MGM_109:Layout 1 - Arbeitskreis Gesundheit eV

MGM_109:Layout 1 - Arbeitskreis Gesundheit eV MGM_109:Layout 1 - Arbeitskreis Gesundheit eV

22.10.2012 Aufrufe

MEIN GESUNDES 1 MAGAZIN 2009 Aktuelle medizinische Informationen für Patienten Herausgeber: Arbeitskreis Gesundheit e.V. Im Interview Friedrich-Wilhelm Mohr Herzzentrum Leipzig SCHWERPUNKT-THEMA Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kraft fürs Herz Reha-Medizin Nachsorge Schlaganfall MGM Preisrätsel GEWINNEN SIE: Schnupper-Reha in Ihrer Nähe

MEIN GESUNDES<br />

1 MAGAZIN<br />

2009<br />

Aktuelle medizinische Informationen für Patienten Herausgeber: <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Im Interview<br />

Friedrich-Wilhelm Mohr<br />

Herzzentrum Leipzig<br />

SCHWERPUNKT-THEMA<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Kraft fürs Herz<br />

Reha-Medizin<br />

Nachsorge<br />

Schlaganfall<br />

<strong>MGM</strong> Preisrätsel<br />

GEWINNEN SIE:<br />

Schnupper-Reha in Ihrer Nähe


Der Mensch im Mittelpunkt<br />

MEDIAN<br />

Kliniken<br />

Ihr Partner für die Rehabilitation<br />

� optimale Betreuung in einem großen Klinikverbund<br />

� mit langjähriger Kompetenz, Erfahrung und hohem<br />

Qualitätsanspruch<br />

� für alle Indikationen – in fast allen Bundesländern<br />

Ausführliche Informationen und Prospekte<br />

erhalten Sie unter<br />

Telefon 0 30 / 311 01 – 0<br />

Telefax 0 30 / 311 01 – 144<br />

www.median-kliniken.de


Rund 120.000 Mal schlägt ein gesundes<br />

Herz pro Tag, vier bis fünf Liter Blut pumpt<br />

es pro Minute in alle Gefäße des Menschen<br />

– von der Kopfhaut bis zur Fußzehe.<br />

Schlägt einmal eine Verletzung von außen<br />

ein kleines Leck in ein Blutgefäß, blutet<br />

es nur kurz, dann verschließt sich die<br />

Wunde quasi wie von selbst. Von einer derartig<br />

langlebigen und wartungsfreien Pumpe<br />

und Leitungen, die sich bei einem Defekt<br />

automatisch reparieren, träumt jeder<br />

Techniker. Jedenfalls solange alles funktioniert.<br />

Der Dauereinsatz bleibt nicht ohne Spuren,<br />

weder am Herz noch an den Gefäßen:<br />

Fast jeder Zweite stirbt in Deutschland an<br />

einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Fasst<br />

man alle Altersgruppen zusammen, sind<br />

diese Krankheiten die häufigste Todesursache<br />

– sie rangieren weit vor den Krebserkrankungen.<br />

Schuld sind meist verengte Blutgefäße.<br />

Wann diese Gefäßverengung beginnt, unterscheidet<br />

sich allerdings von Mensch zu<br />

Mensch. Ein Teil der Ursachen dafür ist vererbt.<br />

Aber: Neben dem erblichen Risiko<br />

entscheidet auch der Lebensstil eines<br />

EDITORIAL<br />

Das perfekte System<br />

<strong>MGM</strong> Seite 3<br />

Menschen darüber, ob und wann eine Gefäßverengung<br />

eintritt. Was wir essen, wie<br />

viel wir uns bewegen, wie viel Stress wir<br />

ausgesetzt sind – all das hat Einfluss auf<br />

Herz und Kreislauf.<br />

Das Problem bei Gefäßverengungen ist,<br />

dass man sie lange nicht bemerkt. Die gute<br />

Nachricht lautet, dass jeder sein Risiko<br />

für Herz-Kreislauf-Krankheiten zumindest<br />

zum Teil in der Hand hat. Selbst wenn<br />

schon Beschwerden da sind, lassen sich<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch positiv<br />

beeinflussen.<br />

Hier setzt Reha an. Die unterschiedlichen<br />

Bausteine, die Rehabilitation ausmachen<br />

– von der Physiotherapie über Herzsportgruppen<br />

bis zu Patientenschulungen zur<br />

Stressbewältigung – ermöglichen Menschen<br />

mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />

ihren eigenen Weg zu finden, um mit ihrer<br />

Krankheit umzugehen.<br />

»MEIN GESUNDES MAGAZIN« hat deshalb in<br />

dieser Ausgabe Fakten und Geschichten<br />

zum Thema Herz und Kreislauf für Sie zusammengestellt.<br />

Dabei kommen auch die<br />

Fragen zur Reha nicht zu kurz.<br />

Das Beste für Ihre <strong>Gesundheit</strong> – aus vollem Herzen!<br />

Foto: FOTOLIA


TITELTHEMA<br />

INHALT<br />

MEIN GESUNDES MAGAZIN 1/2009<br />

Kraft fürs Herz<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind<br />

kein Schicksal – woher sie kommen<br />

und wie man sie stoppt:<br />

6 Kalk verstopft die Blutgefäße<br />

8 Schlaganfall:<br />

Keine Alterskrankheit<br />

8 Krankheit als Notfall:<br />

Wettlauf mit der Zeit<br />

9 Chronische Erkrankungen:<br />

Krank ohne Ende<br />

9 Linktipps<br />

10 Gesunde Gefäße durch<br />

Vorbeugung<br />

GUT INFORMIERT<br />

Medizin im Alltag<br />

Gesund werden geht nach der<br />

Entlassung aus der Klinik weiter –<br />

Hintergrundinformationen, die nutzen:<br />

12 Krankes Herz:<br />

Keine Angst vor der Liebe<br />

12 Hohes Cholesterin, was tun?<br />

13 Der informierte Patient:<br />

Willkommen im Datendschungel!<br />

14 GBE-Heft zu Bluthochdruck<br />

erschienen<br />

14 Fitness-Studio Straße<br />

15 DIALOG<br />

Schreiben Sie uns!<br />

Teilnahmekarten und Vordrucke für<br />

die Anforderung von Info-Material.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 4<br />

8<br />

6 12<br />

ZUSAMMENGEFASST<br />

Schnell informiert<br />

Aktuelle und wichtige <strong>Gesundheit</strong>snachrichten<br />

im Überblick:<br />

17 Sport macht Vorschulkinder mobil<br />

17 Junge Erwachsene sind<br />

Bewegungsmuffel<br />

17 Gewicht und Taillenumfang erhöhen<br />

Sterblichkeit<br />

18 Vorhofflimmern: Blutverdünnung<br />

meist unverzichtbar<br />

18 Kompetenzzentrum Schlaganfall in<br />

Mannheim gegründet<br />

18 Sport beeinflusst<br />

Herzerkrankungen positiv


17 21<br />

REHA<br />

Wieder fit werden<br />

Nach der Krankheit zurück<br />

ins normale Leben – Reha hilft:<br />

19 Schlaganfall: Oft leidet die<br />

Psyche mit<br />

19 Bessere Rehabilitation für ältere<br />

Unfallopfer<br />

20 Leitlinien verbessern Rehabilitation<br />

Wer krank ist, möchte gut versorgt<br />

werden – Leitlinien sorgen für eine<br />

einheitliche Behandlung.<br />

20 Erfolg durch gezielte Motivation<br />

21 Nachsorge sichert Reha-Erfolg<br />

21 Mehr Reha, weniger Herzinfarkte<br />

22 Frauen und Männer in der Reha<br />

Das Geschlecht entscheidet<br />

über den Krankheitsverlauf mit<br />

22 Männliche Diabetiker sterben später<br />

23 Ihr gutes Recht<br />

Voraussetzungen für die Ausübung<br />

des Wunsch- und Wahlrechtes<br />

für die medizinische Rehabilitation.<br />

24 Über 100 Kliniken ausgezeichnet<br />

Reha-Kliniken belegen<br />

ihre Behandungsqualität<br />

24 Spiegeltherapie soll<br />

Schlaganfallpatienten helfen<br />

25 Rehabilitation<br />

Was sie kann – wer sie wie<br />

bekommt: Antworten auf häufige<br />

Fragen zur Rehabilitation.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 5<br />

22<br />

28<br />

INTERVIEW<br />

27 Mehr Ressourcen für die<br />

Rehabilitation<br />

Der Leiter des Leipziger<br />

Herzzentrums, Friedrich-Wilhelm<br />

Mohr im Gespräch<br />

REISE<br />

28 Wo schon Goethe kurte –<br />

Sächsische Staatsbäder<br />

PREISRÄTSEL<br />

29 Schnupper-Reha gewinnen<br />

AUSBLICKE<br />

30 Was kommt?<br />

Freuen Sie sich schon jetzt auf die<br />

nächste <strong>MGM</strong>-Ausgabe: Dort<br />

geben wir u.a. Antwort auf die<br />

Frage: „Was heißt hier dick?“<br />

30 Impressum


TITELTHEMA<br />

Kraft fürs Herz<br />

Kalk verstopft die Blutgefäße<br />

Wer kennt ihn nicht aus<br />

der Werbung, den verkalkten<br />

Heizstab einer Wasch maschine.<br />

Kalkgehalt im Wasser<br />

setzt Geräten zu und kann<br />

ihre Lebens dauer merklich<br />

verkürzen. Ähnlich negative<br />

Auswirkungen verursachen<br />

Kalk- und Fettablagerungen<br />

in Blutgefäßen. Wer sich<br />

vor den Folgen schützen will,<br />

muss früh aktiv werden.<br />

Entwicklung einer Arteriosklerose<br />

Mediziner sprechen von Arteriosklerose,<br />

wenn die Durchgängigkeit von Arterien<br />

durch Ablagerungen langsam aber stetig<br />

abnimmt. Warum es zu diesen Ablagerungen<br />

an den Gefäßwänden kommt, ist<br />

trotz intensiver Forschung bis heute noch<br />

nicht genau bekannt. Bei einem sind sich<br />

die Wissenschaftler jedoch einig: Je früher<br />

dagegen vorgegangen wird, umso<br />

besser, denn Herzinfarkt und Schlaganfall<br />

sind die Folgen. Solche Verkalkungen verursachen<br />

50 Prozent aller Erkrankungen in<br />

den Industrieländern.<br />

Ein Riss mit Folgen<br />

Eine dünne Zellschicht überzieht die Innenwand<br />

der Blutgefäße. Diese Zellen sorgen<br />

dafür, dass das Blut geschmeidig<br />

durch die Arterie fließt. Das Prinzip<br />

lässt sich mit einer teflonbeschichteten<br />

Pfanne vergleichen.<br />

Der Kunststoff Teflon verhindert,<br />

dass der Inhalt am Pfannenboden<br />

kleben bleibt. Ist die Teflonschicht<br />

beschädigt, klappt das<br />

Prinzip nicht mehr – Reste blei-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 6<br />

ben in den Ritzen hängen. Bei den Gefäßen<br />

ist das ähnlich: Entsteht ein kleines<br />

Loch an der Innenauskleidung, setzen sich<br />

dort Bestandteile aus dem Blut fest. Flüssigkeit<br />

dringt in die Gefäßwand ein, das<br />

Gewebe schwillt an – ein Ödem entsteht.<br />

Blutzellen, Fett und Kalk lagern sich ab.<br />

Diese Wandverdickung wird Atherom<br />

(nach dem griechischen Wort für „Mehlbrei“)<br />

genannt.<br />

Bei einem Atherom ist die Gefäßwand zunächst<br />

noch weich, sie verhärtet sich aber<br />

zunehmend durch Einlagerung von Kalk.<br />

Eine starre und verdickte Gefäßwand wird<br />

dann als Arteriosklerose bezeichnet. Je<br />

mehr Fette, Blutklümpchen, Kalk und Gewebepartikel<br />

sich in der Wand einnisten,<br />

umso enger wird der Innendurchmesser<br />

des Gefäßes. Das Blut hat es zunehmend<br />

schwerer dieses Hindernis zu passieren.<br />

Unser Blutkreislauf funktioniert jedoch so<br />

gut, dass ein solcher Engpass lange nicht<br />

auffällt. Die Gefäßverkalkung beginnt<br />

meist schon im Kindes- oder Jugendalter,<br />

verursacht aber erst im Alter Beschwerden.


Quelle:: pixelio.de<br />

Schleichend oder ganz<br />

unvermittelt<br />

Gefäßverengungen stehen am Anfang<br />

vieler so genannter Herz-Kreislauf-Er -<br />

krankungen. Jeder zweite Todesfall in<br />

Deutschland ist auf eine derartige Krankheit<br />

zurückzuführen. 2002 wurden 30 Milliarden<br />

Euro für Herz-Kreislauf-Er kran -<br />

kungen ausgegeben – damit wandert jeder<br />

sechste Euro, der dem deutschen <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

zur Verfügung steht, in<br />

die Diagnose oder Behandlung von Herz-<br />

Kreislauf-Erkran kungen.<br />

Aus der langsam fortschreitenden Gefäßverkalkung<br />

können sich aber auch kleine<br />

Partikel herauslösen, die dann mit dem<br />

Blut weiter schwimmen. Wird das Gefäß<br />

schmaler, kann es passieren, dass das<br />

harte losgelöste Klümpchen stecken<br />

bleibt und das Blutgefäß komplett verschließt.<br />

Nicht durchblutetes Gewebe<br />

stirbt ab. Die meisten Herzinfarkte oder<br />

Schlaganfälle entstehen auf dem Boden<br />

eines solchen akuten Verschlusses. Dies<br />

ist der Grund, warum plötzliche Beschwerden<br />

auch bei nur gering ausge-<br />

TITELTHEMA<br />

prägten Gefäßverkalkungen auftreten<br />

können.<br />

Gefäßverkalkungen lassen<br />

sich beeinflussen<br />

Das Risiko eine Arteriosklerose zu entwickeln<br />

ist nicht bei jedem Menschen gleich.<br />

Eine Reihe von Faktoren<br />

erhöht die Wahr-<br />

scheinlichkeit, dass sich<br />

Gefäßwände verhärten<br />

und der Gefäßdurchmesser<br />

abnimmt. Vererbung,<br />

Geschlecht<br />

und Alter gehören zu<br />

den Risikofaktoren, die<br />

nicht zu beeinflussen<br />

sind. So schützt beispielsweise das weibliche<br />

Sexualhormon Östrogen Frauen vor<br />

den Wechseljahren vor einer Arteriosklerose.<br />

Erst, wenn die Hormonproduktion<br />

im Alter abnimmt, gleicht sich ihr Risiko<br />

dem der Männer an.<br />

Resignieren nach dem Motto „das ist eben<br />

Schicksal“ ist trotzdem nicht angebracht.<br />

Es gibt genug Risikofaktoren, denen jeder<br />

Patient und jede Patientin entgegen wirken<br />

kann – oft sogar mit großem Erfolg.<br />

Wer sich gesund ernährt und regelmäßig<br />

bewegt, bleibt länger gesund und ist nebenbei<br />

ein gutes Vorbild für seine Kinder<br />

und Enkel – Studien beweisen, dass Kinder<br />

die Lebensgewohnheiten ihrer Umgebung<br />

übernehmen.<br />

Bluthochdruck<br />

Jede/r Vierte im Alter über 50 Jahre hat einen<br />

zu hohen Blutdruck. Davon spricht<br />

man, wenn der Blutdruck in den Arterien<br />

<strong>MGM</strong> Seite 7<br />

Arteriosklerose entsteht<br />

nicht über Nacht. 20<br />

bis 40 Jahre können<br />

vergehen, bevor die ersten<br />

Beschwerden auftreten.<br />

dauerhaft auf einen oberen (systolischen)<br />

Wert über 140 mmHg, beziehungsweise<br />

auf einen unteren (diastolischen) Wert über<br />

90 mmHg ansteigt.<br />

Da ein hoher Blutdruck jedoch meist keine<br />

Beschwerden macht, wissen 30 Prozent<br />

der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung.<br />

Schäden am<br />

Herzen und an den Gefä-<br />

ßen verursacht der hohe<br />

Druck in den Gefäßen<br />

aber trotzdem.<br />

Tipp: Lassen Sie Ihren<br />

Blutdruck regelmäßig<br />

kontrollieren und gegebenenfalls<br />

mit Medikamenten<br />

behandeln!<br />

So krank ist Deutschland<br />

40 Millionen Übergewichtige<br />

21 Millionen Bluthochdruckkranke<br />

20 Millionen Raucher/innen<br />

7 Millionen Diabetiker/innen<br />

Fettstoffwechselstörungen<br />

Erhöhte Cholesterinwerte zählen zu den<br />

Hauptverursachern der Arteriosklerose.<br />

Das Zuviel an Fetten im Blut lagert sich an<br />

den Gefäßwänden ab. Zwar sind viele Fettstoffwechselstörungen<br />

erblich bedingt,<br />

aber auch falsche Ernährung, Übergewicht<br />

und Alkohol treiben die Fettspiegel nach<br />

oben.<br />

Tipp: Ernähren Sie sich gesund. Mit einer<br />

Normalisierung des Fettstoffwechsels<br />

sinkt Ihr Herzinfarktrisiko immerhin<br />

um 30 Prozent!<br />

Quelle: Gordon Bussiek/PHOTOCASE<br />

Diabetes mellitus<br />

Die Zuckerkrankheit gehört<br />

zu den so genannten<br />

Wohlstandserkrankungen.<br />

Laut Weltgesundheitsorganisation<br />

stieg die Anzahl<br />

der Diabetiker in Deutschland<br />

2006 auf sechs Millionen,<br />

1960 waren es gerade<br />

einmal eine halbe Million.<br />

Häufig entwickelt sich<br />

die Erkrankung auf dem<br />

Boden von Übergewicht<br />

und erhöhten Fettwerten<br />

sowie Bluthochdruck.<br />

Tipp: Durch eine gute<br />

Blutzuckereinstellung<br />

lassen sich Folgeschäden<br />

verhindern. Allein<br />

durch Abnehmen könnten<br />

80 Prozent der Diabetiker<br />

normale Blutzuckerwerte<br />

erreichen!


Schlaganfall:<br />

Keine Alterskrankheit<br />

„Wir könnten viel erreichen, wenn die<br />

Schlaganfall-Risikofaktoren, wie zum Beispiel<br />

Bluthochdruck, Diabetes mellitus<br />

oder Herzrhythmusstörungen, weltweit<br />

bekannter wären und die Menschen mehr<br />

über ihr persönliches Risiko wüssten“, so<br />

die Einschätzung von Dr. Brigitte Mohn,<br />

Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche<br />

Schlaganfall-Hilfe, anlässlich des<br />

Weltschlaganfalltages<br />

2008.<br />

Unter Schlaganfall wird<br />

ein akuter „schlagartiger“<br />

Ausfall bestimmter Funktionen<br />

im Gehirn verstanden.<br />

Häufigste Ursache<br />

sind Gefäßverkalkungen:<br />

Sie verursachen<br />

auch im Gehirn Durchblutungsstörungen.<br />

Seltener reißen Gefäßwände und<br />

führen zu Blutungen aus dem Blutgefäß<br />

in das Hirngewebe – dies passiert eher<br />

bei jüngeren Menschen.<br />

Gefäße schützen<br />

Wer sein Risiko für Herz-Kreislauf-Er -<br />

krankungen so klein wie möglich halten<br />

will, muss etwas dafür tun. Brigitte<br />

Mohn nennt die wichtigsten Risikofaktoren<br />

für einen Schlaganfall und wünscht<br />

sich, dass die Bevölkerung sich mehr<br />

über die Krankheiten und ihre Präventionsmöglichkeiten<br />

informiert.<br />

Wichtigster und häufigster Risikofaktor,<br />

der zu einem Schlaganfall führt, ist ein<br />

über längere Zeit zu hoher Blutdruck:<br />

Bei Bluthochdruckkranken steigt das<br />

Schlaganfall-Risiko auf das 3-4-fache<br />

Neun von zehn Schlaganfall-Patienten<br />

und -Patientinnen haben zu hohen Blutdruck<br />

TITELTHEMA<br />

200.000 Deutsche erleiden jährlich einen Schlaganfall. Jeder<br />

zehnte Betroffene ist unter 50 Jahre alt. Vorbeugen, Symptome<br />

erkennen und rasch handeln rettet Menschen leben.<br />

Was Gefäße krank macht<br />

✘ Bluthochdruck (Hypertonie)<br />

✘ Zuckerkrankheit (Diabetes)<br />

✘ Rauchen (Nikotinabusus)<br />

✘ Übergewicht (Adipositas)<br />

✘ Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie)<br />

Durch Senkung des unteren Blutdruckwertes<br />

um 10mmHg lässt sich<br />

jeder zweite Schlaganfall vermeiden<br />

Mit Verdacht auf Schlaganfall<br />

sofort zum Arzt<br />

30 Prozent der Schlaganfälle kündigen<br />

sich mit „leisen“ Symptomen an. Sie<br />

dauern meist nur einige Minuten, selten<br />

Stunden und las-<br />

sen einen nicht<br />

unbedingt sofort<br />

an eine bedrohliche<br />

Erkrankung<br />

denken. Solche<br />

flüchtigen Durchblutungsstörungen<br />

im Gehirn heißen<br />

"transistorische ischämische Attacke"<br />

(TIA). Die Symptome sind nach spätestens<br />

24 Stunden wieder vorbei. Sie<br />

sollten Sie lieber einmal zu viel als einmal<br />

zu wenig zum Arzt führen: Er kann<br />

die Situation besser einschätzen, weitere<br />

Untersuchungen empfehlen oder<br />

aber Entwarnung geben.<br />

Den meisten<br />

Behinderungen im<br />

Erwachsenenalter<br />

liegt ein Schlaganfall<br />

zugrunde.<br />

Fakten zu<br />

Schlaganfall-Patienten<br />

und -Patientinnen<br />

✘ Jede/r 2. erleidet erneut einen<br />

Schlaganfall<br />

✘ Jede/r 3. bleibt dauerhaft<br />

behindert<br />

✘ Jede/r 10. ist jünger als 45 Jahre<br />

Symptome einer TIA sind Warnzeichen<br />

für einen Schlaganfall:<br />

akute Schwäche oder Gefühlsstörungen<br />

an einem Bein/Arm, Einknicken<br />

der Beine<br />

akuter Schwindel mit Gangunsicherheit<br />

akute heftige Kopfschmerzen<br />

akute Sprachstörungen<br />

akute Probleme Gesprochenes zu verstehen<br />

akute Sehstörungen, vor allem, wenn<br />

sie nur ein Auge betreffen<br />

<strong>MGM</strong> Seite 8<br />

Quelle: Deutsche Schlaganfall-Hilfe<br />

Krankheit als<br />

Notfall: Wettlauf<br />

mit der Zeit<br />

Bei Beschwerden, die auf<br />

einen Herzinfarkt oder einen<br />

Schlaganfall hinweisen, heißt<br />

es: schnell handeln! Wer sich<br />

mit dem Notruf zu viel Zeit<br />

lässt, bezahlt dafür vielleicht<br />

mit dem Leben.<br />

Nehmen wir einmal an, Sie sind eine gesunde<br />

Frau Mitte 50 und wachen nachts<br />

mit heftigsten Schmerzen auf. Besonders<br />

unangenehm empfinden sie den Druck<br />

knapp unterhalb der Rippen, und dann ist<br />

Ihnen auch noch richtig schlecht. Ihr Partner<br />

versucht Sie zu beruhigen – das späte<br />

üppige Essen. Aber Ihre Angst bleibt und<br />

Sie greifen zum Telefon, um den Notarzt zu<br />

verständigen. Damit haben Sie vermutlich<br />

eine der wichtigsten Entscheidungen Ihres<br />

Lebens getroffen. Der Notarzt erkennt das<br />

Krankheitsbild sofort: Sie sind eine der 800<br />

Menschen, die pro Tag einen Herzinfarkt in<br />

Deutschland erleiden.<br />

Das Ereignis überleben mehr Männer als<br />

Frauen, weil die Symptome bei Frauen,<br />

auch von Ärzten, häufig (noch) falsch gedeutet<br />

werden: Frauen spüren oft eher<br />

Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch und


Hals, statt der allgemein bekannten<br />

Beschwerden wie Brustschmerzen.<br />

Wer innerhalb der ersten drei bis vier<br />

Stunden behandelt wird, hat die besten<br />

Überlebenschancen. Und doch<br />

rufen 40% aller potenziellen Patientinnenoder<br />

Patienten nicht gleich den<br />

Notarzt, sondern warten erst einmal<br />

ab oder suchen den Hausarzt auf –<br />

nicht sofort, sondern nach telefonischer<br />

Terminvereinbarung. Eine Zeitverzögerung,<br />

die Leben kosten kann.<br />

Sobald ein Patient im Notarztwagen<br />

liegt, ist er allerdings fest in den Händen<br />

eines gut funktionierenden Systems.<br />

Sind speziell ausgestattete<br />

Krankenhäuser in der Nähe, sollten<br />

sie genutzt werden. Für Schlaganfallpatienten<br />

gibt es in Deutschland<br />

beispielsweise so genannte „stroke<br />

units“ – wenn auch nicht flächendeckend.<br />

Das sind Spezialstationen,<br />

in denen eine interdisziplinäre Betreuung<br />

angeboten wird. Mittlerweile weiß<br />

man, dass Männer und Frauen, die in stroke<br />

units versorgt werden, länger und besser<br />

leben als Kranke, denen diese Behand -<br />

lung nicht angeboten wird.<br />

Ein Qualitätsmerkmal dieser Einheiten sind<br />

mit allen Beteiligten abgestimmte Behandlungspläne<br />

für alle Phasen der Patientenversorgung<br />

– vom Rettungswagen<br />

bis zur Entlassung in die Rehabilitation.<br />

Die Rehabilitation steht jedem Patienten<br />

und jeder Patientin nach einem Schlaganfall<br />

zu. Sie ist notwendig, um die Patient(inn)en<br />

wieder zu motivieren und auf<br />

das Leben "danach" vorzubereiten. Meist<br />

erfolgt eine stationäre Rehabilitation. Sie<br />

dauert normalerweise zwischen drei und<br />

sechs Wochen.<br />

LINKTIPPS<br />

www.chd-taskforce.de<br />

1987 gründete eine internationale Expertengruppe<br />

die „International Task Force<br />

for Prevention of Coronary Heart<br />

Disease“. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />

wissenschaftliche Ergebnisse zur<br />

Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkran -<br />

kungen zusammenzufassen. Auf der<br />

Webseite können Sie mit verschiedenen<br />

Tests Ihr persönliches Herzinfarktrisiko<br />

ermitteln.<br />

www.herzstiftung.de<br />

Eine der Hauptaufgaben der Deutschen<br />

Herzstiftung im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

ist es, Patienten über<br />

die heutigen Möglichkeiten der Be-<br />

TITELTHEMA<br />

Chronische Erkrankungen:<br />

Krank ohne Ende<br />

Mit dem griechischen Begriff „Chronos“ für Zeit beschreibt die<br />

deutsche Sprache einen andauernden Krankheitszustand.<br />

Chronische Erkrankungen bestimmen Tagesablauf, Lebensqualität<br />

und Lebenszeit der Betroffenen entscheidend mit.<br />

Wann jemand als schwerwiegend chronisch<br />

krank einzustufen ist, hat der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss, eines der<br />

entscheidenden Gremien im deutschen<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystem, festgelegt.<br />

Als „schwerwiegend chronisch krank“<br />

gilt, wer wegen einer Krankheit mindestens<br />

ein Jahr regelmäßig ärztlich behandelt<br />

wird, sowie:<br />

eine Behinderung von mindestens 60<br />

Prozent aufweist oder<br />

zur Pflegestufe zwei oder drei gehört<br />

oder<br />

ohne Dauerbehandlung „eine lebensbedrohliche<br />

Verschlimmerung, eine<br />

Verminderung der Lebenserwartung<br />

oder eine dauerhafte Beeinträchtigung<br />

der Lebensqualität“ zu erwarten hat.<br />

Wer dazu gehört, den entlastet der Gesetzgeber<br />

bei den Krankheitskosten –<br />

Betroffene müssen maximal bis zu einem<br />

Prozent des Jahreseinkommens zuzahlen.<br />

Das System ist gefordert<br />

Dass sich das deutsche <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

um die Kosten chronischer Erkrankungen<br />

kümmern muss, stellt keiner mehr<br />

in Frage: So betragen beispielsweise die<br />

handlung aufzuklären: in Seminaren, durch<br />

Vorträge und Informationsbroschüren.<br />

www.<br />

kompetenznetz-schlaganfall.de<br />

Auf der Webseite des Kompetenznetzes<br />

Schlaganfall finden Sie viele Informationen<br />

zum Thema. Aktuell bietet das Kompetenznetz<br />

die Patientenbroschüre „Rehabilitation<br />

– Hilfe nach dem Schlaganfall“ an,<br />

die zusammen mit der Berliner Charité erstellt<br />

wurde.<br />

www.nakos.de<br />

Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle<br />

Selbsthilfegruppen (NAKOS) informiert<br />

Betroffene und Angehörige über Möglichkeiten<br />

der Selbsthilfe (Aufklärungsbroschüren,<br />

Informationsblätter, Arbeitshilfen,<br />

Plakate). Auf der Webseite finden Sie Adres-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 9<br />

Therapiekosten bei einem Diabetiker mit<br />

Komplikationen gegenüber einem gut therapierten<br />

Diabetiker ohne Komplikationen<br />

das Zwei- bis Dreifache. Ein offenes Bein,<br />

das nicht heilt, ist schlicht teurer als ein<br />

„gesunder“ Diabetiker – trotz der Kosten<br />

für das Insulin.<br />

Mit Disease Management Programmen,<br />

kurz DMP, versucht der Gesetzgeber seit<br />

2002 einen Mindeststandard für die Behandlung<br />

bestimmter chronischer Erkrankungen<br />

zu etablieren und langfristig den<br />

Behandlungserfolg zu messen. Gleichzeitig<br />

soll die Lebensqualität der Betroffenen<br />

steigen und die Kosten sollen sinken. Zu<br />

den DMP-Krankheiten gehören bislang neben<br />

der koronaren Herzkrankheit der Dia-<br />

Foto: pixelio.de<br />

Ist der Zuckerstoffwechsel gestört, kann<br />

der Köper den Zuckergehalt im Blut<br />

nicht mehr regulieren - Diabetes entsteht.<br />

sen regional und bundesweit tätiger<br />

Selbsthilfegruppen oder Kontaktstellen.<br />

www.bzga.de<br />

Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung informiert über<br />

gesundheitliche Risiken und gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen. Im Servicebereich<br />

gibt es Adressen zu Beratungsangeboten.<br />

www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V., ein<br />

gemeinnütziger Zusammenschluss von<br />

Reha-Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen,<br />

hält auf seiner Website speziell<br />

für Patienten Informationen rund um die<br />

Rehabilitation bereit – inklusive einer Datenbank<br />

zu Rehabilitationskliniken in der<br />

Bundesrepublik.


Chroniker sollten Ihre Medikamenten-<br />

Kombination vom Arzt überprüfen lassen<br />

betes, Asthma bronchiale, die chronisch<br />

obstruktive Lungenerkrankung (COPD)<br />

und Brustkrebs. Der Erfolg der DMP wird<br />

vor allem von der Ärzteschaft in Frage gestellt<br />

– sie vermisst die Möglichkeit, Patienten<br />

individuell behandeln zu dürfen.<br />

Etwas bringen die DMP aber allemal:<br />

Gesunde Gefäße durch Vorbeugung<br />

Die Krankmacher kennt jeder: Falsche Ernährung,<br />

wenig Bewegung, viel Stress und<br />

Rauchen sind die Hauptgründe für die Entstehung<br />

und Verschlimmerung von Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Trotzdem hören die Meisten eher auf ihren<br />

„inneren Schweinehund“, der sie auf das<br />

Sofa zieht oder zur Chipstüte greifen lässt.<br />

Alles ist schön gemütlich und die kleinen<br />

Fettpölsterchen tun ja nicht weh: Keine Beschwerden,<br />

kein schlechtes Gewissen.<br />

Doch die Gemütlichkeit trügt, denn die Folgen<br />

kommen bestimmt, wenn manchmal<br />

auch erst Jahrzehnte später. Wer klug ist,<br />

lässt es gar nicht soweit kommen. Aber<br />

auch, wenn sich die ersten Beschwerden<br />

bemerkbar machen, kann man sich vor weiteren<br />

Folgen immer noch schützen.<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil<br />

schützt Herz-Kreislauf-Kranke viel<br />

besser vor einer Krankheitsverschlechterung<br />

als Medikamente das bisher können.<br />

Chronisch Kranke sollen aus ihrer oft passiven<br />

Rolle im <strong>Gesundheit</strong>ssystem her -<br />

austreten. Sie sollen ihre Behandlung stärker<br />

als bisher mitbestimmen und die Verantwortung<br />

für ihren Therapieerfolg mit<br />

übernehmen.<br />

Verantwortung tragen<br />

Am Anfang steht immer der Schock. Dann,<br />

wenn ein Gesunder zum Kranken wird. So<br />

wie bei Alfred U., dessen Nieren endgültig<br />

versagten, als er 48 Jahre alt war. Wenn<br />

er doch nur auf die Ärzte gehört hätte, sie<br />

hatten ihn ja gewarnt und das schon vor<br />

Jahren.<br />

Seit seinem zwanzigsten Lebensjahr nahm<br />

er täglich Schmerzmittel ein, nur so waren<br />

die permanenten Kopfschmerzen erträglich.<br />

Regelmäßige Schmerzmitteleinnahme führe<br />

ebenfalls zu Kopfschmerzen und schaden<br />

den Nieren, erklärte ihm die Hausärztin<br />

und riet ihm dringend damit aufzuhören.<br />

Vor vier Jahren wurde bei U. dann ein Bluthochdruck<br />

diagnostiziert, das käme von der<br />

Nierenschädigung durch die Schmerzmittel,<br />

warnte die Ärztin erneut.<br />

Daraufhin nahm U. zwar brav die Blutdruckmittel,<br />

von den Schmerzmitteln woll-<br />

Wie gut Vorbeugung wirken kann, hat uns Finnland vorgemacht. 1977 begann<br />

dort eine umfassende <strong>Gesundheit</strong>saufklärung, die Früchte trägt: Heute<br />

liegen die Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen 65 Prozent niedriger.<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>MGM</strong> Seite 10<br />

te er aber weiterhin nicht lassen. Schließlich<br />

plagte ihn nicht der hohe Blutdruck,<br />

sondern der Kopfschmerz. Jetzt erntete<br />

er die „Früchte“ seiner jahrelangen Vogelstraußpolitik.<br />

Gerne würde U. die Zeit zurückdrehen<br />

und Vieles anders machen.<br />

Wie viele andere chronisch erkrankte Patienten<br />

auch, kostet ihn die Krankheit Zeit<br />

und Kraft.<br />

Sich helfen lassen<br />

Die Lösung körperlich bedingter Probleme<br />

ist eine Seite. Dazu kommen die Hürden<br />

der täglichen Logistik: Wer fährt einen<br />

zum Arzt, zur Schulung oder zur Herzgruppe?<br />

Wer kümmert sich während der<br />

Behandlung um den Haushalt? Warum bezahlt<br />

die Krankenkasse die Physiotherapie<br />

nicht mehr und wie können die entstandenen<br />

Kosten abgefangen werden?<br />

Chronische Krankheiten stellen aber nicht<br />

zwangsläufig das gesamte soziale Gefüge<br />

auf den Kopf. So übt beispielsweise die<br />

Hälfte der Dialysepatienten ihren Beruf<br />

weiter aus. Auch Reisen sind machbar: Solange<br />

Patienten ohne Komplikationen bleiben<br />

und solange die Vorbereitung stimmt,<br />

können sie ihr Urlaubsziel frei wählen.


Bewegung:<br />

Mäßig, aber regelmäßig<br />

Zum Leistungssportler sind die Meisten<br />

nicht geboren. Das ist auch gut so. Leider<br />

neigen viele Menschen dazu über das Ziel<br />

hinauszugehen, ganz nach dem Motto:<br />

Wenn schon Sport, dann gleich ausgiebig.<br />

So trainieren auch im Freizeitsport fast 80<br />

Prozent der Hobbysportler in Bereichen,<br />

die dem Körper mehr schaden als nutzen.<br />

Weniger ist vielleicht langweiliger, aber sicher<br />

besser in den Alltag zu integrieren<br />

und auf jeden Fall gesünder. Allein dreimal<br />

eine halbe Stunde schnelles Gehen pro<br />

Woche bringt Kreislauf und Muskeln schon<br />

gut in Schwung.<br />

Bewegung verbrennt Fette und Blutzucker,<br />

baut Übergewicht ab und senkt einen erhöhten<br />

Blutdruck. All dies führt dazu, dass<br />

Gefäßverkalkungen zum Stillstand kommen.<br />

Bewegung macht gesund!<br />

58 % weniger Diabetes Typ 2<br />

30 % weniger Herzinfarkte und<br />

Schlaganfälle<br />

Sport soll Spaß machen, daher gibt es keine<br />

allgemein gültigen Empfehlungen, wer<br />

wann genau welchen Sport treiben sollte.<br />

Wasserratten werden sich eher für einen<br />

regelmäßigen Schwimmbadbesuch<br />

begeistern als eingefleischte Landratten.<br />

Das Gleiche gilt für das Joggen: Nicht jeder<br />

kann dieser Fortbewegungsart etwas<br />

abgewinnen. Nur wer den Sport, den er<br />

gewählt hat, gerne macht, wird ihn auch<br />

regelmäßig durchführen. Bei der Wahl<br />

sollte miteinbezogen werden, dass nicht<br />

Kraft und Geschwindigkeit dem Herz nüt-<br />

zen, sondern Ausdauer. Einige Beispiele<br />

für herzverträgliche Sportarten:<br />

Gehen, Wandern, Laufen, Joggen<br />

Radfahren<br />

Schwimmen<br />

Ballsportarten ohne Leistungsdruck<br />

Gymnastik<br />

Tanzen<br />

Ski-Langlauf<br />

Sich schlank und gesund essen<br />

Gesund essen heißt nicht, dass man nichts<br />

mehr essen darf. Zwar kann ein totaler<br />

Nahrungsstopp, wie beispielsweise das<br />

Heilfasten, oder eine stark kalorienreduzierte<br />

Diät für kurze Zeit durchaus sinnvoll<br />

sein, aber auf Dauer sind diese Extreme<br />

nichts. Das Motto lautet daher: Das Richtige<br />

und in Maßen.<br />

Ein Blick in die Statistik macht deutlich: In<br />

Deutschland wird zu fett und zu süß gegessen.<br />

Schauen Sie sich um! Jedes fünfte<br />

Schulkind und jeder zweite Erwachsene<br />

sind übergewichtig.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 11<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Sich gesund zu ernähren, bedeutet langfristig<br />

zu denken. Unter Umständen ist die<br />

komplette Umstellung bisheriger Ernährungsgewohnheiten<br />

nötig und zwar auf Dauer.<br />

Die so genannte mediterrane Ernährung<br />

senkt das Herz-Kreislauf-Risiko schon um<br />

bis zu 50 Prozent. Bei ihr kommt viel Obst<br />

und Gemüse auf den Tisch. Statt rotem<br />

Fleisch stehen Geflügel und Fisch auf dem<br />

Speiseplan. Als Fett eignen sich mehrfach<br />

ungesättigte Fettsäuren, beispielsweise aus<br />

Olivenöl. Fette und gesüßte Speisen sollte<br />

man in den Regalen liegen lassen.<br />

Würde jeder Deutsche pro Tag zwei Portionen<br />

Obst und Gemüse (150 Gramm) essen,<br />

träte jede fünfte Krebserkrankung erst<br />

gar nicht auf.<br />

Was der Rauch-Stopp bringt<br />

Quelle: pixelio.de<br />

� Drei Mal eine halbe Stunde<br />

Spazieren pro Woche unterstützt die<br />

<strong>Gesundheit</strong>. Auch ohne Strand...<br />

Nach 1 Jahr<br />

50 % weniger Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen als Raucher<br />

Nach 2 Jahren<br />

wieder normales Schlaganfall-Risiko<br />

Nach 5 Jahren<br />

wieder normales Herz-Kreislauf-Risiko<br />

Nach 15 Jahren<br />

wieder normales Lungenkrebs-Risiko<br />

Nichtrauchen lohnt sich<br />

Trotz der vielen Aufklärungskampagnen,<br />

des öffentlichen Rauchverbots und der<br />

Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln<br />

ist Deutschland weit davon entfernt,<br />

ein Nichtraucherland zu sein. Täglich sterben<br />

fast 400 Deutsche an den Folgen des<br />

Tabakkonsums. Auch wenn der Verzicht<br />

auf die Zigarette nicht einfach ist – es geht!<br />

Viele Krankenkassen vermitteln professionelle<br />

Hilfe beim Durchhalten.<br />

Mit dem Rauchen aufzuhören lohnt sich<br />

zu jedem Zeitpunkt: Verengte Blutgefäße<br />

öffnen sich wieder und Lungenfunktion<br />

sowie körperliche Belastbarkeit verbessern<br />

sich bei Exraucher(inne)n deutlich.<br />

Dies alles bringt mehr Lebensqualität und<br />

eine höhere Lebenserwartung.<br />

Der wieder gewonnene Schwung macht<br />

körperlich aktiv. Wird der Griff zum Glimmstängel<br />

nicht durch Süßigkeiten ersetzt,<br />

bleibt auch die von manchen gefürchtete<br />

Gewichtszunahme aus.


Krankes Herz:<br />

Keine Angst vor<br />

der Liebe<br />

Ulrike W. ist 55 Jahre alt und hatte vor acht<br />

Wochen einen Herzinfarkt. Jetzt liegt sie<br />

wach neben ihrem Ehemann und fragt<br />

sich, wie sie beide denn in Zukunft mit Sex<br />

umgehen sollen. Lust hat sie schon, aber<br />

auch Angst, dass sie erneut einen Infarkt<br />

bekommt. Auch Herr W. kann nicht schlafen<br />

– er macht sich Gedanken um die <strong>Gesundheit</strong><br />

seiner Frau. Die Situation ist alles<br />

andere als ungewöhnlich. Nach einem<br />

Herzinfarkt sind meist beide Partner unsicher,<br />

ob und wann sie wieder ein normales<br />

Sexualleben aufnehmen können.<br />

Solche Unsicherheiten sind ganz normal<br />

und sollten offen angesprochen werden –<br />

miteinander und mit dem Arzt oder der Ärztin.<br />

Der Gang zum Hausarzt hilft bei der Frage,<br />

ob der Körper die „Anstrengung“ durch<br />

Sex schon verträgt – ein Belastungs-EKG<br />

klärt die körperliche Belastbarkeit und zeigt<br />

Grenzen, aber auch Möglichkeiten.<br />

Sex ohne besondere Akrobatik oder Spielarten<br />

beansprucht Herz und Kreislauf nicht<br />

übermäßig – vergleichbar der Herzbelastung<br />

beim Steigen von drei bis vier Stockwerken.<br />

Anstrengendere Praktiken können<br />

dem Körper schon deutlich mehr abverlangen.<br />

Verboten sind sie natürlich trotzdem<br />

nicht, nur sollte das Herz dafür besser<br />

belastbar sein. Regelmäßige Bewegung<br />

bringen Kreislauf, Muskulatur und<br />

Hohes<br />

Cholesterin,<br />

was tun?<br />

Wenn erhöhte Cholesterinwerte im Blut<br />

zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen,<br />

warum lassen wir dann das Fett in unserer<br />

Ernährung nicht einfach ganz weg? Aus<br />

gutem Grund: Unser Körper braucht Fett.<br />

GUT INFORMIERT<br />

Herzkranke müssen auf Sexualität nicht<br />

verzichten, sie ist wichtig für Körper und<br />

Seele. Die Angst durch sexuelle<br />

Aktivitäten eine erneute Herzattacke auszulösen<br />

ist häufig, aber meist unbegründet.<br />

Herz wieder in Schwung. Herzklopfen,<br />

schweres Atmen oder Schwitzen sind<br />

nach dem Sex übrigens ganz normal.<br />

Erst wenn Schmerzen dazukommen oder<br />

die Veränderungen länger als 15 Minuten<br />

anhalten, sollten Sie Ihrem Arzt davon berichten.<br />

Und wenn nichts mehr geht?<br />

Nicht immer ist die eigene Angst der Lustkiller.<br />

Bei manchen Patienten oder Patientinnen<br />

mindern Herz- oder Blutdruck-<br />

Bei jedem zweiten Deutschen über 40 Jahren sind die Cholesterinwerte<br />

zu hoch. Allein durch eine gezielte Auswahl beim Einkauf<br />

lässt sich der erhöhte Cholesterinspiegel um bis zu 30 Prozent senken.<br />

Doch wie so oft im Leben kommt es auch<br />

hier auf die richtige Wahl und Dosis an.<br />

Das Risiko für einen Herzinfarkt<br />

verringert sich durch<br />

konsequente Cholesterinsenkung<br />

um 30 Prozent.<br />

Ohne Fette funktioniert im Körper fast<br />

nichts – sie spielen eine entscheidende<br />

Rolle bei der Bildung von Hormonen und<br />

Gallenflüssigkeit, vor allem aber beim<br />

Energiestoffwechsel.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 12<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Die Weichen für cholesterinarme<br />

Ernährung stellen Sie beim Einkaufen.<br />

medikamente, vor allem Beta-Blocker, die<br />

Potenz und das sexuelle Lustempfinden.<br />

Eine geringere Dosis oder der Wechsel zu<br />

einem anderen Medikament können in<br />

diesem Fall Wunder wirken. Doch Finger<br />

weg vor eigenmächtigen Änderungen. Nur<br />

nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem<br />

Arzt lassen sich Sex und Herzschutz unbeschadet<br />

in Einklang bringen.<br />

Männer, die ihrer sexuellen Aktivität mit<br />

Potenzmitteln nachhelfen, leben nicht ganz<br />

ungefährlich. Schwindel, Übelkeit oder eine<br />

schmerzhafte Dauererektion sind bei<br />

diesen Präparaten nicht selten. Zusammen<br />

mit bestimmten Herzmitteln, beispielsweise<br />

den Nitraten, kann es darüber<br />

hinaus zu einem schnellen Sinken des<br />

Blutdrucks mit unzureichender Herzdurchblutung<br />

kommen.<br />

Auch ihre Partnerin sollten Männer bei der<br />

Entscheidung einbeziehen. So zeigte eine<br />

Befragung, die die Canterbury Universität<br />

in Neuseeland mit 27 Frauen durchführte,<br />

deren Männer Potenzmittel nahmen: Viele<br />

dieser Frauen litten unter der neuen unnatürlichen<br />

sexuellen Hartnäckigkeit ihrer<br />

Partner oder waren wütend darüber, dass<br />

nicht mehr die Lust, sondern die „blaue<br />

Pille“ ihr Sexleben bestimmte. Kein guter<br />

Nährboden für ein beidseitig befriedigendes<br />

Liebesspiel.<br />

Quelle: PHOTOCASE


Der informierte Patient:<br />

Willkommen im<br />

Datendschungel! LINKTIPPS<br />

www.gesundheitsinformation.de<br />

Die Rollen im Arzt-Patienten-Verhältnis erfahren<br />

seit einigen Jahren einen Umbruch. Patien -<br />

tinnen und Patienten werden immer mehr zu<br />

aktiven Experten für ihre Krankheit. Gute<br />

Informa tionen sind das A und O für eine fundierte<br />

Entscheidung. Doch woher nehmen?<br />

Wer krank ist, findet in Deutschland genug ärztliche Ansprechpartner/innen.<br />

Trotzdem konsultieren immer mehr Menschen<br />

nicht mehr nur ihren Arzt oder ihre Ärztin, sondern informieren<br />

sich zusätzlich auf Webseiten. Doch wo und wie finden sie dort<br />

medizinisch richtige und nützliche Informationen?<br />

Für viele häufige Erkrankungen gibt es mittlerweile Behandlungs-<br />

Leitlinien von medizinischen Fachgesellschaften, die auf den Seiten<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />

Fachgesellschaften (AWMF) zu finden sind.<br />

Wer lediglich Basiswissen zu einer Erkrankung sucht, ist bei einem<br />

<strong>Gesundheit</strong>sportal wie Netdoktor oder Onmeda meist gut<br />

aufgehoben.<br />

Das Internet ist aber nicht nur eine enorme Wissensdatenbank,<br />

sondern auch eine Kommunikationsplattform. Viele Selbsthilfegruppen<br />

präsentieren sich im Netz, geben alltagserprobte Tipps<br />

und helfen, im Internet verlässliche Informationen zu finden. Foren,<br />

die den Austausch Betroffener ermöglichen, sind gerade für<br />

chronisch Kranke wichtig. Mit nur einem Klick am PC kommt der<br />

Kontakt zustande.<br />

Dem wahren Wissen auf der Spur<br />

Keiner sollte dem Trugschluss unterliegen, erst das Medium Internet<br />

habe Falschinformationen Tür und Tor geöffnet. Schon in<br />

Die Weichen beim Einkauf stellen<br />

Nahrungsfette können aus gesättigten und<br />

einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />

bestehen. Für den Körper besonders<br />

nützlich sind die ungesättigten Fettsäuren:<br />

Je mehr man davon zu sich nimmt,<br />

desto besser kann die Leber das LDL-Cholesterin<br />

(das „liederliche“ Cholesterin) aufnehmen<br />

und abbauen. Der LDL-Wert im<br />

Blut sinkt, und überschüssiges Cholesterin<br />

kann nicht mehr in die Gefäßwand eingelagert<br />

werden. Wenn kein Cholesterin<br />

eingelagert wird, kann es auch nicht zu einer<br />

Gefäßverengung beitragen.<br />

Gut und Böse<br />

Zu den Nahrungsfetten gehören auch die<br />

Cholesterine. Zwei von ihnen spielen eine<br />

entscheidende Rolle für die Blutgefäße,<br />

das HDL-Cholesterin und das LDL-Cho-<br />

lesterin. HDL schützt unsere Gefäße vor<br />

Veränderungen. Erhöhtes LDL lagert sich<br />

dagegen in den Gefäßwänden ab, es<br />

kommt zu Verkalkungen (arteriosklerotischen<br />

Plaques), die die Arterien verengen.<br />

Als Folge können Bluthochdruck, Herzerkrankungen<br />

und Durchblutungsstörungen<br />

in den Beinen auftreten.<br />

EINKAUFTIPPS<br />

<strong>MGM</strong> Seite 13<br />

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

stellt auf dieser Webseite Interessierten und<br />

Kranken gut verständliche, aktuelle und unabhängige <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

zur Verfügung.<br />

www.patienten-information.de<br />

Die Webseite ist ein Informationsportal der Bundesärztekammer<br />

und der kassenärztlichen Bundesvereinigung. Neben<br />

Arzt- und Krankenhaussuchen bietet es <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />

in alphabetischer Reihenfolge geordnet.<br />

www.leitlinien.net<br />

Eine Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Hier finden<br />

sich aktuelle Leitlinien zu Diagnose und Therapie einzelner<br />

Erkrankungen. Zielgruppe sind zwar Mediziner, aber auch<br />

Patienteninformationen sind eingestellt.<br />

den 70er Jahren bescheinigte eine Studie den <strong>Gesundheit</strong>ssendungen<br />

im Fernsehen, 70 Prozent sachlich nicht richtige oder irreführende<br />

Informationen zu verbreiten.<br />

Für das Internet gibt es Rüstzeug, um die Spreu vom Weizen zu<br />

trennen. Qualitativ gute Publikationen müssen unter anderem:<br />

Quellen und Autoren nennen<br />

Erstellungs- bzw. Überarbeitungsdatum anzeigen<br />

ausgewogen und unbeeinflusst sein<br />

Sponsoren nennen und Werbung klar abgrenzen<br />

auf Bereiche von Unsicherheit hinweisen<br />

Behandlungsverfahren beschreiben<br />

Nutzen, Risiken und Folgen einer Nicht-Behandlung erklären<br />

auf alternative Behandlungsmöglichkeiten hinweisen.<br />

Sind die Cholesterinwerte zu hoch, heißt<br />

es aktiv werden. Fettarme Ernährung, regelmäßige<br />

körperliche Bewegung und Abnehmen<br />

sind angesagt. Reicht dies nicht,<br />

um die Werte ausreichend zu senken, können<br />

zusätzlich Medikamente zum Einsatz<br />

kommen – Tabletten ersetzen nicht die Eigeninitiative!<br />

Wählen Sie bewusst fettarme Fleisch- und Wurstsorten (Fettgehalt unter 20%)<br />

Essen Sie generell weniger Fleisch- und Wurstprodukte<br />

Greifen Sie häufiger zu Fisch, Wild und Geflügel<br />

Bringen Sie mehr Obst und Gemüse auf den Tisch<br />

Vermeiden Sie Innereien und Eigelb (sie sind besonders cholesterinreich)<br />

Ignorieren Sie paniertes Fleisch und Fleischkonserven<br />

Quelle: PHOTOCASE


GBE-Heft zu<br />

Bluthoch druck<br />

erschienen<br />

„Hat ein Arzt bei Ihnen jemals Bluthochdruck/Hypertonie<br />

festgestellt?“. Diese Frage bejahten bei der jüngsten telefonischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbefragung des Robert Koch-Instituts<br />

über 50 Prozent der Teilnehmer über 65 Jahre.<br />

Viele Betroffene wissen jedoch nichts von ihrem Bluthochdruck.<br />

Andere werden nicht oder nicht ausreichend behandelt, oder verzichten<br />

auf blutdrucksenkende Änderungen des Lebensstils. Und<br />

das, obwohl zu hoher Blutdruck als bedeutsamer Risikofaktor für<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt gilt.<br />

Daher ist Hypertonie das Thema des neuen Heftes der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung.<br />

Herausgeber ist das Robert Koch-Institut,<br />

die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der<br />

Krankheitsüberwachung und -vorsorge. Das Heft bietet auf rund 30<br />

Seiten Informationen unter anderem zu Krankheitsbild, Verbreitung,<br />

Vorbeugung, Behandlung und zu den Kosten von Bluthochdruckerkrankungen.<br />

Alle Möglichkeiten ausschöpfen<br />

Bei der häufigsten Form von Bluthochdruck,<br />

der primären Hypertonie,<br />

geht man von einer Entstehung durch<br />

das Zusammenwirken erblicher Veranlagung<br />

mit verschiedenen Risikofaktoren<br />

aus. Zu den Risikofaktoren<br />

zählen insbesondere Übergewicht,<br />

gesteigerte Salzempfindlichkeit, Bewegungsmangel,<br />

hoher Alkoholkonsum<br />

– nach Schätzungen werden bis<br />

zu 30 Prozent der Hypertoniefälle auf<br />

Alkoholkonsum zurückgeführt – und Umwelteinflüsse wie starke<br />

Lärmbelästigung oder Stress im Beruf.<br />

Jede Therapie sollte mit nicht-medikamentösen Maßnahmen beginnen.<br />

Im Mittelpunkt stehen bei Übergewicht Abnehmen, weniger<br />

Alkohol und bei Kochsalzempfindlichkeit eine Ernährungsumstellung<br />

mit geringerer Kochsalzaufnahme. Erst wenn diese Maßnahmen<br />

nicht ausreichen, kommen zusätzlich Medikamente ins Spiel.<br />

Es gibt noch viel zu tun<br />

Studien zeigen allerdings, dass das Wissen und die Umsetzung von<br />

Leitlinien zur Erkennung und Behandlung der Hypertonie nicht ausreicht.<br />

Allgemeine Schulungsmaßnahmen, zum Beispiel die Verbesserung<br />

des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens, wie auch<br />

andere verhaltensmedizinische Maßnahmen werden den Patientinnen<br />

und Patienten zu selten angeboten. Von der Möglichkeit,<br />

Pati ent(inn)en an spezialisierte Dienste zu überweisen, macht die<br />

Ärzteschaft zu wenig Gebrauch. Auch bei der Hypertoniebehandlung<br />

mit Arzneimitteln bestehen Mängel. Allein durch eine Verringerung<br />

des Anteils behandelter, aber danach nicht mehr kontrollierter<br />

Bluthochdruckkranker könnte das Risiko für die Folgen der<br />

Hypertonie deutlich gesenkt werden.<br />

Das 43. GBE-Heft „Hypertonie“ kann kostenlos schriftlich beim Robert<br />

Koch-Institut bestellt werden (Robert Koch-Institut, GBE, General-Pape-Straße<br />

62, 12101 Berlin, E-Mail: gbe@rki.de, Fax: 030-18754-<br />

3513) und ist auf der RKI-Internetseite (www.rki.de) abrufbar.<br />

GUT INFORMIERT<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Fitness-Studio<br />

Straße<br />

<strong>MGM</strong> Seite 14<br />

Im Gegensatz zu anderen<br />

Trendsportarten wie Beachvolleyball<br />

(nur mit Bikini-Figur)<br />

oder Schneeschuh-Gehen<br />

(leider nur bei Schnee) ist<br />

Walking eine Sportart für jeden,<br />

überall und jederzeit. Gemeinsam<br />

oder allein, über Stock,<br />

Stein, Berg und Tal – egal.<br />

Auch wenn der Begriff „Walking“<br />

schick klingt und – natürlich<br />

– aus den USA stammt,<br />

verbirgt sich dahinter Altbekanntes:<br />

Schnelles Gehen, das<br />

den ganzen Körper beansprucht, aber die Gelenke schont. Walking<br />

kommt ohne die für das Joggen typische „Flugphase“ aus, an deren<br />

Ende die Gelenke eines Beins das ganze Körpergewicht abfangen<br />

müssen.<br />

Eine Reihe von Studien bestätigt: Walking stärkt das Herz, fördert die<br />

Durchblutung, kräftigt Muskeln und Bänder, senkt Cholesterin und<br />

Blutdruck und lindert durch Krampfadern verursachte Schmerzen. Dabei<br />

lässt sich der vielleicht beste Effekt nicht in Milligramm pro Deziliter<br />

messen: Vernünftiges „walken“ kickt das Selbstbewusstsein<br />

nach oben und hebt die Laune. Eine Erklärung dafür sind mehr Sauerstoff<br />

und Glückshormone im Gehirn.<br />

Walking soll in erster Linie Spaß machen. Das Tempo ist individuell<br />

verschieden, sollte aber immer so langsam sein, dass nebenbei genug<br />

Puste zum Plaudern bleibt. Wer im Gespräch anfängt zu hecheln,<br />

hat schon nicht mehr genügend Sauerstoff für eine schonende Körper-Energiegewinnung<br />

im Blut.<br />

Eine besondere Ausrüstung brauchen Walker nicht. Allerdings sollten<br />

die Schuhe wirklich passen. Das beste spezialgedämpfte Fußbett mit<br />

Torsionsmodul nützt absolut nichts, wenn die Ferse rutscht – dann<br />

lieber der Turnschuh in gelb und pink aus den Achtzigern, der dafür<br />

sitzt wie angegossen.<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Die Lauf-Masche aus dem Norden<br />

Apropos Equipment: Stöcke verbessern den Lauf-Effekt. Was aussieht<br />

wie Langlauf ohne Schnee, stammt aus Finnland und nennt sich<br />

Nordic Walking. Mittlerweile betreiben etwa eine Million Finninnen<br />

und Finnen diesen Ganzjahressport – ihr Anblick ist dort normaler als<br />

ein Elch auf der Autobahn. Auch bei uns erobern die Nordic Walker/innen<br />

Gehsteige und Wanderwege.<br />

Das Cooper Institut in Dallas hat die Wirkung von Nordic Walking mit<br />

der schnellen Gehens ohne Stock verglichen. Das Ergebnis: Nordic<br />

Walking arbeitet mit ungleich mehr Muskelpartien, verbraucht mehr<br />

Sauerstoff und verbrennt fast 50 Prozent mehr Kalorien als normales<br />

Gehen mit gleicher Geschwindigkeit.<br />

Der dem Langlauf entlehnte Stockschwung strengt nicht nur an, er<br />

entlastet auch Knochen und Gelenke. Damit eignet sich die Sportart<br />

besonders bei Knie- und Rückenproblemen. Auch Muskelverspannungen<br />

in Schultern und Nacken kann die kontinuierliche Bewegung<br />

des Nordic Walking lösen. Sport, der den Körper stählt und gleichzeitig<br />

entspannt – eine kluge Kombination.


DIALOG<br />

Schreiben Sie uns!<br />

Mit den beiden vorbereiteten Antwortkarten können Sie uns schreiben, was Sie wollen: am Gewinnspiel/Preisrätsel teilnehmen<br />

(Seiten 28/29) oder Informationsmaterial anfordern. Selbstverständlich sind wir auch telefonisch für Sie da, wenn Sie Fragen haben:<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V., Bonn, Telefon 0228/212100<br />

Preisrätsel<br />

(Seiten 28/29)<br />

Wenn Sie die richtige<br />

Lösung eintragen und<br />

die Postkarte rechtzeitig<br />

absenden, können Sie<br />

an unserer Verlosung<br />

teilnehmen und eine<br />

Schnupper-Reha in Ihrer<br />

Nähe gewinnen.<br />

Bitte beachten Sie den<br />

Einsendeschluss<br />

01.03.2009<br />

Infomaterial<br />

Mit dieser Antwortkarte<br />

können Sie die verschiedenenPatienteninformationen<br />

des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

e.V. anfordern.<br />

Die Gewinnfrage:<br />

Von welchem slawischen Wort kommt der<br />

Name des Flusses „Elster“, der durch<br />

das sächsische Staatsbad Bad Elster fließt?<br />

Antwort<br />

Die richtige Lösung finden Sie in unserem Bericht über die Sächsischen Staatsbäder auf Seite 28/29<br />

Mit dieser Antwortkarte können Sie Infomaterial beim <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

bestellen. Das Angebot ist für Sie kostenfrei.<br />

(Bitte ankreuzen - auch mehrfach!)<br />

Merkblatt »Medizinische Rehabilitation<br />

im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements<br />

- alle können gewinnen!«<br />

Merkblatt »Medizinische Rehabilitation -<br />

Grundsicherung für Arbeitsuchende«<br />

CD-ROM »Zeit für Ihre <strong>Gesundheit</strong>«<br />

Eine CD für Patientinnen und Patienten<br />

mit einer Hilfestellung rund um die Antragstellung,<br />

TV-Beiträgen, Service-Telefonnummern,<br />

Infomaterial für die Erwachsenen-<br />

und Kinderrehabilitation u.a.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 15<br />

Broschüre »Reha vor Pflege«<br />

Die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt.<br />

Was die medizinische Reha leistet, erfahren<br />

Sie hier.<br />

Broschüre »Reha vor Rente«<br />

Eine gezielte medizinische Rehabilitation<br />

kann die Frühverrentung oft verhindern.<br />

Katalog »Rehabilitationskliniken stellen<br />

sich vor« Das umfassende und aktuelle<br />

Nachschlagewerk – nun schon in der 12.<br />

Auflage.


Absender:<br />

Vorname Name<br />

Straße, Haus-Nr.<br />

PLZ Ort<br />

Absender:<br />

Vorname Name<br />

Straße, Haus-Nr.<br />

PLZ Ort<br />

DIALOG<br />

<strong>MGM</strong> Seite 16<br />

Bitte freimachen<br />

An den<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Am Römerlager 2<br />

53117 Bonn<br />

Bitte freimachen<br />

An den<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Am Römerlager 2<br />

53117 Bonn


Quelle: PHOTOCASE<br />

Sport macht<br />

Vorschulkinder mobil<br />

Ein Pilotprojekt<br />

bringt Gewissheit:<br />

Dreimal 45 Minuten<br />

Sport pro Woche<br />

verbessert Koordination<br />

und Motorik<br />

von Kindergartenkindern.<br />

Humboldt-Universität (HU) Berlin, Berliner Gesellschaft für Prävention und<br />

Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben zusammen mit der<br />

Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) jetzt den Zusammenhang zwischen<br />

Sport und <strong>Gesundheit</strong> bei Vorschulkindern wissenschaftlich belegt.<br />

In der zweijährigen Projektphase wurde die motorische Leistungsfähigkeit<br />

von Kindergartenkindern getestet, die zu Beginn der Untersuchung drei Jahre<br />

alt waren. Die eine Hälfte der Kinder nahm dreimal pro Woche für 45 Minuten<br />

an einer spielerischen Bewegungsförderung teil, die andere Hälfte bekam<br />

keine solchen zusätzlichen Bewegungsangebote.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder von der Bewegungsförderung profitierten:<br />

Sie konnten deutlich besser rückwärts balancieren und aus dem Stand<br />

weiter springen als die Vergleichsgruppe. Beim Koordinationstest und 6-Meter-Lauf<br />

ergab sich ein ähnliches Bild. „Die Interventionsgruppe konnte die<br />

Distanz in 2,2 Sekunden, die Kontrollgruppe in 2,6 Sekunden zurücklegen“,<br />

erklärt Projektleiterin Dr. Kerstin Ketelhut vom Institut für Sportwissenschaft<br />

an der HU. Bereits frühere Untersuchungen hätten belegt, dass die Bewegungsförderung<br />

auch den Blutdruck der Kinder positiv beeinflusse.<br />

„Es ist faszinierend, dass die Wirkung von Bewegung und Sport bereits bei<br />

kleinen Kindern im Vorschulalter so durchgreifend ist“, sagt Ingo Kailuweit,<br />

Vorstandsvorsitzender der KKH.<br />

Die KKH bietet das Projekt mit Kindergärten in Berlin und Sachsen an. Die<br />

Ausweitung auf weitere Bundesländer steht bevor. Das Projekt will regelmäßige<br />

Bewegung in den Kindergartenalltag integrieren, um so Bewegungsmangel<br />

und motorische Defizite bereits bei den Kleinsten zu vermeiden.<br />

Das Projekt „Fitness für Kids“ wurde mehrfach ausgezeichnet.<br />

Starkes Übergewicht, ein großer<br />

Taillenumfang aber auch ein Körpergewicht<br />

am unteren Ende des Normalbereichs<br />

sind bei Menschen um die<br />

Fünfzig mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko<br />

verbunden. Dies sind<br />

die Ergebnisse der European Prospec<br />

tive Investigation into Cancer and<br />

Nutrition (EPIC) Study, einer der<br />

größten europäischen Langzeitstudien.<br />

Das geringste Risiko haben Frauen mit einem<br />

Body-Mass-Index von 24,3 sowie<br />

Männer mit einem BMI von 25,3. Die Studiendaten<br />

der insgesamt 359.387 Teilnehmer/innen<br />

belegen, dass neben dem<br />

Körpergewicht auch die Fettverteilung für<br />

das Sterblichkeitsrisiko wichtig ist.<br />

ZUSAMMENGEFASST<br />

Gewicht und Taillenumfang erhöhen Sterblichkeit<br />

„Das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung<br />

ist, dass das Übergewicht an sich,<br />

aber auch unabhängig davon die Körperfettverteilung<br />

das Sterblichkeitsrisiko eines<br />

Individuums beeinflusst“, sagt Tobias<br />

Pischon vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung.<br />

Bauchfett sei nicht nur<br />

ein Energiespeicher, sondern es produziere<br />

auch Botenstoffe, die die Entwick-<br />

Berechnung des Body-Mass-Index (BMI)<br />

Körpergewicht in Kilogramm<br />

Körperlänge in Meter zum Quadrat<br />

Beispiel: Eine 1,70 m große Frau mit<br />

einem BMI von 24,3 würde 70,2 kg wiegen.<br />

Ein 1,85 m großer Mann mit<br />

einem BMI von 25,3 würde 86,6 kg wiegen.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 17<br />

Junge<br />

Erwachsene<br />

sind<br />

Bewegungsmuffel<br />

60 Prozent der Weltbevölkerung bewegen sich täglich weniger<br />

als 30 Minuten. Ursachen sind fehlende körperliche Bean -<br />

spruchung im Berufsleben und mangelnde sportliche Aktivitäten.<br />

Die Studie „Fit-fürs-Leben“ der Sporthochschule Köln befragt<br />

junge, 16-25 jährige Erwachsene nach ihren Lebensgewohnheiten.<br />

Bis jetzt nahmen 12.835 junge Männer und Frauen teil.<br />

Die bisherigen Ergebnisse belegen eindeutig, dass gesundheitlich<br />

ungünstige Merkmale bei den 20-25 Jährigen deutlich zunehmen:<br />

Jeder zweite Mann im Alter von 25 Jahren ist übergewichtig,<br />

60 Prozent rauchen und 30 Prozent treiben keinen Sport.<br />

Zwar leidet nur jede vierte weibliche Studienteilnehmerin der Altersgruppe<br />

16-25 Jahre unter Übergewicht, jedoch sind die Frauen<br />

wesentlich seltener sportlich aktiv. Kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

fanden die Wissenschaftler bei drei von vier Studienteilnehmer/(inne)n.<br />

Einfluss auf die Ergebnisse hatte das Bildungsniveau. Die Gefahr,<br />

wenigstens einen kardiovaskulären Risikofaktor im jungen<br />

Erwachsenenalter zu erwerben, war mit abnehmender Schulbildung<br />

deutlich größer: Im Vergleich zu Abiturienten und Gymnasiasten<br />

ist das Risiko der Realschüler mehr als dreimal, bei<br />

den Hauptschülern mehr als fünfmal so hoch.<br />

lung chronischer Erkrankungen fördern.<br />

Dies könne zum Teil erklären, warum auch<br />

schlanke Menschen mit einem niedrigen<br />

BMI aber großem Taillenumfang ein erhöhtes<br />

Sterblichkeitsrisiko besäßen. In der<br />

vorliegenden Studie hatten Schlanke mit<br />

viel Körperfett im Bauchraum – einer „Apfelform“<br />

des Körpers – ein ebenso großes<br />

Risiko wie stark Übergewichtige.<br />

Als Ursache für den beobachteten Zusammenhang<br />

zwischen niedrigerem BMI<br />

und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko kommt<br />

nach Ansicht der Wissenschaftler auch ein<br />

durch Alterungsprozesse oder unerkannte<br />

Krankheiten bedingter Verlust der Muskelmasse<br />

in Frage. Muskeln sind schwerer<br />

als Fettgewebe. Menschen, die Gewicht<br />

verlieren, bauen oft mehr Muskeln<br />

ab als Fett.<br />

Quelle: PHOTOCASE


Vorhofflimmern:<br />

Blutverdünnung meist<br />

unverzichtbar<br />

Keine andere Herzrhythmusstörung ist so häufig<br />

wie das Vorhofflimmern: In Deutschland sind mehr als<br />

800.000 Menschen davon betroffen. Und sehr viele<br />

von ihnen – vor allem ältere Patienten – leben mit der<br />

Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden.<br />

Fast zwei von zehn Schlaganfällen<br />

lassen sich auf Vorhofflimmern<br />

zurückzuführen. Im höheren<br />

Lebensalter ist es sogar die<br />

häufigste Schlaganfall-Ursache.<br />

Daher sei es für ältere Menschen<br />

besonders wichtig, sich<br />

durch eine geeignete Therapie<br />

mit gerinnungshemmenden Medikamenten<br />

vor Schlaganfällen<br />

zu schützen, betont die Deutsche<br />

Herzstiftung.<br />

Das Vorhofflimmern ist ein unregelmäßiger<br />

schneller Herzschlag,<br />

bei dem sich die Herzvorhöfe<br />

nicht mehr regelmäßig<br />

zusammenziehen. So entstehen<br />

dort Blutgerinnsel, die – mit dem<br />

Blutstrom fortgeschwemmt – zu<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Gefäßverschlüssen (Thromboembolien)<br />

führen können. Im Gehirn verursacht ein solcher Gefäßverschluss<br />

einen Schlaganfall. „Das individuelle Schlaganfall-<br />

Risiko und damit die gerinnungshemmende Therapie hängen dabei<br />

vom Lebensalter und den Begleiterkrankungen ab“, erklärt<br />

Dr. med. Christa Gohlke-Bärwolf vom Wissenschaftlichen Beirat<br />

der Deutschen Herzstiftung.<br />

Zur Blutverdünnung stehen Acetylsalicylsäure (ASS) oder Marcumar/Falithrom<br />

sowie ähnlich wirkende Medikamente wie Coumadin<br />

zur Verfügung. ASS hemmt die Zusammenballung der<br />

Blutplättchen (Thrombozyten), Marcumar die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren.<br />

ZUSAMMENGEFASST<br />

<strong>MGM</strong> Seite 18<br />

Am Mannheimer Universitätsklinikum<br />

bündelt die<br />

Neurologische Universitätsklinik<br />

verschiedene<br />

Einrichtungen zur Prävention,<br />

Diagnostik und Therapie<br />

des Schlaganfalls in<br />

einem neuen Kompetenzzentrum.<br />

Durch die Integration der<br />

Sport beeinflusst Herzerkrankungen positiv<br />

Körperliche Aktivität wird zunehmend gezielt in der<br />

Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt,<br />

und das mit beeindruckenden Ergebnissen,<br />

berichteten Experten auf der Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kardiologie 2008. „Sport als<br />

Therapie sollte genau so wie die medikamentöse<br />

Therapie mit klaren Indikationen in individuell angepasster<br />

Dosierung unter ärztlicher Verlaufskontrolle<br />

angewendet werden“, erklärte Professor Rainer<br />

Hambrecht aus Bremen. „Unter diesen Voraussetzungen<br />

sind von einer körperlichen Bewegungstherapie<br />

günstige Effekte auf Mortalität und<br />

Morbidität bei koronarer Herzkrankheit und stabiler<br />

chronischer Herzinsuffizienz zu erwarten.“<br />

Jede/r Dritte profitiert<br />

Die positive Wirkung körperlicher Aktivität bei chronischer<br />

Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) ist<br />

wissenschaftlich gut belegt: „In der EXTRA-MATCH-<br />

Studie mit insgesamt 801 Patienten zeigte sich eine<br />

signifikante Verringerung des relativen Risikos<br />

der Gesamtsterblichkeit um 35 Prozent sowie der<br />

Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen um 28<br />

Prozent“, berichtete Hambrecht.<br />

Die umfangreichsten Daten zum Nutzen körperlicher<br />

Bewegung liegen für die stabile Koronare Herzkrankheit<br />

(KHK) vor. In einer großen Metaanalyse<br />

wurden zwei Gruppen von Studien zur Rehabilitation<br />

bei Herzerkrankungen analysiert:<br />

Bei hohem Schlaganfallrisiko Marcumar<br />

Ein hohes Schlaganfallrisiko haben Patienten, die bereits einen<br />

Schlaganfall oder eine Embolie hatten, sowie solche mit verengter<br />

Mitralklappe (Mitralstenose) oder künstlicher Herzklappe. "Die<br />

Marcumar-Therapie ist bei solchen Patienten der Behandlung mit<br />

ASS eindeutig überlegen", betont Gohlke-Bärwolf.<br />

Bei deutlich niedrigerem Thromboembolie-Risiko – was zum Beispiel<br />

bei weiblichem Geschlecht, im Alter zwischen 65 und 74<br />

Jahren, bei koronarer Herzkrankheit oder Schilddrüsenüberfunktion<br />

der Fall ist – bringt Marcumar gegenüber ASS keinen<br />

Zusatznutzen. Generell gilt: Je mehr Risikofaktoren vorliegen,<br />

desto größer ist die Thromboembolie-Gefahr und desto wichtiger<br />

eine Behandlung mit Marcumar.<br />

Umfangreiche Informationen zum Thema enthält die neue Broschüre<br />

der Deutschen Herzstiftung „Gerinnungshemmung“, erhältlich<br />

für 3 Euro in Briefmarken bei der Deutschen Herzstiftung<br />

(Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt am Main).<br />

Kompetenzzentrum Schlag anfall<br />

in Mannheim<br />

gegründet<br />

Optimale Versorgung im<br />

neuen Kompetenzzentrum Schlaganfall<br />

neurologischen Station Anfang 2008 werden die Patienten des Mannheimer<br />

Universitätsklinikums jetzt in einem umfassenden Kompetenzzentrum Schlaganfall<br />

versorgt, mit 13 Überwachungsbetten und 16 weiteren Stroke Care<br />

Betten. Damit unterhält die Neurologische Universitätsklinik Mannheim die<br />

größte Schlaganfall-Spezialstation in Deutschland.<br />

Neben der Primärversorgung akuter Schlaganfallpatienten gehört zum Konzept<br />

eine frühe Mobilisation und Rehabilitation. Die Betreuung durch ein gemeinsames<br />

Team und in der Regel denselben Arzt vom Aufnahmetag bis zur<br />

Entlassung gewährt die Kontinuität der Patientenversorgung.<br />

Erstens stellten die Forscher Studien, in denen<br />

körperliche Bewegung mit normaler ambulanter<br />

Betreuung („usual care“) untersucht wurden, Studien<br />

mit einfachen Trainingsprogrammen gegenüber.<br />

Zweitens verglichen sie Studien, in denen körperliches<br />

Training nur einen Teil vieler weiterer<br />

Behandlungen (psychosozialer Interventionen)<br />

gegen Risikofaktoren ausmachte mit Studien, die<br />

nur die "usual care" untersucht hatten.<br />

Der Nutzen von sportlicher Aktivität ist eindeutig,<br />

berichtete Hambrecht: „Der Effekt auf die Gesamtsterblichkeit<br />

und die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit<br />

ergab für die Trainingsinterventionen eine 27-prozentige<br />

beziehungsweise 32-prozentige Reduktion.“<br />

Kurz: Herzpatienten, die sich bewegen, leben<br />

länger.<br />

Quelle: Universitätsklinikum Mannheim


Schlaganfall:<br />

Oft leidet die<br />

Psyche mit<br />

Viele Schlaganfallpatienten und -patientinnen,<br />

aber auch deren Angehörige, entwickeln<br />

eine Depression. Das Institut für<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

(IQWiG) hat jetzt Forschungsergebnisse<br />

zur Behandlung von<br />

Depressionen nach einem Schlaganfall<br />

analysiert.<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Mehr erreichen in der<br />

Rehabilitation<br />

Es ist oft selbst für Ärztinnen und Ärzte<br />

schwer zu erkennen, ob Menschen nach<br />

einem Schlaganfall „nur“ niedergeschlagen<br />

sind oder unter einer behandlungsbedürftigen<br />

Depression leiden. Dabei ist<br />

es nicht nur für die Gemütslage der Patienten<br />

sehr wichtig, eine Depression angemessen<br />

zu behandeln. Depressionen<br />

können auch die körperliche Genesung<br />

verzögern. Über dieses Problem ist bisher<br />

aber nur wenig bekannt.<br />

„Der Erfolg der Rehabilitation hängt auch<br />

davon ab, wie sehr die Patientinnen und<br />

Patienten bereit sind, aktiv daran mitzuarbeiten“,<br />

sagt der Leiter des IQWiG, Professor<br />

Peter Sawicki: „Eine Rehabilitation<br />

ist anstrengend, sie erfordert viel Geduld<br />

und Motivation. Wenn Menschen eine Depression<br />

entwickeln, können sie die nötige<br />

Motivation aber kaum aufbringen.“<br />

Für den langfristigen Erfolg einer Rehabilitation<br />

ist eine gute Zusammenarbeit zwischen<br />

Ärztinnen und Ärzten, Pflege- und<br />

anderen Fachkräften, Betroffenen und ihren<br />

Angehörigen wichtig. Ergo- und Physiotherapie<br />

können Menschen in der Rehabilitation<br />

helfen, körperliche Fähigkei-<br />

REHA<br />

Menschen mit einem Schlaganfall und<br />

ihre Angehörigen brauchen Unterstützung,<br />

um die Folgen der Erkrankung<br />

besser bewältigen zu können. Neben den<br />

körperlichen Einschränkungen wirken<br />

die psychischen Belastungen oft schwer.<br />

ten zurückzugewinnen und wieder selbstständiger<br />

zu leben. Forschungen haben<br />

gezeigt, dass eine solche intensive Unterstützung<br />

auch helfen kann, Depressionen<br />

zu mildern.<br />

Vorsicht bei Psychopharmaka<br />

Antidepressiva sind nicht so wirksam wie<br />

erhofft und erhöhen das Risiko von Wechselwirkungen.<br />

Wissenschaftliche Studien<br />

zum Einsatz von Antidepressiva weisen<br />

darauf hin, dass die Medikamente bei<br />

Menschen nach Schlaganfällen allgemein<br />

nicht so wirksam sind wie bei „normalen“<br />

Depressionen. Da sie auch unerwünschte<br />

Wirkungen haben und die Wirkung anderer<br />

Medikamente beeinflussen können,<br />

raten Wissenschaftler/innen dazu, sie nur<br />

mit Bedacht einzusetzen.<br />

„Gerade bei älteren Menschen, die oft<br />

gleichzeitig noch viele andere Arzneimittel<br />

einnehmen, können Psychopharmaka<br />

unerwartete Neben- und Wechselwirkungen<br />

haben. Es gibt noch viele offene<br />

Fragen. Zum Beispiel weiß man noch<br />

nicht, in welchem Ausmaß Antidepressiva<br />

das Risiko für Stürze und Krampfanfälle<br />

beeinflussen“, erläutert Sawicki. Menschen<br />

mit bestimmten krankheitsbedingten<br />

Einschränkungen, wie Sprachund<br />

Verständnisstörungen, wurden zudem<br />

in viele Untersuchungen gar nicht mit einbezogen.<br />

Gut informiert<br />

Verlässliche Informationen können für Betroffene<br />

und Angehörige eine große Hilfe<br />

sein. Depressionen nach Schlaganfällen<br />

seien ein vernachlässigtes Problem, zudem<br />

gebe es auch im deutschen Sprachraum<br />

nur wenige allgemein zugängliche<br />

Informationen, bemängelt Sawicki: „Angehörige,<br />

die Schlaganfallpatienten betreuen,<br />

brauchen mehr Unterstützung".<br />

Das IQWiG leistet mit seinen auf<br />

www.gesundheitsinformation.de veröffentlichten<br />

Informationen zur psychischen<br />

Bewältigung eines Schlaganfalls einen<br />

Beitrag dazu, diese Lücke zu schließen.<br />

Die Seite bietet außerdem Informationen<br />

über den Nutzen von Ergo- und Physiotherapie.<br />

Sie liefert Anregungen, wie man<br />

Menschen mit Depressionen unterstützen<br />

kann.<br />

<strong>MGM</strong> Seite 19<br />

Bessere<br />

Rehabilitation für<br />

ältere Unfallopfer<br />

In Norddeutschland hat sich die Rehabilitation<br />

für Unfallpatienten, die über 65 Jahre<br />

alt sind, verbessert. Im Oktober 2008 schlossen<br />

die Medizinische Hochschule Hannover<br />

(MHH) und das Krankenhaus Lindenbrunn<br />

(KHL) in Coppenbrügge hierzu einen Kooperationsvertrag.<br />

Die Betroffenen können wenige Tage nach<br />

der Operation und Erstversorgung in der<br />

MHH-Klinik für Unfallchirurgie in das KHL<br />

verlegt werden, um dort eine akutgeriatrische<br />

Behandlung, geriatrische Frührehabilitation<br />

oder stationäre geriatrische Rehabilitation<br />

anzuschließen. Die Kooperation ist<br />

eingebettet in ein neues Konzept der MHH-<br />

Klinik für Rehabilitation. "Die Behandlung<br />

wird von der MHH und dem Krankenhaus Lindenbrunn<br />

frühzeitig koordiniert und so gesteuert,<br />

dass der Patient jederzeit die für ihn<br />

optimale Therapie erhält", sagte Dr. Andreas<br />

Tecklenburg, MHH-Vizepräsident, zuständig<br />

für das Ressort Krankenversorgung.<br />

Etwa 80 Patienten werden pro Jahr von dieser<br />

krankenhaus- und sektorenübergreifenden<br />

systematischen Zusammenarbeit profitieren.<br />

Einer der ersten Patienten war Horst L.. Der<br />

Patient hatte Frakturen an der Halswirbelsäule<br />

und an beiden Beinen erlitten, weswegen<br />

er mehrfach operiert werden musste.<br />

„Ich merke die Fortschritte und freue mich<br />

darauf, meine Selbstständigkeit zurück zu<br />

gewinnen“, sagt er.<br />

„Die zeitnahe und integrierte Zusammenarbeit<br />

zwischen Krankenhäusern spielt eine<br />

Schlüsselrolle für den gesamten Behandlungserfolg“,<br />

erläutert Chefarzt Dr. Manfred<br />

Gogol von der Klinik für Geriatrie des Krankenhauses<br />

Lindenbrunn. Auch für nicht-geriatrische<br />

Patientinnen und Patienten bietet<br />

das Krankenhaus Lindenbrunn bei Bedarf und<br />

in Einzelfällen eine fachübergreifende Frührehabilitation<br />

oder eine stationäre Rehabilitation<br />

an.<br />

Quelle: PHOTOCASE


„Wir behandeln unsere Patientinnen und<br />

Patienten nach den neuesten medizinischen<br />

Leitlinien – dies garantiert eine<br />

hohe Therapiequalität“, liest Gertrud S. in<br />

der Informationsbroschüre einer Rehabilitationsklinik<br />

für Herz-Kreislauf-Erkran -<br />

kungen in Nordrhein-Westfalen. Hier wird<br />

sie nächste Woche eine Rehabilitation nach<br />

ihrem Herzinfarkt beginnen. Das Gelesene<br />

wirkt beruhigend auf Frau S., auch wenn<br />

sie nicht genau weiß, was mit dem Wort<br />

‚Leitlinie’ eigentlich gemeint ist.<br />

Nachweise fordern<br />

Der Begriff medizinische Leitlinie ist nicht<br />

geschützt. Das heißt, eigentlich könnte jeder<br />

eine Leitlinie herausgeben und darin<br />

schreiben was er will – die Idee ist gerade<br />

in einem sensiblen Bereich wie der Medizin<br />

beunruhigend. Doch die Spreu lässt sich<br />

durchaus vom Weizen trennen. Ist eine Leitlinie<br />

„evidenzbasiert“ spricht das für die<br />

Qualität der Leitlinie. Den Behandlungsempfehlungen<br />

liegen genau ausgewertete<br />

wissenschaftliche Daten zugrunde. Diese<br />

Methode stellt sicher, dass nur Therapien<br />

empfohlen werden, die ihren Nutzen<br />

in Studien unter Beweis gestellt haben.<br />

Man sollte meinen, dies sei eine Selbstverständlichkeit.<br />

Allerdings ändert sich medizinisches<br />

Wissen ständig und keine einzelne<br />

Ärztin und kein einzelner Arzt kann<br />

sich ständig zu allen Erkrankungen auf den<br />

neuesten Stand bringen.<br />

Der Bremer Rehawissenschaftler Professor<br />

Franz Petermann formulierte daher auf<br />

dem 17. Rehabilitationswissenschaftlichen<br />

Kolloquium der Deutschen Rentenversicherung<br />

in Bremen: „Wer wissenschaftlich<br />

begründete Therapie fördern will, kann auf<br />

evidenzbasierte Leitlinien nicht verzichten.“<br />

REHA<br />

Leitlinien verbessern Rehabilitation<br />

Wer krank ist, möchte gut versorgt werden – auch in der Rehabilitation.<br />

Leitlinien sorgen für eine einheitliche Behandlung nach<br />

aktuellem Wissensstand, am Bodensee genauso wie in Nordfriesland.<br />

INFO<br />

Hände desinfizieren, bevor man den<br />

Patienten untersucht – heute eine Selbstverständlichkeit.<br />

Vor 150 Jahren wurde Ignaz Semmelweis<br />

noch verlacht, als er diese Hygienemaßnahme zur<br />

Pflicht machen wollte. Obwohl er die Sterblichkeitsrate<br />

durch das Kindbettfieber von 12,3% auf<br />

1,3% senken konnte, wollten viele Ärzte damals<br />

nicht wahrhaben, dass sie jene Krankheit verursachten,<br />

die sie heilen wollten. Evidenz-basierte<br />

Medizin will neuen Erkenntnissen schneller zum<br />

Durchbruch verhelfen – und weniger wirksame Methoden<br />

von der Bildfläche verschwinden lassen.<br />

Leitlinie der Deutschen Rentenversicherung Bund<br />

Leitlinien der DRV<br />

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV)<br />

hat zu den wichtigsten Erkrankungen, mit<br />

denen sich Rehabilitation beschäftigt, evidenzbasierte<br />

Leitlinien herausgegeben. Die<br />

bisher veröffentlichten Leitlinien – koronare<br />

Herzkrankheit, chronischer Rückenschmerz,<br />

Diabetes Typ 2, Schlaganfall,<br />

Brustkrebs und Alkoholabhängigkeit – decken<br />

fast die Hälfte der Krankheitsbilder in<br />

der Rehabilitation ab.<br />

Allen Leitlinien liegt eine umfassende Recherche<br />

in medizinischen Studien zugrunde.<br />

Sie fasst zusammen, welche Therapien<br />

Rehabilitandinnen und Rehabilitanden nach<br />

neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

erhalten sollen. Hierfür wurden aus<br />

<strong>MGM</strong> Seite 20<br />

nationalen und internationalen medizinischen<br />

Datenbanken Veröffentlichungen berücksichtigt,<br />

die eine positive Wirkung von<br />

Verfahren beziehungsweise Behandlungsmethoden<br />

nachweisen konnten. Therapien,<br />

die sich in der Versorgungspraxis<br />

bewährt hatten, wurden ebenfalls einbezogen.<br />

Als erste Leitlinie veröffentlichte die DRV<br />

2006 die „Leitlinie für die Rehabilitation<br />

bei koronarer Herzkrankheit“. Die Behandlung<br />

von KHK-Patient(inn)en nach dieser<br />

Leitlinie hat mehrere Bausteine. So<br />

sind beispielsweise Ausdauertraining, Ernährungsschulung,<br />

Information und Motivation,<br />

sowie Organisation der Nachsorge<br />

feste Bestandteile der Behandlung.<br />

Die richtige Mischung macht's<br />

Evidenzbasierte Leitlinien sind aber nicht<br />

in Stein gemeißelt – sie ersetzen weder die<br />

Erfahrungen des Arztes noch seine individuelle<br />

Einschätzung der Situation, sondern<br />

ergänzen diese. Trotzdem profitieren Ärzte<br />

und Patient(inn)en von den Leitlinien: Der<br />

Behandlungsstandard erhöht die Qualität<br />

und den Erfolg der Rehabilitation. Auf individuelle<br />

Erfordernisse oder Bedürfnisse der<br />

Patient(inn)en kann dann sogar besser eingegangen<br />

werden.<br />

„Die Empfehlungen zielen darauf ab, wissenschaftliche<br />

Evidenz in die medizinische<br />

Rehabilitation zu tragen“, erklärte Dr. Christiane<br />

Korsukéwitz, DRV Bund in Bremen.<br />

Manchmal müssen Patient(inn)en aber auch<br />

bereit sein, eingetretene Pfade zu verlassen<br />

– wie Frau S., die sich in der Rehabilitationsklinik<br />

erstmals mit ihrer Erkrankung<br />

auseinandersetzte und ihre bisher passive<br />

Einstellung „da kann ich ja doch nichts machen“<br />

verließ.<br />

Wie kann man Patienten in der Rehabilitation motivieren, sich künftig gesundheitsbewusst zu<br />

verhalten – also Sport zu treiben, sich gesund zu ernähren und Entspannungsübungen zu praktizieren?<br />

Dieser Frage ging eine Würzburger Studie nach.<br />

Erfolg durch gezielte Motivation<br />

Die Würzburger Studie mit rund 1.300 Patienten mit orthopädischen und kardiologischen Erkrankungen<br />

sowie Diabetes hat gezeigt, dass Teilnehmer/innen an einer Rehabilitation unterschiedlich<br />

motiviert sind, ihr Verhalten zu ändern: Es kommt darauf an, um welche Verhaltensänderung<br />

es geht. Für die Praxis in der Rehabilitation bedeute dies, dass die <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />

stärker auf die Motivationslage zugeschnitten sein sollte, erklärt die Psychologin Veronika<br />

Ströbl von der Universität Würzburg. Das heißt, die Kliniken müssten mehr Motivationsarbeit<br />

in den Bereichen Ernährungsumstellung und Stressbewältigung leisten. „Gleichzeitig braucht<br />

ein Patient, der stark motiviert ist, Sport zu treiben, keinen Einführungskurs mehr, warum Sport<br />

treiben sinnvoll ist, sondern Unterstützung bei der Umsetzung“,so Ströbl.


Nachsorge sichert<br />

Reha-Erfolg<br />

Medizinische Reha-Maßnahmen<br />

sind erfolgreich, das beweisen<br />

zahl reiche Studien. Doch was<br />

bleibt davon übrig? Drei Wochen<br />

intensive Betreuung können<br />

Ver haltens- und Lebensstilände-<br />

rungen anstoßen, aber nicht auf<br />

Dauer festigen.<br />

Wer kennt nicht den gefürchteten Jojo-<br />

Effekt von Diäten. Die vier Kilo weniger<br />

nach einer strikten Diät sind meist nach einigen<br />

Wochen wieder da, manchmal zeigt<br />

die Waage dann sogar mehr an als vorher.<br />

Einer der Gründe liegt darin, dass Diät-<br />

Willige nach ein bis zwei Wochen Diät<br />

meist wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren,<br />

also weiter üppig essen und<br />

sich kaum bewegen. Noch eine Diät hilft<br />

nicht weiter. Diesen Frust erspart sich nur,<br />

wer sich auf Dauer fit und gesund hält.<br />

Ähnlich sieht es mit dem Erreichten in der<br />

Rehabilitation aus: Der individuelle Reha-<br />

Erfolg ist häufig schon nach sechs bis<br />

zwölf Monaten wieder “aufgebraucht“. Die<br />

Nachsorge gehört daher als wichtiger Bestandteil<br />

zur Rehabilitation: Mit ihr lassen<br />

sich Reha-Erfolge langfristig sichern.<br />

Individuelle Angebote<br />

Damit Nachsorge funktioniert, muss sie<br />

auf die individuellen Bedürfnisse der Erkrankten<br />

zugeschnitten sein. So werden<br />

in ambulanten und stationären Reha-Einrichtungen,<br />

aber auch in ausgewählten<br />

krankengymnastischen Praxen verschiedene<br />

Nachsorge-Programme angeboten.<br />

Ziel ist es, ein enges Netz wohnortnaher<br />

Versorgung aufzubauen. Auch neue Wege<br />

werden ausprobiert, um noch mehr Re-<br />

Ziele der Nachsorge<br />

Stabilisierung des Erreichten<br />

Erreichte Teilziele verbessern/weiterentwickeln<br />

Förderung individueller Nachsorgeaktivitäten<br />

der Betroffenen<br />

habilitand(inn)en zu erreichen – beispielsweise<br />

über Internet oder Telefon. 2005 belegte<br />

eine Studie zur telefonischen Nachsorge<br />

in der Rehabilitation von Herzkranken<br />

die positiven Folgen:<br />

Hohe Akzeptanz der telefonischen Nachsorge<br />

durch geschultes Pflegepersonal<br />

Weniger Blutdruckanstieg<br />

Seltener Ängstlichkeit<br />

Bei Männern geringeres Risiko erneuter<br />

Herzerkrankung<br />

Mit solchen neuen Angeboten lassen sich<br />

die Lücken bei den Nachsorgeangeboten<br />

in ländlichen Regionen verringern.<br />

Soweit erforderlich und möglich, sollten<br />

sich auch Angehörige an der Nachsorge<br />

beteiligen. Dies erhöht meist die Mitarbeit<br />

Ein intensives und langfristiges Nachsorgeprogramm<br />

nach einer Rehabilitation wegen einer Herzerkrankung<br />

scheint das Risiko eines erneuten Herzinfarktes<br />

zu verringern – so die Ergebnisse einer italienischen<br />

Studie.<br />

Über insgesamt drei Jahre bestellte eine Arbeitsgruppe<br />

um Pantaleo Giannuzzi von der Associazione<br />

Nazionale Medici Cardiologi Ospedalieri in Florenz<br />

rund 1.600 Patienten und Patientinnen ein – das erste<br />

halbe Jahr monatlich, dann alle sechs Monate für<br />

die restlichen zweieinhalb Jahre. Bei den Terminen<br />

wurden die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer/innen<br />

hinterfragt. Gesprächsthemen waren unter<br />

anderem Bewegung und Sport, gesunde Essge-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 21<br />

(Compliance) der Patient(inn)en und die<br />

Nachhaltigkeit der Nachsorgewirkung. Ein<br />

Beispiel ist die gemeinsame Teilnahme von<br />

Ehepaaren oder das Einbeziehen von Lebenspartnern<br />

in Kurse zur <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />

(z. B. für gesunde Ernährung).<br />

Angehörige nicht überfordern<br />

Pflegende Angehörige befinden sich in einer<br />

Doppelrolle: Sie sind emotional betroffen<br />

und werden häufig mit ihren Gefühlen<br />

allein gelassen, andererseits ist ihre<br />

aktive Unterstützung für den Erfolg der<br />

Rehabilitation unerlässlich.<br />

Nahezu die Hälfte der dauerhaft pflegenden<br />

Angehörigen empfindet die Situation<br />

als sehr belastend. Ihre Sorgen sind vielfältig:<br />

Dazu gehören Unsicherheiten bezüglich<br />

der Erkrankung oder Probleme in<br />

der Partnerschaft und Sexualität. Auch soziale<br />

und berufliche Einschränkungen,<br />

Geldsorgen und Gefühle bis hin zur Hoffnungslosigkeit<br />

belasten die Angehörigen<br />

– unabhängig davon, um welche Erkrankung<br />

es geht.<br />

Vor diesen Ängsten und der dauernden<br />

Anspannung gerät die eigene <strong>Gesundheit</strong><br />

oft in Vergessenheit. Vergleichsstudien zur<br />

<strong>Gesundheit</strong> pflegender und nicht-pflegender<br />

Angehöriger bestätigen, dass Pflegende<br />

depressiver sind und an größerem<br />

Stress leiden. Ihr Vertrauen, selbst Situationen<br />

zu meistern, sinkt. Bei pflegenden<br />

Angehörigen von Demenzpatienten und<br />

-patientinnen sind die gesundheitlichen<br />

Belastungen besonders stark.<br />

Einerseits belastet die Erkrankung die Angehörigen,<br />

andererseits nehmen sie großen<br />

Einfluss auf den Patienten: Ihre Unterstützung<br />

verbessert den Verlauf psychischer<br />

und körperlicher Erkrankungen.<br />

Angehörige – Eltern, Partner, Kinder und<br />

Verwandte – sind eine wichtige Stütze<br />

wenn es für den Patienten darum geht,<br />

seine Krankheit zu bewältigen. Sie leisten<br />

emotionale Hilfe und stehen ihm bei alltäglichen<br />

Dingen bei.<br />

wohnheiten, Überprüfung von Blutdruck, Blutzucker<br />

und Fetten, sowie die regelmäßige Einnahme der verordneten<br />

Medikamente.<br />

Gegenüber einer Kontroll-Gruppe, die keine solche<br />

intensive Betreuung erhalten hatte, zeigten sich bei<br />

den intensiv betreuten<br />

Patient(inn)en<br />

48 Prozent weniger nicht tödliche Herzinfarkte. Die<br />

Zahl der Schlaganfälle und tödlichen Herzinfarkte<br />

verringerte sich um jeweils 33 Prozent. Diese deutliche<br />

Senkung des Risikos führen die Wissenschaftler<br />

darauf zurück, dass die intensive Nachsorge bei<br />

den Patient(inn)en zu einem aktiveren und gesünderen<br />

Lebensstil – mehr Sport, weniger Stress, gesündere<br />

Ernährung – sowie einer besseren Abstimmung<br />

der Medikamente geführt habe.<br />

Mehr Reha, weniger Herzinfarkte<br />

Quelle: PHOTOCASE


Frauen<br />

und Männer<br />

in der Reha<br />

Welchen Einfluss hat das<br />

Geschlecht auf die Rehabilitation?<br />

Der so genannte Genderaspekt<br />

gewinnt in der Medizin zunehmend<br />

an Bedeutung. Das Geschlecht entscheidet<br />

häufig über Erkrankungsrisiken<br />

und Krankheitsverlauf.<br />

Unter dem Begriff Gender können sich nur<br />

wenige Konkretes vorstellen. Doch Sätze<br />

wie „Mal wieder typisch Mann“ oder „Natürlich<br />

eine Frau am Steuer“ hat wohl jeder<br />

schon einmal gehört oder gebraucht.<br />

Die Sätze unterstellen Frau und Mann ein<br />

typisches Verhaltensmuster. Unter anderem<br />

diese Unterschiede bei und Identifikation<br />

mit der weiblichen und männlichen<br />

Geschlechterrolle sind Gegenstand der<br />

Genderforschung.<br />

Unterschiede kennen<br />

Geschlechterspezifische Besonderheiten<br />

finden sich beispielsweise im Lebenskonzept,<br />

bei der Krankheitsbewältigung<br />

und dem <strong>Gesundheit</strong>sverhalten. Doch<br />

auch die Ansprüche an Rehabilitationsmaßnahmen<br />

sind bei Frauen und Männern<br />

unterschiedlich.<br />

Männer<br />

Beruf Selbstausbeutung<br />

Selbstüberschätzung<br />

Sozial Mehr Alltagsdrogen<br />

(Rauchen, Alkohol)<br />

Gefährlichere Sportarten<br />

Schlechtere Ernährung<br />

Weniger Vorsorgeuntersuchungen<br />

Frauen<br />

Bei Erkrankungen, die fast nur (z.B. Brustkrebs)<br />

oder ausschließlich, wie Gebärmutterhals-<br />

und Prostatakrebs, bei einem<br />

Geschlecht auftreten, sind die Reha-Pro-<br />

Seltener berufstätig<br />

Schlechtere Bezahlung<br />

Häufig Teilzeitarbeit<br />

REHA<br />

gramme den Bedürfnissen dieser Patienten<br />

oder Patientinnen angepasst. Anders<br />

sieht es bei den Erkrankungen aus, die bei<br />

beiden Geschlechtern vorkommen – sie<br />

machen den größten Teil der Erkrankungen<br />

aus, die zu einer Rehabilitation führen.<br />

Hier sind die Behandlungen (bisher)<br />

meist nicht auf ein Geschlecht und dessen<br />

Bedürfnisse zugeschnitten. Lediglich<br />

in der Sucht- und der psychosomatischen<br />

Rehabilitation stehen seit geraumer Zeit<br />

spezielle Therapieangebote für Frauen und<br />

Männer zur Verfügung.<br />

Frauenherzen<br />

Was passiert mit Frauen und Männern<br />

nach einem akuten Herzinfarkt? Wie Viele<br />

gehen in eine Reha-Einrichtung und wie<br />

zufrieden sind sie mit den Reha-Maßnahmen?<br />

Diesen Fragen ging eine Arbeitsgruppe<br />

in Nordrhein-Westfalen bei 668 Patient(inn)en<br />

nach und kam zu folgenden<br />

Ergebnissen:<br />

Keine Unterschiede bei Reha-Inanspruchnahme<br />

und Reha-Versorgung<br />

Frauen: depressiver, ängstlicher, niedrigerer<br />

Sozialstatus und älter als Männer<br />

Alter: in beiden Geschlechtern entschied<br />

das Alter über den Reha-Verlauf<br />

So bekamen ältere<br />

Patient(inn)en weniger<br />

invasive Diagnostik<br />

und Therapien<br />

und seltener ärztliche<br />

Beratung und<br />

Therapieangebote.<br />

Die Ergebnisse sprechen<br />

zunächst gegen<br />

eine Benachteilung<br />

von Frauen oder<br />

Männern beim Reha-Zugang<br />

und in<br />

der Reha-Versorgung. Abschließend beantwortet<br />

ist die Frage nach einer möglichen<br />

geschlechterspezifischen Benachteiligung<br />

in der Rehabilitation aber noch<br />

Geringere (Schul-)Bildung<br />

Häufig Mehrfachbelastung<br />

(Familie, Beruf ...)<br />

Häufiger psychisch überlastet<br />

(Depressionen)<br />

Geringeres Selbstwertgefühl<br />

Geringere soziale Unterstützung<br />

<strong>MGM</strong> Seite 22<br />

Welchen Welchen Einfluss Einfluss hat<br />

das Geschlecht?<br />

Geschlecht?<br />

Die Forschung Forschung sucht sucht<br />

auch auch in der Reha Reha nach nach<br />

Antworten. Antworten.<br />

nicht. Hier sind weitere Untersuchungen<br />

notwendig. Trotzdem scheint es jetzt<br />

schon sinnvoll, Programme zur allgemeinen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung von Frauen in<br />

die kardiale Reha zu übernehmen, damit<br />

Frauen lernen, alltägliche Belastungen besser<br />

zu bewältigen.<br />

Männliche<br />

Diabetiker sterben<br />

später<br />

Diabetes führt heute seltener zum Tod als vor<br />

30 Jahren, zumindest bei Männern. Dies ergab<br />

eine Erhebung aus den Jahren 1971 bis 2000<br />

in den USA. Für Diabetikerinnen ließ sich dagegen<br />

kein positiver Trend erkennen.<br />

Zuerst hatten sich die Wissenschaftler die Entwicklung<br />

der Sterblichkeitsrate aller an Diabetes<br />

Erkrankten aus den Jahren 1971 bis 2000<br />

angeschaut und keinen deutlichen Rückgang<br />

der Sterberaten gefunden. Erst die Unterscheidung<br />

von männlichen und weiblichen Zuckerkranken<br />

förderte deutliche Ungleichheiten<br />

zu Tage.<br />

So sank die Sterberate bei Männern in den 30<br />

Jahren um die Hälfte. Frauen erkranken dagegen<br />

früher wie heute seltener an einem Diabetes<br />

als Männer. Dafür sterben sie an ihrer<br />

Erkrankung genauso häufig wie 1971. Mit anderen<br />

Worten: Rein nach Statistik scheinen nur<br />

männliche Diabetiker vom Fortschritt der Medizin<br />

oder auch von einer gesünderen Lebensweise<br />

profitiert zu haben.<br />

Quelle: PHOTOCASE<br />

Quelle: PHOTOCASE


Bereits im „Mein Gesundes Magazin“ Ausgabe<br />

3/2008 hatten wir berichtet, dass gesetzlich<br />

Krankenversicherte ein Recht auf<br />

medizinische Rehabilitation haben. Dabei<br />

hatten wir Sie auch darüber informiert, dass<br />

Sie als gesetzlich Versicherter ein Wunschund<br />

Wahlrecht bei der Klinikauswahl ausüben<br />

können. In der Belegungspraxis der<br />

Reha-Einrichtungen fällt jedoch häufig auf,<br />

dass die Kostenträger diesem Recht der<br />

Versicherten nicht nachkommen. Dem ist<br />

das Landessozialgericht Hessen (LSG) nun<br />

in einer Entscheidung vom 28.08.2008,<br />

Az.: L 1 KR 2/05, entgegengetreten. Das<br />

Gericht hat damit die Voraussetzungen für<br />

die Ausübung des Wunsch- und Wahlrechtes<br />

näher bestimmt.<br />

Kostenträger trifft Entscheidung<br />

über Reha-Klinik<br />

Haben Sie einen stationären Reha-Aufenthalt<br />

beantragt, obliegt es grundsätzlich<br />

der Krankenkasse bzw. dem Rentenversicherungsträger,<br />

die Reha-Einrichtung<br />

auszuwählen. Bei dieser Auswahl verlangt<br />

das Gesetz nur, dass berechtigte Wünsche<br />

des Versicherten berücksichtigt werden<br />

müssen. Darunter fallen insbesondere:<br />

die persönliche Lebenssituation, persönliche<br />

und örtliche Verhältnisse,<br />

das Alter,<br />

das Geschlecht,<br />

die Familie,<br />

die Religion und Weltanschauung,<br />

die besonderen Bedürfnisse behinderter<br />

Eltern bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrages,<br />

die besonderen Bedürfnisse behinderter<br />

Kinder sowie<br />

der Bedarf und die Leistungsfähigkeit<br />

des Versicherten.<br />

Ihrem Antrag auf einen stationären Reha-<br />

Aufenthalt sollte unbedingt eine Begründung<br />

beiliegen. Ein schnell und einfach<br />

auszufüllendes Antragsformular erhalten<br />

Sie bei Ihrem Kostenträger.<br />

Medizinische Gründe<br />

binden Kostenträger<br />

Liegen medizinische Gründe für die Auswahl<br />

einer bestimmten Reha-Einrichtung<br />

vor, hat die Krankenkasse die von Ihnen<br />

gewünschte Einrichtung auszuwählen, sofern<br />

diese als Rehabilitationseinrichtung<br />

zur Versorgung zugelassen ist. Dabei müssen<br />

die medizinischen Gründe nachge-<br />

REHA RECHT<br />

Ihr gutes Recht<br />

wiesen werden. Zum Nachweis<br />

reicht eine qualifizierte<br />

Stellungnahme Ihres behandelnden<br />

Arztes, gutachterliche<br />

Feststellungen des Kostenträgers<br />

haben kein größeres<br />

Gewicht. Ihrem Antrag<br />

auf eine Reha-Maßnahme in<br />

einer bestimmten Reha-Einrichtung<br />

sollte also unbedingt<br />

eine detaillierte Stellungnahme Ihres behandelnden<br />

Arztes beiliegen.<br />

Eine Ablehnung der ausgewählten Reha-<br />

Einrichtung darf nur dann erfolgen, wenn<br />

die angestrebten Behandlungsziele auch<br />

in einer Einrichtung mit günstigeren Vergütungssätzen<br />

erzielt werden können.<br />

Wunsch- und Wahlrecht<br />

durchsetzen<br />

Wurde Ihrem Wunsch- und Wahlrecht nicht<br />

entsprochen, können Sie gegen die ablehnende<br />

Entscheidung des Kostenträgers<br />

Widerspruch einlegen. Führt auch der Widerspruch<br />

nicht zum Ziel, wäre der Kostenträger<br />

vor dem zuständigen Sozialgericht<br />

zu verklagen.<br />

In der erst kürzlich ergangenen Entscheidung<br />

des LSG Hessen wurde dem Versicherten<br />

die von ihm beantragte Reha-<br />

Maßnahme in seiner Wahleinrichtung nicht<br />

genehmigt. Auch der Widerspruch gegen<br />

die Entscheidung des Kostenträgers blieb<br />

erfolglos. Darauf hatte der Versicherte dem<br />

Kostenträger eine letzte Frist zur Geneh-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 23<br />

migung der beantragten Reha<br />

gesetzt und nach Fristablauf<br />

auf Kostenübernahme<br />

geklagt. Noch während des<br />

Gerichtsverfahrens führte er<br />

eine 23-tägige Reha in der<br />

von ihm gewählten Klinik auf<br />

eigene Kosten durch.<br />

Obwohl die durchgeführte<br />

Behandlung erfolgreich war,<br />

hatte auch das Sozialgericht<br />

nach fast dreijähriger Verfahrensdauer<br />

nicht im Sinne<br />

des Versicherten entschieden.<br />

Nach Auffassung des Gerichts<br />

war nicht nachgewiesen, dass allein die<br />

Reha in der ausgewählten Einrichtung einen<br />

Behandlungserfolg verspreche. Erst<br />

die Berufung gegen dieses Urteil hatte<br />

Erfolg.<br />

Das LSG verurteilte den verklagten Kostenträger<br />

dazu, dem Versicherten die vorverauslagten<br />

Kosten fast vollständig zu erstatten.<br />

Lediglich den gesetzlichen Zuzahlungsbetrag<br />

musste der Versicherte<br />

leisten. Im vorliegenden Fall war der<br />

Wunsch nach der speziellen Reha-Einrichtung<br />

durch das Attest des behandelnden<br />

Arztes ausreichend nachgewiesen.<br />

Dieses Attest lag bereits bei Beantragung<br />

der Reha-Maßnahme vor. Damit hatte der<br />

Kostenträger die beantragte Maßnahme<br />

zu Unrecht abgelehnt, so dass die Aufwendungen<br />

des Versicherten zu erstatten<br />

waren. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser<br />

Entscheidung bei der Belegungspraxis<br />

das Wunsch- und Wahlrecht zum Wohle<br />

der Patienten wieder mehr Beachtung<br />

findet.<br />

Bei Ausübung des Wahlrechts sollten<br />

folgen de Punkte beachtet werden:<br />

✘ Beantragung einer Reha in einer als Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung<br />

zugelassenen Klinik (Datenbank mit<br />

rund 350 Kliniken aus dem gesamten Bundesgebiet unter<br />

www.arbeitskreis-gesundheit.de)<br />

✘ Dem Antrag sollte eine Begründung zur Wahl der konkreten<br />

Rehabilitationseinrichtung beiliegen<br />

✘ Außerdem sollten Sie ein befürwortendes Gutachten Ihres<br />

behandelnden Arztes beilegen<br />

✘ Der Antrag kann auch direkt beim zuständigen Kostenträger<br />

gestellt werden, Antragsvordrucke erhalten Sie beim Kostenträger<br />

✘ Im Falle der Ablehnung Widerspruch gegen Ablehnungsbescheid<br />

einlegen und danach klagen<br />

✘ Generell bei wiederholter Beantragung einer Reha Wiederholungsintervall<br />

von vier Jahren beachten


REHA<br />

Von der Kür zur Pflicht: Reha-Kliniken müssen ihre Behandlungsqualität in Zukunft belegen können.<br />

Über 100 Kliniken ausgezeichnet<br />

Bei der Jahrestagung des Instituts für Qualitätsmanagement<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

(IQMG) im November 2008 in Berlin machten<br />

Vertreter des Bundesarbeitsministeriums,<br />

der Rentenversicherung und der<br />

Krankenkassen deutlich, dass zukünftig<br />

nur noch die Reha-Kliniken mit einer Belegung<br />

rechnen können, die ein strukturiertes<br />

Qualitätsmanagement-Verfahren<br />

anwenden und denen ein entsprechendes<br />

Prüf-Zertifikat verliehen wurde.<br />

Während in der Vergangenheit ein so genannter<br />

Versorgungsvertrag vorliegen<br />

musste, damit die Rentenversicherung<br />

Von links nach rechts:<br />

Ärztlicher QualitätsmanagerHamm-Kliniken<br />

D. Bauernschmitt,<br />

BDPK-Präsident K. H.<br />

Rehfeld, Vorsitzender<br />

des IQMG-Verwaltungsrates<br />

P. Clausing,<br />

Kaufmännischer Leiter<br />

Ch. Franken und<br />

Chefarzt Prof. P.-J.<br />

Hülser Rheumaklinik<br />

Bad Wurzach.<br />

oder Krankenkasse die Behandlungskosten<br />

für ihre Versicherten in einer Reha-Klinik<br />

übernahm, ist seit 2007 die Qualitäts-<br />

Zertifizierung einer Klinik gesetzliche Belegungsvoraussetzung.<br />

Allerdings ließ der<br />

Gesetzgeber den Beteiligten eine Übergangszeit,<br />

in der die Kostenträger das<br />

„Prozedere“ eigenständig regeln sollten.<br />

Dieser Regelungsprozess ist nun fast abgeschlossen.<br />

Bereits lange vor der gesetzlichen Verpflichtung<br />

zur Zertifizierung haben die Rehabilitationskliniken<br />

in privater Trägerschaft<br />

ihren Qualitätsanspruch formuliert<br />

Spiegeltherapie soll<br />

Schlaganfallpatienten helfen<br />

Schlaganfallpatienten sollen ihre Bewegungsabläufe<br />

vor dem Spiegel beobachten - und so bestimmte<br />

Bewegungsmuster im Gehirn anregen, die<br />

durch den erlittenen Schlaganfall verloren gegangen<br />

sind.<br />

Über die Möglichkeiten und Grenzen einer solchen<br />

„Spiegeltherapie“ berichteten Wissenschaftler auf<br />

dem 2. Internationalen Symposium des Kompetenznetzes<br />

Schlaganfall 2008 in Berlin.<br />

Ein Themenschwerpunkt der Veranstaltung widmete<br />

sich der Plastizität des Gehirns und der Neurorehabilitation.<br />

Dabei stellten Forscher auch neue Therapieansätze<br />

vor, die Schlaganfallpatienten mit Lähmungen<br />

helfen. Leiden die Betroffenen zum Beispiel<br />

unter schweren Armlähmungen, können sie viele alltägliche<br />

Dinge nicht mehr oder nur beschwerlich mit<br />

dem noch gesunden Arm meistern. Solche Armlähmungen<br />

werden in der Regel physiotherapeutisch<br />

behandelt. Nun wollen Wissenschaftler um Professor<br />

Cornelius Weiller von der Neurologischen Universitätsklinik<br />

Freiburg untersuchen, ob sich mit Hilfe<br />

der Spiegeltherapie die Bewegungen der gelähmten<br />

Körperseite verbessern lassen.<br />

Quelle: BDPK; IQMG<br />

Ausgangspunkt für den Therapieansatz ist die Tatsache,<br />

dass das Gehirn in der Lage ist, sich auch<br />

nach schweren Verletzungen wie einem Schlaganfall<br />

zu reorganisieren. Dass heißt, dass die Aufgaben<br />

der durch den Schlaganfall abgestorbenen Zellen<br />

von anderen Nervenzellen übernommen werden.<br />

Um diese Möglichkeit optimal zu nutzen, werden<br />

in der neurologischen Rehabilitation verschiedene<br />

Therapien angewendet. „Von daher ist es wichtig<br />

schon früh zu wissen, welche Bereiche des<br />

Gehirns nach einem Schlaganfall verschont geblieben<br />

sind, damit man dem Patienten die optimale<br />

Therapie bieten kann“, so Weiller.<br />

Die Spiegeltherapie setzt auf eine starke visuelle<br />

Anregung zur Bewegungsförderung: Der Patient erledigt<br />

mit dem gesunden Arm Aufgaben an einem<br />

Tisch, wie etwa Murmeln von einem Gefäß ins andere<br />

legen. Dabei betrachtet er sich in einem Spiegel,<br />

der direkt vor seinem Oberkörper steht. So entsteht<br />

eine optische Täuschung: Der Patient gewinnt<br />

den Eindruck, er bewege seinen gelähmten Arm.<br />

Diese Illusion scheint bestimmte Hirnareale zu aktivieren,<br />

die einen positiven Einfluss auf die Reha-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 24<br />

und mit dem Integrierten Qualitäts-Management-Programm<br />

Reha (IQMP-Reha)<br />

ein spezielles Zertifizierungsverfahren entwickelt.<br />

So wurde während der IQMG-Tagung in<br />

Berlin bereits zum 100. Mal das Zertifikat<br />

„EQR - Excellente Qualität in der Rehabilitation”<br />

verliehen. Mit dem „EQR-Siegel“<br />

bestätigen unabhängige Zertifizierungsunternehmen<br />

die erfolgreiche Umsetzung<br />

von IQMP-Reha.<br />

Bettina Cleavenger vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales würdigte das<br />

Engagement des Bundesverbandes Deutscher<br />

Privatkliniken und wies darauf hin,<br />

dass die Zertifikate nicht nur auf dem Papier<br />

existieren, sondern vor allem eine<br />

hochwertige und leistungsfähige Patientenversorgung<br />

in den Einrichtungen dokumentieren.<br />

Dr. Katharina Nebel, Geschäftsführerin<br />

der Kliniken Dr. Dr. Nebel,<br />

die 2004 als erste Klinik mit dem EQR-Zertifikat<br />

ausgezeichnet wurden, berichtete,<br />

dass gelebtes Qualitäts-Management<br />

nicht nur die Patientenversorgung verbessert,<br />

sondern immer auch wichtige Impulse<br />

für die Entwicklung des Unternehmens<br />

bietet.<br />

bilitation haben. Selbst zehn bis 15 Jahre nach einem<br />

Schlaganfall lassen sich Hirngebiete aktivieren,<br />

wie Untersuchungen zeigen.<br />

Eine Studie der Neurologischen Universitätsklinik<br />

Freiburg überprüfte die Wirksamkeit der Spiegeltherapie<br />

zunächst einmal bei gesunden, rechtshändigen<br />

Probanden. Es zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

ein deutlich besseres Trainingsergebnis<br />

der linken, nicht trainierten Hand, wenn das Training<br />

mit dem Spiegel durchgeführt wurde. Dabei spielen<br />

spezialisierte Nervenzellen, so genannte Spiegelneurone,<br />

eine wichtige Rolle. „Die Spiegelneurone<br />

dienen wahrscheinlich als Mittler – entscheidend<br />

ist dabei, dass die gelähmte Hand an die nicht geschädigte<br />

Hirnhälfte gekoppelt wird“, so Weiller.<br />

Quelle: PHOTOCASE


Wenn gesundheitliche Probleme dazu<br />

führen, dass ein Mensch seinen Alltag<br />

in Familie und Beruf nicht mehr meistern<br />

kann, kommt der Begriff Rehabilitation<br />

oft zum ersten Mal ins Spiel. Denn<br />

spätestens dann wird es wichtig zu wissen,<br />

was eine medizinische Rehabilitationsbehandlung<br />

kann. Fragen dazu,<br />

was Rehabilitation leistet, wie man sie<br />

beantragt und bei welcher Krankheit sie<br />

für wen in Frage kommt, finden Sie hier<br />

kurz und übersichtlich beantwortet.<br />

Wer braucht Reha?<br />

Der Aufenthalt in einer modernen Reha-<br />

Klinik bietet sich vor allem für Patientinnen<br />

und Patienten mit chronischen Erkrankungen<br />

an. Chronische Krankheiten zeichnen<br />

sich oft durch eine “schleichende” Verschlechterung<br />

des <strong>Gesundheit</strong>szustandes<br />

aus. Häufigere Fehlzeiten im Beruf, eine<br />

eingeschränkte Teilnahme am familiären<br />

Leben oder Erhöhung des Medikamentenkonsums<br />

sind Begleiterscheinungen<br />

von chronischen Erkrankungen, die darauf<br />

hinweisen, dass eine Reha-Maßnahme angezeigt<br />

ist. Eine mehrwöchige Reha-Behandlung<br />

ermöglicht eine Verbesserung der<br />

Krankheitssituation.<br />

Was will Reha erreichen?<br />

Nicht alle Krankheiten sind (vollständig) heilbar.<br />

Umso wichtiger ist das Erlernen des<br />

täglichen Umgangs mit den Krankheitsfolgen.<br />

Es gibt unzählige Beispiele dafür, wie<br />

stark das “richtige” Heben oder die Umstellung<br />

auf gesundheitsbewusste Ernährung<br />

das tägliche Leben erleichtert. Dieser<br />

Lernprozesses in der Reha wirkt sich auf<br />

das ganze Leben eines Patienten oder einer<br />

Patientin aus: Er steigert die Lebensqualität<br />

und ermöglicht die Wiedereingliederung<br />

in Familie und Beruf. Auch das Wiederentdecken<br />

verloren geglaubter Fähigkeiten,<br />

wie das Laufen ohne Gehhilfe oder<br />

wieder Treppen steigen können, gehört für<br />

Viele zu den Erfolgserlebnissen ihrer Reha-Maßnahme.<br />

Bei welchen Krankheiten ist<br />

eine Reha sinnvoll?<br />

Die medizinische Rehabilitation ist bei einer<br />

Vielzahl von Krankheiten sinnvoll. Sie<br />

unterstützt Patienten und Patientinnen zum<br />

Beispiel im Umgang mit folgenden Krankheitsbildern:<br />

REHA<br />

Rehabilitation:<br />

Was sie kann – wer sie wie bekommt<br />

Antworten auf häufige Fragen zur Rehabilitation<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

In unserer modernen Industrie- und Informationsgesellschaft<br />

nehmen diese Erkrankungen<br />

immer mehr zu. Ziel der Reha<br />

ist es, die eigene Leistungsfähigkeit unter<br />

ärztlicher Aufsicht in einem individuell<br />

angepassten Training zu steigern. Außerdem<br />

entwickelt der Patient oder die Patientin<br />

Strategien, die helfen, Risikofaktoren<br />

wie Stress, falsche Ernährung oder<br />

Rauchen künftig zu vermeiden.<br />

Orthopädische Erkrankungen<br />

Chronische Erkrankungen des Bewegungs-<br />

und Stützapparates gehören zu den<br />

häufigsten Krankheiten unserer Gesellschaft.<br />

Reha-Maßnahmen erzielen auch<br />

hier gute Erfolge. Physiotherapeutische<br />

Verfahren und das Erlernen “richtiger” Bewegungsabläufe<br />

spielen dabei eine wichtige<br />

Rolle. Daneben sichert zum Beispiel<br />

die Anleitung zu einer maßvollen Diät den<br />

langfristigen Therapieerfolg.<br />

Atemwegserkrankungen, Allergien,<br />

Hauterkrankungen<br />

Belastungen der Umwelt und zunehmender<br />

individueller Stress haben dazu geführt,<br />

dass diese Krankheiten immer häufiger<br />

werden. Neue, ganzheitliche Therapieansätze<br />

setzen sich vor allem bei Krankheitsbildern<br />

durch, die neben körperlichen<br />

auch psychische Beschwerden aufweisen.<br />

Schuppenflechte, Neurodermitis und asthmatische<br />

Erkrankungen zum Beispiel lassen<br />

sich mit kombinierten Therapieformen<br />

erfolgreich behandeln.<br />

Psychische und psychosomatische<br />

Erkrankungen<br />

Essstörungen, depressive Zustände und<br />

auch Suchtprobleme werden in Reha-Kliniken<br />

behandelt. Individuelle Gesprächstherapie<br />

und unterschiedliche Formen von<br />

Gruppentherapien helfen Probleme zu<br />

verarbeiten. Patienten finden die notwendige<br />

Ruhe und Zeit, um mit neuem<br />

Selbstverständnis in den Alltag zurückzukehren.<br />

Neurologische Erkrankungen<br />

Beginnende Schädigungen des Nervensystems<br />

können zu vielfältigen Funktionseinschränkungen<br />

führen. Dazu können<br />

zum Beispiel Bewegungseinschränkungen<br />

oder Sprechstörungen gehören. Die<br />

<strong>MGM</strong> Seite 25<br />

Zusammenarbeit eines Teams unterschiedlicher<br />

Spezialisten aus allen Heilberufen<br />

sichert in den Reha-Kliniken den Erhalt<br />

oder das erneute Erlernen dieser Funktionen.<br />

Rheumatische Erkrankungen, Innere Medizin<br />

Stoffwechsel-Erkrankungen, Rheuma, Arthrosen,<br />

etc. — Symptome dieser Krankheiten<br />

können durch den Aufenthalt in einer<br />

Reha-Klinik verbessert werden. Entzündungen<br />

werden wirksam behandelt,<br />

Schmerzen spürbar gemildert. Für das Alltagsleben<br />

nach einem Klinikaufenthalt erhalten<br />

Patient(inn)en wichtige Tipps und<br />

Informationen.<br />

Krebsmedizin (Onkologie)<br />

Die Wiedererlangung des körperlichen,<br />

seelischen und sozialen Wohlbefindens<br />

steht im Vordergrund der Rehabilitation tumorerkrankter<br />

Patient(inn)en. Die soziale<br />

und psychische Betreuung, sowie Informationen<br />

zur Krebserkrankung sind Teil<br />

des Behandlungsprogramms.<br />

Weitere Indikationen für<br />

medizinische Reha<br />

Augenkrankheiten<br />

Erkrankungen des alten Menschen<br />

(Geriatrie)<br />

Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />

Essstörungen, z. B. Fettleibigkeit<br />

(Adipositas), Magersucht (Anorexia<br />

nervosa), Ess-Brechsucht (Bulimie)<br />

Frauenheilkundliche Erkrankungen<br />

Gefäßkrankheiten<br />

Gerinnungsstörungen (Hämostaseologie)<br />

Harnwegserkrankungen (Urologie)<br />

Mutter-Kind-Maßnahmen<br />

Neurologie<br />

Pädiatrie<br />

Rheumatische Erkrankungen<br />

Sprach-, Sprech-, Stimm- und<br />

Hörstörungen<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Suchtkrankheiten<br />

Wer hat ein Recht auf Reha?<br />

Zunächst einmal hat jeder in der gesetzlichen<br />

Sozialversicherung Versicherte grundsätzlich<br />

ein Recht auf Reha. Grundlage ist<br />

Paragraph 4 des 1. Sozialgesetzbuchs (§4<br />

SBG I). �


Mit Inkrafttreten der <strong>Gesundheit</strong>sreform<br />

2007 ist die Rehabilitation zu einer Pflichtleistung<br />

der Krankenkassen geworden. Ihre<br />

Rechte als in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Versicherter hat dies erheblich<br />

gestärkt.<br />

Rehabilitation bietet die Chance, Patientinnen<br />

und Patienten körperlich, psychisch<br />

und im Umgang mit der Krankheit wieder<br />

so fit zu machen, dass sie aktiv am Leben<br />

teilhaben können. Leistungen zur medizinischen<br />

Rehabilitation werden daher im 9.<br />

Sozialgesetzbuch (SGB IX) auch als „Leistungen<br />

zur Teilhabe“ bezeichnet.<br />

Wer muss die Reha beantragen?<br />

Jede medizinische Rehabilitation müssen<br />

Sie selbst beantragen, und zwar bevor Sie<br />

die Rehabilitations-Maßnahme antreten.<br />

Hierzu ist ein befürwortendes ärztliches<br />

Gutachten hilfreich. Gesetzlich Krankenversicherte<br />

können ihre Anträge aber auch<br />

direkt, also ohne den Umweg über einen<br />

niedergelassenen Arzt, bei Ihrer Kasse<br />

oder auch der Rentenversicherung einreichen.<br />

Seit dem 1.4.2007 muss die Krankenkasse<br />

dem Versicherten mehrere Gutachter<br />

zur Auswahl vorschlagen, sofern kein ärztliches<br />

Gutachten vorliegt.<br />

Welche Angaben muss ich im<br />

Antrag machen?<br />

Medizinische Rehabilitation setzt Ihre aktive<br />

Mitarbeit voraus. Sie werden bei der<br />

Antragstellung Fragen beantworten und<br />

persönliche Entscheidungen treffen müssen,<br />

wenn Sie eine Rehabilitation wünschen.<br />

Worunter leide ich, weshalb möchte<br />

ich eine Rehabilitation beantragen, welche<br />

Erwartungen und Wünsche verbinde<br />

ich mit der Rehabilitation, wo soll sie stattfinden<br />

und wer übernimmt die Kosten?<br />

Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Facharzt<br />

oder – falls Sie sich im Krankenhaus<br />

befinden – mit dem Klinik-Arzt bzw. dem<br />

Klinik-Sozialdienst über Ihren Wunsch nach<br />

einer medizinischen Rehabilitation. Er wird<br />

mit Ihnen beraten, welche Art der Rehabilitation<br />

medizinisch erforderlich ist und<br />

Sie bei der Antragstellung entsprechend<br />

unterstützen.<br />

REHA<br />

ANTWORTEN<br />

Wo bekomme ich Antragsvordrucke?<br />

Die Antragsvordrucke erhalten Sie vom zuständigen<br />

Kostenträger, wobei die Krankenkassen<br />

auch Anträge der Deutschen<br />

Rentenversicherung ausgeben und einen<br />

Teil davon ausfüllen. Nach Antragseingang<br />

klären die Kostenträger untereinander die<br />

Zuständigkeit.<br />

Was passiert, wenn ich<br />

den Antrag bei dem falschen<br />

Kostenträger abgebe?<br />

Ist der zuerst von Ihnen angegangene Kostenträger<br />

nicht zuständig, leitet dieser den<br />

Antrag selbst innerhalb einer kurzen Frist<br />

an den Zuständigen weiter. Für Fälle, in<br />

denen eine medizinische Rehabilitation im<br />

unmittelbaren Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt<br />

stattfindet, haben die<br />

Kostenträger besondere Antragsverfahren<br />

entwickelt: Es führt zur zügigen Verlegung<br />

in eine geeignete Rehabilitations-<br />

Klinik.<br />

Wer bezahlt die Reha?<br />

Wer Kostenträger ist, richtet sich nach den<br />

Hauptzielen der Rehabilitation und nach<br />

versicherungsrechtlichen Voraussetzungen.<br />

In den meisten Fällen tragen die Gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV) oder<br />

die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV)<br />

die Kosten. Darüber hinaus übernehmen<br />

auch die Gesetzliche Unfallversicherung<br />

oder die Private Krankenversicherung<br />

(PKV), je nach vertraglich vereinbartem<br />

Leistungsumfang, die Kosten. Fragen Sie<br />

im Zweifelsfall bei Ihrem behandelnden<br />

Arzt oder bei Ihrer Krankenversicherung<br />

nach.<br />

Kann ich mir eine Reha-Klinik<br />

nach Wunsch aussuchen?<br />

Es ist sinnvoll, dass Sie in Ihrem Antrag<br />

die Klinik angeben, in die Sie gerne möchten.<br />

Der Grund: Sie haben nach § 9 des 9.<br />

Sozialgesetzbuchs (SGB IX) ein Wunschund<br />

Wahlrecht, sich die Klinik, in die Sie<br />

gerne möchten, auszusuchen.<br />

Unter zwei Voraussetzungen: Die Klinik<br />

muss eine ausreichende Behandlungsqualität<br />

vorweisen – also zertifiziert sein –<br />

und ihrem Wunsch dürfen keine medizinischen<br />

Gründe entgegenstehen.<br />

Informieren Sie sich rechtzeitig darüber,<br />

welche Rehabilitationsklinik Ihre Erkrankung<br />

behandelt und auch Ihren Wünschen<br />

hinsichtlich Lage, Service und Ausstattung<br />

entspricht. Achten Sie besonders darauf,<br />

dass die Klinik von unabhängiger Stelle<br />

zertifiziert wurde und somit nach hohen,<br />

regelmäßig überprüften Qualitätsstandards<br />

therapiert. Die wichtigsten Zertifikate<br />

sind die Gütesiegel "EQR - Exzellente<br />

Qualität in der Rehabilitation" und KTQ<br />

(Kooperation für Transparenz und Qualität<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen).<br />

<strong>MGM</strong> Seite 26<br />

Wer hilft mir, die optimale Reha<br />

zu finden?<br />

Sprechen Sie mit Ihrem betreuenden Arzt<br />

oder der betreuenden Ärztin (Hausarzt,<br />

Facharzt oder – falls Sie sich schon im<br />

Krankenhaus befinden – Klinik-Arzt) über<br />

Ihren Wunsch nach einer medizinischen<br />

Rehabilitation. Er oder sie wird mit Ihnen<br />

beraten, welche Art der Rehabilitation für<br />

Sie medizinisch erforderlich ist und Sie bei<br />

der Antragstellung entsprechend unterstützen.<br />

Seit dem 1. April 2007 dürfen Kassenärzte<br />

Leistungen zur medizinischen Rehabilitation<br />

nur noch verordnen, wenn sie<br />

über eine entsprechende Zusatzqualifikation<br />

verfügen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

in den einzelnen Bundesländern<br />

stellen auf ihren Internetseiten entsprechende<br />

Listen oder Suchoptionen zur Verfügung.<br />

Informationen hierüber erhalten<br />

Sie auf der Webseite der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung: www.kbv.de.<br />

Muss ich damit rechnen, dass<br />

ich durch das Aussuchen meiner<br />

Wunschklinik zuzahlen muss?<br />

Eine derartige Zuzahlungspflicht sieht das<br />

Gesetz nicht vor. Sie haben gegenüber<br />

dem Kostenträger einen gesetzlichen Anspruch<br />

auf die Rehabilitationsleistungen<br />

und nicht nur auf Kostenerstattung (Sachleistungsprinzip).<br />

Üben Sie also Ihr<br />

Wunschrecht aktiv aus!<br />

Ein Rehabilitationsträger, z. B. die Gesetzliche<br />

Krankenversicherung, ist also<br />

auch nicht berechtigt, Ihrem Wunsch in eine<br />

bestimmte Klinik zu gehen nur unter<br />

der Bedingung nachzukommen, dass Sie<br />

eventuell entstehende Mehrkosten selber<br />

zahlen.<br />

Weitere Informationen zu dem Thema finden<br />

Sie in der Rubrik „Recht“ auf Seite 23.<br />

Was ist eine Anschlussheilbehandlung<br />

(AHB)?<br />

Die Anschlussheilbehandlung (AHB) ist eine<br />

Reha-Maßnahme, die direkt nach einer<br />

Krankenhausbehandlung oder einer ambulanten<br />

Operation erfolgt – beispielsweise<br />

bei Patient(inn)en, denen ein künstliches<br />

Kniegelenk eingesetzt wurde, oder<br />

bei Schlaganfallpatient(inn)en. Über ein<br />

vereinfachtes Antragsverfahren wird eine<br />

schnelle Verlegung in eine Rehabilitationsklinik<br />

gewährleistet.<br />

Die AHB muss möglichst direkt im Anschluss<br />

an einen Krankenhausaufenthalt<br />

beginnen, spätestens aber innerhalb von<br />

zwei Wochen nach der Entlassung. Eine<br />

AHB dauert normalerweise drei bis vier<br />

Wochen. Sie lässt sich verlängern, wenn<br />

der Arzt oder die Klinik dies medizinischtherapeutisch<br />

begründen.


INTERVIEW<br />

Mehr Ressourcen für die Rehabilitation<br />

Der Leiter des Leipziger Herzzentrums, Friedrich-Wilhelm Mohr im Gespräch<br />

Professor Friedrich-Wilhelm Mohr gehört zu den führenden<br />

Herzchirurgen Deutschlands. Seit 1994 hält Mohr den Lehrstuhl für<br />

Herzchirurgie am Herzzentrum der Uni versität Leipzig und ist<br />

Ärztlicher Direktor des Herzzentrums. Dort wurden im letzten Jahr<br />

fast 6500 Operationen durchgeführt, davon mehr als 3500 am<br />

offenen Herzen. Mit „Mein gesundes Magazin“ spricht Mohr über<br />

den Stellenwert der Rehabilitation an seiner Klinik.<br />

Mein gesundes Magazin: Mit welchen<br />

Krankheiten kommen Patienten zu Ihnen?<br />

Mohr: Wir sehen in den letzten Jahren eine<br />

deutliche Änderung des Krankheitsspektrums.<br />

Wir haben im letzten Jahr zwar<br />

immer noch rund tausendzweihundert koronarchirurgische<br />

Patienten behandelt, allerdings<br />

führen wir im Vergleich zum Jahr<br />

2002 rund zwanzig Prozent weniger rein koronarchirurgische<br />

Eingriffe durch. Mittlerweile<br />

kommen sehr viel mehr Patienten für<br />

rekonstruktive Klappen-OPs und kombinierte<br />

Klappen- und koronarchirurgische OPs<br />

zu uns. Auch Operationen kongenitaler Erkrankungen<br />

nehmen zu. Dazu muss man<br />

aber sagen, dass unsere Klinik ein ungewöhnliches<br />

Indikationsspektrum aufweist.<br />

Bei anderen Kliniken machen koronarchirurgische<br />

Operationen sechzig bis achtzig<br />

Prozent aller Operationen aus.<br />

Mein gesundes Magazin:Wodurch ist der<br />

Unterschied zu diesen Kliniken erklärbar?<br />

Mohr: Koronarchirurgische Patienten kommen<br />

im Wesentlichen durch regionale Zuweiser<br />

in regionale Zentren. Komplexere<br />

Operationen werden dagegen in überregionalen<br />

Zentren durchgeführt. Dazu gehören<br />

wir. Bei uns liegen die überregionalen<br />

Zuweisungen, also Patienten, die<br />

von außerhalb Sachsens, Sachsen-Anhalts<br />

und Thüringen kommen, bei fünfunddreißig<br />

Prozent. Der Trend geht deutschlandweit<br />

zu diesen großen Zentren. Kliniken,<br />

die innovativ aufgestellt sind, weisen auch<br />

keine Verluste, sondern eher Zuwächse<br />

auf. Wir haben mittlerweile extrem lange<br />

Wartelisten.<br />

Mein gesundes Magazin: Welchen Stellenwert<br />

nimmt die Rehabilitation in der Behandlung<br />

Ihrer Patienten ein?<br />

Mohr: Reha hat für uns einen großen Stellenwert.<br />

Welche Form der Rehabilitation wir<br />

empfehlen, kommt auf den Patienten an.<br />

Die Zahl alter, sehr kranker Patienten steigt.<br />

Bei diesen Patienten ist eine intensive sta-<br />

tionäre Reha zwingend, denn genau diese<br />

Patienten profitieren von den Maßnahmen<br />

– regelmäßige Physiotherapie ist dafür nur<br />

ein Beispiel. Das heißt, die Notwendigkeit,<br />

diese Form der Reha vorzuhalten, wird größer.<br />

Hier brauchen wir definitiv mehr Ressourcen.Andererseits<br />

gibt es auch ei-<br />

ne Reihe junger Patienten,<br />

die eine<br />

Woche nach der OP<br />

schon wieder extrem<br />

fit sind, ich<br />

denke zum Beispiel<br />

an Patienten nach<br />

Mitralklappenrekonstruktion.<br />

Die<br />

sind am besten in<br />

einer ambulanten Reha aufgehoben.<br />

Mein gesundes Magazin: Wie schätzen<br />

Sie den Erfolg der Reha ein?<br />

Mohr: Das kommt sehr stark auf die intellektuelle<br />

Akzeptanz an, die der Patient der<br />

Reha entgegenbringt. Wer die Anregungen<br />

akzeptiert, hat einen hohen Benefit.<br />

Mein gesundes Magazin: Inwieweit kann<br />

ihm der Arzt in der Akutklinik dabei helfen?<br />

Mohr: Nehmen Sie zum Beispiel einen Patienten<br />

mit koronarer Herzkrankheit: Reha<br />

hat in diesem Fall unter anderem die<br />

Aufgabe, Patienten dabei zu helfen, ein<br />

Bewusstsein für Risikofaktoren zu entwickeln<br />

und seinen Lebensstil zu ändern.<br />

Das braucht Zeit und dafür würde ich jedem<br />

nahe legen, eine stationäre Reha<br />

durchzuführen. Diese Umstellung der Einstellung<br />

zum Leben ist Patienten in der<br />

Akutklinik kurz nach der OP schwer klarzumachen.<br />

Patienten, die bei uns in der<br />

Klinik sind, müssen zunächst mit ganz anderen<br />

Problemen klar kommen. Es geht<br />

erst einmal um die Frage: Überstehe ich<br />

das überhaupt?<br />

Mein gesundes Magazin: Wie bewerten<br />

Sie die Zusammenarbeit des Herzzen-<br />

<strong>MGM</strong> Seite 27<br />

trums Leipzig mit Reha-Einrichtungen in<br />

der Praxis?<br />

Mohr: Die Zusammenarbeit mit Kliniken<br />

im Umkreis funktioniert sehr gut. Manche<br />

Patienten können wir in private Kliniken<br />

schicken – damit machen wir sehr gute Erfahrungen<br />

– die haben meines Erachtens<br />

sehr gut funktionierende Programme.<br />

Mein gesundes Magazin: Wie ließe sich<br />

die Reha aus Ihrer Sicht weiter verbessern?<br />

Mohr: Die direkte Verbindung zwischen<br />

uns als Akutklinik und den Reha-Einrichtungen<br />

ist nicht das Problem – die Bürokratie<br />

dazwischen behindert uns. Wir müssen<br />

uns täglich<br />

mit diversen Trä-<br />

»Die Vernetzung mit<br />

den niedergelassenen<br />

Kollegen in der direkten<br />

Nachbetreuung<br />

muss enger werden.“<br />

Friedrich-Wilhelm Mohr, Herzzentrum Leipzig<br />

gern und Rentenversicherernauseinandersetzen,<br />

wobei ich oft<br />

das Gefühl habe,<br />

dass jeder seinen<br />

eigenen Stolperstein<br />

einbaut. Die<br />

Phase, bis wir einen<br />

Reha-Platz<br />

für einen Patienten bekommen, ließe sich<br />

verkürzen. Manchmal liegt der Patient eine<br />

Woche lang hier in der Klinik, obwohl<br />

er längst in eine Anschlussbehandlung<br />

könnte. Auch der Patientenwunsch, die<br />

Reha in Heimatnähe durchzuführen, wird<br />

oft nicht berücksichtigt. Wenn Patienten<br />

mehr als hundert oder zweihundert Kilometer<br />

vom Heimatort untergebracht sind,<br />

halte ich das für problematisch.<br />

Mein gesundes Magazin: Was wünschen<br />

Sie sich konkret von Ihren niedergelassenen<br />

Kollegen?<br />

Mohr: Wenn niedergelassene Ärzte mit<br />

ihren Patienten die Möglichkeiten der Reha<br />

in der Heimatregion vorab besprächen,<br />

würden sie uns wirklich helfen. Wir in Leipzig<br />

bekommen unter Umständen ein Problem,<br />

wenn wir einem Patienten aus Aurich<br />

die passende Reha vermitteln müssen.<br />

Das sollte jemand tun, der sich in der<br />

Region auskennt. Die Ärzte sollten geeignete<br />

Patienten auch über die Möglichkeiten<br />

der ambulanten Reha aufklären. All das<br />

lässt sich vor der Reha besprechen. Dadurch<br />

können wir den Patienten die optimale<br />

Betreuung schnell nach der OP zukommen<br />

lassen.


REISE<br />

Wo schon Goethe kurte –<br />

Sächsische Staatsbäder<br />

Schon Goethe kam 1795 zum<br />

Kuren an die Moritzquelle im<br />

heutigen Bad Elster. Seither<br />

hat sich im traditionsreichen<br />

sächsischen Staatsbad<br />

und im benachbarten Bad<br />

Brambach Einiges geändert.<br />

Seit der Wende wurden rund<br />

125 Millionen Euro in die<br />

Sanierung und Erweiterung<br />

der historischen Kureinrichtungen,<br />

den Ausbau der Kurparks<br />

und in die technische<br />

Modernisierung investiert. Zur<br />

Erholung und Heilung kommen<br />

die Gäste noch immer.<br />

Als „erquickend, gesund zu trinken den<br />

Menschen“ beschreibt Goethe in seinem<br />

Werk „Hermann und Dorothea“ den Geschmack<br />

der Waldquelle in Bad Elster. Zu<br />

Goethes Zeiten gehörten Trinkkuren und<br />

Wanderungen zu den wenigen Möglichkeiten<br />

der Gesundung.<br />

Mittlerweile stehen Gästen in Bad Elster<br />

und Bad Brambach mehr als 180 Pauschalund<br />

Individualangebote zur Verfügung. Die<br />

beiden Staatsbäder konzentrieren sich auf<br />

Prävention.<br />

Bis heute bieten die beiden Orte im Dreiländereck<br />

Sachsen-Bayern-Böhmen mit ihren<br />

17 mineralischen Heilquellen ideale Bedingungen,<br />

um unter anderem Herz- und<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechsel- oder<br />

Nierenkrankheiten oder rheumatische Beschwerden<br />

zu lindern. Bad Brambach ist<br />

als Heilbad mit der stärksten zu Trinkkuren<br />

geeigneten Radonquelle der Welt bekannt.<br />

2008 wurde zudem bei Bohrungen in der<br />

Region in 1200 Meter Tiefe eine Thermal-<br />

Sole-Quelle gefunden.<br />

Die beiden Bäder liegen in Tälern der waldreichen<br />

Mittelgebirgslandschaft des Vogtlands,<br />

durch die sich viele kleine Bachläufe<br />

zwischen Wiesen bis hin zur Weißen<br />

Elster schlängeln. Mit dem Vogel hat der<br />

Name Elster übrigens nichts zu tun: Er<br />

kommt vom slawischen Begriff „Alstrawa“,<br />

was „die Eilende“ bedeutet. Die Berge<br />

<strong>MGM</strong> Seite 28<br />

Das nach dem sächsischen König benannte<br />

Jugendstilgebäude „Albertbad“ beherbergt<br />

inzwischen moderne Therapieeinrichtungen.


�� Bad Brambach ist der richtige Ort, um<br />

Körper und Seele wieder in Einklang zu<br />

bringen. Herzstück des Kurortes ist der weitläufige,<br />

gepflegte Kurpark mit Schwanenteich.<br />

Mitte rechts : Bad Elster und Bad Brambach<br />

gehören zu den traditionellen<br />

Mineralheilbädern Deutschlands.<br />

des Elstergebirges schützen die Orte im<br />

Tal vor extremen Temperaturschwankungen<br />

und schaffen ein mildes Reizklima.<br />

Vor allem der „Königsweg“ zwischen Bad<br />

Elster und Bad Brambach ist landschaftlich<br />

reizvoll. Er führt den Wanderer in dichte<br />

Wälder, verträumte Dörfer und hält spannende<br />

Blickwinkel ins Elstergebirge bereit.<br />

Das Wandern, Walken und Radfahren<br />

im weit verzweigten Wegenetz der Heilbäder<br />

bietet sich für Menschen an, die<br />

(wieder) in Bewegung kommen wollen.<br />

Schnupper-<br />

Reha gewinnen<br />

Gewinnspiel-Frage<br />

beantworten und zwei Tage<br />

Schnupper-Reha<br />

in Ihrer Nähe gewinnen!<br />

Mit ein bisschen Fleiß und Glück können<br />

Sie eine zweitägige Schnupper-Reha in Ihrer<br />

Nähe gewinnen. Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

e.V. sucht zusammen mit dem<br />

Gewinner oder der Gewinnerin eine passende<br />

Reha-Klinik in der Nähe aus. Nach<br />

einer professionellen Einführung stehen<br />

Ihnen dort die Angebote und Anwendungen<br />

zur Verfügung.<br />

Und so wird’s gemacht:<br />

Beantworten Sie die Frage auf der vorbereiteten<br />

Postkarte auf Seite 15/16, füllen<br />

Sie die Karte vollständig aus und senden<br />

Sie sie an den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

(Absender nicht vergessen!)<br />

Einsendeschluss: 01.03.2009!<br />

GEWINNEN<br />

Reha- und Vorsorge-Kliniken in Sachsen<br />

Klinik Bad Brambach<br />

08648 Bad Brambach<br />

www.ebel-klinik.de<br />

MediClin Reha-Zentrum Bad Düben<br />

04849 Bad Düben<br />

www.mediclin.de<br />

Ev. Fachklinik Sonnenhöhe<br />

08645 Bad Elster<br />

www.klinik-sonnenhoehe.de<br />

MediClin Klinik am Brunnenberg<br />

08645 Bad Elster<br />

www.mediclin.de<br />

Vogtland-Klinik<br />

08645 Bad Elster<br />

www.vogtland-klinik.de<br />

<strong>MGM</strong> Seite 29<br />

<strong>Gesundheit</strong>spark - Klinik Bad Gottleuba<br />

01816 Bad Gottleuba<br />

www.klinik-bad-gottleuba.de<br />

MEDIAN Klinik Bad Lausick<br />

04651 Bad Lausick<br />

www.median-kliniken.de<br />

Falkenstein-Klinik<br />

01814 Bad Schandau<br />

www.falkenstein-klinik.de<br />

Kirnitzschtal-Klinik<br />

01814 Bad Schandau<br />

www.kirnitzschtal-klinik.de<br />

Klinik Bavaria - Zscheckwitz/Sachsen<br />

01731 Kreischa/Sachsen; OT Zscheckwitz<br />

www.klinik-bavaria.de


MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />

Ausgabe 2/2009<br />

Die nächste Ausgabe von „Mein gesundes<br />

Magazin“ befasst sich mit dem Thema<br />

Übergewicht und krankhafte Fettleibigkeit<br />

(Adipositas).<br />

Titelthema:<br />

Adipositas – Wenn Pfunde krank machen<br />

Die meisten Deutschen essen zu viel und zu ungesund.<br />

Zwei Millionen Kinder und 37 Millionen Erwachsene<br />

tragen in Deutschland überschüssige Pfunde mit sich<br />

herum. Die zusätzlichen Speckröllchen können nicht nur<br />

das Selbstwertgefühl mindern, sie machen auch krank.<br />

Lesen Sie, wann Übergewicht krank macht und was Sie<br />

dagegen tun können.<br />

AUSBLICKE<br />

<strong>MGM</strong> Seite 30<br />

IMPRESSUM<br />

MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />

Herausgeber ist der „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.“, eine<br />

gemeinnützige Initiative von deutschen Reha- und Vorsorgeeinrichtungen.<br />

Das Magazin erscheint zweimonatlich<br />

und ist kostenlos; es wird zur Weitergabe an Patienten<br />

in Arztpraxen, Krankenhäusern und den Mitgliedseinrichtungen<br />

des <strong>Arbeitskreis</strong>es ausgelegt.<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Am Römerlager 2, 53117 Bonn<br />

Telefon 0228/212100, Telefax 0228/212211<br />

V.i.S.d.P.: Ingo Dörr<br />

Redaktion: Dr. Katja Flieger und Dr. Claudia Hoffmann,<br />

KonText<strong>Gesundheit</strong> GbR, Berlin<br />

Gestaltung: KNM Krammer Neue Medien GmbH, Düsseldorf<br />

Anzeigen: Krammer Verlag Düsseldorf AG<br />

Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf<br />

Alke Schmeis (Telefon 0211/9149455)<br />

Druck: D+L Reichenberg GmbH, Bocholt<br />

Veröffentlichungen: Die Artikel zu medizinischen Themen<br />

ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt!<br />

Quelle: pixelio.de


DAS BESTE FÜR IHRE<br />

GESUNDHEIT!<br />

Wir informieren Sie individuell! Unsere Leistungen im Überblick:<br />

Kliniksuche<br />

Reha Verfahren §<br />

Für Fragen und Beratungen rund um die Reha erreichen Sie uns unter<br />

Tel. 0228 / 21 21 00. Informieren Sie sich auch auf unserer<br />

Internetseite unter www.arbeitskreis-gesundheit.de.<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der über die Bedeutung<br />

der medizinischen Rehabilitation im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung informiert.<br />

<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />

Am Römerlager 2, 53117 Bonn<br />

Tel.: (0228) 21 21 00<br />

Fax: (0228) 21 22 11<br />

Schriftliche Patienteninformationen<br />

Der Arzt<br />

und die Reha<br />

Leitfaden<br />

Jetzt auch in Leipzig:<br />

Gustav-Mahler-Straße 2, 04<strong>109</strong> Leipzig<br />

E-Mail: info@arbeitskreis-gesundheit.de<br />

Geschäftsführer: Ingo Dörr


Dank Reha<br />

zurück im Leben.<br />

Krankheiten, Behinderungen und Unfälle können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Solche<br />

Schicksalsschläge verändern alle Perspektiven von einem Tag auf den anderen. Probleme beim Verlust des<br />

Arbeitsplatzes, dem Einstieg oder der Rückkehr ins Erwerbsleben und erhebliche Einschnitte im Alltag sind<br />

oft die gravierenden Folgen. Hier hilft die Rehabilitation: Sie berücksichtigt von Anfang an alle Phasen des<br />

Krankheitsverlaufs, individuelle Stärken und Schwächen, unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />

der betroffenen Menschen. Um beste Ergebnisse zu erzielen, verzahnt sie frühzeitig medizinische, berufl iche<br />

und soziale Aspekte, erwägt Alternativen und parallele Entwicklungen.<br />

Am 12. September 2009 ist Reha-Tag.<br />

Besuchen Sie eine Klinik in Ihrer Nähe.<br />

Der 6. Deutsche Reha-Tag ist eine Gemeinschaftsinitiative von<br />

������������������� ��������� ��������������������� ����� ���� � ������������ ���������� ���� �<br />

������������������������� ��� ������������������� ���� ���� � ������������� ���������� ���������<br />

����� ���������������������� ������ � ������������� ��������� �������������� ���� ������ � ����������<br />

���� ��� ���������� ����������������� ���� ������ � �������� ������������ ��� ������������ ��������������<br />

���� ��������� � �������� ����������� ������������������ ������ � �������� ������������������<br />

���� ���� ����� � �������� ����������� ��� �������������� ���� ������ � ����������� ����� ���� � �����<br />

��������� ����������� ���� ������ ��� ��������������� ��� ������������� ������ Unterstützt durch<br />

������������������������� ��� �������������� ���� ����� � ������������������������� ����������� ����<br />

���� ������������ � ����������������� ��� ������ ��� �������� ������ � ��������� �������������� �����<br />

� ��������� ����������������� ����� � ��������� �������� ��� ������������������ ��� �������� ���<br />

������������� ��� ������������������ ������� ��� ������������� ��� ����������� ���� ������<br />

www.rehatag.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!