNDES MAG
- Seite 6 und 7: TITELTHEMA Kraft fürs Herz Kalk ve
- Seite 8 und 9: Schlaganfall: Keine Alterskrankheit
- Seite 10 und 11: Chroniker sollten Ihre Medikamenten
- Seite 12 und 13: Krankes Herz: Keine Angst vor der L
- Seite 14 und 15: GBE-Heft zu Bluthoch druck erschien
- Seite 16 und 17: Absender: Vorname Name Straße, Hau
- Seite 18 und 19: Vorhofflimmern: Blutverdünnung mei
- Seite 20 und 21: „Wir behandeln unsere Patientinne
- Seite 22 und 23: Frauen und Männer in der Reha Welc
- Seite 24 und 25: REHA Von der Kür zur Pflicht: Reha
- Seite 26 und 27: Mit Inkrafttreten der Gesundheitsre
- Seite 28 und 29: REISE Wo schon Goethe kurte - Säch
- Seite 30 und 31: MEIN GESUNDES MAGAZIN Ausgabe 2/200
- Seite 32: Dank Reha zurück im Leben. Krankhe
MEIN GESUNDES<br />
1 MAGAZIN<br />
2009<br />
Aktuelle medizinische Informationen für Patienten Herausgeber: <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Im Interview<br />
Friedrich-Wilhelm Mohr<br />
Herzzentrum Leipzig<br />
SCHWERPUNKT-THEMA<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Kraft fürs Herz<br />
Reha-Medizin<br />
Nachsorge<br />
Schlaganfall<br />
<strong>MGM</strong> Preisrätsel<br />
GEWINNEN SIE:<br />
Schnupper-Reha in Ihrer Nähe
Der Mensch im Mittelpunkt<br />
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Rund 120.000 Mal schlägt ein gesundes<br />
Herz pro Tag, vier bis fünf Liter Blut pumpt<br />
es pro Minute in alle Gefäße des Menschen<br />
– von der Kopfhaut bis zur Fußzehe.<br />
Schlägt einmal eine Verletzung von außen<br />
ein kleines Leck in ein Blutgefäß, blutet<br />
es nur kurz, dann verschließt sich die<br />
Wunde quasi wie von selbst. Von einer derartig<br />
langlebigen und wartungsfreien Pumpe<br />
und Leitungen, die sich bei einem Defekt<br />
automatisch reparieren, träumt jeder<br />
Techniker. Jedenfalls solange alles funktioniert.<br />
Der Dauereinsatz bleibt nicht ohne Spuren,<br />
weder am Herz noch an den Gefäßen:<br />
Fast jeder Zweite stirbt in Deutschland an<br />
einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Fasst<br />
man alle Altersgruppen zusammen, sind<br />
diese Krankheiten die häufigste Todesursache<br />
– sie rangieren weit vor den Krebserkrankungen.<br />
Schuld sind meist verengte Blutgefäße.<br />
Wann diese Gefäßverengung beginnt, unterscheidet<br />
sich allerdings von Mensch zu<br />
Mensch. Ein Teil der Ursachen dafür ist vererbt.<br />
Aber: Neben dem erblichen Risiko<br />
entscheidet auch der Lebensstil eines<br />
EDITORIAL<br />
Das perfekte System<br />
<strong>MGM</strong> Seite 3<br />
Menschen darüber, ob und wann eine Gefäßverengung<br />
eintritt. Was wir essen, wie<br />
viel wir uns bewegen, wie viel Stress wir<br />
ausgesetzt sind – all das hat Einfluss auf<br />
Herz und Kreislauf.<br />
Das Problem bei Gefäßverengungen ist,<br />
dass man sie lange nicht bemerkt. Die gute<br />
Nachricht lautet, dass jeder sein Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-Krankheiten zumindest<br />
zum Teil in der Hand hat. Selbst wenn<br />
schon Beschwerden da sind, lassen sich<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch positiv<br />
beeinflussen.<br />
Hier setzt Reha an. Die unterschiedlichen<br />
Bausteine, die Rehabilitation ausmachen<br />
– von der Physiotherapie über Herzsportgruppen<br />
bis zu Patientenschulungen zur<br />
Stressbewältigung – ermöglichen Menschen<br />
mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
ihren eigenen Weg zu finden, um mit ihrer<br />
Krankheit umzugehen.<br />
»MEIN GESUNDES MAGAZIN« hat deshalb in<br />
dieser Ausgabe Fakten und Geschichten<br />
zum Thema Herz und Kreislauf für Sie zusammengestellt.<br />
Dabei kommen auch die<br />
Fragen zur Reha nicht zu kurz.<br />
Das Beste für Ihre <strong>Gesundheit</strong> – aus vollem Herzen!<br />
Foto: FOTOLIA
TITELTHEMA<br />
INHALT<br />
MEIN GESUNDES MAGAZIN 1/2009<br />
Kraft fürs Herz<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind<br />
kein Schicksal – woher sie kommen<br />
und wie man sie stoppt:<br />
6 Kalk verstopft die Blutgefäße<br />
8 Schlaganfall:<br />
Keine Alterskrankheit<br />
8 Krankheit als Notfall:<br />
Wettlauf mit der Zeit<br />
9 Chronische Erkrankungen:<br />
Krank ohne Ende<br />
9 Linktipps<br />
10 Gesunde Gefäße durch<br />
Vorbeugung<br />
GUT INFORMIERT<br />
Medizin im Alltag<br />
Gesund werden geht nach der<br />
Entlassung aus der Klinik weiter –<br />
Hintergrundinformationen, die nutzen:<br />
12 Krankes Herz:<br />
Keine Angst vor der Liebe<br />
12 Hohes Cholesterin, was tun?<br />
13 Der informierte Patient:<br />
Willkommen im Datendschungel!<br />
14 GBE-Heft zu Bluthochdruck<br />
erschienen<br />
14 Fitness-Studio Straße<br />
15 DIALOG<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Teilnahmekarten und Vordrucke für<br />
die Anforderung von Info-Material.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 4<br />
8<br />
6 12<br />
ZUSAMMENGEFASST<br />
Schnell informiert<br />
Aktuelle und wichtige <strong>Gesundheit</strong>snachrichten<br />
im Überblick:<br />
17 Sport macht Vorschulkinder mobil<br />
17 Junge Erwachsene sind<br />
Bewegungsmuffel<br />
17 Gewicht und Taillenumfang erhöhen<br />
Sterblichkeit<br />
18 Vorhofflimmern: Blutverdünnung<br />
meist unverzichtbar<br />
18 Kompetenzzentrum Schlaganfall in<br />
Mannheim gegründet<br />
18 Sport beeinflusst<br />
Herzerkrankungen positiv
17 21<br />
REHA<br />
Wieder fit werden<br />
Nach der Krankheit zurück<br />
ins normale Leben – Reha hilft:<br />
19 Schlaganfall: Oft leidet die<br />
Psyche mit<br />
19 Bessere Rehabilitation für ältere<br />
Unfallopfer<br />
20 Leitlinien verbessern Rehabilitation<br />
Wer krank ist, möchte gut versorgt<br />
werden – Leitlinien sorgen für eine<br />
einheitliche Behandlung.<br />
20 Erfolg durch gezielte Motivation<br />
21 Nachsorge sichert Reha-Erfolg<br />
21 Mehr Reha, weniger Herzinfarkte<br />
22 Frauen und Männer in der Reha<br />
Das Geschlecht entscheidet<br />
über den Krankheitsverlauf mit<br />
22 Männliche Diabetiker sterben später<br />
23 Ihr gutes Recht<br />
Voraussetzungen für die Ausübung<br />
des Wunsch- und Wahlrechtes<br />
für die medizinische Rehabilitation.<br />
24 Über 100 Kliniken ausgezeichnet<br />
Reha-Kliniken belegen<br />
ihre Behandungsqualität<br />
24 Spiegeltherapie soll<br />
Schlaganfallpatienten helfen<br />
25 Rehabilitation<br />
Was sie kann – wer sie wie<br />
bekommt: Antworten auf häufige<br />
Fragen zur Rehabilitation.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 5<br />
22<br />
28<br />
INTERVIEW<br />
27 Mehr Ressourcen für die<br />
Rehabilitation<br />
Der Leiter des Leipziger<br />
Herzzentrums, Friedrich-Wilhelm<br />
Mohr im Gespräch<br />
REISE<br />
28 Wo schon Goethe kurte –<br />
Sächsische Staatsbäder<br />
PREISRÄTSEL<br />
29 Schnupper-Reha gewinnen<br />
AUSBLICKE<br />
30 Was kommt?<br />
Freuen Sie sich schon jetzt auf die<br />
nächste <strong>MGM</strong>-Ausgabe: Dort<br />
geben wir u.a. Antwort auf die<br />
Frage: „Was heißt hier dick?“<br />
30 Impressum
TITELTHEMA<br />
Kraft fürs Herz<br />
Kalk verstopft die Blutgefäße<br />
Wer kennt ihn nicht aus<br />
der Werbung, den verkalkten<br />
Heizstab einer Wasch maschine.<br />
Kalkgehalt im Wasser<br />
setzt Geräten zu und kann<br />
ihre Lebens dauer merklich<br />
verkürzen. Ähnlich negative<br />
Auswirkungen verursachen<br />
Kalk- und Fettablagerungen<br />
in Blutgefäßen. Wer sich<br />
vor den Folgen schützen will,<br />
muss früh aktiv werden.<br />
Entwicklung einer Arteriosklerose<br />
Mediziner sprechen von Arteriosklerose,<br />
wenn die Durchgängigkeit von Arterien<br />
durch Ablagerungen langsam aber stetig<br />
abnimmt. Warum es zu diesen Ablagerungen<br />
an den Gefäßwänden kommt, ist<br />
trotz intensiver Forschung bis heute noch<br />
nicht genau bekannt. Bei einem sind sich<br />
die Wissenschaftler jedoch einig: Je früher<br />
dagegen vorgegangen wird, umso<br />
besser, denn Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
sind die Folgen. Solche Verkalkungen verursachen<br />
50 Prozent aller Erkrankungen in<br />
den Industrieländern.<br />
Ein Riss mit Folgen<br />
Eine dünne Zellschicht überzieht die Innenwand<br />
der Blutgefäße. Diese Zellen sorgen<br />
dafür, dass das Blut geschmeidig<br />
durch die Arterie fließt. Das Prinzip<br />
lässt sich mit einer teflonbeschichteten<br />
Pfanne vergleichen.<br />
Der Kunststoff Teflon verhindert,<br />
dass der Inhalt am Pfannenboden<br />
kleben bleibt. Ist die Teflonschicht<br />
beschädigt, klappt das<br />
Prinzip nicht mehr – Reste blei-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 6<br />
ben in den Ritzen hängen. Bei den Gefäßen<br />
ist das ähnlich: Entsteht ein kleines<br />
Loch an der Innenauskleidung, setzen sich<br />
dort Bestandteile aus dem Blut fest. Flüssigkeit<br />
dringt in die Gefäßwand ein, das<br />
Gewebe schwillt an – ein Ödem entsteht.<br />
Blutzellen, Fett und Kalk lagern sich ab.<br />
Diese Wandverdickung wird Atherom<br />
(nach dem griechischen Wort für „Mehlbrei“)<br />
genannt.<br />
Bei einem Atherom ist die Gefäßwand zunächst<br />
noch weich, sie verhärtet sich aber<br />
zunehmend durch Einlagerung von Kalk.<br />
Eine starre und verdickte Gefäßwand wird<br />
dann als Arteriosklerose bezeichnet. Je<br />
mehr Fette, Blutklümpchen, Kalk und Gewebepartikel<br />
sich in der Wand einnisten,<br />
umso enger wird der Innendurchmesser<br />
des Gefäßes. Das Blut hat es zunehmend<br />
schwerer dieses Hindernis zu passieren.<br />
Unser Blutkreislauf funktioniert jedoch so<br />
gut, dass ein solcher Engpass lange nicht<br />
auffällt. Die Gefäßverkalkung beginnt<br />
meist schon im Kindes- oder Jugendalter,<br />
verursacht aber erst im Alter Beschwerden.
Quelle:: pixelio.de<br />
Schleichend oder ganz<br />
unvermittelt<br />
Gefäßverengungen stehen am Anfang<br />
vieler so genannter Herz-Kreislauf-Er -<br />
krankungen. Jeder zweite Todesfall in<br />
Deutschland ist auf eine derartige Krankheit<br />
zurückzuführen. 2002 wurden 30 Milliarden<br />
Euro für Herz-Kreislauf-Er kran -<br />
kungen ausgegeben – damit wandert jeder<br />
sechste Euro, der dem deutschen <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
zur Verfügung steht, in<br />
die Diagnose oder Behandlung von Herz-<br />
Kreislauf-Erkran kungen.<br />
Aus der langsam fortschreitenden Gefäßverkalkung<br />
können sich aber auch kleine<br />
Partikel herauslösen, die dann mit dem<br />
Blut weiter schwimmen. Wird das Gefäß<br />
schmaler, kann es passieren, dass das<br />
harte losgelöste Klümpchen stecken<br />
bleibt und das Blutgefäß komplett verschließt.<br />
Nicht durchblutetes Gewebe<br />
stirbt ab. Die meisten Herzinfarkte oder<br />
Schlaganfälle entstehen auf dem Boden<br />
eines solchen akuten Verschlusses. Dies<br />
ist der Grund, warum plötzliche Beschwerden<br />
auch bei nur gering ausge-<br />
TITELTHEMA<br />
prägten Gefäßverkalkungen auftreten<br />
können.<br />
Gefäßverkalkungen lassen<br />
sich beeinflussen<br />
Das Risiko eine Arteriosklerose zu entwickeln<br />
ist nicht bei jedem Menschen gleich.<br />
Eine Reihe von Faktoren<br />
erhöht die Wahr-<br />
scheinlichkeit, dass sich<br />
Gefäßwände verhärten<br />
und der Gefäßdurchmesser<br />
abnimmt. Vererbung,<br />
Geschlecht<br />
und Alter gehören zu<br />
den Risikofaktoren, die<br />
nicht zu beeinflussen<br />
sind. So schützt beispielsweise das weibliche<br />
Sexualhormon Östrogen Frauen vor<br />
den Wechseljahren vor einer Arteriosklerose.<br />
Erst, wenn die Hormonproduktion<br />
im Alter abnimmt, gleicht sich ihr Risiko<br />
dem der Männer an.<br />
Resignieren nach dem Motto „das ist eben<br />
Schicksal“ ist trotzdem nicht angebracht.<br />
Es gibt genug Risikofaktoren, denen jeder<br />
Patient und jede Patientin entgegen wirken<br />
kann – oft sogar mit großem Erfolg.<br />
Wer sich gesund ernährt und regelmäßig<br />
bewegt, bleibt länger gesund und ist nebenbei<br />
ein gutes Vorbild für seine Kinder<br />
und Enkel – Studien beweisen, dass Kinder<br />
die Lebensgewohnheiten ihrer Umgebung<br />
übernehmen.<br />
Bluthochdruck<br />
Jede/r Vierte im Alter über 50 Jahre hat einen<br />
zu hohen Blutdruck. Davon spricht<br />
man, wenn der Blutdruck in den Arterien<br />
<strong>MGM</strong> Seite 7<br />
Arteriosklerose entsteht<br />
nicht über Nacht. 20<br />
bis 40 Jahre können<br />
vergehen, bevor die ersten<br />
Beschwerden auftreten.<br />
dauerhaft auf einen oberen (systolischen)<br />
Wert über 140 mmHg, beziehungsweise<br />
auf einen unteren (diastolischen) Wert über<br />
90 mmHg ansteigt.<br />
Da ein hoher Blutdruck jedoch meist keine<br />
Beschwerden macht, wissen 30 Prozent<br />
der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung.<br />
Schäden am<br />
Herzen und an den Gefä-<br />
ßen verursacht der hohe<br />
Druck in den Gefäßen<br />
aber trotzdem.<br />
Tipp: Lassen Sie Ihren<br />
Blutdruck regelmäßig<br />
kontrollieren und gegebenenfalls<br />
mit Medikamenten<br />
behandeln!<br />
So krank ist Deutschland<br />
40 Millionen Übergewichtige<br />
21 Millionen Bluthochdruckkranke<br />
20 Millionen Raucher/innen<br />
7 Millionen Diabetiker/innen<br />
Fettstoffwechselstörungen<br />
Erhöhte Cholesterinwerte zählen zu den<br />
Hauptverursachern der Arteriosklerose.<br />
Das Zuviel an Fetten im Blut lagert sich an<br />
den Gefäßwänden ab. Zwar sind viele Fettstoffwechselstörungen<br />
erblich bedingt,<br />
aber auch falsche Ernährung, Übergewicht<br />
und Alkohol treiben die Fettspiegel nach<br />
oben.<br />
Tipp: Ernähren Sie sich gesund. Mit einer<br />
Normalisierung des Fettstoffwechsels<br />
sinkt Ihr Herzinfarktrisiko immerhin<br />
um 30 Prozent!<br />
Quelle: Gordon Bussiek/PHOTOCASE<br />
Diabetes mellitus<br />
Die Zuckerkrankheit gehört<br />
zu den so genannten<br />
Wohlstandserkrankungen.<br />
Laut Weltgesundheitsorganisation<br />
stieg die Anzahl<br />
der Diabetiker in Deutschland<br />
2006 auf sechs Millionen,<br />
1960 waren es gerade<br />
einmal eine halbe Million.<br />
Häufig entwickelt sich<br />
die Erkrankung auf dem<br />
Boden von Übergewicht<br />
und erhöhten Fettwerten<br />
sowie Bluthochdruck.<br />
Tipp: Durch eine gute<br />
Blutzuckereinstellung<br />
lassen sich Folgeschäden<br />
verhindern. Allein<br />
durch Abnehmen könnten<br />
80 Prozent der Diabetiker<br />
normale Blutzuckerwerte<br />
erreichen!
Schlaganfall:<br />
Keine Alterskrankheit<br />
„Wir könnten viel erreichen, wenn die<br />
Schlaganfall-Risikofaktoren, wie zum Beispiel<br />
Bluthochdruck, Diabetes mellitus<br />
oder Herzrhythmusstörungen, weltweit<br />
bekannter wären und die Menschen mehr<br />
über ihr persönliches Risiko wüssten“, so<br />
die Einschätzung von Dr. Brigitte Mohn,<br />
Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche<br />
Schlaganfall-Hilfe, anlässlich des<br />
Weltschlaganfalltages<br />
2008.<br />
Unter Schlaganfall wird<br />
ein akuter „schlagartiger“<br />
Ausfall bestimmter Funktionen<br />
im Gehirn verstanden.<br />
Häufigste Ursache<br />
sind Gefäßverkalkungen:<br />
Sie verursachen<br />
auch im Gehirn Durchblutungsstörungen.<br />
Seltener reißen Gefäßwände und<br />
führen zu Blutungen aus dem Blutgefäß<br />
in das Hirngewebe – dies passiert eher<br />
bei jüngeren Menschen.<br />
Gefäße schützen<br />
Wer sein Risiko für Herz-Kreislauf-Er -<br />
krankungen so klein wie möglich halten<br />
will, muss etwas dafür tun. Brigitte<br />
Mohn nennt die wichtigsten Risikofaktoren<br />
für einen Schlaganfall und wünscht<br />
sich, dass die Bevölkerung sich mehr<br />
über die Krankheiten und ihre Präventionsmöglichkeiten<br />
informiert.<br />
Wichtigster und häufigster Risikofaktor,<br />
der zu einem Schlaganfall führt, ist ein<br />
über längere Zeit zu hoher Blutdruck:<br />
Bei Bluthochdruckkranken steigt das<br />
Schlaganfall-Risiko auf das 3-4-fache<br />
Neun von zehn Schlaganfall-Patienten<br />
und -Patientinnen haben zu hohen Blutdruck<br />
TITELTHEMA<br />
200.000 Deutsche erleiden jährlich einen Schlaganfall. Jeder<br />
zehnte Betroffene ist unter 50 Jahre alt. Vorbeugen, Symptome<br />
erkennen und rasch handeln rettet Menschen leben.<br />
Was Gefäße krank macht<br />
✘ Bluthochdruck (Hypertonie)<br />
✘ Zuckerkrankheit (Diabetes)<br />
✘ Rauchen (Nikotinabusus)<br />
✘ Übergewicht (Adipositas)<br />
✘ Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie)<br />
Durch Senkung des unteren Blutdruckwertes<br />
um 10mmHg lässt sich<br />
jeder zweite Schlaganfall vermeiden<br />
Mit Verdacht auf Schlaganfall<br />
sofort zum Arzt<br />
30 Prozent der Schlaganfälle kündigen<br />
sich mit „leisen“ Symptomen an. Sie<br />
dauern meist nur einige Minuten, selten<br />
Stunden und las-<br />
sen einen nicht<br />
unbedingt sofort<br />
an eine bedrohliche<br />
Erkrankung<br />
denken. Solche<br />
flüchtigen Durchblutungsstörungen<br />
im Gehirn heißen<br />
"transistorische ischämische Attacke"<br />
(TIA). Die Symptome sind nach spätestens<br />
24 Stunden wieder vorbei. Sie<br />
sollten Sie lieber einmal zu viel als einmal<br />
zu wenig zum Arzt führen: Er kann<br />
die Situation besser einschätzen, weitere<br />
Untersuchungen empfehlen oder<br />
aber Entwarnung geben.<br />
Den meisten<br />
Behinderungen im<br />
Erwachsenenalter<br />
liegt ein Schlaganfall<br />
zugrunde.<br />
Fakten zu<br />
Schlaganfall-Patienten<br />
und -Patientinnen<br />
✘ Jede/r 2. erleidet erneut einen<br />
Schlaganfall<br />
✘ Jede/r 3. bleibt dauerhaft<br />
behindert<br />
✘ Jede/r 10. ist jünger als 45 Jahre<br />
Symptome einer TIA sind Warnzeichen<br />
für einen Schlaganfall:<br />
akute Schwäche oder Gefühlsstörungen<br />
an einem Bein/Arm, Einknicken<br />
der Beine<br />
akuter Schwindel mit Gangunsicherheit<br />
akute heftige Kopfschmerzen<br />
akute Sprachstörungen<br />
akute Probleme Gesprochenes zu verstehen<br />
akute Sehstörungen, vor allem, wenn<br />
sie nur ein Auge betreffen<br />
<strong>MGM</strong> Seite 8<br />
Quelle: Deutsche Schlaganfall-Hilfe<br />
Krankheit als<br />
Notfall: Wettlauf<br />
mit der Zeit<br />
Bei Beschwerden, die auf<br />
einen Herzinfarkt oder einen<br />
Schlaganfall hinweisen, heißt<br />
es: schnell handeln! Wer sich<br />
mit dem Notruf zu viel Zeit<br />
lässt, bezahlt dafür vielleicht<br />
mit dem Leben.<br />
Nehmen wir einmal an, Sie sind eine gesunde<br />
Frau Mitte 50 und wachen nachts<br />
mit heftigsten Schmerzen auf. Besonders<br />
unangenehm empfinden sie den Druck<br />
knapp unterhalb der Rippen, und dann ist<br />
Ihnen auch noch richtig schlecht. Ihr Partner<br />
versucht Sie zu beruhigen – das späte<br />
üppige Essen. Aber Ihre Angst bleibt und<br />
Sie greifen zum Telefon, um den Notarzt zu<br />
verständigen. Damit haben Sie vermutlich<br />
eine der wichtigsten Entscheidungen Ihres<br />
Lebens getroffen. Der Notarzt erkennt das<br />
Krankheitsbild sofort: Sie sind eine der 800<br />
Menschen, die pro Tag einen Herzinfarkt in<br />
Deutschland erleiden.<br />
Das Ereignis überleben mehr Männer als<br />
Frauen, weil die Symptome bei Frauen,<br />
auch von Ärzten, häufig (noch) falsch gedeutet<br />
werden: Frauen spüren oft eher<br />
Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch und
Hals, statt der allgemein bekannten<br />
Beschwerden wie Brustschmerzen.<br />
Wer innerhalb der ersten drei bis vier<br />
Stunden behandelt wird, hat die besten<br />
Überlebenschancen. Und doch<br />
rufen 40% aller potenziellen Patientinnenoder<br />
Patienten nicht gleich den<br />
Notarzt, sondern warten erst einmal<br />
ab oder suchen den Hausarzt auf –<br />
nicht sofort, sondern nach telefonischer<br />
Terminvereinbarung. Eine Zeitverzögerung,<br />
die Leben kosten kann.<br />
Sobald ein Patient im Notarztwagen<br />
liegt, ist er allerdings fest in den Händen<br />
eines gut funktionierenden Systems.<br />
Sind speziell ausgestattete<br />
Krankenhäuser in der Nähe, sollten<br />
sie genutzt werden. Für Schlaganfallpatienten<br />
gibt es in Deutschland<br />
beispielsweise so genannte „stroke<br />
units“ – wenn auch nicht flächendeckend.<br />
Das sind Spezialstationen,<br />
in denen eine interdisziplinäre Betreuung<br />
angeboten wird. Mittlerweile weiß<br />
man, dass Männer und Frauen, die in stroke<br />
units versorgt werden, länger und besser<br />
leben als Kranke, denen diese Behand -<br />
lung nicht angeboten wird.<br />
Ein Qualitätsmerkmal dieser Einheiten sind<br />
mit allen Beteiligten abgestimmte Behandlungspläne<br />
für alle Phasen der Patientenversorgung<br />
– vom Rettungswagen<br />
bis zur Entlassung in die Rehabilitation.<br />
Die Rehabilitation steht jedem Patienten<br />
und jeder Patientin nach einem Schlaganfall<br />
zu. Sie ist notwendig, um die Patient(inn)en<br />
wieder zu motivieren und auf<br />
das Leben "danach" vorzubereiten. Meist<br />
erfolgt eine stationäre Rehabilitation. Sie<br />
dauert normalerweise zwischen drei und<br />
sechs Wochen.<br />
LINKTIPPS<br />
www.chd-taskforce.de<br />
1987 gründete eine internationale Expertengruppe<br />
die „International Task Force<br />
for Prevention of Coronary Heart<br />
Disease“. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
wissenschaftliche Ergebnisse zur<br />
Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkran -<br />
kungen zusammenzufassen. Auf der<br />
Webseite können Sie mit verschiedenen<br />
Tests Ihr persönliches Herzinfarktrisiko<br />
ermitteln.<br />
www.herzstiftung.de<br />
Eine der Hauptaufgaben der Deutschen<br />
Herzstiftung im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
ist es, Patienten über<br />
die heutigen Möglichkeiten der Be-<br />
TITELTHEMA<br />
Chronische Erkrankungen:<br />
Krank ohne Ende<br />
Mit dem griechischen Begriff „Chronos“ für Zeit beschreibt die<br />
deutsche Sprache einen andauernden Krankheitszustand.<br />
Chronische Erkrankungen bestimmen Tagesablauf, Lebensqualität<br />
und Lebenszeit der Betroffenen entscheidend mit.<br />
Wann jemand als schwerwiegend chronisch<br />
krank einzustufen ist, hat der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss, eines der<br />
entscheidenden Gremien im deutschen<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystem, festgelegt.<br />
Als „schwerwiegend chronisch krank“<br />
gilt, wer wegen einer Krankheit mindestens<br />
ein Jahr regelmäßig ärztlich behandelt<br />
wird, sowie:<br />
eine Behinderung von mindestens 60<br />
Prozent aufweist oder<br />
zur Pflegestufe zwei oder drei gehört<br />
oder<br />
ohne Dauerbehandlung „eine lebensbedrohliche<br />
Verschlimmerung, eine<br />
Verminderung der Lebenserwartung<br />
oder eine dauerhafte Beeinträchtigung<br />
der Lebensqualität“ zu erwarten hat.<br />
Wer dazu gehört, den entlastet der Gesetzgeber<br />
bei den Krankheitskosten –<br />
Betroffene müssen maximal bis zu einem<br />
Prozent des Jahreseinkommens zuzahlen.<br />
Das System ist gefordert<br />
Dass sich das deutsche <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
um die Kosten chronischer Erkrankungen<br />
kümmern muss, stellt keiner mehr<br />
in Frage: So betragen beispielsweise die<br />
handlung aufzuklären: in Seminaren, durch<br />
Vorträge und Informationsbroschüren.<br />
www.<br />
kompetenznetz-schlaganfall.de<br />
Auf der Webseite des Kompetenznetzes<br />
Schlaganfall finden Sie viele Informationen<br />
zum Thema. Aktuell bietet das Kompetenznetz<br />
die Patientenbroschüre „Rehabilitation<br />
– Hilfe nach dem Schlaganfall“ an,<br />
die zusammen mit der Berliner Charité erstellt<br />
wurde.<br />
www.nakos.de<br />
Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle<br />
Selbsthilfegruppen (NAKOS) informiert<br />
Betroffene und Angehörige über Möglichkeiten<br />
der Selbsthilfe (Aufklärungsbroschüren,<br />
Informationsblätter, Arbeitshilfen,<br />
Plakate). Auf der Webseite finden Sie Adres-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 9<br />
Therapiekosten bei einem Diabetiker mit<br />
Komplikationen gegenüber einem gut therapierten<br />
Diabetiker ohne Komplikationen<br />
das Zwei- bis Dreifache. Ein offenes Bein,<br />
das nicht heilt, ist schlicht teurer als ein<br />
„gesunder“ Diabetiker – trotz der Kosten<br />
für das Insulin.<br />
Mit Disease Management Programmen,<br />
kurz DMP, versucht der Gesetzgeber seit<br />
2002 einen Mindeststandard für die Behandlung<br />
bestimmter chronischer Erkrankungen<br />
zu etablieren und langfristig den<br />
Behandlungserfolg zu messen. Gleichzeitig<br />
soll die Lebensqualität der Betroffenen<br />
steigen und die Kosten sollen sinken. Zu<br />
den DMP-Krankheiten gehören bislang neben<br />
der koronaren Herzkrankheit der Dia-<br />
Foto: pixelio.de<br />
Ist der Zuckerstoffwechsel gestört, kann<br />
der Köper den Zuckergehalt im Blut<br />
nicht mehr regulieren - Diabetes entsteht.<br />
sen regional und bundesweit tätiger<br />
Selbsthilfegruppen oder Kontaktstellen.<br />
www.bzga.de<br />
Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung informiert über<br />
gesundheitliche Risiken und gesundheitsfördernde<br />
Maßnahmen. Im Servicebereich<br />
gibt es Adressen zu Beratungsangeboten.<br />
www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V., ein<br />
gemeinnütziger Zusammenschluss von<br />
Reha-Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen,<br />
hält auf seiner Website speziell<br />
für Patienten Informationen rund um die<br />
Rehabilitation bereit – inklusive einer Datenbank<br />
zu Rehabilitationskliniken in der<br />
Bundesrepublik.
Chroniker sollten Ihre Medikamenten-<br />
Kombination vom Arzt überprüfen lassen<br />
betes, Asthma bronchiale, die chronisch<br />
obstruktive Lungenerkrankung (COPD)<br />
und Brustkrebs. Der Erfolg der DMP wird<br />
vor allem von der Ärzteschaft in Frage gestellt<br />
– sie vermisst die Möglichkeit, Patienten<br />
individuell behandeln zu dürfen.<br />
Etwas bringen die DMP aber allemal:<br />
Gesunde Gefäße durch Vorbeugung<br />
Die Krankmacher kennt jeder: Falsche Ernährung,<br />
wenig Bewegung, viel Stress und<br />
Rauchen sind die Hauptgründe für die Entstehung<br />
und Verschlimmerung von Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Trotzdem hören die Meisten eher auf ihren<br />
„inneren Schweinehund“, der sie auf das<br />
Sofa zieht oder zur Chipstüte greifen lässt.<br />
Alles ist schön gemütlich und die kleinen<br />
Fettpölsterchen tun ja nicht weh: Keine Beschwerden,<br />
kein schlechtes Gewissen.<br />
Doch die Gemütlichkeit trügt, denn die Folgen<br />
kommen bestimmt, wenn manchmal<br />
auch erst Jahrzehnte später. Wer klug ist,<br />
lässt es gar nicht soweit kommen. Aber<br />
auch, wenn sich die ersten Beschwerden<br />
bemerkbar machen, kann man sich vor weiteren<br />
Folgen immer noch schützen.<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil<br />
schützt Herz-Kreislauf-Kranke viel<br />
besser vor einer Krankheitsverschlechterung<br />
als Medikamente das bisher können.<br />
Chronisch Kranke sollen aus ihrer oft passiven<br />
Rolle im <strong>Gesundheit</strong>ssystem her -<br />
austreten. Sie sollen ihre Behandlung stärker<br />
als bisher mitbestimmen und die Verantwortung<br />
für ihren Therapieerfolg mit<br />
übernehmen.<br />
Verantwortung tragen<br />
Am Anfang steht immer der Schock. Dann,<br />
wenn ein Gesunder zum Kranken wird. So<br />
wie bei Alfred U., dessen Nieren endgültig<br />
versagten, als er 48 Jahre alt war. Wenn<br />
er doch nur auf die Ärzte gehört hätte, sie<br />
hatten ihn ja gewarnt und das schon vor<br />
Jahren.<br />
Seit seinem zwanzigsten Lebensjahr nahm<br />
er täglich Schmerzmittel ein, nur so waren<br />
die permanenten Kopfschmerzen erträglich.<br />
Regelmäßige Schmerzmitteleinnahme führe<br />
ebenfalls zu Kopfschmerzen und schaden<br />
den Nieren, erklärte ihm die Hausärztin<br />
und riet ihm dringend damit aufzuhören.<br />
Vor vier Jahren wurde bei U. dann ein Bluthochdruck<br />
diagnostiziert, das käme von der<br />
Nierenschädigung durch die Schmerzmittel,<br />
warnte die Ärztin erneut.<br />
Daraufhin nahm U. zwar brav die Blutdruckmittel,<br />
von den Schmerzmitteln woll-<br />
Wie gut Vorbeugung wirken kann, hat uns Finnland vorgemacht. 1977 begann<br />
dort eine umfassende <strong>Gesundheit</strong>saufklärung, die Früchte trägt: Heute<br />
liegen die Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen 65 Prozent niedriger.<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
TITELTHEMA<br />
<strong>MGM</strong> Seite 10<br />
te er aber weiterhin nicht lassen. Schließlich<br />
plagte ihn nicht der hohe Blutdruck,<br />
sondern der Kopfschmerz. Jetzt erntete<br />
er die „Früchte“ seiner jahrelangen Vogelstraußpolitik.<br />
Gerne würde U. die Zeit zurückdrehen<br />
und Vieles anders machen.<br />
Wie viele andere chronisch erkrankte Patienten<br />
auch, kostet ihn die Krankheit Zeit<br />
und Kraft.<br />
Sich helfen lassen<br />
Die Lösung körperlich bedingter Probleme<br />
ist eine Seite. Dazu kommen die Hürden<br />
der täglichen Logistik: Wer fährt einen<br />
zum Arzt, zur Schulung oder zur Herzgruppe?<br />
Wer kümmert sich während der<br />
Behandlung um den Haushalt? Warum bezahlt<br />
die Krankenkasse die Physiotherapie<br />
nicht mehr und wie können die entstandenen<br />
Kosten abgefangen werden?<br />
Chronische Krankheiten stellen aber nicht<br />
zwangsläufig das gesamte soziale Gefüge<br />
auf den Kopf. So übt beispielsweise die<br />
Hälfte der Dialysepatienten ihren Beruf<br />
weiter aus. Auch Reisen sind machbar: Solange<br />
Patienten ohne Komplikationen bleiben<br />
und solange die Vorbereitung stimmt,<br />
können sie ihr Urlaubsziel frei wählen.
Bewegung:<br />
Mäßig, aber regelmäßig<br />
Zum Leistungssportler sind die Meisten<br />
nicht geboren. Das ist auch gut so. Leider<br />
neigen viele Menschen dazu über das Ziel<br />
hinauszugehen, ganz nach dem Motto:<br />
Wenn schon Sport, dann gleich ausgiebig.<br />
So trainieren auch im Freizeitsport fast 80<br />
Prozent der Hobbysportler in Bereichen,<br />
die dem Körper mehr schaden als nutzen.<br />
Weniger ist vielleicht langweiliger, aber sicher<br />
besser in den Alltag zu integrieren<br />
und auf jeden Fall gesünder. Allein dreimal<br />
eine halbe Stunde schnelles Gehen pro<br />
Woche bringt Kreislauf und Muskeln schon<br />
gut in Schwung.<br />
Bewegung verbrennt Fette und Blutzucker,<br />
baut Übergewicht ab und senkt einen erhöhten<br />
Blutdruck. All dies führt dazu, dass<br />
Gefäßverkalkungen zum Stillstand kommen.<br />
Bewegung macht gesund!<br />
58 % weniger Diabetes Typ 2<br />
30 % weniger Herzinfarkte und<br />
Schlaganfälle<br />
Sport soll Spaß machen, daher gibt es keine<br />
allgemein gültigen Empfehlungen, wer<br />
wann genau welchen Sport treiben sollte.<br />
Wasserratten werden sich eher für einen<br />
regelmäßigen Schwimmbadbesuch<br />
begeistern als eingefleischte Landratten.<br />
Das Gleiche gilt für das Joggen: Nicht jeder<br />
kann dieser Fortbewegungsart etwas<br />
abgewinnen. Nur wer den Sport, den er<br />
gewählt hat, gerne macht, wird ihn auch<br />
regelmäßig durchführen. Bei der Wahl<br />
sollte miteinbezogen werden, dass nicht<br />
Kraft und Geschwindigkeit dem Herz nüt-<br />
zen, sondern Ausdauer. Einige Beispiele<br />
für herzverträgliche Sportarten:<br />
Gehen, Wandern, Laufen, Joggen<br />
Radfahren<br />
Schwimmen<br />
Ballsportarten ohne Leistungsdruck<br />
Gymnastik<br />
Tanzen<br />
Ski-Langlauf<br />
Sich schlank und gesund essen<br />
Gesund essen heißt nicht, dass man nichts<br />
mehr essen darf. Zwar kann ein totaler<br />
Nahrungsstopp, wie beispielsweise das<br />
Heilfasten, oder eine stark kalorienreduzierte<br />
Diät für kurze Zeit durchaus sinnvoll<br />
sein, aber auf Dauer sind diese Extreme<br />
nichts. Das Motto lautet daher: Das Richtige<br />
und in Maßen.<br />
Ein Blick in die Statistik macht deutlich: In<br />
Deutschland wird zu fett und zu süß gegessen.<br />
Schauen Sie sich um! Jedes fünfte<br />
Schulkind und jeder zweite Erwachsene<br />
sind übergewichtig.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 11<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Sich gesund zu ernähren, bedeutet langfristig<br />
zu denken. Unter Umständen ist die<br />
komplette Umstellung bisheriger Ernährungsgewohnheiten<br />
nötig und zwar auf Dauer.<br />
Die so genannte mediterrane Ernährung<br />
senkt das Herz-Kreislauf-Risiko schon um<br />
bis zu 50 Prozent. Bei ihr kommt viel Obst<br />
und Gemüse auf den Tisch. Statt rotem<br />
Fleisch stehen Geflügel und Fisch auf dem<br />
Speiseplan. Als Fett eignen sich mehrfach<br />
ungesättigte Fettsäuren, beispielsweise aus<br />
Olivenöl. Fette und gesüßte Speisen sollte<br />
man in den Regalen liegen lassen.<br />
Würde jeder Deutsche pro Tag zwei Portionen<br />
Obst und Gemüse (150 Gramm) essen,<br />
träte jede fünfte Krebserkrankung erst<br />
gar nicht auf.<br />
Was der Rauch-Stopp bringt<br />
Quelle: pixelio.de<br />
� Drei Mal eine halbe Stunde<br />
Spazieren pro Woche unterstützt die<br />
<strong>Gesundheit</strong>. Auch ohne Strand...<br />
Nach 1 Jahr<br />
50 % weniger Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen als Raucher<br />
Nach 2 Jahren<br />
wieder normales Schlaganfall-Risiko<br />
Nach 5 Jahren<br />
wieder normales Herz-Kreislauf-Risiko<br />
Nach 15 Jahren<br />
wieder normales Lungenkrebs-Risiko<br />
Nichtrauchen lohnt sich<br />
Trotz der vielen Aufklärungskampagnen,<br />
des öffentlichen Rauchverbots und der<br />
Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln<br />
ist Deutschland weit davon entfernt,<br />
ein Nichtraucherland zu sein. Täglich sterben<br />
fast 400 Deutsche an den Folgen des<br />
Tabakkonsums. Auch wenn der Verzicht<br />
auf die Zigarette nicht einfach ist – es geht!<br />
Viele Krankenkassen vermitteln professionelle<br />
Hilfe beim Durchhalten.<br />
Mit dem Rauchen aufzuhören lohnt sich<br />
zu jedem Zeitpunkt: Verengte Blutgefäße<br />
öffnen sich wieder und Lungenfunktion<br />
sowie körperliche Belastbarkeit verbessern<br />
sich bei Exraucher(inne)n deutlich.<br />
Dies alles bringt mehr Lebensqualität und<br />
eine höhere Lebenserwartung.<br />
Der wieder gewonnene Schwung macht<br />
körperlich aktiv. Wird der Griff zum Glimmstängel<br />
nicht durch Süßigkeiten ersetzt,<br />
bleibt auch die von manchen gefürchtete<br />
Gewichtszunahme aus.
Krankes Herz:<br />
Keine Angst vor<br />
der Liebe<br />
Ulrike W. ist 55 Jahre alt und hatte vor acht<br />
Wochen einen Herzinfarkt. Jetzt liegt sie<br />
wach neben ihrem Ehemann und fragt<br />
sich, wie sie beide denn in Zukunft mit Sex<br />
umgehen sollen. Lust hat sie schon, aber<br />
auch Angst, dass sie erneut einen Infarkt<br />
bekommt. Auch Herr W. kann nicht schlafen<br />
– er macht sich Gedanken um die <strong>Gesundheit</strong><br />
seiner Frau. Die Situation ist alles<br />
andere als ungewöhnlich. Nach einem<br />
Herzinfarkt sind meist beide Partner unsicher,<br />
ob und wann sie wieder ein normales<br />
Sexualleben aufnehmen können.<br />
Solche Unsicherheiten sind ganz normal<br />
und sollten offen angesprochen werden –<br />
miteinander und mit dem Arzt oder der Ärztin.<br />
Der Gang zum Hausarzt hilft bei der Frage,<br />
ob der Körper die „Anstrengung“ durch<br />
Sex schon verträgt – ein Belastungs-EKG<br />
klärt die körperliche Belastbarkeit und zeigt<br />
Grenzen, aber auch Möglichkeiten.<br />
Sex ohne besondere Akrobatik oder Spielarten<br />
beansprucht Herz und Kreislauf nicht<br />
übermäßig – vergleichbar der Herzbelastung<br />
beim Steigen von drei bis vier Stockwerken.<br />
Anstrengendere Praktiken können<br />
dem Körper schon deutlich mehr abverlangen.<br />
Verboten sind sie natürlich trotzdem<br />
nicht, nur sollte das Herz dafür besser<br />
belastbar sein. Regelmäßige Bewegung<br />
bringen Kreislauf, Muskulatur und<br />
Hohes<br />
Cholesterin,<br />
was tun?<br />
Wenn erhöhte Cholesterinwerte im Blut<br />
zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen,<br />
warum lassen wir dann das Fett in unserer<br />
Ernährung nicht einfach ganz weg? Aus<br />
gutem Grund: Unser Körper braucht Fett.<br />
GUT INFORMIERT<br />
Herzkranke müssen auf Sexualität nicht<br />
verzichten, sie ist wichtig für Körper und<br />
Seele. Die Angst durch sexuelle<br />
Aktivitäten eine erneute Herzattacke auszulösen<br />
ist häufig, aber meist unbegründet.<br />
Herz wieder in Schwung. Herzklopfen,<br />
schweres Atmen oder Schwitzen sind<br />
nach dem Sex übrigens ganz normal.<br />
Erst wenn Schmerzen dazukommen oder<br />
die Veränderungen länger als 15 Minuten<br />
anhalten, sollten Sie Ihrem Arzt davon berichten.<br />
Und wenn nichts mehr geht?<br />
Nicht immer ist die eigene Angst der Lustkiller.<br />
Bei manchen Patienten oder Patientinnen<br />
mindern Herz- oder Blutdruck-<br />
Bei jedem zweiten Deutschen über 40 Jahren sind die Cholesterinwerte<br />
zu hoch. Allein durch eine gezielte Auswahl beim Einkauf<br />
lässt sich der erhöhte Cholesterinspiegel um bis zu 30 Prozent senken.<br />
Doch wie so oft im Leben kommt es auch<br />
hier auf die richtige Wahl und Dosis an.<br />
Das Risiko für einen Herzinfarkt<br />
verringert sich durch<br />
konsequente Cholesterinsenkung<br />
um 30 Prozent.<br />
Ohne Fette funktioniert im Körper fast<br />
nichts – sie spielen eine entscheidende<br />
Rolle bei der Bildung von Hormonen und<br />
Gallenflüssigkeit, vor allem aber beim<br />
Energiestoffwechsel.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 12<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Die Weichen für cholesterinarme<br />
Ernährung stellen Sie beim Einkaufen.<br />
medikamente, vor allem Beta-Blocker, die<br />
Potenz und das sexuelle Lustempfinden.<br />
Eine geringere Dosis oder der Wechsel zu<br />
einem anderen Medikament können in<br />
diesem Fall Wunder wirken. Doch Finger<br />
weg vor eigenmächtigen Änderungen. Nur<br />
nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem<br />
Arzt lassen sich Sex und Herzschutz unbeschadet<br />
in Einklang bringen.<br />
Männer, die ihrer sexuellen Aktivität mit<br />
Potenzmitteln nachhelfen, leben nicht ganz<br />
ungefährlich. Schwindel, Übelkeit oder eine<br />
schmerzhafte Dauererektion sind bei<br />
diesen Präparaten nicht selten. Zusammen<br />
mit bestimmten Herzmitteln, beispielsweise<br />
den Nitraten, kann es darüber<br />
hinaus zu einem schnellen Sinken des<br />
Blutdrucks mit unzureichender Herzdurchblutung<br />
kommen.<br />
Auch ihre Partnerin sollten Männer bei der<br />
Entscheidung einbeziehen. So zeigte eine<br />
Befragung, die die Canterbury Universität<br />
in Neuseeland mit 27 Frauen durchführte,<br />
deren Männer Potenzmittel nahmen: Viele<br />
dieser Frauen litten unter der neuen unnatürlichen<br />
sexuellen Hartnäckigkeit ihrer<br />
Partner oder waren wütend darüber, dass<br />
nicht mehr die Lust, sondern die „blaue<br />
Pille“ ihr Sexleben bestimmte. Kein guter<br />
Nährboden für ein beidseitig befriedigendes<br />
Liebesspiel.<br />
Quelle: PHOTOCASE
Der informierte Patient:<br />
Willkommen im<br />
Datendschungel! LINKTIPPS<br />
www.gesundheitsinformation.de<br />
Die Rollen im Arzt-Patienten-Verhältnis erfahren<br />
seit einigen Jahren einen Umbruch. Patien -<br />
tinnen und Patienten werden immer mehr zu<br />
aktiven Experten für ihre Krankheit. Gute<br />
Informa tionen sind das A und O für eine fundierte<br />
Entscheidung. Doch woher nehmen?<br />
Wer krank ist, findet in Deutschland genug ärztliche Ansprechpartner/innen.<br />
Trotzdem konsultieren immer mehr Menschen<br />
nicht mehr nur ihren Arzt oder ihre Ärztin, sondern informieren<br />
sich zusätzlich auf Webseiten. Doch wo und wie finden sie dort<br />
medizinisch richtige und nützliche Informationen?<br />
Für viele häufige Erkrankungen gibt es mittlerweile Behandlungs-<br />
Leitlinien von medizinischen Fachgesellschaften, die auf den Seiten<br />
der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />
Fachgesellschaften (AWMF) zu finden sind.<br />
Wer lediglich Basiswissen zu einer Erkrankung sucht, ist bei einem<br />
<strong>Gesundheit</strong>sportal wie Netdoktor oder Onmeda meist gut<br />
aufgehoben.<br />
Das Internet ist aber nicht nur eine enorme Wissensdatenbank,<br />
sondern auch eine Kommunikationsplattform. Viele Selbsthilfegruppen<br />
präsentieren sich im Netz, geben alltagserprobte Tipps<br />
und helfen, im Internet verlässliche Informationen zu finden. Foren,<br />
die den Austausch Betroffener ermöglichen, sind gerade für<br />
chronisch Kranke wichtig. Mit nur einem Klick am PC kommt der<br />
Kontakt zustande.<br />
Dem wahren Wissen auf der Spur<br />
Keiner sollte dem Trugschluss unterliegen, erst das Medium Internet<br />
habe Falschinformationen Tür und Tor geöffnet. Schon in<br />
Die Weichen beim Einkauf stellen<br />
Nahrungsfette können aus gesättigten und<br />
einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />
bestehen. Für den Körper besonders<br />
nützlich sind die ungesättigten Fettsäuren:<br />
Je mehr man davon zu sich nimmt,<br />
desto besser kann die Leber das LDL-Cholesterin<br />
(das „liederliche“ Cholesterin) aufnehmen<br />
und abbauen. Der LDL-Wert im<br />
Blut sinkt, und überschüssiges Cholesterin<br />
kann nicht mehr in die Gefäßwand eingelagert<br />
werden. Wenn kein Cholesterin<br />
eingelagert wird, kann es auch nicht zu einer<br />
Gefäßverengung beitragen.<br />
Gut und Böse<br />
Zu den Nahrungsfetten gehören auch die<br />
Cholesterine. Zwei von ihnen spielen eine<br />
entscheidende Rolle für die Blutgefäße,<br />
das HDL-Cholesterin und das LDL-Cho-<br />
lesterin. HDL schützt unsere Gefäße vor<br />
Veränderungen. Erhöhtes LDL lagert sich<br />
dagegen in den Gefäßwänden ab, es<br />
kommt zu Verkalkungen (arteriosklerotischen<br />
Plaques), die die Arterien verengen.<br />
Als Folge können Bluthochdruck, Herzerkrankungen<br />
und Durchblutungsstörungen<br />
in den Beinen auftreten.<br />
EINKAUFTIPPS<br />
<strong>MGM</strong> Seite 13<br />
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
stellt auf dieser Webseite Interessierten und<br />
Kranken gut verständliche, aktuelle und unabhängige <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
zur Verfügung.<br />
www.patienten-information.de<br />
Die Webseite ist ein Informationsportal der Bundesärztekammer<br />
und der kassenärztlichen Bundesvereinigung. Neben<br />
Arzt- und Krankenhaussuchen bietet es <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />
in alphabetischer Reihenfolge geordnet.<br />
www.leitlinien.net<br />
Eine Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Hier finden<br />
sich aktuelle Leitlinien zu Diagnose und Therapie einzelner<br />
Erkrankungen. Zielgruppe sind zwar Mediziner, aber auch<br />
Patienteninformationen sind eingestellt.<br />
den 70er Jahren bescheinigte eine Studie den <strong>Gesundheit</strong>ssendungen<br />
im Fernsehen, 70 Prozent sachlich nicht richtige oder irreführende<br />
Informationen zu verbreiten.<br />
Für das Internet gibt es Rüstzeug, um die Spreu vom Weizen zu<br />
trennen. Qualitativ gute Publikationen müssen unter anderem:<br />
Quellen und Autoren nennen<br />
Erstellungs- bzw. Überarbeitungsdatum anzeigen<br />
ausgewogen und unbeeinflusst sein<br />
Sponsoren nennen und Werbung klar abgrenzen<br />
auf Bereiche von Unsicherheit hinweisen<br />
Behandlungsverfahren beschreiben<br />
Nutzen, Risiken und Folgen einer Nicht-Behandlung erklären<br />
auf alternative Behandlungsmöglichkeiten hinweisen.<br />
Sind die Cholesterinwerte zu hoch, heißt<br />
es aktiv werden. Fettarme Ernährung, regelmäßige<br />
körperliche Bewegung und Abnehmen<br />
sind angesagt. Reicht dies nicht,<br />
um die Werte ausreichend zu senken, können<br />
zusätzlich Medikamente zum Einsatz<br />
kommen – Tabletten ersetzen nicht die Eigeninitiative!<br />
Wählen Sie bewusst fettarme Fleisch- und Wurstsorten (Fettgehalt unter 20%)<br />
Essen Sie generell weniger Fleisch- und Wurstprodukte<br />
Greifen Sie häufiger zu Fisch, Wild und Geflügel<br />
Bringen Sie mehr Obst und Gemüse auf den Tisch<br />
Vermeiden Sie Innereien und Eigelb (sie sind besonders cholesterinreich)<br />
Ignorieren Sie paniertes Fleisch und Fleischkonserven<br />
Quelle: PHOTOCASE
GBE-Heft zu<br />
Bluthoch druck<br />
erschienen<br />
„Hat ein Arzt bei Ihnen jemals Bluthochdruck/Hypertonie<br />
festgestellt?“. Diese Frage bejahten bei der jüngsten telefonischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sbefragung des Robert Koch-Instituts<br />
über 50 Prozent der Teilnehmer über 65 Jahre.<br />
Viele Betroffene wissen jedoch nichts von ihrem Bluthochdruck.<br />
Andere werden nicht oder nicht ausreichend behandelt, oder verzichten<br />
auf blutdrucksenkende Änderungen des Lebensstils. Und<br />
das, obwohl zu hoher Blutdruck als bedeutsamer Risikofaktor für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt gilt.<br />
Daher ist Hypertonie das Thema des neuen Heftes der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung.<br />
Herausgeber ist das Robert Koch-Institut,<br />
die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der<br />
Krankheitsüberwachung und -vorsorge. Das Heft bietet auf rund 30<br />
Seiten Informationen unter anderem zu Krankheitsbild, Verbreitung,<br />
Vorbeugung, Behandlung und zu den Kosten von Bluthochdruckerkrankungen.<br />
Alle Möglichkeiten ausschöpfen<br />
Bei der häufigsten Form von Bluthochdruck,<br />
der primären Hypertonie,<br />
geht man von einer Entstehung durch<br />
das Zusammenwirken erblicher Veranlagung<br />
mit verschiedenen Risikofaktoren<br />
aus. Zu den Risikofaktoren<br />
zählen insbesondere Übergewicht,<br />
gesteigerte Salzempfindlichkeit, Bewegungsmangel,<br />
hoher Alkoholkonsum<br />
– nach Schätzungen werden bis<br />
zu 30 Prozent der Hypertoniefälle auf<br />
Alkoholkonsum zurückgeführt – und Umwelteinflüsse wie starke<br />
Lärmbelästigung oder Stress im Beruf.<br />
Jede Therapie sollte mit nicht-medikamentösen Maßnahmen beginnen.<br />
Im Mittelpunkt stehen bei Übergewicht Abnehmen, weniger<br />
Alkohol und bei Kochsalzempfindlichkeit eine Ernährungsumstellung<br />
mit geringerer Kochsalzaufnahme. Erst wenn diese Maßnahmen<br />
nicht ausreichen, kommen zusätzlich Medikamente ins Spiel.<br />
Es gibt noch viel zu tun<br />
Studien zeigen allerdings, dass das Wissen und die Umsetzung von<br />
Leitlinien zur Erkennung und Behandlung der Hypertonie nicht ausreicht.<br />
Allgemeine Schulungsmaßnahmen, zum Beispiel die Verbesserung<br />
des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens, wie auch<br />
andere verhaltensmedizinische Maßnahmen werden den Patientinnen<br />
und Patienten zu selten angeboten. Von der Möglichkeit,<br />
Pati ent(inn)en an spezialisierte Dienste zu überweisen, macht die<br />
Ärzteschaft zu wenig Gebrauch. Auch bei der Hypertoniebehandlung<br />
mit Arzneimitteln bestehen Mängel. Allein durch eine Verringerung<br />
des Anteils behandelter, aber danach nicht mehr kontrollierter<br />
Bluthochdruckkranker könnte das Risiko für die Folgen der<br />
Hypertonie deutlich gesenkt werden.<br />
Das 43. GBE-Heft „Hypertonie“ kann kostenlos schriftlich beim Robert<br />
Koch-Institut bestellt werden (Robert Koch-Institut, GBE, General-Pape-Straße<br />
62, 12101 Berlin, E-Mail: gbe@rki.de, Fax: 030-18754-<br />
3513) und ist auf der RKI-Internetseite (www.rki.de) abrufbar.<br />
GUT INFORMIERT<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Fitness-Studio<br />
Straße<br />
<strong>MGM</strong> Seite 14<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
Trendsportarten wie Beachvolleyball<br />
(nur mit Bikini-Figur)<br />
oder Schneeschuh-Gehen<br />
(leider nur bei Schnee) ist<br />
Walking eine Sportart für jeden,<br />
überall und jederzeit. Gemeinsam<br />
oder allein, über Stock,<br />
Stein, Berg und Tal – egal.<br />
Auch wenn der Begriff „Walking“<br />
schick klingt und – natürlich<br />
– aus den USA stammt,<br />
verbirgt sich dahinter Altbekanntes:<br />
Schnelles Gehen, das<br />
den ganzen Körper beansprucht, aber die Gelenke schont. Walking<br />
kommt ohne die für das Joggen typische „Flugphase“ aus, an deren<br />
Ende die Gelenke eines Beins das ganze Körpergewicht abfangen<br />
müssen.<br />
Eine Reihe von Studien bestätigt: Walking stärkt das Herz, fördert die<br />
Durchblutung, kräftigt Muskeln und Bänder, senkt Cholesterin und<br />
Blutdruck und lindert durch Krampfadern verursachte Schmerzen. Dabei<br />
lässt sich der vielleicht beste Effekt nicht in Milligramm pro Deziliter<br />
messen: Vernünftiges „walken“ kickt das Selbstbewusstsein<br />
nach oben und hebt die Laune. Eine Erklärung dafür sind mehr Sauerstoff<br />
und Glückshormone im Gehirn.<br />
Walking soll in erster Linie Spaß machen. Das Tempo ist individuell<br />
verschieden, sollte aber immer so langsam sein, dass nebenbei genug<br />
Puste zum Plaudern bleibt. Wer im Gespräch anfängt zu hecheln,<br />
hat schon nicht mehr genügend Sauerstoff für eine schonende Körper-Energiegewinnung<br />
im Blut.<br />
Eine besondere Ausrüstung brauchen Walker nicht. Allerdings sollten<br />
die Schuhe wirklich passen. Das beste spezialgedämpfte Fußbett mit<br />
Torsionsmodul nützt absolut nichts, wenn die Ferse rutscht – dann<br />
lieber der Turnschuh in gelb und pink aus den Achtzigern, der dafür<br />
sitzt wie angegossen.<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Die Lauf-Masche aus dem Norden<br />
Apropos Equipment: Stöcke verbessern den Lauf-Effekt. Was aussieht<br />
wie Langlauf ohne Schnee, stammt aus Finnland und nennt sich<br />
Nordic Walking. Mittlerweile betreiben etwa eine Million Finninnen<br />
und Finnen diesen Ganzjahressport – ihr Anblick ist dort normaler als<br />
ein Elch auf der Autobahn. Auch bei uns erobern die Nordic Walker/innen<br />
Gehsteige und Wanderwege.<br />
Das Cooper Institut in Dallas hat die Wirkung von Nordic Walking mit<br />
der schnellen Gehens ohne Stock verglichen. Das Ergebnis: Nordic<br />
Walking arbeitet mit ungleich mehr Muskelpartien, verbraucht mehr<br />
Sauerstoff und verbrennt fast 50 Prozent mehr Kalorien als normales<br />
Gehen mit gleicher Geschwindigkeit.<br />
Der dem Langlauf entlehnte Stockschwung strengt nicht nur an, er<br />
entlastet auch Knochen und Gelenke. Damit eignet sich die Sportart<br />
besonders bei Knie- und Rückenproblemen. Auch Muskelverspannungen<br />
in Schultern und Nacken kann die kontinuierliche Bewegung<br />
des Nordic Walking lösen. Sport, der den Körper stählt und gleichzeitig<br />
entspannt – eine kluge Kombination.
DIALOG<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Mit den beiden vorbereiteten Antwortkarten können Sie uns schreiben, was Sie wollen: am Gewinnspiel/Preisrätsel teilnehmen<br />
(Seiten 28/29) oder Informationsmaterial anfordern. Selbstverständlich sind wir auch telefonisch für Sie da, wenn Sie Fragen haben:<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V., Bonn, Telefon 0228/212100<br />
Preisrätsel<br />
(Seiten 28/29)<br />
Wenn Sie die richtige<br />
Lösung eintragen und<br />
die Postkarte rechtzeitig<br />
absenden, können Sie<br />
an unserer Verlosung<br />
teilnehmen und eine<br />
Schnupper-Reha in Ihrer<br />
Nähe gewinnen.<br />
Bitte beachten Sie den<br />
Einsendeschluss<br />
01.03.2009<br />
Infomaterial<br />
Mit dieser Antwortkarte<br />
können Sie die verschiedenenPatienteninformationen<br />
des<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
e.V. anfordern.<br />
Die Gewinnfrage:<br />
Von welchem slawischen Wort kommt der<br />
Name des Flusses „Elster“, der durch<br />
das sächsische Staatsbad Bad Elster fließt?<br />
Antwort<br />
Die richtige Lösung finden Sie in unserem Bericht über die Sächsischen Staatsbäder auf Seite 28/29<br />
Mit dieser Antwortkarte können Sie Infomaterial beim <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
bestellen. Das Angebot ist für Sie kostenfrei.<br />
(Bitte ankreuzen - auch mehrfach!)<br />
Merkblatt »Medizinische Rehabilitation<br />
im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements<br />
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Grundsicherung für Arbeitsuchende«<br />
CD-ROM »Zeit für Ihre <strong>Gesundheit</strong>«<br />
Eine CD für Patientinnen und Patienten<br />
mit einer Hilfestellung rund um die Antragstellung,<br />
TV-Beiträgen, Service-Telefonnummern,<br />
Infomaterial für die Erwachsenen-<br />
und Kinderrehabilitation u.a.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 15<br />
Broschüre »Reha vor Pflege«<br />
Die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt.<br />
Was die medizinische Reha leistet, erfahren<br />
Sie hier.<br />
Broschüre »Reha vor Rente«<br />
Eine gezielte medizinische Rehabilitation<br />
kann die Frühverrentung oft verhindern.<br />
Katalog »Rehabilitationskliniken stellen<br />
sich vor« Das umfassende und aktuelle<br />
Nachschlagewerk – nun schon in der 12.<br />
Auflage.
Absender:<br />
Vorname Name<br />
Straße, Haus-Nr.<br />
PLZ Ort<br />
Absender:<br />
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DIALOG<br />
<strong>MGM</strong> Seite 16<br />
Bitte freimachen<br />
An den<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Am Römerlager 2<br />
53117 Bonn<br />
Bitte freimachen<br />
An den<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Am Römerlager 2<br />
53117 Bonn
Quelle: PHOTOCASE<br />
Sport macht<br />
Vorschulkinder mobil<br />
Ein Pilotprojekt<br />
bringt Gewissheit:<br />
Dreimal 45 Minuten<br />
Sport pro Woche<br />
verbessert Koordination<br />
und Motorik<br />
von Kindergartenkindern.<br />
Humboldt-Universität (HU) Berlin, Berliner Gesellschaft für Prävention und<br />
Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben zusammen mit der<br />
Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) jetzt den Zusammenhang zwischen<br />
Sport und <strong>Gesundheit</strong> bei Vorschulkindern wissenschaftlich belegt.<br />
In der zweijährigen Projektphase wurde die motorische Leistungsfähigkeit<br />
von Kindergartenkindern getestet, die zu Beginn der Untersuchung drei Jahre<br />
alt waren. Die eine Hälfte der Kinder nahm dreimal pro Woche für 45 Minuten<br />
an einer spielerischen Bewegungsförderung teil, die andere Hälfte bekam<br />
keine solchen zusätzlichen Bewegungsangebote.<br />
Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder von der Bewegungsförderung profitierten:<br />
Sie konnten deutlich besser rückwärts balancieren und aus dem Stand<br />
weiter springen als die Vergleichsgruppe. Beim Koordinationstest und 6-Meter-Lauf<br />
ergab sich ein ähnliches Bild. „Die Interventionsgruppe konnte die<br />
Distanz in 2,2 Sekunden, die Kontrollgruppe in 2,6 Sekunden zurücklegen“,<br />
erklärt Projektleiterin Dr. Kerstin Ketelhut vom Institut für Sportwissenschaft<br />
an der HU. Bereits frühere Untersuchungen hätten belegt, dass die Bewegungsförderung<br />
auch den Blutdruck der Kinder positiv beeinflusse.<br />
„Es ist faszinierend, dass die Wirkung von Bewegung und Sport bereits bei<br />
kleinen Kindern im Vorschulalter so durchgreifend ist“, sagt Ingo Kailuweit,<br />
Vorstandsvorsitzender der KKH.<br />
Die KKH bietet das Projekt mit Kindergärten in Berlin und Sachsen an. Die<br />
Ausweitung auf weitere Bundesländer steht bevor. Das Projekt will regelmäßige<br />
Bewegung in den Kindergartenalltag integrieren, um so Bewegungsmangel<br />
und motorische Defizite bereits bei den Kleinsten zu vermeiden.<br />
Das Projekt „Fitness für Kids“ wurde mehrfach ausgezeichnet.<br />
Starkes Übergewicht, ein großer<br />
Taillenumfang aber auch ein Körpergewicht<br />
am unteren Ende des Normalbereichs<br />
sind bei Menschen um die<br />
Fünfzig mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko<br />
verbunden. Dies sind<br />
die Ergebnisse der European Prospec<br />
tive Investigation into Cancer and<br />
Nutrition (EPIC) Study, einer der<br />
größten europäischen Langzeitstudien.<br />
Das geringste Risiko haben Frauen mit einem<br />
Body-Mass-Index von 24,3 sowie<br />
Männer mit einem BMI von 25,3. Die Studiendaten<br />
der insgesamt 359.387 Teilnehmer/innen<br />
belegen, dass neben dem<br />
Körpergewicht auch die Fettverteilung für<br />
das Sterblichkeitsrisiko wichtig ist.<br />
ZUSAMMENGEFASST<br />
Gewicht und Taillenumfang erhöhen Sterblichkeit<br />
„Das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung<br />
ist, dass das Übergewicht an sich,<br />
aber auch unabhängig davon die Körperfettverteilung<br />
das Sterblichkeitsrisiko eines<br />
Individuums beeinflusst“, sagt Tobias<br />
Pischon vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung.<br />
Bauchfett sei nicht nur<br />
ein Energiespeicher, sondern es produziere<br />
auch Botenstoffe, die die Entwick-<br />
Berechnung des Body-Mass-Index (BMI)<br />
Körpergewicht in Kilogramm<br />
Körperlänge in Meter zum Quadrat<br />
Beispiel: Eine 1,70 m große Frau mit<br />
einem BMI von 24,3 würde 70,2 kg wiegen.<br />
Ein 1,85 m großer Mann mit<br />
einem BMI von 25,3 würde 86,6 kg wiegen.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 17<br />
Junge<br />
Erwachsene<br />
sind<br />
Bewegungsmuffel<br />
60 Prozent der Weltbevölkerung bewegen sich täglich weniger<br />
als 30 Minuten. Ursachen sind fehlende körperliche Bean -<br />
spruchung im Berufsleben und mangelnde sportliche Aktivitäten.<br />
Die Studie „Fit-fürs-Leben“ der Sporthochschule Köln befragt<br />
junge, 16-25 jährige Erwachsene nach ihren Lebensgewohnheiten.<br />
Bis jetzt nahmen 12.835 junge Männer und Frauen teil.<br />
Die bisherigen Ergebnisse belegen eindeutig, dass gesundheitlich<br />
ungünstige Merkmale bei den 20-25 Jährigen deutlich zunehmen:<br />
Jeder zweite Mann im Alter von 25 Jahren ist übergewichtig,<br />
60 Prozent rauchen und 30 Prozent treiben keinen Sport.<br />
Zwar leidet nur jede vierte weibliche Studienteilnehmerin der Altersgruppe<br />
16-25 Jahre unter Übergewicht, jedoch sind die Frauen<br />
wesentlich seltener sportlich aktiv. Kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
fanden die Wissenschaftler bei drei von vier Studienteilnehmer/(inne)n.<br />
Einfluss auf die Ergebnisse hatte das Bildungsniveau. Die Gefahr,<br />
wenigstens einen kardiovaskulären Risikofaktor im jungen<br />
Erwachsenenalter zu erwerben, war mit abnehmender Schulbildung<br />
deutlich größer: Im Vergleich zu Abiturienten und Gymnasiasten<br />
ist das Risiko der Realschüler mehr als dreimal, bei<br />
den Hauptschülern mehr als fünfmal so hoch.<br />
lung chronischer Erkrankungen fördern.<br />
Dies könne zum Teil erklären, warum auch<br />
schlanke Menschen mit einem niedrigen<br />
BMI aber großem Taillenumfang ein erhöhtes<br />
Sterblichkeitsrisiko besäßen. In der<br />
vorliegenden Studie hatten Schlanke mit<br />
viel Körperfett im Bauchraum – einer „Apfelform“<br />
des Körpers – ein ebenso großes<br />
Risiko wie stark Übergewichtige.<br />
Als Ursache für den beobachteten Zusammenhang<br />
zwischen niedrigerem BMI<br />
und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko kommt<br />
nach Ansicht der Wissenschaftler auch ein<br />
durch Alterungsprozesse oder unerkannte<br />
Krankheiten bedingter Verlust der Muskelmasse<br />
in Frage. Muskeln sind schwerer<br />
als Fettgewebe. Menschen, die Gewicht<br />
verlieren, bauen oft mehr Muskeln<br />
ab als Fett.<br />
Quelle: PHOTOCASE
Vorhofflimmern:<br />
Blutverdünnung meist<br />
unverzichtbar<br />
Keine andere Herzrhythmusstörung ist so häufig<br />
wie das Vorhofflimmern: In Deutschland sind mehr als<br />
800.000 Menschen davon betroffen. Und sehr viele<br />
von ihnen – vor allem ältere Patienten – leben mit der<br />
Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden.<br />
Fast zwei von zehn Schlaganfällen<br />
lassen sich auf Vorhofflimmern<br />
zurückzuführen. Im höheren<br />
Lebensalter ist es sogar die<br />
häufigste Schlaganfall-Ursache.<br />
Daher sei es für ältere Menschen<br />
besonders wichtig, sich<br />
durch eine geeignete Therapie<br />
mit gerinnungshemmenden Medikamenten<br />
vor Schlaganfällen<br />
zu schützen, betont die Deutsche<br />
Herzstiftung.<br />
Das Vorhofflimmern ist ein unregelmäßiger<br />
schneller Herzschlag,<br />
bei dem sich die Herzvorhöfe<br />
nicht mehr regelmäßig<br />
zusammenziehen. So entstehen<br />
dort Blutgerinnsel, die – mit dem<br />
Blutstrom fortgeschwemmt – zu<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Gefäßverschlüssen (Thromboembolien)<br />
führen können. Im Gehirn verursacht ein solcher Gefäßverschluss<br />
einen Schlaganfall. „Das individuelle Schlaganfall-<br />
Risiko und damit die gerinnungshemmende Therapie hängen dabei<br />
vom Lebensalter und den Begleiterkrankungen ab“, erklärt<br />
Dr. med. Christa Gohlke-Bärwolf vom Wissenschaftlichen Beirat<br />
der Deutschen Herzstiftung.<br />
Zur Blutverdünnung stehen Acetylsalicylsäure (ASS) oder Marcumar/Falithrom<br />
sowie ähnlich wirkende Medikamente wie Coumadin<br />
zur Verfügung. ASS hemmt die Zusammenballung der<br />
Blutplättchen (Thrombozyten), Marcumar die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren.<br />
ZUSAMMENGEFASST<br />
<strong>MGM</strong> Seite 18<br />
Am Mannheimer Universitätsklinikum<br />
bündelt die<br />
Neurologische Universitätsklinik<br />
verschiedene<br />
Einrichtungen zur Prävention,<br />
Diagnostik und Therapie<br />
des Schlaganfalls in<br />
einem neuen Kompetenzzentrum.<br />
Durch die Integration der<br />
Sport beeinflusst Herzerkrankungen positiv<br />
Körperliche Aktivität wird zunehmend gezielt in der<br />
Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt,<br />
und das mit beeindruckenden Ergebnissen,<br />
berichteten Experten auf der Jahrestagung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kardiologie 2008. „Sport als<br />
Therapie sollte genau so wie die medikamentöse<br />
Therapie mit klaren Indikationen in individuell angepasster<br />
Dosierung unter ärztlicher Verlaufskontrolle<br />
angewendet werden“, erklärte Professor Rainer<br />
Hambrecht aus Bremen. „Unter diesen Voraussetzungen<br />
sind von einer körperlichen Bewegungstherapie<br />
günstige Effekte auf Mortalität und<br />
Morbidität bei koronarer Herzkrankheit und stabiler<br />
chronischer Herzinsuffizienz zu erwarten.“<br />
Jede/r Dritte profitiert<br />
Die positive Wirkung körperlicher Aktivität bei chronischer<br />
Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) ist<br />
wissenschaftlich gut belegt: „In der EXTRA-MATCH-<br />
Studie mit insgesamt 801 Patienten zeigte sich eine<br />
signifikante Verringerung des relativen Risikos<br />
der Gesamtsterblichkeit um 35 Prozent sowie der<br />
Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen um 28<br />
Prozent“, berichtete Hambrecht.<br />
Die umfangreichsten Daten zum Nutzen körperlicher<br />
Bewegung liegen für die stabile Koronare Herzkrankheit<br />
(KHK) vor. In einer großen Metaanalyse<br />
wurden zwei Gruppen von Studien zur Rehabilitation<br />
bei Herzerkrankungen analysiert:<br />
Bei hohem Schlaganfallrisiko Marcumar<br />
Ein hohes Schlaganfallrisiko haben Patienten, die bereits einen<br />
Schlaganfall oder eine Embolie hatten, sowie solche mit verengter<br />
Mitralklappe (Mitralstenose) oder künstlicher Herzklappe. "Die<br />
Marcumar-Therapie ist bei solchen Patienten der Behandlung mit<br />
ASS eindeutig überlegen", betont Gohlke-Bärwolf.<br />
Bei deutlich niedrigerem Thromboembolie-Risiko – was zum Beispiel<br />
bei weiblichem Geschlecht, im Alter zwischen 65 und 74<br />
Jahren, bei koronarer Herzkrankheit oder Schilddrüsenüberfunktion<br />
der Fall ist – bringt Marcumar gegenüber ASS keinen<br />
Zusatznutzen. Generell gilt: Je mehr Risikofaktoren vorliegen,<br />
desto größer ist die Thromboembolie-Gefahr und desto wichtiger<br />
eine Behandlung mit Marcumar.<br />
Umfangreiche Informationen zum Thema enthält die neue Broschüre<br />
der Deutschen Herzstiftung „Gerinnungshemmung“, erhältlich<br />
für 3 Euro in Briefmarken bei der Deutschen Herzstiftung<br />
(Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt am Main).<br />
Kompetenzzentrum Schlag anfall<br />
in Mannheim<br />
gegründet<br />
Optimale Versorgung im<br />
neuen Kompetenzzentrum Schlaganfall<br />
neurologischen Station Anfang 2008 werden die Patienten des Mannheimer<br />
Universitätsklinikums jetzt in einem umfassenden Kompetenzzentrum Schlaganfall<br />
versorgt, mit 13 Überwachungsbetten und 16 weiteren Stroke Care<br />
Betten. Damit unterhält die Neurologische Universitätsklinik Mannheim die<br />
größte Schlaganfall-Spezialstation in Deutschland.<br />
Neben der Primärversorgung akuter Schlaganfallpatienten gehört zum Konzept<br />
eine frühe Mobilisation und Rehabilitation. Die Betreuung durch ein gemeinsames<br />
Team und in der Regel denselben Arzt vom Aufnahmetag bis zur<br />
Entlassung gewährt die Kontinuität der Patientenversorgung.<br />
Erstens stellten die Forscher Studien, in denen<br />
körperliche Bewegung mit normaler ambulanter<br />
Betreuung („usual care“) untersucht wurden, Studien<br />
mit einfachen Trainingsprogrammen gegenüber.<br />
Zweitens verglichen sie Studien, in denen körperliches<br />
Training nur einen Teil vieler weiterer<br />
Behandlungen (psychosozialer Interventionen)<br />
gegen Risikofaktoren ausmachte mit Studien, die<br />
nur die "usual care" untersucht hatten.<br />
Der Nutzen von sportlicher Aktivität ist eindeutig,<br />
berichtete Hambrecht: „Der Effekt auf die Gesamtsterblichkeit<br />
und die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit<br />
ergab für die Trainingsinterventionen eine 27-prozentige<br />
beziehungsweise 32-prozentige Reduktion.“<br />
Kurz: Herzpatienten, die sich bewegen, leben<br />
länger.<br />
Quelle: Universitätsklinikum Mannheim
Schlaganfall:<br />
Oft leidet die<br />
Psyche mit<br />
Viele Schlaganfallpatienten und -patientinnen,<br />
aber auch deren Angehörige, entwickeln<br />
eine Depression. Das Institut für<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
(IQWiG) hat jetzt Forschungsergebnisse<br />
zur Behandlung von<br />
Depressionen nach einem Schlaganfall<br />
analysiert.<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Mehr erreichen in der<br />
Rehabilitation<br />
Es ist oft selbst für Ärztinnen und Ärzte<br />
schwer zu erkennen, ob Menschen nach<br />
einem Schlaganfall „nur“ niedergeschlagen<br />
sind oder unter einer behandlungsbedürftigen<br />
Depression leiden. Dabei ist<br />
es nicht nur für die Gemütslage der Patienten<br />
sehr wichtig, eine Depression angemessen<br />
zu behandeln. Depressionen<br />
können auch die körperliche Genesung<br />
verzögern. Über dieses Problem ist bisher<br />
aber nur wenig bekannt.<br />
„Der Erfolg der Rehabilitation hängt auch<br />
davon ab, wie sehr die Patientinnen und<br />
Patienten bereit sind, aktiv daran mitzuarbeiten“,<br />
sagt der Leiter des IQWiG, Professor<br />
Peter Sawicki: „Eine Rehabilitation<br />
ist anstrengend, sie erfordert viel Geduld<br />
und Motivation. Wenn Menschen eine Depression<br />
entwickeln, können sie die nötige<br />
Motivation aber kaum aufbringen.“<br />
Für den langfristigen Erfolg einer Rehabilitation<br />
ist eine gute Zusammenarbeit zwischen<br />
Ärztinnen und Ärzten, Pflege- und<br />
anderen Fachkräften, Betroffenen und ihren<br />
Angehörigen wichtig. Ergo- und Physiotherapie<br />
können Menschen in der Rehabilitation<br />
helfen, körperliche Fähigkei-<br />
REHA<br />
Menschen mit einem Schlaganfall und<br />
ihre Angehörigen brauchen Unterstützung,<br />
um die Folgen der Erkrankung<br />
besser bewältigen zu können. Neben den<br />
körperlichen Einschränkungen wirken<br />
die psychischen Belastungen oft schwer.<br />
ten zurückzugewinnen und wieder selbstständiger<br />
zu leben. Forschungen haben<br />
gezeigt, dass eine solche intensive Unterstützung<br />
auch helfen kann, Depressionen<br />
zu mildern.<br />
Vorsicht bei Psychopharmaka<br />
Antidepressiva sind nicht so wirksam wie<br />
erhofft und erhöhen das Risiko von Wechselwirkungen.<br />
Wissenschaftliche Studien<br />
zum Einsatz von Antidepressiva weisen<br />
darauf hin, dass die Medikamente bei<br />
Menschen nach Schlaganfällen allgemein<br />
nicht so wirksam sind wie bei „normalen“<br />
Depressionen. Da sie auch unerwünschte<br />
Wirkungen haben und die Wirkung anderer<br />
Medikamente beeinflussen können,<br />
raten Wissenschaftler/innen dazu, sie nur<br />
mit Bedacht einzusetzen.<br />
„Gerade bei älteren Menschen, die oft<br />
gleichzeitig noch viele andere Arzneimittel<br />
einnehmen, können Psychopharmaka<br />
unerwartete Neben- und Wechselwirkungen<br />
haben. Es gibt noch viele offene<br />
Fragen. Zum Beispiel weiß man noch<br />
nicht, in welchem Ausmaß Antidepressiva<br />
das Risiko für Stürze und Krampfanfälle<br />
beeinflussen“, erläutert Sawicki. Menschen<br />
mit bestimmten krankheitsbedingten<br />
Einschränkungen, wie Sprachund<br />
Verständnisstörungen, wurden zudem<br />
in viele Untersuchungen gar nicht mit einbezogen.<br />
Gut informiert<br />
Verlässliche Informationen können für Betroffene<br />
und Angehörige eine große Hilfe<br />
sein. Depressionen nach Schlaganfällen<br />
seien ein vernachlässigtes Problem, zudem<br />
gebe es auch im deutschen Sprachraum<br />
nur wenige allgemein zugängliche<br />
Informationen, bemängelt Sawicki: „Angehörige,<br />
die Schlaganfallpatienten betreuen,<br />
brauchen mehr Unterstützung".<br />
Das IQWiG leistet mit seinen auf<br />
www.gesundheitsinformation.de veröffentlichten<br />
Informationen zur psychischen<br />
Bewältigung eines Schlaganfalls einen<br />
Beitrag dazu, diese Lücke zu schließen.<br />
Die Seite bietet außerdem Informationen<br />
über den Nutzen von Ergo- und Physiotherapie.<br />
Sie liefert Anregungen, wie man<br />
Menschen mit Depressionen unterstützen<br />
kann.<br />
<strong>MGM</strong> Seite 19<br />
Bessere<br />
Rehabilitation für<br />
ältere Unfallopfer<br />
In Norddeutschland hat sich die Rehabilitation<br />
für Unfallpatienten, die über 65 Jahre<br />
alt sind, verbessert. Im Oktober 2008 schlossen<br />
die Medizinische Hochschule Hannover<br />
(MHH) und das Krankenhaus Lindenbrunn<br />
(KHL) in Coppenbrügge hierzu einen Kooperationsvertrag.<br />
Die Betroffenen können wenige Tage nach<br />
der Operation und Erstversorgung in der<br />
MHH-Klinik für Unfallchirurgie in das KHL<br />
verlegt werden, um dort eine akutgeriatrische<br />
Behandlung, geriatrische Frührehabilitation<br />
oder stationäre geriatrische Rehabilitation<br />
anzuschließen. Die Kooperation ist<br />
eingebettet in ein neues Konzept der MHH-<br />
Klinik für Rehabilitation. "Die Behandlung<br />
wird von der MHH und dem Krankenhaus Lindenbrunn<br />
frühzeitig koordiniert und so gesteuert,<br />
dass der Patient jederzeit die für ihn<br />
optimale Therapie erhält", sagte Dr. Andreas<br />
Tecklenburg, MHH-Vizepräsident, zuständig<br />
für das Ressort Krankenversorgung.<br />
Etwa 80 Patienten werden pro Jahr von dieser<br />
krankenhaus- und sektorenübergreifenden<br />
systematischen Zusammenarbeit profitieren.<br />
Einer der ersten Patienten war Horst L.. Der<br />
Patient hatte Frakturen an der Halswirbelsäule<br />
und an beiden Beinen erlitten, weswegen<br />
er mehrfach operiert werden musste.<br />
„Ich merke die Fortschritte und freue mich<br />
darauf, meine Selbstständigkeit zurück zu<br />
gewinnen“, sagt er.<br />
„Die zeitnahe und integrierte Zusammenarbeit<br />
zwischen Krankenhäusern spielt eine<br />
Schlüsselrolle für den gesamten Behandlungserfolg“,<br />
erläutert Chefarzt Dr. Manfred<br />
Gogol von der Klinik für Geriatrie des Krankenhauses<br />
Lindenbrunn. Auch für nicht-geriatrische<br />
Patientinnen und Patienten bietet<br />
das Krankenhaus Lindenbrunn bei Bedarf und<br />
in Einzelfällen eine fachübergreifende Frührehabilitation<br />
oder eine stationäre Rehabilitation<br />
an.<br />
Quelle: PHOTOCASE
„Wir behandeln unsere Patientinnen und<br />
Patienten nach den neuesten medizinischen<br />
Leitlinien – dies garantiert eine<br />
hohe Therapiequalität“, liest Gertrud S. in<br />
der Informationsbroschüre einer Rehabilitationsklinik<br />
für Herz-Kreislauf-Erkran -<br />
kungen in Nordrhein-Westfalen. Hier wird<br />
sie nächste Woche eine Rehabilitation nach<br />
ihrem Herzinfarkt beginnen. Das Gelesene<br />
wirkt beruhigend auf Frau S., auch wenn<br />
sie nicht genau weiß, was mit dem Wort<br />
‚Leitlinie’ eigentlich gemeint ist.<br />
Nachweise fordern<br />
Der Begriff medizinische Leitlinie ist nicht<br />
geschützt. Das heißt, eigentlich könnte jeder<br />
eine Leitlinie herausgeben und darin<br />
schreiben was er will – die Idee ist gerade<br />
in einem sensiblen Bereich wie der Medizin<br />
beunruhigend. Doch die Spreu lässt sich<br />
durchaus vom Weizen trennen. Ist eine Leitlinie<br />
„evidenzbasiert“ spricht das für die<br />
Qualität der Leitlinie. Den Behandlungsempfehlungen<br />
liegen genau ausgewertete<br />
wissenschaftliche Daten zugrunde. Diese<br />
Methode stellt sicher, dass nur Therapien<br />
empfohlen werden, die ihren Nutzen<br />
in Studien unter Beweis gestellt haben.<br />
Man sollte meinen, dies sei eine Selbstverständlichkeit.<br />
Allerdings ändert sich medizinisches<br />
Wissen ständig und keine einzelne<br />
Ärztin und kein einzelner Arzt kann<br />
sich ständig zu allen Erkrankungen auf den<br />
neuesten Stand bringen.<br />
Der Bremer Rehawissenschaftler Professor<br />
Franz Petermann formulierte daher auf<br />
dem 17. Rehabilitationswissenschaftlichen<br />
Kolloquium der Deutschen Rentenversicherung<br />
in Bremen: „Wer wissenschaftlich<br />
begründete Therapie fördern will, kann auf<br />
evidenzbasierte Leitlinien nicht verzichten.“<br />
REHA<br />
Leitlinien verbessern Rehabilitation<br />
Wer krank ist, möchte gut versorgt werden – auch in der Rehabilitation.<br />
Leitlinien sorgen für eine einheitliche Behandlung nach<br />
aktuellem Wissensstand, am Bodensee genauso wie in Nordfriesland.<br />
INFO<br />
Hände desinfizieren, bevor man den<br />
Patienten untersucht – heute eine Selbstverständlichkeit.<br />
Vor 150 Jahren wurde Ignaz Semmelweis<br />
noch verlacht, als er diese Hygienemaßnahme zur<br />
Pflicht machen wollte. Obwohl er die Sterblichkeitsrate<br />
durch das Kindbettfieber von 12,3% auf<br />
1,3% senken konnte, wollten viele Ärzte damals<br />
nicht wahrhaben, dass sie jene Krankheit verursachten,<br />
die sie heilen wollten. Evidenz-basierte<br />
Medizin will neuen Erkenntnissen schneller zum<br />
Durchbruch verhelfen – und weniger wirksame Methoden<br />
von der Bildfläche verschwinden lassen.<br />
Leitlinie der Deutschen Rentenversicherung Bund<br />
Leitlinien der DRV<br />
Die Deutsche Rentenversicherung (DRV)<br />
hat zu den wichtigsten Erkrankungen, mit<br />
denen sich Rehabilitation beschäftigt, evidenzbasierte<br />
Leitlinien herausgegeben. Die<br />
bisher veröffentlichten Leitlinien – koronare<br />
Herzkrankheit, chronischer Rückenschmerz,<br />
Diabetes Typ 2, Schlaganfall,<br />
Brustkrebs und Alkoholabhängigkeit – decken<br />
fast die Hälfte der Krankheitsbilder in<br />
der Rehabilitation ab.<br />
Allen Leitlinien liegt eine umfassende Recherche<br />
in medizinischen Studien zugrunde.<br />
Sie fasst zusammen, welche Therapien<br />
Rehabilitandinnen und Rehabilitanden nach<br />
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
erhalten sollen. Hierfür wurden aus<br />
<strong>MGM</strong> Seite 20<br />
nationalen und internationalen medizinischen<br />
Datenbanken Veröffentlichungen berücksichtigt,<br />
die eine positive Wirkung von<br />
Verfahren beziehungsweise Behandlungsmethoden<br />
nachweisen konnten. Therapien,<br />
die sich in der Versorgungspraxis<br />
bewährt hatten, wurden ebenfalls einbezogen.<br />
Als erste Leitlinie veröffentlichte die DRV<br />
2006 die „Leitlinie für die Rehabilitation<br />
bei koronarer Herzkrankheit“. Die Behandlung<br />
von KHK-Patient(inn)en nach dieser<br />
Leitlinie hat mehrere Bausteine. So<br />
sind beispielsweise Ausdauertraining, Ernährungsschulung,<br />
Information und Motivation,<br />
sowie Organisation der Nachsorge<br />
feste Bestandteile der Behandlung.<br />
Die richtige Mischung macht's<br />
Evidenzbasierte Leitlinien sind aber nicht<br />
in Stein gemeißelt – sie ersetzen weder die<br />
Erfahrungen des Arztes noch seine individuelle<br />
Einschätzung der Situation, sondern<br />
ergänzen diese. Trotzdem profitieren Ärzte<br />
und Patient(inn)en von den Leitlinien: Der<br />
Behandlungsstandard erhöht die Qualität<br />
und den Erfolg der Rehabilitation. Auf individuelle<br />
Erfordernisse oder Bedürfnisse der<br />
Patient(inn)en kann dann sogar besser eingegangen<br />
werden.<br />
„Die Empfehlungen zielen darauf ab, wissenschaftliche<br />
Evidenz in die medizinische<br />
Rehabilitation zu tragen“, erklärte Dr. Christiane<br />
Korsukéwitz, DRV Bund in Bremen.<br />
Manchmal müssen Patient(inn)en aber auch<br />
bereit sein, eingetretene Pfade zu verlassen<br />
– wie Frau S., die sich in der Rehabilitationsklinik<br />
erstmals mit ihrer Erkrankung<br />
auseinandersetzte und ihre bisher passive<br />
Einstellung „da kann ich ja doch nichts machen“<br />
verließ.<br />
Wie kann man Patienten in der Rehabilitation motivieren, sich künftig gesundheitsbewusst zu<br />
verhalten – also Sport zu treiben, sich gesund zu ernähren und Entspannungsübungen zu praktizieren?<br />
Dieser Frage ging eine Würzburger Studie nach.<br />
Erfolg durch gezielte Motivation<br />
Die Würzburger Studie mit rund 1.300 Patienten mit orthopädischen und kardiologischen Erkrankungen<br />
sowie Diabetes hat gezeigt, dass Teilnehmer/innen an einer Rehabilitation unterschiedlich<br />
motiviert sind, ihr Verhalten zu ändern: Es kommt darauf an, um welche Verhaltensänderung<br />
es geht. Für die Praxis in der Rehabilitation bedeute dies, dass die <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />
stärker auf die Motivationslage zugeschnitten sein sollte, erklärt die Psychologin Veronika<br />
Ströbl von der Universität Würzburg. Das heißt, die Kliniken müssten mehr Motivationsarbeit<br />
in den Bereichen Ernährungsumstellung und Stressbewältigung leisten. „Gleichzeitig braucht<br />
ein Patient, der stark motiviert ist, Sport zu treiben, keinen Einführungskurs mehr, warum Sport<br />
treiben sinnvoll ist, sondern Unterstützung bei der Umsetzung“,so Ströbl.
Nachsorge sichert<br />
Reha-Erfolg<br />
Medizinische Reha-Maßnahmen<br />
sind erfolgreich, das beweisen<br />
zahl reiche Studien. Doch was<br />
bleibt davon übrig? Drei Wochen<br />
intensive Betreuung können<br />
Ver haltens- und Lebensstilände-<br />
rungen anstoßen, aber nicht auf<br />
Dauer festigen.<br />
Wer kennt nicht den gefürchteten Jojo-<br />
Effekt von Diäten. Die vier Kilo weniger<br />
nach einer strikten Diät sind meist nach einigen<br />
Wochen wieder da, manchmal zeigt<br />
die Waage dann sogar mehr an als vorher.<br />
Einer der Gründe liegt darin, dass Diät-<br />
Willige nach ein bis zwei Wochen Diät<br />
meist wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren,<br />
also weiter üppig essen und<br />
sich kaum bewegen. Noch eine Diät hilft<br />
nicht weiter. Diesen Frust erspart sich nur,<br />
wer sich auf Dauer fit und gesund hält.<br />
Ähnlich sieht es mit dem Erreichten in der<br />
Rehabilitation aus: Der individuelle Reha-<br />
Erfolg ist häufig schon nach sechs bis<br />
zwölf Monaten wieder “aufgebraucht“. Die<br />
Nachsorge gehört daher als wichtiger Bestandteil<br />
zur Rehabilitation: Mit ihr lassen<br />
sich Reha-Erfolge langfristig sichern.<br />
Individuelle Angebote<br />
Damit Nachsorge funktioniert, muss sie<br />
auf die individuellen Bedürfnisse der Erkrankten<br />
zugeschnitten sein. So werden<br />
in ambulanten und stationären Reha-Einrichtungen,<br />
aber auch in ausgewählten<br />
krankengymnastischen Praxen verschiedene<br />
Nachsorge-Programme angeboten.<br />
Ziel ist es, ein enges Netz wohnortnaher<br />
Versorgung aufzubauen. Auch neue Wege<br />
werden ausprobiert, um noch mehr Re-<br />
Ziele der Nachsorge<br />
Stabilisierung des Erreichten<br />
Erreichte Teilziele verbessern/weiterentwickeln<br />
Förderung individueller Nachsorgeaktivitäten<br />
der Betroffenen<br />
habilitand(inn)en zu erreichen – beispielsweise<br />
über Internet oder Telefon. 2005 belegte<br />
eine Studie zur telefonischen Nachsorge<br />
in der Rehabilitation von Herzkranken<br />
die positiven Folgen:<br />
Hohe Akzeptanz der telefonischen Nachsorge<br />
durch geschultes Pflegepersonal<br />
Weniger Blutdruckanstieg<br />
Seltener Ängstlichkeit<br />
Bei Männern geringeres Risiko erneuter<br />
Herzerkrankung<br />
Mit solchen neuen Angeboten lassen sich<br />
die Lücken bei den Nachsorgeangeboten<br />
in ländlichen Regionen verringern.<br />
Soweit erforderlich und möglich, sollten<br />
sich auch Angehörige an der Nachsorge<br />
beteiligen. Dies erhöht meist die Mitarbeit<br />
Ein intensives und langfristiges Nachsorgeprogramm<br />
nach einer Rehabilitation wegen einer Herzerkrankung<br />
scheint das Risiko eines erneuten Herzinfarktes<br />
zu verringern – so die Ergebnisse einer italienischen<br />
Studie.<br />
Über insgesamt drei Jahre bestellte eine Arbeitsgruppe<br />
um Pantaleo Giannuzzi von der Associazione<br />
Nazionale Medici Cardiologi Ospedalieri in Florenz<br />
rund 1.600 Patienten und Patientinnen ein – das erste<br />
halbe Jahr monatlich, dann alle sechs Monate für<br />
die restlichen zweieinhalb Jahre. Bei den Terminen<br />
wurden die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer/innen<br />
hinterfragt. Gesprächsthemen waren unter<br />
anderem Bewegung und Sport, gesunde Essge-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 21<br />
(Compliance) der Patient(inn)en und die<br />
Nachhaltigkeit der Nachsorgewirkung. Ein<br />
Beispiel ist die gemeinsame Teilnahme von<br />
Ehepaaren oder das Einbeziehen von Lebenspartnern<br />
in Kurse zur <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />
(z. B. für gesunde Ernährung).<br />
Angehörige nicht überfordern<br />
Pflegende Angehörige befinden sich in einer<br />
Doppelrolle: Sie sind emotional betroffen<br />
und werden häufig mit ihren Gefühlen<br />
allein gelassen, andererseits ist ihre<br />
aktive Unterstützung für den Erfolg der<br />
Rehabilitation unerlässlich.<br />
Nahezu die Hälfte der dauerhaft pflegenden<br />
Angehörigen empfindet die Situation<br />
als sehr belastend. Ihre Sorgen sind vielfältig:<br />
Dazu gehören Unsicherheiten bezüglich<br />
der Erkrankung oder Probleme in<br />
der Partnerschaft und Sexualität. Auch soziale<br />
und berufliche Einschränkungen,<br />
Geldsorgen und Gefühle bis hin zur Hoffnungslosigkeit<br />
belasten die Angehörigen<br />
– unabhängig davon, um welche Erkrankung<br />
es geht.<br />
Vor diesen Ängsten und der dauernden<br />
Anspannung gerät die eigene <strong>Gesundheit</strong><br />
oft in Vergessenheit. Vergleichsstudien zur<br />
<strong>Gesundheit</strong> pflegender und nicht-pflegender<br />
Angehöriger bestätigen, dass Pflegende<br />
depressiver sind und an größerem<br />
Stress leiden. Ihr Vertrauen, selbst Situationen<br />
zu meistern, sinkt. Bei pflegenden<br />
Angehörigen von Demenzpatienten und<br />
-patientinnen sind die gesundheitlichen<br />
Belastungen besonders stark.<br />
Einerseits belastet die Erkrankung die Angehörigen,<br />
andererseits nehmen sie großen<br />
Einfluss auf den Patienten: Ihre Unterstützung<br />
verbessert den Verlauf psychischer<br />
und körperlicher Erkrankungen.<br />
Angehörige – Eltern, Partner, Kinder und<br />
Verwandte – sind eine wichtige Stütze<br />
wenn es für den Patienten darum geht,<br />
seine Krankheit zu bewältigen. Sie leisten<br />
emotionale Hilfe und stehen ihm bei alltäglichen<br />
Dingen bei.<br />
wohnheiten, Überprüfung von Blutdruck, Blutzucker<br />
und Fetten, sowie die regelmäßige Einnahme der verordneten<br />
Medikamente.<br />
Gegenüber einer Kontroll-Gruppe, die keine solche<br />
intensive Betreuung erhalten hatte, zeigten sich bei<br />
den intensiv betreuten<br />
Patient(inn)en<br />
48 Prozent weniger nicht tödliche Herzinfarkte. Die<br />
Zahl der Schlaganfälle und tödlichen Herzinfarkte<br />
verringerte sich um jeweils 33 Prozent. Diese deutliche<br />
Senkung des Risikos führen die Wissenschaftler<br />
darauf zurück, dass die intensive Nachsorge bei<br />
den Patient(inn)en zu einem aktiveren und gesünderen<br />
Lebensstil – mehr Sport, weniger Stress, gesündere<br />
Ernährung – sowie einer besseren Abstimmung<br />
der Medikamente geführt habe.<br />
Mehr Reha, weniger Herzinfarkte<br />
Quelle: PHOTOCASE
Frauen<br />
und Männer<br />
in der Reha<br />
Welchen Einfluss hat das<br />
Geschlecht auf die Rehabilitation?<br />
Der so genannte Genderaspekt<br />
gewinnt in der Medizin zunehmend<br />
an Bedeutung. Das Geschlecht entscheidet<br />
häufig über Erkrankungsrisiken<br />
und Krankheitsverlauf.<br />
Unter dem Begriff Gender können sich nur<br />
wenige Konkretes vorstellen. Doch Sätze<br />
wie „Mal wieder typisch Mann“ oder „Natürlich<br />
eine Frau am Steuer“ hat wohl jeder<br />
schon einmal gehört oder gebraucht.<br />
Die Sätze unterstellen Frau und Mann ein<br />
typisches Verhaltensmuster. Unter anderem<br />
diese Unterschiede bei und Identifikation<br />
mit der weiblichen und männlichen<br />
Geschlechterrolle sind Gegenstand der<br />
Genderforschung.<br />
Unterschiede kennen<br />
Geschlechterspezifische Besonderheiten<br />
finden sich beispielsweise im Lebenskonzept,<br />
bei der Krankheitsbewältigung<br />
und dem <strong>Gesundheit</strong>sverhalten. Doch<br />
auch die Ansprüche an Rehabilitationsmaßnahmen<br />
sind bei Frauen und Männern<br />
unterschiedlich.<br />
Männer<br />
Beruf Selbstausbeutung<br />
Selbstüberschätzung<br />
Sozial Mehr Alltagsdrogen<br />
(Rauchen, Alkohol)<br />
Gefährlichere Sportarten<br />
Schlechtere Ernährung<br />
Weniger Vorsorgeuntersuchungen<br />
Frauen<br />
Bei Erkrankungen, die fast nur (z.B. Brustkrebs)<br />
oder ausschließlich, wie Gebärmutterhals-<br />
und Prostatakrebs, bei einem<br />
Geschlecht auftreten, sind die Reha-Pro-<br />
Seltener berufstätig<br />
Schlechtere Bezahlung<br />
Häufig Teilzeitarbeit<br />
REHA<br />
gramme den Bedürfnissen dieser Patienten<br />
oder Patientinnen angepasst. Anders<br />
sieht es bei den Erkrankungen aus, die bei<br />
beiden Geschlechtern vorkommen – sie<br />
machen den größten Teil der Erkrankungen<br />
aus, die zu einer Rehabilitation führen.<br />
Hier sind die Behandlungen (bisher)<br />
meist nicht auf ein Geschlecht und dessen<br />
Bedürfnisse zugeschnitten. Lediglich<br />
in der Sucht- und der psychosomatischen<br />
Rehabilitation stehen seit geraumer Zeit<br />
spezielle Therapieangebote für Frauen und<br />
Männer zur Verfügung.<br />
Frauenherzen<br />
Was passiert mit Frauen und Männern<br />
nach einem akuten Herzinfarkt? Wie Viele<br />
gehen in eine Reha-Einrichtung und wie<br />
zufrieden sind sie mit den Reha-Maßnahmen?<br />
Diesen Fragen ging eine Arbeitsgruppe<br />
in Nordrhein-Westfalen bei 668 Patient(inn)en<br />
nach und kam zu folgenden<br />
Ergebnissen:<br />
Keine Unterschiede bei Reha-Inanspruchnahme<br />
und Reha-Versorgung<br />
Frauen: depressiver, ängstlicher, niedrigerer<br />
Sozialstatus und älter als Männer<br />
Alter: in beiden Geschlechtern entschied<br />
das Alter über den Reha-Verlauf<br />
So bekamen ältere<br />
Patient(inn)en weniger<br />
invasive Diagnostik<br />
und Therapien<br />
und seltener ärztliche<br />
Beratung und<br />
Therapieangebote.<br />
Die Ergebnisse sprechen<br />
zunächst gegen<br />
eine Benachteilung<br />
von Frauen oder<br />
Männern beim Reha-Zugang<br />
und in<br />
der Reha-Versorgung. Abschließend beantwortet<br />
ist die Frage nach einer möglichen<br />
geschlechterspezifischen Benachteiligung<br />
in der Rehabilitation aber noch<br />
Geringere (Schul-)Bildung<br />
Häufig Mehrfachbelastung<br />
(Familie, Beruf ...)<br />
Häufiger psychisch überlastet<br />
(Depressionen)<br />
Geringeres Selbstwertgefühl<br />
Geringere soziale Unterstützung<br />
<strong>MGM</strong> Seite 22<br />
Welchen Welchen Einfluss Einfluss hat<br />
das Geschlecht?<br />
Geschlecht?<br />
Die Forschung Forschung sucht sucht<br />
auch auch in der Reha Reha nach nach<br />
Antworten. Antworten.<br />
nicht. Hier sind weitere Untersuchungen<br />
notwendig. Trotzdem scheint es jetzt<br />
schon sinnvoll, Programme zur allgemeinen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung von Frauen in<br />
die kardiale Reha zu übernehmen, damit<br />
Frauen lernen, alltägliche Belastungen besser<br />
zu bewältigen.<br />
Männliche<br />
Diabetiker sterben<br />
später<br />
Diabetes führt heute seltener zum Tod als vor<br />
30 Jahren, zumindest bei Männern. Dies ergab<br />
eine Erhebung aus den Jahren 1971 bis 2000<br />
in den USA. Für Diabetikerinnen ließ sich dagegen<br />
kein positiver Trend erkennen.<br />
Zuerst hatten sich die Wissenschaftler die Entwicklung<br />
der Sterblichkeitsrate aller an Diabetes<br />
Erkrankten aus den Jahren 1971 bis 2000<br />
angeschaut und keinen deutlichen Rückgang<br />
der Sterberaten gefunden. Erst die Unterscheidung<br />
von männlichen und weiblichen Zuckerkranken<br />
förderte deutliche Ungleichheiten<br />
zu Tage.<br />
So sank die Sterberate bei Männern in den 30<br />
Jahren um die Hälfte. Frauen erkranken dagegen<br />
früher wie heute seltener an einem Diabetes<br />
als Männer. Dafür sterben sie an ihrer<br />
Erkrankung genauso häufig wie 1971. Mit anderen<br />
Worten: Rein nach Statistik scheinen nur<br />
männliche Diabetiker vom Fortschritt der Medizin<br />
oder auch von einer gesünderen Lebensweise<br />
profitiert zu haben.<br />
Quelle: PHOTOCASE<br />
Quelle: PHOTOCASE
Bereits im „Mein Gesundes Magazin“ Ausgabe<br />
3/2008 hatten wir berichtet, dass gesetzlich<br />
Krankenversicherte ein Recht auf<br />
medizinische Rehabilitation haben. Dabei<br />
hatten wir Sie auch darüber informiert, dass<br />
Sie als gesetzlich Versicherter ein Wunschund<br />
Wahlrecht bei der Klinikauswahl ausüben<br />
können. In der Belegungspraxis der<br />
Reha-Einrichtungen fällt jedoch häufig auf,<br />
dass die Kostenträger diesem Recht der<br />
Versicherten nicht nachkommen. Dem ist<br />
das Landessozialgericht Hessen (LSG) nun<br />
in einer Entscheidung vom 28.08.2008,<br />
Az.: L 1 KR 2/05, entgegengetreten. Das<br />
Gericht hat damit die Voraussetzungen für<br />
die Ausübung des Wunsch- und Wahlrechtes<br />
näher bestimmt.<br />
Kostenträger trifft Entscheidung<br />
über Reha-Klinik<br />
Haben Sie einen stationären Reha-Aufenthalt<br />
beantragt, obliegt es grundsätzlich<br />
der Krankenkasse bzw. dem Rentenversicherungsträger,<br />
die Reha-Einrichtung<br />
auszuwählen. Bei dieser Auswahl verlangt<br />
das Gesetz nur, dass berechtigte Wünsche<br />
des Versicherten berücksichtigt werden<br />
müssen. Darunter fallen insbesondere:<br />
die persönliche Lebenssituation, persönliche<br />
und örtliche Verhältnisse,<br />
das Alter,<br />
das Geschlecht,<br />
die Familie,<br />
die Religion und Weltanschauung,<br />
die besonderen Bedürfnisse behinderter<br />
Eltern bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrages,<br />
die besonderen Bedürfnisse behinderter<br />
Kinder sowie<br />
der Bedarf und die Leistungsfähigkeit<br />
des Versicherten.<br />
Ihrem Antrag auf einen stationären Reha-<br />
Aufenthalt sollte unbedingt eine Begründung<br />
beiliegen. Ein schnell und einfach<br />
auszufüllendes Antragsformular erhalten<br />
Sie bei Ihrem Kostenträger.<br />
Medizinische Gründe<br />
binden Kostenträger<br />
Liegen medizinische Gründe für die Auswahl<br />
einer bestimmten Reha-Einrichtung<br />
vor, hat die Krankenkasse die von Ihnen<br />
gewünschte Einrichtung auszuwählen, sofern<br />
diese als Rehabilitationseinrichtung<br />
zur Versorgung zugelassen ist. Dabei müssen<br />
die medizinischen Gründe nachge-<br />
REHA RECHT<br />
Ihr gutes Recht<br />
wiesen werden. Zum Nachweis<br />
reicht eine qualifizierte<br />
Stellungnahme Ihres behandelnden<br />
Arztes, gutachterliche<br />
Feststellungen des Kostenträgers<br />
haben kein größeres<br />
Gewicht. Ihrem Antrag<br />
auf eine Reha-Maßnahme in<br />
einer bestimmten Reha-Einrichtung<br />
sollte also unbedingt<br />
eine detaillierte Stellungnahme Ihres behandelnden<br />
Arztes beiliegen.<br />
Eine Ablehnung der ausgewählten Reha-<br />
Einrichtung darf nur dann erfolgen, wenn<br />
die angestrebten Behandlungsziele auch<br />
in einer Einrichtung mit günstigeren Vergütungssätzen<br />
erzielt werden können.<br />
Wunsch- und Wahlrecht<br />
durchsetzen<br />
Wurde Ihrem Wunsch- und Wahlrecht nicht<br />
entsprochen, können Sie gegen die ablehnende<br />
Entscheidung des Kostenträgers<br />
Widerspruch einlegen. Führt auch der Widerspruch<br />
nicht zum Ziel, wäre der Kostenträger<br />
vor dem zuständigen Sozialgericht<br />
zu verklagen.<br />
In der erst kürzlich ergangenen Entscheidung<br />
des LSG Hessen wurde dem Versicherten<br />
die von ihm beantragte Reha-<br />
Maßnahme in seiner Wahleinrichtung nicht<br />
genehmigt. Auch der Widerspruch gegen<br />
die Entscheidung des Kostenträgers blieb<br />
erfolglos. Darauf hatte der Versicherte dem<br />
Kostenträger eine letzte Frist zur Geneh-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 23<br />
migung der beantragten Reha<br />
gesetzt und nach Fristablauf<br />
auf Kostenübernahme<br />
geklagt. Noch während des<br />
Gerichtsverfahrens führte er<br />
eine 23-tägige Reha in der<br />
von ihm gewählten Klinik auf<br />
eigene Kosten durch.<br />
Obwohl die durchgeführte<br />
Behandlung erfolgreich war,<br />
hatte auch das Sozialgericht<br />
nach fast dreijähriger Verfahrensdauer<br />
nicht im Sinne<br />
des Versicherten entschieden.<br />
Nach Auffassung des Gerichts<br />
war nicht nachgewiesen, dass allein die<br />
Reha in der ausgewählten Einrichtung einen<br />
Behandlungserfolg verspreche. Erst<br />
die Berufung gegen dieses Urteil hatte<br />
Erfolg.<br />
Das LSG verurteilte den verklagten Kostenträger<br />
dazu, dem Versicherten die vorverauslagten<br />
Kosten fast vollständig zu erstatten.<br />
Lediglich den gesetzlichen Zuzahlungsbetrag<br />
musste der Versicherte<br />
leisten. Im vorliegenden Fall war der<br />
Wunsch nach der speziellen Reha-Einrichtung<br />
durch das Attest des behandelnden<br />
Arztes ausreichend nachgewiesen.<br />
Dieses Attest lag bereits bei Beantragung<br />
der Reha-Maßnahme vor. Damit hatte der<br />
Kostenträger die beantragte Maßnahme<br />
zu Unrecht abgelehnt, so dass die Aufwendungen<br />
des Versicherten zu erstatten<br />
waren. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser<br />
Entscheidung bei der Belegungspraxis<br />
das Wunsch- und Wahlrecht zum Wohle<br />
der Patienten wieder mehr Beachtung<br />
findet.<br />
Bei Ausübung des Wahlrechts sollten<br />
folgen de Punkte beachtet werden:<br />
✘ Beantragung einer Reha in einer als Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung<br />
zugelassenen Klinik (Datenbank mit<br />
rund 350 Kliniken aus dem gesamten Bundesgebiet unter<br />
www.arbeitskreis-gesundheit.de)<br />
✘ Dem Antrag sollte eine Begründung zur Wahl der konkreten<br />
Rehabilitationseinrichtung beiliegen<br />
✘ Außerdem sollten Sie ein befürwortendes Gutachten Ihres<br />
behandelnden Arztes beilegen<br />
✘ Der Antrag kann auch direkt beim zuständigen Kostenträger<br />
gestellt werden, Antragsvordrucke erhalten Sie beim Kostenträger<br />
✘ Im Falle der Ablehnung Widerspruch gegen Ablehnungsbescheid<br />
einlegen und danach klagen<br />
✘ Generell bei wiederholter Beantragung einer Reha Wiederholungsintervall<br />
von vier Jahren beachten
REHA<br />
Von der Kür zur Pflicht: Reha-Kliniken müssen ihre Behandlungsqualität in Zukunft belegen können.<br />
Über 100 Kliniken ausgezeichnet<br />
Bei der Jahrestagung des Instituts für Qualitätsmanagement<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
(IQMG) im November 2008 in Berlin machten<br />
Vertreter des Bundesarbeitsministeriums,<br />
der Rentenversicherung und der<br />
Krankenkassen deutlich, dass zukünftig<br />
nur noch die Reha-Kliniken mit einer Belegung<br />
rechnen können, die ein strukturiertes<br />
Qualitätsmanagement-Verfahren<br />
anwenden und denen ein entsprechendes<br />
Prüf-Zertifikat verliehen wurde.<br />
Während in der Vergangenheit ein so genannter<br />
Versorgungsvertrag vorliegen<br />
musste, damit die Rentenversicherung<br />
Von links nach rechts:<br />
Ärztlicher QualitätsmanagerHamm-Kliniken<br />
D. Bauernschmitt,<br />
BDPK-Präsident K. H.<br />
Rehfeld, Vorsitzender<br />
des IQMG-Verwaltungsrates<br />
P. Clausing,<br />
Kaufmännischer Leiter<br />
Ch. Franken und<br />
Chefarzt Prof. P.-J.<br />
Hülser Rheumaklinik<br />
Bad Wurzach.<br />
oder Krankenkasse die Behandlungskosten<br />
für ihre Versicherten in einer Reha-Klinik<br />
übernahm, ist seit 2007 die Qualitäts-<br />
Zertifizierung einer Klinik gesetzliche Belegungsvoraussetzung.<br />
Allerdings ließ der<br />
Gesetzgeber den Beteiligten eine Übergangszeit,<br />
in der die Kostenträger das<br />
„Prozedere“ eigenständig regeln sollten.<br />
Dieser Regelungsprozess ist nun fast abgeschlossen.<br />
Bereits lange vor der gesetzlichen Verpflichtung<br />
zur Zertifizierung haben die Rehabilitationskliniken<br />
in privater Trägerschaft<br />
ihren Qualitätsanspruch formuliert<br />
Spiegeltherapie soll<br />
Schlaganfallpatienten helfen<br />
Schlaganfallpatienten sollen ihre Bewegungsabläufe<br />
vor dem Spiegel beobachten - und so bestimmte<br />
Bewegungsmuster im Gehirn anregen, die<br />
durch den erlittenen Schlaganfall verloren gegangen<br />
sind.<br />
Über die Möglichkeiten und Grenzen einer solchen<br />
„Spiegeltherapie“ berichteten Wissenschaftler auf<br />
dem 2. Internationalen Symposium des Kompetenznetzes<br />
Schlaganfall 2008 in Berlin.<br />
Ein Themenschwerpunkt der Veranstaltung widmete<br />
sich der Plastizität des Gehirns und der Neurorehabilitation.<br />
Dabei stellten Forscher auch neue Therapieansätze<br />
vor, die Schlaganfallpatienten mit Lähmungen<br />
helfen. Leiden die Betroffenen zum Beispiel<br />
unter schweren Armlähmungen, können sie viele alltägliche<br />
Dinge nicht mehr oder nur beschwerlich mit<br />
dem noch gesunden Arm meistern. Solche Armlähmungen<br />
werden in der Regel physiotherapeutisch<br />
behandelt. Nun wollen Wissenschaftler um Professor<br />
Cornelius Weiller von der Neurologischen Universitätsklinik<br />
Freiburg untersuchen, ob sich mit Hilfe<br />
der Spiegeltherapie die Bewegungen der gelähmten<br />
Körperseite verbessern lassen.<br />
Quelle: BDPK; IQMG<br />
Ausgangspunkt für den Therapieansatz ist die Tatsache,<br />
dass das Gehirn in der Lage ist, sich auch<br />
nach schweren Verletzungen wie einem Schlaganfall<br />
zu reorganisieren. Dass heißt, dass die Aufgaben<br />
der durch den Schlaganfall abgestorbenen Zellen<br />
von anderen Nervenzellen übernommen werden.<br />
Um diese Möglichkeit optimal zu nutzen, werden<br />
in der neurologischen Rehabilitation verschiedene<br />
Therapien angewendet. „Von daher ist es wichtig<br />
schon früh zu wissen, welche Bereiche des<br />
Gehirns nach einem Schlaganfall verschont geblieben<br />
sind, damit man dem Patienten die optimale<br />
Therapie bieten kann“, so Weiller.<br />
Die Spiegeltherapie setzt auf eine starke visuelle<br />
Anregung zur Bewegungsförderung: Der Patient erledigt<br />
mit dem gesunden Arm Aufgaben an einem<br />
Tisch, wie etwa Murmeln von einem Gefäß ins andere<br />
legen. Dabei betrachtet er sich in einem Spiegel,<br />
der direkt vor seinem Oberkörper steht. So entsteht<br />
eine optische Täuschung: Der Patient gewinnt<br />
den Eindruck, er bewege seinen gelähmten Arm.<br />
Diese Illusion scheint bestimmte Hirnareale zu aktivieren,<br />
die einen positiven Einfluss auf die Reha-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 24<br />
und mit dem Integrierten Qualitäts-Management-Programm<br />
Reha (IQMP-Reha)<br />
ein spezielles Zertifizierungsverfahren entwickelt.<br />
So wurde während der IQMG-Tagung in<br />
Berlin bereits zum 100. Mal das Zertifikat<br />
„EQR - Excellente Qualität in der Rehabilitation”<br />
verliehen. Mit dem „EQR-Siegel“<br />
bestätigen unabhängige Zertifizierungsunternehmen<br />
die erfolgreiche Umsetzung<br />
von IQMP-Reha.<br />
Bettina Cleavenger vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales würdigte das<br />
Engagement des Bundesverbandes Deutscher<br />
Privatkliniken und wies darauf hin,<br />
dass die Zertifikate nicht nur auf dem Papier<br />
existieren, sondern vor allem eine<br />
hochwertige und leistungsfähige Patientenversorgung<br />
in den Einrichtungen dokumentieren.<br />
Dr. Katharina Nebel, Geschäftsführerin<br />
der Kliniken Dr. Dr. Nebel,<br />
die 2004 als erste Klinik mit dem EQR-Zertifikat<br />
ausgezeichnet wurden, berichtete,<br />
dass gelebtes Qualitäts-Management<br />
nicht nur die Patientenversorgung verbessert,<br />
sondern immer auch wichtige Impulse<br />
für die Entwicklung des Unternehmens<br />
bietet.<br />
bilitation haben. Selbst zehn bis 15 Jahre nach einem<br />
Schlaganfall lassen sich Hirngebiete aktivieren,<br />
wie Untersuchungen zeigen.<br />
Eine Studie der Neurologischen Universitätsklinik<br />
Freiburg überprüfte die Wirksamkeit der Spiegeltherapie<br />
zunächst einmal bei gesunden, rechtshändigen<br />
Probanden. Es zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />
ein deutlich besseres Trainingsergebnis<br />
der linken, nicht trainierten Hand, wenn das Training<br />
mit dem Spiegel durchgeführt wurde. Dabei spielen<br />
spezialisierte Nervenzellen, so genannte Spiegelneurone,<br />
eine wichtige Rolle. „Die Spiegelneurone<br />
dienen wahrscheinlich als Mittler – entscheidend<br />
ist dabei, dass die gelähmte Hand an die nicht geschädigte<br />
Hirnhälfte gekoppelt wird“, so Weiller.<br />
Quelle: PHOTOCASE
Wenn gesundheitliche Probleme dazu<br />
führen, dass ein Mensch seinen Alltag<br />
in Familie und Beruf nicht mehr meistern<br />
kann, kommt der Begriff Rehabilitation<br />
oft zum ersten Mal ins Spiel. Denn<br />
spätestens dann wird es wichtig zu wissen,<br />
was eine medizinische Rehabilitationsbehandlung<br />
kann. Fragen dazu,<br />
was Rehabilitation leistet, wie man sie<br />
beantragt und bei welcher Krankheit sie<br />
für wen in Frage kommt, finden Sie hier<br />
kurz und übersichtlich beantwortet.<br />
Wer braucht Reha?<br />
Der Aufenthalt in einer modernen Reha-<br />
Klinik bietet sich vor allem für Patientinnen<br />
und Patienten mit chronischen Erkrankungen<br />
an. Chronische Krankheiten zeichnen<br />
sich oft durch eine “schleichende” Verschlechterung<br />
des <strong>Gesundheit</strong>szustandes<br />
aus. Häufigere Fehlzeiten im Beruf, eine<br />
eingeschränkte Teilnahme am familiären<br />
Leben oder Erhöhung des Medikamentenkonsums<br />
sind Begleiterscheinungen<br />
von chronischen Erkrankungen, die darauf<br />
hinweisen, dass eine Reha-Maßnahme angezeigt<br />
ist. Eine mehrwöchige Reha-Behandlung<br />
ermöglicht eine Verbesserung der<br />
Krankheitssituation.<br />
Was will Reha erreichen?<br />
Nicht alle Krankheiten sind (vollständig) heilbar.<br />
Umso wichtiger ist das Erlernen des<br />
täglichen Umgangs mit den Krankheitsfolgen.<br />
Es gibt unzählige Beispiele dafür, wie<br />
stark das “richtige” Heben oder die Umstellung<br />
auf gesundheitsbewusste Ernährung<br />
das tägliche Leben erleichtert. Dieser<br />
Lernprozesses in der Reha wirkt sich auf<br />
das ganze Leben eines Patienten oder einer<br />
Patientin aus: Er steigert die Lebensqualität<br />
und ermöglicht die Wiedereingliederung<br />
in Familie und Beruf. Auch das Wiederentdecken<br />
verloren geglaubter Fähigkeiten,<br />
wie das Laufen ohne Gehhilfe oder<br />
wieder Treppen steigen können, gehört für<br />
Viele zu den Erfolgserlebnissen ihrer Reha-Maßnahme.<br />
Bei welchen Krankheiten ist<br />
eine Reha sinnvoll?<br />
Die medizinische Rehabilitation ist bei einer<br />
Vielzahl von Krankheiten sinnvoll. Sie<br />
unterstützt Patienten und Patientinnen zum<br />
Beispiel im Umgang mit folgenden Krankheitsbildern:<br />
REHA<br />
Rehabilitation:<br />
Was sie kann – wer sie wie bekommt<br />
Antworten auf häufige Fragen zur Rehabilitation<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
In unserer modernen Industrie- und Informationsgesellschaft<br />
nehmen diese Erkrankungen<br />
immer mehr zu. Ziel der Reha<br />
ist es, die eigene Leistungsfähigkeit unter<br />
ärztlicher Aufsicht in einem individuell<br />
angepassten Training zu steigern. Außerdem<br />
entwickelt der Patient oder die Patientin<br />
Strategien, die helfen, Risikofaktoren<br />
wie Stress, falsche Ernährung oder<br />
Rauchen künftig zu vermeiden.<br />
Orthopädische Erkrankungen<br />
Chronische Erkrankungen des Bewegungs-<br />
und Stützapparates gehören zu den<br />
häufigsten Krankheiten unserer Gesellschaft.<br />
Reha-Maßnahmen erzielen auch<br />
hier gute Erfolge. Physiotherapeutische<br />
Verfahren und das Erlernen “richtiger” Bewegungsabläufe<br />
spielen dabei eine wichtige<br />
Rolle. Daneben sichert zum Beispiel<br />
die Anleitung zu einer maßvollen Diät den<br />
langfristigen Therapieerfolg.<br />
Atemwegserkrankungen, Allergien,<br />
Hauterkrankungen<br />
Belastungen der Umwelt und zunehmender<br />
individueller Stress haben dazu geführt,<br />
dass diese Krankheiten immer häufiger<br />
werden. Neue, ganzheitliche Therapieansätze<br />
setzen sich vor allem bei Krankheitsbildern<br />
durch, die neben körperlichen<br />
auch psychische Beschwerden aufweisen.<br />
Schuppenflechte, Neurodermitis und asthmatische<br />
Erkrankungen zum Beispiel lassen<br />
sich mit kombinierten Therapieformen<br />
erfolgreich behandeln.<br />
Psychische und psychosomatische<br />
Erkrankungen<br />
Essstörungen, depressive Zustände und<br />
auch Suchtprobleme werden in Reha-Kliniken<br />
behandelt. Individuelle Gesprächstherapie<br />
und unterschiedliche Formen von<br />
Gruppentherapien helfen Probleme zu<br />
verarbeiten. Patienten finden die notwendige<br />
Ruhe und Zeit, um mit neuem<br />
Selbstverständnis in den Alltag zurückzukehren.<br />
Neurologische Erkrankungen<br />
Beginnende Schädigungen des Nervensystems<br />
können zu vielfältigen Funktionseinschränkungen<br />
führen. Dazu können<br />
zum Beispiel Bewegungseinschränkungen<br />
oder Sprechstörungen gehören. Die<br />
<strong>MGM</strong> Seite 25<br />
Zusammenarbeit eines Teams unterschiedlicher<br />
Spezialisten aus allen Heilberufen<br />
sichert in den Reha-Kliniken den Erhalt<br />
oder das erneute Erlernen dieser Funktionen.<br />
Rheumatische Erkrankungen, Innere Medizin<br />
Stoffwechsel-Erkrankungen, Rheuma, Arthrosen,<br />
etc. — Symptome dieser Krankheiten<br />
können durch den Aufenthalt in einer<br />
Reha-Klinik verbessert werden. Entzündungen<br />
werden wirksam behandelt,<br />
Schmerzen spürbar gemildert. Für das Alltagsleben<br />
nach einem Klinikaufenthalt erhalten<br />
Patient(inn)en wichtige Tipps und<br />
Informationen.<br />
Krebsmedizin (Onkologie)<br />
Die Wiedererlangung des körperlichen,<br />
seelischen und sozialen Wohlbefindens<br />
steht im Vordergrund der Rehabilitation tumorerkrankter<br />
Patient(inn)en. Die soziale<br />
und psychische Betreuung, sowie Informationen<br />
zur Krebserkrankung sind Teil<br />
des Behandlungsprogramms.<br />
Weitere Indikationen für<br />
medizinische Reha<br />
Augenkrankheiten<br />
Erkrankungen des alten Menschen<br />
(Geriatrie)<br />
Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />
Essstörungen, z. B. Fettleibigkeit<br />
(Adipositas), Magersucht (Anorexia<br />
nervosa), Ess-Brechsucht (Bulimie)<br />
Frauenheilkundliche Erkrankungen<br />
Gefäßkrankheiten<br />
Gerinnungsstörungen (Hämostaseologie)<br />
Harnwegserkrankungen (Urologie)<br />
Mutter-Kind-Maßnahmen<br />
Neurologie<br />
Pädiatrie<br />
Rheumatische Erkrankungen<br />
Sprach-, Sprech-, Stimm- und<br />
Hörstörungen<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
Suchtkrankheiten<br />
Wer hat ein Recht auf Reha?<br />
Zunächst einmal hat jeder in der gesetzlichen<br />
Sozialversicherung Versicherte grundsätzlich<br />
ein Recht auf Reha. Grundlage ist<br />
Paragraph 4 des 1. Sozialgesetzbuchs (§4<br />
SBG I). �
Mit Inkrafttreten der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />
2007 ist die Rehabilitation zu einer Pflichtleistung<br />
der Krankenkassen geworden. Ihre<br />
Rechte als in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Versicherter hat dies erheblich<br />
gestärkt.<br />
Rehabilitation bietet die Chance, Patientinnen<br />
und Patienten körperlich, psychisch<br />
und im Umgang mit der Krankheit wieder<br />
so fit zu machen, dass sie aktiv am Leben<br />
teilhaben können. Leistungen zur medizinischen<br />
Rehabilitation werden daher im 9.<br />
Sozialgesetzbuch (SGB IX) auch als „Leistungen<br />
zur Teilhabe“ bezeichnet.<br />
Wer muss die Reha beantragen?<br />
Jede medizinische Rehabilitation müssen<br />
Sie selbst beantragen, und zwar bevor Sie<br />
die Rehabilitations-Maßnahme antreten.<br />
Hierzu ist ein befürwortendes ärztliches<br />
Gutachten hilfreich. Gesetzlich Krankenversicherte<br />
können ihre Anträge aber auch<br />
direkt, also ohne den Umweg über einen<br />
niedergelassenen Arzt, bei Ihrer Kasse<br />
oder auch der Rentenversicherung einreichen.<br />
Seit dem 1.4.2007 muss die Krankenkasse<br />
dem Versicherten mehrere Gutachter<br />
zur Auswahl vorschlagen, sofern kein ärztliches<br />
Gutachten vorliegt.<br />
Welche Angaben muss ich im<br />
Antrag machen?<br />
Medizinische Rehabilitation setzt Ihre aktive<br />
Mitarbeit voraus. Sie werden bei der<br />
Antragstellung Fragen beantworten und<br />
persönliche Entscheidungen treffen müssen,<br />
wenn Sie eine Rehabilitation wünschen.<br />
Worunter leide ich, weshalb möchte<br />
ich eine Rehabilitation beantragen, welche<br />
Erwartungen und Wünsche verbinde<br />
ich mit der Rehabilitation, wo soll sie stattfinden<br />
und wer übernimmt die Kosten?<br />
Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Facharzt<br />
oder – falls Sie sich im Krankenhaus<br />
befinden – mit dem Klinik-Arzt bzw. dem<br />
Klinik-Sozialdienst über Ihren Wunsch nach<br />
einer medizinischen Rehabilitation. Er wird<br />
mit Ihnen beraten, welche Art der Rehabilitation<br />
medizinisch erforderlich ist und<br />
Sie bei der Antragstellung entsprechend<br />
unterstützen.<br />
REHA<br />
ANTWORTEN<br />
Wo bekomme ich Antragsvordrucke?<br />
Die Antragsvordrucke erhalten Sie vom zuständigen<br />
Kostenträger, wobei die Krankenkassen<br />
auch Anträge der Deutschen<br />
Rentenversicherung ausgeben und einen<br />
Teil davon ausfüllen. Nach Antragseingang<br />
klären die Kostenträger untereinander die<br />
Zuständigkeit.<br />
Was passiert, wenn ich<br />
den Antrag bei dem falschen<br />
Kostenträger abgebe?<br />
Ist der zuerst von Ihnen angegangene Kostenträger<br />
nicht zuständig, leitet dieser den<br />
Antrag selbst innerhalb einer kurzen Frist<br />
an den Zuständigen weiter. Für Fälle, in<br />
denen eine medizinische Rehabilitation im<br />
unmittelbaren Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt<br />
stattfindet, haben die<br />
Kostenträger besondere Antragsverfahren<br />
entwickelt: Es führt zur zügigen Verlegung<br />
in eine geeignete Rehabilitations-<br />
Klinik.<br />
Wer bezahlt die Reha?<br />
Wer Kostenträger ist, richtet sich nach den<br />
Hauptzielen der Rehabilitation und nach<br />
versicherungsrechtlichen Voraussetzungen.<br />
In den meisten Fällen tragen die Gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV) oder<br />
die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV)<br />
die Kosten. Darüber hinaus übernehmen<br />
auch die Gesetzliche Unfallversicherung<br />
oder die Private Krankenversicherung<br />
(PKV), je nach vertraglich vereinbartem<br />
Leistungsumfang, die Kosten. Fragen Sie<br />
im Zweifelsfall bei Ihrem behandelnden<br />
Arzt oder bei Ihrer Krankenversicherung<br />
nach.<br />
Kann ich mir eine Reha-Klinik<br />
nach Wunsch aussuchen?<br />
Es ist sinnvoll, dass Sie in Ihrem Antrag<br />
die Klinik angeben, in die Sie gerne möchten.<br />
Der Grund: Sie haben nach § 9 des 9.<br />
Sozialgesetzbuchs (SGB IX) ein Wunschund<br />
Wahlrecht, sich die Klinik, in die Sie<br />
gerne möchten, auszusuchen.<br />
Unter zwei Voraussetzungen: Die Klinik<br />
muss eine ausreichende Behandlungsqualität<br />
vorweisen – also zertifiziert sein –<br />
und ihrem Wunsch dürfen keine medizinischen<br />
Gründe entgegenstehen.<br />
Informieren Sie sich rechtzeitig darüber,<br />
welche Rehabilitationsklinik Ihre Erkrankung<br />
behandelt und auch Ihren Wünschen<br />
hinsichtlich Lage, Service und Ausstattung<br />
entspricht. Achten Sie besonders darauf,<br />
dass die Klinik von unabhängiger Stelle<br />
zertifiziert wurde und somit nach hohen,<br />
regelmäßig überprüften Qualitätsstandards<br />
therapiert. Die wichtigsten Zertifikate<br />
sind die Gütesiegel "EQR - Exzellente<br />
Qualität in der Rehabilitation" und KTQ<br />
(Kooperation für Transparenz und Qualität<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen).<br />
<strong>MGM</strong> Seite 26<br />
Wer hilft mir, die optimale Reha<br />
zu finden?<br />
Sprechen Sie mit Ihrem betreuenden Arzt<br />
oder der betreuenden Ärztin (Hausarzt,<br />
Facharzt oder – falls Sie sich schon im<br />
Krankenhaus befinden – Klinik-Arzt) über<br />
Ihren Wunsch nach einer medizinischen<br />
Rehabilitation. Er oder sie wird mit Ihnen<br />
beraten, welche Art der Rehabilitation für<br />
Sie medizinisch erforderlich ist und Sie bei<br />
der Antragstellung entsprechend unterstützen.<br />
Seit dem 1. April 2007 dürfen Kassenärzte<br />
Leistungen zur medizinischen Rehabilitation<br />
nur noch verordnen, wenn sie<br />
über eine entsprechende Zusatzqualifikation<br />
verfügen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen<br />
in den einzelnen Bundesländern<br />
stellen auf ihren Internetseiten entsprechende<br />
Listen oder Suchoptionen zur Verfügung.<br />
Informationen hierüber erhalten<br />
Sie auf der Webseite der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung: www.kbv.de.<br />
Muss ich damit rechnen, dass<br />
ich durch das Aussuchen meiner<br />
Wunschklinik zuzahlen muss?<br />
Eine derartige Zuzahlungspflicht sieht das<br />
Gesetz nicht vor. Sie haben gegenüber<br />
dem Kostenträger einen gesetzlichen Anspruch<br />
auf die Rehabilitationsleistungen<br />
und nicht nur auf Kostenerstattung (Sachleistungsprinzip).<br />
Üben Sie also Ihr<br />
Wunschrecht aktiv aus!<br />
Ein Rehabilitationsträger, z. B. die Gesetzliche<br />
Krankenversicherung, ist also<br />
auch nicht berechtigt, Ihrem Wunsch in eine<br />
bestimmte Klinik zu gehen nur unter<br />
der Bedingung nachzukommen, dass Sie<br />
eventuell entstehende Mehrkosten selber<br />
zahlen.<br />
Weitere Informationen zu dem Thema finden<br />
Sie in der Rubrik „Recht“ auf Seite 23.<br />
Was ist eine Anschlussheilbehandlung<br />
(AHB)?<br />
Die Anschlussheilbehandlung (AHB) ist eine<br />
Reha-Maßnahme, die direkt nach einer<br />
Krankenhausbehandlung oder einer ambulanten<br />
Operation erfolgt – beispielsweise<br />
bei Patient(inn)en, denen ein künstliches<br />
Kniegelenk eingesetzt wurde, oder<br />
bei Schlaganfallpatient(inn)en. Über ein<br />
vereinfachtes Antragsverfahren wird eine<br />
schnelle Verlegung in eine Rehabilitationsklinik<br />
gewährleistet.<br />
Die AHB muss möglichst direkt im Anschluss<br />
an einen Krankenhausaufenthalt<br />
beginnen, spätestens aber innerhalb von<br />
zwei Wochen nach der Entlassung. Eine<br />
AHB dauert normalerweise drei bis vier<br />
Wochen. Sie lässt sich verlängern, wenn<br />
der Arzt oder die Klinik dies medizinischtherapeutisch<br />
begründen.
INTERVIEW<br />
Mehr Ressourcen für die Rehabilitation<br />
Der Leiter des Leipziger Herzzentrums, Friedrich-Wilhelm Mohr im Gespräch<br />
Professor Friedrich-Wilhelm Mohr gehört zu den führenden<br />
Herzchirurgen Deutschlands. Seit 1994 hält Mohr den Lehrstuhl für<br />
Herzchirurgie am Herzzentrum der Uni versität Leipzig und ist<br />
Ärztlicher Direktor des Herzzentrums. Dort wurden im letzten Jahr<br />
fast 6500 Operationen durchgeführt, davon mehr als 3500 am<br />
offenen Herzen. Mit „Mein gesundes Magazin“ spricht Mohr über<br />
den Stellenwert der Rehabilitation an seiner Klinik.<br />
Mein gesundes Magazin: Mit welchen<br />
Krankheiten kommen Patienten zu Ihnen?<br />
Mohr: Wir sehen in den letzten Jahren eine<br />
deutliche Änderung des Krankheitsspektrums.<br />
Wir haben im letzten Jahr zwar<br />
immer noch rund tausendzweihundert koronarchirurgische<br />
Patienten behandelt, allerdings<br />
führen wir im Vergleich zum Jahr<br />
2002 rund zwanzig Prozent weniger rein koronarchirurgische<br />
Eingriffe durch. Mittlerweile<br />
kommen sehr viel mehr Patienten für<br />
rekonstruktive Klappen-OPs und kombinierte<br />
Klappen- und koronarchirurgische OPs<br />
zu uns. Auch Operationen kongenitaler Erkrankungen<br />
nehmen zu. Dazu muss man<br />
aber sagen, dass unsere Klinik ein ungewöhnliches<br />
Indikationsspektrum aufweist.<br />
Bei anderen Kliniken machen koronarchirurgische<br />
Operationen sechzig bis achtzig<br />
Prozent aller Operationen aus.<br />
Mein gesundes Magazin:Wodurch ist der<br />
Unterschied zu diesen Kliniken erklärbar?<br />
Mohr: Koronarchirurgische Patienten kommen<br />
im Wesentlichen durch regionale Zuweiser<br />
in regionale Zentren. Komplexere<br />
Operationen werden dagegen in überregionalen<br />
Zentren durchgeführt. Dazu gehören<br />
wir. Bei uns liegen die überregionalen<br />
Zuweisungen, also Patienten, die<br />
von außerhalb Sachsens, Sachsen-Anhalts<br />
und Thüringen kommen, bei fünfunddreißig<br />
Prozent. Der Trend geht deutschlandweit<br />
zu diesen großen Zentren. Kliniken,<br />
die innovativ aufgestellt sind, weisen auch<br />
keine Verluste, sondern eher Zuwächse<br />
auf. Wir haben mittlerweile extrem lange<br />
Wartelisten.<br />
Mein gesundes Magazin: Welchen Stellenwert<br />
nimmt die Rehabilitation in der Behandlung<br />
Ihrer Patienten ein?<br />
Mohr: Reha hat für uns einen großen Stellenwert.<br />
Welche Form der Rehabilitation wir<br />
empfehlen, kommt auf den Patienten an.<br />
Die Zahl alter, sehr kranker Patienten steigt.<br />
Bei diesen Patienten ist eine intensive sta-<br />
tionäre Reha zwingend, denn genau diese<br />
Patienten profitieren von den Maßnahmen<br />
– regelmäßige Physiotherapie ist dafür nur<br />
ein Beispiel. Das heißt, die Notwendigkeit,<br />
diese Form der Reha vorzuhalten, wird größer.<br />
Hier brauchen wir definitiv mehr Ressourcen.Andererseits<br />
gibt es auch ei-<br />
ne Reihe junger Patienten,<br />
die eine<br />
Woche nach der OP<br />
schon wieder extrem<br />
fit sind, ich<br />
denke zum Beispiel<br />
an Patienten nach<br />
Mitralklappenrekonstruktion.<br />
Die<br />
sind am besten in<br />
einer ambulanten Reha aufgehoben.<br />
Mein gesundes Magazin: Wie schätzen<br />
Sie den Erfolg der Reha ein?<br />
Mohr: Das kommt sehr stark auf die intellektuelle<br />
Akzeptanz an, die der Patient der<br />
Reha entgegenbringt. Wer die Anregungen<br />
akzeptiert, hat einen hohen Benefit.<br />
Mein gesundes Magazin: Inwieweit kann<br />
ihm der Arzt in der Akutklinik dabei helfen?<br />
Mohr: Nehmen Sie zum Beispiel einen Patienten<br />
mit koronarer Herzkrankheit: Reha<br />
hat in diesem Fall unter anderem die<br />
Aufgabe, Patienten dabei zu helfen, ein<br />
Bewusstsein für Risikofaktoren zu entwickeln<br />
und seinen Lebensstil zu ändern.<br />
Das braucht Zeit und dafür würde ich jedem<br />
nahe legen, eine stationäre Reha<br />
durchzuführen. Diese Umstellung der Einstellung<br />
zum Leben ist Patienten in der<br />
Akutklinik kurz nach der OP schwer klarzumachen.<br />
Patienten, die bei uns in der<br />
Klinik sind, müssen zunächst mit ganz anderen<br />
Problemen klar kommen. Es geht<br />
erst einmal um die Frage: Überstehe ich<br />
das überhaupt?<br />
Mein gesundes Magazin: Wie bewerten<br />
Sie die Zusammenarbeit des Herzzen-<br />
<strong>MGM</strong> Seite 27<br />
trums Leipzig mit Reha-Einrichtungen in<br />
der Praxis?<br />
Mohr: Die Zusammenarbeit mit Kliniken<br />
im Umkreis funktioniert sehr gut. Manche<br />
Patienten können wir in private Kliniken<br />
schicken – damit machen wir sehr gute Erfahrungen<br />
– die haben meines Erachtens<br />
sehr gut funktionierende Programme.<br />
Mein gesundes Magazin: Wie ließe sich<br />
die Reha aus Ihrer Sicht weiter verbessern?<br />
Mohr: Die direkte Verbindung zwischen<br />
uns als Akutklinik und den Reha-Einrichtungen<br />
ist nicht das Problem – die Bürokratie<br />
dazwischen behindert uns. Wir müssen<br />
uns täglich<br />
mit diversen Trä-<br />
»Die Vernetzung mit<br />
den niedergelassenen<br />
Kollegen in der direkten<br />
Nachbetreuung<br />
muss enger werden.“<br />
Friedrich-Wilhelm Mohr, Herzzentrum Leipzig<br />
gern und Rentenversicherernauseinandersetzen,<br />
wobei ich oft<br />
das Gefühl habe,<br />
dass jeder seinen<br />
eigenen Stolperstein<br />
einbaut. Die<br />
Phase, bis wir einen<br />
Reha-Platz<br />
für einen Patienten bekommen, ließe sich<br />
verkürzen. Manchmal liegt der Patient eine<br />
Woche lang hier in der Klinik, obwohl<br />
er längst in eine Anschlussbehandlung<br />
könnte. Auch der Patientenwunsch, die<br />
Reha in Heimatnähe durchzuführen, wird<br />
oft nicht berücksichtigt. Wenn Patienten<br />
mehr als hundert oder zweihundert Kilometer<br />
vom Heimatort untergebracht sind,<br />
halte ich das für problematisch.<br />
Mein gesundes Magazin: Was wünschen<br />
Sie sich konkret von Ihren niedergelassenen<br />
Kollegen?<br />
Mohr: Wenn niedergelassene Ärzte mit<br />
ihren Patienten die Möglichkeiten der Reha<br />
in der Heimatregion vorab besprächen,<br />
würden sie uns wirklich helfen. Wir in Leipzig<br />
bekommen unter Umständen ein Problem,<br />
wenn wir einem Patienten aus Aurich<br />
die passende Reha vermitteln müssen.<br />
Das sollte jemand tun, der sich in der<br />
Region auskennt. Die Ärzte sollten geeignete<br />
Patienten auch über die Möglichkeiten<br />
der ambulanten Reha aufklären. All das<br />
lässt sich vor der Reha besprechen. Dadurch<br />
können wir den Patienten die optimale<br />
Betreuung schnell nach der OP zukommen<br />
lassen.
REISE<br />
Wo schon Goethe kurte –<br />
Sächsische Staatsbäder<br />
Schon Goethe kam 1795 zum<br />
Kuren an die Moritzquelle im<br />
heutigen Bad Elster. Seither<br />
hat sich im traditionsreichen<br />
sächsischen Staatsbad<br />
und im benachbarten Bad<br />
Brambach Einiges geändert.<br />
Seit der Wende wurden rund<br />
125 Millionen Euro in die<br />
Sanierung und Erweiterung<br />
der historischen Kureinrichtungen,<br />
den Ausbau der Kurparks<br />
und in die technische<br />
Modernisierung investiert. Zur<br />
Erholung und Heilung kommen<br />
die Gäste noch immer.<br />
Als „erquickend, gesund zu trinken den<br />
Menschen“ beschreibt Goethe in seinem<br />
Werk „Hermann und Dorothea“ den Geschmack<br />
der Waldquelle in Bad Elster. Zu<br />
Goethes Zeiten gehörten Trinkkuren und<br />
Wanderungen zu den wenigen Möglichkeiten<br />
der Gesundung.<br />
Mittlerweile stehen Gästen in Bad Elster<br />
und Bad Brambach mehr als 180 Pauschalund<br />
Individualangebote zur Verfügung. Die<br />
beiden Staatsbäder konzentrieren sich auf<br />
Prävention.<br />
Bis heute bieten die beiden Orte im Dreiländereck<br />
Sachsen-Bayern-Böhmen mit ihren<br />
17 mineralischen Heilquellen ideale Bedingungen,<br />
um unter anderem Herz- und<br />
Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechsel- oder<br />
Nierenkrankheiten oder rheumatische Beschwerden<br />
zu lindern. Bad Brambach ist<br />
als Heilbad mit der stärksten zu Trinkkuren<br />
geeigneten Radonquelle der Welt bekannt.<br />
2008 wurde zudem bei Bohrungen in der<br />
Region in 1200 Meter Tiefe eine Thermal-<br />
Sole-Quelle gefunden.<br />
Die beiden Bäder liegen in Tälern der waldreichen<br />
Mittelgebirgslandschaft des Vogtlands,<br />
durch die sich viele kleine Bachläufe<br />
zwischen Wiesen bis hin zur Weißen<br />
Elster schlängeln. Mit dem Vogel hat der<br />
Name Elster übrigens nichts zu tun: Er<br />
kommt vom slawischen Begriff „Alstrawa“,<br />
was „die Eilende“ bedeutet. Die Berge<br />
<strong>MGM</strong> Seite 28<br />
Das nach dem sächsischen König benannte<br />
Jugendstilgebäude „Albertbad“ beherbergt<br />
inzwischen moderne Therapieeinrichtungen.
�� Bad Brambach ist der richtige Ort, um<br />
Körper und Seele wieder in Einklang zu<br />
bringen. Herzstück des Kurortes ist der weitläufige,<br />
gepflegte Kurpark mit Schwanenteich.<br />
Mitte rechts : Bad Elster und Bad Brambach<br />
gehören zu den traditionellen<br />
Mineralheilbädern Deutschlands.<br />
des Elstergebirges schützen die Orte im<br />
Tal vor extremen Temperaturschwankungen<br />
und schaffen ein mildes Reizklima.<br />
Vor allem der „Königsweg“ zwischen Bad<br />
Elster und Bad Brambach ist landschaftlich<br />
reizvoll. Er führt den Wanderer in dichte<br />
Wälder, verträumte Dörfer und hält spannende<br />
Blickwinkel ins Elstergebirge bereit.<br />
Das Wandern, Walken und Radfahren<br />
im weit verzweigten Wegenetz der Heilbäder<br />
bietet sich für Menschen an, die<br />
(wieder) in Bewegung kommen wollen.<br />
Schnupper-<br />
Reha gewinnen<br />
Gewinnspiel-Frage<br />
beantworten und zwei Tage<br />
Schnupper-Reha<br />
in Ihrer Nähe gewinnen!<br />
Mit ein bisschen Fleiß und Glück können<br />
Sie eine zweitägige Schnupper-Reha in Ihrer<br />
Nähe gewinnen. Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
e.V. sucht zusammen mit dem<br />
Gewinner oder der Gewinnerin eine passende<br />
Reha-Klinik in der Nähe aus. Nach<br />
einer professionellen Einführung stehen<br />
Ihnen dort die Angebote und Anwendungen<br />
zur Verfügung.<br />
Und so wird’s gemacht:<br />
Beantworten Sie die Frage auf der vorbereiteten<br />
Postkarte auf Seite 15/16, füllen<br />
Sie die Karte vollständig aus und senden<br />
Sie sie an den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
(Absender nicht vergessen!)<br />
Einsendeschluss: 01.03.2009!<br />
GEWINNEN<br />
Reha- und Vorsorge-Kliniken in Sachsen<br />
Klinik Bad Brambach<br />
08648 Bad Brambach<br />
www.ebel-klinik.de<br />
MediClin Reha-Zentrum Bad Düben<br />
04849 Bad Düben<br />
www.mediclin.de<br />
Ev. Fachklinik Sonnenhöhe<br />
08645 Bad Elster<br />
www.klinik-sonnenhoehe.de<br />
MediClin Klinik am Brunnenberg<br />
08645 Bad Elster<br />
www.mediclin.de<br />
Vogtland-Klinik<br />
08645 Bad Elster<br />
www.vogtland-klinik.de<br />
<strong>MGM</strong> Seite 29<br />
<strong>Gesundheit</strong>spark - Klinik Bad Gottleuba<br />
01816 Bad Gottleuba<br />
www.klinik-bad-gottleuba.de<br />
MEDIAN Klinik Bad Lausick<br />
04651 Bad Lausick<br />
www.median-kliniken.de<br />
Falkenstein-Klinik<br />
01814 Bad Schandau<br />
www.falkenstein-klinik.de<br />
Kirnitzschtal-Klinik<br />
01814 Bad Schandau<br />
www.kirnitzschtal-klinik.de<br />
Klinik Bavaria - Zscheckwitz/Sachsen<br />
01731 Kreischa/Sachsen; OT Zscheckwitz<br />
www.klinik-bavaria.de
MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />
Ausgabe 2/2009<br />
Die nächste Ausgabe von „Mein gesundes<br />
Magazin“ befasst sich mit dem Thema<br />
Übergewicht und krankhafte Fettleibigkeit<br />
(Adipositas).<br />
Titelthema:<br />
Adipositas – Wenn Pfunde krank machen<br />
Die meisten Deutschen essen zu viel und zu ungesund.<br />
Zwei Millionen Kinder und 37 Millionen Erwachsene<br />
tragen in Deutschland überschüssige Pfunde mit sich<br />
herum. Die zusätzlichen Speckröllchen können nicht nur<br />
das Selbstwertgefühl mindern, sie machen auch krank.<br />
Lesen Sie, wann Übergewicht krank macht und was Sie<br />
dagegen tun können.<br />
AUSBLICKE<br />
<strong>MGM</strong> Seite 30<br />
IMPRESSUM<br />
MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />
Herausgeber ist der „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.“, eine<br />
gemeinnützige Initiative von deutschen Reha- und Vorsorgeeinrichtungen.<br />
Das Magazin erscheint zweimonatlich<br />
und ist kostenlos; es wird zur Weitergabe an Patienten<br />
in Arztpraxen, Krankenhäusern und den Mitgliedseinrichtungen<br />
des <strong>Arbeitskreis</strong>es ausgelegt.<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Am Römerlager 2, 53117 Bonn<br />
Telefon 0228/212100, Telefax 0228/212211<br />
V.i.S.d.P.: Ingo Dörr<br />
Redaktion: Dr. Katja Flieger und Dr. Claudia Hoffmann,<br />
KonText<strong>Gesundheit</strong> GbR, Berlin<br />
Gestaltung: KNM Krammer Neue Medien GmbH, Düsseldorf<br />
Anzeigen: Krammer Verlag Düsseldorf AG<br />
Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf<br />
Alke Schmeis (Telefon 0211/9149455)<br />
Druck: D+L Reichenberg GmbH, Bocholt<br />
Veröffentlichungen: Die Artikel zu medizinischen Themen<br />
ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt!<br />
Quelle: pixelio.de
DAS BESTE FÜR IHRE<br />
GESUNDHEIT!<br />
Wir informieren Sie individuell! Unsere Leistungen im Überblick:<br />
Kliniksuche<br />
Reha Verfahren §<br />
Für Fragen und Beratungen rund um die Reha erreichen Sie uns unter<br />
Tel. 0228 / 21 21 00. Informieren Sie sich auch auf unserer<br />
Internetseite unter www.arbeitskreis-gesundheit.de.<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der über die Bedeutung<br />
der medizinischen Rehabilitation im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung informiert.<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Am Römerlager 2, 53117 Bonn<br />
Tel.: (0228) 21 21 00<br />
Fax: (0228) 21 22 11<br />
Schriftliche Patienteninformationen<br />
Der Arzt<br />
und die Reha<br />
Leitfaden<br />
Jetzt auch in Leipzig:<br />
Gustav-Mahler-Straße 2, 04<strong>109</strong> Leipzig<br />
E-Mail: info@arbeitskreis-gesundheit.de<br />
Geschäftsführer: Ingo Dörr
Dank Reha<br />
zurück im Leben.<br />
Krankheiten, Behinderungen und Unfälle können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Solche<br />
Schicksalsschläge verändern alle Perspektiven von einem Tag auf den anderen. Probleme beim Verlust des<br />
Arbeitsplatzes, dem Einstieg oder der Rückkehr ins Erwerbsleben und erhebliche Einschnitte im Alltag sind<br />
oft die gravierenden Folgen. Hier hilft die Rehabilitation: Sie berücksichtigt von Anfang an alle Phasen des<br />
Krankheitsverlaufs, individuelle Stärken und Schwächen, unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />
der betroffenen Menschen. Um beste Ergebnisse zu erzielen, verzahnt sie frühzeitig medizinische, berufl iche<br />
und soziale Aspekte, erwägt Alternativen und parallele Entwicklungen.<br />
Am 12. September 2009 ist Reha-Tag.<br />
Besuchen Sie eine Klinik in Ihrer Nähe.<br />
Der 6. Deutsche Reha-Tag ist eine Gemeinschaftsinitiative von<br />
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www.rehatag.de