MEIN GESUNDES MAGAZIN - Arbeitskreis Gesundheit eV
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Quelle: Bergringfoto - Fotolia.com<br />
Künstliche Gelenke: Qualität<br />
der Behandlung sichern<br />
Geschädigte Gelenke lassen sich heutzutage meist durch ein Implantat<br />
ersetzen. Patienten können das Gelenk nach einer OP schnell wieder bewegen<br />
und leiden danach oft weniger unter Schmerzen. Die steigende Zahl der<br />
Implantate ruft jetzt Experten auf den Plan: Sie fordern mehr Nachkontrollen,<br />
um die Qualität in der Endoprothetik zu sichern.<br />
Allein 2009 haben Ärzte 390.000 Patienten<br />
in Deutschland ein künstliches Hüft- oder<br />
Kniegelenk implantiert. Darin enthalten sind<br />
34.500 Wechseloperationen, bei denen im<br />
Invasive Therapien:<br />
Schmerzen gezielt behandeln<br />
Schmerzen an der Wirbelsäule<br />
lassen sich gezielt behandeln, wenn<br />
die Ursprungsstelle bekannt ist.<br />
Bei der Suche unterstützen bildgebende<br />
Verfahren wie die Computertomographie.<br />
Mit ihrer Hilfe lassen<br />
sich auch Arzneimittel millimetergenau<br />
an die Schmerzquelle bringen.<br />
Etwa jeder Dritte in Deutschland leidet nach Angaben<br />
der Deutschen Schmerzhilfe unter Rückenschmerzen.<br />
Bei Vielen helfen konservative Therapien wie Physiotherapie<br />
oder Schmerzmittel weiter. Versagen<br />
diese Behandlungen jedoch, setzen Experten der<br />
Schmerzmedizin zunehmend auf invasive Strategien:<br />
Sie kombinieren bildgebende Verfahren mit der Abgabe<br />
von Schmerzmitteln: „In solchen Fällen lassen<br />
sich durch eine sehr präzise und exakte Diagnostik<br />
an verschiedenen Strukturen der Wirbelsäule mögliche<br />
Schmerzquellen identifizieren. Über gezielte<br />
invasive Maßnahmen können sie ausgeschaltet<br />
werden“, erklärt Dr. Bruno Kniesel, Schmerztherapeut<br />
in Hamburg.<br />
Invasive Methoden, so Kniesel, seien dann angesagt,<br />
wenn die Schmerzen nach einem Jahr nicht nach-<br />
� Künstliche Endoprothesen<br />
– hier im Röntgenbild<br />
eine Totalendoprothese<br />
(TEP) des Hüftgelenks<br />
– können helfen<br />
die Beweglichkeit<br />
wiederherzustellen und<br />
Schmerzen zu lindern.<br />
selben Jahr ein Kunstgelenk<br />
erneut ersetzt<br />
werden musste. Die öffentliche<br />
Debatte um<br />
fehlerhafte Implantate<br />
und um mangelnde Aufsicht<br />
verunsichert die Patienten zunehmend.<br />
Prof. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen<br />
Uni-Klinik Regensburg und Bad<br />
Abbach, empfiehlt den Betroffenen daher,<br />
� Bei der Rückenmarkstimulation<br />
gibt eine Art<br />
„Schmerzschrittmacher“<br />
elektrische Impulse an<br />
die Rückenmarksnerven<br />
ab. Sie überlagern die<br />
Schmerzsignale, die über<br />
das Nervensystem an<br />
das Gehirn weitergeleitet<br />
werden.<br />
Sensorische<br />
Nerven<br />
Rückenmark<br />
Motorische<br />
Nerven<br />
Muskel<br />
Haut Nerv<br />
Elektroden<br />
lassen und eine Chronifizierung droht. Feinste Risse<br />
im inneren Bereich einer Bandscheibe beispielsweise<br />
können Schmerzen verursachen, auch ohne Bandscheibenvorfall.<br />
Solche Haarrisse lassen sich mittels<br />
der so genannten Diskographie nachweisen, bei<br />
der ein Kontrastmittel unter örtlicher Betäubung<br />
und Röntgenkontrolle in die Bandscheibe eingespritzt<br />
wird.<br />
Stehen die Facettengelenke der Wirbelsäule oder das<br />
Kreuz-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk) im Verdacht,<br />
die Schmerzen auszulösen, kann ein Betäubungsmittel<br />
ebenfalls unter Röntgenkontrolle genau an die ent-<br />
TITELTHEMA<br />
sich umfassend zu informieren, welche Behandlung<br />
in ihrem Fall die richtige ist: „Oft<br />
werden den Patienten keine Alternativen<br />
aufgezeigt und vorschnell Hüftgelenke eingesetzt“,<br />
erklärt Grifka, der auch Autor des<br />
Patientenratgebers „Die große Gelenkschule“<br />
ist.<br />
Die Qualität der Versorgung in Deutschland<br />
ist hoch: Kunstgelenke werden unter anderem<br />
materialtechnisch geprüft und an die Anatomie<br />
des Patienten angepasst. Kliniken, die beispielweise<br />
Kniegelenk-OPs vornehmen, haben<br />
mindestens 50 Eingriffe im Jahr nachzuweisen.<br />
Moderne Operationstechniken schonen die<br />
Muskulatur und ermöglichen eine schnelle<br />
medizinische Rehabilitation. Experten halten<br />
dennoch weitere Instrumente zur Qualitätssicherung,<br />
wie etwa das Deutsche Endoprothesenregister,<br />
für wichtig. Die Deutsche Gesellschaft<br />
für Orthopädie und Orthopädische<br />
Chirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Joachim<br />
Hassenpflug – unterstützt unter anderem<br />
vom AOK-Bundesverband und den Ersatzkassen<br />
– bringt es aktuell auf den Weg. Das<br />
Register sammelt in verschlüsselter Form<br />
Daten zum Implantat und zum Eingriff. Voraussetzung<br />
ist, dass der Patient der Erfassung<br />
seiner Daten zustimmt. Grifka und Hassenpflug<br />
sehen darin eine Chance, Fehler frühzeitig<br />
zu erkennen und zu beheben und so<br />
die Qualität dauerhaft zu gewährleisten. ■<br />
Wirbelkörper<br />
sprechende Nervenstruktur gespritzt<br />
werden. Eine weitere Möglichkeit<br />
ist die so genannte Rückenmarkstimulation:<br />
Ein schrittmacherähnliches<br />
implantierbares medizinisches Gerät gibt elektrische<br />
Impulse an die Rückenmarksnerven ab. Sie<br />
überlagern die Schmerzsignale, die über das Nervensystem<br />
an das Gehirn weitergeleitet werden.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie<br />
mahnt allerdings, die Methode nicht unkritisch anzuwenden.<br />
Vor dem Eingriff ist eine genaue Diagnostik<br />
notwendig. ■<br />
<strong>MEIN</strong> <strong>GESUNDES</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7<br />
Quelle: Medtronik